16 FESTGEHALTEN KEY ACCOUNT MANAGEMENT Der Schlüssel zum Erfolg Bei rückläufigen Auftragszahlen bemühen sich Unternehmen verstärkt darum, neue Geschäftsfelder zu entwickeln, neue Kunden zu gewinnen und Kosten zu senken. So sinnvoll und richtig diese Aktivitäten auch sind, darf eines auf keinen Fall außer Acht gelassen werden: In Krisenzeiten sinkt auch die Loyalität der Bestandskunden. Besonders gravierend wirkt sich dies natürlich aus, wenn die umsatzträchtigsten und profitabelsten Kunden abwandern. Eine verstärkte Investition in die Stärkung der Beziehung zu Schlüsselkunden und letztendlich deren Bindung an das Unternehmen ist in Krisenzeiten somit eines der vorrangigen Ziele im strategischen Management. In Branchen wie dem Maschinenbau, die einen Großteil ihres Geschäfts mit wenigen, wichtigen Kunden umsetzen, ist diese Tatsache sicherlich bekannt. So gaben in einer Umfrage von Prof. Homburg & Partner im März dieses Jahres bei 100 Geschäftsführern sowie Marketing- und Vertriebsleitern des deutschen Maschinenbaus über 85% an, die Maßnahmen zur Bindung von Key Accounts stärken zu wollen. In der Praxis kommt die konsequente Umsetzung eines systematischen Key Account Managements jedoch oft zu kurz. Dabei zeigen industrieübergreifende Analysen, dass Unternehmen mit einem professionellen KAM deutlich profitabler sind und durchschnittlich einen 3-5 % höheren EBIT aufweisen. Es lohnt sich also, auch in schwierigen Zeiten in den Aufbau eines professionellen Schlüsselkundenmanagements zu investieren. AUFSTELLUNG EINES PROFESSIONELLEN KAM-SYSTEMS Bei der Aufstellung des KAM-Systems ist vor allem die Geschäfts- bzw. Vertriebsleitung gefragt und gefordert. Zur wichtigsten strategischen Weichenstellung, die das Management des Unternehmens leisten muss, gehört die Festlegung, welche Kunden als Key Accounts betrachtet werden sollen und welche nicht. Hierbei gilt eine Grundregel: Größe ist nicht alles. Sicherlich werden mit den umsatzstärksten Kunden auch die eigenen Marktanteile gesichert. Soll das Unternehmen trotz Umsatzeinbußen weiterhin profitabel bleiben, zählt die Kunden- rentabilität zu den wichtigsten Kriterien bei der Festlegung des KAM-Portfolios. Jenen Kunden, die in der aktuellen Lage weiterhin Wachstum vorweisen, sollte auch vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt werden, vor allem, wenn diese es schaffen, Marktanteile in stagnierenden Märkten zu erobern. Letztendlich muss aber die Selektion von Key Accounts konsequent an der Gesamtstrategie des Unternehmens ausgerichtet werden. So sind Unternehmen, die eine Technologieführerschaft anstreben, besonders an der Zusammenarbeit mit solchen Kunden interessiert, von denen sie einen hohen Know-how-Transfer erwarten können. Oder es werden Kunden selektiert, die aufgrund ihres Images und Einflusses als Multiplikatoren fungieren können, um sich in einer bestimmten Branche zu etablieren. Sind die Key Accounts identifiziert und benannt, muss das KAM-System in die Unternehmensorganisation eingebettet werden. Oft wird viel Energie darauf verwendet, ob nun das KAM als Stabs-, Linien- oder Matrixfunktion gestaltet werden soll. Unabhängig davon wird aber 04/2009 Der VertriebsSpezialist Bild: iStockphoto In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist ein professionelles Key Account Management besonders wichtig. Systematik und Effizienz garantieren langfristigen Erfolg FESTGEHALTEN der Erfolg des KAM-Systems maßgeblich von der Ressourcenausstattung durch das Management beeinflusst. Um erfolgreich zu sein, muss ein Key Account Manager mit Ressourcen ausgestattet werden, die es ihm erlauben, schnell, effektiv und effizient wichtige Entscheidungen bezüglich seines Kunden zu treffen und umzusetzen. Wichtig ist, dass alle Erträge und Aufwendungen, die dadurch generiert werden, kundenspezifisch erfasst werden. Nur mit einem klaren, transparenten Key Account Controlling können frühzeitige und richtige Steuerungsmaßnahmen eingeleitet werden. Dieser Bereich weist unserer Erfahrung nach bei vielen Unternehmen erhebliche Verbesserungspotenziale