Das Wirtschaftsmagazin für Braunschweig, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel und Wolfsburg Februar 2016 | Nr. 55 Happy Krisenstimmung Ein Ausblick auf das Wirtschaftsjahr 2016 Treffpunkte Die wichtigsten Veranstaltungen im Foto-Rückblick IVEXKLUSIEW V R INTE Justus Perschmann Geschäftsführer der Hch. Perschmann GmbH „Lust auf Leistung“ New York einmal ganz anders – € mer , 5 2 1 . 3 ab im Doppelzim p r o Pe r s on Kunstreise vom 21.10. – 28.10.2016 zu den bekannten Museen Erleben Sie die New Yorker Kunstszene in weltbekannten Museen und Ausstellungen bei exklusiven Sonderführungen – auch für die New Yorker Galerienszene bleibt genügend Zeit! 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Einzelzimmerzuschlag: 1170,– €, Veranstalter: Hanseat Reisen GmbH, Langenstraße 16, 28195 Bremen Unsere Reisen jetzt auch online auf leserreisen.bzv-service.de Wir beraten Sie gern im Leserreisen-Center: Braunschweig, Hintern Brüdern 23 | Tel.: 0531 / 3900-470/-471 | E-Mail: [email protected] 3 Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, Das Wirtschaftsmagazin für Braunschweig, Gifhorn, Goslar, Gefunden Gelesen Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel und Wolfsburg Februar 2016 | Nr. 55 trotz schwelender regionaler und globaler Krisenstimmung gibt es von wichtigen Akteuren, Institutionen und UnterHappy Krisenstimmung nehmen auch immer wieder positive MeldunTreffpunkte gen und Entwicklungen. Ein gutes Beispiel: Die Hch. Perschmann GmbH. In diesem Jahr Justus Perschmann Geschäftsführer der Hch. Perschmann GmbH feiert das mittelständi„Lust auf Leistung“ sche Vorzeige-Unternehmen sein 150-jähriges Jubiläum, investiert auch zukünftig am Standort, agiert aber schon länger global. Eine echte Erfolgs- und Traditionsgeschichte, die sicher auch Ministerpräsident Stephan Weil gefallen dürfte. In seiner Rede im Rahmen des IHK-Neujahrsempfangs hob er trotz aller gesellschaftlichen Herausforderungen die positiven Wirtschaftszahlen des Landes hervor, das robuste Wachstum und die Rekordbeschäftigung. Sein Fazit: „Unser Geschäftsmodell beruht auf einem starken Mittelstand.“ In diesem Sinne wünschen wir allen Entscheidern einen erfolgreichen Start ins Geschäftsjahr 2016. Packen Sie es an! Ein Ausblick auf das Wirtschaftsjahr 2016 Die wichtigsten Veranstaltungen im Foto-Rückblick Titelfoto: Holger Isermann SIVEXKLU IEW INTERV 4 Neue Hightech-Gadgets Ihre Standort38 Redaktion 5 Neue Wirtschafts - und Wissensbücher Unternehmen 6 Justus Perschmann, Geschäftsführer HCh. Perschmann Meldungen I 12 Aktuelles aus der regionalen Wirtschaft Wissenschaft 14 Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion an der TU BS Wissenschaft 16 Prof. Dr. Thomas S. Spengler im Interview Porträt Heinz-Ewald Poppinga, Niederlassungsleiter Tuja Zeitarbeit GmbH Ausblick Ein Ausblick auf das Wirtschaftsjahr 2016 18 20 Unternehmen 26 Frank Oppermann, C1-Cinema-Theaterleiter, im Interview Meldungen II Aktuelles aus der regionalen Wirtschaft 28 Porträt Helmut Streiff, neuer IHK-Braunschweig-Präsident Engagement 30 31 Einsatz für Bildung und Soziales Rückblick BraWoPark-Eröffnung, Neujahrsempfänge der IHK Braunschweig, Stadt Braunschweig, BLSK & Salzgitter Zeitung und Prof. Gunter Dueck Vortrag Persönlich 32 38 René Budries, Bau- und Möbeltischlerei Budries Impressum Herausgeber BZV Medienhaus GmbH | Verlag und Redaktion BZV Medienhaus GmbH, Hintern Brüdern 23, 38100 Braunschweig Telefon (0531) 39 00 0 | Geschäftsführung Harald Wahls (Sprecher), Manfred Braun, Michael Wüller Redaktionsleitung Christian Göttner (verantwortlich), Dr. Holger Isermann Redaktion Julia Engler, Daniel Götjen, Kristina Künnemeyer, Merle Janssen | Layout Chris Collet Anzeigen Michael Heuchert (verantwortlich) | Koordination Anzeigen/Vertrieb Michael Hoffmann | Telefon (0531) 39 00 193 | E-Mail [email protected] Druck Griebsch & Rochol Druck GmbH & Co. KG, Gabelsbergerstrasse 1, 59069 Hamm | Auflage 10.000 Exemplare Haben Sie genug von der Papierflut? DAS MEDIENHAUS Wir haben die Lösung ! Wer seine Dokumente clever verwaltet, erschließt das versteckte Potenzial seines Unternehmens - einfach, wirtschaftlich und ohne Eingriff in die Organisation. Dokumenten-Management mit uns: • • • • steigert die Effizienz senkt die Kosten optimiert Prozesse verbessert den Service Lösungen für Ihr Büro www.reese-gmbh.de REESE GmbH Dieselstraße 6 38122 Braunschweig Fon: 0531.289 289 Fax: 0531.289 28 39 4 Gefunden Viva Las Vegas! Brandneue Gadgets von der International Consumer Electronics Show Z ahlreiche namhafte Hersteller aus der Elektronikbranche stellten auf der CES, einer der weltweit größten Fachmessen für Unterhaltungselektronik, im Januar in Las Vegas neue Produkte vor oder kündigten Innovationen an. Hier sind vier unserer Favoriten. Netzwerkbox H andy. Laptop. IPad. PC. Smartwatch. Um alle unsere Geräte zu vernetzen benötigt es einiges: Kabel, Apps, Bluetooth und/oder eine WLAN-Verbindung. Geht das nicht auch einfacher? Klar! Ein kleines Kästchen namens Klaxoon schafft demnächst Abhilfe: Es spannt bei Gruppenveranstaltungen ein eigenes Netzwerk auf und hilft bei Zusammenarbeiten wie Brainstorming-Aufgaben, Umfragen etc. In Echtzeit können bis zu 40 Teilnehmer von ihrem eigenen Gerät aus alle Aktivitäten einsehen, ohne dass vorher etwas installiert werden muss. Also kein kalter Kaffee mehr, bevor das Meeting überhaupt angefangen hat. www.klaxoon.com Filmkamera F ilme drehen wie Steven Spielberg: Die Kodak Super8 feiert ihren 50. Geburtstag und bringt aus diesem Anlass eine neue Version auf den Markt. Die Super8 ist ein wahres Retro-Filmgerät, das zu Vinyl-Platten im Schrank passt – weg vom Trend des Digitalen, zurück zu den Wurzeln des Analogen. Die neue Version vereint die Standards der alten Zeit mit den digitalen Features der Gegenwart. Dazu gehört ein 9 cm großer ausklappbarer Bildschirm, ein Super-8-15-Meter-Film, die 6 mm Ricoh Linse, ein Innenbelichtungsmesser, Belichtungsreglung, manuelle Geschwindigkeitsreglung und noch weitere Spielereien. Der abgedrehte Film kann zurück an Kodak geschickt werden, welche diesen bearbeiten, scannen und als digitale Kopie zurückschicken. www.kodak.de Kabellose Kopfhörer H Bierbrau-Automat E s sieht aus wie ein Kaffeeautomat. Es bedient sich wie ein Kaffeeautomat. Ist aber eine Bierbrauerei! Eine Taste drücken und schon läuft ein frisch gebrautes Bier ins Glas. Das US-Unternehmen PicoBrew aus Seattle entwickelte den gleichnamigen Automaten zum personalisierten Bierbrauen. Ganz so leicht wie Kaffee kochen ist der Vorgang dann aber doch nicht: Sogenannte PicoPaks liefern die Basis mit den typischen Zutaten eines Bieres. Der Braumeister bestimmt jedoch, ob das Bier eher herb oder mild wird und wie viel Alkohol es enthalten soll. Zwei Stunden dauert der Brauvorgang selbst. Danach muss das Getränk etwa eine Woche lang gären, bevor es in ein Fünf-LiterFässchen umgefüllt werden kann. www.picobrew.com Fotos: Hersteller abe ein Ohr auf deinen Lauf: Mit den In-Ear-Hörern The Dash von Bragi kann man seine Herzfrequenz, Schritte und die Dauer beim Laufen messen – und auch mit oder ohne Smartphone Musik abspielen. Man kann zudem Telefongespräche annehmen und die Außenwelt bei Bedarf komplett auf lautlos stellen. Und jetzt kommt der Clou: Die Wunderstöpsel funktionieren auch unter Wasser! Per Bluetooth sind die zwei einzelnen Ohrstöpsel miteinander verbunden. Ein simples Touchdisplay ermöglicht die Bedienung durch Tippen und Wischen und kann bis zu tausend gespeicherte Songs auf einem 4GB-Speicher abspielen. www.bragi.com 5 Gelesen Der Sinn des Lesens Neue Wirtschafts und Wissensbücher kritisch betrachtet Der Sinn des Unternehmens Die letzten Dinge Das Psychotest Buch Dominic Veken Murmann Verlag Iris Radisch Rowohlt Verlag Ben Ambridge Knaur Verlag A chtung: Schwarzes Cover mit leuchtender Schrift und provokativen Titel. „Wofür arbeiten wir eigentlich?“, fragt Kommunikationsexperte Dominic Veken, der sich auf „Unternehmensphilosophie“ spezialisiert hat und bereits Angela Merkel im Bundestagswahlkampf beriet. Antwort: Für Geld, Ruhm, Macht, Ehre, neue Möglichkeiten, Wohlstand, Weiterentwicklung und einiges mehr. Doch „nur wenn wir den Sinn eines Unternehmens kennen, wenn er uns bei der Arbeit bewusst ist, haben wir das Gefühl, Teil von etwas Großem zu sein…“, meint der Autor. Firmen müssen sich also nicht nur den radikal verändernden Märkten anpassen, sondern auch ihren Kunden und Mitarbeitern. Wer einen Kultur- und Sinneswandel einläutet – Beispiele wie Starbucks, Spotify oder Tesla zeigen das – wird zukünftig konkurrenzfähiger am Arbeitsmarkt sein, relevanter beim Kunden, produktiver im Ergebnis und resistenter gegen Krisen.C.G. ch bin nicht glücklich. Ich war es nie in meinem Leben“, erzählt Marcel Reich-Ranicki. Einer von 18 bekannten Schriftstellern und Intellektuellen im hohen Alter, die mit Iris Radisch, Leiterin des Feuilleton der ZEIT, gesprochen haben. In ihrem Buch berichtet sie von diesen besonderen Begegnungen und den intensiven Gesprächen über die „letzten und vorletzten Dinge“. Wie verändert sich der Blick auf das Leben, wenn das Ende näher rückt? Was ist von dem geblieben was man erreicht hat und was hat man noch davon? Offen und unverblümt erzählen Ilse Aichinger, George Tabori oder der im April 2015 verstorbene Günter Grass von ihren persönlichen Bilanzen. Dabei nicht nur heiter und positiv rückblickend, wie Péter Nádas, der nach seiner Nahtoderfahrung das Sterben als Anfang von etwas Großartigem sieht, sondern auch wehmütig und bitter. Ehrliche Aussagen von „wichtigen Zeugen unserer Zeit“.J.E. farbe magenta mehr mehr mehr I ideen W ahr oder falsch? Tänzerinnen, die Lapdance machen, verdienen pro Schicht mehr Geld, wenn sie in ihrem Menstruationszyklus den Höhepunkt der Fruchtbarkeit erreicht haben. Welchen Aufschluss dieses Beispiel über die menschliche Psyche gibt und was aktuelle Forschungsergebnisse der Psychologie über uns selbst verraten, erfährt man in „Das Psycho-TestBuch“. Mit dutzenden „interaktiven Tests, Spielen und Rätseln“ animiert der britische Autor Ben Ambridge, den Leser seine Persönlichkeit, Intelligenz oder moralischen Werte zu testen und führt damit zu den Geheimnissen psychologischer Alltagsphänomene. Und am Ende weiß man auch noch wie viele klinische Psychologen man braucht, um eine Glühbirne zu wechseln (einen – Aber die Glühbirne muss es wirklich wollen) und was für Merkmale einem bei der Partnerwahl unterbewusst wichtig sind. Seriöses Fachwissen beiläufig vermittelt.J.E. Ihnen n e g e l Wir ualität Q Borchers n! Fachbetrieb für Fußbodentechnik zu Füße borchers-fussbodentechnik.de Borchers Fussbodentechnik 05361 8915901 magenta-design.de Gustav-Hagemann-Str. 26 · 38229 SZ 0 53 41/1 86 10 56 · www.borchers-fussbodentechnik.de 6 XXX IVEXKLUSIEW V R INTE Justus Perschmann, Geschäftsführer des gleichnamigen Werkzeughandels, über das Idealbild des ehrbaren Kaufmanns, den Braunschweiger Klüngel und die Chancen von Glokalität sowie sprechenden Produkten Foto: Holger Isermann „Menschen kaufen von Menschen“ 7 Unternehmen E in überdimensionaler Schraubenschlüssel weist den Weg nach Wenden, einem Vorort von Braunschweig. Herzlich willkommen in der Welt der Werkzeuge und am Hauptsitz der Perschmann-Gruppe. Das mittelständische Familienunternehmen hat seine Wurzeln seit dem Jahr 1866 in Braunschweig und bietet heute über 60.000 Qualitätswerkzeuge samt deren Kalibrierung an. Zwei weitere Standorte unterhält der Werzeugsystemanbieter in Berlin und Polen. Justus Perschmann, Geschäftsführer der drei Gesellschaften, die langjährige Partner der Hoffmann Group sind, führt das Familienunternehmen bereits in fünfter Generation. Rund 460 Mitarbeiter arbeiten für ihn, bis zum Jahr 2020 strebt er einen Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro an. Erstmal wird 2016 aber das 150-jährige Firmenjubiläum groß gefeiert. Ein guter Anlass für einen ausgedehnten Ortsbesuch in Wenden... Herr Perschmann, Ihr Unternehmen hat eine lange Geschichte, die bis ins Jahr 1866 zurückreicht. Was war der Günder Heinrich Perschmann für ein Mensch? Auf jeden Fall ein ziemlich ehrgeiziger. Er wollte seinen Eltern beweisen, dass er etwas auf die Beine stellen kann, wurde in Braunschweig vom Magistrat der Stadt aber erst einmal sehr abgewiesen. Er muss also sehr leidenschaftlich gewesen sein und ein fleißiger Mann, denn er hat die anderen Händler hier in Braunschweig relativ schnell ausgestochen. Mit dem Zitat „Konkurrenz belebt das Geschäft“ konnte er gar nichts anfangen, er wollte der Einzige im Ring sein. Klingt nach Alphatier… Ganz klar, ein Alphatier. Aber volles Programm (lacht). Welcher Anteil Ihres fleißigen Großvaters lebt heute noch in Ihnen und Ihrem Unternehmen fort? Das ist schwer zu sagen. Ich würde mich jetzt nicht als typisches Alphatier bezeichnen. Natürlich möchte ich gut sein und etwas bewegen, aber nicht um jeden Preis. Es war einfach eine andere Zeit. Als Heinrich geheiratet hat, hat er zum Beispiel den ganzen Tag gearbeitet und ist abends zu seiner Hochzeit gekommen. Das hat sich überlebt… Das Unternehmen war zu Beginn eine Eisenwaren-, Stahlwaren-, Messingwaren- und Werkzeughandlung. Wie kann man sich das vorstellen? Es war ein kleiner Laden, wo man zum Beispiel Schrauben und Nägel kaufen konnte, erst am Hagenmarkt und dann an der Reichsstraße in Braunschweig. Die Zielgruppe waren Privatkunden? Auch, weil es natürlich noch keine Bau- märkte gab. Wir haben vor allem an Handwerker verkauft. Ab dem Jahr 1901 hat die Firma Perschmann einen der ersten bebilderten und mit Preisen versehenen Kataloge in Deutschland herausgegeben…. Irgendwo in den Erinnerungen stand, es sei der erste bebilderte und bepreiste Katalog gewesen. Das haben wir nie ernsthaft recherchiert. Wahrscheinlicher war es der erste hier in Braunschweig und im Braunschweiger Land. Warum war