Erasmus Abschlussbericht Studium an der Universität Ostrava Zeitraum: September 2015 – Dezember 2015 Name: Rebecca Kahl Studiengang: Erziehungswissenschaft/ Management E-Mail: [email protected] Inhaltsverzeichnis: 1. Vorbereitung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule 2. Studium an der Gasthochschule 3. Unterkunft 4. Alltag und Freizeit 5. Fazit: Beste und schlechteste Erfahrung Komm mit mir ins Abenteuerland Ostrava – das Herz der mährisch-schlesischen Region Vorbereitung, Organisation und Bewerbung an der Gasthochschule: Bevor es mit den Vorbereitungen des Auslandsstudiums losgeht, stellt sich immer die Frage: wohin? Auch mir viel diese Entscheidung alles andere als leicht. Fest stand, dass ich den Osten Europas erkunden wollte. An unserer Universität werden regelmäßig Informationsveranstaltungen zum Thema „ Studium im Ausland“ angeboten. Auch ich nahm teil und meine Entscheidung stand wenige Stunden später fest. Es sollte in die drittgrößte Stadt Tschechiens gehen. Dorthin, wo die polnische und slowakische Grenze nur wenige Kilometer entfernt ist. Dorthin, wo das schöne Beskiden-Gebirge in Reichweite ist. Ich war mir bewusst, dass ich womöglich eine der wenigen deutschen Studentinnen sein werde. Doch genau dies war meine Absicht. Ich wollte so viele internationale Studenten und unterschiedliche Kulturen kennenlernen wie nur möglich. Ich wollte darauf angewiesen sein, meine fremdsprachlichen Kenntnisse Tag für Tag zu verbessern. Ich wollte eine Gegend kennenlernen, die viele noch nicht kennen und die viele unterschätzen. Die Universität Ostrava ist eine unserer Partnerhochschulen. Deshalb war die Bewerbung relativ einfach. Trotzdem solltest du genügend Vorbereitungszeit einplanen. Bis man alle benötigten Unterlagen zusammen hat, vergehen einige Tage. Zunächst erfolgt die Bewerbung online. Anschließend kannst du mit der Zusammenstellung deiner Bewerbungsmappe beginnen. Ein Motivationsschreiben (deutsch und englisch), Lebenslauf (deutsch und englisch), ein Empfehlungsschreiben deines Dozenten, dein Notenbericht und eine Kopie deines Abiturzeugnisses sind dabei notwendig. Falls du dich an derselben Universität in Tschechien bewerben möchtest, brauchst du keinen Nachweis über deine Sprachkenntnisse. Einige Wochen nach meiner Bewerbung erhielt ich auch schon meine Zusage. Voller Vorfreude begann ich mit meiner Organisation und Vorbereitung. Leider hielt diese Freude nicht allzu lange an. Zunächst schien alles etwas kompliziert. Von wem muss ich mein Learning -Agreement unterzeichnen lassen, welche Fächer soll ich in Tschechien belegen, wer ist hier überhaupt mein Ansprechpartner? Auch hier solltest du viel Zeit einplanen, viel Geduld mitbringen und die Ruhe bewahren. Bis man sich mit den Formalitäten auskennt, muss man sich gut informieren. Falls du Fragen haben solltest, kannst du dich auch jeder Zeit an mich wenden. Besonders wichtig ist auch, dass du dich an die Bewerbungsfristen an der Gastuni hälst. Diese sind immer online auf deren Homepage zu finden. In Tschechien fängt das Wintersemester am 14. September an, es genügt, wenn du zwei Tage vorher anreist. Das Reiseziel ist von Erfurt aus mit dem Zug in 9 bis 10 Stunden zu erreichen, vorausgesetzt du verpasst keine zwei Zuganschlüsse in Prag, so wie ich. Natürlich kannte ich mich in Ostrava nicht aus. Als ich am Bahnhof mit zwei Stunden Verspätung ankam, wartete mein lieber Tutor mit drei Bier intus auf mich. Ein tschechischer Student, der mir beim Koffer schleppen half und mir den Weg zum Wohnheim zeigte. Die Tutoren nehmen schon vor der Ankunft in Ostrava Kontakt zu ihren Schützlingen auf, um ihnen den Start ins Ungewisse zu erleichtern. Er oder Sie wird dein Ansprechpartner sein, falls du Probleme haben solltest oder falls du eine Partybegleitung suchst. Studium an der Gasthochschule: