Politik & Wirtschaft Trübe Aussichten für Apotheker. Die wirtschaftliche Entwicklung könnte in den nächsten Jahren hinter der anderer Branchen zurückbleiben. Foto: Imago/Contrast/Streubel Apotheken-Wirtschaftsbericht 2014 Erfolg ist eine Dauerbaustelle Von Claudia Korf*, Eckart Bauer*, Berlin / 2014 war für die Apotheken in Deutschland ein Jahr kon tinuierlicher Entwicklungen. Alle langfristigen Trends haben sich fortgesetzt. Dies gilt sowohl für die Honorierung als auch für die Struktur der Apothekenbetriebsstätten (Filialen, Personal), die Bedeu tung rezeptpflichtiger Arzneimittel und den Versandhandel. Positiv hinzugekommen ist die erstmals ganzjährige Wirkung des Nacht- und Notdienstfonds. Die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheken in Deutschland war im ver gangenen Jahr verhalten positiv. Den noch ist klar erkennbar, dass die Apo thekenhonorierung deutlich hinter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zurückbleibt. Demgegenüber sind die Einnahmen der gesetzlichen Kranken versicherung (GKV) konjunkturbedingt (hohes Beschäftigungsniveau und stei gende Beitragsbemessungsgrenze) wesentlich stärker gewachsen als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Da raus kann man den Schluss ziehen, dass die Apotheker an der positiven wirtschaft lichen Entwicklung nicht angemessen teilhaben. Apotheken sind keine Kostentreiber im Gesundheitssystem. Ihr Anteil an den Leistungsausgaben der GKV ist langfristig zurückgegangen. Während 2004 der Anteil der Apothekenhono rare an den Gesamtausgaben der GKV noch 2,6 Prozent betrug, lag er zehn Jahre später (2014) nur bei 2,3 Prozent. Demgegenüber stiegen die Ausgaben der GKV für Arzneimittel im gleichen Zeitraum um 0,7 Prozentpunkte von 11,9 Prozent auf 12,6 Prozent. Auch in der kurzfristigen Perspektive zeigt sich, dass der Anteil der Ausgaben für Apo thekenentgelte unterproportional ge stiegen ist. Während die Gesamtausga Apothekenhonorierung im Vergleich 147,0 145 GKV-Einnahmen Bruttoinlandsprodukt Tariflöhne in Apotheken Verbraucherpreisindex Apothekenhonorar 135 130,0 125 123,2 118,1 115 114,3 105 95 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015** *) Apothekenvergütung pro rezeptpflichtiger Arzneimittelpackung; § 1 AMPreisV i.V.m. § 130 SGB V **) vorläufig, auf Basis von Prognosen Quellen: BMG, GKV-Schätzkreis, Bundesregierung, Destatis, ADEXA, ABDA-Statistik *) Claudia Korf ist Geschäftsführerin Wirtschaft, Soziales und Verträge der ABDA, Dr. Eckart Bauer leitet die Abteilung Wirtschaft und Soziales. 16 Apothekenhonorierung im Vergleich 1664 | PHARM. ZTG. | 160 JG. | 28. 5. 2015 | 22. AUSG. politik & Wirtschaft Einnahmen und Ausgaben der GKV 2004 2014* GKV-Einnahmen: 144,27 Milliarden Euro GKV-Ausgaben: 140,18 Milliarden Euro GKV-Einnahmen: 204,13 Milliarden Euro GKV-Ausgaben: 205,33 Milliarden Euro Angaben in Prozent Arzneimittel aus Apotheken (ohne Apothekenhonorar) Angaben in Prozent Apothekenhonorar Sonstige Kosten Arzneimittel aus Apotheken (ohne Apothekenhonorar) Apothekenhonorar Sonstige Kosten 11,9 Verwaltungsausgaben Heil- und Hilfsmittel Zahnärzte (inklusive Zahnersatz) 16,6 12,6 19,1 2,6 Verwaltungsausgaben 5,8 Heil- und Hilfsmittel 5,9 8 33,7 Ärzte 4,9 6,1 Krankenhäuser 32,7 6,4 Zahnärzte (inklusive Zahnersatz) 15,5 2,3 16 Ärzte Krankenhäuser *) vorläufig Quellen: BMG, ABDA-Statistik Einnahmen und Ausgaben der GKV ben der GKV in den vergangenen vier Jahren um knapp 30 Milliarden Euro stiegen, wuchs der Ausgabenblock für die Vergütung der Apotheken nur um 300 Millionen Euro. Der Abschlag, den die Krankenkas sen für verschreibungspflichtige Arz neimittel seit 2007 von den Apotheken erhalten, war in der Vergangenheit ein zwischen Deutschem Apothekerver band (DAV) und GKV Spitzenverband hart umkämpftes Thema. 2011 und 2012 lag er bei 2,05 Euro, 2013 betrug er unterjährig zunächst 1,75 Euro und da nach 1,85 Euro, für 2014 wurde der Ab schlag bei 1,80 Euro und für 2015 bei 1,77 Euro festgelegt. Mit dem Versor gungsstärkungsgesetz wird er dauer haft auf 1,77 Euro festgeschrieben. Für andere als Fertigarzneimittel beträgt der Rabatt fünf Prozent des Abgabe preises. Anteil Apothekenentgelt an GKV-Ausgaben Milliarden Euro 200 176,0 179,6 184,2 194,5 205,3 60 +29,3 50 150 40 // // 100 // // // 30 20 50 28,0 26,8 26,9 27,6 +2,5 30,5 10 4,4 2010 4,2 2011 4,2 2012 4,6 2013 4,7 +0,3 2014** GKV-Gesamtausgaben effektive GKV-Ausgaben für Arzneimittel* aus Apotheken (inkl. Herstellerpreise, Großhandelsvergütung, Apothekenentgelt und Mehrwertsteuer) in Arzneimittelausgaben enthaltenes Apothekenentgelt *) Bruttoumsätze minus Herstellerrabatte, Rabattvertragseinsparungen, Apothekenabschlag, Patientenzuzahlung Anteil Apothekenentgelt an GKV-Ausgaben **) vorläufig 1665 | PHARM. ZTG. | 160 JG. | 28. 