Nestwärme im Neubau

erneuerbare energien
energieeffizienz
energieeinsparung
Magazin für die Energiewirtschaft
in Gewerbe und Industrie
No
– 1 / 2016
Nestwärme
im Neubau
Neue Energieeinspar­
verordnung verschärft
die energe­ti­schen
Anforderungen
EnEV 2016
4
Was geht wo? Lösungen mit Erdgas
für Neubau und Bestand
6 Erfolgsfaktor Vertrauen
Wettbewerbsvorteil der Stadtwerke
bei Digitalisierung
Täglich mit Führungs­zeugnis in den Knast
schwaben netz ist für die technische Betriebsführung
der Heizung der modernsten JVA Bayern in Gablingen
verantwortlich
8
9 Eine Investition,
die sich lohnt
Karwendel-Werke gehen mit neuem
Blockheizkraftwerk ans Netz.
Kühlt im Sommer,
heizt im Winter!
10
Die Erdgas-Wärmepumpe
12 Kunden fragen,
erdgas schwaben antwortet
iebe Leserinnen
und liebe Leser,
impressum
Herausgeber:
erdgas schwaben gmbh
Bayerstraße 43
86199 Augsburg
Chefredaktion:
Cornelia Benesch,
Unternehmenskommuni­kation, erdgas schwaben
Redaktion:
Sibylle Stuhler, Mellon Design
Autoren:
Katherina Reiche (VKU)
Gestaltung:
Mellon Design GmbH
Druck: Agentur
Walter Beckenbauer
Bildnachweis:
iStock / Artranq (Titel, S. 2, 4);
iStock / IgorKozeev (S. 8);
iStock / StasWalenga (S. 2, 10, 11);
Guido Köninger (S. 2, 5, 8, 9);
Eckhart Matthäus (S. 3);
shutterstock / echo3005 (S. 6, 7);
shutterstock / Ase (S. 2–4);
VKU (S. 2, 7)
3e
N-o 1/ 2016
die deutsche Energiewirtschaft erlebt
eine Zeitenwende. Es reicht nicht mehr,
im Kerngeschäft Energieversorgung gut
zu sein, die Energiemärkte verlässlich
zu bedienen und die Energiewende vor­
an­zutreiben. Das Generieren von Daten
sowie das Analysieren und Optimieren
von großen Datenmengen ist in allen
Bereichen in der Wirtschaft von strategischer Bedeutung – Stichwort Big Data,
Smart Data, Cloud und Digitalisierung.
Da macht die Entwicklung auch keinen
Bogen um die Energiebranche. Fragen
des effektiven Datenmanagements
stehen ganz oben auf unserer Agenda;
Daten werden zum Rohstoff, die daraus
generierten Ergebnisse schaffen den
Wett­bewerbsvorteil.
Wer langfristig am Markt Erfolg haben will, muss also die Chancen nutzen,
auch, um noch stärker auf die Bedürfnisse seiner Kunden einzugehen und
ihnen schlussendlich maßgeschneiderte Energieprodukte bieten zu können. Kooperationen, auch mit externen
Partnern, können in der Datenverarbeitung der Schlüssel zum Erfolg werden.
Google und Apple sind längst im Smart
Home-Bereich aktiv. Hier heißt es, unsere
Spitzen­position gerade in der nachhaltigen Energieversorgung zu verteidigen.
Die wachsende Bedeutung der smarten Energieversorgung sowie der stetige
Zuwachs der Erneuerbaren Energien
werden auch das Jahr 2016 mitprägen.
Dies nimmt Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zum Anlass, die bisherigen
üppigen Subventionierungen für grünen
Strom zu streichen. Das EEG, als Anschubhilfe für grünen Strom ein Erfolg,
ist in seiner bisherigen Form wohl ein
Auslaufmodell. Das werden wir sehen,
ebenso die Entwicklung des Europäischen Energiemarktes.
Im Bereich Energieeffizienz sowie
energetisches Bauen und Sanieren
stehen 2016 einige Neuerungen an:
Neu gebaute Gebäude müssen ab dem
1. Januar, laut der neuen Energieeinspar­
verordnung (EnEV) 2016, deutlich höhere energetische Anforderungen erfüllen.
Welche Auswirkungen dies auf die Energie hat und worauf sich Bauherrinnen
und Bauherren zukünftig einstellen müssen, darüber informieren wir Sie
ab Seite 4.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen
beim Lesen.
Klaus-Peter Dietmayer
Geschäftsführer erdgas schwaben
3
EnEV
2016
Was geht wo?
