Artikel von Birgit Schwarzmeier 2014 in mehreren Bauernzeitungen erschienen Wie viel Euro für welche Ferienwohnung des Hofes verlangen? In einer kleinen Erhebung haben Urlaubsbauernhöfe im Schwarzwald-Baar-Kreis die Wirtschaftlichkeit ihres Betriebszweiges „Urlaub auf dem Bauernhof“ unter die Lupe genommen. Sie erfassten dabei ihre Kosten und ihre Arbeitszeit erstmalig für jede einzelne Ferienwohnung und stellten diese den Belegungen und Einnahmen gegenüber. Unterstützung bekamen sie dabei von der Beraterin Birgit Schwarzmeier am Landwirtschaftsamt Donaueschingen, die ein passendes Excel-Programm dafür entwickelte. Die TeilnehmerInnen staunten über gewerbliche Anbieter, die bereits eine starke Preisdifferenzierung zwischen ihren unterschiedlichen Ferienhäusern und Ferienwohnungen haben. Das motivierte sie, Kosten und Arbeitszeit für jede Ferienwohnung extra zu ermitteln, um später auch einen angemessenen Preis für die unterschiedlichen Ferienwohnungen des Hofes zu finden. Gäste erzählen bei ihrem Urlaub auf dem Bauernhof manchmal von den anderen Urlauben, die sie im gleichen Jahr unternehmen. Sie buchen dabei beispielsweise einen 3-Zimmer-Bungalow auf einem französischen Campingplatz in Meeresnähe für 1.820 Euro im August, obwohl er im Oktober für etwa ein Drittel des Preises zu haben wäre. Das hindert sie nicht daran, auf ihrem Stamm-Urlaubsbauernhof um den Preis feilschen zu wollen. Drastische Preisdifferenzierung im gewerblichen Bereich anzutreffen Bei einer gewerblichen Ferienanlage im mittleren Schwarzwald finden sich Angebote für Ferienhäuser in gleicher Qualitätsstufe mit jeweils 3 Zimmern für bis zu 6 Personen. Die größeren Ferienhäuser kosten dabei fast ein Viertel mehr bei gleicher Personenzahl als die kleineren. Und wenn man die Weihnachtsferien buchen möchte, muss man nicht nur frühzeitig reservieren. Man muss auch noch mehr als den doppelten Preis in der Nebensaison bezahlen (!) gemäß dem Motto: „Angebot und Nachfrage regeln den Preis.“ Preisdifferenzierung auf manchem Hof – Fehlanzeige Mehrere teilnehmende Höfe haben sehr unterschiedliche Ferienwohnungen bezüglich Größe, Sterne, Bettenzahl und Lage. Diese Qualitätsunterschiede bemerken auch Gäste. So gibt es Höfe, bei denen die beliebteste Ferienwohnung bis 50 % häufiger belegt ist als die unbeliebteste Ferienwohnung. Wichtig ist, bei deutlichen Unterschieden in den Belegungszahlen von Ferienwohnungen, sich klar zu werden, ob nur neue Gäste auf dem Hof die Wohnungen unterschiedlich einschätzen, oder ob auch Stammgäste bestimmte Vorlieben haben. Wer sich die unterschiedliche Qualität der Ferienwohnungen aus Gästesicht klar macht, kann die jeweiligen Vorzüge der einzelnen Wohnungen gut herausstreichen in seiner Werbung. Und er muss sich fragen, ob der Preis oder ob das Preis-Leistungs-Verhältnis entscheidend bei der Gästewahl einer Ferienwohnung ist. Überspitzt formuliert, könnte man es auch so aus Gästesicht ausdrücken: „Wie, die große Ferienwohnung ist schon belegt? Und jetzt soll ich zum fast gleichen Preis in kleinere Fewo ziehen? – Das kann doch nicht ihr Ernst sein!“ Vorbei sind die Zeiten, als es lediglich einen „Tapetenwechsel“ brauchte, um einen Urlaub genießen zu können. Damals, Anfang der ´60er Jahre, vermietete manch fortschrittlicher Schwarzwaldbauer sein eigenes Schlafzimmer an „Fremde“ wie man damals sagte. Da gab es kaum Unterschiede in Größe und Ausstattung. Heute ist dies völlig anders - nur im Preisgefüge manches Hofes scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Dabei sind die Gäste durchaus bereit, für mehr Leistung auch mehr zu bezahlen – solange sie diese Mehrleistung auch erkennen. Viele Betriebe sind daher dazu übergegangen, ihre Leistungen und die der Konus-Gästekarte in einem Leistungsblock in Verbindung mit dem Wohnungspreis zu präsentieren. Ein Buchungswilliger könnte fragen: „Die Wohnung B kostet 10 Euro mehr am Tag als die Wohnung A. Warum?