5. 2015 | 22. AUSG. 17 Politik & Wirtschaft Als unentgeltliche Dienstleistung für die GKV haben die Apotheken zudem allein in den vergangen drei Jahren knapp 6 Milliarden Euro an Zuzahlun gen der Patienten eingezogen. Der durchschnittliche Wert der Zuzahlung pro Packung wuchs im letzten Jahr um 0,10 Euro auf 2,70 Euro. Hinzu kommt die Abführung des Herstellerabschlags an die Krankenkas sen. Dieser machte im gleichen Zeit raum gut 6 Milliarden Euro aus. Der Einbruch in 2014 ist der gesetzlichen Absenkung (14. SGB V ÄndG) von 16 Pro zent auf 6 Prozent für patentfreie, wirkstoffgleiche Arzneimittel (Gene rika und patentfreie Referenzarznei mittel)1 beziehungsweise 7 Prozent für erstattungsfähige Arzneimittel ohne Festbetrag (§ 130a Abs. 1 SGB V) zum 1. April 2014 geschuldet. Neben dem eigenen »Mengen rabatt«, den die Apotheken der GKV gewähren, übernehmen sie für die Krankenkassen das Inkasso bei den Herstellern und den Patienten. Apothekenabschlag für die GKV in Millionen Euro 1 400 1 200 2012-2014: 3,4 Milliarden Euro 1211 1088 1091 2013 2014 1 000 800 600 400 200 2012 Apothekenabschlag für die GKV Zuzahlungsinkasso für die GKV in Millionen Euro 2500 2000 Zuzahlung pro Packung Euro 6,00 2012-2014: 5,9 Milliarden Euro 1862 1978 2027 5,00 4,00 1500 2,60 2,60 2,70 3,00 1000 2,00 500 1,00 2012 2013 Zahlungsinkasso für die GKV 18 1666 | PHARM. ZTG. | 160 JG. | 28. 5. 2015 | 22. AUSG. 2014 Auch mit Blick auf die Entwicklung der Apothekenbetriebsstätten setzt sich ein langfristiger Trend fort. Seit 2004 können Apotheker neben der Haupta potheke bis zu drei Filialapotheken be treiben. Für jede Filialapotheke ist ein verantwortlicher Leiter zu benennen, der selber Apotheker ist. Ansonsten gelten für die Filialapotheken hinsicht lich Personal und Ausstattung grund sätzlich die gleichen Vorschriften wie für die Hauptapotheken. Filialapothe ken müssen innerhalb desselben Krei ses, derselben kreisfreien Stadt oder in einander benachbarten Kreisen bezie hungsweise Städten wie die Hauptapo theke liegen. Insgesamt ist die Zahl der Apothe kenbetriebsstätten weiterhin rückläu fig (verglichen mit dem Vorjahr um -221). Innerhalb der letzten 10 Jahre sank die Zahl der Apothekenbetriebs stätten um rund 1000. Ende 2014 gab es 16 269 Hauptapotheken (verglichen mit dem Vorjahr -392) und 4172 Filiala potheken (verglichen mit dem Vorjahr +171). Bei jeweils saldierter Betrachtung schlossen doppelt so viele Hauptapo theken wie Filialapotheken hinzuka men. Tatsächlich gab es 2014 neben 285 Schließungen von Hauptapotheken auch 90 Neueröffnungen, zudem stan den 99 Schließungen von Filialapothe ken 73 Neueröffnungen gegenüber. Über 80 Prozent der Apotheken wer den als Einzelapotheken betrieben. Wer den Weg des Filialbesitzes be schreitet, betreibt weit überwiegend nur eine Filialapotheke (2014 waren dies 2187 Fälle oder 72 Prozent). Zwei Filial apotheken werden in 592 Fällen (knapp 20 Prozent) und drei Filial apotheken werden nur in 267 Fällen (9 Prozent) betrieben. Im europäischen Vergleich liegt die Apothekendichte in Deutschland mit 25 Apotheken je 100 000 Einwohner deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 31. Die geringste Apothekendichte weisen die skandinavischen Länder auf, die höchste gegenwärtig Grie chenland. Bei der Ärztedichte in Euro pa liegt Deutschland mit 40 Ärzten je 10 000 Einwohnern auf den vorderen Rängen. Der EU-Durchschnitt liegt hier bei 34 Ärzten. Während Öster reich beispielsweise unterdurch schnittlich viele Apotheken hat, weist es die zweithöchste Ärztedichte auf. Interessanterweise gibt es in Grie chenland europaweit sowohl die höchste Apotheken- wie auch die höchste Ärztedichte. politik & Wirtschaft Über 53 Prozent der abgegebenen Pa ckungen waren rezeptpflichtige Arz neimittel. Die rezeptfreien Arzneimit tel wurden zu rund drei Viertel für die Selbstmedikation mit apothekenpflich tigen Arzneimitteln verwandt. Rechnet man die Selbstmedikation mit frei verkäuflichen Arzneimitteln hinzu, so steigt die Quote der OTC-Selbstmedi kation auf 80 Prozent. Allein aus diesen Zahlen wird klar, dass die Erstellung eines Medikationsplans oder gar die Medikationsanalyse nur unter Ein beziehung der Apotheker funktionie ren kann. Mit Blick auf die Abgabe von re zeptpflichtigen Arzneimitteln sind die Zahlen im Versandhandel rückläufig. Hier zählt die zeitnahe Abgabe an den Patienten und die individuelle Bera Herstellerabschlagsinkasso für die GKV in Millionen Euro 2500 2368 2312 2012-2014: 6,2 Milliarden Euro 2000 1535 1500 1000 500 2012 2013 2014 Herstellerabschlagsinkasso für die GKV 17 963 3478 +254 3661 +183 20 921 3853 +192 20 662 20 441 4172 +171 4001 +148 16 269 1228 21 238 16 661 . . . 