Lösungen mit Erdgas für
Neubau und Bestand
on 2016 an müssen
Neubauten mit weniger Energie auskommen. Gleich
um 25 Prozent soll der Primärenergieverbrauch pro Quadrat-
Lösungen mit
Erdgas im
Vergleich auch
weiterhin
Punktsieger
meter und Jahr laut der neuen
Energieeinsparverordnung
(EnEV) 2016 sinken. Welche
Auswirkungen das auf bestimmte Energieträger hat und worauf sich Bauherren zukünftig
einstellen müssen, erläuterten
Fachleute von erdgas schwaben
in fünf regionalen Veranstaltungen in den Betriebsstellen Nördlingen, Kempten, Donauwörth,
Augsburg und Günzburg.
4
Die Einladung zum Energiefrühstück
stieß bei allen mit der Planung, dem
Bau und der Verwaltung von Häusern
und Wohnanlagen und technischer
Gebäude­ausrüstung betroffenen Branchen auf reges Interesse. Im Mittelpunkt der Diskussion standen dabei
Lösungsansätze zur Einhaltung der
gelten­den Anforderungen und die Rolle
der Erdgas­versorgung bei den angestrebten Lösungen.
Neue energetische Standards 2016
Jens Dammer, Vertriebsleiter der erdgas
schwaben gmbh, stellte in seinem Vortrag dar, dass es sich bei der EnEV 2016
um eine ausgewogene Verschärfung
der Anforderungen handelt, die sowohl
die Belange von Energieeinsparung
und Klimaschutz auf der einen und das
Streben nach möglichst kostengünstigem Bauen auf der anderen Seite zu
berücksichtigen versucht. Eine wesentliche Aufgabe kommt hierbei den
Planern und Architekten zu, die durch
eine ordentliche Planung und Nach-
3e
N-o 1/ 2016
Die Anforderungen
der neuen EnEV
sind mit Erdgas
einfach zu erfüllen
weisführung vermeintlich durch die
EnEV bedingte Mehrkosten vermeiden
oder zumindest reduzieren können. Für
den bisher am häufigsten eingesetzten Energieträger Erdgas ergeben sich
ab 2016 etwas strengere Anforderungen, die jedoch mit den marktüblichen
Technologien sowohl baulich als auch
anlagentechnisch sehr gut erreicht
werden können. Durch den verringerten Energiebedarf sinken hier auch die
Energiekosten, da wirklich der Endenergiekonsum im Gebäude kleiner wird.
Aus vielen Vergleichen gehen Lösungen
mit Erdgas auch weiterhin als Punktsieger hervor, was den Vollkostenvergleich
betrifft. Für die Erreichung des Mindeststandards reicht auch in der neuen
EnEV 2016 markt­übliche Erdgas-Brennwerttechnologie, in Verbindung mit
einer thermischen Solaranlage. Die für
den Neubau obligatorische kontrollierte
Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ergänzt die Erdgastechnologie
perfekt.
Moderne Erdgastechnik garantiert
geforderte Energieeffizienz
Auch die erhöhten Anforderungen an
ein KfW Effizienzhaus 55 können mit
Erdgastechnologien erreicht werden.
Dazu gibt die KfW entsprechende Anforderungen an die Gebäudehülle vor.
Die Kombination Erdgas-Brennwerttechnologie mit thermischer Solaranlage und kontrollierter Wohnraumlüftung
bildet auch hier die Basis. Bei Einhaltung der entsprechenden Vorgaben bezüglich der Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte) gibt es die Bestätigung
für ein KfW 55 Haus sogar im vereinfachten Verfahren ohne rechnerischen
Nachweis. Damit stellt die Erdgastechnologie auch im Neubau für die Zukunft
die kostengünstigste und CO2 -ärmste
Wärmeversorgung unter den konventionellen Energieträgern dar.
3e
N-o 1/ 2016
Contracting – maßgeschneiderte
Energieversorgung
Eine für den Geschosswohnungsbau im
Neubau und im Bestand sehr interessante Lösung mit Erdgas ist und bleibt
die Objektversorgung mit Wärme und
Strom aus einer dezentralen KraftWärme-Kopplungseinheit (BHKW). Mit
BHKW lassen sich sowohl die Anforderungen an den Mindeststandard als
auch an Effizienzhäuser in Verbindung
mit Bio-Erdgas realisieren. Den kostengünstigen und effizienten Betrieb, der
aber oft durch erhöhten Planungs- und
Verwaltungsaufwand wieder aufgefressen wird, übernimmt erdgas schwaben
im Contracting. Dabei wird der Kunde
von allen Aufgaben, die mit Planung,
Bau, Betrieb, Finanzierung und Unterhalt verbunden sind, entlastet. erdgas
schwaben liefert dann als Strom- und
Wärmeversorger den selbst erzeugten
Strom direkt an die Eigentümer oder
Mieter des Objektes. In welchem Umfang dieses Contracting angeboten wird
und welche Voraussetzungen erfüllt
sein müssen, das schilderte Contracting
Leiter Conny Reichelt.
