Die Lüge der „Rückführung“ - Bessarabiendeutscher Verein eV

Zur Buchneuerscheinung Heinz Fieß, Die „Rückführung“ der Volksdeutschen am Beispiel der
Bessarabiendeutschen, Umsiedlung 1940, Aufenthalt in den Lagern und Ansiedlung in Polen.
Presseartikel in der NWZ (Neue Württembergische Zeitung), Göppinger Kreisnachrichten vom
20.11.2015, S. 22, von Margit Haas:
Die Lüge der „Rückführung“
Heinz Fieß schildert das Schicksal der Bessarabiendeutschen
Am Beispiel der Bessarabiendeutschen beleuchtet der Hohenstaufener Heinz Fieß eine der
Facetten von Diktatur und Unmenschlichkeit. Er schrieb ein Buch über die „Rückführung
der Volksdeutschen“.
MARGIT HAAS
Göppingen. Vertreibung aus der Heimat, Leben in der Fremde – das erleben Menschen derzeit
millionenfach. Auch Deutsche waren davon betroffen, nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
Zahlreiche sogenannte Volksdeutsche wurden schon Anfang der vierziger Jahre „rückgeführt“.
Der Begriff, den die Nazis verwendeten, könnte falscher nicht sein. Denn die Gebiete, in die etwa
die Bessarabiendeutschen „rückgeführt“ wurden, waren polnisch.
Doch wer waren diese Volksdeutschen? Heinz
Fieß kennt die Geschichte einer Gruppe genau.
Seine Vorfahren gehörten zu den
Bessarabiendeutschen – wie übrigens auch die
des früheren Bundespräsidenten Horst Köhler.
Sie waren im 19. Jahrhundert vom russischen
Zar nach Bessarabien, einem Gebiet am
Schwarzen Meer gerufen worden, hatten
zahlreiche Privilegien erhalten. „Viele von ihnen
kamen aus dem armen und engen Württemberg“,
weiß der Hohenstaufener. Mit dem Ende des
Ersten Weltkrieges kam das Gebiet zu
Rumänien, deutsch durfte nun nicht mehr
gesprochen werden. Im Rahmen des HitlerStalin-Paktes im Jahre 1939, in dessen Folge sich
Heinz Fieß hat ein Buch über die Facetten von
die Despoten Polen aufteilten, wurden die
Diktatur und Unmeschlichkeit geschrieben.
Volksdeutschen in das besetzt Polen
Foto: Margit Haas
„rückgeführt“. Die Geschichte dieses Unrechts
hat der Autor akribisch aufgearbeitet und auf mehr als 230 Seiten mit vielen historischen
Aufnahmen und Landkarten reich bebildert und anschaulich nachvollzogen. Zahlreiche Berichte
von Zeitzeugen lassen ein lebendiges Bild der Zeit entstehen.
Die Polen, die im „Rückführungsgebiet“ lebten, „wurden ins Generalgouvernement ausgewiesen
und dort dem Hungertod preisgegeben“, so der frühere Rektor der Göppinger Schiller-Realschule.
Die Volksdeutschen mussten in Lagern in drangvoller Enge leben, bevor sie – je nach ihrem Beruf
– Bauernhöfe, Werkstätten oder Betriebe zugewiesen bekamen. Er selbst kam dort zur Welt,
musste dann aber mit seiner Familie im Januar 1945 fliehen und fand auf Umwegen in Göppingen
eine neue Heimat.
„Das Thema Ideologie und vor allem Rassenideologie spielte dabei eine zentrale Rolle“, betont
Fieß. Er stellt angesichts der aktuellen Flüchtlingsströme, die einmal mehr die Folge von
Intoleranz seien, fest: „Wohin diese wahnwitzige Ideologie geführt hat und wie die
Menschlichkeit bei den unkritisch bereiten, ideologiegläubigen Pflichterfüllern verkommen
konnte, wurde offenkundig.“
Heinz Fieß, Die „Rückführung“ der Volksdeutschen am Beispiel der Bessarabiendeutschen,
Umsiedlung 1940, Aufenthalt in den Lagern und Ansiedlung in Polen, 232 Seiten, Euro 21,90.
ISBN 978-3-00-050915-5
Das Buch wird im Bücherverkauf des Bessarabiendeutschen Vereins angeboten: www.bessarabien.com
oder Bessarabiendeutscher Verein e.V., Florianstraße 17, 70188 Stuttgart.