p.7 Im Ganzen fanden bis zum Bundessängerfeste 79 Vorstandssitzungen statt. Die einzelnen Ausschüsse standen vor einem Problem, das nicht so leicht zu lösen war, denn die Zahl der Voranmeldungen zur Teilnahme am 10. Deutschen Sängerbundfeste hatte bereits eine derartige Höhe erreicht, dass alle bisher stattgefundenen Feste – selbst das letzte in Hannover mit seinen 40.000 Teilnehmern – weit in den Schatten gestellt wurden. Es gab keine Vorbilder. Nicht nur der Verkehrsausschuss und der Wohnungsausschuss standen vor gigantischen Aufgaben, auch die Frage der zu errichtenden Sängerhalle, um vor allen Eventualitäten des Wetters geschützt zu sein, verursachte langwierige Beratungen. Inzwischen wurde im Bauausschusse die Idee der Erbauung einer Holzhalle durch den Architekten Ing. Georg Rupprecht aufgeworfen. Das Projekt Rupprechts wurde nach ernstester Prüfung angenommen. Der Bau wurde der Firma Chromy übertragen, die in einem Zeit- p.8 raume von fünf Monaten die gewaltigste Holzhalle, die je zur Ausführung gelangte, auf der Jesuitenwiese im Prater fertig stellte. Diese Sängerhalle ist ein Wunderwerk der modernen Technik und fand in in- und ausländischen Fachkreisen einmütige Anerkennung. Sie ist 182 Meter lang, 110 Meter breit und besteht aus drei Hallenschiffen. Das Sängerpodium, auf dem gleichzeitig 40.000 Sänger Platz fanden, umfasst 7000 Quadratmeter und steigt in 32 fast zwei Meter breiten Stufen über sechs Meter an. Von der obersten Stufe hatte man einen imposanten Rundblick auf die Halle. An der Rück- und den beiden Seitenwänden des Podiums befinden sich breite Rampen, die den Aufmarsch des Sängerheeres in kürzester Zeit ermöglichten. Dank der vom Ordnungsausschuss getroffenen Maßnahmen war das Podium stetes innerhalb zehn Minuten gefüllt. Die einzelnen Stimmgattungen der p.9 jeweils mitwirkenden Sängerbünde sammelten sich außerhalb der Halle auf dem Festplatze an Seite 1 bestimmten Treffpunkten und der Ordnungsausschuss gab für jede einzelne Gruppe mittels Lautsprechern die Weisung zum Betreten des Podiums. Die Sängerhalle ist aus steirischem Fichtenholz bester Qualität erbaut. Für die Abholzung waren 17 Joch Wald erforderlich. Das zum Hallenbau verwendete Holz hat ein Gewicht von über zwei Millionen Kilogramm. Mehr als 5000 Schrauben, ungefähr 15.000 Klammern und etwa 14.000 sogenannte Ringdübel halten die Tausende von Stämmen zusammen, die der Riesensängerhalle das Gerippe geben. Die Arbeiten waren größtenteils für die Arbeiter, die hiebei bis zu einer Höhe von 25 Meter auf schmalen Balken stehend, zu arbeiten hatten, mit großen Gefahren verbunden. p.10 Um allen Eventualitäten des Winddruckes begegnen zu können, wurde ein Winddruck von 125 Kilogramm auf den Quadratmeter waagrechte und 25 Kilogramm auf den Quadratmeter lotrechte Fläche auf Grund der Erfahrung für unsere Gegenden im Einvernehmen mit dem Wiener Stadtbauamte angenommen. Die vordere Stirnwand kann demnach dem Druck einer Last von 25 Eisenbahnwagen Widerstand leisten. Die Kosten der Sängerhalle beliefen sich auf eine Million Schilling. Die Akustik der Sängerhalle wurde von allen Gästen anerkannt und gelobt und hat sich nicht nur bei den Probeaufführungen vor dem Feste, sondern insbesondere bei den einzelnen Hauptaufführungen als geradezu glänzend erwiesen. Auf dem Festplatze rings um die Halle herum breiteten sich 50 Kioske, eine Anzahl Gaststätten und Zelte aus. Bot der Festplatz p.11 schon vor dem Feste reges Leben und Treiben, so war der Verkehr während