das zukunftsweisend? Weil wir so den Kunden einen Überblick geben und Verlässlichkeit bei den Preisen bieten konnten. Wie wichtig ist Ihnen die lange Tradition und wie leben Sie diese? Ich glaube es ist sehr hilfreich eine Herkunft zu haben. Das lässt Sie viele Dinge etwas ruhiger betrachten, weil schon die Vorfahren zahlreiche Krisen durchlebt haben und das Geschäftsmodell eine gewisse Robustheit bewiesen hat. Natürlich muss das Geschäftsmodell aber ständig angepasst werden, um zukunftsfähig zu bleiben. Ihr Unternehmen hat zwei Weltkriege überstanden. Haben Sie möglicherweise sogar von ihnen profitiert? Ich bin niemand, der ständig zurück geguckt hat und bereite die Geschichte jetzt zum 150-jährigen Jubiläum das erste Mal systematisch auf. Unsere Familie war über Generationen sehr unpolitisch. Im ersten Weltkrieg, bis es irgendwann mit den Rationierungen losging, sind indirekt sicherlich auch Waren in die Rüstungsindustrie geraten. Ähnlich war es in den 30er Jahren mit der erneuten Aufrüstung. In den Kriegsjahren waren wir wahrscheinlich ein „kriegswichtiges“ Unternehmen, weshalb mein Großvater und sein Bruder relativ lange hier bleiben konnten, bis sie an die Front mussten. Nach dem Krieg haben wir mit einer Rumpfmannschaft quasi von Null wieder angefangen. Die ganz großen Unternehmen haben natürlich ihre Güter in Sicherheit gebracht und konnten auf einem anderen Niveau beginnen, aber auf die typischen Familienunternehmen traf das in der Regel nicht zu. Wie schwer war der Neustart? Anfangs haben wir über die Zonengrenze hinweg mit dem Ruhrgebiet beziehungsweise dem Bergischen Land Tauschhandel betrieben – Werkzeuge gegen Lebensmittel. Braunschweig und Niedersachsen waren ja immer eher ländlich und im Westen gab es viele Menschen und Industrie, auch die Wiege der Werkzeugindustrie lag dort. Es waren harte Zeiten. War der Wiederaufbau in Deutschland also eine Boomzeit für Sie? Aus den Büchern lässt sich nicht herauslesen, dass wir in der Zeit wahnsinnig viel Geld verdient hätten. Eine Art Boomphase begann bei Perschmann Anfang der 1990er Jahre… …im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung? Der Aufschwung hatte mehrere Ursachen: Wir haben damals begonnen, uns auf Werkzeuge zu konzentrieren und die ganzen anderen Geschäftsbereiche wie Landtechnik, DIN- und Normteile und Eisenwaren verkauft – mit dem Ziel, Marktführer zu werden. Würden Sie sagen, dass diese Konzen-tration wegweisend für den Erfolg der heutigen Unternehmens-Gruppe war? Absolut. Das war der Wendepunkt für uns. Es hat einfach Vorteile, sich auf etwas zu konzentrieren. Was haben Sie von diesem Prozess damals mitbekommen? Das Unternehmen wurde ziemlich aus dem Privaten rausgehalten. Da meine Eltern geschieden waren, habe ich gar nicht so viel davon mitbekommen. Klar, ich habe bei der Inventur mein Taschengeld verdient, aber ansonsten gab es wenig Berührungspunkte. Wann war klar, dass Sie in die Fußstapfen Ihres Vaters treten? Es war anfangs beileibe nicht so, dass ich nach dem Abitur jemals wieder nach Braunschweig kommen wollte, ich hatte eher einen Lagerkoller. Die Idee reifte erst ein paar Jahre später, als ich in Passau BWL studiert und ein paar Jahre bei Audi gearbeitet habe und die Gespräche mit meinem Vater über das Unternehmen zunahmen. Ende 2001 bin ich dann sehr gern wieder zurückgekommen, aber das war ein Prozess. Sind Sie selbst technisch interessiert? Natürlich. Mich interessiert ganz vieles, aber ich bin nirgendwo Spezialist. Das zieht sich durch meinen Lebenslauf. Deshalb habe ich mir meinen Berufsweg auch recht lange sehr offen gehalten. Was zeichnet einen guten Kaufmann aus? Er sollte Muster und Zusammenhänge erkennen können und sich nicht zu sehr im Kleinklein verfangen. Ein Number Cruncher, der auf der zweiten Nachkommastelle herumreitet ist möglicherweise ein guter Buchhalter, aber kein guter Unternehmer. Ein Unternehmer unternimmt und bewegt. Sinnvoll sind natürlich auch handwerkliche Kompetenzen, beispielsweise in den Bereichen Bilanzierung oder Unternehmensrecht. Und ganz wichtig: Es gilt das Grundkonzept des ehrbaren Kaufmanns. Was beinhaltet das? Wenn wir einen Handshake-Vertrag machen, ist das für uns eine Sache der Ehre. Wir müssen nicht vertraglich alles bis ins kleinste Detail regeln und können den Kunden gegenüber auf viele gute und langjährige Geschäftsbeziehungen verweisen. Sind Werte eher geschäftsfördernd oder -hinderlich? Ganz sicher fördernd. Gelebte Werte sind ein Differenzierungsmerkmal, aber noch viel mehr: Ein wertschätzender Umgang mit jedem Mitarbeiter im Unternehmen, egal ob er eine Abteilung leitet oder putzt, ist für mich selbstverständlich. Wie denn zum Beispiel? Eine gewisse Lockerheit ist immer gut für die Performance. Dafür braucht es aber ein positives Menschenbild und Vertrauen. Unser Credo lautet: „Lust auf 8 bildung bei VW und den anderen Großen gibt. Warum sollte ein Schulabgänger denn zu Ihnen kommen? Man hat hier einen Wirkungsbereich, in dem man wirklich etwas bewegen kann. Und wir sind sehr real und authentisch, denn den Unternehmer Perschmann gibt es wirklich. Der läuft über das Gelände, stellt sich Diskussionen und muss aber auch mal Gegenwind aushalten. Wünschen Sie sich in solchen Momenten manchmal mehr Hierarchie zurück? Ich finde es deutlich schöner, wenn wir aus der Mitarbeiterschaft heraus Dinge bewegen Bodenständig und optimistisch: Justus Perschmann beim Interview. können, auch wenn das Firma“, wir dürfen dabei nur „Lust auf beizeiten anstrengend ist. Eigentlich Leistung“ nicht vergessen (lacht). ist dieser Weg auch alternativlos, denn ich habe kein Herrschaftswissen. Wenn Klingt nach einer Schelte für die viel the- ich alle Dinge diktatorisch entscheiden matisierte Generation Y… müsste, wären wir längst nicht so erfolgDie neue Generation tickt in der Tat reich, wohl eher pleite (lacht). anders. Wer es schön haben möchte, muss vorher aber durch Leistung die Ab dem Jahr 1976 beginnt Ihre wichGrundlage dafür schaffen. Ich bin tige Zusammenarbeit mit der Hoffmann gespannt, wie sich die Leistungskultur GmbH Qualitätswerkzeuge aus München. in den nächsten Jahren entwickelt. Wie kam es dazu? Unser damaliger Bereichsleiter Werkzeuge hat auf dem Weg in den WinterSind Sie da optimistisch? Für Perschmann auf jeden Fall. Hier ist urlaub einen Antrittsbesuch in Münunser Führungsteam gefragt. Wir stehen chen gemacht, das war der Auftakt. im Wettbewerb und leben nicht auf der Hoffmann hatte damals schon einen Insel der Glückseligen. Trotzdem freut sehr guten und spezialisierten Katalog, es uns natürlich, dass gerade neue Mit- den wir in Teilen übernommen haben. arbeiter uns immer wieder eine positive In der Gruppe haben sich mittlerweile Firmenkultur bescheinigen. neben Hoffmann drei Familienunternehmen mit gleichem WerteverständDas dürfte das Recruiting für Sie einfacher nis zusammengetan und Märkte untermachen, oder? einander aufgeteilt. Wir müssen viel dafür tun, um im Gespräch zu bleiben – zum Beispiel Wann ist daraus die Hoffmann Group entüber die sozialen Medien, auf Recrui- standen? ting-Messen oder im Bereich Corporate Die Notwendigkeit einer Dachmarke Social Responsibility. Natürlich wollen ergab sich Mitte der 90er Jahre aus dem wir den Wendenern mit unserem Enga- gemeinsamen Key-Account-Managegement im Jugendzentrum auch klar ment im Zuge der Internationalisierung. machen, dass es Alternativen zur Aus- Das Stichwort ist Glokalität. Wir sind Fotos: Holger Isermann, Anja Weber / regios24 Unternehmen 9 Unternehmen global aufstellt, aber mit einer lokalen Betreuung und Wiedererkennung für die Kunden. Sie haben ein Tochterunternehmen in Polen und hatten eines in England. Was macht beziehungsweise machte diese Märkte für Sie besonders attraktiv? Polen war eine logische Konsequenz aus unserem nationalen Vertriebsgebiet, das sich nach Osten bis zur deutschen Grenze zieht und großes Potential versprach. Der englische Markt war in der Gruppe noch nicht vergeben, obwohl es vermeintlich ein A-Markt war. Also sind wir ihn zusammen mit der Firma Oltrogge angegangen, mit der wir sehr eng zusammen arbeiten. Wir betreiben unter anderem gemeinsam eine Logistik, den Einkauf und SAP. Warum sind Sie in England gescheitert? Die industrielle Entwicklung war damals alles andere als positiv. Die etablierten Mitbewerber haben mit sehr harten Bandagen um den schrumpfenden Markt gekämpft. Außerdem hatten wir ein Product Offering, auf das der Markt nicht vorbereitet war. Im Angelsächsischen hat ein typischer Händler wie wir es sind, nicht 60.000, sondern 600.000 Produkte im Sortiment. Er kann alles, aber nichts richtig. Der Kunde erwartet aber auch gar nicht den Service, den wir hier bieten, sondern lediglich die Beschaffung. Dazu kamen ein paar interne Unstimmigkeiten. Auf jeden Fall. Strategische Allianzen sind für mittelständische Unternehmen eine gute Grundlage für intelligentes Wachstum. Man kann Benchmarking betreiben, Vertriebsgebiete aufteilen, voneinander lernen und weitere Synergien nutzen. Wie teuer war der Ausflug auf die Insel für Ihr Unternehmen am Ende? Wir haben dort viel Geld verloren, weil es enorm aufwendig ist, eine Vertriebsstruktur mit kompetenten Mitarbeitern aufzubauen. In England kosten unter anderem Mitarbeiter mehr Geld als bei uns. Was mir wichtig ist: Anstatt unsere Niederlassung über eine Insolvenz „kostengünstig“ abzuwickeln, wollten wir einen sauberen Ausstieg. Es wurden alle Rechnungen bezahlt und die Mitarbeiter erhielten auch Abfindungen. Haben Sie trotz dieses herben Rückschlags weitere internationale Märkte im Blick? Europa ist im Werkzeugsegment innerhalb der Hoffmann Group aufgeteilt. Im Bereich der Kalibrierung ist das anders, hier denken wir konkret über internationales Wachstum nach. Wie würden Sie den Werkzeugmarkt allgemein beschreiben? Es gibt die Hoffmann Group mit über einer Milliarde Euro Umsatz in Deutschland, dann kommen die nächsten Mitbewerber mit 200 beziehungsweise 130 Millionen Euro Umsatz. Neben den drei Großen gibt es einen stark atomisierten Markt von lokalen Akteuren, die von Verbänden gespeist werden. Davon gibt es unheimlich viele. Zudem konkurrieren wir mit den Herstellern. Das heißt, Sie sitzen beim Marktführer direkt mit am Tisch… Wir sind der Marktführer, ja! Gegenüber unserer Zeitung haben Sie im Jahr 2007 gesagt: „Echte Top-Qualität kommt aus Deutschland, wenn es um Lieferfähigkeit, Verfügbarkeit, Flexibilität und Sonderlösungen geht.“ Gilt dieser Satz heute immer noch? Es ist zwar fast etwas erschreckend, aber der gilt immer noch, wobei ich den Ausspruch gerne auf „Europa“ erweitern würde. Über 60 Prozent unserer Werkzeuge kommen aus Europa und mindestens die Hälfte davon aus Deutschland. Natürlich wird die Qualität aus asiatischen Ländern immer besser, aber die Entwicklung ist nicht so schnell, wie man es vielleicht erwartet hätte. Wie setzen sich Ihre Kunden zusammen? 20 Prozent der Kunden machen 80 Prozent des Umsatzes aus, eine klassische Verteilung gilt auch bei uns. Die Big Player sind die üblichen Verdächtigen: Volkswagen, Alstom, MAN, Siemens, die Salzgitter AG und viele große Familienunternehmen. Warum heißt die Gruppe eigentlich Hoffmann und nicht Perschmann Group? Das stand nie zur Debatte. Als die Dachmarke Hoffmann Group allerdings dem Namen vorangestellt wurde, war das schon eine emotional einschneidende Veränderung. Die Familienunternehmen innerhalb der Hoffmann Group haben Verantwortungsbereiche und Selbständigkeit zugunsten einer strategischen Allianz aufgegeben. Ist die Organisation in der Hoffmann Group denn noch zukunftsfähig? Kisten und Schachteln voller Kleinteile und Werkzeuge: Kommissionierung bei der Hch. Perschmann GmbH in Braunschweig. 10 Unternehmen Wirkt sich diese bereits merklich aufs Tagesgeschäft aus? Die eine oder andere Bestellung wurde bereits storniert. Außerdem hat sich der Ton im Rahmen von Verhandlungen verschärft. Vom viel beschworenen Kulturwandel merken Sie in solchen Momenten wenig. Stattdessen wird die langjährige Partnerschaft mit billigen Saving-Forderungen belastet. Die nächste Welle erwarten wir bei den Zulieferern. Volkswagen zieht merklich zahlreiche Aufträge ins Unternehmen, die vorher ausgelagert waren. Was ist Ihr günstigstes, was ihr teuerstes Produkt im Sortiment? Das teuerste dürfte ein optisches Messgerät für rund 30.000 Euro sein. Das günstigste wäre wohl ein Einmalhandschuh, der im Einzelpreis 3 Cent kosten würde. Den gibt es aber nur im Hunderterpack. Ihr Werkzeugkatalog erscheint heute in 18 Sprachen. Ist das ein Alleinstellungsmerkmal? Ja, es gibt niemand anderen als die Hoffmann Group, der das bietet. Wertschöpfung ist hoch und wir dürften bezogen auf die Stückzahl Deutschlands Marktführer sein. D ie D ig i tal i s ie r u n g beschäftigt gegenwärtig alle Branchen. Wie stark verändert sie das Werkzeuggeschäft? Sie verändert uns in Logistikhalle mit 3.600 m² Fläche und fünf An- und Abhol-Terminals. einer Geschwindigkeit, – nämlich unheimlich viele Zusatzin- die wir heute noch beherrschen können. formationen. Er wird deshalb gerne als Ein Anwendungsfeld sind „sprechende“ Werkzeugbibel bezeichnet und liegt Produkte: Wenn unsere 60.000 Katalognicht selten direkt neben der Maschine artikel alle mit einem Chip ausgezeichals Nachschlagewerk bereit. net wären, könnten wir viele Menschen mit anderen Dingen als mit Inventuren Ab dem Jahr 1993 haben Sie den Kalibrie- und Erfassungstätigkeiten beschäftigen. rungsservice von Werkzeugen aufgebaut. Denkbar wäre es auch, dass ein MessWie wichtig ist dieser Geschäftszweig für mittel sich selbstständig meldet, wenn es Sie mittlerweile? kalibriert werden muss oder ein Bohrer, Die Kalibrierung ist quasi eine hoheit- wenn er kurz vor dem Verschleißende liche Aufgabe, für die man akkreditiert steht. Solche Entwicklungen kommen werden muss. Das ist ein hoher Mehr- und machen Medienbrüche überflüssig. wert für den Kunden und ein absolu- Es ist nur eine Frage der Zeit. tes Alleinstellungsmerkmal für uns und die Hoffmann Group. Wir liefern Werk- Sie beschreiben die Digitalisierung als zeuge kalibriert aus, rekalibrieren oder Chance. Sie dürfte aber auch neue Akteure kommen zum Kunden vor Ort. Vom in den Markt spülen und die KonkurrenzUmsatz her ist der Bereich mit über acht situation verschärfen, oder? Millionen Euro überschaubar, aber die Sicher. Allerdings ist der klassische Onlinehandel mittlerweile schon wieder fast old school. Die Händler haben uns anfangs zwar etwas geärgert, aber ihnen fehlt der direkte Vertrieb. Das ist übrigens die deutsche Variante von Industrie 4.0 – der Mensch steht immer noch im Mittelpunkt. Wie viele Kataloge drucken Sie? Rund 350.000 in der gesamten Gruppe. Ist ein gedruckter Katalog heute eigentlich noch zeitgemäß? Er erscheint zeitgleich online. Viele Kunden erwarten aber immer noch die gedruckte Form. Der mehr als 2.000 Seiten starke Katalog bietet weit mehr als das Produkt mit Bestellnummer Mann mit Visionen: Justus Perschmann hat Produkte von 3 Cent bis 30.000 Euro im Sortiment. Ein mögliches Szenario ist, dass sich Google und Co. zwischen Produkt und Kunde drängeln und Ihnen die Vernetzung verkaufen… Das wäre denkbar. Big Data ist richtig teuer. Das wird für kleinere Unternehmen eine echte Herausforderung. Uns hilft es, dass wir solche Innovationen gemeinsam in der Gruppe stemmen können. Fotos: Perschmann, Holger Isermann Macht Ihnen die Entwicklung bei Volkswagen Sorgen? Da wir eine Langfriststrategie haben, die auf Wachstum ausgerichtet ist, ist eine solche Entwicklung natürlich nie gut. Aber es wäre auch naiv anzunehmen, dass Krisen dauerhaft ausbleiben. Wir haben ein Notfallszenario und sind flexibel genug darauf zu reagieren. Die Krise haut uns also nicht aus der Bahn, aber ist durchaus eine Herausforderung. 