SAMSTAG / SONNTAG, 29. / 30. AUGUST 2015 AUFLAGE 374 658 / TEL. 044 248 40 41 / [email protected] / WEITERE KADERSTELLEN: WWW.ALPHA.CH FRAUENFÖRDERUNG IN FACH- UND FÜHRUNGSPOSITIONEN Mehr Frauen – mehr Erfolg Wie kann ein höherer Frauenanteil im Management und in Verwaltungsräten der Unternehmen erreicht werden, wenn dieser noch weit unter den 30 %, nämlich oft im einstelligen Bereich liegt? Es gilt, einen Kulturwandel einzuläuten, Frauen sichtbarer zu machen und die Rahmenbedingungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik wirklich zu verbessern. Elisabeth Grebe hat 2014 ihr eigenes Unternehmen gegründet, welches Firmen und Einzelpersonen als Kunden in diesem Thema unterstützt. Interview: Jolanta Gatzanis Frau Grebe, was muss sich ändern, damit ein höherer Frauenanteil erreicht wird? Frauenförderung sollte zur Chefsache erklärt werden. Damit mehr Frauen in Führungspositionen kommen, sollten Themen wie Chancengleichheit und Frauenförderung angegangen werden. Chefsache bedeutet auch, dieses im Senior Management zu «leben» und – auch gegen Widerstände – durchzusetzen. Ich spreche gerne auch von einem Kulturwandel, der im Wesentlichen in den Köpfen stattfinden muss, nicht nur in den Männer-, sondern auch in den Frauenköpfen. Und Frauen sollten mehr Mut haben, sich zu präsentieren und zu positionieren. Bessere Rahmenbedingungen helfen jungen, qualifizierten Arbeitnehmern, auch Beruf und Familie zu vereinbaren. Für Mütter und für Väter. Welche Argumente überzeugen Unternehmen für einen höheren Frauenanteil? schiedlichen Unternehmen ein Tandem bilden. Grosse Unternehmen haben eigene Mentoring-Programme. Ein überbetriebliches Crossmentoring geht darüber hinaus und ist gerade für Unternehmen im KMU-Bereich, die keine eigenen Ressourcen haben, ein probates Mittel. Genau das bietet LENA 4U an. Frauen erhalten über die eigene Fir- In diversen Ländern wurde nachgewiesen, dass Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil erfolgreicher sind. Nachweisbar unter anderem in EBIT-Marge und EKRendite. Diese Unternehmen haben mindestens drei Frauen im Management Board. Frauen bringen ihre Stärken und ihren Wertekanon mit. Studien, wie zum Beispiel von McKinsey und Ernst & Young, beweisen das. Es ist sogar so, dass Unternehmen mit Managerinnen an der Spitze besser an der Börse bewertet werden. Ich sehe Chancen für Schweizer Unternehmen – gerade nach dem Frankenschock, der dringend nach Innovationen und Optimierungen ruft. ma hinaus Einblicke in andere Unternehmen. Das ist ein grosser Vorteil. Sie geraten in keinen Interessenskonflikt, weder einen familiären, partnerschaftlichen, finanziellen oder Chef-Konflikt. Meistens ist es der Eintritt in ein lebenslanges Frauen-Netzwerk. Die Unabhängigkeit im Tandem ist ein ganz hohes Gut, was in einem Mentoring-Programm im Unternehmen nicht gewährleistet ist. Da gibt es meistens Abhängigkeiten. Ab wann lohnt sich der Einstieg in ein Crossmentoring-Programm? Und für wen? Es sollte der Wunsch nach aktiver Berufsgestaltung vorhanden sein. Wir haben auch Mentees, die nach ihrer Familienphase eingestiegen sind. Gerade für diese Frauen, die zwischen 35 bis Mitte 40 Jahre alt sind und wieder ins Berufsleben einsteigen wollen, lohnt sich ein Mentoring. Man sollte das Mentoring nicht nur für Jüngere sehen, denn es ist eine Personalentwicklungsmassnahme. können, als jemand, bei dem es eines von vielen Leistungen ist. LENA 4U ist mit seinem Programm von der Deutschen Gesellschaft für Mentoring zertifiziert worden und das einzige zertifizierte Unternehmen in der Schweiz. Mentoring-Angebote in Unternehmen, wie sie von Personal- oder Diversityabteilungen durchgeführt werden, besitzen diese Qualität oft nur unzureichend. Unternehmen verfolgen zudem eigene Interessen bei den Mentoring-Programmen. Das sehe ich, gerade für eine Personalentwicklungsmassnahme für Frauen, kritisch. (Fortsetzung auf der letzten Seite) DIE LETZTE SEITE Mobbing, Stress und Betriebliche Gesundheitsförderung – die Rubrik von Klaus Schiller-Stutz. Folge 3: Mobbing – was ist das eigentlich? Mobbing am Arbeitsplatz