Wenn Ohren Augen machen

3.2015
Wenn Ohren
Augen machen
Wort und Bild
www.kirchefuermorgen.de
Biblische AtheistenPhantasie
Hirte oder
Bodyguard?
Kommt der Glaube
durchs Bild?
Legospielen
für Fortgeschrittene
Schüler auf der Suche
nach neuen Bildern
Der Künstler
Martin Burchard
Editorial & Inhaltsverzeichnis
Liebe Leserinnen und Leser,
die 16-19jährigen zeigen wohin
die Reise geht: Das Bild gewinnt. Der Internetdienst Instagram wird bei ihnen immer beliebter. Während bei facebook
auch noch das Posten von Texten – und damit das Wort –
eine Rolle gespielt hat, geht es
bei Instagram fast ausschließlich ums Bild.
Der Trend zum Bild ist nicht neu. Er ist nicht gut
und nicht schlecht. Aber für eine „Kirche des
Wortes“ bringt er Herausforderungen mit sich.
Mit dieser Ausgabe des Zitronenfalters wollen
wir dieser Entwicklung nachspüren, um zu sehen,
welche neuen Möglichkeiten der Kommunikation
des Evangeliums sie eröffnet oder sogar fordert.
Ganz verschiedene Blickwinkel sollen helfen,
Beziehungen von Wort und Bild zu entdecken und
einzuordnen.
Den reformatorischen Versuchen, das Verhältnis zwischen Wort und Bild zu bestimmen, geht
Martin Ilert im Grundsatzartikel nach. Dass man
es in der Folge auch im evangelischen Umfeld
durchaus verstanden hat, mit Bildern Vorstellungen
zu prägen, erhellt Thomas Hoffmann-Dieterich in
seiner Beschäftigung mit der Darstellung „Vom
breiten und vom schmalen Weg“.
Eine besondere Stellung in diesem Heft nimmt
das Gespräch mit Martin Burchard ein. Der Tübinger Künstler setzt sich in seinem Werk intensiv mit
der wechselseitigen Durchdringung von Wort und
Bild auseinander und sucht dafür nach lebensdienlichen und – im besten Sinne – „Sinn-vollen“,
zeitgenössischen und in die Breite wirksamen
Ausdrucksformen.
Apropos Zeitgenossenschaft und Wirksamkeit
in die Breite: Der Beitrag von Floh Maier reflektiert
die Bedeutung der Medienrevolution für das
Zusammenspiel von Wort und Bild; und Moritz
Staiger stellt mit seiner Lego-Geschichte eine
etwas andere „Bilderbibel“ vor.
Schließlich dürfen Sie, liebe Leserinnen und
Leser, wenn Sie denn mögen, zum Stift greifen und
sich selbst ein Bild vom Wort oder ein Wort vom
Bild machen. Wir haben dafür für Sie eine Seite
freigelassen…
Das Redaktionsteam des Zitronenfalters wünscht
Ihnen eine zitronenfrische Lektüre.
2
Gerhard Müller
Mitglied des Redaktionsteams
Positionslicht
Wenn Ohren Augen machen –
Wort und Bild
Editorial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 2
Wort und Bild
Kfm-Positionslicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3
Jens Schnabel zum Titelthema
Die Kirchen der Reformation
und ihr Umgang mit Bildern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 4
Kirchenhistorische Grundlagen von Dr. Martin Ilert (EKD)
Porträt Martin Burchard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6
Karlfriedrich Schaller über den Tübinger Künstler
Mach Dir selbst ein Bild! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 8
Gestalten Sie Ihre Vorstellung von Wort und Bild
Die Symbiose von Wort und Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 9
Karlfriedrich Schaller zur Verschränkung von Sehen
und Sagen
Der Herr ist mein Bodyguard. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 10
Gerhard Müller fragt nach zeitgemäßen Bildworten
Bausteine
Der breite und der schmale Weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12
Thomas Hoffmann-Dieterich auf den Spuren eines
prägenden Bildes
Der Weiterweg in Gschwend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 15
Nahaufnahme eines Werkes von Martin Burchard
Medienrevolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16
Floh Maier zu den Herausforderungen neuer
Kommunikation
Faszination Lego-Bibel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18
Tabea Hieber und Moritz Staiger über
Klötzchen-Kreationen
Kfm-intern
Dr. Willi Beck: Aus der Synode. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 19
Ingo Sramek: Einladung zum Forum 2016. . . . . . . . . . . . . . . Seite 19
Zu guter Letzt
Schlussbild: Die Baumarktwerbung und das Wort . Seite 20
Einladung: Christmas Rock in Nürtingen. . . . . . . . . . . . . . . . Seite 20
Impressum
Der Zitronenfalter wird herausgegeben von Kirche für morgen e.V., Am Auchtberg 1, 72202 Nagold
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Wir danken allen, die durch ihre Spende die kostenlose
Weitergabe des Zitronenfalters ermöglichen.
Redaktionsteam: Gerhard Müller, Sigmaringen (ViSdP);
Claudia Bieneck, Malmsheim; Dr. Barbara Fritz, Stuttgart; Pina
Gräber-Haag, Gronau; Tabea Hieber, Markgröningen; Dr. Heiko
Hörnicke, Stuttgart; Dr. Thomas Hoffmann-Dieterich, Rottenburg; Carmen Lauble, Remshalden; Werner Lindner, Winnenden; Johannes Stahl, Göppingen; Karlfriedrich Schaller, Tübingen; Reinhard Wenzelmann, Kirchheim/Teck
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Titelbild: Martin Burchard
Wort und/oder Bild ?!
In der Geschichte des Christentums wurden Bilder immer wieder kritisch gesehen
und gerade die evangelische Kirche versteht sich als eine Kirche des Wortes.
Braucht die Kirche also Bilder oder sind sie womöglich eine Gefahr?
Jens Schnabel, 1. Vorsitzender von Kfm, fragt nach der Bedeutung von Wort und
Bild für die Kirche heute.
Bilder prägen
Ob wir es wollen oder nicht, Bilder
haben eine starke Wirkung auf uns Menschen. Wenn ich von einem schrecklichen
Geschehen lese, dann mag mich das beschäftigen. Die Worte klingen nach. Wenn
ich aber Bilder davon sehe, lässt es mich
nicht mehr so leicht los. Genauso ist es
bei positiven Ereignissen. Bilder prägen
uns. Sie sind stärker als Argumente. Jeder
Begriff, jedes Wort, ist im Gehirn mit Bildern verknüpft. Was ich innerlich vor Augen habe, prägt mein Handeln.
Bilder brauchen Worte
Bilder können aber auch täuschen, können von wichtigen Dingen ablenken. Wir
brauchen Hilfen, um mit der täglichen Bilderflut umgehen zu können. Es braucht
Worte, die erklären, einordnen, gewichten. Worte, die deuten, vertiefen oder warnen.
Worte schaffen Klarheit. Sie helfen,
Dinge eindeutig fest zu legen, sei es in
Verträgen, Gesetzestexten oder Absichtserklärungen. Auch in jeder Beziehung
braucht es Worte, die Verlässlichkeit geben, braucht es ein klares „Ja“ oder ein
deutliches „Nein“. Für Dinge, auf die ich
mich felsenfest verlassen kann, braucht
es Worte, nicht nur Bilder. Das lächelnde
Gesicht des Partners allein ist es noch
nicht. Es braucht auch den Satz: „Ich liebe
dich!“
Da sind Bilder von Gott, der als „Burg“,
„Schild“, „Schirm“ usw. bezeichnet wird.