In der Diskussion mit Planern,
Architekten, Hausverwaltern und Heizungsbauern wurde deutlich, dass
Erdgas weiterhin die Zukunfts- und
Wunschenergie Nummer eins ist. Die
Vorteile dieser effizienten, kostengünstigen und umweltfreundlichen Wärmeund Stromerzeugung überzeugen. Die
Anforderungen der neuen EnEV sind
auch mit Erdgas einfach zu erfüllen, es
müssen nur alle Parameter aufeinander abgestimmt sein. Eine umfassende
Beratung und Information des Bauherrn
ist dabei unerlässlich und hier besteht
noch Nachholbedarf. Wir stehen für alle
Interessierten gerne mit Tat und Rat
zur Verfügung und garantieren mit unserer Dienstleistung Contracting auch
über die gesamte Lebensdauer einer
Heizungsanlage, so dass die geplanten
Ergebnisse in der Realität erreicht werden. <
Mit Erdgas zum hoch geförderten KfW-Effizienzhaus 85
Wer seinen Altbau dämmt,
erreicht auch mit Erdgas das
geförderte KfW-Effizienzhaus 85
(bis 20.000 Euro Zuschuss pro
Wohneinheit).
Beim Ein- und Zweifamilienhaus
mit Erdgas-Brennwert und
PV-Anlage und beim Mehr­
familien­haus mit Erdgas-Brennwert und BHKW.
Weitere Förderprogramme,
wie das Bayerische 10.000
Häuserprogramm, können zusätzlich in Anspruch genommen
werden.
 Jens Dammer
Leiter Vertrieb und
Energieeinkauf
Tel. (0821) 9002-110
jens.dammer @ ­
erdgas-schwaben.de
 Conny Thomas Reichelt
Leiter Contracting
erdgas schwaben
Tel. (0821) 9002-416
conny.reichelt@
erdgas-schwaben.de
5
Erfolgsfaktor
V ertrauen
Wettbewerbsvorteil der
Stadtwerke bei Digitalisierung
Die Energiewirtschaft erlebt
gerade ihre dritte Zeitenwende:
Nach der Liberalisierung der
Energiemärkte und dem Ausstieg aus der Kernkraft folgt jetzt
die Digitalisierung. Diese durchdringt in immer stärkerem Maße
alle Bereiche und Prozesse wirtschaftlichen Handelns kommunaler Unternehmen.
6
Es verbreiten sich schier unendlich viele Informationen in
Form von Daten in einer nie
gekannter Geschwindigkeit:
In einer Minute erfolgt weltweit ein Datentransfer von 549 Millionen
Gigabyte. In der gleichen Zeit werden 157
Millionen E-Mails verschickt und 1,5 Millionen Suchanfragen gestellt. Menschen,
Maschinen und Gegenstände können
sich intelligent vernetzen, da konventionelle und IT-Infrastruktur zunehmend
zusammenwachsen. Die Möglichkeiten, Potenziale und Chancen, aber auch
Herausforderungen, die sich daraus für
Stadtwerke ergeben, sind groß.
Die Digitalisierung öffnet Türen für
neue Geschäftsmodelle. Neben der klassischen und zunehmend austauschbaren Lieferung von commodities stehen
künftig moderne Dienstleistungen im
Mittelpunkt des Wirtschaftens. Neue
Geschäftsfelder werden möglich, die uns
neben Umsatz und Gewinn auch neue
Arbeits- und Lebensqualitäten bringen.
In Zukunft kennen wir unsere Kunden
besser als je zuvor. In nie dagewesener Qualität können wir Produkte und
Dienstleistungen individuell zuschneiden
– Kundenbeziehungen werden so weiter
vertieft, Prozesse schlanker und umweltschonender. Verbrauchsdaten werden
damit zum Wert an sich. Sie sind der
Rohstoff für zukünftige Geschäftsmodelle. Daran sind zunehmend auch andere
Akteure interessiert, die in Konkurrenz zu
Stadtwerken stehen.
Schon heute beobachten wir, dass
immer mehr Dritte mit dem Versprechen,
unser Leben und Haus smarter zu machen, in unsere Wohnzimmer drängen.