An der Universität Ostrava werden die meisten Fächer, die von Erasmusstudenten belegt werden, auf Englisch unterrichtet. Du solltest wenn möglich deinen Stundenplan so gestalten, dass du insgesamt auf 30ECTS kommst. Um gewisse Basics der tschechischen Sprache zu erlernen und um sich besser mit Einheimischen verständigen zu können, vor allem mit den Rezeptionisten im Wohnheim, hatte ich immer mittwochs meinen tschechisch Sprachkurs. Anfangs war ich etwas verzweifelt, da diese Sprache unglaublich schwer ist. Am besten du merkst dir diesen einen Satz: Pardon, nerozumím česky (Entschuldigung, ich verstehe kein Tschechisch). Doch nach unserer wöchentlichen Aufgabe, Texte und Dialoge auf Tschechisch zu schreiben, fiel mir sowohl das Vokabular, als auch die grammatikalischen Regeln von Zeit zu Zeit leichter. Irgendwann war ich sogar so gut, dass ich mein Handy am Schalter eigenständig aufladen konnte. Dienstags stand mein Lieblingsfach „Multicultural Education“ auf dem Stundenplan. Hier ging es hauptsächlich um die Beziehungen unterschiedlicher Kulturen und Nationen. Welche Stereotypen gehören zu welchem Land? Welche guten und welche schlechten Eigenschaften zeichnen mein Heimatland aus? Welche guten und welche schlechten Eigenschaften haben andere Nationen? Woche für Woche führten wir sehr interessante und ergreifende Gespräche. Es ist toll, Dialoge solcher Art mit Menschen zu führen, die aus anderen Ländern kommen und die zum Teil andere Sichtweisen ansprechen. Gegenseitiges Lernen und Verstehen stand dabei immer im Mittelpunkt. Als Prüfungsleistung schrieb ich einen 5-seitigen Essay zum Thema: „Multikulturelle Bildung in Deutschland“ und erhielt dafür 8 ECTS. Immer donnerstags hatte ich die Fächer „Marketing in Education“ und „Media in Education“. Diese beiden Seminare waren die Anspruchsvollsten. Der Schwerpunkt beider Seminare behandelte u.a. das professionelle Handeln in der Weiterbildung/Erwachsenenbildung. „Marketing in Education“ war die perfekte Kombination aus Pädagogik und Management. Zusammen mit meiner polnischen Freundin und Partnerin hatten wir die Aufgabe, unser eigenes Marketing-Projekt zu entwickeln. Wir gründeten unser eigenes Unternehmen und organisierten Seminarkurse der Weiterbildung/Erwachsenenbildung zum Thema „Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit und der Führungskompetenz als Geschäftsführer“. Der mediale Einfluss des zweiten Seminars verknüpften wir mit dieser Idee. Als Prüfungsleistung zählte unsere schriftliche Seminararbeit und die Präsentation unserer Geschäftsidee. Wir erhielten pro Fach 10 ECTS. Im Vergleich zur Universität Erfurt fanden die Seminare und Vorlesungen in kleineren Gruppen statt. Aufgrund dessen hatten wir ein persönlicheres Verhältnis untereinander und zu unseren Professoren. Außerdem wurde im Vergleich nicht nur theoretisches Wissen abgefragt, sondern zudem die Praxis. Vor allem in den letzten beiden Seminaren stand das praktische Arbeiten im Vordergrund. Die pädagogische Fakultät war sehr freundlich, hilfsbereit und unterstütze uns in jeder Hinsicht. Die Universität Ostrava ist weiter zu empfehlen. Prüfungsleistungen werden angemessen bewertet und jeder Erasmusstudent wird ganz herzlich empfangen und betreut. Unterkunft: „Welcome to prison“- so lud mich mein Tutor ins Wohnheim ein. Aber ist doch gar nicht so schlecht, oder? Nach der Zusage deiner Gasthochschule erhältst du ein Formular zur Anmeldung im Wohnheim. Diese Anmeldung verläuft unkompliziert. Die Erasmusstudenten der Universität sind normalerweise im Jana Opletala untergebracht, die Studenten der technischen Uni in Poruba. Für nur umgerechnet 80€ im Monat wohnst du verhältnismäßig gut. Du teilst dir dein Zimmer mit zwei anderen Erasmusstudenten. Die Zimmer sind relativ klein, dennoch hat man alles, was das Herz