Energie und Versorger Energie-Bündel Mit seinem virtuellen Kraftwerk ermöglicht Energy2market dezentralen Stromerzeugern den Marktzugang A Die Leipziger e2m handelt mit Strom aus erneuerbaren Energien, den sie aus dezentralen Energieanlagen kleiner und mittelgroßer Erzeuger bündelt. Durchschnittliche jährliche Wachstumsrate 229 Prozent Umsatz 2014 261 Mio. Euro Mitarbeiter 2014 59 Geschäftsführer Andreas Keil Sandy Pfund Gegründet 2009 112 Sandy Pfund (links) und Andreas Keil leiten Energy2market gemeinsam Wir sind auf die zukünftige Energiepolitik der Bundesregierung recht gut eingestellt“ Sandy Pfund, Geschäftsführer für eine fixe Einspeisevergütung zu kassieren. Die neue Möglichkeit, an Großabnehmer oder Börsen zu verkaufen, versprach langfristig ein besseres Geschäft. Eine besondere Herausforderung stellte dabei anfangs der Einbezug der kleinen und dezentralen Erzeuger in die sogenannte Regelleistung dar. Diese dient als rasch verfügbare Reserve dazu, Schwankungen im Stromnetz kurzfristig auszugleichen. Das technische Anbinden, Überwachen und Steuern großer Energiemengen von kleinen Erzeugungsanlagen war lange Zeit nicht praxiserprobt. Heute ist e2m vor allem im Bereich Biogasanlagen mit knapp 30 Prozent der installierten Leistung Marktführer. Der Handelsraum am Leipziger Firmensitz dient auch als Leitstand des virtuellen Kraftwerks von e2m. Rund um die Uhr beobachten Mitarbeiter auf ihren Monitoren FOCUS-Spezial Fotos: Michael Bader (2) und Enrico Hoelters/alle Energy2Market energy2 market ndreas Keil weiß, wie es sich anfühlt, „wenn einer auf der Zielgeraden zu verhungern droht“. Früh hatte der Energiehändler Wind bekommen von einer anstehenden Gesetzesänderung, die nach seiner Einschätzung den Markt für regenerative Energien komplett umkrempeln würde. 2008 verbreitete sich die Nachricht, die Bundesregierung plane den Einstieg in die Direktvermarktung von Ökostrom. Keil schlug seinem damaligen Chef vor, künftig viele kleine, dezentrale Anlagen in sogenannten Pools zusammenzufassen und deren Strom gemeinschaftlich zu vermarkten. Als dieser nicht anbiss, zog Keil die Konsequenz und gründete 2009 sein eigenes Handelsunternehmen Energy2market – kurz: e2m. Mit dem Startschuss der Direktvermarktung von Ökostrom 2012 kam das Geschäft rasch auf Touren. Immer mehr Betreiber von Windkraft-, Solar- oder Biogasanlagen verabschiedeten sich davon, ihren Strom in das Netz einzuspeisen und da- die Marktbewegungen, immer auf der Suche nach Chancen. Zudem haben sie die aktuelle Position der Pools stets im Blick und können im Fall von Störungen eingreifen. „Wir sind in der Lage, im Sekundentakt zu handeln“, erläutert Sandy Pfund, der heute neben Gründer Keil die Geschäfte der e2m führt. Zugleich steuert das Team in Leipzig, je nach aktuellem Bedarf, die Produktion und fährt die angeschlossenen FOCUS-Spezial Anlagen automatisch hoch oder runter. Mit einer Gesamtleistung von mehr als 3500 Megawatt ist e2m heute einer der führenden Direktvermarkter erneuerbarer Energien in Deutschland. Mehr als 3000 kleine und mittlere Erzeuger bündelt das Unternehmen in seinem virtuellen Kraftwerk, darunter Biogas-, Wind- und Photovoltaikanlagen. Das stürmische Wachstum der ersten Jahre dürfte erst einmal vorbei sein. „Wir gehen von ei- ner Konsolidierung aus“, bekräftigt Pfund. Gleichwohl rechnet e2m auch für 2015 mit einem Plus von rund 15 Prozent. Das sei „ein sehr gesundes Wachstum, denn das Ergebnis zieht mit“, so Pfund. Die Perspektiven hält er für gut. „Wir sind auf die künftige Energiepolitik, wie sie im Weißbuch der Bundesregierung skizziert wird, recht gut eingestellt.“ Im Handelsraum am e2m-Hauptsitz in Leipzig wird rund um die Uhr und sieben Tage pro Woche Strom gehandelt Till Behrend 113
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