Es gibt Bilder für die Ewigkeit, die als
„Gastmahl“ oder „Wohngemeinschaft“
beschrieben wird. Solche Bilder helfen
uns, die Worte zu verstehen und schließen uns weitere Dimensionen auf. Oder
wie es ein arabisches Sprichwort ausdrückt: „Ein guter Erzähler macht aus dem
Ohr ein Auge.“
Für Dinge, auf die
ich mich felsenfest
verlassen kann,
braucht es Worte,
nicht nur Bilder.
Konsequenzen
Das Bild ist Teil der Leiblichkeit des
Wortes. „Das Wort ward Fleisch“ (Joh
1,14), darum können für uns Christen
Wort und Bild gar kein Gegensatz sein.
Wenn wir die Menschen in ihrer Ganzheitlichkeit ernst nehmen, dann werden wir
Wort und Bild nutzen, um Menschen mit
dem Evangelium von Jesus Christus bekannt zu machen! Oder mit den Worten
von Franz von Assisi: „Predige das Evangelium zu jeder Zeit und wenn nötig, benutze Worte.“
Wie es ein arabisches Sprichwort
ausdrückt: „Ein
guter Erzähler
macht aus dem
Ohr ein Auge.“
Worte brauchen Bilder
Auf der anderen Seite brauchen Worte
Bilder. Worte, die mit keinen inneren Bildern verknüpft sind, bleiben abstrakte
Begriffe. Wir haben die Taufe und das
Abendmahl als „Wort-Zeichen“. Hier sind
Worte mit Bildern auf elementare Weise
verknüpft. Von Jesus sind viele Zeichenhandlungen überliefert. Unsere biblische
Tradition ist voll von Bildern.
Dr. Jens Schnabel,
Gemeindepfarrer in
Sindelfingen,
1. Vorsitzender
von Kirche für morgen
3
Wenn Ohren Augen machen
Die Ablehnung der Bilder
überwinden
Mit diesem Monat endet das Themen-Jahr „Bild
und Bibel“ im Rahmen der Reformations-Dekade.
Wie der Protestantismus zu Bildern steht, verrät
auch etwas über seine Sicht auf die ökumenischen Partner. Dr. Martin Illert, Oberkirchenrat
in der EKD, teilt seine Beobachtungen, was evangelische Christen zu Bildern zu sagen haben.
Eine problematische Erzählung
Die Frage,
welche Bilder
Leben zerstören
und welche
es fördern,
ist daher
angemessener
als die pauschale
Verurteilung
der religiösen Bilder.
Es gibt kaum einen Beitrag zum Bild aus evangelischer Perspektive, der nicht eine Nacherzählung der Auseinandersetzungen um die Bilder in
der Reformationszeit enthält. Der Tenor dieser Zusammenfassung lautet meistens ungefähr so:
„Den Reformatoren begegneten Bilder vor allem
als Kultobjekte: Altäre, Statuen, Andachtsbilder
und viele andere Gegenstände dieser Art. Die Reaktion der Reformatoren auf die Verehrung dieser
Bilder fiel unterschiedlich aus: Der reformierte Flügel ächtete die Bilder und verbannte sie aus seinen Kirchen, die Lutheraner beschnitten die Funktion der Bilder auf den Unterricht für die Gläubigen. Beide Flügel der Reformation gaben damit der
Kunst ihre Autonomie. Sie befreiten die Kunst von
der religiösen Indienstnahme und wurden so zu
Geburtshelfern der Neuzeit“. Auch Kunsthistoriker
haben diese Narration immer wieder gern nacherzählt. Unkritisch sollten wir sie allerdings nicht
übernehmen, denn ihr liegt der Fortschrittsglaube des 19. Jahrhunderts zugrunde, der
sich selbstgefällig in eine Linie mit Aufklärung und Moderne bringt. Dem historischen Befund entspricht das nur zum
Teil. Dafür beinhaltet es – unausgesprochen – ein ökumenisch fatales
Fremdbild des Katholizismus und der
Orthodoxie als unaufgeklärte und rückständige Formen des Christentums.
Die Bild-Thematik
im ökumenischen Dialog
Gerade wer sich in der Tradition der Aufklärung
sieht, sollte die Argumente der Anderen zur Kenntnis zu nehmen, bevor die eigene Position entfaltet
wird. Mit Blick auf die Bilder: Zuerst müssen wir
von den ökumenischen Partnern hören, warum sie
mit den Bildern so umgehen wie sie es tun. Im Dialog mit der Orthodoxie, in diesem Fall den Vertre-
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tern des Ökumenischen Patriarchats,
führte das Auf-einander-Hören dazu,
dass die Vertreter der EKD ihr Bedauern über die Bilderzerstörung der Reformation zum Ausdruck brachten. Angesichts des heute auch in der Kirche
gelebten, beinahe ununterbrochenen
Umgangs mit Bildmedien, regten die
evangelischen Teilnehmer an, die Positionen der Reformationszeit kritisch zu rezipieren und vor allem die theologischen
Potenziale der bildlichen Reden in den biblischen Texten und in der neueren protestantischen Theologie auszuleuchten.
Eine Grundeinsicht dieser Gespräche lautete, dass – entsprechend der Meinung der
Orthodoxen und der römisch-katholischen
Glaubensgeschwister – Gott sich nicht in
einem Bild fixieren lässt. Wer auch heute
noch die eigene Bildlosigkeit mit diesem (freilich
reformatorischen!) Argument verteidigt und die
Gegenposition so darstellt, hat im Dialog nicht zugehört oder hat gar einen Dialog noch nie geführt.
Wer im Zeitalter von IS die Gewalt bei den Zerstörungen von religiösen Bildern als eine Art Kollateralschaden der Aufklärung rechtfertigt (auch dies
ist im Themenjahr geschehen!), muss sich fragen
lassen, ob er dies auch für die Hexenprozesse tun
würde. Denn in ihrer Dämonisierung des zu Vernichtenden weist die Hassrede gegen die Bilder ja
erschreckende Entsprechungen zu den Parolen
der Hexenverfolger auf („Gott heisst die Bild zerbrechen“ und „Huss mit inen in ein fhür“ schreibt
der Zürcher Reformator Ludwig Hätzer über die Bilder). Diese Dämonisierung unter einer Erzählung
des Voranschreitens auf dem Weg zur Aufklärung
zu begraben, scheint mir historisch fragwürdig
und theologischen wenig dialogoffen zu sein.
Die eigene konfessionelle Realität
wahrnehmen
Zu Recht spricht man mit Blick auf die Verbreitung des Buchdrucks von der Epoche der Reformation als einem Zeitalter der medialen Revolution.
Ebenso unbestreitbar scheint es mir, dass wir heute erneut einen medialen Umbruch erleben. Die
computergestützten Bilder erzeugen global eine
virtuelle Realität, der wir uns nicht den Hinweis auf
die Bildlosigkeit der eigenen Religion verweigern
können, sondern an der wir ungefragt teilhaben.
Die Frage, welche Bilder Leben zerstören und welche es fördern, ist daher angemessener als die
pauschale Verurteilung der religiösen Bilder.