der Festtage geradezu imposant. Man konnte vor und nach den Hauptaufführungen nur schrittweise vorwärts kommen. Der Andrang der von auswärts gekommenen Festgäste sowie der Einheimischen war derart groß, dass viele keinen Einlass zu den Hauptaufführungen finden konnten. Die Postverwaltung errichtete ein eigenes Postamt, das den Andrang kaum bewältigen konnte. Seite 2 --p. 17 … Der Männergesangsverein „Arion“ aus Brooklyn und der Brooklyner Sängerbund trafen am 17. Juli mit Sonderschiff in Wien ein. Den amerikanischen Sängern wurde bei Ihrer Landung ein herzlicher Willkomm entboten. Zum Empfange hatten sich die Gesangvereine des zweiten Bezirkes und die Turner mit einer Musikkapelle eingefunden. Als das Schiff sich dem Ufer näherte sangen die Amerikaner das „Grüß Gott!“ --p. 23 Summarische Übersicht der musikalischen Veranstaltungen. Im Laufe der Festtage gelangt ein überreiches musikalisches Programm zur Abwicklung, das in nachstehende Gruppen zerfiel: 3 Hauptaufführungen in der Sängerhalle 49 Stundenkonzerte, die von 69 Gesangsvereinen bestritten wurden und in den Wiener Konzertsälen stattfanden. 3 Konzerte im Freien (Heldenplatz, Burghof) 3 Kirchenkonzerte (Liechtentaler, Augustinerund Alserkirche). 7 Bündekonzerte in der Sängerhalle. In die Durchführung dieser Konzerte teilten sich über 150.000 Sänger. --p. 52 In der Zeit vom 17. Bis 25 Juli fand eine Ausstellung in der Burg statt, welche im Auftrage des Deutschen Sängerbundes Berlin und im Einvernehmen mit dem Festausschuss für das 10. Deutsche Sängerbundesfest von der deutschen Sängerschaftsstelle in Wien, 1. Bezirk, In der Burg, durchgeführt wurde. In dem neuen Parterresaal der Hofburg wurde eine große Anzahl wertvoller und interessanter Objekte des Seite 3 p.53 Sängerwesens sowie aus den städtischen Sammlungen der Gemeinde Wien zur Schau gestellt. Im Anschluss an den Ausstellungssaal befand sich im großen Vestibüle die Treffbuchanlage für die auswärtigen Sängergäste. Die ersten Veranstaltungen. Der erste Begrüßungsabend in der Festhalle Schon lange vor der für den Begrüßungsabend in der Riesenhalle angesetzten Stunde versammelten sich etwa 15.000 Sänger in freudiger Stimmung zum ersten Abend. Bundesvorstandsstellvertreter des Ostmärkischen Sängerbundes, Schriftsteller Karl Engelhart, eröffnete den Abend. p. 54 Auf dem Podium hatten sich unterdessen die Mitglieder der „Nordmark“-Sänger aus Hamburg und Schleswig-Holstein versammelt, die unter ihrem Dirigenten, Ehrenbundeschormeister John J. Schäffler, drei Chöre, „Sturmbeschwörung“, „Wie´s daheim war“ und „Frühling am Rhein“, unter lautem Beifall zum Vortrag brachten. Jubelnd begrüßten sodann die Sänger den inzwischen erschienenen Präsidenten des Deutschen Sängerbundes, Rechtsanwalt Dr. Friedrich List, mit dem Sängergruß, worauf das Mitglied des Gesamtausschusses des Deutschen Sängerbundes, Bürgermeister Roth aus Leipzig, das Wort ergriff und den Schubertschen Geist pries, der das große Sängerfest in die Stadt Wien führte. Er wies darauf hin, dass noch der Tag des politischen und wirtschaftlichen Zusammenschlusses kommen werde und würdigte die jetzt schon deutlich zutage tretende Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft Wiens. Der Deutsch Volksgesangsverein Wien p.55 brachte hierauf unter Leitung seines Chormeisters Josef Ruhm mehrere Volkslieder, darunter „Es steht ein Baum im tiefen Tal“, ein burgenländisches Volkslied, „Schnadahüpfeln vom Grundlsee“ sowie mehrere sechsstimmige Jodler unter jubelndem Applaus