Nr.2/2011 März, April, Mai 20.Jahrgang Pferdeschutz aktuell “Ohne Wahrheit ist es unmöglich, irgendwelche Prinzipien oder Regeln im Leben zu befolgen“ Mahatma Gandhi Liebe Mitglieder und Gönner, liebe Leserinnen und Leser! In unserer Zeit ist die Informationsflut gewaltig und die Möglichkeiten, sich Berichte oder Kommentare zu den verschiedensten Themen zu verschaffen, sind nahezu unbegrenzt. In keiner Zeit war es möglich, so rasch aktuelle Informationen zu erfahren und das Internet ist oft schon den Zeitungen in der Aktualität voraus. Info-Blatt des Österreichischen Pferdeschutzverbandes 1130 Wien, Auhofstraße 221/1/16, Te. 0664/4607051 Email: office@ pferdeschutzverband.at Homepalge: www.pferdeschutzverband.at Was bringt die neue Fiaker-Novelle? Die immer wiederkehrenden Beschwerden und die bekannten Missstände veranlassten die Stadtregierung zu einem Entwurf zu gesetzlichen Änderungen und Neuerungen. Derzeit gibt es in Wien 40 Fiaker-Betriebe mit 200 Kutschen. Bei den Kontrollen gab es im Jahr 2009 72 Anzeigen und im Jahr 2010 28 Anzeigen. Im allgemeinen, so die Stadt Wien, werden die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten, So nützlich es auf der einen Seite sein kann, so birgt es doch auch andererseits die Gefahr des Missbrauchs und der Fehlinformation. Besonders in so manchen Foren und sog. Internetplattformen tauchen immer wieder Unwahrheiten, falsche Behauptungen oder sogar Anschuldigungen auf. Auch gut gemeinte Eintragungen, von denen der Betroffene keine Kenntnisse und auch keine Zustimmung gegeben hat, sind entbehrlich und nicht hilfreich. Jeder, der auf irgendwelche dubiosen Einträge stoßt, sollte sich über den Wahrheitsgehalt vergewissern und nicht alles für bare Münze halten. Eine E-Mail-Anfrage an den Betroffenen kann durchaus sinnvoll sein und eventuelle Zweifel und Missverständnisse ausräumen. Grundsätzlich gilt die Meinungsfreiheit, doch muss auch gegen vorsätzliche Schädigungsabsichten sowie Verleumdungen entschieden und entschlossen vorgegangen werden. Allen unseren Mitglieder und Freunden wünsche ich ein erholsames Osterfest und danke im Namen der Pferde für die Unterstützung. Ihr Manfred Lottes (Obmann) Inhalt dieser Ausgabe: Seite 1 Fiaker-Novelle Seite 2 Buchbesprechung Bericht aus Wolfgraben—Araberzucht Seite 3 Neues von unseren Pferden Fiaker-Novelle Fortsetzung Seite 4 Neue Tierklinik Verwahrloste Rinderhaltung Reaktionen auf unsere kritischen Worte über Zustände in Reitbetrieben Doch gegen die „Schwarzen Schafe― wird auch künftig seitens Polizei, Veterinäramt und Tierschutz konsequent vorgegangen werden. Bereits im Vorjahr hatten wir Vorschläge bezüglich Fahrausbildung an die Stadt Wien und die Wirtschaftskammer Wien übermittelt. Von beiden erhielten wir die Zusage, dass unsere Vorschläge berücksichtigt werden. Geplante gesetzliche Änderungen und Neuerungen (Auszug): Die Standplätze in der Innenstadt dürfen künftig nur mehr in der Zeit von 10 bis 22 Uhr angefahren werden. Die Betriebszeiten für Fiaker– und Pferdemietwagenunter- >> Impressum: Pferdeschutz aktuell – Mitteilungsblatt des Österreichischen Pferdeschutzverbandes (gegründet 1959). Herausgeber und Medieninhaber: Österreichischer Pferdeschutzverband, 1130 Wien, Auhofstraße 221/1/16. Telefon 0664/4607051 Redaktion: Manfred Lottes, Adresse wie oben. Layout: eigene Produktion. Digitaldruck, Erscheinungsweise 3-4 x jährlich. Bank: Volksbank Wien, Konto-Nr. 406 79266 003, BLZ 43.000 Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: Pferdeschutz aktuell ist ein Informationsblatt des Österreichischen Pferdeschutzverbandes. Vereinsregisternummer ZVR 029635739. Dieser Verein ist gemeinnützig im Sinne der §§ 34 ff der Bundesabgabenordnung. Buchbesprechnung Karin Tillisch Selbstbewusst mit Pferden