Nest von Google und Apples Homekit
sind prominente Vorreiter. Doch deutsche Stadtwerke haben einen bislang
unbeachteten Vorteil: Sie sind nah am
Kunden und genießen hohes Vertrauen. Durch Kooperationen der Stadtwerke kommen technisches Know-how
und verantwortungsvoller Umgang mit
Verbrauchsdaten zusammen. Manche
nennen dies »Datensicherheit, made in
Germany«, für uns ist es seit Jahren die
Grundlage vertrauensvoller Kundenbeziehungen. Dies bestätigen uns Bürgerinnen
und Bürger: In einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Dezember 2015, sprachen
75 Prozent der Befragten den kommunalen Unternehmen ein großes bzw. sehr
großes Vertrauen aus. Damit kommunale
Unternehmen aber ebenfalls hochwertige
IT-Lösungen anbieten können, brauchen
sie die gleiche Sicht auf die Daten wie die
privaten Übertragungsnetzbetreiber – Restriktionen beim Datenzugriff für kommunale Verteilnetzbetreiber darf es daher
nicht geben.
Gesetzesentwurf mit fatalen Folgen
Die Messung und Verarbeitung von Daten wird damit immer wichtiger. Mit dem
Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende (GDEW) wird es in Zukunft im
Netz verteilt eine Vielzahl intelligenter
Messgeräte und Zähler geben – mit dem
3e
N-o 1/ 2016
Ziel, Erzeugung und Verbrauch von volatilem Strom aus erneuerbaren Energien effizient steuern zu können. Damit aber die
Einführung von intelligenter Messtechnik
eine Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten
wird, müssen noch wichtige Änderungen
im parlamentarischen Verfahren erfolgen.
Gegenüber den ersten Vorschlägen konnten wir beim GDEW schon einige Verbesserungen bei Datenzugriff und informatorischer Entflechtung erreichen. Es ist
aber noch nicht alles vom Tisch, was uns
unter den Nägeln brennt:
Wir fordern weiterhin den Erhalt kundenfreundlicher Verträge und die Vermeidung von unnötiger Bürokratie. Hier brauchen wir eine verlässliche Regelung im
Gesetz, damit der Messstellenbetreiber
unkompliziert wie bisher die Abrechnung
über den Lieferanten vornehmen kann.
Schließlich versteht kein Kunde, warum
andernfalls ein zusätzlicher Anbieter eine
Rechnung schreibt, also der Messstellenbetreiber, von dem er im Zweifelsfall
noch nie etwas gehört hat.
Und zweitens fordern wir, dass Preis­
obergrenzen der intelligenten Messsysteme, zumindest für Gewerbekunden, als
Netto- und nicht, wie
in der Kabinettsfassung vorgesehen, –
als Bruttowerte angesetzt werden dürfen.
Ein kleiner, aber feiner
Unterschied für die
(Re-) Finanzierung der
hohen Investitionen
für den Rollout.
Der VKU sieht
letztlich die große Gefahr, dass ein
funktionierendes Bilanzierungssystem
ohne Not zerschlagen wird. Dies schafft
Doppelstrukturen und führt zu höheren
Kosten. Denn bei den Übertragungsnetzbetreibern müssten notwendige Systeme
erst aufgebaut werden. Die Verlagerung
der Bilanzierungsverantwortung stellt ein
gefährliches, kostenintensives und unnötiges Experiment im Zuge der Energiewende dar. Mit dieser Meinung stehen
wir nicht alleine da, auch der Bundesrat
hat dies so festgestellt.
Wir empfehlen unseren Unternehmen daher, sich jetzt geeignete Partner – idealerweise aus der kommunalen
Familie – zu suchen, um den intelligen-
ten Messstellenbetrieb zukünftig noch
selbst anbieten zu können. Hinzu kommt,
dass durch die anstehende, schrittweise Umrüstung aller Verbrauchsstellen
auf »moderne Messeinrichtungen« die
Kommunikationsanbieter, wenn der Kunde zustimmt, auch direkten Zugriff auf
seine Verbrauchsdaten erhalten. Diverse
Anbieter buhlen schon um diese neuen
Geschäftsfelder, denn: Daten sind der
Rohstoff der Zukunft! Dies ist für kommunale Unternehmen Chance und Risiko
zugleich. Sie sind vor Ort und genießen
ein hohes Vertrauen der Kunden.
Neue Wege der Kommunikation
Stadtwerke sind der stabile Anker bei der
Einführung neuer, digitaler Dienstleistungen und Services. Mit diesen neuen
Geschäftsfeldern können Kundenbeziehungen gestärkt und neue Kundengruppen gewonnen werden. Bereits heute
erleben wir, dass Portallösungen und
Smartphone-Apps für den Kontakt zum
Energieversorger genutzt werden. Immer
mehr Unternehmen sind außerdem in
den sozialen Medien präsent und treten
so mit Kunden in einen »Echtzeit-Dialog«.