der Zuhörer zum Vortrag. Seite 4 Dr. Georg Kotek sang durch den Lautsprecher seine berühmten „Almrufe“, die speziell die deutschen Gäste entzückten, und die Kapelle des Leipziger Männerchores unter Leitung des Kapellmeisters Rudolf Steinbach spielte unermüdlich flotte Weisen. So zeigte sich gleich am ersten Abend ein frohbewegtes Bild, dem die mit Fahnen in den Farben aller deutschen Länder und Gaue reichgeschmückte Sängerhalle einen würdigen Rahmen bot. Mit herzlichen Dankesworten des Vorstandsstellvertreters Engelhart schloss die Veranstaltung, die noch bis in die späten Abendstunden hinein die Gäste aus aller Welt fröhlich vereinte. p.60 Der offizielle Begrüßungsabend. Für 7 Uhr abends war der Beginn des offiziellen Begrüßungsabends in der Riesensängerhalle im Prater angesetzt, doch schon eine halbe Stunde vorher strömten so viele Tausende in die Halle, dass der Riesenraum im Nu überfüllt war. Auf der Sängertribüne hatten der Thüringer Sängerbund, der Sängerbund der Sudenten- deutschen, der Steirische Sängerbund und der Ostmärkische Sängerbund Aufstellung genommen. An langen, weißgedeckten Tischen hatten sich mittlerweile die Ehrengäste, darunter der deutsche Gesandte Graf Lerchenfeld, Bundeskanzler Dr. Seipel, die Bundesminister Dr. Schürff, Schmitz und Dr. Slama, Bürgermeister Seitz, Landeshautpmann p.61 Dr. Buresch, Polizeipräsident Schober, Präsident des Stadtschulrates Glöckel, die Präsidenten des Nationalrates Eldersch und Jukel, der Dichterpriester Ottokar Kernstock und hunderte andere hervorragende Persönlichkeiten eingefunden. … --p.88 Der 20. Juli Die erste Hauptaufführung in der Sängerhalle Am Freitag, den 20. Juli, um halb 13 Uhr, fand Seite 5 in der Riesensängerhalle im Prater die erste Hauptaufführung des Deutschen Sängerbundesfestes statt, die mit einer würdevollen Schubert-Ehrung verbunden war. Schon lange vor Begin der Hauptaufführung war der Festplatz von Sängern, die zeitlich vormittags schon eine Probe gehabt hatten, erfüllt. Während des Aufmarsches der Sänger füllten sich die Ehrentribünen mit den Festgästen. In rascher Aufeinanderfolge trafen die Bundesminister, die Gesandten mehrerer Staaten, die Bürgermeister der Stadt Wien und schließlich Bundespräsident Dr. Hainisch mit seiner Gemahlin in Begleitung des Kabinettsvizedirektors Klastersky ein. … … p.92 Zum Schluss der Festaufführung trat nochmals der Gesamtchor in Aktion, geführt von Viktor Keldorfer wurde mit Begleitung von Blasinstrumenten Rudolf Bucks „Vaterland“ gesungen. Vieltausendstimmige Heil- und Bravorufe bewiesen, dass die erste Festaufführung über alle Erwartungen gut gelungen war. … Die zweite Hauptaufführung in der Sängerhalle Abends fand in der Riesensängerhalle die zweite Hauptaufführung der Deutschen Sängerbundesfestes statt, die gleich der ersten ebenfalls eine Schuberthuldigung brachte. Wieder war es der Vorsitzende des Deutschen Sängerbundes Dr. Friedrich List, der die schon zitierte Festrede an Schubert wiederholte. Als Festdirigenten wirkten Professor Gustav Wohlgemuth, Leipzig, und Professor Viktor Keldorfer, Wien. Die Chöre bestritten der Preußische Provinzial-Sängerbund, der Schlesische Sängerbund, der Oberschlesische Sängerbund, der Niedersächsische Sängerbund, der Vereinigte Männergesangsverein Hamburg-Altona, der Schleswig-Hosteinsche Sängerbund, der (p.93 Abbildung) p.94 Mecklenburgische Sängerbund, der Mecklenburg-Strelitzer Sängerbund, der Sächsische Sängerbund und die deutschen Sänger aus dem Auslande (aus