21 441 17 577 21 476 davon Filialapotheken Apotheken mit Betriebserlaubnis nach § 2 Abs. 1 Apothekengesetz 17 068 Apothekenbetriebsstätten 20 248 Spiegelbildlich zu den rückläufigen Zahlen der Apothekenbetriebsstätten wird seit Jahren mehr Personal in den verbliebenen Apotheken eingesetzt, um die Versorgung der Bevölkerung auf hohem Niveau sicherzustellen. Die steigende Zahl an Arbeitsplät zen in Apotheken ist insbesondere für Frauen attraktiv. Knapp 90 Prozent der Beschäftigten in Apotheken sind Frau en. Dies begründet auch den hohen Anteil an Teilzeitkräften – nur rund die Hälfte der Beschäftigten arbeitet Vollzeit. Ein weiterer Trend geht hin zu höher qualifizierten Arbeitsplätzen. Demzufolge wächst die Zahl des pharmazeutischen Personals. Die sin kenden Ausbildungsplätze gehen ganz überwiegend zulasten der kaufmänni schen Arbeitskräfte. Dies liegt zum ei nen an dem Mehrbedarf an geschul tem pharmazeutischem Personal für die Qualitätssicherung in der Beratung und zum anderen in der Technisierung der Warenwirtschaft. Von den knapp 62 000 Apothekerinnen und Apotheker arbeiten rund 80 Prozent in öffent lichen Apotheken. Der Rest arbeitet häufig für die pharmazeutische Indus trie (9 Prozent) oder im Krankenhaus (knapp 4 Prozent).2 Während die Zahl der in Apotheken abgegebenen Arzneimittelpackungen im Vergleich zum Vorjahr leicht rück läufig war (-1,2 Prozent), stieg die Men ge der rezeptpflichtigen Packungen im Trend leicht an (+ 0,7 Prozent). Damit ging der Absatzrückgang klar zulasten der rezeptfreien Arzneimittel. Die Gründe für das kontinuierliche Wachs tum im rezeptpflichtigen Segment liegen vor allem in der Demografie-be dingten Verschiebung des Morbi ditätsspektrums und damit verbunden in der Zunahme chronischer Erkran kungen. ... 2005 2010 2011 2012 2013 2014 Apotheker können seit 1.1.2004 neben der Hauptapotheke bis zu drei Filialapotheken betreiben. Filialapotheken müssen innerhalb desselben Kreises, derselben kreisfreien Stadt oder in einander benachbarten Kreisen/kreisfreien Städten wie die Hauptapotheke liegen. Apothekenbetriebsstätten 1667 | PHARM. ZTG. | 160 JG. | 28. 5. 2015 | 22. AUSG. 19 Politik & Wirtschaft tung im Dialog. Anders im Bereich des rezeptfreien OTC-Arzneimittelmarkts. Hier schätzen die Kunden des Inter netversandhandels die Möglichkeit der zumeist preiswerten Bevorratung. Sobald es jedoch zu einer Grippewelle kommt, verschiebt sich der Absatz wiederum zugunsten der öffentlichen Apotheke. Wenn es also darauf an kommt, in der Krankheitssituation beraten zu werden, ist die Apotheke erste Wahl. Solange man gesund ist oder beispielsweise Produkte des Randsortiments3 erwerben will, ist der Versandhandel wie bei anderen Konsumgüterbranchen auf dem Vor marsch. Betrachtet man nun die Preisklassen für verschreibungspflichtige Fertigarznei mittel, die zulasten der GKV abgegeben werden, etwas genauer, so erkennt man die Verschiebung hin zu hochpreisigen Arzneimitteln (über 250 Euro). Hier spie len Preis- und Strukturkomponente von Arzneimittelinnovationen ineinander. Während die Packungsanteile eine er kennbare, aber noch moderate Entwick lung nehmen, sind die Umsatzanteile spürbar gestiegen. Ein Blick auf die Umsatzstruktur in öffentlichen Apotheken macht die zu nehmende Bedeutung der rezept pflichtigen Arzneimittel offensichtlich. Von den knapp 46 Milliarden Euro Ge Apothekendichte in Europa Apotheken je 100 000 Einwohner Dänemark 6 Niederlande 12 Schweden 14 Finnland 15 Slowenien 16 Österreich 16 Luxemburg 18 Verein... 22 Ungarn 24 Tschechische... 