11 Unternehmen Was ist mit den Herstellern selbst – wollen die Sie als Händler nicht ebenfalls überflüssig machen? Wir sehen einige Hersteller, die das bisher erfolglos versuchen. Ich bin davon überzeugt, dass Händler eine Daseinsberechtigung haben. Wir bündeln Dienstleistungen und bieten Mehrwerte. Natürlich wird Amazon Business uns Preise kaputt machen. Aber wir investieren neben der Digitalisierung auch in Mitarbeiter und glauben weiterhin an den Satz „Menschen kaufen von Menschen“. Sie investieren in MenIm Drehmoment-Mobil: Das mobile Kalibrierlabor bietet Service für Drehmomentschlüssel und -schraubendreher direkt beim Kunden. schen, aber auch neun Millionen Euro in ein neues Verwaltungs- liengeführt. Welche Herausforderungen Was schlagen Sie vor? gebäude. Ist das ein Zeichen der Stärke? und Chancen bietet diese Unternehmens- Ich bin kein Tourismusexperte, aber als Ich hätte gern günstiger gebaut (lacht). form? Wanderer und Naturliebhaber, der auch Wir sind Mitte der 80er in einer wirt- Verlässlichkeit und einen Geschäftsfüh- gerne mal komfortabel nächtigt und gut schaftlich schwierigen Zeit hier nach rer zum Anfassen. Wir sind nicht quar- isst, kann ich mir eine Konzentration Wenden gezogen und mussten kosten- talsgetrieben und unterliegen nicht den und Fokussierung, eine Art Clusterbileffizient das Gebäude bauen, in dem wir Zwängen einer Aktiengesellschaft. dung im Harz, vorstellen. Was gerade in gerade sitzen. Ökologisch ist das mittTorfhaus passiert ist super geil, das ist lerweile bedenklich und es bietet auch Zur Herausforderung wird nicht selten die der richtige Weg. nicht die moderne Arbeitsatmosphäre Unternehmensübergabe. Lief die immer und die Freiräume, die wir uns wün- harmonisch bei Ihnen ab? Was würden Sie in der Region ändern, schen. Deshalb haben wir in den Per- Laut den Lebenserinnerungen meiner wenn Sie könnten? schmann Campus investiert. Diesem Vorgänger hat es selten geknirscht. In Die Gastronomie (lacht). Namen wollen wir gerecht werden, zum der vierten Generation haben zwei BrüBeispiel mit kommunikativen Inseln und der das Unternehmen geführt und drei Wie halten Sie es mit dem BraunschweiSpazierwegen zum freien Denken. ihrer Kinder haben mitgearbeitet. Fünf ger Klüngel? Perschmänner, das war etwas tricky, Irgendwie gehört der zur Stadt dazu, Haben Sie vor am Standort zukünftig wei- aber es wurde mit Hilfe des Beirates aber ich halte mich sehr aktiv da raus. am Ende super gelöst. Solche Situatio- Ich habe mich relativ früh gegen die ter zu wachsen? Langfristigkeit ist gerade beim Thema nen können aber schnell existenzbedro- Abendtermine und für die Familie entImmobilien sehr wichtig. Wer kurzfris- hend werden. schieden. Das Netzwerk sollte ohnehin tig denkt, kann sich zwar kaum vorstelnicht der entscheidende Faktor für den len hier an irgendwelche Grenzen zu Sind Sie aktuell das einzige aktive Fami- Erfolg sein. stoßen, aber das passiert irgendwann. lienmitglied? Ja, Glück gehabt (lacht). Deshalb haben wir vorgesorgt. Stehen Sie privat manchmal im Hobbykeller an der Werkbank? Was schätzen Sie am Wirtschaftsstandort Ich habe eine gute sortierte WerkzeugSie haben also noch viel vor… ausstattung, aber das meiste ist noch oriKlar, meine Kinder sind noch sehr jung. Braunschweig? Mein Ziel ist schon, das Unternehmen in Die Vielfalt mittelständischer Unter- ginal verpackt. die nächste Generation zu bringen. Ob nehmen. Volkswagen mit allem, was das am Ende wirklich die Familie ist, dazu gehört. Die Forschungsintensität, Was machen Sie, wenn Sie gerade mal wird sich zeigen. Ich bin erst 43 Jahre die Nähe zu Berlin und zum Flughafen, nicht arbeiten? alt und liebe es Verantwortung zu über- den Harz direkt vor der Tür. Obwohl Meine Familie und unser Hund stehen nehmen und Dinge gestalten zu können. ich furchtbar finde, dass er in den 80er seit Jahren ganz weit oben. Darunter Jahren stehen geblieben ist. Das tut mir leidet zugegebenermaßen gerade mein Die Perschmann GmbH ist bis heute fami- wirklich weh. Handicap. Christian Göttner, Holger Isermann 12 Meldungen I Stahl-Manager Dr. Karlheinz Blessing folgt bei Volkswagen als neuer Vorstand für Personal und Organisation auf Dr. Horst Neumann. VW-Kommunikationschef Peter Thul verließ den Volkswagen-Konzern. Sein Nachfolger ist mit Wirkung zum 1. Dezember 2015 Stefan Ohletz. Neubesetzungen Personalchef Kommunikation Im Zuge der Neuausrichtung nach dem Abgas-Skandal hat VW-Vorstandschef Matthias Müller gleich mehrere Funktionen im Ressort des Vorstandschefs neu strukturiert. Der bisherige Geschäftsführer des Auto-Branchenverbands VDA, Ulrich Eichhorn, leitet bei VW künftig den Konzernbereich Forschung und Entwicklung. PorscheDesign-Chef Michael Mauer ist nun auch konzernweit für das Design verantwortlich. Der 57-jährige Fred Kappler führt künftig den Konzernbereich Vertrieb. Die Steuerung des Bereichs Produktion übernimmt Wolfram Thomas, die Produkt- und Baukastenstrategie Ralf-Gerhard Willner. Der Aufsichtsrat der Volkswagen Aktiengesellschaft bestellte Dr. Karlheinz Blessing mit Wirkung zum 1. Januar 2016 zum Mitglied des Vorstands für das Ressort Personal und Organisation. Die Laufzeit des Vertrages beträgt fünf Jahre. Bisher war der 58-Jährige Blessing Vorstandsvorsitzender der Dillinger Hütte, der DHS – Dillinger Hütte Saarstahl sowie der Saarstahl AG. In seiner neuen Funktion folgt Blessing auf Dr. Horst Neumann, der am 30. November in den Ruhestand wechselte. Der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch betonte: „Dr. Blessing ist eine Persönlichkeit mit hoher unternehmerischer und sozialer Kompetenz.“ Auch in der Kommunikation bei Volkswagen gibt es einen wichtigen Wechsel. Diese hatte in der Vergangenheit nicht immer richtig funktioniert. Der Journalist Peter Thul, der am 1. Juli 2015 die Leitung der Kommunikation der Marke Volkswagen und die Funktion des Pressesprechers des Vorstandsvorsitzenden der Marke Dr. Herbert Diess übernahm, verließ das „Unternehmen im besten Einvernehmen“. Stefan Ohletz, der seit 2012 zum Leitungsstab der Konzernkommunikation gehört, zuletzt als Chef vom Dienst (CvD), wird sein Nachfolger und berichtet in seiner neuen Funktion direkt an Dr. Diess. Mark Uhde gehört seit 2012 dem Vorstand der Volksbank BraWo an und ist nun auch als Aufsichtsrat der Braunschweig Zukunft GmbH tätig. Dr. Christian Dahlheim ist nun als Vorstand für Vertrieb und Marketing der Volkswagen Financial Services AG zuständig. Burkhard Reuter, zweiter Geschäftsführer, Didier Pfleger, Sprecher der Geschäftsführung Alstom, Mathias Klemptner, Aufsichtsratsvorsitzender. Aufsichtsrat Vorstand Geschäftsführer Mark Uhde, Vorstandsmitglied Produktion und Steuerung bei der Volksbank BraWo, ist von seinem Unternehmen in den Aufsichtsrat der Braunschweig Zukunft GmbH entsandt worden. Seit diesem Jahr ist die Bank Gesellschafterin der privatrechtlich organisierten städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Mit ihrer Beteiligung gibt die Volksbank BraWo ein Bekenntnis für die Zukunft der Region ab und übernimmt einen weiteren Anteil an der Entwicklung der Stadt Braunschweig – zusätzlich zu ihren städtebaulichen Projekten wie dem BraWoPark am Hauptbahnhof oder dem Lilienthalhaus am Forschungsflughafen. Dr. Christian Dahlheim ist mit Wirkung zum 1. Januar 2016 zum Vorstand für Vertrieb und Marketing der Volkswagen Financial Services AG berufen worden. Dahlheim folgt in dieser Funktion auf Lars Henner Santelmann, der am 16. Oktober 2015 die Nachfolge von Frank Witter (siehe Standort38 Titelstory, April 2013) als Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services AG angetreten hat. Dr. Christian Dahlheim trat im Jahr 2005 in die Volkswagen Financial Services AG ein und übernahm verschiedene Leitungsfunktionen, unter anderem als Leiter der Unternehmensentwicklung und als Regional Manager. Der Aufsichtsrat der Alstom Transport Deutschland GmbH, die ein umfassendes Angebot an Systemen, Ausrüstungen und Serviceleistungen im Schienenfahrzeugsektor vermarktet und Komplettlösungen für ganze Transportsysteme, einschließlich Züge, Signaltechnik, Instandhaltung und Modernisierung sowie Infrastruktur bietet, hat Burkhard Reuter als zweiten Geschäftsführer berufen. Reuter ist seit April 2013 bei Alstom in Salzgitter als Produktionsleiter tätig. Die Ernennung eines weiteren Geschäftsführers war notwendig, da Dr. Martin Lange sein Mandat als Geschäftsführer niedergelegt hat und das Unternehmen verlässt. Fotos: Volkswagen AG, Volksbank BraWo, Volkswagen Financial Services AG, Alstom Transport Deutschland GmbH Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, besetzt viele Posten neu und ist auch für eine konzernweite Kürzung der Vorstandsvergütungen. 13 Fotos: Tamme/nh, Reisebüro Schmidt, Städtisches Klinikum Braunschweig, Holger Isermann Präsident Olaf Kahle wurde für weitere drei Jahre in seinem Amt bestätigt. Otto F. Wachs und Carsten Blasche vertreten Wolfsburg als Vizepräsidenten. Meldungen I Vom Auszubildenden zum Geschäftsführer: Philipp Cantauw wird ab März 2016 neuer Geschäftsführer des Reisebüro Schmidt in Wolfenbüttel. Als Nachfolger von Geschäftsführer Helmut Schüttig übernimmt Dr. Andreas Goepfert (Foto) nun den Chefsessel des Braunschweiger Klinikums. IHK Lüneburg-WOB Geschäftsführer Geschäftsführer Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg wählte während ihrer Vollversammlung im Wolfsburger Rathaus ein neues Präsidium. Präsident Olaf Kahle wurde für weitere drei Jahre in seinem Amt bestätigt. Wolfsburg wird zukünftig durch zwei Vizepräsidenten vertreten: Otto Ferdinand Wachs (Sprecher der Geschäftsführung der Autostadt GmbH) und Carsten Blasche (Filialdirektor der Deutschen Bank in Wolfsburg). Als Schwerpunkte für seine zweite Amtszeit nannte Wahl u. a. die Fortführung der IHK-Zukunftsinitiative zur Fachkräftesicherung und die Integration von Flüchtlingen. Beim Wolfenbütteler Traditionsunternehmen Reisebüro Schmidt, das in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert, und über 200 Mitarbeiter an neun Standorten beschäftigt, gibt es demnächst einen neuen Geschäftsführer. Philipp Cantauw wird zum 1. März 2016 – neben dem Firmeninhaber Wilhelm Schmidt – die Geschäfte leiten. Der 39-jährige Cantauw, der bislang als Prokurist die Ressorts Marketing, Vertrieb, Produkt und Personalwesen verantwortet hat, absolvierte schon seine Ausbildung zum Tourismuskaufmann in dem Unternehmen. Zum Jahreswechsel 2015/16 beendete Geschäftsführer Helmut Schüttig seinen aktiven Dienst im Städtischen Klinikum Braunschweig – und übergab das Amt an seinen Nachfolger Dr. Andreas Goepfert. Schüttig sorgte in seiner gut 13-jährigen Amtszeit für einen Modernisierungsschub des Klinikums in der Krankenversorgung und der Unternehmenskultur. „Vor allem aber ist Helmut Schüttig untrennbar mit der Planung und Realisierung des ZweiStandorte-Konzeptes des Klinikums verbunden“, betonte Oberbürgermeister Ulrich Markurth in seiner Rede. Norbert Dautzenberg, Leiter der Mercedes-Benz-Niederlassung Braunschweig, verlässt das Unternehmen aus persönlichen Gründen. Abschied Das Standort38-Interview mit ihm war bereits im Kasten, das Fotoshooting absolviert, doch Norbert Dautzenberg, Leiter der Mercedes-Benz-Niederlassung Braunschweig, verließ Ende 2015 überraschend das Unternehmen. In Deutschland richtet Mercedes-Benz seinen konzerneigenen Vertrieb neu aus. Von der Umstrukturierung sind auch verschiedene Standorte in Niedersachsen betroffen. Die Rosier-Gruppe, ein langjähriger Mercedes-Benz-Partner, übernimmt die ehemalige Niederlassung Braunschweig. Die Aufgaben von Norbert Dautzenberg erledigt übergangsweise Finanz- und Personalchef Detlev Quidde. Sie suchen einen Sitzungsort? Dann sind Sie hier genau richtig: In der Brackstedter Mühle erwartet Sie herzliche Atmosphäre, hervorragende Küche und viel Erfahrung in der professionellen Durchführung Ihrer erfolgreichen Seminare und gelungenen Feierlichkeiten. Einfach anrufen und vorbei kommen! Hotel & Restaurant Brackstedter Mühle Zum Kühlen Grunde 2 | 38448 Wolfsburg, OT Brackstedt Tel. (0 53 66) 90-0 | www.brackstedter-muehle.de 14 Wissenschaft Spitzenforschung mit starken Partnern SESRCHIUEN:G FOR Am Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion an der TU Braunschweig profitieren Prof. Dr. Thomas Spengler und sein Team von Industriepartnern aus der Region D er Blick aus dem Institut im sechsten Stock des ArchitekturTowers an der Oker hat etwas Symbolisches: Ganz Braunschweig hat man von hier aus im Blick, bei gutem Wetter reicht die Sicht bis ins Umland. Prof. Dr. Thomas Spengler hat es seit seinem Amtsantritt im Jahr 1998 weit nach oben geschafft – im wahrsten Sinne des Wortes. Der gebürtige Karlsruher ist neben der Tätigkeit als Institutsleiter auch Inha- ber des Lehrstuhls für Produktion und Logistik, einem von zwei Lehrstühlen des Instituts. Sein Kollege David Woisetschläger leitet den Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement und ist einer der Autoren der vielbeachteten Sponsoringstudie, die Jahr für Jahr die Wirkungspotenziale aller Clubs in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga untersucht. Spengler selbst ist bereits seit dem Jahr 1998 Professor an der TU Braunschweig, war zwischenzeitlich auch Dekan der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und mehrere Jahre lang Vizepräsident der Technischen Universität. Als Vorstandsmitglied des niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik ist er außerdem mitverantwortlich für den vielleicht prestigeträchtigsten Forschungsverbund der Hochschule. Im Gespräch mit Standort38 betont der 52-Jährige die Bedeutung der Region für seine Arbeit: Mit der Salzgitter AG Fotos: Daniel Götjen, Technische Universität Braunschweig / Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion Oben angekommen: Thomas Spengler begann seine Arbeit an der TU ohne Mitarbeiter und in kleinen Büros, heute blickt er aus seinem Büro über die ganze Stadt. 