Längst hat sich der „pictorial turn“ vollzogen:
Alltäglich und in allen Lebensbezügen sind wir von
Bildern überschwemmt. Nur wenn wir über die Religion sprechen, dann tun manche noch immer so,
Zuerst müssen wir von
den ökumenischen Partnern hören,
warum sie mit den Bildern
so umgehen wie sie es tun.
als seien wir noch im sechzehnten Jahrhundert
und als seien wir frei, uns auch für die Bildlosigkeit
zu entscheiden. Ist das womöglich ein protestantischer Selbstbetrug in einer Welt, in der selbst ein
Aufsatz, der die Bilder für die Religion verwirft,
nicht ohne Illustrationen auskommt? Gilt es nicht
vielmehr heute, zu unterscheiden zwischen den
Bildern, die Leben fördern und denen, die es zerstören, zwischen Idolatrie und Frömmigkeit?
Ökumenischer Dialog ist Arbeit
an Bildern
Eine solche, differenzierende Fragestellung wäre
ökumenisch anschlussfähig. Aus meiner Sicht ist
auch das eigene Ökumene-Verständnis nicht vom
Bildverständnis zu trennen, denn auch hier arbeiten wir mit Selbst- und Fremdbildern, mit Projektion und Verzerrungen. Unverzichtbar aber ist die
Arbeit an diesen Bildern, die Differenzierung und
das Aufbrechen der Stereotypen. Wo das Bilderthema im ökumenischen Dialog bearbeitet
wurde und dies dazu beitrug, Selbst- und Fremdbilder kritisch zu überprüfen, ist jedenfalls ein
Schritt auf diesem Weg getan.
Dr. Martin Illert,
Oberkirchenrat für Orthodoxie,
Ökumene und Stipendien
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Wenn Ohren Augen machen
MartBurchard
in
Ein Porträt
Im Internet:
www.atelier-burchard.de
www.weiterweg.info
www.christus-projekt.de
www.jakobusaltar.de
Angefangen hat alles in der Tübinger Jakobusgemeinde. Da wuchs bei Martin
Burchard der Wunsch, die frohe Botschaft sichtbar zu machen. Heute ist er einer der wenigen Künstler, die dezidiert christliche Inhalte veranschaulichen.
Karfreitag: Kreuz: Holzwerkstoff schwarz,
Höhe 3,2 Meter, Breite 6 Meter;
Figuren mit Stoff und Plastikfolie umhüllt
Er will –
wie damals in der
In Tübingen lebt seit vielen Jahren Martin Burchard. Inzwischen ist er ein bekannter christlicher Künstler geworden.
Seine großen Installationen auf dem
„Weiterweg“ bei Gschwend, dem „Lebensweg“ auf der Landesgartenschau in
Schwäbisch Gmünd 2014 und z.B. seine
neuen Arbeiten in Mundingen (s. Titelseite) lassen Menschen inne halten und
staunen. Auch seine Andachtsgegenstände und Postkarten sind einladende Gestaltungen für die Frohe Botschaft und
Bestandteil seines „Christus-Projektes“,
einer Kooperation mit dem Verlag
buch+musik des ejw. Weitere Arbeiten
von Martin Burchard sind der mobile Jakobusaltar, der insbesondere für Multifunktionsräume entwickelt wurde, Gestaltungen von Kirchen und Andachtsräumen,
die Malerei und Rauminstallationen.
Reformationszeit Prediger für das Auge
– das Bild wieder
Das Wort Künstler hört Martin Burchard
in den Dienst
der Verkündigung
stellen.
Himmelfahrt:
Papierbahn
18 Meter lang
zu seiner Person gar nicht gern. Denn mit
dem, was oft unter dem Dialog zwischen
Kunst und Kirche verstanden wird, hat
sein Anliegen wenig gemein. Kunst, das
ist seiner Meinung nach oft eine bildungsbürgerliche Veranstaltung mit erklärungsbedürftigen Kunstwerken.
Er ist lieber „Zeig-Werker“ oder ein ‚Prediger für das Auge‘. Er will – wie damals in
der Reformationszeit – das Bild wieder in
den Dienst der Verkündigung stellen. Ein
wesentlicher Bestandteil des reformatorischen „Erfolges“ waren die Flugschriften
– das damals schnellste Kommunikationsmittel –, die sehr häufig aus einem
Bild und einem kurzen Text bestanden.
Eben diese Tradition des 16. Jahrhunderts, einer „Kurzpredigt für das Auge“
versucht Martin Burchard mit seinen gestalterischen Mitteln wieder zu beleben.
Die Freude und Dankbarkeit über die Auferweckung Jesu hat ihn veranlasst, einen
Kreuzweg Teil II zu gestalten, an welchem
Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten als
Glaubensaussage ihren lebensbejahenden Stellenwert wieder erhalten.
Der Kreuzweg Teil I mit Fasten, Gründonnerstag, Karfreitag und Samstag ist
geprägt durch Leid, Schmerz, Schuld und
Tod. Das ist auch das Vorurteil von vielen
Menschen, die immer weniger Ahnung
vom lebendigen Kern des christlichen
Glaubens haben. Dagegen möchte Martin
Burchard seine „biblia pauperum“, seine
Botschaft vom neuen Leben im befreienden Geist Gottes setzen. Seine „Zeig-Werke des Glaubens“ elementarisieren und
machen neugierig, bringen Aha-Effekte
hervor und heben das Vorurteil auf, dass
der christliche Glaube eine Ansammlung
moralinsaurer Vorschriften sei. Dabei bedient er sich einer Bildsprache und kurzer
Texte, die jede und jeder versteht.
Hochschule für visuelle
Glaubenskommunikation?
Seltsam, es gibt eine Hochschule für
Kirchenmusik, die OrganistInnen und
KantorInnen ausbildet. Wo ist die Hochschule für visuelle Glaubenskommunika-
tion? Liedermacher gibt es wie Sand am
Meer, Bildermacher – sind eher selten!
Bei Lobpreisliederbüchern folgt Auflage
auf Auflage. Aber kennen sie Lobpreisbilder? Dabei erfolgt heutzutage die erste
Kommunikation bei den Menschen in
unseren Breitengraden über das Bild.
Sie öffnen eine Seite mit dem Handy und
wenn das Bild interessant genug ist,
lesen sie weiter. Die meisten kirchlichen
Homepages seien verkappte InternetZeitungen mit meist textüberfrachteten
Informationen und Neuigkeiten über das,
was die Institution Kirche macht. Wo bleiben da die Verkündigung und der Glaubensinhalt? Solche Fragen treiben Martin
Burchard um.
Verkündigung mit Breitenwirkung
Er will eine Renaissance der „biblia pauperum“, der verständlichen Verkündigung
mit Breitenwirkung.
Er will Menschen dazu einladen, in den
Reichtümern des christlichen Glaubens
und seiner Spiritualität nach Antworten
zu suchen. Der Publikumserfolg z. B. beim
Weiterweg in Gschwend gibt ihm dabei
Recht. Dort treffen sich z.B. der Schützenverein und Betriebsausflüge ebenso wie
Kirchengemeinden und Heimatvereine.
Und wenn sie dann am großen Abendmahlstisch versammelt sitzen (bis zu 60
Personen an einem Tisch), dann scheint
ein Stückweit jener Ort auf, den Jesus so
oft in seinen Gleichnissen vom Himmelreich mit Worten vorgemalt hat.