25 Deutschland 25 Kroatien 26 Portugal 28 Polen 30 Italien 30 EU-Durchschnitt 31 Frankreich 35 Estland 35 Slowakei 36 Lettland 37 Rumänien 40 Irland 40 Litauen 45 Belgien 45 Spanien 46 Bulgarien 50 Malta 51 Zypern 55 Griechenland 99 Quellen: letztes verfügbares Jahr laut PGEU, nationale Apothekerverbände, Deutschland: ABDA-Statistik 2014 Apothekendichte in Europa 20 1668 | PHARM. ZTG. | 160 JG. | 28. 5. 2015 | 22. AUSG. samtumsatz (vor Mehrwertsteuer) gin gen 83 Prozent auf rezeptpflichtige Arz neimittel zurück. 2014 war das erste Jahr, in dem sich die Wirkung des im August 2013 einge führten Nacht- und Notdienstfonds des Deutschen Apothekerverbands voll ent faltet hat. Hintergrund für die Einfüh rung war die finanzielle Unterdeckung der Nacht- und Notdiensttätigkeit bei Apotheken. Gerade im ländlichen Raum müssen Apotheken aufgrund der gerin geren Apothekendichte in einer Region häufiger Sonn- und Feiertagsdienste so wie Nachtdienste übernehmen. Die Zahl der Patienten und infolge dessen der Umsatz ist jedoch gering, sodass die Personalkosten trotz des Zuschlags in Höhe von 2,50 Euro, den der Patient zu entrichten hat, nicht gedeckt werden konnten. Im Gegenzug hatten Stadtapo theken zumeist selten Nacht- oder Not dienst, aber mehr Umsatz infolge einer hö heren Frequentierung. Der Nachtund Notdienstfonds speist sich aus ei nem Aufschlag in Höhe von 0,16 Euro je abgegebenem verschreibungspflich tigem Arzneimittel. Jede Nacht haben bundesweit 1200 Apotheken von 20 Uhr am Abend bis 6 Uhr am Morgen (Voll dienst) geöffnet. Hinzu kommen Teil notdienste. Insgesamt werden jährlich 7 Millionen Patienten nachts oder an Sonn- und Feiertagen versorgt, das sind 20 000 Patienten täglich. Wer einen Volldienst erbringt, erhält über den Nacht- und Notdienstfonds eine Pau schale. Diese lag 2014 im Jahresdurch schnitt bei 266 Euro. Ausblick Ende 2014 betrug die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds stattliche 12,5 Milliarden Euro. Auch die Finanz reserven der Krankenkassen waren mit 15,5 Milliarden Euro nicht gerade ge ring; gleichwohl gab es bereits Anfang 2015 Krankenkassen, die einen über durchschnittlichen Zusatzbeitrag neh men mussten. Die Finanzreserven sind also ungleich verteilt. Dennoch verfüg te die GKV insgesamt über ein Finanz polster von 28 Milliarden Euro. Mit den anstehenden Reformgeset zen4 und den dort verankerten Aus gabensteigerungen zeichnet sich je doch ab, dass sich die Finanzsituation der GKV wieder anspannen wird. Auf der anderen Seite profitiert die GKV konjunkturbedingt von steigenden Grundlöhnen und einer regelmäßigen Anpassung der Beitragsbemessungs grenze, sodass die Einnahmen spru politik & Wirtschaft deln. Experten gehen dennoch bereits 2016 von einem Anstieg des durch schnittlichen Zusatzbeitrags (derzeit 0,9 Prozent) aus. Da der Zusatzbeitrag nur von den Arbeitnehmern zu entrich ten ist und diese mit Kassenwechsel auf steigende Belastungen reagieren, werden die Krankenkassen versuchen, solange möglich einen überdurch schnittlichen Zusatzbeitrag im Wett bewerb zu vermeiden.5 Offen ist auch der Ausgang des so genannten »Pharmadialogs«. Noch ist nicht erkennbar, ob die Bundesregie rung für den Arzneimittelmarkt eine nennenswerte Anpassung bestehen der Regulierungen plant. Gegenwärtig zeigt sich die Regierungskoalition be müht, zustimmungspflichtige Gesetze zu vermeiden. Eine aus unserer Sicht notwendige Anpassung der Arzneimit telpreisverordnung würde jedoch die Zustimmung der Länder erforderlich machen. Dies betrifft •die Erhöhung des Zuschlags für den Nacht- und Notdienstfonds von 0,16 Euro auf 0,20 Euro, um das poli tisch zugesagte Volumen von 120 Mil lionen Euro pro Jahr zu erreichen, •die Erhöhung des Dokumentationsund Aufbewahrungszuschlags für Be täubungsmittel, um die Kostenent wicklung der letzten Jahre nachzu vollziehen sowie •die Ausdehnung der Pauschale in Höhe von 8,35 Euro auch auf Rezep turen, weil auch hier ein entsprechen der Beratungsaufwand entsteht. Es gibt keinen Mechanismus, der eine Überprüfung des Festzuschlags von 8,35 Euro für die Vergütung von Apothe ken in festgelegten Intervallen (jährlich) regelt. Ohne diesen Anpassungsmecha nismus, der für andere Leistungser bringer im Gesundheits wesen selbst verständlich ist, fehlt den Apotheken ein wichtiges Stück Planungssicherheit. § 78 Arzneimittelgesetz (AMG) ermäch tigt das Bundeswirtschaftsministerium im Einver nehmen mit dem Bundes gesundheitsministerium durch Rechts verordnung, die nicht der Zustimmung des Bundesrates bedarf, den Anteil des Festzuschlags, der nicht der Förderung der Sicherstellung des