Die gleichen Kanäle
werden dabei auch für
den Vertrieb genutzt.
Plattformen sind Weg
und Lösung der Zukunft: Messung, Kommunikation und Steuerung erfolgen aus
einer Hand – Smart
Home ist längt keine
Zukunftsversion mehr.
Besonders dabei: Kommunale Unter­
nehmen gehören den Bürgern und ihr
Handeln ist demokratisch legitimiert.
Kommunale Parlamente entscheiden
über die zukünftige Ausrichtung ihrer Unternehmen mit. Datensicherheit, Schutz
der Privatsphäre und die Ausgestaltung
künftiger Geschäftsfelder haben unter
dieser Prämisse höchsten Stellenwert.
Es überrascht daher nicht, dass 81 Prozent der Deutschen Kernelemente der
öffentlichen Daseinsvorsorge, wie die
Versorgung mit Wasser, Gas und Strom,
in kommunaler Hand sehen wollen. Auch
zu diesem Ergebnis kam die bereits genannte Forsa-Erhebung.
Stadtwerke sind
der stabile Anker
bei der Einführung
neuer, digitaler
Dienstleistungen
und Services.
3e
N-o 1/ 2016
Katherina Reiche
VKU-Hauptgeschäftsführerin
Mitglied des Deutschen
Bundestages (1998 – 2015)
Parlamentarische
Staats­sekretärin beim
Bundes­minister für Verkehr
und digitale Infrastruktur
(2013 – 2015)
Seit 2015 Hauptgeschäfts­
führerin und Geschäfts­
führendes Präsidialmitglied
des Verbandes kommunaler Unternehmen e.V. (VKU),
Berlin
Für den Verband kommunaler Unternehmen, den Spitzenverband der kommunalen Wirtschaft, steht deshalb fest:
Die kommunalen Unternehmen werden die Digitalisierung nutzen, um sich
in neue Geschäftsfelder aufzumachen.
Kommunale Grundwerte, wie Regionalität, gegenseitiges Vertrauen und Bezahlbarkeit stehen bei der Umsetzung an erster Stelle. Im Interesse der Bürger dürfen
kommunale Unternehmen von der Politik
nicht benachteiligt werden. <
7
Täglich mit
Führungszeugnis
in den Knast
schwaben netz ist für die techni­
sche Betriebsführung der Heizung
der modernsten JVA Bayern in
Gablingen verantwortlich
Mehr als 20 Jahre haben die
Planun­gen für die neue Justizvollzugsanstalt (JVA) in Gablingen gedauert. Seit November
2015 ist das modernste Gefängnis in Bayern endlich fertig. Für
rund 100 Mio. Euro entstand
neben der markanten Geheimdienst-Abhöranlage ein Gefängnis mit mehr als 600 Haftplätzen. Dort sind nicht nur Zellen
und Überwachungssysteme
hochmodern, sondern auch die
Heizzentrale für den 21.000 m2
großen Bau. Dafür hat schwaben netz die Erdgasleitung verlegt und übernimmt heute die
Erdgas-Leitung für JVA-Neubau verlegt
Strengste Sicherheitsvorkehrungen
Den Grundstein für eine zuverlässige
Wärmeversorgung legte schwaben netz
bereits 2011 mit der Erweiterung der
Erdgashauptleitung. Im Sommer 2013
schloss Roman Kraus, Rohrnetzmeister
schwaben netz, dann das hochmoderne
Gefängnis an das Erdgasnetz an. »Bereits
bei den Bauarbeiten konnte man sehen,
dass das ein Riesenprojekt wird. Ich kann
nun sagen – durch meine Leitung ist es
dort warm«, so Roman Kraus.
Heute liefern drei Erdgas-Brennwertkessel und ein mit Bio-Erdgas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) Wärme
für Zellen und Gemeinschaftsräume. Mit
der technischen Betriebsführung der
Heizungsanlage sind die Spezialisten von
schwaben netz (Abteilung TB EW) beauftragt. Das Team von Christan Rose, Leiter
TB EW, koordiniert die Ablesung der Zähler, Kontrolle der Wasserqualität, monatliche Sichtkontrollen und die halbjährliche
Wartung der Kessel-und Brenneranlage sowie alle notwendigen Reparaturen.
Im Unternehmensverbund von erdgas
schwaben ist schwaben netz für Bau und
Unterhalt verantwortlich.