Zur Person
Martin Burchard, geboren 1956,
Studium der Diplom-Pädagogik,
Ausbildung zum Schreiner,
1999-2002 Ausbildung an der Akademie für Gestaltung, Ulm;
Abschluss mit Auszeichnung.
Liedermacher gibt es wie Sand am Meer, Bildermacher – sind eher selten!
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Karlfriedrich Schaller,
Tübingen, Pfarrer i.R.,
engagiert im Gemeindeaufbau
Seit 2002 freischaffender Künstler.
Hinwendung zum christlichen Glauben im Alter von 36 Jahren
7
Wenn Ohren Augen machen
Wenn Ohren Augen machen
Mach dir selbst ein Bild!
Die Symbiose von Wort und Bild
Die Beziehung von Wort und Bild ist so unauflöslich verschränkt wie das Ei und
die Henne. Das eine gibt es nur, weil es das andere gibt und was zuerst da war,
ist eine rein theoretische Frage.
Am Anfang war – das Wort?
Im Anfang war das Bild!
Ob das die Höhlenzeichnungen unserer Vorfahren sind oder das Urpferdchen aus der Lonetalhöhle, wir haben keine sprachlichen Zeugnisse
aus jener Zeit. Spät erst – vermittelt durch die
Schrift - rekonstruieren wir das Wort!
Am Anfang war das Bild?
Im Anfang war das Wort!
„Und Gott sprach!“ so beginnt die Bibel.
Ist also alles eine Sprachschöpfung? Was BILDet
die Wirklichkeit tiefer ab? Unser Gehörsinn, welcher ja der erste und der letzte Sinn eines Menschenlebens ist, oder der Sehsinn, mit dem wir
wahrnehmen, was wir für wirklich halten? (Wobei
nichts leichter gefälscht werden kann als ein Bild!
Das nennt man dann Ein-Bild-ung)
Oder sind das einfach nur zwei Schwerpunkte
der beiden Kulturen, aus denen unser christlicher
Glaube gewachsen ist. Von einer jüdischen Mutter
geboren und unter einem griechischen Vater groß
geworden, wundert solch eine Mischung von Wort
und Bild nicht mehr.
Der Hebräer schreibt, was er sieht. In der griechischen Kultur lernt man durch Hören!
Der Herr ist mein Fels und meine Burg!
Gott ist allmächtig
(Ps 18,3; 31,3f; 71,3)
Der Garten der Wonne (Eden)
Das Paradies
Wenn der Vater Zwiebeln isst
und die Mutter Knoblauch, kann man
nicht erwarten, dass der Sohn gut riecht!
Jugendliche Schwierigkeiten auf Grund des Milieus
Fotolia©prapann
Siehe(!) ich sage(!) euch (1 Kor 15,51)…
8
Wer mag, kann sein Bild einscannen und an [email protected] mailen. Wir werden
die Bilder auf der Homepage von Kirche für morgen präsentieren und eine Auswahl auch auf
unserer facebook-Seite posten, wenn uns die jeweiligen Urheber dafür die Erlaubnis geben.
Was gibt’s zu sehen, wenn wir hören
oder vergeht einem das Hören und Sehen?
Wo bleibt das Bild (der Sehsinn) in der neuen
Schöpfung? An was hat die Mirjam aus Migdal ihren geliebten Herrn erkannt? Am Sehen oder am
Klang der Stimme? Und umgekehrt: An was haben
die Jünger in Emmaus den auferweckten Jesus erkannt? An seiner Stimme, die sie zwei Stunden
lang gehört haben bei ihrem Gang nach Hause
oder an einer Zeichenhandlung? Gibt es im Himmelreich außer den Chören der Engel viel um die
Ohren, oder gibt’s da mehr zu sehen? Wenn Jesus
in BILD-WORTEN (Gleichnissen) vom Bereich seines Vaters gesprochen hat, sind Feste, offene Vaterarme und viele Wohnungen zu sehen.
Bilder prägen sich tief ein, wobei jedes Bild seinen
begrenzenden Rahmen hat. Das Bild vom guten
Hirten z.B. hat seine Grenze, wo der behütende
Hüter sein Schaf dem Metzger abliefert! Ich kenne
keinen Hirten (lat.: pastor) bei dem die Schafe an
Altersschwäche sterben.
Bei aller Wortlastigkeit, im Grunde ruht in jedem
Wort ein Bild.
Am Anfang war das Wort – am Ende die Phrase!
(Stanislaw Jerzy Lec!)
Der Turmbau zu Schwafel lässt grüßen!
Schaller, Karlfriedrich,
Tübingen, Pfarrer i.R.,
engagiert im Gemeindeaufbau
9
Wenn Ohren Augen machen
Wenn Ohren Augen machen
Wo ist von Aktienhändlern die Rede (außer in moralisierenden politischen Predigten), die nach dem besonders wertvollen
Fonds suchen und alles andere dafür hergeben? Und wo hören wir Gleichnisse von
barmherzigen Muslimen oder Juden?
Der Herr ist mein Bodyguard –
eine Polemik
Von Schülern sehen lernen
Ich möchte an dieser Stelle anregen, die
Joelverheißung (Joel 3,1) ernster zu nehmen, die das Vertrauen beinhaltet, dass
die Alten auch etwas von den Jungen lernen könnten. Meine Schülerinnen und
Schüler machen es nämlich besser als die
Art-Direktoren der Erbauungsliteratur.
Regalen, über denen „Religion“ steht,
nähert Gerhard Müller sich nur zögerlich
und christliche Buchläden betritt er mit
größter Vorsicht. Religionsunterricht
erteilt er dagegen mit großer Freude.
Beides hat für ihn mit Bildern zu tun.
Ich kann sie nicht mehr
hören, diese ganzen
Licht-Weg-Tür-Baum Bildworte in Predigten, Andachten, Liedern und
Grußworten. Nein, ich
mache es dem Evangelisten Johannes nicht zum
Vorwurf, dass er Jesus
sich als Weg, Licht und Tür
bezeichnen lässt und auch
beim Sänger von Psalm 1 beklage ich
mich nicht über den Baum am Bachufer.
Sollte ich mir bei
so viel Sehnsucht
nach Ruhe,
Idylle, Heimat,
Orientierung,
Geborgenheit
und teutonischer
Naturverbundenheit nicht lieber
gleich einen
Buddha aus dem
Baumarkt holen?
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Was mich erschreckt ist, wie häufig, wie
variantenarm, wie fantasielos diese Bildworte repetiert und strapaziert werden.
Ich kann sie nicht mehr sehen, diese
ganzen süßlichen Naturidyllen und abgenutzten Symbolbilder auf Kalenderblättern, Bucheinbänden und Zeitschriftencovers christlicher Verlage. Rosenblüten in Nahaufnahme, Schmetterlinge auf
Pusteblumen, Wege zwischen wogenden
Weizenfeldern, Mohn im Getreidefeld,
Brücken vor Wasserfällen, Wanderer unter
Gipfelkreuzen und Zypressen in Hügellandschaften, Leuchttürme in Dünen. Und
auch das immer und immer wieder.
Aber welchen Gehalt, welche Zeitansage, welche frohe Botschaft transportieren
solche Bilder? Sollte ich mir bei so viel
Sehnsucht nach Ruhe, Idylle, Heimat, Orientierung, Geborgenheit und teutonischer
Naturverbundenheit nicht lieber gleich einen Buddha aus dem Baumarkt holen.