Ungarn, Polen, Rumänien, der Schweiz und der Ostseeprovinzen). … Seite 6 p.98 Die dritte Hauptaufführung Am 21. Juli fand in der Sängerhalle die dritte Hauptaufführung des Deutschen Sängerbundfestes statt, die mit einer überaus eindrucksvollen Anschlusskundgebung verbunden war. 40.0000 Sänger standen auf dem mächtigen Podium, während weitere 50.000 den übrigen Raum füllten. Eine eigenartige Bewegung war in diesen Massen zu bemerken; jedermann wusste, dass dieser dritten Hauptaufführung noch ein besonderes Ereignis folgen werde. Die Logen der Ehrengäste waren voll besetzt. Es waren anwesend: Der Präsident des Deutschen Reichstages, Paul Loebe, der Reichsminister des Innern, Karl Severing, der Gesandte und bevollmächtige Minister Graf Lerchenfeld-Köfering, Landeshauptmann und Bürgermeister Seitz, Präsident des Nationalrates Dr. Leopold Waber, Bundesminister a. D. Doktor Odehnal, Landeshauptmann von Tirol Dr. Stumpf, die Bundesräte Josef Stöckler und Professor Dr. Hugelmann, Landesrat Ing. Schumy, Landtagsabgeordneter Binder, Präsident Dr. Ing. Wilhelm Exner, Vizepräsident der Wiener deut- schen Handelskammer Killmay, Polizeidirektor Tandler, Ministerialrat Dr. Rizzi, Hofrat Rudolf Seifert, der Generalkonsul von Vivenot, Legationsrat Dr. Woermann, Legationssekretär Dr. Steiner, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Dr. Luppe, Oberbürgermeister von Leipzig Friedrich Roth, Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften Dr. Wettstein, Oberbürgermeister Jackler, die Stadträte Kokrda und Weber, Vizebürgermeister Hofrat Zeiner. Außerordentlich zahlreich waren Vertreter aus den Kreisen der Sängerschaft, der Turner, der alpinen und der nationalen Vereine anwesend. Unter anderen Generaldirektor Dr. Ing. Neubacher, Vorsitzender des österreichischen Volksbundes in Wien, Hofrat Ing. E. Pichl, der Obmann des Wiener Turngaues Ulik, die Tondichter Hugo Kaun, Erwin Lendvai, Kienzl, Kirchl, Lafite, Wagner-Schönkirch u. a. m. Dem feierlichen Akte wohnte der Hauptausschuss des Deutschen Sängerbundes mit Rechtsanwalt Dr. Friedrich List, Schatzmeister Redlin, der Vorsitzendes des Festausschusses, Schulrat Josef A. Jaksch, mit sämtlichen Mitgliedern des Hauptausschusses bei. Seite 7 Punkt 1/2 13 Uhr erfüllten die mächtige Halle die Fanfarenklänge aus der Oper „Fredigundis“ von Franz Schmidt, ausgezeichnet geleitet von Regierungsrat Professor Stiegler von der Staatsoper. Dann trat der Gesamtchor in Aktion und brachte, geleitet vom Festdirigenten Professor Viktor Keldorfer, Eduard Kremsers Werk „Im deutschen Geist und Herzen“ mit Bläserbegleitung zum Vortrag. Nach einer kleinen Pause bestieg der Präsident des Deutschen Sängerbundes, Rechtsanwalt Dr. List, den Dirigententurm und hielt unter lautloser Stille seine dem Anschluss gewidmete Rede: p.100: s. Scan Seite 8 p.101 Namen“ von Karl Weidt, und „Wo gegen Himmel Eichen ragen“ von Hans Heinrichs, die in brillanter Weise vom Festdirigenten Professor Gustav Wohlgemuth aus Leipzig geführte wurden. Ausgezeichnet war auch der Einzelvortrag des Berliner Sängerbundes unter Leitung des Bundeschormeisters Musikdirektor Max Wiedemann. Ebenso lösten die Vorträge „Deutsche Wacht“ von Hugo Kaun und „Vaterlandslied“ von Adolf Maschner lebhaftesten Beifall der Zuhörer aus. Ausgezeichnet schnitt ferner der Badische Sängerbund mit seinen Vorträgen „Durchs Wiesetal gang i jetzt na“ von Friedrich Silcher und der Chor „Flamme empor“ von Richard Trunk ab. Nun folgte der Einzelvortrag der Arbeitsgemeinschaft