Ein Gefängnis unterliegt grundsätzlich
strengen Sicherheitsvorkehrungen. Bereits in der Bauphase wurde für jeden
Beteiligten eine Sicherheitsüberprüfung
erstellt. Im Vorfeld mussten die Personalien sowie Fahrzeugdaten an der Kontroll­
einrichtung angegeben sowie ein polizeiliches Führungszeugnis vorgewiesen
werden. Zudem wurde von jeder Person
die rechte Hand eingescannt und im System gespeichert. Über den Handscanner konnte dann die Baustelle betreten
werden.
Selbst heute gilt für das Bereitschaftspersonal von TB EW: Nur mit dem einwandfreien Führungszeugnis kann die
JVA betreten werden.
Seit November 2015 sind die in Augsburg einsitzenden Straftäter in die neue
JVA umgezogen. Derzeit sind knapp 250
von 609 möglichen Haftplätzen belegt.
Ende November zeigte sich die JVA
der Öffentlichkeit mit einem Tag der offenen Tür. Die Schlange der Besucher
war trotz Kälte lang. »Im Gebäude selbst
hatte ich gar nicht das Gefühl, in einem
Gefängnis zu sein. Erst, als ich in den
Gefängnishof ins »Freie« ging, wurde klar,
dass ich hinter Gittern bin.« <
technische Betriebsführung der
Heizungs­anlage.
8
Nur zum Arbeiten in den Knast
Gerhard Mitterer, Projektleiter TB EW, war
während der Bauphase der Anlage mehrmals im Monat im Gefängnis. Heute übernehmen die Kollegen Maximilian Spatz,
Klaus Marquardt, Reinhold Mayer, und
Jörg Gotthardt vom Bereitschaftsdienst
den Service und lesen monatlich den
Zähler ab. Parallel dazu wird die Anlage
vom contractor enercity fernüberwacht.
Die Anlagenmeister übernehmen auch
den Bereitschaftsdienst im Störungsfall.
Technische Daten Heizzentrale JVA Gablingen
3 Brennwertkessel Buderus (2 × SB 745 mit
ca. 962 kW und 1 × SB 615 mit ca. 640 kW)
Weishaupt Erdgasbrenner
BHKW von 2 G installiert,
Typ Agenitor 306 G mit einer Leistung
von 290 kWth / 250 kWel.
BHKW wird mit Bio-Erdgas betrieben.
2 Pufferspeicher (mit je 8 m3 Speichergrößer)
3e
N-o 1/ 2016
Eine Investition,
die sich lohnt
Karwendel-Werke gehen mit neuem Blockheizkraftwerk ans Netz.
Das Familien­unternehmen in Buchloe investierte drei Millionen
Euro, die Anlage ist für den Regelenergiemarkt geeignet.
Karwendel-Werke Die Karwendel-Werke Huber GmbH &
Co. KG mit Sitz in Buchloe im
Allgäu sind eines der größten in Familienbesitz befind-
I
n Industrie und Gewerbe sind BHKW-
Derzeit liefert erdgas schwaben
Anlagen eine etablierte Technologie
das Erdgas für den Betrieb der BHKW-
und werden seit Jahrzehnten erfolg-
Anlage­.
reich eingesetzt. In der Molkerei­wirtschaft
Die Motoren des neuen Blockheizkraft-
lichen Molkerei­unternehmen
stellt ihr Einsatz noch die Ausnahme dar.
werks produzieren in einer Stunde so viel
in Deutschland. Gegründet
Die Karwendel-Werke in Buchloe haben
Strom, wie fünf Durchschnittshaushalte in
1909, ist das Unternehmen seit
das Einsparpotenzial, das die dezentra-
einem Monat benötigen. Mit der neuen­
und bereits bestehenden Anlage decken­
die Karwendel-Werke nun 90 Prozent des
eigenen Bedarfs an Energie und Wärme
ab. ›Die Investition in ein eigenes Blockheizkraftwerk hat sich schneller bezahlt
gemacht, als wir vorher berechnet hatten‹, so Josef Scheuermeyer, Projektleiter
der Karwendel-Werke. <
Anfang der 1990er Jahre spezialisiert auf Frisch­käse-­und
Quarkprodukte. Die Herstellung­
findet ausschließlich in Deutschland statt.
Regelenergie-Kontakt Christian Arlt, schwaben
regenerativ, Tel. 0821 9002160,
le Energieerzeugung mit Blockheizkraftwerken bietet, erkannt und sparen heute
deutlich bei den Energiekosten. Besonders
efffizient wird es für den Hersteller von
Molkereiprodukten dadurch, dass Strom
und Wärme, die mit dem BHKW erzielt werden, zu nahezu 100 Prozent ohne Energie-
christian.arlt@schwaben-
verlust in der eigenen Produktion eingesetzt
regenerativ.de
werden. Zudem ist die BHKW-Anlage für
den Regelenergiemarkt geeignet. schwaben regenerativ leistet die Betriebsführung.