Soll ja auch ungeheuer beruhigend wirken…
Welcher Gemütlichkeits-Ästhetik opfern wir unseren guten Geschmack?
Welches SamthandschuhImage wird dem christlichen
Glauben hier verpasst?
Welche Milieus werden mit
diesen Motiven bedient und
welche ausgegrenzt?
Blindenheilung erwünscht
Man hört ja immer wieder, dass einen
der Glaube neu sehen lehrt. Davon merkt
man aber nicht viel, wenn man immer wieder die gleichen Bildworte und Bilder vorgesetzt bekommt.
Bildende Künstler bemühen sich um
solch ein neues Sehen. Aber nur selten erreichen sie eine ähnliche Breitenwirkung
wie die volkstümliche Hitparade banaler
Bilder.
Zugegeben: Jesus hat auch von den Lilien auf dem Felde gesprochen, von Vögeln
im Senfbusch und von einer still wachsenden Saat. Aber eben auch von Frauen
beim Teigkneten, von Verwaltern beim Betrügen, von Söhnen beim Schweinehüten,
von Kaufleuten auf Perlensuche, von listigen Schatzentdeckern und barmherzigen
Ausländern. Seine Bildsprache vom Reich
Gottes hatte eine große Bandbreite und
hat sich nicht auf die immer gleichen Naturmotive gestützt.
Wo tauchen auf unseren Bucheinbänden Schatzsucher mit Detektoren auf oder
Pizzabäcker beim Teigkneten?
Ich lasse meine Fünftklässler den Psalm
23 neu schreiben. Sie übertragen die
Schutzfunktion des Hirten (sie kennen übrigens nur Schäfer) gegenüber der Herde
auf Berufe aus ihrer Lebenswelt: Der Herr
ist mein Bodyguard, Tierpfleger, Arzt, Lehrer, Polizist. Sie machen sich Gedanken
über die Tragweite und die Grenzen ihrer
Bilder. Auch das Bild vom guten Hirten hat
ja seine Grenze. Am Ende wird das Schaf
geschlachtet und gebraten.
Fünf Beispiele für Schülerentwürfe:
Ein Kreuz, an dem sich in zentraler
Position eine Weltkugel befindet,
befestigt mit einem Anker.
Ein Kreuz, aus dem grüne Zweige
und Rosen heraustreiben.
Ein übergroßes Smartphone –
auf dem Display eine Auswahl ganz
verschiedener Kreuz-Apps, die je
nach Gefühlslage – verliebt, leidend,
chaotisch… angeklickt werden können.
Ein Kreuz in Form eines Hashtags –
Symbol für Verbundenheit,
Kommunikation, Gemeinschaft.
Ein Kreuz in Form eines facebook-f
mit Gekreuzigtem und einem Gefälltmir-Button.
Auch wenn das alles theologisch diskutabel ist – es ist allemal spannender und
innovativer als das, was einem sonst viel
zu häufig vor die christliche Netzhaut
kommt.
Wo tauchen
auf unseren
Bucheinbänden
Schatzsucher mit
Detektoren auf
oder Pizzabäcker
beim Teigkneten?
Es atmet reformatorische Luft.
Meine Neuntklässler transformieren
biblische Metaphern in ihre Welt. Wo von
Gott als Feuer die Rede ist, spiegeln sie
das Motiv der Wärme in einer Heizung.
Wenn von Gottes Stimme die Rede ist,
assoziieren sie Gesang – vielleicht weil
das gesungene Wort besondere Tiefen
erreicht. Wenn von Gottes Treue und
Verlässlichkeit die Rede ist, sehen sie
Gott als Freund – was im Blick auf Joh.
15,13 sehr treffend ist. Wo die Bibel Gott
als Fels und Zuflucht beschreibt, fällt den
Schülerinnen und Schülern Bett, Sofa, Badewanne, TV, Massage, Schokolade, und
Musik ein. Das mag alles nicht der frommen Korrektheit letzter Schluss sein. Aber
es entstehen Bilder, die neu sind, aufregend und weiterführend im Gespräch über
Gott, Glaube und Lebenserfahrung.
Die Zehntklässler bekommen die Aufgabe sich vorzustellen, dass für das alte
Kreuz in ihrer Kirche ein Ersatz gesucht
wird.
Gerhard Müller
ist Pfarrer im Schuldienst und lernt
von seinen Schülern mindestens
genau so viel wie sie von ihm.
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Bausteine
Bausteine
Das Bild vom breiten
und vom schmalen Weg –
eine Ikone pietistischer Frömmigkeit
Charlotte Reihlen (1805 – 1868)
Das „Zwei-Wege-Bild“ wurde von Charlotte Reihlen, einer umtriebigen Organisatorin des schwäbischen Pietismus, 1866
konzipiert und nach ihren Vorstellungen
von einem Grafiker umgesetzt. Die Pfarrerstochter, die schon mit 12 Jahren den
Haushalt für die kranke Mutter führen
musste, hatte als 25 jährige ein Erweckungserlebnis in einem Gottesdienst.
Sie wurde eine rührige Organisatorin des
Pietismus in Württemberg. In Stuttgart
gründet sie etwa eine Diakonissenanstalt
und eine Schule für Mädchen ohne Berufsausbildung, die Mägdeanstalt, und
das evangelische Mörike-Gymnasium.
Für die Farblithografie der zwei Wege organisierte sie Druck und Verteilung des
Bildes, das weit über Württemberg hinaus
Anklang fand. Das Bild ist mit unzähligen
Bibelstellen und Einzelszenen ausgeschmückt. Deshalb werden hier nur vier
Bildausschnitte im Detail vorgestellt.
Auch die
Unzucht lockt
am Sonntag.
2
Der Eingangsbereich des Bildes
Die Mächtigen und Reichen, die Weltklugen gehen nicht mehr in die Kirche
sondern suchen sogar am Sonntag ihr
Vergnügen. Die feine Gesellschaft amüsiert sich im Biergarten bei Kartenspiel
und Alkohol, einer ist schon zu Boden gegangen, ohne dass dies die anderen bekümmert. Auch die Unzucht lockt am
Sonntag, der erste Freier wird rechts
schon mit einem Fingerschnipsen ins turmartige Bordell gelockt, während das gehobene Bürgertum sich im Theater verlustiert. Kein Wunder, denn das Willkommen
zum bequemen breiten Weg wird ja von
den Götzen Venus und Bacchus gehalten.
Endstation Verderben
oberer Teil des Bildes
Gehet durch die enge Pforte, denn der Weg ist breit, welcher zur Verdammnis und
ins Nichts führt, und viele gehen diesen Weg. Der Weg, der zum Leben führt, ist
schmal und die Pforte ist eng und wenige finden diesen Weg.
(aus der Bergpredigt, Matthäus Kapitel 7 Verse 13 und 14)
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Bessert Euch,
indem ihr
Euch anstrengt
und euren Sinn
ändert!
Tierquälereien, Theaterbesuche, Lotterien und Streit sind nur der Anfang auf
dem Weg ins Verderben. Die Apokalypse
kann auch durch staatliche Gewalt, Militarismus und Technik herbeigeführt werden.
Dies wird durch die Dampfeisenbahn und
Kriegsszenen oben im Bild angedeutet.
(siehe Abb. 2)
13
Bausteine
Eine frohe
Botschaft sieht
anders aus!