15 und Volkswagen sind die zwei wichtigsten Industriepartner des Instituts regional tief verwurzelt. Mit dem Salzgitteraner Stahlkonzern verbindet Spengler eine jahrelange Zusammenarbeit. Die Stahlindustrie steht im Forschungsportfolio darum ganz selbstverständlich zwischen Automobil- und Elektronikindustrie. Das mag auf den ersten Blick überraschen, hat aber Hand und Fuß: Die Schwerpunkte in der Forschung des Instituts liegen in den Bereichen Nachhaltigkeit, effiziente Wertschöpfungsketten sowie der Weiterentwicklung von Produktionsprozessen und drehen sich damit um Themen, die längst auch branchenübergreifend an Bedeutung gewonnen haben. Besonders energieintensive und emissionsstarke Branchen wie die Stahl- und Automobilindustrie bieten vor dem Hintergrund von Ressourcenknappheit und Klimawandel Raum für Optimierung. Aktuelle Forschungsprojekte am Institut reichen von der Produktionsplanung in der Automobilindustrie über das Recycling von Batterien bis zur Entwicklung neuer und emissi- Wissenschaft Ein Bagger beim Rückbau von Siedlungsabfall. Das Institut erforscht mit Partnern Verfahren zur Rückgewinnung von Ressourcen aus solchen Deponien. onssparender Logistikkonzepte. Um solche Projekte stemmen zu können, ist auch das Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion auf Fördergelder angewiesen. Ohne Studiengebühren sei die Finanzierung von Universitäten „ein großes Problem“, erklärt Spengler: Drittmittel, die unter anderem von Bund, Land und Einrichtungen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft, aber auch von Industrieunternehmen kommen, machten eine breit aufgestellte Forschung erst mög- lich. Das verdeutlicht den Druck, unter dem auch die universitäre Forschung steht: Ohne Kontakte in die freie Wirtschaft sind erfolgsversprechende Forschungsvorhaben kaum umsetzbar. Am Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion machen die Gelder von Industriepartnern etwa ein Drittel der externen Förderungen aus – und das ist nicht ohne Risiko. Denn ob neben der Salzgitter AG auch der Volkswagen-Konzern zukünftig an der Spitze von Spenglers Forschungspartnern stehen wird, ist bisher nicht abzusehen: „Der Abgas-Skandal wird sich stark auf die Möglichkeiten der Forschungsförderung in Niedersachsen und auch auf die TU insgesamt auswirken“, ist sich der Institutsleiter sicher. Lesen Sie im Standort38-Interview mit Institutsleiter Prof. Dr. Spengler auf den folgenden Seiten, warum er trotz attraktiver Angebote immer wieder nach Braunschweig zurückkehrt, wie er sein Institut Stück für Stück aufgebaut hat und welchen Weg er zukünftig einschlagen möchte. Daniel Götjen, Merle Janssen www.oks.de Lernen Sie uns kennen: Infotag der berufsbildenden Schulen am 20. Februar 2016, 10.00 bis 13.00 Uhr Heinrich-Büssing-Ring 41 a, 38102 Braunschweig 16 Wissenschaft SESRCHIUEN:G Von der Bruchbude zum Mobilitätsstandort FOR Herr Spengler, Sie sind seit 1998 Inhaber des Lehrstuhls für Produktion und Logistik an der TU Braunschweig. Was hat sich während der letzten 17 Jahre verändert? Die Vielzahl neuer Forschungszentren in Braunschweig ist eine der wesentlichen Änderungen, die durch die Präsidentschaft von Jürgen Hesselbach realisiert wurden. Interdisziplinäre Wissenschaft gemeinsam unter einem Dach – das gab es bei meinem Amtsantritt so noch nicht. Dazu kommt die strategische Ausrichtung der Universität, beispielsweise die Konzentration auf Mobilität durch die Gründung des Nie- dersächsischen Forschungszentrums für Fahrzeugtechnik (NFF). Auch die Studierendenzahlen haben sich sehr positiv entwickelt. Wir haben momentan Rekordzahlen und auch das Interesse an unserem Fächerspektrum ist deutlich größer geworden. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie heute, die es bei Ihrem Amtsantritt noch nicht gab? Es wird immer notwendiger werden, über neue Finanzierungswege der Universität nachzudenken. Früher gab es noch Studienbeiträge, die sehr hilfreich waren – Geld in die eigene Ausbildung zu investieren, rentiert sich. Dieses Konzept funktioniert weltweit, nicht zuletzt in unserer Partneruniversität in Rhode Island: Die haben wesentlich mehr Mittel zur Verfügung. Die Gebäude sind in einwandfreiem Zustand, die Anlagen sind gepflegt, die Studierenden haben hervorragende Arbeitsbedingungen, bestens ausgestattete Bibliotheken – alles Dinge, die nur bei entsprechender Finanzierung möglich sind. Das ist in Deutschland ein großes Problem. Wie steht es um die Drittmittelförderung? Foto: Daniel Götjen Prof. Dr. Thomas S. Spengler über die Anfänge zwischen Bierkisten, über Finanzen, Kooperationen sowie Forschungsschwerpunkte seines Instituts 17 Drittmittel befördern nicht nur die Forschung, sondern auch die Lehre. Ohne sie wäre ich nicht in der Lage, das Lehrangebot im derzeitigen Umfang aufrecht zu erhalten. Durch die zusätzliche Finanzierung entstehen Spielräume, die helfen, die Bedingungen für die Studierenden zu verbessern. Das bedeutet einerseits mehr Personalkapazität am Institut und andererseits im Rahmen der Forschungsaufträge die Chance, an spannenden Fallstudien teilzunehmen und Praxiskontakte aufzubauen. Sind die Fördermittel ausreichend oder stellen Sie sich zukünftig mehr vor? Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit dem, was wir bisher erreicht haben. Wir haben das Institut von Grund auf hochstemmen müssen. Als ich hier ankam, war das eine ziemliche Bruchbude, es gab nichts: keine Mitarbeiter, keine Sekretärin, keine Möbel. Die erste Zeit habe ich auf einer Bierkiste neben einem losen Telefonkabel gesessen (lacht). Über die Drittmittel haben wir dann immer mehr investieren können, inzwischen arbeitet am Institut ein Stab von 15 wissenschaftlichen Mitarbeitern. Momentan sind die Förderungen wieder ein wenig rückläufig – durch die VWKrise wird sich das weiter zuspitzen. Seit 2014 sind Sie zudem Inhaber einer Professur an der University of Rhode Island. Was zieht sie trotzdem immer wieder nach Braunschweig? Man findet hier ein Umfeld, in dem man sich sehr wohlfühlen kann. Braunschweig hat eine überschaubare Größe und bietet ein attraktives kulturelles Angebot. Die zentrale Lage in Deutschland hilft auch auf beruflicher Ebene: Man kann sich gut vernetzen und effizient von Berlin über Hamburg bis ins Ruhrgebiet und in den Süden reisen. Auch die vielen Forschungseinrichtungen sind ein großer Pluspunkt der Region, dazu kommt die gute Kooperation von Industrie, Forschung und Wissenschaft. Letztlich sind für mich die technische Ausrichtung und Größe der Universität sehr vorteilhaft. Ich hatte zwischendurch verschiedene Rufe an andere Universitäten, aber ich habe alle abgelehnt. Die Möglichkeit, Braunschweig als nationalen und internationalen Mobilitätsstandort zu profilieren, war für mich das ausschlaggebende Argument, um hier zu bleiben. Wissenschaft Welche sind Ihre wichtigsten Partner in Forschung und Wirtschaft in unserer Region? Der langjährigste und wichtigste Partner ist die Salzgitter AG. Wir machen auch regelmäßige Exkursionen in das Unternehmen, dort geben wir Studierenden die Möglichkeit, sich mit Führungskräften aus allen Betriebsbereichen zu unterhalten. Der zweitwichtigste Partner ist Volkswagen: Wir sind dort eng mit der AutoUni vernetzt. Zusätzlich haben wir einen weiteren Standort im NFF – den „MobileLifeCampus“. Dort sind wir besonders in den Bereichen Konzernlogistik und Nachhaltigkeit aktiv. Kleinere Kooperationen mit weiteren regionalen Unternehmen wie Siemens, Bosch, Nordzucker, Alstom und MAN kommen aber auch zustande. Innerhalb der TU stehe ich in engem Kontakt mit anderen Fakultäten, besonders durch die erfolgreichen Studiengänge des Wirtschaftsingenieurwesens. Welchen Einfluss hat der nicht enden wollende Abgas-Skandal bei Volkswagen auf Ihre Arbeit und Ihre Forschung? Er wird sich stark auf die Möglichkeiten der Forschungsförderung in Niedersachsen und auch auf die TU insgesamt auswirken. Auch in den Projektkooperationen mit Volkswagen wird sich die Affäre bemerkbar machen. Die Grundausrichtung und der Optimismus bezüglich der weiteren positiven Entwicklung meines Instituts werden davon aber nicht betroffen sein. Der zuletzt angeschlagenen Salzgitter AG geht es – anders als VW – wieder deutlich besser. Wie sehr sind Forschungsinstitute wie Ihres von der Finanzlage der Industrieunternehmen abhängig? Nahezu gar nicht. Wenn man sich die Gesamtfinanzierung des Instituts ansieht, kommt ungefähr ein Drittel der Ressourcen aus Landesmitteln. Das nächste Drittel setzt sich aus industrieunabhängigen, öffentlichen Quellen zusammen, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) oder weitere Stiftungen finanziert werden. Der Rest stammt direkt aus der Industrieauftragsforschung, also größtenteils von VW und der Salzgitter AG. Sie sind auch Vorstandsmitglied beim Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik. Geht es bei Projekten wie dem NFF oder der öffentlich-privaten Partnerschaft Open Hybrid LabFactory letztlich immer nur ums Geld? Ich bin Wirtschaftswissenschaftler und genieße den Luxus, auch mit kleinen Finanzvolumen erfolgreich arbeiten zu können. In der ingenieurwissenschaftlichen Spitzenforschung spielt das Geld allerdings eine entscheidende Rolle, denn nur mit den teuersten Anlagen ist es möglich, mit der Konkurrenz mitzuhalten. Die richtige Verteilung und Nutzung der Gelder, zum Beispiel bei der Einrichtung von gemeinschaftlichen Forschungszentren, ist eine wichtige Voraussetzung, um den Erfolg der Ingenieurwissenschaften zu gewährleisten. Eines der großen Ziele Ihres Instituts ist es, eine Schnittstelle von Forschung und Wirtschaft zu sein. Bedeutet das für Ihre Studierenden weniger auswendig lernen und dafür mehr Praxisbezüge? Meine Studierenden müssen beides machen – Theorie und Praxis. Die Wirtschaftsingenieure zeichnet aus, dass sie zwei Studiengänge parallel durchlaufen: zum einen die technische Ausrichtung (Maschinenbau, Bauingenieurwesen oder Elektrotechnik, Anm. d. Red.) und zum anderen BWL. Sie kombinieren also zwei Welten miteinander, die starken gegenseitigen Bezug nehmen, und lernen sowohl interdisziplinäre Theorie wie auch praxisorientiert in Forschungsprojekten. Der Anspruch ist hoch, aber nur so können die besten Fachkräfte ausgebildet werden. Wo sehen Sie sich und Ihr Institut in den nächsten Jahren? Gibt es besondere Forschungsschwerpunkte? Wir möchten den eingeschlagenen Weg weiter ausbauen. Besonders ambitioniert sind wir bezüglich der internationalen Forschung in den Bereichen Produktionswirtschaft und Logistik. Wir möchten uns neben der Automobilbranche breiter im Maschinenbau und der Elektrotechnik aufstellen. Auch die Grundstoff- und Prozessindustrie ist ein interessantes Feld. Problemlösungen sollen zudem stärker branchenübergreifend funktionieren, sodass man voneinander lernen und sich gegenseitig besser unterstützen kann. Wir wollen auch zukünftig für Studierende, Doktoranden und Habilitanden attraktiv bleiben. Daniel Götjen, Merle Janssen 18 Porträt Garage statt Büro: Der Ingenieur ist Spezialist für Hundeschlitten aus Holz und Edelstahl und Aluminium. Ein Mann, ein Herz, ein Schlitten E in eisiger Donnerstag im Januar in Ilsede bei Peine. Heinz-Ewald Poppinga, Niederlassungsleiter der Tuja Zeitarbeitsfirma in Braunschweig, ist trotzdem gut gelaunt. Oder gerade deswegen. An diesem Morgen wartet er allerdings nicht im Büro, sondern in seiner Garage. Denn soweit es die Zeit zulässt, widmet er sich seiner Leidenschaft: dem Bauen von Hundeschlitten. Er und seine Lebensgefährtin sind selbst hingebungsvolle Musher und nehmen mit ihren vier Huskys an Rennen im Harz teil. Die Begeisterung für Schnee und Kälte wird bereits deutlich, tritt man in die Werkstatt des motivierten Hobbyschraubers. Die kalte Garage bietet ein großes, geordnetes Sortiment an Der „Hunter“: Selbst konstuiert und gebaut. Edelstahlrohren, Aluminiumteilen, Bauplänen