Notdienstes dient, entsprechend der Kostenentwick lung der Apotheken bei wirtschaftlicher Betriebsführung anzupassen. Von einer regelmäßigen Verpflichtung zur Über prüfung der Kostenentwicklung ist je doch nicht die Rede. Alle anderen Leis tungserbringer der GKV nehmen in der Regel morbiditätsorientiert an der wirt schaftlichen Entwicklung teil. Daher ist es nur recht und billig, die Kostenent wicklung der Apotheken regelmäßig zu überprüfen und methodisch im Einver nehmen anzupassen. Nur so können auch in Zukunft noch genügend Apo thekerinnen und Apotheker den Sprung in die Selbstständigkeit wagen und langfristig eine flächendeckende Ver sorgung rund um die Uhr sicherstellen. Betriebswirtschaftliche Perspektive Da die wirtschaftlichen Gegebenheiten jeder einzelnen Apothekenbetriebs stätte über deren Zukunft entscheiden, sollen auch hierzu einige Daten ana lysiert werden. Bei über 21 000 Be triebsstätten ist hierfür eine geeignete statistische Zusammenfassung erfor derlich. Im Jahr 2012 hat die ABDA sich dazu entschlossen, eine neue Datengrund lage einzuführen. Hierzu wurde mit der Treuhand Hannover Steuerberatungs gesellschaft ein Vertrag über die regel mäßige Lieferung von betriebswirt schaftlichen Daten geschlossen. Die ABDA erhält nur aggregierte Daten, mithin keine Information über die wirt schaftlichen Gegebenheiten konkreter Apotheken. Dies ist für die Datennut zung auch völlig unproblematisch, Ärztedichte in Europa Ärzte je 10 000 Einwohner Polen 22 Rumänien 25 Slowenien 25 Verein... 28 Luxemburg 28 Kroatien 29 Belgien 29 Zypern 30 Ungarn 31 Niederlande 31 Lettland 31 Irland 32 Estland 33 Finnland 33 Frankreich 33 Slowakei 34 EU-Durchschnitt 34 Dänemark 35 Malta 35 Tschechische... 37 Bulgarien 37 Spanien 38 Schweden 39 Deutschland 40 Italien 41 Portugal 41 Litauen 44 Österreich 49 Griechenland 62 Quellen: letztes verfügbares Jahr laut OECD Ärztedichte in Europa 1669 | PHARM. ZTG. | 160 JG. | 28. 5. 2015 | 22. AUSG. 21 Politik & Wirtschaft Angaben in Prozent Weniger Apotheken – mehr Personal 2012 2013 2014 Frauenanteil Beschäftigte in Apotheken 148 714 150 692 152 750 89,1 ...davon Apotheker 48 422 49 288 49 821 71,3 8157 7729 7556 91,7 69 697 72 583 74 602 – ...davon Ausbildungsplätze ...davon Teilzeitkräfte Weniger Apotheken – mehr Personal Mengenentwicklung in Apotheken Veränderung 2013/2014: (Angaben in Prozent) Angaben in Millionen Packungen 1500 1000 1397 685 1359 ... 1355 1355 1408 1391 -1,2 717 720 722 737 742 + 0,7 642 635 633 671 649 - 3,3 500 712 2005 . . . 2010 2011 Rezeptfreie Arzneimittel 2012 2013 2014 Rezeptpflichtige Arzneimittel Quellen: ABDA-Statistik, The Nielsen Company, IMS Health Mengenentwicklung in Apotheken Absatzstruktur in den Apotheken Gesamtabsatz: 1391 Millionen Packungen (2013: 1408 Millionen Packungen) Vorjahreswerte in Klammern Selbstmedikation freiverkäufliche rezeptpflichtige Arzneimittel (Angaben in Prozent) Arzneimittel 6,3 (6,6) Verordnungen apothekenpflichtige Arzneimittel 53,4 (52,3) 19,6 (19,7) 46,6 (47,7) Selbstmedikation rezeptfreie Arzneimittel apothekenpflichtige Arzneimittel 74,1 (73,8) Anmerkung: veränderte Datenbasis bei rezeptfreien Arzneimitteln, daher nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar Quellen: ABDA-Statistik, The Nielsen Company, IMS Health Absatzstruktur in Apotheken 22 1670 | PHARM. ZTG. | 160 JG. | 28. 5. 2015 | 22. AUSG. denn es soll ja gerade über die Lage der Branche und nicht die einzelner Betriebe berichtet werden. Und genau hierzu sind die Daten aussagefähig. Das ABDA-Datenpanel umfasst zur zeit über 2500 verschiedene Betriebs stätten – aus allen Bundesländern, aus allen Größenklassen, Einzel-, Hauptund Filialapotheken. Die betriebswirt schaftlichen Zahlen entstammen der Finanzbuchhaltung des jeweiligen Betriebs. Es sind die Zahlen, die von der Steuerberatungsgesellschaft geprüft werden und die Grundlage für die Mel dung an das Finanzamt bilden. Sie beziehen sich ausschließlich auf den jeweiligen Apothekentrieb und das Berichtsjahr, hier also das Jahr 2014. Sonstige Einkünfte des Inhabers finden keinen Niederschlag. Typisch versus durchschnittlich Die Daten des Jahr 2014 bieten eine gute Gelegenheit, die Sinnhaftigkeit des im letzten Jahr vollzogenen Wech sels von der Betrachtung der »typi schen« hin zur »durchschnittlichen« Apothekenbetriebsstätte zu unter mauern. Nach der »reinen Lehre« befin det sich die »typische« Apotheke