Der schmale Weg zur Erlösung
Aufrecht mit erhobenem Haupt kommen
nur die Kinder durch die enge schmale
Pforte. Durch die schwere Last ihrer Schuld
werden die Erwachsenen wie von einem
Felsbrocken niedergedrückt. (siehe Abb. 3)
Aber sobald sie sich bücken und ihre
Last abgegeben, können sie schon ihren
Durst löschen und leichter den schmalen
Weg zur Erlösung voranschreiten. Kinderkirche, Zeltmission, Abendmahl und sozialdiakonisches Engagement sind für Charlotte Reihlen wichtige Stationen auf dem
Pilgerweg in den Himmel. (siehe Abb. 4)
Neue Bilder sind nötig
3
4
Viele Aussagen des Bildes sind heute
noch aktuell – etwa die Kritik an unersättlicher Macht und Reichtum, an grenzenlosem Konsum und Vergnügungssucht.
Auch 100 Jahre nach Entstehung des Bildes haben Reformkräfte wie die Öko- und
Friedensbewegung das Narrativ vom bequemen Weg, der ins Verderben führt, bei
Charlotte Reihlen abgeschaut. Von Bill
und Melinda Gates bis hin zu Papst Franziskus wird soziales- und umweltpolitisches Engagement eingefordert. „Bessert
Euch, indem ihr Euch anstrengt und Euren
Sinn ändert!“ wird den Menschen von
Kanzel und Altar, in Kassenzimmern und
Parlamenten zugerufen.
Eine frohe Botschaft sieht anders aus! Da
kommt der Zuspruch vor dem Anspruch!
Theologisch bleibt dieser Erlösungsweg
eine Herausforderung. Wo fängt hier die
Werkfrömmigkeit an und wo bleibt die
Gnade?
150 Jahre nach dem „Zwei Wege Bild“
brauchen wir neue Bilder, welche die Botschaft des Evangeliums neu fassen, vielleicht Bilder vom Sabbat, als Weg zu den
Freuden im himmlischen Jerusalem. Wenn
im Johannesevangelium Kapitel 14 Vers 6
Christus als Weg und wahres Leben beschrieben wird, ist das Bild vom fröhlichen
Tausch, wo der Herr zum Knecht wird und
die Magd zur Chefin, eine neue kreative
Herausforderung.
Dr. Thomas Hoffmann-Dieterich
plädiert als Kulturwissenschaftler für
mutige Bilder, die das Evangelium in
ein neues Licht rücken.
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Der „weiterweg“ in Gschwend –
ein Zeigwerk des Glaubens
Anhand einer Station des ‚weiterwegs‘, den ich gestaltet habe, möchte ich Ihnen
exemplarisch erläutern, wie es hier gelungen ist, ‚Mission im Grünen‘ zu machen,
die viele Menschen – auch Nicht-Christen – erreicht.
Wenn man Nicht-Christen auf einladende
Art und Weise vom Glauben erzählen will,
hat man einen schweren Stand. Wenn
man gar auf die Zehn Gebote zu sprechen
kommt, wird es noch schwieriger, weil die
Menschen dann befürchten, dass sie in ihrer Freiheit und Lebenslust eingeschränkt
werden sollen. Dabei haben die Zehn Gebote ja eine lebensfördernde Funktion,
weil sie uns vor Verletzungen beschützen
wollen. Das gilt sowohl für das Verletzen
anderer, als auch für Verletzungen, die wir
uns selbst durch Fehlverhalten zufügen.
Leitplanken des Lebens
Ihnen einen geschützten Weg durch das
Leben ermöglichen.“
Auf diese Art und Weise haben glaubensferne Besucherinnen und Besucher
die Wahlfreiheit, ob sie christliche Texte
lesen wollen oder nicht. Das führt jedoch
bei fast allen dazu, dass sie beide Tafeln
lesen und den christlichen Text als ein
freundliches, freibleibendes Angebot verstehen, sich mit christlichem Gedankengut auseinander zu setzen. Christliche Leserinnen und Leser wiederum bekommen
einen Hinweis darauf, wie man mit nichtreligiösen Worten von den Reichtümern
des Glaubens berichten kann.
Die Zehn
Leitplanken – jede
davon acht Meter
hoch – sprechen
aber auch für sich.
Die Zehn Gebote sind einfach gute Leitplanken! Dies wird auf dem „weiterweg“
mit der Station ‚Leitplanken des Lebens –
Die Zehn Gebote‘ erfahrbar gemacht. An
allen Stationen des „weiterwegs“ gibt es
zwei Texttafeln.
Auf der einen ist eine Bibelstelle bzw. ein
christlicher Text zu lesen. Bei der Station
‚Leitplanken des Lebens – Die Zehn Gebote‘
ist es dieser: „Ich freue mich über den Weg,
den deine Mahnungen zeigen, wie über
großen Reichtum. Ich habe Freude an deinen Geboten, sie sind mir sehr lieb.“
(Ps 119, 14 +47)
Zugängliche Sprache
Auf der anderen steht ein Lebensweisheitstext, der bewusst auf christliches Vokabular verzichtet.
An dieser Station lautet er:
„Stellen Sie sich bitte eine Passstraße mit
Leitplanken vor. Die Leitplanken bewahren Sie vor dem Sturz in den Abgrund.
Kleine Unfälle, Dellen und Kratzer gehören wohl dazu. In allen menschlichen Gemeinschaften gibt es Leitplanken in Form
von Regeln und Gesetzen, welche die
Menschen vor dem Absturz bewahren.
Lassen Sie sich schützen! Halten Sie sich
an die Spielregeln. Niemand, dem das Leben lieb ist, stürzt sich freiwillig in den
Abgrund. Nutzen Sie die Leitplanken, die
Das Bild spricht
Die Zehn Leitplanken – jede davon acht
Meter hoch – sprechen aber auch für sich.
Sie sind zum Himmel hin ausgerichtet,
weil sie uns einen beschützten Weg durch
diese Welt ermöglichen wollen, der letztlich himmelwärts geht.
Martin Burchard lebt und arbeitet in
Tübingen / www.weiterweg.info /
www.atelier-burchard.de
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Bausteine
Medien(r)evolution – oder:
Wer nicht kommuniziert, geht verloren
Ein Plädoyer für eine eindeutige Identifikation von Zielgruppen und für mehr
Respekt vor ihren Kommunikationsgewohnheiten
Wer ernsthaft
seine Botschaft
unter die Menschen bringen
möchte, der muss
seine Zielgruppe
und deren Kommunikationsverhalten
kennen und
bedienen.
„Nichts ist beständiger als der Wandel“,
sagt der Volksmund. Schaut man sich die
Veränderung der Medien des letzten Jahrzehnts an, dann trifft dieser Satz voll ins
Schwarze. Jeden Monat starten, meist im
Silicon Valley, neue Start-ups mit Kommunikationsdiensten, die das Ziel haben, unsere Kommunikation nachhaltig zu verändern. 2005 nutzte man SMS und E-Mails.
Gefühlt wurden unsere kirchlichen Verbandszeitschriften noch gelesen. Auf jeden Fall wurden sie in großer Stückzahl
gedruckt und verschickt. Damals konnte
man sich das leisten. Das Porto war bezahlbarer als heute. Jemanden mit einem
Anliegen zu erreichen, war einfach.
2006 kam das iPhone und mit ihm etwas, von dem ich selbst nicht geglaubt
habe, dass es einmal so wichtig werden
würde: das Internet wanderte allmählich
vom Schreibtisch in die Hosentasche.