und allen möglichen Utensilien. Seine Begeisterung für Schlittenhunde, Rennen und Gleichgesinnte überwiegen den Geschäftssinn – so fertigt er die Schlitten zum Selbstkostenpreis. „Wenn man bedenkt, wie selten man die Schlitten nutzen kann, sind sie in der Anschaffung sehr teuer. Bei einem Markenhersteller kostet einer um die 1.200 Euro – dazu kommen noch 200 pro Kufe“, stellt er fest. Die Initialzündung brachten Mitglieder seines Vereins – dem traditionsreichen Sportverein Reinrassiger Schlit- Fotos: Holger Isermann, Jonathan Rode Heinz-Ewald Poppinga, Niederlassungsleiter der Tuja Zeitarbeit GmbH, ist begeisterter Musher und hat in seiner Garage den „Hunter“ entwickelt 19 Porträt tenhunde Deutschland e.V. (SRSD e.V.). Dort wusste man von Poppingas Tüftler-Gen und fragte den Ingenieur um Rat. Sein Erstling war 2009 fertig und überlebte bei seiner Feuertaufe gerade einmal die erste Kurve. Doch der herzliche Ilseder nahm es mit Humor – sein Ehrgeiz war entfacht. Jede freie Minute arbeitete er seitdem an der Haltbarkeit und Effizienz seiner Schlitten. Heute kommt nicht nur seine Lebensgefährtin mit ihnen immer ins Ziel. Viele Modelle werden aus Holz oder Eisenrohren gebaut. Aufgrund der Witterung verrotten sie schnell und überstehen häufig nur ein Jahr. Der „Hunter“ von Heinz-Ewald Poppinga hingegen ist fast unverwüstlich, da er komplett aus Edelstahl und Aluminium gefertigt ist. Schneespektakel: Schlittenhunderennen mit dem „Hunter“ und agilen Hunden im Oberharz. Das demonstriert er eindrucksvoll, als er den 12,5 Kilo schweren Schlitten mit da die handelsüblichen nicht gefedert ten das Gespann. „Sie werden nicht die Schwung durch die Garage schmeißt. sind. Auch wenn sich die wahre Faszi- ersten Preise abräumen, aber sie haben Ein weiterer Vorteil: Die selbstentwi- nation des Sports nur im Schnee erle- ein glückliches Leben. Die Hunde könckelten Halterungen ermöglichen es ben lässt. „Mit Trainingswagen fahren nen es jedes Mal kaum erwarten, loszujedem Musher, beliebige Kufen zu mon- ist wie Fahrradfahren. Aber wenn Sie rennen“, resümiert der Mittfünfziger. tieren. Bei den benötigten Alu-Son- auf einem Schlitten stehen – selbst bei Je nach Gewicht benötigt ein Musher deranfertigungen greift er auf hiesige 40 Stundenkilometern – hören Sie bis vier bis acht vierbeinige Gefährten. Produktionsunternehauf das Gleiten der Kufen „Sie haben eine außergewöhnliche Zugmen zurück, ebenso was nichts. Selbst die Hunde kraft und ziehen das Zehnfache ihres „Wer das einmal die Fertigung der Schlitsind leise und wirken fast Körpergewichtes. Meine vier Hunde mitgemacht hat, tensäcke anbelangt. Denandächtig. Wer das einmal reichen für Bestzeiten nicht aus. Papa kommt nicht noch bietet er den „Hunmitgemacht hat, kommt muss erst abnehmen“, flüstert der mehr davon los.“ freundliche Riese seiner langjährigen ter“ bereits für weniger als nicht mehr davon los.“ 500 Euro an. Was treibt Seit 1996 begleitet ihn Begleiterin Cin zu. ihn an, all seine Freizeit in diese unbe- der Schneesport. Alles begann, als mit In ein paar Jahren wartet der Ruhezahlten Arbeitsstunden zu investieren? dem Husky ein besonders sanftmüti- stand auf Poppinga, doch vor Lange„Bereits als Kind fand ich es toll, etwas ger und intelligenter Hund ins Leben weile fürchtet er sich nicht. Es gibt noch mit den Händen herzustellen. In mei- des Paares trat. Drei weitere Artgenos- viele Schlitten zu bauen für den „Haufen nem täglichen Beruf kann ich das nicht. sen mit stechend blauen Augen und von Verrückten“, wie er seine CommuDas Schlittenproduzieren ist mein Aus- „aus schlechter Haltung“ komplettier- nity liebevoll nennt. Kristina Künnemeyer gleich dafür. Es verbindet diese Leidenschaft mit der Liebe für die Huskys“, verrät der passionierte Hobby-Musher. Dass seine Schlitten mindestens konkurrenzfähig sind, zeigt sich zum Beispiel in der Begeisterung Hagen Üllners – der Olympiasieger und Vizeweltmeister in der Unlimited-Class ist überzeugt vom „Hunter“. Und auch Europameister Götz Bramowski sowie der erfolgreiche Jungsportler Michael Krehl bescheinigen dem Schlitten aus der Ilseder Garage hervorragende Fahreigenschaften. Doch die Euphorie vieler Schlittenhundfahrer wird überschattet: „Die Klimaerwärmung macht uns schwer zu schaffen. Es fällt immer weniger Schnee“, hält der 55-Jährige fest. Als nächstes möchte er deshalb einen Tierliebe: Heinz-Ewald Poppinga mit seiner langjährigen treuen Begleiterin, Husky-Hündin Cin. Trainingswagen mit Rädern fertigen, Ausblick 2016 Happy Krisenstimmung! Die regionale Wirtschaft ächzt unter zahlreichen Herausforderungen – präsentiert sich bisher aber reichlich unbeeindruckt … 20 21 Ausblick W enn die Neujahrsempfänge von Verbänden, Unternehmen, sowie Städten und Kommunen ein Lackmustest für die Herausforderungen und Chancen des folgenden Jahres sind, blicken das Land und die Region gleichermaßen schwierigen Zeiten entgegen. Unabhängig von Orten und Rednern, ob in der Stadthalle oder im Städtischen Museum, ob Ministerpräsident Stephan Weil, der ehemalige IHK-Präsident Dr. Wolf-Michael Schmid oder Oberbürgermeister Ulrich Markurth: Es herrscht Krisenstimmung! Die Banken- und Euro-Krise sind keineswegs überwunden. Das Verhältnis zu Rußland ist angespannt, Kriege und Hunger haben rund 60 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben und ein manipulierter Clean Diesel stürzte den zwischenzeitlich größten Autobauer der Welt in eine kapitale Unternehmenskrise. Trotzdem gaben sich die Amtsträger redlich Mühe vorsichtigen Optimismus zu verbreiten. Standort38 nimmt den Ball auf und hat das PH-Papier tief in Studien, Prognosen sowie Experteneinschätzungen gesteckt – das Ergebnis: Ein vorsichtiger Ausblick auf das regionale Wirtschaftjahr 2016! M eine Damen und Herren, das vergangene Jahr 2015 konnte die Wirtschaft durchaus zufriedenstellen.“ Es waren nach den obligatorischen Begrüßungen die ersten inhaltlichen Worte von Dr. Wolf-Michael Schmid beim diesjährigen IHK-Neujahrsempfang. In der Stadthalle legte der jüngst von Helmut Streiff beerbte Präsident der Braunschweiger IHK optimistisch nach: „Und für das gerade begonnene Jahr gehen die Wirtschaftsforschungsinstitute davon aus, dass es weitere positive Impulse bringt.“ (siehe Kasten rechts) Im weiteren Verlauf des Abends fehlten die Verweise auf aktuelle Krisen und Herausforderungen zwar nicht – aber der Blick auf die hiesige Wirtschaft blieb ein positiver. Das sehen nicht nur die regionalen Akteure so. Eine Arbeitsmarktstatistik in Bestform Foto: stockphoto-graf - Fotolia I m aktuellen Städteranking der Wirtschaftswoche konnten Braunschweig und Wolfsburg ihre Platzierungen in der Spitzengruppe verteidigen. Die Löwenstadt glänzte unter anderem mit einer Jugendarbeitslosenquote von lediglich 4,1 Prozent (Platz 4). Auch der Rest des Arbeitsmarktes zeigt sich statistisch gerade in Bestform. 2015 wird in die Geschichte Braunschweigs als das Jahr mit der geringsten Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung eingehen. Zu dieser schönen Wahrheit gehört aber auch, dass sich die Leiharbeit immer weiter ausbreitet. Zwischen 1996 und 2016 hat sich die Zahl derer, die keinen klassischen Arbeitgeber haben, deutschlandweit mehr als verfünffacht. Laut Bundesagentur für Arbeit werden mittlerweile außerdem mehr als ein Drittel aller offenen Stellen als Leiharbeit ausgeschrieben. Auch der Niedriglohnsektor hat der Arbeitslosenstatistik gut getan. In Deutschland verlässt mittlerweile jeder Vierte für weniger als 9,54 Euro brutto die Stunde das Haus. Wirtschaft ohne Bremsspuren D ie Zahlen dürften in Wolfsburg positiver ausfallen: Mit einem durchschnittlichen Bruttoinlandsprodukt von 105.059 Euro pro Einwohner stach die Stadt an der Aller alle anderen aus und schaffte insgesamt Platz 2 im Dynamikranking der Wirtschaftswoche, das die Veränderungsraten der fünf zurückliegenden Jahre betrachtet. Braunschweig landete hier auf Rang 6. Die jüngste Entwicklung sieht damit positiv aus. Das bestätigten auch die aktuellen Konjunkturumfragen der beiden regionalen Industrie- und Handelskammern – Zitat: „Die zahlreichen krisenhaften Entwicklungen in Deutschland, Europa und der Welt […] haben bisher keine breiten konjunkturellen Bremsspuren im Braunschweiger Wirtschaftsraum hinterlassen.“ Die Mehrzahl der befragten Unternehmen zeigt sich entsprechend zufrieden mit der gegenwärtigen Geschäftslage. Nur 17 Prozent bewerten diese als „schlecht“. Neben der starken Binnennachfrage sind hierfür auch geschäftsanregende europäische ➦ Wachstum … Prognosen verschiedener Institute für die Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) (Quelle ARD) +1,8 % Bundesregierung Oktober 2015 +1,9 % EU-Kommission November 2015 +1,7 % Internationaler Währungsfonds Januar 2016 +1,8 % OECD November 2015 +1,8 % Bundesbank Dezember 2015 +1,6 % Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung November 2015 +1,9 % Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW September 2015 +1,9 % ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München Dezember 2015 +2,1 % Institut für Weltwirtschaft IfW Kiel September 2015 +1,5 % Institut der deutschen Wirtschaft Köln November 2015 +1,7 % Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut Dezember 2015 +1,7 % Institut für Wirtschaftsforschung Halle IWH September 2015 22 Ausblick und globale Impulse, wie der niedrige Ölpreis oder die Schwäche des Euros verantwortlich (siehe Seite 24 & 25). Schon der Blick in die nähere Zukunft fällt dagegen skeptischer aus: Die Mehrzahl der Unternehmer erwartet besonders aufgrund der zahlreichenden alten und neuen Krisen gleichbleibende oder sogar nachlassende Geschäfte. Dazu dürfte auch der 18. September 2015 beigetragen haben. An diesem herbstlichen Freitag gab die US-Umweltbehörde EPA in Washington die AbgasManipulation bei VW offiziell bekannt. Dieselgate erschütterte in der Folge das Auto-Imperium und mit ihm die ganze Region. „Aufgrund der VW-Krise halten sich Unternehmen, die eng mit der Automobilproduktion verzahnt sind, mit ihren Erwartungen zurück“, heißt es auch in einem aktuellen Bericht der IHK Lüneburg-Wolfsburg. Verhaltener Optimismus Geschäftslage Salden aus Positv- und Negativmeldungen 50 40 30 20 10 0 -10 -20 2011 2012 2013 2014 2015 Momentane Geschäftslage Wenn VW niest … E s gibt diesen etwa abgedroschenen Spruch, der die Abhängigkeit zwischen dem Wolfsburger Autobauer und dem hiesigen Wirtschaftsraum beschreiben soll: „Wenn VW niest, hat die Region einen Schnupfen.“ Bisher blieb das große Fieber zwar aus, allerdings sind die tatsächlichen Auswirkungen des Skandals auch längst noch nicht absehbar. So laufen etwa die zahlreichen zivil- und strafrechtlichen Prozesse gegen den Konzern gerade erst an. Und selbst das von der VW-Führungsspitze gezeichnete Bild der über allem erhabenen Jobs bekommt bereits erste Risse. Das Manager Magazin berichtete in seiner aktuellen Ausgabe über ein geplantes Sparprogramm. Der erst im Sommer letzten Jahres von BMW nach Wolfsburg gewechselte Markenvorstand Herbert Diess fordert demnach bereits in diesem Jahr eine Produktivitätssteigerung von 10 Prozent – und zwar in den Werken genauso wie in der Verwaltung, Entwicklung und im Vertrieb der Kernmarke. Weit mehr als 10.000 Arbeitsplätze stünden als Folge zur Diskussion. Das Dementi aus Wolfsburg ließ nicht lange auf sich warten: „Wir weisen diese Meldung strikt zurück. Wir stehen fest zu unserer Stammbelegschaft“, teilte der Autobauer mit. Darüber hinaus hängen aber noch viele weitere Menschen in der Region am Tropf der Automobilindustrie. Ob als Leiharbeiter bei VW selbst oder als Angestellte in den zahl- Geschäftserwartungen 17 % 32 % schlecht gut 51 % befriedigend Ein Großteil der regionalen Unternehmen ist mit der gegenwärtigen Geschäftslage relativ zufrieden. Aktuelle Geschäftserwartungen 23 % 19 % ungünstiger günstiger 58 % gleichbleibend reichen Zuliefererbetrieben. So erklärt beispielsweise Justus Perschmann, Geschäftsführer des gleichnamigen Werkzeughandels, im aktuellen Standort38-Titelinterview: „Die eine oder andere Bestellung wurde bereits storniert. Außerdem hat sich der Ton im Rahmen von Verhandlungen verschärft.“ Und weiter: „Die nächste Welle erwarten wir bei den Zulieferern. Volkswagen zieht merklich zahlreiche Aufträge ins Unternehmen, die vorher ausgelagert waren.“ Harte Restrukturierungen A uch das zweitgrößte Unternehmen der Region – die Salzgitter AG – ist Beim Blick in die Zukunft sind die meisten Unternehmer skeptischer, auch wenn der Optimismus überwiegt. derzeit krisengeschüttelt. Zwar hat der Stahlhersteller zwischenzeitlich auch aufgrund harter Restrukturierungsprogramme, wie „Salzgitter AG 2015“, den Turnaround geschafft. Allerdings leidet das Unternehmen akut unter den sich verschärfenden Geschäftsbedingungen. Der Stahlpreis sinkt aufgrund des derzeitigen Überangebotes, während die Konkurrenz aus China sich auch in Sachen Qualität weiterentwickelt. Sorgenfalten dürfte beim Vorstand um den Vorsitzenden Heinz Jörg Fuhrmann auch der europäische Vorschlag zur Verschärfung der Emissionshandels-Richtlinie auslösen. Demnach soll zur Reduktion von Treibhausgasen ab 2021 die 23 Ausblick Zurückhaltende Investitionen Investitionsplanungen Beschäftigungsplanungen Salden aus Positv- und Negativmeldungen 20 15 Vom Arbeits- zum Bewerbermarkt … 10 I 5 0 -5 -10 -15 -20 2011 2012 2013 2014 2015 Aktuelle Investitionsplanungen 28 % 17 % zunehmend abnehmend Viele Unternehmen sind bei den Investitionsplanungen zurückhaltend. Nur 17 Prozent wollen die Budgets kürzen. 51 % gleichbleibend Aktuelle Beschäftigungsplanungen 21 % 27 % zunehmend abnehmend Mehr als jedes vierte Unternehmen plant in den nächsten Monaten Kürzungen beim Personal. 