Das Monster vom Karpfenteich

„Das Monster vom Karpfenteich“ ist ein Projekt der Kinder und
Jugendarbeit in der Gemeinde Melchow. Der Jugendklub in
Melchow diente hierbei als Arbeitsraum. Die Projektleiterin
Manuela Körtge arbeitete dort zusammen mit den Kindern Anna
Speer, Jeannette Krause und Nele Heenemann an den Inhalt des
Buches.
Das Hauptthema ist der Missstand rund um den Karpfenteich,den
zentralen Teich in Melchow, weil die Umweltproblematik Schwerpunkt der Kinder und Jugendarbeit im Amt Biesenthal - Barnim ist.
Die drei Mädchen gaben die Grundlagen für die Idee. Für die
schriftliche und grafische Umsetzung wurde die Illustratorin Julia
Körtge zurate gezogen - www.glotzkommode.de.
Das Monster
vom
Karpfenteich
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Kapitel I
Inmitten des kleinen Dorfes Melchow befindet sich der Karpfenteich, von den Einheimischen hauptsächlich Kapscha genannt.
Leider kümmerten sich nicht genügend Menschen um den Teich.
Plastiktüten wehten wie Fahnen am Schilf, bunte Bierdeckel zierten
das Ufer und gelegentlich fand man auch einen verlorenen Autoreifen. Der Karpfenteich war über die Jahre zur Müllhalde geworden.
Das war sehr schade, denn so konnte man nicht mehr wie früher
darin baden. Doch ich will euch von einem ganz besonderen Tag
erzählen. Von einem Tag, an dem sich alles änderte.
Es war Winter in Melchow und der Teich war zugefroren. Die
Sonne lachte und ein eisiger Wind wehte, als sich Anna, Nele und
Jeannette gemeinsam auf den Weg zum Karpfenteich machten. Die
drei Mädchen kannten sich schon von klein auf und verbrachten
viel Zeit miteinander. Heute wollten sie endlich Schlittschuhlaufen
gehen. Das Wetter war herrlich und die Eisdecke dick genug. Der
Karpfenteich war zwar nicht schön anzusehen, aber wo sollten sie
auch hin? Melchow ist umgeben von einem dunklen Wald, in dem
man sich nicht nur als Kind schnell verlaufen kann. Und überhaupt,
wer mag nicht gerne Schlittschuhlaufen? Albern zogen sie ihre
Kreise auf dem Eis, als Anna plötzlich inne hielt.
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KRCKZZZ!
»Hey, habt ihr das gehört?«, fragte sie ihre Freundinnen.
»Hier ist noch jemand.«
»Ach, du spinnst! Wir sind doch alleine hier.«
»Nein, wirklich! Ich hab’s doch gehört!«, beteuerte Anna und
stemmte verärgert die Hände in die Hüfte.
»Hier IST jemand!«
»Na klar, Anna. Und gleich kommt ein riesiges Monster und frisst
dich auf!«
Nele packte sie geschwind an den Schultern, so dass sie erschrocken zusammenzuckte.
KRCKZZZ! KRCKZZZ!
Plötzlich knackte es erneut unter dem Eis und ein kleiner Riss
erschien auf der vereisten Oberfläche. Entsetzt wichen sie zurück,
als plötzlich ein großer dunkler Schatten unter ihren Füßen vorbei
huschte.
»Oh Gott! Was war das?«, flüsterte Anna und blickte in die schockierten Gesichter ihrer Freundinnen.
Diese zuckten nur nervös mit den Schultern. Sie wären am liebsten
davongelaufen, doch die Neugier war einfach zu groß. Vorsichtig
krochen sie zum Riss und drückten ihre Nasen auf das Eis. Genau in
diesem Moment kam der unbekannte Schatten näher und schlug
erneut gegen die Oberfläche. Nun bekamen sie es doch mit der
Angst zu tun und verließen fluchtartig den Kapscha.
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Kapitel II
Aufgeregt rannten Sie zu ihrem Klubhaus am Bahnhof. Die Tür
fiel mit einem lauten Knall ins Schloss, als sie schließlich dahinter
verschwanden. Jetzt fühlten sie sich endlich sicher.
»Oh mein Gott...was...was war das?!«, fragte Anna keuchend.
Sie griff in die Schüssel mit den süßen Fruchtgummischlangen auf
dem Tisch und kaute nervös darauf herum.
»Ich...Ich...habe keine Ahnung.«, schnaufte auch Nele und ließ sich
neben ihrer Freundin auf das Sofa fallen. »Aber wir müssen etwas
dagegen tun. Nicht, dass noch jemand von dem Ding verletzt wird!
Das war ja so groß wie wir!«
»Ach! Und was, bitte schön?!«, fragte Anna spöttisch. »Vielleicht ist
das Ding gefährlich!«
Sie fand die Idee überhaupt nicht gut und wollte lieber im Klubhaus
bleiben.