begehrt. Bett, Schreibtisch, Stuhl, Schrank und Kühlschrank sind vorhanden. Im Keller sind pro Raum zwei Waschmaschinen. Im Wohnheim schließt man sofort Kontakte zu anderen Erasmusstudenten. Du brauchst also keine Angst vor dem Alleinsein haben. Mit meinen beiden Mitbewohnerinnen aus Spanien und Polen habe ich mich super verstanden. Wir Studenten untereinander haben uns als Wohnheim-Family zusammengefunden und viel miteinander unternommen. Falls du im zweiten Stock im Jana Opletala untergebracht sein solltest, versuche die „Cleany Lady“ zu meiden. Sie ist die Unfreundlichste des Hauses und beschwerte sich täglich über die Unordnung in Küche und Bad. Die Rezeptionisten können weder Englisch noch Deutsch, deshalb rate ich dir, dir eine polnische oder tschechische Freundin/Freund zu suchen oder einen tschechisch Sprachkurs zu belegen. Falls du abends Lust auf einen Absacker haben solltest, findest du im Wohnheim die Bar „Áčko“, Öffnungszeiten sind eigentlich immer. Alltag und Freizeit: Was gehört mindestens zu 50% zum Studentenleben dazu? Richtig – das Feiern. Feiern bis zum Morgengrauen zählt in Ostrava zur Normalität. Man sagt, dass die bekannte Stodolní eine Straße ist, die niemals schläft – zu Recht! Diese Partymeile ist mit Clubs und Kneipen gepflastert und du kannst dort problemlos die ganze Nacht durchtanzen. Sehr empfehlenswert ist auch die Teilnahme an dem Programm der Orientierungswoche. Hier lernst du sowohl die Stadt, als auch andere Studenten kennen. Organisiert werden diese Veranstaltungen vom Internationalen Studentenclub (kurz: ISC). Es werden nicht nur regelmäßige Mottoparties geboten, sondern auch sportliche Aktivitäten, Ausflüge und kulturelles Programm. Wöchentlich fanden „Nation 4 Nation“ Präsentationen statt. Studenten gleicher Nation fanden sich in Gruppen zusammen und stellten ihr eigenes Land vor. Die Zuschauer wurden mit Fotos, Musik, Spielen und typischem Essen von den Präsenten verwöhnt und unterhalten. Da mein Stundenplan relativ vorlesungsarm war, hatte ich genügend Zeit umherzureisen. Da Ostrava die perfekte Lage zum Erkunden anderer Länder hat, planten wir oftmals längerfristige Trips über das Wochenende. Ob Polen, Tschechien oder Ungarn. Ich war jedes Mal aufs Neue begeistert. Jede Stadt kann auf eine vielseitige und interessante Geschichte zurückblicken und hat Einiges anzubieten.Vor allem Krakau in Polen und Prag haben mich in ihren Bann gerissen. Eishockey ist eine typische Sportart in Ostrava. Der Tutor meiner Zimmermitbewohnerin ist leidenschaftlicher Eishockeyspieler, deshalb waren wir in unserer Freizeit oftmals als begeisterte Fans im Stadion. Wie du siehst, es wird einem nie langweilig. Fazit (beste und schlechteste Erfahrung): Es ist schwer, die beste oder schlechteste Erfahrung hervorzuheben. Der Start ins neue Semester im Ausland war nicht sehr einfach, da ich auf mich allein gestellt war und da ich nicht wusste, was auf mich zukommt. Wie wird das Studium auf Englisch? Wie sind die Studenten der anderen Länder? Komme ich als einzige Deutsche im Wohnheim sprachlich zurecht? Doch diese Angst und Ungewissheit war schnell verflogen. Alle saßen im gleichen Boot, deshalb knüpfte ich sofort Kontakte und lebte mich schnell ein. Da ich nur mit Freunden unterschiedlicher Länder unterwegs war, unterhielten wir uns täglich auf Englisch oder Französisch. Dadurch konnte ich meine Sprachkenntnisse enorm verbessern. Die Stadt an sich ist leider sehr industriell geprägt und nicht wirklich schön. Dennoch war dies eher nebensächlich. In dieser Zeit entstanden einzigartige Freundschaften vieler Nationen und unterschiedlicher Kulturen. Ich bin sehr glücklich, diese Chance genutzt zu haben und würde es jeder Zeit wieder tun. Traue dich und genieße die Zeit im Ausland. Sie ist einmalig!
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