52 % gleichbleibend Quelle: IHK Braunschweig Zahl der CO2-Zertifikate verringert und deren Preis erhöht werden. Tritt das Gesetz in Kraft, dürfte es die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Stahlhersteller weiter verringern, solange keine weltweiten Standards gelten. Zurückhaltende Investitionen Z glänzt zwar mit vielen MINT-Absolventen (Rang 8). Der Anteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Hochschulabschluss insgesamt liegt allerdings nur bei 17,9 Prozent – zum Vergleich: Spitzenreiter Erlangen erreicht 31,2 Prozent. um verhaltenen Optimismus der regionalen Wirtschaft passen die vorsichtigen Investitionsplanungen. Immerhin 28 Prozent der von der IHK Braunschweig befragten Unternehmen wollen ihre Budgets ausweiten, lediglich 17 Prozent bei den Investitionen kürzen. Noch defensiver sieht derzeit die Personalplanung aus. Mehr als jedes vierte Unternehmen plant in den kommenden Monaten beim Personal zu kürzen, nur knapp jedes Fünfte ein Wachstum bei den Mitarbeitern. Auch das Städteranking der Wirtschaftswoche wagt neuerdings den Blick in die Zukunft – und zwar mit dem erstmals ermittelten Zukunfts-Index 2030. Dieser soll Auskunft geben, welche Stadt derzeit das größte Potenzial für den Aufbruch in die digitale und vernetzte Zukunft hat. Hier profitiert die Region besonders von ihrer Forschungsdichte: Wolfsburg ist mit einer Ingenieursquote von 10,7 Prozent Spitze, belegt mit einer Künstlerquote von 0,6 Prozent aber nur den vorletzten 68. Rang. Braunschweig n einer Zeit, in der Braunschweig darüber debattiert die KITA-Gebühren wieder einzuführen, dürften Aus- und Weiterbildung entscheidende Weichenstellungen für eine zukunftsfähige Wirtschaft sein. Denn gerahmt durch den demographischen Wandel und steigende Anforderungen in den meisten Jobprofilen könnte sich der Arbeits- zunehmend zu einem Bewerbermarkt wandeln. „Die Zukunftsprognosen für den deutschen Arbeitsmarkt gehen für die nächsten Jahre von zwei bis fünf Millionen fehlenden Arbeitskräften aus“, erklärte beispielsweise Trendforscher Sven Gábor Jánszky im Standort38-Interview. Wenn in Deutschland Fachkräftemangel herrscht, bedeutet das übrigens nicht, dass der Arbeitsmarkt tatsächlich leergefegt ist. Die Arbeitsagentur spricht bereits von Mangel, wenn auf eine Stelle nicht mehr als drei Bewerber kommen. Der Verein Deutscher Ingenieure sogar bei einer Quote von eins zu fünf. Das Land Niedersachsen will heute bereits möglichen Wachstumshemmnissen entgegensteuern und hat im Juli letzten Jahres eine Fachkräfteinitiative beschlossen. Das daraus hervorgegangene Fachkräftebündnis SüdOstNiedersachsen soll in der Region beispielsweise Projekte fördern, die eine Qualifizierung und Vermittlung von Arbeitslosen verbessern. Das erste geförderte Projekt ist gerade gestartet. In Braunschweig und Wolfsburg haben zwei so genannte Welcome Center eröffnet, die ausländischen Fachkräften die Integration in den hiesigen Arbeitsmarkt erleichtern sollen. Ob indes die vielen Menschen, die gegenwärtig in der Bundesrepublik Zuflucht suchen, mittelfristig auch den Arbeitsmarkt beleben, hängt von vielen Faktoren ab – zum Beispiel den politischen Anstrengungen sowie dem Engagement der Unternehmen und der Neuankömmlinge selbst. Daran zweifelte zumindest Ministerpräsisdent Stephan Weil beim IHK-Neujahrsempfang nicht: „Zu uns sind viele Menschen gekommen, die etwas aus ihrem Leben machen wollen.“ ➦ 24 Ausblick Globale Impulse für die 38 Schwächelnde Schwellenländer Lange Zeit waren die Schwellenländer der Wachstumsmotor des Welthandels, aktuell schwächeln sie aus ganz unterschiedlichen Gründen. Russland und Brasilien leiden unter anderem unter fallenden Rohstoffpreisen, der Putin-Staat außerdem unter den Wirtschaftssanktionen. Beide Staaten stecken in einer tiefen Rezession. Und auch die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hat an Schwung verloren: China macht gerade einen umfassenden Strukturwandel durch. Das Wachstum ist auf ein 25-Jahrestief gesunken. Die Schwäche der Schwellenländer wirkt sich unmittelbar auf die Industrieländer aus. Denn sie zeichnen sich mittlerweile für mehr als die Hälfte der weltweiten Im- und Exporte verantwortlich. Das heißt auch die Nachfrage nach Exportschlagern „Made in Germany“ sinkt. „Wir haben also kein Wachstum - und dies nicht nur im Jahr 2015, sondern schon seit vier Jahren in Folge“, betont etwa Chefvolkswirt Ralph Wiechers vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. Die OECD geht in seinem jüngsten Wirtschaftsausblick allerdings davon aus, dass steigende Ausfuhren in den Euroraum die schwächere Nachfrage in den Schwellenländern perspektivisch kompensieren. Zinsschwäche trifft starken Dollar Eine straffere Geldpolitik der USA trifft gegenwärtig auf einen erstarkenden Dollar. Mit der von der amerikanischen Zentralbank eingeleiteten Zinswende ist die Zeit des geschenkten Geldes dort zunächst vorbei. Die FED erhöhte im Dezember erstmals seit knapp zehn Jahren ihren Leitzins - auf nun 0,25 bis 0,5 Prozent. Das lässt die Zinsschere zwischen dem US-Dollar- und dem Euro-Raum weiter auseinandergehen, da die EZB an der lockeren Geldpolitik festhält. Anleihen und Kredite in US-Dollar werden damit für deutsche Unternehmen teurer. Auf dem europäischen Markt kommen sie indes weiter extrem günstig an frisches Geld. Außerdem erleichtert der schwache Euro den Export. 25 Ausblick regionale Wirschaft Auf der Flucht Derzeit sind rund 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Eine größere Zahl hat der UN-Flüchtlingsrat nie zuvor verzeichnet. Allein in Deutschland wurden Im letzten Jahr 1,1 Million Flüchtlinge registriert. Das Land ist tief gespalten, ein europäischer Weg scheint auch in der Flüchtlingsfrage in weite Ferne gerückt. Ganz rational: Die Bundesrepublik hat laut OECD Mittel in Höhe von einem Viertel Prozent des BIP in 2016 und der doppelten Summe für 2017 eingeplant, um die Ankommenden zu versorgen und sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Staat und Verwaltung konnten zudem in Teilen die eigene Überforderung überwinden: So hat sich die Verfahrensdauer bis zur Status-Feststellung seit 2012 von fast einem Jahr mittlerweile mehr als halbiert. Trotzdem konnte die Hälfte der Flüchtlinge bis heute noch nicht einmal einen Asylantrag stellen. Stählerne Überproduktion Billiges Öl Der Abstecher zur Tankstelle dürfte für die meisten Autofahrer gegenwärtig mit freudiger Erwartung verknüpft sein. Denn der Ölpreis befindet sich im freien Fall. Seit Mitte 2014 ist der Wert der drei wichtigsten Sorten um 75 Prozent eingebrochen. Das hat verschiedene Gründe. So sorgen das Fracking in den USA und russische Rekordfördermengen aktuell für ein Überangebot des schwarzen Goldes. Saudi-Arabien will den Iran außerdem mit billigem Öl aus dem Markt spülen, bevor dieser nach Ende des Embargos wieder richtig Fuß fassen kann. Staaten, die in erster Linie von den Ölexporten abhängen, leiden besonders. Venezuela und wohl auch Ecuador könnten sogar vor einer Staatspleite stehen. Immer mehr Ökonomen stehen im Preissturz am Ölmarkt auch einen möglichen Ausgangspunkt für eine neue globale Finanz- und Wirtschaftskrise. Die deutsche Wirtschaft profitiert aktuell vom billigen Öl. Der Preisverfall könnte allerdings mit der Energiewende ein Zukunftsthema ausbremsen. Nach drei Jahrzehnten Wachstum ging der chinesische Stahlbedarf in den letzten beiden Jahren erstmals zurück. Unter der flauen Nachfrage leiden vor allem die internationalen Bergbau- und Stahlkonzerne, während sich die verarbeitenden Unternehmen freuen dürften. Denn China ist selbst zweitgrößter Stahlproduzent der Welt und überschwemmt derzeit mit Billigimporten den europäischen Markt. Die Konzerne im Reich der Mitte haben technologisch aufgeholt und verderben mit immer neuen Stahlsorten die Preise. Die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Konzerne leidet zudem unter immer strengeren Klimaschutzauflagen. Die Chefs der großen Stahlhersteller in Europa haben deshalb unlängst Unterstützung von der Politik und „den kompletten Satz der verfügbaren Handelsschutzinstrumente“ gefordert. Sonst seien zahlreiche Jobs in Gefahr. Dass das nicht unbedingt leere Drohungen sein müssen, zeigt die Statistik. Seit 2008 hat die Stahlindustrie in der EU fast 85.000 Jobs gestrichen, das sind 20 Prozent der gesamten Belegschaft. Holger Isermann 26 Unternehmen „Wir wollen uns abheben“ C1-Cinema-Theaterleiter Frank Oppermann über die Eventisierung des Kinos, den geplanten Umbau und ein „herausragendes“ Geschäftsjahr 2015 Welchen Umsatz haben Sie erwirtschaftet? Knapp neun Millionen Euro. Was waren die Gründe für den Erfolg? Die gute Mixtur an Filmen. Es gab einen unglaublichen Output an Blockbustern. Niemand hat beispielsweise mit dem Riesenerfolg bei „Jurrassic World“ gerechnet. Außerdem war der deutsche Film sehr stark: „Honig im Kopf“ und „Fack Ju Göhte 2“ zogen beide mehr als sieben Millionen Zuschauer. Es ist sehr selten, dass deutsche Filme in diese Regionen vorstoßen. Wie wichtig war „Star Wars“, oder strahlt der Film eher ins Jahr 2016 hinein? Wirtschaftlich wirkt sich der Film vor allem in diesem Jahr aus. Wir rechnen damit, dass er unseren bisherigen Rekordhalter „Avatar“ mit 70.000 Besuchern in Braunschweig ablösen wird. Was waren die größten Überraschungen? Es gibt immer Dinge, die wir lokal besser machen, als die Branche insgesamt. Wir können lokal flexibler auf die Wünsche und Reaktionen unserer Besucher reagieren. Dazu kommen lokale Kooperationen wie zum Beispiel bei „Spectre“, den wir deutlich erfolgreicher auswerten konnten, weil wir mit den JamesBond-Jubiläen in Zusammenarbeit mit Braunschweigs Bond-Spezialisten Danny Morgenstern, der Präsentation als 300. BZ Filmpremiere und dem Braunschweiger Bösewicht Detlef Bothe einen Bond-Hype geschaffen haben. 2015 kamen 670.000 Besucher zu uns. Wie wichtig ist diese Eventisierung? Das macht den Erfolg aus. Filme zeigen kann jeder, aber aus dem Filmgenuss ein Event gestalten eben nicht. Das ist auch ein Grund für unsere vielen Zielgruppenprogramme. Es muss nicht immer der rote Teppich sein, manchmal genügt es auch, Kaffee und Kuchen zu einer speziellen Filmauswahl zu servieren. Foto: Holger Isermann Herr Oppermann, wie bewerten Sie das Kinojahr 2015 wirtschaftlich? Nach Jahren mit nur mäßigem Wachstum war 2015 ein herausragendes Kinojahr. Das Ergebnis hilft uns zu zeigen, dass der Film auf der großen Leinwand immer noch eine große Wirkung hat. 27 Haben Sie 2015 neue Reihen gestartet? Ja, wir übertragen seit Herbst 2015 hochkarätige Theaterproduktionen live aus dem National Theatre in London. Die Reihe läuft allerdings noch nicht so gut, wie wir uns das wünschen würden. Ein Grund wird die Originalsprache sein, dafür muss in Braunschweig erst noch eine Plattform gebildet werden. Welche Herausforderungen bringt es mit sich, ein kleiner Akteur im Konzert der großen Kino-Ketten zu sein? Manche Produktionen werden lediglich den Großen angeboten. Das CinemaxX zeigt jetzt zum Beispiel exklusiv den Start der neuen „Dr. Who“-Staffel. Wir müssen viel dafür tun, um uns zu profilieren und den Menschen in der Region immer wieder zu zeigen, dass wir „ganz großes Kino“ machen. Es reicht nicht einfach nur die Türen aufzuschließen, wenn man ambitionierte Ziele hat. Wie sehen die aus? Wir wollen wachsen und uns weiter verändern. Es gibt Investitionspläne für die nächsten Jahre, die wir auch umsetzen wollen. Dazu brauchen wir entsprechende Besucherzahlen. Das legale und illegale Streamen von Filmen macht seit einiger Zeit den Videotheken zu schaffen. Inwieweit tangieren maxdome, Netflix und Co. das Kinogeschäft? Das Kinofenster in Deutschland gilt weiterhin. Es hat zwar immer wieder Angriffe darauf gegeben, aber gegenwärtig haben wir noch keinen so genannten „Day-and-date“-Release. Alle Versuche in diese Richtung waren bisher zum Glück nicht erfolgreich, z. B. zuletzt „Beasts of no Nation“, der parallel in den Kinos und auf Netflix ausgewertet wurde. Unternehmen Doch (lacht). Auch uns könnte dies Vorteile verschaffen, weil dann der Vertrieb der Filme langfristig nicht mehr über den Versand von Festplatten gestaltet werden müsste. Außerdem hätten wir mehr Möglichkeiten alternativen Content wie Konzerte, Sportveranstaltungen oder auch zum Thema Gaming anzubieten. Serielles Erzählen boomt. Wie reagiert das Kino auf den Erfolg des Seriengeschäfts? Da müssten wir vor allem die Filmemacher und Zuschauer fragen. Ich bin nicht sicher, ob der Serieneffekt für das Kino wirklich so spannend ist. Die Menschen kommen ja in der Regel, um sich für einen begrenzten Zeitraum auf das Erlebnis einzulassen und danach auch wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren. Nicht alle wollen drogenmäßig dem Medium verhaftet bleiben und von Episode zu Episode angefixt werden. Werden Sie auf der Kino-Leinwand zukünftig verstärkt Serien zeigen? Das passiert ja bereits. Nehmen Sie die Franchises wie „Star Trek“, „X-Men“, die Marvel-Comicverfilmungen oder Mehrteiler wie „Star Wars“. Ein nächster großer Entwicklungsschritt könnten Virtual Reality- bzw. MultimediaBrillen sein. Was machen die aus dem kollektiven Erlebnis Kino? Virtual Reality- bzw. Multimedia-Brillen sind nicht für die Verwendung in der Gemeinschaft geschaffen. Im Kino suchen die Menschen aber das Erlebnis mit Gleichgesinnten und wollen sich nicht separieren. Wie bewerten Sie die Kinolandschaft in der Region 38? Braunschweig ist mit seinen zehn Leinwänden unterversorgt. Es ist durchaus Bedarf da und wir prüfen sehr genau die Marktlage und unsere Optionen. C1-Inhaber Hans-Joachim Flebbe steht mit der ASTOR Film Lounge oder dem Astor in Hannover für Premium Kino. Wie passt das C1 in diese Ausrichtung? Wir sind kein Premium Kino und werden auch zukünftig keins. Aber wir wollen uns weiter entwickeln und nehmen die in diesen Standorten gemachten Erfahrungen bei unseren Investitionen mit auf. Unsere Klientel will kein klinisches Billigkino mehr, sondern Ambiente mit Teppich und Stil und vor allem gutem Service. Was wollen Sie verändern? Wir wollen den Monat der Europameisterschaft nutzen und im Juni das Kino renovieren. Zum Einen wollen wir uns endlich vom CinemaxX-Look trennen und die Foyerzonen sowie den Eingang attraktiver gestalten. Zum Anderen müssen wir an Schallübertragungen zwischen den Kinosälen arbeiten, die durch die Digitalisierung entstanden sind. Das C1 von heute sieht ja aus wie ein Cinemaxx aus den Neunzigern… …und das soll definitiv nicht so bleiben. Wir wollen uns weiter abheben und zeigen, wie wir uns die Zukunft des Kinos in Braunschweig vorstellen. Die Leute sollen sich eingeladen und wohlfühlen. Christian Göttner, Holger Isermann Ist der zeitliche Vorsprung die Existenzgrundlage des Kinos? Ja! Natürlich würde es auch ohne das Zeitfenster weiter Kino geben, aber die enormen Kosten eines Multiplex-Kinos lassen sich dann kaum noch finanzieren. Wir alle wissen, wie sich die Besucherzahlen seit Jahrzehnten entwickeln. In Deutschland feiern wir gerade das Kinojahr 2015 mit 130 Millionen Besuchern als Erfolg. Das Branchenziel war aber noch vor wenigen Jahren 200 Millionen! Über die Breitbandoffensive der Bundesregierung dürften Sie sich nicht freuen... Das C1 Cinema in Braunschweig wird im Sommer renoviert, um auch weiter wettbewerbsfähig zu bleiben. 