in der Netto-Umsatzgrößenklasse, in der die meisten Betriebsstätten liegen. Das war im Jahr 2014 der Bereich von 1,0 bis 1,25 Millionen Euro. Ein Blick auf die Abbildung verdeut licht aber sofort, dass die entsprechen de Bestimmung der typischen Apothe ke zwar der Übung der letzten Jahre entspräche, aber kaum mit der Wahr nehmung durch unvoreingenommene Beobachter in Einklang zu bringen wäre. Die Umsatzgrößenklasse 1,25 bis 1,5 Millionen Euro hingegen liegt genau in der Mitte von drei vergleichsweise dicht besiedelten Klassen, sie ist aber von diesen drei die geringfügig am dünnsten besiedelte: knapp 12 Prozent aller Betriebsstätten liegen hier. Wer auf die »typische Apotheke« abzielt, der wird sie mithin im Netto-Umsatz bereich von 1,25 bis 1,5 Millionen Euro verankern – auch um den Preis einer Abweichung von den bisherigen Fest legungen ihrer Bestimmung. Entsprechende Probleme gibt es beim statistischen Lagemaß des Durch schnittes nicht. Für das ABDA-Datenpa nel liegt der durchschnittliche NettoUmsatz im Jahr 2014 bei 2,024 Millio nen Euro und damit deutlich über dem der typischen Apotheke.6 Für die Be politik & Wirtschaft Preisklassenanalyse für verschreibungspflichtige GKV-Fertigarzneimittel 2,3 6,5 2,2 6,4 2,3 6,2 2,5 6,4 9,1 8,7 8,6 8,2 24,3 25,6 26,0 26,8 57,8 57,2 56,9 56,1 Packungsanteile (in Prozent) nach AVP-Preisklassen > 250,00 Euro 100,01 - 250,00 Euro 50,01 - 100,00 Euro 20,01 - 50,00 Euro < 20,00 Euro 2011 2012 2013 2014 Quelle: Deutsches Arzneiprüfungsinstitut e. V. Preisklassenanalyse für verschreibungspflichtige GKV-Fertigarzneimittel (Packungsanteile) wertung ist wichtig: Mehr als 60 Pro zent der Betriebsstätten weisen einen Netto-Umsatz auf, der unter dem Durchschnittswert liegt. Dieser Anteil hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum geändert. Die Betrachtung der durchschnittli chen statt der typischen Apotheke führt zu einer stärkeren Berücksichti gung umsatzstarker Betriebsstätten. Dies geht aber damit einher, dass Apo theken im Umsatzbereich der durch schnittlichen Apotheke deutlich selte ner anzutreffen sind als die im Umsatz bereich der typischen Apotheke. Steuerliches Betriebsergebnis Das steuerliche Betriebsergebnis erhält man, wenn man den Netto-Umsatz Wareneinsatz und die Kosten des Apo thekenbetriebs abzieht. Betrachtet man das steuerliche Betriebsergebnis als prozentualen Anteil des Netto-Um satzes, so ist es im Zeitraum von 2002 Politik & Wirtschaft bis 2012 um circa ein Drittel auf 5,7 Pro zent gesunken, um dann im Jahr 2013 auf 6,6 Prozent anzusteigen. Der An stieg war das Ergebnis einer Vielzahl von Faktoren, so der erstmaligen An passung der Apothekenentgeltung nach Arzneimittelpreisverordnung, der Einführung der Nacht- und Notdienst pauschale mit dem ANSG, der Rück führung des GKV-Abschlags nach der mit dem AMNOG verbundenen Erhö hung. Schon vor einem Jahr war abseh bar, dass sich eine entsprechende Er gebnisverbesserung für das Jahr 2014 mangels entsprechender Impulse nicht wiederholen lässt. Und so ist es auch gekommen: 2014 sank das steuerliche Betriebsergebnis auf 6,4 v. H., und da Preisklassenanalyse für verschreibungspflichtige GKV-Fertigarzneimittel 37,6 38,5 39,9 43,2 Umsatzanteile (in Prozent) nach AVP-Preisklassen 19,1 18,6 17,9 17,2 13,0 12,1 11,7 10,5 14,1 14,6 14,4 14,0 16,1 16,2 16,1 15,1 2011 2012 2013 > 250,00 Euro 100,01 - 250,00 Euro 50,01 - 100,00 Euro 20,01 - 50,00 Euro < 20,00 Euro 2014 Quelle: Deutsches Arzneiprüfungsinstitut e. V. Preisklassenanalyse für verschreibungspflichtige GKV-Fertigarzneimittel (Umsatzanteile) Umsatzstruktur in Apotheken Gesamtumsatz (ohne MwSt.) 45,8 Milliarden Euro (2013: 43,6 Milliarden Euro) Vorjahreswerte in Klammern Selbstmedikation mit auf den niedrigsten jemals erreich ten Wert der »Vor-AMNOG-Zeit« (Ab bildung ). Eine weitere Ursache für die Verbes serung des steuerlichen Betriebsergeb nisses im Jahr 2013 war auch der erst malige Rückgang des Wareneinsatzes, gemessen als Anteil am Netto-Umsatz. In der damaligen Zeit fanden die Ein kaufsvorteile der Apotheken beim pharmazeutischen Großhandel breite mediale Beachtung. Aber schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des letzten Wirtschaftsberichtes wurden die Einkaufskonditionen merklich zu rückgeführt. Hinzu kommt die schon erwähnte zunehmende Bedeutung hochpreisiger Arzneimittel, bei denen der Apothekenanteil am Verkaufspreis gering ist