»Eben. Nele hat Recht.«, entgegnete Jeannette.
»Wir müssen etwas tun! Wir könnten es zum Beispiel den Erwachsenen erzählen!«
»Ach die.«,maulte Anna und griff nach einer weiteren Fruchtgummischlange. »Die glauben uns doch eh kein Wort.«
POOCH. POOCH.
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Ein lautes schweres Klopfen an der Eingangstür riss die Mädchen
aus ihren Gedanken.
»Es ist uns gefolgt!«, schrie Anna und klammerte sich an den Arm
ihrer Freundin. »Es ist hier!«
POOCH. POOCH.
Das Klopfen wurde energischer.
»Wwwer ist da?«, stotterten sie ängstlich. Doch sie bekamen keine
Antwort. Stattdessen hörten sie ein lautes Rasseln. Die Augen der
Mädchen weiteten sich, als sie sahen, wie sich der Schlüssel im
Schloss zu drehen begann. Ängstlich krallten sie sich aneinander,
als die Tür mit einem großen Schwung aufflog. Eine große dunkle
Gestalt stand gespannt im Türrahmen und als es den Raum betrat,
knackte das Holz unter seinen Füßen.
»Hallo? Ist hier jemand?«
Es war Herr Lück, der Hausmeister des Klubhauses.
Den Mädchen fiel ein Stein vom Herzen, als sie seine Stimme
erkannten.
»Ach, Herr Lück. Wir sind es nur - Jeannette, Anna und Nele.«,
antworten sie verlegen und ließen erleichtert die Arme sinken.
»Aber Mädchen, warum schaut ihr denn so entsetzt?«
»Wir dachten, Sie wären das Monster vom Karpfenteich.«
Beschämt schauten sie auf ihre Füße.
Es war ihnen schon ein wenig peinlich, dass sie solche Angst gehabt
hatten.
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»Ich? Ein Monster?«, gluckste Herr Lück fröhlich.
»Und das auch noch aus dem Kapscha?«
»Ja! Wir haben nämlich eins gesehen.«, entgegnete Nele.
»Ach was! So ein Unsinn.«
»Doch! Haben wir! Und es war total schwarz und sooo groß...«
Sie hoben die Arme und erzählten lebhaft, was sie gesehen hatten.
Doch Herr Lück rieb sich nur weiter vor Lachen den Bauch.
»Kinder, seit ich hier lebe, habe ich kein Monster gesehen. In dem
Teich sind nur ein paar Frösche und Goldfische. Das Monster existiert nur in eurer Phantasie.«
»Seht ihr.«, grummelte Anna und zeigte vorwurfsvoll auf Herrn
Lück. »Keiner wird uns glauben.«
Sie sollte Recht behalten. Die Drei erzählten ihr kleines Abenteuer
noch einigen anderen Erwachsenen, aber keiner von denen glaubte
ihnen ein Wort. Und so kam es, dass sie es selbst vergaßen.
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Kapitel III
Es wurde schon wieder Frühling, als sich die Mädchen erneut am
Kapscha trafen, um am Ufer zu spielen. Schon aus der Ferne hörten
sie ein leises Wimmern und als sie näher kamen, sahen sie auf dem
Steg ein großes dunkles Wesen sitzen.
»Das Monster! Es existiert! Wir hatten Recht!«, fiepte Anna und
fuchtelte wie wild mit dem Zeigefinger in Richtung Steg. Rasch zog
Nele ihr Handy aus der Jackentasche.
»Schnell, lasst uns ein Beweisfoto machen.«
»Super Idee!«, lobte Jeannette ihre Freundin und klopfte ihr stolz
auf die Schulter.
»Wenn‘s sein muss.«, maulte Anna und verzog ihre Lippen zu
einem Schmollmund. Sie mochte die Idee überhaupt nicht, aber ein
Angsthase wollte sie auch nicht sein. Sie hoffte einfach, dass sie unbemerkt bleiben, weil das Monster inzwischen sehr laut schluchzte.
Vorsichtig schlichen sie sich also in gebückter Haltung näher an
den Steg. Das hohe Schilf diente ihnen dabei als gutes Versteck.
»Boa! Es stinkt ja fürchterlich!«, klagte Nele, als sie nur noch drei
Meter von dem Monster entfernt waren.
Sie rümpfte die Nase und hustete angeekelt.
»Wie faule Eier!«
»Pssssst...so sei doch leise! Sonst hört es uns noch.«, schimpfte Anna
und blickte verärgert zu Nele, die die Kamera scharf stellte.
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Ende der Leseprobe von:
Das Monster vom Karpfenteich
Julia Körtge, Manuela Körtge
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