28 Meldungen II Geschäftsführer Hannes Schimmel-Vogel will mit neuem Partner verstärkt auf dem chinesischen Markt agieren und dort mehr Klaviere verkaufen. Geschäftsführer Karl Heinz Fliegauf erhält beim Eishockey-Bundesligisten Grizzlys Wolfsburg einen neuen Vertrag bis zum Jahr 2019. Verlagsübernahme Chinesische Übernahme Vertragsverlängerung Eines der ältesten Verlagshäuser Deutschlands, der Johann Heinrich Meyer Verlag aus Braunschweig, wechselt zur BZV Medienhaus GmbH. Etabliert als Verlag für Bücher und Broschüren für Regionalgeschichte und Landesliteratur, aber auch als Herausgeber für Verzeichnismedien und Zeitschriften der Industrie und Handelskammern Braunschweig und Magdeburg sowie Magazinen. Seit dem Jahr 1805 gibt man auch das Braunschweiger Adressbuch heraus. „Der Kauf ist Teil unserer langfristigen Magazinund Zeitschriftenstrategie“ kommentierte der ehemalige BZV-MedienhausGeschäftsführer Harald Wahls. Die Wilhelm-Schimmel-Pianofortefabrik GmbH, eine der traditionsreichsten Firmen der Region 38 und zudem einer der wichtigsten Flügel- und Klavierbauern Deutschlands, wurde zu 90 Prozent von der chinesischen Pearl River Piano Group übernommen. Um zukünftig auf dem Weltmarkt – vor allem im Wachstumsmarkt China bestehen zu können – hat man sich den neuen, starken Mehrheitseigner als Partner gesucht. Die Firma, die Wilhelm Schimmel im Jahr 1885 gegründet hat, setzt aber weiterhin auf das Qualitätssiegel „Made in Germany“ und die Produktion in Braunschweig, die hier zurzeit 150 Mitarbeiter verrichten. Die Verantwortlichen des EishockeyKlubs Grizzlys Wolfsburg haben kürzlich die Zusammenarbeit mit Ihrem Geschäftsführer Sport & Marketing Karl Heinz Fliegauf vorzeitig um weitere drei Jahre verlängert. „Wir freuen uns sehr, die bisher so erfolgreiche Arbeit mit Charly Fliegauf fortsetzen zu können. Mit dieser Entscheidung setzen wir auch künftig auf Kontinuität und eine erneute langfristig ausgerichtete Planung“, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Detlef Wittig. Aus sportlicher Sicht sei mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln sehr erfolgreich gearbeitet und nahezu das Maximum erreicht worden. Christoph Schulz (BLSK) und Harald Tenzer (Brunswiek Marketing GmbH) freuten sich über die Auszeichnung „ATP Challenger of the Year“. Die Belegschaft der Braunschweiger Velian GmbH freute sich mit Ministerpräsident Weil und Wirtschaftsminister Lies über die Auszeichnung. Werner Agsten (Nds. Wirtschaftsminist.), Gerold Leppa (Wirtschaftsdez.), Matthias WunderlingWeilbier (Landesentwickl.) zeichneten aus. Titelsponsoring Mittelstandspreis Gründerwettbewerb Das Braunschweiger ATP-ChallengerTennisturnier trägt auch in den nächsten fünf Jahren den Namen Sparkassen Open. Die Braunschweigische Landessparkasse verlängerte das Titelsponsoring der Veranstaltung, die kürzlich die Auszeichnung „ATP Challenger of the Year“, als bestes Turnier dieser Kategorie, erhielt. Die 23. Auflage findet vom 2. bis 9. Juli 2016 wieder auf der Anlage des BTHC statt. „Ausgezeichnete Veranstaltungen brauchen Kontinuität, zuverlässige Partner benötigen Planungssicherheit. Deshalb werden wir auch weiter finanziell dahinter stehen“, sagte Christoph Schulz, Vorstandsvorsitzender der BLSK. Dem Braunschweiger IT-Unternehmen Velian GmbH wurde vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr der „Wirtschaftspreis Mittelstand und Handwerk“ verliehen. Wirtschaftsminister Olaf Lies zeichnete Unternehmen aus, die sich in besonderer Weise für die Ausbildung von jungen Menschen engagieren und sich mit innovativen Konzepten um Nachwuchstalente bemühen. „Der Mittelstand ist der wesentliche Motor für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Landes und Rückgrat unserer Wirtschaft“, betonte Lies. Velian bewies außergewöhnliches Engagement in der inklusiven Berufsausbildung. Eine Orientierungs-App für Flüchtlinge, Kleinstmöbel aus Holz, ein „Slowfeeder“ für grasfressende Tiere – die Bandbreite der Siegerprojekte des Wettbewerbs „drei|v – Verstehen, Vernetzen, Vermarkten“ für kreative Gründer war enorm. Jeweils drei Geschäftsideen zeichneten die Städte Braunschweig, Wolfsburg und Hannover aus. Alle Gewinner dürfen sich über Profi-Starthilfe für die Existenzgründung freuen. „Die Vielfalt der prämierten Geschäftsideen zeigt: Kreativität und Ideenreichtum, gepaart mit Mut und Engagement sind in allen Bereichen unserer Gesellschaft gefragt“, sagte Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa. Fotos: O.M. Architekten, Christian Göttner, Marco Leipold/Grizzlys Wolfsburg/City-Press GmbH, Jochen Hotop, Henning Scheffen, Braunschweig Zukunft GmbH /Michael Seidel Die BZV Medienhaus GmbH erweitert ihr MagazinPortfolio und übernimmt den traditionsreichen Johann Heinrich Meyer Verlag. 29 „Green Economy“-Experte Dr. Ralf Utermöhlen erklärt, wie sich Unternehmen in Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen verhalten sollten. Der Marketing-Club Braunschweig würdigte zum siebten Mal regionale Leistungen. Der Gewinner des Hauptpreises 2015: Die Sport-Thieme GmbH. Playmobil-Heinrich Green Economy Gut gebrüllt, Löwe Seit über 40 Jahren bescheren die weltweit verkauften Playmobil-Figuren der Brandstätter-Gruppe Millioneneinnahmen. Hinter Lego und Mattel belegt das Unternehmen aus dem fränkischen Zirndorf Platz drei im deutschen Spielwarenmarkt. Von der Beliebtheit der Fantasie anregenden Spritzgießfiguren profitiert auch die Braunschweig Stadtmarketing GmbH, die anlässlich der Ausstellung „40 Jahre Playmobil – Eine Abenteuerreise durch die Zeit“ im Landesmuseum Heinrich der Löwe als limitierte Sonderfigur für 5,99 Euro verkauft. Als Geschenk gab es die Sonderfigur für alle Teilnehmer des IHKNeujahrsempfangs in der Stadthalle. „Was jede Führungskraft über Green Economy und nachhaltige Entwicklung wissen sollte“, verrät der Diplom Chemiker Dr. Ralf Utermöhlen nicht nur in seinem gleichnamigen Buch, sondern auch bei einer Lesung am 25. Februar 2016, 20.15 Uhr, in der Braunschweiger Buchhandlung Graff. Utermöhlen gilt als einer der erfahrensten deutschen Umweltgutachter und ist als langjähriger Berater für Unternehmen in Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen tätig. Er legt dar, warum viele Firmen im Kontext der nachhaltigen Entwicklung deutlich verändert agieren sollten. Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Ulrich Markurth wurde Ende Januar in der Dornse im Altstadtrathaus zum siebten Mal der Marketing-Preis vergeben. Gewinner des Hauptpreises 2015 ist die Sport-Thieme GmbH aus Grasleben mit ihrem selbst entwickelten AzubiMailing. Die Auszeichnung soll auf die wachsende Bedeutung intelligenter Marketingkonzepte aufmerksam machen und zeichnet erfolgreiche Leistungen von Unternehmen, Initiativen und Non-Profit-Organisationen aus der Region Braunschweig aus. Die Staffel wurde am 17. Dezember 2015 weitergereicht: Heinz-Joachim Westphal (Voets-Gruppe) Dietrich Fürst und Hans-Peter Heller. Staffelübergabe Dietrich Fürst, ehemaliger Generalbevollmächtigter der Nord/LB, kümmerte sich seit 1982 ehrenamtlich um die Geschicke des Herzogin-ElisabethHospital (HEH). Mit 81 Jahren hat er den Staffelstab nun an seinen bisherigen Stellvertreter weitergereicht: Heinz-Joachim Westphal. Der neue Vorstandsvorsitzende der Stiftung HEH ist im Hauptberuf Geschäftsführer der Voets-Gruppe. Damit steht mit dem 58-Jährigen wieder ein Wirtschaftsfachmann an der Spitze des aus sieben Mitgliedern bestehenden Vorstandes, der für das Stiftungsvermögen, die strategische Ausrichtung des Krankenhauses u. a. verantwortlich ist. Die DieProfis Profisfür fürRaum Raum&&Farbe Farbe Fotos: Braunschweig Stadtmarketing GmbH/Peter Sierigk, Privat, Klaus G. Kohn, hanno keppel image photography. Gerold Leppa und Simon Heß, Braunschweig Stadtmarketing GmbH, präsentieren Heinrich den Löwen – und seinen Löwen – als Playmobil-Figur. Meldungen II Die Profis für Raum & Farbe Die Profis für Raum & Farbe Ihr starker Partner für Ihr starker für Neubau und Partner Renovierung Neubau und Renovierung Malerarbeiten Malerarbeiten Beschichtungssysteme Beschichtungssysteme Bautenschutz Bautenschutz Fußbodenbeläge Fußbodenbeläge Sonnenschutzsysteme Sonnenschutzsysteme Einfach eine gute Entscheidung! Auch für eine Neubau und Renovierungen sind Sie bei Raulfs in bewährten Händen. Unabhängig davon, ob Einfach gute Entscheidung! einzelne gefragt sind oder obsind Sie Sie alle bei Arbeiten in unsere Hände geben wollen: Ohne Auch für Gewerke Neubau und Renovierungen Raulfs komplett in bewährten Händen. Unabhängig davon, ob Wenn und Aber stellen wirsind uns auf ein! Daskomplett fängt beiin einer kompetenten Beratung Ort einzelne Gewerke gefragt oderIhre ob Wünsche Sie alle Arbeiten unsere Hände geben wollen:vor Ohne an und hört bei maßgeschneiderten Leistungen noch lange nicht auf. 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Unser Leistungsspektrum: Unser Leistungsspektrum: Industrie- und Gewerbebauten Industrieund Gewerbebauten Produktionsstätten und Produktionsstätten und Lagerhallen Lagerhallen Wohnungs- und Verwaltungsbau WohnungsVerwaltungsbau Schulen undund Kindergärten Schulen und Kindergärten Krankenhäuser, Krankenhäuser, Praxisräume und Praxisräume Altenheime und Altenheime Geschäftsräume Geschäftsräume und Parkhäuser Tiefgaragen Tiefgaragen und Parkhäuser Raulfs GmbH • Maybachstraße 1 • 38518 Gifhorn • Maybachstraße 1 • 38518 Gifhorn Tel. 0 53 71/8Raulfs 67-0 •GmbH Fax 0 53 71/8 67-45 • www.raulfs.de • [email protected] Tel. 0 53 71/8 67-0 • Fax 0 53 71/8 67-45 • www.raulfs.de • [email protected] 30 Start-Up Wir lieben Qualität! „Kein Genuss ist vergänglich, denn der Eindruck, den er hinterlässt, ist bleibend! J. W. Goethe“ Am Heidanger 1 38159 Wedtlenstedt Telefon 05302|6400 Telefax 05302|4423 [email protected] www.restaurant-heidanger.de Der Braunschweiger Unternehmer hat die Geschäftsleitung kürzlich an seinen Sohn Sven abgegeben. Ein neues Kapitel Helmut Streiff, Präsident der IHK Braunschweig S Wir sind Marketing-Löwe 2015: Sport-Thieme GmbH, Grasleben WIR DANKEN UNSEREN SPONSOREN! Becker & Flöge | Beyrich Digital Service | Borgmann | Creativ Catering | Creditreform Braunschweig | Harald L. Bremer | kapacht | Kluck & Lorenz Veranstaltungstechnik | KreativRegion | moodmood | PER Medien+ Marketing | Schwarzhirsch Kreativagentur | Steffen und Bach | Michael Strauss | Szallies-Event-Service | Voets Autozentrum | Volkswagen Financial Services | Wentronic | wirDesign | Hofbrauhaus Wolters Kooperationspartner: AGD | AGV Medienpartner : ein Name fiel in den vergangenen Wochen häufiger, wenn es darum ging, wer am Ende das Rennen macht. Und er hat sich letztendlich gegen alle durchgesetzt: Mit großer Mehrheit. In ihrer konstituierenden Sitzung am 25. Januar wählte die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Braunschweig den Unternehmer Helmut Streiff zu ihrem neuen Präsidenten. Der 67-jährige DiplomIngenieur tritt damit die Nachfolge von Dr. Wolf-Michael Schmid an, der nach zehnjähriger Amtszeit ausscheidet und zum Ehrenpräsidenten gewählt wurde. Helmut Streiff, der über eine mehr als 30-jährige Erfahrung in den IHK-Gremien verfügt, gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Braunschweiger Unternehmern. Seit 1974 baute er die elterliche Firma für Verpackung, Logistik, Elektronik-Distribution, Maschinenbau und Immobilien durch Expansion, Neugründungen und Zukäufe kontinuierlich zu einer Gruppe mit aktuell rund 600 Mitarbeitern in sieben Firmen aus. 118 Millionen Euro Umsatz machten diese im vergangenen Jahr. Seit kurzem hat sich der gut vernetzte Firmeninhaber mit dem markanten Zwirbelbart von der Führung seines Familienunternehmens verabschiedet und die Geschäftsleitung der Industrieund Service-Unternehmen an seinen 35-jährigen Sohn Sven, der auch Sprecher der Braunschweiger Wirtschafts- junioren ist, abgegeben. Den umfangreichen Immobilienbereich der Gruppe leitet der erfolgreiche Senior aber weiterhin – und auch bei der IHK warten sicher zukünftig einige neue Herausforderungen. Doch das dürfte Helmut Streiff nicht schrecken. Denn nur wer sich – auch im höheren Alter – reflektiert und verändert, wird gefragt und wettbewerbsfähig bleiben. Das gilt heute mehr denn je. Eine kleine abschließende Anekdote aus der Vergangenheit: Helmut Streiff war mit seinem Unternehmen Anfang der 80er Jahre mit dabei, als die legendären Heimcomputer Commodore VC 20 und das Nachfolgemodell 64 in Deutschland durchstarteten und unser Leben revolutionierten – er produzierte und lieferte damals die Verpackungen. Streiff erzählte im Interview in der ersten Standort38-Ausgabe: „Jack Tramiel, der sagenumwobene CEO von Commodore, war ein Genie, aber nur bei der Entwicklung des C64 und auch des Amiga 500. Bill Gates und Steve Jobs haben ihre Produkte dagegen ständig weiterentwickelt und Neuerungen auf den Markt gebracht und konnten so ihr Lebenswerk fortführen. Nur wer das hinbekommt, geht dauerhaft in die Geschichte ein.