und Einkaufsvorteile nur in sehr beschränktem Ausmaß erzielt werden können. Zusammen ergibt dies einen deutlichen Wiederanstieg der Wareneinsatzquote, die im Jahr 2014 mit 75,1 v. H. den zweithöchsten Wert aller Zeiten erreicht (Abbildung). Personalkosten Der Wareneinsatz dominiert die Kostenseite des Apothekenbetriebs. Damit diese Dominanz nicht andere, interessante Entwicklungen verdeckt, lohnt sich eine Betrachtung der Ent wicklung des Personalkostenanteils am Rohgewinn. Der Rohgewinn ist das, was vom Netto-Umsatz der Apotheke nach Abzug des Netto-Wareneinsatzes übrig bleibt. Natürlich gibt es auch hier Schwankun gen, da die Personalkosten nicht so kurzfristigen Änderungen unter worfen sind wie die Wareneinsatz freiverkäufliche (Angaben in Prozent) Apothekenübliches Randsortiment 6,8 (7,1) Arzneimittel 6,4 (6,4) Verordnungen apothekenpflichtige Arzneimittel rezeptfreie Arzneimittel 10,2 (10,8) 23,4 (23,4) Selbstmedikation apothekenpflichtige 83,0 (82,1) rezeptpflichtige Arzneimittel Arzneimittel 70,2 (70,2) Anmerkung: veränderte Datenbasis bei rezeptfreien Arzneimitteln, daher nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar Quellen: ABDA-Statistik, The Nielsen Company, IMS Health, 24 1672 | PHARM. ZTG. | 160 JG. | 28. 5. 2015 | 22. AUSG. Umsatzstruktur in Apotheken politik & Wirtschaft quote und damit auch indirekt der Rohgewinn. Aber der Blick auf die Ge samtentwicklung (Abbildung) zeigt einen im Zeitablauf sehr deutlich steigenden Personalkostenanteil. Dieser hat zwei Ursachen: Zum ei nen gibt es innerhalb der Apotheken teams eine Verschiebung hin zu höher qualifizierten – und damit aus Arbeit gebersicht teureren – Berufen. Dies wird durch die Notwendigkeit, die ent sprechenden Berufe in der Apotheke für qualifizierte Beschäftigte finanziell attraktiver zu gestalten noch verstärkt. Und zum anderen gibt es eine Verschie bung vom für selbstständige Apothe keninhaber typischen Residualeinkom men hin zum Kontrakteinkommen an gestellter Apothekerinnen und Apo theker. Nacht- und Notdienst • rund 1400 Apotheken pro Nacht davon 1200 im Volldienst • Täglich 20 000 Patienten pro Nacht- und Notdienst Notdienstpauschale 2014 1. Quartal: 268,38 Euro 2. Quartal: 265,55 Euro 3. Quartal: 258,66 Euro 4. Quartal: 271,18 Euro Die längerfristige Perspektive Nacht- und Notdienst Finanzlage der GKV Ende 2014 Steigende Grundlöhne Regelmäßige Anpassung der Beitragsbemessungsgrenze seit 2015: flexibler Zusatzbeitragssatz auf Arbeitnehmerseite Angaben in Prozent 15,5 15,5 15,8 16,1 0,9 1,2 1,5 16,4 1,8 effektiver GKV-Beitragssatz 8,2 7,3 7,3 7,3 7,3 7,3 7,3 7,3 7,3 7,3 2014 2015 2016 2017 Das steuerliche Betriebsergebnis der durchschnittlichen Apothekenbetriebs stätte liegt im Jahr 2014 mit 129.182 Euro circa 4800 Euro über dem Wert des Vor jahres (Abbildung). Die Darstellung suggeriert, das Jahr 2014 habe das zweite Allzeithoch hin tereinander gesehen. Es ist aber zu be achten, dass die in der Grafik aufge führten Betriebsergebnisse nominal ausgewiesen werden. Damit wird letzt lich so getan, als hätte der Euro des Jah Zusatzbeitragssatz* Beitragssatz Arbeitnehmer-Anteil Beitragssatz Arbeitgeber-Anteil 2018 *) Prognose Prof. Wasem +0,3 Prozent-Punkte pro Jahr ab 2016 (16.März 2015) Finanzlage der GKV Ende 2014 Umsatzverteilung 14,0 Netto-Umsatz in Millionen Euro 12,0 Durchschnittliche Apotheke: 2,024 Millionen Euro 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 0,75 1 1,25 1,5 1,75 2 2,25 2,5 2,75 3 3,25 3,5 3,75 4 4,25 4,5 4,75 5 5+ Umsatzverteilung 1673 | PHARM. ZTG. | 160 JG. | 28. 5. 2015 | 22. AUSG. 25 Politik & Wirtschaft Steuerliches Betriebsergebnis in vom Hundert des Netto-Umsatzes 8,3 7,9 7,7 7,6 7,0 6,6 6,8 6,6 6,5 6,4 5,9 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 6,4 5,7 2012 2013 2014 durchschnittliche Apothekenbetriebsstätte Steuerliches Betriebsergebnis Wareneinsatz in vom Hundert des Netto-Umsatzes 73,5 72,0 71,7 73,7 74,1 74,0 74,6 75,2 74,5 75,1 72,6 72,5 70,0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 durchschnittliche Apothekenbetriebsstätte res 2014 denselben Wert wie der des Jahres 2002. Dass dem nicht so ist, er lebt jeder bei seiner privaten Lebens führung: die Kosten steigen mal schnel ler, mal langsamer – aber sie steigen. Die Abbildung zeigt dieselbe Zeitreihe nach Umrechnung auf die konstante Kaufkraft des Jahres 2002 mithilfe des gesamtdeutschen Verbraucherpreis