Landtechnik TOP AGRARTEST Pfund für die Front Güttler bietet seinen Frontpacker Avant bis 6 m Arbeitsbreite an. Wir haben das Schwergewicht mit Zinkenvorsatz vor verschiedenen Sägeräten eingesetzt. E s gibt zwei Strategien: Entweder beschwert man die Schlepper vorderachse beim Drillen mit ei nem Gewicht – das ist billiger Ballast. Oder man bindet die Fronthydraulik mit in die Bodenbearbeitung ein. Letz teres haben wir mit dem Frontpacker Avant 610-56 U von Güttler über eine komplette Saison gemacht. Herr der Ringe:Der Aufbau des 6,15 m breiten Vorsatzes ist schnell erklärt. Herzstück des Frontpackers ist die von einem stabilen Rahmen getragene Simplex-Prismenwalze mit 56 cm gro ßen Ringen. Um etwas Gewicht zu spa ren, sind die Ringe nicht geschlossen, sondern als Speichenrad gefertigt. Ein Foto: Küper Liegt wie ein Brett: Der GüttlerPacker kommt ohne Lenkbock aus. Leichte Kurvenfahrten sind mit dem Avant möglich. 122 top agrar 9/2015 Ring besteht aus zwei Hälften, die mit insgesamt vier Schrauben auf eine 140 x 140 mm große Vierkantwelle ge klemmt sind. Falls doch mal ein Pris menring ersetzt werden muss, ermög licht dies einen schnellen Austausch, ohne dass man dafür die komplette Walze zerlegen muss. Laut Güttler kommt dies aber selten vor, da die Ringe aus besonders bruch festem Sphäroguss gefertigt sind. Wir hatten in unserem Testjahr jedenfalls keinen Ausfall zu verzeichnen, waren allerdings auch auf weitgehend stein freien Böden unterwegs. Die klappbare Walze ist in drei Seg mente aufgeteilt: Das mittlere Element ist 1,80 m breit, die beiden Ausleger rol len mit 2,17 m über den Boden. Die Wel len sind in doppelt abgedichteten Ku gellagern gelagert. Insgesamt bringt die 6 m-Walze gut 2 t auf die Waage. Alter nativ gibt es die Ringe auch aus leich tem, strapazierfähigem Kunststoff. Das spart 400 kg. Intensiver mit Zinken:Unser Front packer war zusätzlich mit dem Zinken vorsatz „Kulti“ ausgestattet. Seine drei Reihen Feder zinken, die einen Quer schnitt von 45 x 12 mm und eine Schar breite von 3 cm haben, ebnen den Bo den bereits vor der Walze ein. Auf Ge pflügtem klappt das gut, auf Mulchsaatflächen mit hohen Strohmen gen mussten wir allerdings auch mal die mittlere Reihe Zinken ausbauen. Zwar ist der Durchgang nach oben mit 46 cm ausreichend, der kurze Balkenabstand von 25 cm kann bei 15 cm Strichabstand allerdings zum begrenzenden Faktor werden. Aber auch mit 24 statt 36 Zin ken ist das Arbeitsergebnis der Pa cker-Kombi noch sehr in Ordnung. Das Einstellen der beiden Zinken felder lässt kaum Wünsche offen. Mit je zwei Spindeln lassen sich die beiden Segmente stufenlos in Höhe und Neigung verstellen. Mit dem Schlepper- Oberlenker muss man beim 6 m-Avant dagegen etwas kämpfen. Dieser sollte einigermaßen kurz sein, sonst reicht die Aushubhöhe nicht zum Klappen. Und wo wir gerade bei der Kraft sind: Mit Zinkenvorsatz wiegt der Avant stolze 2,9 t – die sollte die Fronthydrau lik auch stemmen. Warnen können wir nur vor zu feuchten Bedingungen: Läuft die Walze voll Erde, ist die Hubkraft reserve auch bei großen Traktoren schnell aufgebraucht. Das war aller dings nur einmal der Fall, denn die Sim plex-Walze hat einen wirklich guten Selbstreinigungseffekt. Alternativ zum 3-balkigen Zinkenvorsatz bietet Güttler für seinen Avant auch einen einreihigen