“ Wer hier die Vorzüge aus Gästesicht spontan aufzählen kann, ist gut dran. Zusätzlich vermittelt es persönlich eine gute Sicherheit, die Unterschiede in Kosten und Arbeitszeit zwischen den Ferienwohnungen zu kennen. Den Gast müssen diese Zahlen nicht interessieren, schließlich will er den Nutzen wissen. Er will nicht, dass sie ihm etwas vorjammern oder er gar aus Mitleid zu ihren Kosten buchen soll. Eigenen Preis/qm Fewo ermitteln Viele Teilnehmerinnen hatten aus früher besuchten FIT-Schulungen des Landfrauenverbandes die Faustformel im Kopf: „1 Euro pro Quadratmeter ist der angemessene Preis.“ Dieses Preisniveau ist für Ferienwohnungen auf Bauernhöfen im mittleren Schwarzwald absolut unüblich. Bei einer anonymen Umfrage der „Urlaubsbauernhöfe im Schwarzwald“ ergab sich für 56 Ferienwohnungen eine Preisspanne zwischen 0,40 Euro und 1,07 Euro je Quadratmeter und Ferienwohnungen. Alle Fewos entsprechen mindestens dem Qualitätsniveau von 3 Sternen. 7 Fewos von 4 verschiedenen Höfen lagen unter 0,50 Euro. Alle Fewos waren 90-130 qm groß. Nur in 3 Ferienwohnungen mussten die Gäste mindestens 0,85 Euro/qm bezahlen. Diese 3 Fewos befanden sich auf verschiedenen Höfen und waren zwischen 35- und 50 qm groß. Eine große Ferienwohnung steht für Luxus und mehr Kosten als eine kleine und sollte also einen deutlich höheren Preis haben. Das ist nicht überall so. Sehr erstaunt waren die Teilnehmerinnen, als ihnen Birgit Schwarzmeier eine 93 qm- Fewo für nur 37 Euro/Tag und ähnliches aus dieser Erhebung präsentierte. Wer Mut zur Preisdifferenzierung sammeln muss, braucht nur über den Tellerrand zu blicken: Die Autoindustrie macht es vor, wie man zusätzliche Leistungen und Ausstattungen erfolgreich teuer vermarkten kann. Und auch diese Feststellung einer Bäuerin kann ermutigen: „Nach dem Seminar habe ich die Preise erhöht, die kleinere Wohnung um 3 Euro bzw. 7%, die größere von 60 auf 65 Euro und auch die Hauptsaison ausgeweitet. Bislang hat sich keiner der neuen Gäste beschwert.“ Schlussfolgerung Mit dem neuen Trend, bereits Kleinkinder in Kinder-Tageseinrichtungen zu schicken, ist die Auslastung der Fewos durch die Zielgruppe Familien in der Nebensaison deutlich erschwert. Die Nachfrage nach Fewos in den Schulferien übersteigt das Angebot. Es bleibt zu hoffen, dass viele Höfe kinderlosen Gästegruppen die Nebensaison schmackhaft machen und die Hauptsaison für Familien frei halten. Denn noch wird auf etlichen Höfen aus Tradition mitten im August an Stammgäste vermietet, die seit Jahren ohne ihre Kinder anreisen. Hier könnte ein deutlicher Preisunterschied zwischen Haupt- und Nebensaison manche Gäste in die Nebensaison locken. Und der Vorsatz wäre wünschenswert: Sommer- und Winterferien gehören bei uns Familien mit Kindern. Wer eine Ferienwohnung anbietet, die ständig belegt ist, während andere Ferienwohnungen noch große Lücken in der Belegung aufweisen, sollte nach Vorzügen der unbeliebten Fewo suchen und diese in die Werbung aufnehmen, Bilder und Werbetext überprüfen. Zusätzlich sollte er prüfen, wie er die Attraktivität der schlecht belegten Wohnung weiter steigern könnte. Zusätzlich sollte er den Preis der beliebten Fewo deutlich vom Preis der unbeliebten Fewo abheben. Bei einem Preisunterschied von nur zwei Euro (!) wie man es auf etlichen Höfen findet, lohnt sich die zusätzliche Preisdarstellung in Übersichtstabellen nicht. Daher sind Unterschiede erst ab 4 oder 5 Euro sinnvoll. Auf Höfen mit mehreren Fewos kann es für neue Gäste anziehend sein, eine etwas kleinere oder mit weniger Sternen ausgestattete Fewo zum deutlich niedrigen Preis anzubieten, sozusagen als „Einsteigermodell“.
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