“ In den regionalen Geschichtsbüchern hat Streiff, der 1996 ins Präsidium der IHK gewählt wurde, wo er sich seit 2006 als 1. Stellvertreter des Präsidenten engagiert, nun ein neues Kapitel aufgeschlagen. Christian Göttner Foto: Volksbank BraWo / Christian Lindenau „Made by Yachthafen“ Fotos: Wirtschaftsjunioren Gifhorn-Wolfsburg, Braunschweig Stadtmarketing GmbH / Peter Sierigk, Dirk Bartscherer 31 Auch Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg, war bei der Benefizaktion dabei. Benefizweihnachtsmarkt Engagement Die Beteiligten freuten sich über das Ergebnis. Die Landessparkasse unterstützte als Hauptsponsor. Rapper Kool Savas, Steffen Krollmann, Erich Schuster, Jürgen Brinkmann und Alexander Lübenoff. Braunschweig zeigte Herz 150.000 Euro von Rap4Good Weihnachtsbaumverkauf 12.166 Euro für Wohlfahrt Zum dritten Mal fand auf dem Firmengelände der Gübau Logistics im Gewerbegebiet Heinenkamp in Wolfsburg ein wohltätiger Weihnachtsmarkt mit Weihnachtsbaumverkauf und großer Tombola statt. Inititiatoren waren die Wirtschaftsjunioren Gifhorn-Wolfsburg und Gübau Logistics. Cindy Lutz, Vorsitzende der WJ Gifhorn-Wolfsburg: „Wir sind begeistert von der Spendensumme von 11.000 Euro, die zugunsten benachteiligter Kinder und Jugendlicher verwendet wird“. Einzelhändler, Schausteller, Gastronomen, Dienstleister und Besucher der Löwenstadt spendeten für die Initiative „Braunschweig zeigt Herz“. Ob Parken für den guten Zweck, Drehen am Glücksrad, der Kauf von mit Helium gefüllten Herzluftballons oder von Lebkuchenherzen – 12.166,81 Euro kamen für die verschiedenen Projekte der Braunschweiger Wohlfahrtsverbände zusammen. Die Braunschweigische Landessparkasse war Hauptsponsor und beteiligte sich mit einer Fotobox. Vier Stunden lang begeisterten einige von Deutschlands besten Rappern 3.000 Besucher in der Volkswagen Halle Braunschweig im Rahmen der Musik-Charity-Kampagne Rap4Good von Musiker und Initiator Kool Savas. Insgesamt wurden durch das Festival 150.000 Euro Spenden für die BraWoRegion gesammelt. Das ist der höchste Spendenbetrag, der bisher durch ein deutsches Hip-Hop-Festival eingenommen wurde. Das Geld soll zukünftig für das United Kids Foundations Projekt Hauptschul-Power eingesetzt werden. Die beste Adresse für beste Adressen – weltweit und vor Ort In Braunschweig kennen wir uns aus. Wer den Ver kauf einer Immobilie plant, sollte dieses Anliegen von Anfang an in die Hände eines Experten legen. Mit Engel&Völkers sind Sie an der besten Adresse: Von der individuellen Erstberatung über ein maß geschneidertes Marketingkonzept bis zur Objekt Übergabe und darüber hinaus sind wir für Sie da. Dieses exklusive RundumSorglosPaket ist für Sie als Verkäufer kostenlos. Kommen Sie doch vorbei oder rufen Sie uns an! Engel & Völkers Braunschweig Tel. +49-(0)531 213 69 00 www.engelvoelkers.com/braunschweig 32 Rückblick „Sichtbar gewordene Aufbruchstimmung“ Eröffnung des BraWoPark Fotos: Florian Koch Ein weiß leuchtender Walking-Man begrüßte die rund tausend Gäste der Eröffnungsshow des BraWoParks – inklusive imposanter Lasershow und Feuerwerk – am Hauptbahnhof Braunschweig. Ein Symbol für Aufbruch und Bewegung, das die Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg, Bauherr und Investor, an diesem Standort eindrucksvoll praktiziert hat. In nur zwei Jahren errichte das Unternehmen auf dem ehemaligen Postgelände für 130 Millionen Euro eine neue großstädtische Visitenkarte. Das Hochhaus Business Center I aus dem Jahr 1990 wurde um das 20-geschossige Business Center II und ein Shopping Center erweitert. Außerdem gehören ein Hotel und eine Erweiterungsfläche für ein geplantes Business Center III dazu. „Wir sind ein wenig stolz, weil wir ein mutiges und überzeugendes Konzept realisiert haben“, sagte Jürgen Brinkmann, der Vorstandsvorsitzende der Volksbank BraWo. Auch Oberbürgermeister Ulrich Markurth lobte das Großprojekt: „Es ist ein Stück sichtbar gewordene Aufbruchsstimmung, die wir gut gebrauchen können – gerade in Zeiten wie diesen.“ 33 Rückblick 34 Rückblick „Schlüssel für den Erfolg“ Banken-, Griechenland-, Flüchtlings- und VW-Krise. Das Land, und mit ihm die Region 38, ist seit einiger Zeit krisenerprobt. Und doch blickten die Redner beim IHK-Neujahrsempfang in der Braunschweiger Stadthalle verhalten optimistisch ins Jahr 2016. Zum letzten Mal in dieser Funktion begrüßte Präsident Dr. Wolf-Michael Schmid die rund 1.100 Gäste. Der 68-Jährige nahm sich u. a. die demografische Entwicklung und die Altersstruktur der Gesellschaft in seiner Rede vor, in der er neue Wege zu einem längeren Erwerbsleben anmahnte. Der Region attestierte er trotz Abgas-Affäre bei Volkswagen, die zu einer „erheblichen Verunsicherung“ führe, dennoch eine zukunftsweisende Profilierung, die Innovation verspricht: „Das gute Zusammenwirken von Wissenschaft und Wirtschaft ist ein Schlüssel für den Erfolg.“ Anzeige Erstmalig in diesem Jahr führte die WelfenAkademie in Kooperation mit der Bürgerstiftung eine „Summer School zur Berufsorientierung“ durch. 15 Schülerinnen und Schüler waren in die Unterrichtsräume der Welfen Akademie gekommen, um im Rahmen von 3 Tagen und unter der Be gleitung von Referenten zu erfahren, welche zusätz lichen Informationen zur Berufsorientierung wie und wo gewonnen werden können, um damit die Verbesserung der Berufschancen zu erhöhen. Ein weiterer Informationsschwerpunkt war ein Ein gehen auf die optimierte Vorbereitung auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes. Die Teilnehmer waren mit Begeisterung bei der Sache und haben die Veranstaltung als sehr nützlich beurteilt. Fotos: Philipp Ziebart IHK-Neujahrsempfang in der Stadthalle 35 Rückblick die wichtigen Dinge im Leben Zeit für Wir ersparen Ihren Mitarbeitern den Weg in die Reinigung! Neuer Firmenservice von DIE UMWELTFREUNDLICHE TEXTILPFLEGE Krambuden 10, 38300 Wolfenbüttel www.sauberland-wf.de Rückblick 36 Freiheit und Weltoffenheit Neujahrsempfang der Stadt Braunschweig Fotos: Nizar Fahem Mitte Januar lud Oberbürgermeister Ulrich Markurth zum traditionellen Neujahrsempfang der Stadt Braunschweig in das Städtische Museum. Rund 280 geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur folgten der Neujahrsrede Markurths – die im Kern das im gesellschaftspolitischen Diskurs vieles dominierende Thema Zuwanderung erörterte. Braunschweigs große Aufgaben wie „Wohnen“ seien zwar durch die Flüchtlingskrise nicht neu, „aber dramatischer“, so der Oberbürgermeister und forderte in Richtung Bund: „Wir brauchen dafür in den Städten und Kommunen Personal sowie Geld.“ Positive Worte gab es dafür in Richtung Volkswagen: „Die gute Entwicklung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt ist ein Fundament für stürmische Zeiten.“ Trotz oder gerade anlässlich aller Herausforderungen bestärkte er die Anwesenden: „Braunschweig ist eine weltoffene Stadt – und wird das auch bleiben.“ 37 Rückblick Entspannt und digital ins neue Jahr 10. Neujahrsempfang der Braunschweigischen Landessparkasse und der Salzgitter-Zeitung Die Digitalisierung bleibt 2016 eines der wichtigsten Themen unserer Gesellschaft. Auch Branchen wie Banken und Medien müssen sich den Triebkräften Technologie, Konkurrenz und Kunden intensiv stellen. Zwei Unternehmen, die das schon länger tun, sind die Braunschweigische Landessparkasse und die Salzgitter-Zeitung, die unter dem Motto „Digitalisierung – vernetzt in die Zukunft“ zum gemeinsamen 10. Neujahrsempfang in die Räume der Sparkasse nach Salzgitter-Lebenstedt luden. Rund 180 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft genossen lockere Gespräche in familiärer Atmosphäre und Tricks von Zauberer Jean Olivier, der u. a. mit einer fliegenden Drohne unterhielt. Atmosphäre Der Erfolg einer Tagung hängt entscheidend von der Atmosphäre ab, in der sie stattfindet. Bei uns finden Sie zum einen 1.200 qm flexibel kombinierbare Räumlichkeiten mit modernster Technik, hell und edel ausgestattet – und zum anderen perfekten und besonders herzlichen Service. Daneben 56 Hotelzimmer im VierSterne-Standard, die rustikale Schänke und das Restaurant Shiraz. Wir helfen Ihnen bei Konzeption und Planung und betreuen Ihre Veranstaltung. Wir freuen uns auf Sie! Ihr Team vom Hotel am See. Kampstraße 37 – 41 · 38226 Salzgitter Tel. 05341 / 1890-0 · Fax 05341 / 1890-100 www.hotelamsee.com „Utopiesyndrom“ in der Arbeitswelt Fotos: Christian Göttner, Holger Isermann Autor Prof. Dr. Gunter Dueck im BZV-Medienhaus Starker Abschluss der von Standort38 initiierten „Zukunftsmacher“-Vortragsreihe vor 200 Besuchern im BZV-Medienhaus war Prof. Dr. Gunter Dueck. Der Mathematiker, Autor und frühere IBM-Entwicklungschef weiß genau wovon er spricht – und das kompromisslos. Manager hält er für „schwarmdumm“, da sie auch in Krisenzeiten nur Umsatz- und Gewinnsteigerung kennen: Gerade nach oben. Für Dueck ist mittlerweile die gesamte Arbeitswelt von einem „Utopiesyndrom“ durchzogen: Die Erreichbarkeit von Firmenzielen wird nicht in Zweifel gezogen, selbst wenn sie unrealistisch sind. Klare Ansagen, packend und eloquent vorgetragen. 38 Persönlich tergärten, Möbel, Laminat oder Parkett sowie Fenster und Türen. Alles wird nach Wunsch der Kunden entworfen und nach Maß gefertigt“, berichtet der Geschäftsmann stolz. Kundenbetreuung ist das A und O im Betrieb Budries. „Unser Anspruch ist es, nicht nur gute Arbeit zu leisten, sondern wir wollen unsere Kunden begeistern“, erzählt er. Der Service beginnt bereits bei den Vorgesprächen. „Wenn es regnet, holen wir die Kunden beispielsweise mit einem Regenschirm vom Auto ab“, erklärt Budries. Die Handwerker sind angehalten, das Zuhause der Auftraggeber sauber zu verlassen. Sie bringen ihre eigene Fußmatte, Putzmittel, Staubsauger und Handtücher mit. Außerdem kooperiert die Tischlerei mit der Bäckerei Richter. „Wir bringen zu unserem Auftrag vier frische Brötchen für unsere Kunden mit und in Zukunft soll auch noch ein kleines Glas mit Honig dazukommen“, berichtet René Budries. Auch im sozialen Bereich engagiert sich René Budries mit viel Herz. Er ist im Spendenparlament von Salzgitter, unterstützt die Diakonie und wurde in den Gesellenund Meistprüfungsausschuss gewählt. Und: „Mit meiner Tochter habe ich unser Haus auf den Kopf gestellt und Kleidung, Bücher und SpielSpaß an meiner Arbeit bei LHB, sachen zusammengesammelt für doch nach der Übernahme durch den französischen Konzern Alstom ver- hilfsbedürftige Kinder“, sagt er. Außeränderte sich das Betriebsklima“, berich- dem unterstützt er verschiedene Vertet der Tischlermeister, der im Jahr 2006 eine in Salzgitter und spielt selbst beim TC Blau-Weiß. „Mein Hobby ist kündigte. Doch seine ErfolgsSport. Ich fahre viel Rad, geschichte beginnt früspiele Tennis, laufe und her. Bereits 1997 macht schwimme“, berichtet Budries sich neben der 46-Jährige. seinem eigentlichen Für die Zukunft Job selbststänmöchte Budries dig und gründete die Kundenzudie gleichnamige Bau- und Möbelfriedenheit weiter steigern und tischlerei im Keldie Arbeitsunfälle ler seines Wohnso gering wie möghauses. Im Mai 2006 lich halten. „Bei uns erwarb er schließlich De d. rM an bestimmt der Kunde das heutige Grundstück w e is terb üro rief hängt an der B die Öffnungszeiten“, an der Gustav-HagemannStraße 9 in Salzgitter. erzählt er ergänzend. Zudem soll trotz modernster Technik Aktuell beschäftigt der Unternehmer 16 Mitarbeiter, und die Auftragsbücher immer die Liebe zum Baustoff Holz bei sind voll. Der Meisterbetrieb bietet eine dem Geschäftsmann und Familienvateindividuelle Produktvielfalt an. „Wir rim Mittelpunkt stehen: „Dafür schlägt machen Innenausbau, Carports, Win- mein Herz“. Lorena Brümmer Der Schreibtisch von … D as kleine Büro von René Budries verrät viel über den Tischlermeister und Betriebswirt. Der gebürtige Salzgitteraner ist ein Familienmensch, Fan der Fußballer Eintracht Braunschweig, Geschäftsmann und vor allem ein Holzliebhaber. Schöne Maserungen und warme Töne der Möbel vermitteln ein wohltuendes Gefühl im Raum. Genau diese Eigenschaften liebt Budries an dem Naturprodukt. „Durch etwas Arbeit wird aus einem einfachen Stück Holz eine wunderschöne Oberfläche“, schwärmt der 46-Jährige. Der Geschäftsführer wollte schon als Kind seinen späteren Beruf ausüben. „Mein Großvater war Tischler und drechselte auch selber. Das hat mich einfach fasziniert“, erzählt er rückblickend. Budries wollte immer einen sicheren Job haben und die Chance, sich weiterzuentwickeln. Diese Vorstellungen setzte er in die Tat um. Seine Karriere startet mit einer Ausbildung zum Tischler bei der Linke-Hofmann-Busch GmbH. „Ich hatte immer SERIE Fotos: Holger Isermann René Budries, Inhaber der gleichnamigen Bau- und Möbeltischlerei in Salzgitter Das neue Radio von hier. Bringen Sie doch Ihre Firma ins Radio! Celle Gifhorn Wolfsburg Hannover Peine Helmstedt Braunschweig Hildesheim Salzgitter Wolfenbüttel Auf neuer UKW-Frequenz 100,3 mit noch mehr Power! Goslar Halberstadt Wernigerode Über 2,5 Mio. in der Region können Radio38 auf der UKW 100,3 empfangen. Wann empfangen Sie Ihren Radiospot? Mehr Infos unter www.radio38.de/werbung Wir informieren Sie gerne über Werbemöglichkeiten: Mailen Sie an [email protected] oder anrufen: Tel. 0531 123 88 400 Das Beste für die Region. Oktober 2015 SIEGER BANKENTEST – Beratung Firmenkunden – Braunschweigische Landessparkasse 6 Banken in Braunschweig Deutsches Institut für Bankentests www.difb.net www.blsk.de
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