Einebnungsstriegel an, der aber eher für leichte Böden vorgesehen ist. Wir haben den Frontpacker vor einer 6 m breiten Kreiseleggen-Drillkombi nation zu Raps, Getreide und auch Mais eingesetzt. Egal auf welchem Boden und zu welcher Saat: Die Kreiselegge konnten wir immer deutlich flacher einstellen, als es ohne Frontpacker der Fall gewesen wäre. Der Boden wurde so weit rückverfestigt, dass die Schlepper räder eine vergleichsweise flache Spur hinterließen. Mit Frontgewicht spurt der Schlepper deutlich tiefer ein – diese Spur muss die Kreiselegge anschließend wieder verfüllen. Schneller mit Packer:Den Effekt konnten wir auch bei der Saatgutablage feststellen. Die Schare können das Korn gleichmäßiger und – wenn erforderlich – flacher ablegen. Vor allem beim Mais legen, wo in der Regel zwei Aggregate in der Schlepperspur arbeiten, macht sich das bemerkbar. Durch die bessere Rück verfestigung vor der Saat, kann man sich in vielen Fällen auch das Anwalzen nach der Saat und damit einen zusätzli chen Arbeitsgangs sparen. Gespannt waren wir natürlich auf den Kraftbedarf. Unsere Sorge, dass un ser 300 PS-Schlepper mit einem solchen Frontgrubber in die Knie geht, wurde nicht bestätigt – im Gegenteil! In der Regel konnten wir mit Frontpacker 2 bis 3 km/h schneller fahren als ohne. Was der Packer vorne an Kraft kostet, spart er hinten allemal wieder ein. Und den besseren Fahrkomfort beim Drillen lernt man von der ersten Stunde an zu schätzen. Mehr Auslastung:Um das Einsatz spektrum zu erweitern, haben wir mit dem Frontgerät auch Rapsstoppel bear beitet. Hier muss die mittlere Zinken reihe raus, damit der Grubber nicht ver stopft. Als Kontergewicht im Heck sind mindestens 1 000 kg erforderlich. Den Zinkenvorsatz haben wir so eingestellt, dass er nur minimal den Boden an kratzt, um den Raps nicht zu vergraben. Das klappt gut. Geschwindigkeiten bis zu 18 km/h waren so drin. Mit unserem 300 PS-Schlepper kamen wir auf eine Flächenleistung von knapp 8 ha/h bei einem Spritverbrauch von 2,9 l/ha. Zum Vergleich des Auflaufverhaltens des Ausfallraps haben wir Streifenver suche mit einem Schlegelmulcher ange legt. Das Arbeitsbild des Mulchers sieht natürlich deutlich sauberer aus, es blei ben weniger Stängel stehen. Die Front walze überleben etwa 40 % der Stängel. Allerdings sind sie angeschlagen oder angeknickt, sodass auch sie verrotten können. Beim aufgelaufenen Raps konnten wir nach drei Wochen keine Unterschiede zwischen den beiden Va rianten feststellen. Auch zum Niederwalzen von Zwi schenfrüchten eignet sich die Güttler- Prismenwalze. Allerdings muss man den Zinkenvorsatz dann komplett ab bauen. So lässt sich das immerhin gut 19 000 € teure Frontgerät bei vielen Ar beiten einsetzen und damit ordentlich auslasten. Bleibt ein Manko: Trotz einer Transportbreite von nur 2,7 m ist der Straßentransport sehr unübersichtlich. Und mit 5 m Abstand von der Lenkrad mitte ist ein Begleitfahrzeug auf der Straße Pflicht! Jan-Martin Küper Schnell gelesen • Den Frontpacker Avant gibt es als Solo-Walze oder mit 3-balkigem Zinkenvorsatz. • Die Rückverfestigung über die ganze Arbeitsbreite bringt eine gleichmäßigere Saat gutablage. • Zur besseren Auslastung lässt sich der Avant auch zur Stoppelzerkleinerung ein setzen. top agrar 9/2015 123
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