Nachrichten und Kommunikation wurden
einfacher, aber auch schneller. 2015 gibt
es im aktuellen „Krieg der Kommunikationsmittel“ einen klaren Gewinner: Mark
Zuckerberg und sein Imperium.
Und es gibt einen klaren Verlierer: uns.
Denn wir, die mit unseren Nachrichten
und Anliegen Menschen erreichen wollen,
müssen viel mehr Dinge beachten und auf
so vielen Plattformen wie noch nie unsere
Informationen spielen.
Das Kommunikationsverhalten differenziert sich aus. Da braucht es für die Kommunikation mit der Zielgruppe 20+ noch
facebook. Für die Altersklassen darunter
WhatsApp (gehört auch facebook) oder,
wenn mehr mit Bildern gearbeitet wird
(und ein gutes Bild sagt eben wirklich
mehr als 1000 Worte) den Bilderdienst Instagram (man hat es geahnt: gehört auch
Facebook). Schafft man es, gute Videos
zu produzieren, braucht es YouTube. Wer
Inhalte sofort und live ins Netz bekommen
will, braucht Dienste wie Periscope oder
Twitter, denn hier geschieht Echtzeitkommunikation. Wer noch näher an der Jugend sein will, das Tool Snapchat. Gute
Wortbeiträge wie Predigten oder Vorträge
gehören in Podcasts oder auf Plattformen
wie Soundcloud.
Neue Dienste legen zu
Wer heute unterschiedliche Milieus und
Altersgruppen erreichen will, braucht mehr
als facebook. Erreichte man noch 2012
viele Jugendliche dort, ist das Netzwerk in
der Zwischenzeit von „den Alten überflutet worden“ – so die Jugend. Und wie es
immer ist, wenn Räume der Jugend auch
von Erwachsenen eingenommen werden
– es entstehen neue Nischen und Plätze.
Früher war es einfach: Man hat einen
Text in eine E-Mail geschrieben und es war
klar: sie wird gelesen. E-Mails sterben gerade aus. In der Echtzeitkommunikation
sind sie zu langsam, zu angestaubt. Man
skypt, schreibt sich WhatsApp-Nachrichten, iMessages. Selbst in Firmen verliert
die E-Mail immer häufiger gegen Chats
oder eigene, interne soziale Netzwerke.
Kommunikationsgewohnheiten
ernst nehmen
Schöne neue Welt? Wenn man nicht tagtäglich mit der Materie zutun hat, vermutlich nicht. Eher pures Chaos und blankes
Entsetzen über so eine Kommunikationsvielfalt. Ein Pfarrer meinte unlängst zu
mir: „das ist langsam wie beim Turmbau
zu Babel.“ Ich gebe es zu: Es ist nicht leicht,
den Überblick zu behalten. Und auch ich
installiere in der Zwischenzeit nicht jede
neue Kommunikations-App auf meinem
Smartphone, wohlwissend, dass manche
dieser Trends und Start-ups nicht ewig leben werden. Aber es kann auch Spaß machen, Dinge auszuprobieren.
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Fotolia©tai111
Wer ernsthaft seine Botschaft unter die
Menschen bringen möchte, der muss seine Zielgruppe und deren Kommunikationsverhalten kennen und bedienen. Man
muss nicht jede der oben genannten
Plattformen nutzen. Aber man muss sein
Ohr an den eigenen Zielgruppen und deren Kanälen haben. Was nützt der schönste Flyer, die redaktionell hochwertigste
Zeitschrift, wenn sie nicht von der relevanten Zielgruppe gelesen wird? Man
muss sich klar machen: Wen will ich erreichen und wie wird dort kommuniziert? Im
Zweifel heißt das: Ängste überwinden
und Dinge ausprobieren.
Neue Sites aufschlagen
Als kleine Agentur haben wir gerade
eine Webseite für eine Kirchengemeinde
umgesetzt (www.eki-boe.de). Sie sieht
anders aus als der klassische Gemeindebaukasten. Dieser spricht eben auch nur
eine bestimmte Zielgruppe an. Wir haben
auf dieser Webseite viel neu und auch viel
anders gemacht. Weg von viel Information
und langen Texten, hin zu großen Bildern
und mehr Emotionalität. Dass es den Gemeindebrief auch digital gibt, ist selbstverständlich. Und natürlich gibt es die
Predigten zum Nachhören – nicht auf Kassetten, sondern als Podcast. Dass die Abrufzahlen nicht in den Tausenden liegen,
ist klar. Das wäre aber auch nicht realistisch. Das Ziel war: Jüngere Menschen mit
ihrem Kommunikationsverhalten und ihrer Mobilität abzuholen. Da ist natürlich
noch Luft nach oben - aber man muss
auch seine Ressourcen kennen. Ist dieser
Kommunikationsmix nun die Lösung?
Vielleicht. Einen Versuch ist es allemal
wert. Aber es wird auch für diese Gemeinde eine Aufgabe bleiben, die Zielgruppe
und ihr Kommunikationsverhalten weiter
im Blick zu behalten.
Flo(rian) Maier, Nufringen, Diakon.
Hat im Job und in der Freizeit immer
mit „Digitalkram“ zu tun. Für mehr
Infos: www.digitalkram.de
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Bausteine
Kfm-intern
Faszination Lego-Bibel
Brendan Powell Smith ist Atheist; und seine Umsetzung der
Hebräischen Bibel mithilfe von Lego-Szenarien (The Brick
Testament) wurde ein Riesenerfolg. Legosteine hält er für ein
„really interesting art medium“, mit dem sich Vorstellungen von
einem liebenden Gott und blutige Geschichten aus der Bibel in ironischer Brechung aufeinander beziehen lassen. Überaus anregendes
Material für die Arbeit mit Jugendlichen, wie Tabea Hieber feststellen
durfte.
Dies hat mich
angespornt,
selber eine
Geschichte aus
der Bibel mit
meinen
Lego-Steinen
nachzubauen.
*Brendan Powell Smith,
Das Alte Testament in ganz
neuem Gewand, Lübbe
Begeistert habe ich den Schülerinnen
und Schülern der 6. Klasse die Legobibel*
gezeigt. Nach den Ferien überraschte
mich ein Schüler und präsentierte mir seine mit Lego-Steinen nachgebaute biblische Geschichte aus dem NT. Sie bildete
die Grundlage für einen Schulgottesdienst, den die Klasse zum Ende des
Schuljahres gestaltete.
Drei Fragen an Moritz:
1. Was hat dich motiviert, eine biblische
Geschichte mit Legos nachzubauen?
Im Religionsunterricht wurde uns eine Bibel gezeigt mit Geschichten, die aus Lego
nachgebaut wurden. Dies hat mich angespornt, selber eine Geschichte aus der Bibel mit meinen Lego-Steinen nachzubauen. Und natürlich, weil es Spaß macht mit
Lego zu bauen.
2. Welche Überlegungen hattest du im
Blick auf die Gestaltung?
Ich wollte so viele Details wie möglich
nachbauen. 3. Warum hast du dir gerade diese Geschichte „Fischzug des Petrus” ausgesucht?
Die Geschichte war einfach nachzubauen. Zumindest dachte ich das, bis ich
dann angefangen habe und die Geschichte
immer mehr ausschmückte… Es ist auch
eine schöne Geschichte. Moritz Staiger
besucht inzwischen die 8.Klasse des
HGG Markgröningen. Tabea Hieber
unterrichtet dort seit vielen Jahren
sehr gerne evangelische Religion.