der Bayern (Bayrischer Sängerbund, Fränkischer Sängerbund, Schwäbisch-Bayrischer Sängerbund), der vom Dirigenten Musikdirektor Fritz Binder in überaus präziser Weise zu Gehör gebracht wurde. Es waren die Chöre „Deutschland, mein Deutschland“ von Richard Trunk und „Schmied Schmerz“ von Heinrich Zöllner. Nun betrat wieder Festdirigent Professor Viktor Keldorfer den Dirigententurm und brachte mit dem ihm eigenen Elan, die Massen mitreissend, zwei Chöre zur Aufführung: „Zu Straßburg auf der Schanz“ (aus der Oper „Der Kuhreigen“) von Wilhelm Kienzl und „Trennung“ von Marschner-Laugs. Tosender Beifall erfüllte die Riesen-Sängerhalle und Chor wie Festdirigent dankten durch Tücherschwenken für den Beifall. --p.114 Das Bündekonzert in der Sängerhalle Das Bündekonzert in der Sängerhalle begann um 17 Uhr mit Vorträgen des Niederlausitzer Sängerbundes unter der Leitung des Bundeschormeisters Richard Keil. Mendelssohns „Der Jäger Abschied“ und „Sturmbeschwörung“ wurden im Aufbau und in der allgemeinen Dynamik vollendet gut gebracht. Unter Bundeschormeister Direktor Ernst Nadler schwelgte der Oberösterreichische Sängerbund bei den Chören Seite 9 „Hoamatland“ und „Einfall der Nacht am See“ in den edelsten Klangfarben. „Das Lied der Alpenmärkler“, das Bundeschormeister Prof. Alfred Klietman ausdrucksvoll dirigierte, brachte beste, urechte Vokskunst zu Gehör. Die beiden tüchtigen verdientsvollen Dirigenten führten ihre Sängerschar zum vollen Siege. Viel Beifall fand auch der Sängerbund der Sächsischen Oberlausitz mit den Chören „Stehn´n zwei Stern“ und „Ostwacht der Lausitzer“ als grunddeutsche Kompositionen in bester Wiedergabe, die Bundeschormeister Arno Richter mit Temperament leitete. Das gleiche Lob kann man dem Bundeschormeister des Pfälzischen Sängerbundes, Christian Ott, spenden, die die Männerchöre „Der Studenten Nachtgesang“ und Mendelssohns „Rheinweinlied“ mit vorzüglicher Technik zur Geltung brachte. Der Sächsische Elbgau-Sängerbund unter Leitung des Bundeschormeisters Richard Büttner begann seine Vorträge mit einer liebenswürdigen Verneigung vor der gastlichen Stadt des Sängerfestes und erntete mit dem Chor „Mein goldenes Wien“ jubelnden Beifall. Die Wiener fühlten sich sympathisch berührt und kargten auch bei den folgenden Chören „Deutsches Volksgebiet“ und „Abmarsch“ nicht mit herzlichem Applaus. Die Bundeschormeister Robert Manzer und Max Rumler schwangen den Taktstock über dem Sängerbund der Sudetendeutschen und schufen in den Chören „Auf der Wacht“, „Aus der Jugendzeit“, „Frisch gesungen“, „Mein Heimat(p.115 Abbildungen) p.116 tal“ und „Ein schön deutsch Reiterlied“ prächtige Leistungen. Die Darbietungen des Schlesischen Sängerbundes füllten den großen Restteil des Konzertes. Bundeschormeister Heinrich Melcher einte alle Gaue des Bundes zu Gesamtvorträgen, die machtvoll durch den Raum brausten. Auf den „Sängerspruch des Schlesischen Sängerbundes“ folgte Beethovens Chor „Gottes Macht und Vorsehung“ und der innige „Segenswunsch“ von Weinzierl. Die Wahl und die klangschöne Aufführung dieser Chöre verdient höchste Anerkennung. Die Einzelvorträge des Gaues XV Seite 10 unter Gauchormeister Alfred Aumann und der Gaue III, IX und XIII unter Leitung des Gauchormeisters Ernst Rohowsky, sowie die der Gaue II, IV und VI unter Gauchormeister Paul Busse zeigten die gute Chordisziplin der kleineren Sängerverbände. Zwei Gesamtvorträge: „Mein Schlesierland“ und „Deutscher Volksruf“ beschlossen das große, denkwürdige Konzert. Wer dieses