index des Deutschen Statistischen Bundesamtes. Diese Betrachtung relativiert die vermeintlich herausragenden Werte der beiden letzten Jahre. Gemessen in konstanten Preisen liegt das Betriebs ergebnis der durchschnittlichen Apo theke im Jahr 2014 trotz Steigerung ge genüber dem Vorjahr immer noch mehrere tausend Euro unter dem des Jahres 2002. Bei diesen Zahlen ist zu beachten, dass im Jahr 2002 22 010 Apotheken betriebsstätten aktiv waren, Ende 2014 hingegen nur noch 20 441. Der Rück gang um über 1560 Apotheken hat zur Folge, dass der Umsatz der am Markt verbleibenden Apotheken tendenziell steigt. Und es sind eben im Durch schnitt die wirtschaftlich schon von vornherein gesünderen Betriebe, die durchhalten. Dieser – für Panelerhe bungen typische – »survivor bias« macht es umso bemerkenswerter, dass das kaufkraftbereinigte Betriebsergeb nis des Jahres 2014 immer noch unter dem des Jahres 2002 liegt. Ausblick Für das laufende Jahr sind keine Fak toren abzusehen, die eine relevante Wareneinsatz Betriebsergebnis seit 2002 in Euro 129 182 124 393 111 772 112 541 116 312 109 338 110 324 109 063 104 233 114 045 107 731 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 105 520 2011 2012 2013 2014 durchschnittliche Apothekenbetriebsstätte Betriebsergebnis seit 2002 26 1674 | PHARM. ZTG. | 160 JG. | 28. 5. 2015 | 22. AUSG. 105 149 1) Hinzu kommt nach § 130a Abs. 3b SGB V ein Abschlag von 10 Prozent (Generika abschlag). 2) Sowie an Universitäten, in Behörden, bei Krankenkassen, Prüfinstituten, Lehranstal ten, der Bundeswehr et cetera 3) Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika, Vitamin- und Mineralstoffpräparate. 4) Versorgungsstärkungsgesetz, Präventions gesetz, Krankenhaus-Strukturgesetz, Gesetz zur sicheren digitalen Kommunikation und Anwendungen (e-Health), Hospiz- und Palliativgesetz. 5) Die Erfahrungen mit dem absoluten Zusatz beitrag waren für Krankenkassenverant wortliche wie für die Politik lehrreich; der Effekt des prozentualen Zusatzbeitrags mag weniger transparent sein für den Versicher ten, die Werbeschlacht um günstige Bei träge wird dennoch nicht ausbleiben. 6) Es handelt sich um eine sogenannte links steile oder rechtsschiefe Verteilung: Der Mittelwert liegt rechts des Medians und auch rechts des Modalwertes. politik & Wirtschaft Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Apotheken erwarten las sen: eine Anpassung der Arzneimittel preisverordnung ist nicht zu erkennen, die Absenkung des GKV-Abschlags um 3 Cent (brutto) pro Packung wird keine Impulse verleihen; die Notdienstpau schale wird ungefähr bei den Werten des Jahres 2014 liegen, die Sonderfak toren der starken Grippe- und Erkäl tungswelle zum Jahresbeginn 2015 werden im Jahresverlauf – sowohl bei verschreibungspflichtigen als auch bei OTC-Arzneimitteln – an Bedeutung ver lieren. Und die Einkaufskonditionen des Jahres 2015 sind aus Apotheken sicht schlechter als die des Vorjahres. Um den oben dargestellten Ein kommensrückstand öffentlicher Apo theken für die gesamte Branche ab zubauen, wird es entsprechender poli tischer Impulse bedürfen, die entspre chenden Forderungen sind bereits dar gelegt worden. Ergänzend hierzu kön nen natürlich auch sinnvolle Verträge des DAV und der Apothekerverbände der Länder weitere Perspektiven für Einkommensverbesserungen eröffnen. Und selbstverständlich ist es Aufgabe jedes Apothekeninhabers, innerhalb seiner Umgebung wirtschaftliche Ent wicklungsmöglichkeiten zu nutzen. / Betriebsergebnis seit 2002 korrigiert mit Verbraucherpreisindex; 2002 = 100; in Euro 111 772 111 408 106 454 102 907 96 098 99 135 104 269 101 044 96 511 91 568 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 107 369 89 493 2011 2012 2013 2014 durchschnittliche Apothekenbetriebsstätte Betriebsergebnis seit 2002 – korrigiert mit Verbraucherpreisindex; 2002 = 100; in Euro Personalkostenanteil in vom Hundert des Rohgewinns 43,3 41,9 39,8 37,7 Anschrift der Verfasser Claudia Korf, Geschäftsführerin Wirtschaft, Soziales und Verträge und Dr. Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales, ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apo thekerverbände, Jägerstraße 49/50, 10117 Berlin 111 285 37,5 38,2 40,4 42,1 43,0 42,0 40,3 37,8 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 durchschnittliche Apothekenbetriebsstätte Personalkostenanteil 43,5
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