auf. LAUFENDE ERSCHLIESSUNG EINES KEY ACCOUNT Im zweiten großen Themenbereich der KAM-Excellence wird die Perspektive des Key Account Managers eingenommen, um Aspekte der laufenden Erschließung eines Key Account zu behandeln. Wiederum geht es grundsätzlich um zwei Aufgabenbereiche: Leistungsmanagement und Beziehungspflege. Ein Leistungsmanagement, das nicht nur die Bindung des Key Account stärkt, sondern darüber hinaus auch die Entwicklung der Geschäftsbeziehung unterstützt, beginnt mit einer genauen Analyse des Schlüsselkunden, um die Herausforderungen und Bedürfnisse des Kunden zu verstehen. Im Wesentlichen sollte sich ein Key Account Manager über die drei folgenden Bereiche im Klaren sein: Das Geschäft des Key Account: Seine Strategie, Organisation, Märkte, Kunden und Wettbewerber Das Geschäft mit dem Key Account: Entwicklung der finanziellen Performance mit dem Key Account, Anforderungen des Key Account an das Unternehmen sowie seine Potenziale und die Gründe, die der Ausschöpfung dieser im Weg stehen Die Zusammensetzung des Buying Center: Entscheidungsstrukturen und –prozesse beim Key Account, formelles und informelles Machtgefüge sowie perDer VertriebsSpezialist 04/2009 sönliche Ziele und Bedürfnisse der beteiligten Personen Erst mit einem genauen Verständnis dieser Kernbereiche kann ein Key Account Manager das Leistungsangebot und die 17 Sie noch folgende Punkte beachten: Stellen Sie sich und Ihren Key Accounts realistisch die Frage, wie professionell Sie in jeder der vier Dimensionen des Ansatzes unterwegs sind. Mit einer genauen Analyse Herausforderungen und Bedürfnisse von Schlüsselkunden verstehen. Kundenbeziehung gezielt und effektiv gestalten. Dazu sollten die Ergebnisse der Kundenanalyse systematisch in einen Account-Entwicklungsplan einfließen. Wenn es einem Unternehmen gelingt, neben objektiven Leistungsvorteilen auch einen persönlichen Nutzen für Schlüsselentscheider zu generieren, hat man letztendlich ein wirkliches Mehrwert-Portfolio für den Key Account entwickelt. Richtig kommuniziert lassen sich dann auch Mehrwert-Preise durchsetzen – oder in schwierigen Zeiten zumindest das Preisniveau halten. KAM-EXCELLENCE – LEITFADEN FÜR EIN ERFOLGREICHES KAM-SYSTEM Die Anforderungen an ein professionelles Management der Schlüsselkunden sind äußerst hoch. Ein ganzheitliches und systematisches Konzept ist demzufolge erforderlich, um die vielfältigen Aufgaben auf organisatorischer und funktionaler Ebene erfolgreich zu erfüllen. Gerade in der heutigen Zeit besteht das größte Managementproblem eher darin, Einzelideen und -maßnahmen sinnvoll zu vernetzen und mit systematischen Prozessen zu hinterlegen. Der KAM-Excellence -Ansatz hat sich hierbei in zahlreichen Projekten als besonders wirkungsvoll bewährt. Der KAM-Excellence-Ansatz liefert einen Leitfaden zur systematischen Einrichtung und Optimierung eines professionellen Key Account Managements. Es wird unterteilt in handhabbare Managementfelder, sodass die Identifikation von Optimierungspotenzialen als auch die Einführung von Verbesserungen erheblich erleichtert werden. Zur erfolgreichen Anwendung des Ansatzes sollten Leiten Sie aus dieser selbstkritischen Betrachtung den wichtigsten Handlungsbedarf ab und priorisieren Sie, was Sie wann in welchem Umfang angehen wollen. Überheben Sie sich und Ihre Organisation nicht – gehen Sie die Themen Schritt für Schritt an. Formalisieren Sie nicht zu stark – gehen Sie pragmatisch vor, setzen Sie einfache und klare Spielregeln auf und achten Sie auf deren Einhaltung. Starten Sie Pilotprojekte, um neue Ideen und Strategien schnell umzusetzen und weiten Sie diese bei Erfolg auf andere Bereiche und Kunden aus. Stellen Sie sicher, dass die Key Account Manager die volle Unterstützung des Top-Managements haben! Rolf Kunold & Daniel Antolin KURZ-BIOGRAFIEN Rolf Kunold, Partner, Prof. Homburg & Partner ist Ansprechpartner im Kompetenzzentrum Machinery/ Industrial Goods Daniel Antolin ist Consultant bei der international tätigen Managementberatung Prof. Homburg & Partner
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