(v. l.) Stefan Halmel,
Werksleiter KarwendelWerke; Christian Arlt,
Geschäftsführer schwaben regenerativ; Josef
Schweinberger, 1. Bürger­
meister­ Buchloe; Günther­ Hein, Vorstand AGO AG;
Georg Radlinger, Prokurist schwaben regenerativ; Josef Scheuer­meyer,
Projektleiter KarwendelWerke
3e
N-o 1/ 2016
9
Die Erdgas-Wärmepumpe
Kühlt im
heizt im
Zwei Erdgas-Wärmepumpen
sorgen im neuen Günzburger
Amtsgericht ganz­jährig für ein
angenehmes Raumklima.
»Das Günzburger
Amtsgericht erreicht
künftig mit minimalem Energie­einsatz
maximale Leistung.«
Das neue Günzburger Justizgebäude ist das erste vom
Freistaat erbaute Passivhaus in
Bayern, das mit einer ErdgasWärmepumpe beheizt und
gekühlt wird. Die hocheffiziente
Technik verwandelt Umweltwärme aus
der Luft in Heizenergie. An heißen Sommertagen kühlt die Erdgas-Wärmepumpe das Gebäudeinnere und sorgt so für
angenehme Temperaturen in den Büros.
Als Antriebsenergie kommt sauberes und
ebenfalls natürliches Erdgas zum Einsatz.
Das bedeutet eine Einsparung an
Primär­energie und deutlich reduzierte
CO2 -Emissionen.
Helmut Kaumeier, Leiter Kommunalkunden
erdgas schwaben
Weltweite Jahresmitteltemperaturen
Quelle: NOAA/NCEI, DWD
Abweichung vom Mittelwert des 20. Jahrhunderts
1880
10
1890
1900
1910
1920
1930
1940
1950
1960
1970
198
Sommer,
Winter!
80
Bis zu 5.600 €
Förder­mittel
für Ihre
Umstellung­
auf Erdgas!
Jahr 2015 bricht Hitzerekord
Bayern als Energie-Pionier
Laut Deutschem Wetterdienst war der
Sommer 2015 der wärmste in der Geschichte Deutschlands. Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf die Anforderungen an moderne Versorgungstechnik.
Wohn- und Büroräume, die auch bei
hohen Außentemperaturen gleichmäßig
temperiert sind, bieten mehr Komfort
und bessere Arbeitsbedingungen. Vor
allem in gewerblichen und öffentlichen
Gebäuden wächst der Klimatisierungsbedarf. Eine maximal energieeffiziente
Lösung stellt die Erdgas-Wärmepumpe
dar. Im Winter mollig warm, im Sommer
angenehm kühl – das macht die ErdgasWärmepumpe zu einem echten Multitalent.
Noch sind die Bauarbeiten am neuen
Günzburger Justizgebäude nicht ganz
abgeschlossen. Doch es steht bereits
jetzt fest, dass mit der Entscheidung für
eine Erdgas-Wärmepumpe das Amtsgericht Günzburg eine Vorreiterrolle in
Sachen Nachhaltigkeit übernimmt. »Das
neue Justizgebäude in Günzburg ist ein
echtes Vorzeigeprojekt in Sachen Energieeinsparung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien«, erklärt Karl-Heinz
Möhle, Gewerbekundenberater erdgas
schwaben ([email protected]) stolz. <
Auf Wunsch unterstützen wir Sie gerne­
im Rahmen einer Fördermittelberatung.
Kontaktieren Sie uns!
ko n ta k t
Agatha Kornacker
Assistentin Vertrieb
Telefon (0821) 9002-111
[email protected]
Die wärmsten Sommer
in der Geschichte Deutschlands
2015
Sie haben Erdgas vor der Tür? Dann
können Sie jetzt mit einer Heizungs­
umstellung bares Geld sparen. Mit dem
EnergieBonusBayern sind Förder­
gelder bis zu 5.600 Euro drin. Wer sich
bis zum 31. 3. 2016 für Erdgas entscheidet und die Um­stellung durchführt,
erhält von schwaben netz einen
zusätzlichen Akti­vierungsbonus
in Höhe von 500 € (brutto).
(Durchschnittstemperatur
der Sommermonate)
18,1 °C
18,5 °C
18,5 °C
19,4 °C
1994
1947
2015
2003
Quelle: DWD, SZ
+ 0,5 °C
0 °C
Nach dem Rekordjahr 2014 erreichte die
globale Temperatur 2015 einen neuen Rekordwert. Damit fallen 15 der 16 wärmsten Jahre
1990
2000
2010
– 0,5 °C
seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen 1880 in das 21. Jahrhundert.