Vertrauensvoller Umgang ohne Angst und Stress 80 Seiten, 17x 24 cm, ca. 55 farb. Abb. Softcover, Cadmos Reiterpraxis ISBN 978-3-84041502-9 Preis: EUR 10,95 CADMOS Geiselnahme, Beamter, Züchter und Zuchthengst tot Anfang März wurde bekannt, dass das Arabergestüt in Wolfsgraben in Schwierigkeiten geraten war und 5 ältere Pferde versteigert hätten werden sollen. Zugleich mit anderen Tierschutzorganisation erfuhren wir von der Angelegenheit und überlegten, was zu tun sei, da ja bekanntlich sich für ältere Pferde vermutlich nur Metzger interessieren würden. Auch der Referent, der mit der Durchführung der Versteigerung betraut war, begrüßte das Interesse der Tierschützer. Zum festgesetzten Termin fuhren war also zum Gestüt, wo sich zahlreiche Interessenten einfanden. Doch aus der Versteigerung wurde nichts, da der Besitzer nicht anwesend war. Außerdem wies die Betreuerin darauf hin, dass sich unter der Pferdegruppe auch Pferde von Einstellern befänden, sie aber diese nicht kenne. Dadurch war eine Schätzung der Tiere sowie auch die Versteigerung nicht möglich und somit wurde die Angelegenheit auf einen späteren Zeitpunkt verschoben Der Umgang mit einem großen, starken und schnellen Tier wie dem Pferd kann Ängste unterschiedlicher Art hervorrufen—ob beim Reiten oder im Umgang, fast jeder Reiter kennt Situationen, in denen ihm mulmig wurde oder sogar Angst bekam. Dabei werden solche Situationen oft schon entschärft, wenn der Reiter das Pferd besser kennt und weiß, warum es sich so verhält. Weil aber auch das nicht immer ausreicht, erklärt Showprofi Karin Tillisch anschaulich die Mechanismen der Angst und gibt zahlreiche praxiserprobte Tipps für einen neuen, selbstbewussten Umgang mit dem Vierbeiner; vom Putzen und Führen über das Verladen bis zum Reiten. Darüber hinaus erläutert sie, wie die (übertriebene) Sorge um das Pferd sowie zwischenmenschliche Stressfaktoren am Stall bewältigt werden können—damit das Lieblingshobby wieder Spaß macht. Aus dem Inhalt: Was ist Angst? Die Art der Angst und ihre Überwindung Angst im Umgang mit Pferden Angst um das Pferd Angst vor dem Reiten Angst und Stress im Reitstall Claudia Jung Zwei Wochen danach eskalierte die Angelegenheit. Die Medien berichteten ausführlich über die Geiselnahme in der BH Klosterneuburg. Der 55-jährige Täter aus Wolfsgraben schoss auf einen Abteilungsleiter der BH, nahm eine Geisel, die sechs Stunden um ihr Leben zittern musste. Wie später bekannt wurde, hatte der Täter drei Personen im Visier: den Amtstierarzt, den Abteilungsleiter und einen Forsttechniker. Während der Geiselnahme telefonierte der Pferdehalter mit dem Salzburger Tierschützer und Gründer von Gut Aiderbichl Michael Aufhauser, da er seine Pferde gut versorgt wissen wollte. Der Tierschützer schilderte, dass ihm Fuchs die Frage stellte, ob Gut Aiderbichl seine 16 Pferde aufnehmen könne. >>>> Pferde richtig massieren Sanfte Hilfe mit den Händen 128 Seiten, 17x 24, ca. 90 farb. Abb. Softcover, Preeis € 19,90 ISBN: 978-3-8404-1010-9 CADMOS Ob zur Vorbereitung des Trainings, zur Kontrolle auf kleinste Verletzungen und Blockaden oder einfach Wellnessbehandlung: Massagen sind für den Vierbeiner eine Wohltat und können einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung der Muskulatur sowie des Organismus insgesamt leisten. Aus dem Inhalt: Muskeln– die Bewegungsmacher: Anatomie und Physiologie Verspannungen und Schmerzen erkennen Massage—sanfte Arbeit mit tiefer Wirkung Die besten Massagegriffe—einfach und wirkungsvoll Muskelproblemzonen verschiedener Pferdetypen Die Versteigerung wurde kurzfristig abgesagt. Der Halter hinterließ einen Zettel mit der Begründung seiner Abwesenheit. Nicht auszudenken die Auswirkung, wäre der Halter dort mit seinen Waffen aufgetaucht. Sicherlich