Reformanstoß:
Neue Gemeinden braucht das Land!
Kirchen- und Gemeindebilder fördern oder behindern lebendige Kirchenentwicklung.
Eine zukunftsfähige Kirche muss neue Gemeinden gründen und ein dementsprechendes Bild von Kirche finden. Dafür steht Kirche für morgen (Kfm) von Anfang an.
Willi Beck skizziert, warum er dieses Anliegen in die Synode einträgt.
Fokus: Gemeindeeinbindung
Je verbundener Menschen sich mit ihrer Gemeinde fühlen, desto wahrscheinlicher weisen sie eine
religiöse Praxis und ein christliches Einstellungsprofil auf.1 Wo Menschen in keine geistliche Gemeinschaft eingebunden sind, ist ein schleichender Prozess in die religiöse Indifferenz wahrnehmbar, die schließlich zum Austritt führt. Die Kirche
der Zukunft sollte deswegen alles tun, damit sich
„Vergemeinschaftung“ ereignen kann. Das ist für
mich verknüpft mit dem Bild von Gemeinde als Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern, in der
sich eine hohe Verbundenheit herausbilden kann.
Problemfeld:
Vergemeinschaftung
Was die einen anziehend finden, stößt andere
ab. Längst ist klar, dass sich nicht jede mit jedem
vergemeinschaften lässt. Zwar lassen sich milieuorientierte Angebote platzieren, die den kirchenfernen Milieus punktuell entgegen kommen. Als
Landeskirche haben wir möglicherweise Zugänge
zu allen Milieus. Die notwendige Vergemeinschaftung ist damit jedoch noch nicht im Blick. Dazu
sind strukturelle und mentale Veränderungen nötig. Ansonsten werden uns die Menschen weiterhin davonlaufen.
Dr. Willi Beck UniSA
Sulzbach/Murr
Diakon und Gemeindeleiter
Vision und Kirchenbild:
Vielfältige Gemeinden
Will man kirchenferne Milieus nachhaltig mit
dem Evangelium erreichen, wird man in den Milieus Vergemeinschaftungsprozesse als Gemeindebildung anstoßen müssen. Eine Beheimatung in
konventionellen kirchennahen Milieus gelingt
nicht mehr. Wir brauchen ein Kirchenbild, das eine
vielfältige Gemeindegründungsbewegung integrieren kann – um der Menschen willen. Wir sprechen von FreshEx-Projekten und Initiativen – aber
das ändert nichts daran, dass eine solche Arbeit
am Ende auf Gemeindegründung hinausläuft,
wenn Nachhaltigkeit im Fokus ist.
Aufbruchsimpuls:
Duale Ausbildung
Will Kirche aufbrechen, wird sie Pioniere aufspüren und fördern, die das Evangelium dorthin zu
tragen fähig sind, wo die bestehende Kirchengestalt und -kultur an ihre Grenzen kommt. Das
könnten Familienväter oder junge Mütter sein,
Bauingenieure, Kfz-Mechaniker, Bürokauffrauen
oder Vorruheständler. Sie wird differenzierte Möglichkeiten schaffen, diese Pioniere nebenberuflich
auszubilden und die Ausbildung an konkrete
Gründungsprojekte innerhalb der Landeskirche
knüpfen. Sie wird versuchen, sich an die Spitze
einer Gründungsbewegung zu setzen, die bereits
im Gange ist – außerhalb der Landeskirche. Die
notwendigen Ressourcen hätte sie.
1 Engagement und Indifferenz. V. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft 2014, S.43ff.; Wachsende Kirche – Auf der Suche nach
Zugangswegen, Beck, Willi 2012, S.280.
Kfm Forum 2016 – Reformation heute
am Sonntag, 26. Juni 2016 in Stuttgart
Wir freuen uns sehr, schon jetzt zu
einer der wichtigsten Veranstaltungen von Kirche für morgen einzuladen: das Forum am Sonntag, 26.
Juni 2016 in Stuttgart.
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Für dieses besondere Forum haben wir
einen besonderen Veranstaltungsort
gefunden: den Hospitalhof. Tradition
trifft Erneuerung, mitten in Stuttgart,
mitten bei den Menschen. Was könnte
Ganz im Zeichen des anstehenden Re- besser zum Reformations-Forum von
Kfm passen?
formationsjubiläums werden wir uns
Auch einen Ausblick auf das Provisionär und zugleich bodenständig
mit der Zukunft unserer Kirche befas- gramm können wir schon geben:
sen und uns von Luther inspirieren las- Gastfreundschaft im Sinne Luthers
erleben. Interessante Gäste: u.a.
sen „Wenn nicht jetzt, wann denn?“
Dr. Fabian Vogt, Theologe
und Schriftsteller, Best-of-Kirchenkabarett mit Duo Camillo, Musik,
Markt der Möglichkeiten, Kinderbetreuungsangebot und viele Impulse
für das Reformationsjahr und für die
Kirche der Zukunft. Gemäß dem
Kfm-Motto „Andere feiern Jubiläen.
Wir gestalten Zukunftskongresse“.
Also am besten schon jetzt vormerken!
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Zu guter Letzt
Schlussbild - Schlusswort
Ein Baumarkt setzt aufs Wort.
Das Wortspiel ist es, was wirkt.
Das Bild im Hintergrund bleibt
austauschbar.
Die längste Praline der Welt?
Die Leistung aus Leidenschaft?
Die besten Filme aller Zeiten?
Und die Steine, auf die Sie bauen
können?
Plakate, Spots, Clips, ganzseitige
Vieles ist sogar in unsere AlltagsAnzeigen in Hochglanzoptik.
sprache eingewandert:
In der Werbung wird viel Geld in Bil- Das „Wisch und Weg!“, das
der investiert.
„Da weiß man, was man hat!“,
Aber sind es nicht – wie bei dieser das „Nichts ist unmööööööglich!“
Werbung - die Sprüche, die sich in
und das „Und läuft und läuft und
unser Gedächtnis eingraben?
läuft…“ sowieso.
Bleiben die Bilder auch in Erinnerung?
Wirken auch sie noch länger nach?
Das Bild in der Werbung ist der EyeCatcher. Der Effekt für den Moment,
das Medium für Aufmerksamkeit,
für die schnelle Emotion und die
spontane Attraktivität.
Gewiss setzt es sich auch irgendwo
in uns fest und prägt uns.
Aber es verblasst rasch.
Was lebendig bleibt, ist der Spruch,
der Slogan, das Wortspiel.
Wir übernehmen ihn, spielen mit
ihm, nutzen ihn humorvoll und kreativ in neuen Zusammenhängen.
Er bereichert unseren Sprachschatz
und fördert unsere Fantasie.
Vielleicht ist das – mitten in der Bilderflut und von einer Seite, von der
man es nicht unbedingt erwartet
hätte – eine gute Nachricht für eine
Kirche des Wortes:
Dass es am Ende doch das Wort ist,
das bleibt.
Ein Freibrief zur Bilderfaulheit ist
das aber nicht: Wenn wir wollen,
dass das Wort mitten in der Bilderflut überhaupt wahrgenommen
werden kann, dann muss es mit
den besten Bildern verknüpft werden, die wir finden können.
Gerhard Müller
www.kirchefuermorgen.de