11
Kunden fragen –
erdgas schwaben antwortet
Welche Auswirkungen hat das neue
KWK G auf kleine und große BHKW im
Bestand und für Neuanlagen ?
W
ie bei fast allen Gesetzesnovellen besteht für Bestandsanlagen ein Bestandsschutz, so dass es für bereits umgesetzte Projekte Planungssicherheit gibt. Für Bestandsanlagen
wurden zudem neue Anreize geschaffen, um vom
sehr CO2 -belasteten Brennstoff Kohle auf den
CO2 -armen Brennstoff Erdgas umzustellen. Für
neue Anlagen muss man differenziert die kleineren BHKW bis 50 kW und ab 50 kW betrachten.
Für kleine BHKW bis 50 kW hat sich die Wirtschaftlichkeit insbesondere dadurch verbessert,
dass die Vergütung für den ins Netz eingespeiste
Strom auf 8 ct/kWh angehoben wurde. Damit soll
auch durch die BHKW die dezentrale Erzeugung
und Absicherung der Stromversorgung »belohnt«
werden. Für BHKW über 50 kW muss man betrachten, ob die »alte« oder die »neue« Regelung
besser ist. Man kann aber sagen: man will durch
das neue KWK G den Einsatz kleinerer BHKW fördern. Der Einsatz von größeren BHKW ist in der
Regel auch jetzt noch wirtschaftlich, hier gab es
im »alten« KWK G eine gewisse Überförderung.
Als Fazit kann man damit sagen, dass die KWK
weiterhin in großen Einheiten wirtschaftlich bleibt
und die kleineren BHKW eher noch besser geworden sind und somit ein Schritt in die richtige Richtung getan wurde. Durch die höhere Förderung für
die eingespeisten Strommengen sind insbesondere KWK-Anlagen der öffentlichen Versorgung
Nutznießer. Da es projektbezogen viele Parameter
zu betrachten gilt, sollte man immer den Einzelfall
genau untersuchen. Unsere Ansprechpartner aus
dem Vertrieb helfen Ihnen gerne, die für Sie richtige Lösung zu finden. <
Zum 1.1.2016 gibt es einige gesetzliche
Änderungen für Blockheizkraftwerke im
sogenannten Kraft-Wärme-KopplungsGesetz (KWK G). Was ist denn der
Hinter­grund für die Änderungen ?
D
er Anteil an KWK-Strom in
Deutschland soll auf jeden
Fall erhöht werden, da er einen
wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Der im ersten Entwurf vorgesehene Anteil von 25 %
der Nettostromerzeugung erfuhr im
neuen KWK G eine Anpassung, da
er als nicht erreichbar angesehen
wurde. Im neuen Entwurf sind ein
Zielbeitrag von 110 TWh (aktuell
102 TWh) bis 2020 und 120 TWh
bis 2025 vorgesehen. Um dieses
Ziel zu erreichen, wurde die Gesamtfördersumme von 750 Mio.
Euro auf 1.500 Mio. Euro verdoppelt. Damit ist ein deutliches Signal
für die KWK gesetzt worden. <
 Jens Dammer
Leiter Vertrieb und
Energieeinkauf
Tel. (0821) 9002-110
jens.dammer @ erdgas-schwaben.de
Wie hoch ist denn der Anteil der KWK-Anlagen an
der Stromerzeugung und was soll erreicht werden ?
D
as KWK G regelt die Förderung für Stromerzeugung aus
Anlagen, die Wärme und Strom zeitgleich mit einem hohen Wirkungsgrad produzieren. Das KWK G ist ein
wesentlicher Bestandteil der Energiewende und muss auch immer
mit den gesetzlichen Vorgaben aus
dem Erneuerbare-Energien-Gesetz
(EEG) im Zusammenhang betrachtet
werden. Im Gegensatz zu den erneuerbaren Energien wie Wind und
Sonne, auf die wir ja keinen Einfluss
haben, ist die Stromerzeugung in
einer KWK-Anlage wetterunabhängig und kann damit eine sehr gute
Ergänzung zu den Erneuerbaren
Energien darstellen. Im EEG sind
auch die KWK-Anlagen geregelt, die
mit erneuerbarer Energie wie Biogas
oder Biomasse betrieben werden: Es
wurde im letzten Jahr bereits angepasst und die Fördersätze wurden
teilweise deutlich gesenkt. Mit der
Novelle des KWK G in 2016 will man
hier für die KWK wieder neue Anreize schaffen. <