hätte es noch ein schlimmeres Blutbad gegeben. Vor der Geiselnahme erschoss er aber noch seinen Zuchthengst, den die Betreuer im Roundpen (oben im Bild) gefunden hatten. Neues von unseren Pferden Geiselnahme (Fortsetzung) Die Hintergründe der Wahnsinnstat: Um einen Unterstand für seine Pferde bauen zu können, errichtete der Pferdehalter vor sechs Jahren eine illegale Aufschüttung. Die BH ordnete jedoch die Abtragung der Aufschüttung an. Da der Pferdehalter der Aufforderung nicht nachkam, erledigte die BH die Arbeiten selbst - über eine Baufirma - und stellte die Kosten in Rechnung. So kam es im Zuge der Exekution zur beantragten Versteigerung der Pferde. Darüber hinaus waren die Pferde mangelhaft betreut. Im Unterstand war Wochen lang nicht ausgemistet worden, minderwertiges Heu lag beim Stalleingang. Auf dem gegenüberliegenden Areal, wo sich vier Hengste befanden, war die Umzäunung den Erfordernissen nicht entsprechend. Die Tiere waren ungepflegt und mindergut gefüttert. Der Amtstierarzt kontrollierte die Haltung und leitete ein Verfahren ein. Der Verein Gut Riedenhof schaltete sich ein, brachte Futter zu den Pferden, säuberte die Stallungen und sicherte die Versorgung der Pferde. Der Pferdehalter hatte zwar eine Helferin, die aber sichtlich mit den Arbeiten überfordert war. Aufgrund eines Duldungsbescheides der Veterinärabteilung der BH, mußte der Halter akzeptieren, dass vom einem Tierschutzverein die Tiere weiterhin betreut werden sollten. Dies dürfte der letzte Anlaß zur Eskalation und letztlich zur Geiselnahme geführt haben. Nun haben Leute von Gut Aiderbichl die Versorgung der Pferde übernommen. Aufhauser hat sich auch bereit erklärt , die Tiere zu übernehmen. Nun ist das Verlassenschaftsgericht am Zuge. Berichten zufolge sollen Schulden in Höhe von € 700.000 vorhanden sein. Letzte Meldung: Der vom Pferdebesitzer angeschossene Beamte Starb trotz intensiver Bemühung der Ärzte. Fiaker-Novelle (Fortsetzung von Seite 1) nehmen bleiben aber unverändert. Die jährlich durchgeführte Konzessionsüberprüfung beinhaltet künftig die Verpflichtung zur Vorführung des gesamten Kutscheninventars, Geschirre und aller Pferde. Neben den jährlich durchzuführenden veterinärmedizinischen Untersuchungen der Pferde durch die MA 60 werden darüber hinaus bei zusätzlich verstärkten Kontrollen auch externe Expertinnen und Experten für die Bereiche Orthopädie und Hufbeschlag beigezogen. Es wird verstärkt darauf geachtet, dass die Pferde regelmäßig gefüttert und ihnen anschließend eine mind. einstündige Ruhezeit gewährt wird. Die Kutscherinnen und Kutscher werden verpflichtet, ein Fahrtenbuch zu führen, in dem u.a. Abfahrt vom Stall, Fütterungspausen und Anzahl der Fuhren zu vermerken sind. Die Vergabe der Stellplätze wird konkretisiert. Grüne Platzkarten berechtigen zum Auffahren auf Standplätze im 1. Bezirk an geraden Kalendertagen, rote an ungeraden. >>> Ende März mussten wir unsere Aprilja (27) einschläfern lassen. Durch Arthrosen und eine Schwäche in der Hinterhand konnte sie nicht mehr aufstehen und alle Versuche, sie wieder auf die Beine zu bringen, brachten keinen Erfolg. Schon im vergangenen Herbst hatten wir Schwierigkeiten, sie wieder in die Höhe zu bringen, doch es gelang noch mit Medikamenten. Diesmal versagten auch die Injektionen. Leider erlitt unser Jolly (fast 31) kürzlich einen Schlaganfall und konnte nicht mehr aufstehen. Da eine Behandlung keinen Erfolg mehr versprach, musste auch er eingeschläfert werden. Bis zuletzt war er bei bestem Appetit und munter. Der Abgang kam völlig überraschend. Der Winter, der uns diesmal durch die lange Frostperiode sehr zugesetzt hat, ist gottlob vorbei. So können sich unsere Schützlinge schon auf die grünen und saftigen Wiesen freuen. Fiaker-Novelle (Fortsetzung) So