Konzert gehört hat, weiß, dass das unschätzbare Kulturgut des deutschen Liedes in guten, verlässlichen und treuen Händen ruht. p.122 Der Festzug Wiederholt hat Wien prunkvolle Umzüge gesehen, doch das, was das Zehnte Deutsche Sängerbundesfest geboten hat, ist weit über das Vorstellbare hinausgegangen. Das Festzugskomitee unter der Leitung des Generalmajors Trauttweiller und der künstlerischen Leitung Professor Remigius Geyling und des Architekten Wilfert hat alles aufgeboten, um nicht nur einen einheitlichen und übersichtlichen, sondern auch prunkvollen Festzug vorzuführen. Mehr als 150.000 Sänger haben den Weg nach Wien gefunden, um hier das Zehnte Deutsche Sängerbundesfest zu feiern und den größten Meister des deutschen Chorgesanges, Franz Schubert, zu ehren. Kurz nach halb 10 Uhr eröffnete der Bundespräsident Dr. Michael Hainisch die Feier. Zuerst sang ein mächtiger Männerchor, begleitet von einem Bläserorchester die Hymne an Franz Schubert, Worte vom achtzigjährigen Heimatsdichter Ottokar Kernstock, Musik von Professor Max Springer. Als die letzte Strophe der Hymne über den dichtgefüllten Festplatz (Am Ring beim Heldentor / Maria Theresien-Denkmal, Anm. Transskript) verklungen, war, hielt Schulrat Josef Jaksch, der Vorsitzende des Wiener Festausschusses, die Schubert-Gedenkrede … p.166 Endlos schien der Zug der deutschen Sängerschar. Man wusste nicht, wie es denn überhaupt möglich war, derartige Massen geordnet und so ineinandergreifend vorwärtszubringen. Und doch, das Wunder geschah, es herrschte Ordnung und die Wiener wie die Fremden brachten es nicht über sich, vorzeitig ihren Standort Seite 11 (p.167 – 170 Abbildungen) p. 171 mit etwas heiseren Kehlen, grüßten sie das Zuschauermeer und zogen bejubelt gegen den Prater durch die Hauptallee ab, wo sich der große Festzug, die Arbeit von Jahren, auflöste. Die Erinnerung an diesen prunkvollen Aufmarsch der deutschen Sängerschaft wird wohl in der Geschichte für alle Ewigkeit als ein Markstein des Zusammengehörigkeitsgefühles des deutschen Volkes gewertet werden. beleuchteten Rathaus gab. Über 1200 Personen waren der Einladung des Bürgermeisters Seitz gefolgt. … Reichstagspräsident und Vorsitzender des Österreichischen Volksbundes, Loebe, gab den Gefühlen Ausdruck, die der Festzug ausgelöst habe, wobei er besonders die Ergriffenheit betonte, als die Südtiroler an uns im Geiste vorüberzogen. Dieser Tag sei zur größten Anschlusskundgebung und Einheitskundgebung der Deutschen geworden. (Der) Redner pries die liebevolle Aufnahme der Gäste in Wien und sagte: Die Großmächte verleugnen das sittliche Prinzip, das sie im Selbstbestimmungsrecht der Nationen haben aufrichten wollen. Wir sagen: Immer daran denken und immer daran erinnern, dass hier einer neuen Pflicht Der Sängerempfang im Wiener Rathaus Den Abschluss des großen Festzugstages und des 10. Deutschen Sängerbundesfestes überhaupt bildete am Sonntag abends ein Empfang, den die Stadt Wien einer großen Anzahl geladener Gäste aus Sängerkreisen in dem festlich (p.172 – 181 Abbildungen) p.182 nachzukommen ist. Die Festtage haben uns die Kleingläubigkeit und Entmutigung hinweggeräumt.“ (Der) Redner trank auf die große deutsche Republik der Zukunft. auf den Tribünen oder auf den Gehsteigen zu verlassen. Bewunderungswert war der Vorbeimarsch der unendlichen Schar an der Defilierbühne am Praterstern. Nochmals rissen sich die ermüdeten Sänger zusammen, stramm, wen auch schon Seite 12
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