ist ein gesellschaftliches und auch ein persönliches Problem, weil in den In Netzwerken können sich Frauen gegenseitig unterstützen. Was passiert in dem von Ihnen angebotenen Crossmentoring? Es ist eine Art des Mentorings, in dem zwei Personen (Mentorin und Mentee) aus unter- Elisabeth Grebe: «Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil sind erfolgreicher.» Was sind die Vorteile von Crossmentoring gegenüber den bereits angewandten Mentoring-Programmen in Unternehmen? Jemand, der etwas als Kernkompetenz anbietet, wird eine andere Qualität anbieten modernen Industriestaaten der Beruf als identitätsstiftender Mittelpunkt des Lebens angesehen wird. Aktuelle Bildungsangebote Alpha-Seminare (Fortsetzung Leitartikel) Wagen Sie einen Blick in die Zukunft! Wie werden sich Unternehmen 2030 verändert haben? Unternehmen werden sicher weiblicher werden. Nicht die Grösse oder Finanzkraft oder das Renommee eines Unternehmens werden entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens sein, sondern die Fähigkeit, sich der Diversity – also auch der Vielfalt von Mann und Frau – zu öffnen. Ich glaube, die Unternehmen, die sich dieser Entwicklung am schnellsten annehmen, werden die Gewinner sein. Es wird zukünftig bestimmt auch Unternehmen in der Schweiz geben, die zum Beispiel von einer Chinesin oder einer Inderin geführt werden. Es werden Frauen sichtbar werden, von denen wir noch nicht vermuten, dass sie in der Schweiz aktiv sind. Unsere Aufgabe wird sein, uns darauf mental einzulassen. Schon heute sind internationale Teams sichtbar, sei das im Fussball, im IT-Bereich, in der Kunst oder auch in der Politik. Das Thema der Zukunft heisst in meinen Augen Diversity. Es geht nicht darum, Frauen aus einer Antihaltung heraus in wichtige Positionen bringen zu wollen, sondern den Kulturwandel über die Erkenntnis zu fördern, dass Frauen in Führungspositionen einen Mehrwert schaffen. Es geht um Synergien, die bisher noch nicht genutzt werden, Potenziale, die momentan noch brachliegen. Man muss die Frage zulassen, warum wird das, was vorhanden ist, nicht genutzt? Ein Motto für den Kulturwandel könnte sein: «Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.» Elisabeth Grebe ist Dipl.-Wirtschaftsingenieurin, systemischer Coach und Inhaberin von Lena 4U (www.lena4u.com). MOBBING, ARBEITSPLATZKONFLIKTE UND BETRIEBLICHE GESUNDHEITSFÖRDERUNG – FOLGE 3 Mobbing – was ist das eigentlich? Von Klaus Schiller-Stutz (*) Prof. Heinz Leymann, Diplompsychologe und Pionier in der Mobbingforschung, hat 1990 den Begriff «Mobbing» als Synonym für «Psychoterror am Arbeitsplatz» an einer internationalen Arbeitsschutzkonferenz in Hamburg eingeführt – mit Vorstellung seiner umfassenden Studien über die Auswirkungen von Arbeitsbedingungen auf die Gesundheit der Angestellten. Seither hat der Begriff in der Öffentlichkeit, in der Arbeitswelt und unter Fachleuten verschiedener Disziplinen zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen. Der Begriff stammt vom englischen Substantiv «mob» und wird mit «zusammengerotteter Pöbel(haufen), Gesindel, Bande, Sippschaft» übersetzt. Der Begriff «Mobbing» ist auch die Verlaufsform des englischen Verbs «to mob», was «anpöbeln, angreifen, attackieren, belästigen, schikanieren» bedeutet. Geschichte der Mobbingforschung Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz verwendete 1958 den Begriff «Mobbing» für Gruppenangriffe von unterlegenen Tieren (z. B. Gänsen), um sich vor einem überlegenen Tier (z. B. Fuchs) zu schützen. Anfang der 1970er Jahre machte der deutsche Psychiater Rudolf Bilz in seiner Publikation «Menschliche Anstossaggressivität (Mobbing)» auf einen destruktiv verlaufenden Gruppenprozess unter Erwachsenen gegenüber einer einzelnen Person aufmerksam. Der schwedische Arzt Heinemann beschrieb in den 1970er Jahren in seinem Buch «Mobbing – Gruppengewalt unter Kindern» das rohe, aggressive Gruppenverhalten von Kindern gegenüber einem Kind, welches schliesslich in den Suizid getrieben wurde. Definition von «Mobbing am Arbeitsplatz» Eine einheitliche internationale Definition von «Mobbing» gibt es nicht. Gemäss Leymann beschreibt der Begriff systematische, wiederholte feindselige Handlungen von einer oder mehreren Personen gegen eine andere Person (= Sündenbock) über einen längeren Zeitraum hinweg. In der Regel gerät eine betroffene Person durch die Gruppendynamik eines destruktiven Konfliktverlaufes in eine unterlegene Position, aus der sie nur schwer alleine herauskommen kann. Mobbing wird auch als ein Kampf um Positionen und strukturelle Macht (z. B. mit Machtgehabe, Abschieben von Fehlhandlungen auf andere etc.) mit unfairen Mitteln bezeichnet. Nebst dem «Mobber», der oftmals im Hintergrund agiert, gibt es meist aktive Mitläufer sowie (passive) Zuschauer, welche – teilweise aus Angst oder Ohnmacht – das Geschehene zulassen, um nicht selber Opfer von Mobbinghandlungen zu werden. Daher ist Mobbing in einem systemischen Zusammenhang zu betrachten, anstatt linear im Sinne von: Da gibt es einen Täter, der schuld ist und ein Opfer, welches geschützt werden muss. Weitere Begriffe zur Beschreibung des Phänomens Mobbing wird auch als «Bullying» (tyrannisieren, einschüchtern, schikanieren) bezeichnet. Von «Bossing» spricht man, wenn Führungspersonen Mobbinghandlungen gegenüber Angestellte ausüben. «Staffing» bezeichnet das Ausüben der Mobbinghandlungen von Unterstellten gegenüber Führungspersonen. Ein «Whistleblower» (von engl.: to blow the whistle, «in die Pfeife blasen»; im deutschen Sprachraum auch «Enthüller», «Skandalaufdecker» oder «Hinweisgeber») ist eine Person, die innerhalb/ausserhalb ihres Betriebs auf Missstände bzw. unethische oder illegale Praktiken (etwa Korruption) hinweist. «Whistleblowers» werden meist als illoyale Mitarbeiter und Denunzianten bezeichnet und sind daher oft Mobbinghandlungen ausgesetzt. «CyberMobbing», ein zunehmend verbreitetes Phänomen, bedeutet das Benutzen von digitalen Medien (Internet, E-Mail, Mobiltelefon), um anderen absichtlich Schaden zu zufügen. (*) Klaus Schiller-Stutz ist Psychologe/Psychotherapeut FSP mit Praxis in Hedingen (www.schiller-stutz.ch) und Zürich im ZiSMed (www. zismed.ch). Er ist Berater mit dem Tool stressnostress.ch und Mitglied im BGMnetzwerk.ch. Er hat langjährige Erfahrung in Beratungen bei Konflikt-/Mobbingsituationen von Einzelpersonen, Teams und Betrieben sowie als Einzel-, Paar- und Familientherapeut. Die nächste Folge dieser Kolumne unter dem Titel «Erkenntnisse aus der Stressund Mobbingforschung – Teil 1» erscheint am 29. August 2015. AKTUELLE BILDUNGSANGEBOTE Führung des VR-Sekretariats & Integr. Compliance Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung von VR-Sekretärinnen und VR-Sekretären. Datum: Freitag, 11. September 2015 Dauer: 1 Tag Ort: Radisson Blu Hotel, Zürich Infos: Swiss Board School am IMP-HSG www.icfcg.org, Tel. 071 224 23 72 Dipl. Systemischer Coach WiWe/ECA Einfach wirksam sein – mit Systemischen Strukturaufstellungen und Lösungsfokussierung. Datum: Montag, 14. September 2015 Dauer: Grundmodule 24 Tage Ort: Appenzell, Sternenberg Infos: WissensWert GmbH www.wissenswert.ch, Tel. 079 620 30 30 Crashkurse Betriebswirtschaft Marketing und Strategisches Management? Rechnungswesen und Controlling? BWL kurz und kompakt in 1–2 Monaten. Datum: Dienstag, 15. September 2015 Dauer: 2 Monate Ort: Fernlehrgang Infos: Betriebswirtschaftliches Institut und Seminar Basel www.bwl-institut.ch, Tel. 061 261 2000 Workshop In Form – informiert Refresher-Workshop für Stiftungsräte von Pensionskassen: 2 Tage Ausbildung, Diskussionen und Austausch. Datum: Dienstag, 22. September 2015 Dauer: 2 Tage Ort: Beau Rivage Interlaken Infos: VPS Verlag Personalvorsorge und Sozialversicherung AG www.schweizerpersonalvorsorge.ch, Tel. 041 317 07 07 Neue Konzepte für den Verwaltungsrat 24. Durchführung des 6-teiligen VR-Programms 2016 mit Abschlusszertifikat. Datum: Freitag, 29. Januar 2016 Dauer: 6 Abende Ort: Radisson Blu Hotel, Zürich Infos: Swiss Board School am IMP-HSG www.icfcg.org, Tel. 071 224 23 72 Detailinformationen und viele weitere Kurse ... www.alpha-seminare.ch
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