ist sichergestellt, dass die Gespanne nicht täglich im Einsatz sind. Damit werden die Ruhezeiten für die Tiere ausgeweitet. Um einen einheitlichen Vollzug zu gewährleisten, sind künftig Auslaufflächen für die Pferde in angrenzenden Gemeinden nicht mehr gestattet. Sie müssen sich in Wien befinden. Bei der Fiaker-Fahrdienstprüfung wird noch mehr Augenmerk auf den Tierschutz gelegt. Die Kutscher müssen in tierschutzrelevanten Aspekten sattelfest sein. In Zukunft soll es auch einen verbindlichen Ausbildungslehrgang für Kutscherinnen und Kutscher geben. Des weiteren wird es künftig einen einheitlichen Strafkatalog mit klar definierten Strafhöhen für jedes Vergehen geben. Die Höchststrafe wird bei 3.500 Euro liegen, die Mindeststrafe bei 140 Euro. (Quelle Wien.at) In der Praxis wird sich zeigen, ob die neuen Bestimmungen für die Pferde von Vorteil sind und ob auch die Durchführung klappt. Nicht sehr günstig ist die Regelung bezüglich Auslaufflächen sowie auch die langen Betriebszeiten. Neue Tierklinik im Weinviertel Bedenkliche Zustände bei Rinderhaltung Vor kurzem wurde in Hausleiten in Niederösterreich eine Tierklinik eröffnet. Die beiden Tierärztinnen Mag. Marion und Mag. Susanne Seebauer wagten den Sprung in die Selbstständigkeit . Beide konnten bisher sehr viel Praxis und Erfahrung in der Tierklinik Mitterndorf erwerben, wo sie mit Im Zuge unserer Kontrolle betreffend einer Pferdehaltung in Statzendorf bei Herzogenburg, haben wir eine verwahrloste Rinderhaltung entdeckt. Bei der Besichtigung der Offenstallhaltung war offensichtlich, dass der Unterstand für 7 Pferde flächenmäßig nicht entsprach sowie ein weiteres Dach ohne Seitenwände keinen ausreichenden WitterungsSchutz darstellte. Bei den Rindern nebenan war der Mist stellenweise mind. 2 Meter hoch, sodass ein Teil der Tiere wie auf einen Hügel stand. (Bild 1,) Das Wasser war verschmutzt, kein Futter war vorhanden und ein totes Kalb lag im Auslauf. Wir schalteten umgehend die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten― ein, die mit zwei Mitarbeiterinnen sofort eine Besichtigung vor Ort durchführten. Der Amtstierarzt wurde umgehend von dieser Haltung informiert mit dem Ersuchen um entsprechende Maßnahmen in die Wege zu leiten. Mit dem Ausmisten wurde zwar begonnen, doch diese geht schleppend voran. Inzwischen sind die Pferde auf ein anderes Areal mit Stallgebäude verbracht worden. (Bild 3)Die Freilandhaltung (Bild 2) ist sicher sinnvoll, doch sollten die hygienischen Zustände auch den Erfordernissen entsprechen. viel Engagement und Liebe zahlreiche Vierbeiner betreuten. Auch einige unserer sog. Wildpferde waren bei beiden Tierärztinnen in besten Händen. Wir wünschen den beiden Schwestern weiterhin viel Erfolg und gutes Gelingen im eigenen Betrieb. Tierarztpraxis Seebauer Mag. Med. vet. Marion Seebauer Mag. Med. vet. Susanne Seebauer 3464 Hausleiten, Hauptplatz 1 Tel. und Fax 02265/61507 Mobil: 0664/73 07 77 20 [email protected] Die Debatte geht weiter Großes Echo brachte unser Leserbrief in der Pferdezeitschrift „Pferdplus― zum Thema Reitschultest bzw. Kritik an der Dienstleistung von Einstellbetrieben. In den darauffolgenden Zuschriften wurden unsere Bemerkungen zu den Problemen in Einstellbetrieben mit großer Zustimmung zur Kenntnis genommen und mit Fällen aus der Praxis bestätigt. Natürlich haben sich auch seinerzeit über diese Tests Funktionäre und manche Reitstallbesitzer maßlos aufgeregt. Bei manchen Leuten ist Kritik nicht erwünscht und es kann nicht sein was nicht sein darf. Kommt uns irgendwie bekannt vor und ist in unseren Tagen weit verbreitet. Doch trotz eventueller Anfeindungen werden wir selbstverständlich jede Bemühung um Aufdeckung von Missständen unterstützen.
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