3.2015 Wenn Ohren Augen machen Wort und Bild www.kirchefuermorgen.de Biblische AtheistenPhantasie Hirte oder Bodyguard? Kommt der Glaube durchs Bild? Legospielen für Fortgeschrittene Schüler auf der Suche nach neuen Bildern Der Künstler Martin Burchard Editorial & Inhaltsverzeichnis Liebe Leserinnen und Leser, die 16-19jährigen zeigen wohin die Reise geht: Das Bild gewinnt. Der Internetdienst Instagram wird bei ihnen immer beliebter. Während bei facebook auch noch das Posten von Texten – und damit das Wort – eine Rolle gespielt hat, geht es bei Instagram fast ausschließlich ums Bild. Der Trend zum Bild ist nicht neu. Er ist nicht gut und nicht schlecht. Aber für eine „Kirche des Wortes“ bringt er Herausforderungen mit sich. Mit dieser Ausgabe des Zitronenfalters wollen wir dieser Entwicklung nachspüren, um zu sehen, welche neuen Möglichkeiten der Kommunikation des Evangeliums sie eröffnet oder sogar fordert. Ganz verschiedene Blickwinkel sollen helfen, Beziehungen von Wort und Bild zu entdecken und einzuordnen. Den reformatorischen Versuchen, das Verhältnis zwischen Wort und Bild zu bestimmen, geht Martin Ilert im Grundsatzartikel nach. Dass man es in der Folge auch im evangelischen Umfeld durchaus verstanden hat, mit Bildern Vorstellungen zu prägen, erhellt Thomas Hoffmann-Dieterich in seiner Beschäftigung mit der Darstellung „Vom breiten und vom schmalen Weg“. Eine besondere Stellung in diesem Heft nimmt das Gespräch mit Martin Burchard ein. Der Tübinger Künstler setzt sich in seinem Werk intensiv mit der wechselseitigen Durchdringung von Wort und Bild auseinander und sucht dafür nach lebensdienlichen und – im besten Sinne – „Sinn-vollen“, zeitgenössischen und in die Breite wirksamen Ausdrucksformen. Apropos Zeitgenossenschaft und Wirksamkeit in die Breite: Der Beitrag von Floh Maier reflektiert die Bedeutung der Medienrevolution für das Zusammenspiel von Wort und Bild; und Moritz Staiger stellt mit seiner Lego-Geschichte eine etwas andere „Bilderbibel“ vor. Schließlich dürfen Sie, liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie denn mögen, zum Stift greifen und sich selbst ein Bild vom Wort oder ein Wort vom Bild machen. Wir haben dafür für Sie eine Seite freigelassen… Das Redaktionsteam des Zitronenfalters wünscht Ihnen eine zitronenfrische Lektüre. 2 Gerhard Müller Mitglied des Redaktionsteams Positionslicht Wenn Ohren Augen machen – Wort und Bild Editorial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 2 Wort und Bild Kfm-Positionslicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3 Jens Schnabel zum Titelthema Die Kirchen der Reformation und ihr Umgang mit Bildern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 4 Kirchenhistorische Grundlagen von Dr. Martin Ilert (EKD) Porträt Martin Burchard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6 Karlfriedrich Schaller über den Tübinger Künstler Mach Dir selbst ein Bild! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 8 Gestalten Sie Ihre Vorstellung von Wort und Bild Die Symbiose von Wort und Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 9 Karlfriedrich Schaller zur Verschränkung von Sehen und Sagen Der Herr ist mein Bodyguard. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 10 Gerhard Müller fragt nach zeitgemäßen Bildworten Bausteine Der breite und der schmale Weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12 Thomas Hoffmann-Dieterich auf den Spuren eines prägenden Bildes Der Weiterweg in Gschwend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 15 Nahaufnahme eines Werkes von Martin Burchard Medienrevolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16 Floh Maier zu den Herausforderungen neuer Kommunikation Faszination Lego-Bibel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18 Tabea Hieber und Moritz Staiger über Klötzchen-Kreationen Kfm-intern Dr. Willi Beck: Aus der Synode. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 19 Ingo Sramek: Einladung zum Forum 2016. . . . . . . . . . . . . . . Seite 19 Zu guter Letzt Schlussbild: Die Baumarktwerbung und das Wort . Seite 20 Einladung: Christmas Rock in Nürtingen. . . . . . . . . . . . . . . . Seite 20 Impressum Der Zitronenfalter wird herausgegeben von Kirche für morgen e.V., Am Auchtberg 1, 72202 Nagold Fon: (0700) 36 69 36 69, [email protected], www.kirchefuermorgen.de Erscheinungsweise: 3 x jährlich. Bestellung (auch weitere Exemplare) bei der Geschäftsstelle. Die Zusendung ist kostenlos. Bankverbindung: Evangelische Bank eG. Kassel IBAN: DE43520604100000 419435 BIC: GENODEF1EK1 Wir danken allen, die durch ihre Spende die kostenlose Weitergabe des Zitronenfalters ermöglichen. Redaktionsteam: Gerhard Müller, Sigmaringen (ViSdP); Claudia Bieneck, Malmsheim; Dr. Barbara Fritz, Stuttgart; Pina Gräber-Haag, Gronau; Tabea Hieber, Markgröningen; Dr. Heiko Hörnicke, Stuttgart; Dr. Thomas Hoffmann-Dieterich, Rottenburg; Carmen Lauble, Remshalden; Werner Lindner, Winnenden; Johannes Stahl, Göppingen; Karlfriedrich Schaller, Tübingen; Reinhard Wenzelmann, Kirchheim/Teck Layout: AlberDESIGN, Filderstadt Druck: Druck + Medien Zipperlen GmbH, Dornstadt Versand: LWV. Eingliederungshilfe Tannenhof Ulm Redaktionsadresse: [email protected] und über die Geschäftsstelle Anzeigenpreise: [email protected], FAX: 07195-979759 Titelbild: Martin Burchard Wort und/oder Bild ?! In der Geschichte des Christentums wurden Bilder immer wieder kritisch gesehen und gerade die evangelische Kirche versteht sich als eine Kirche des Wortes. Braucht die Kirche also Bilder oder sind sie womöglich eine Gefahr? Jens Schnabel, 1. Vorsitzender von Kfm, fragt nach der Bedeutung von Wort und Bild für die Kirche heute. Bilder prägen Ob wir es wollen oder nicht, Bilder haben eine starke Wirkung auf uns Menschen. Wenn ich von einem schrecklichen Geschehen lese, dann mag mich das beschäftigen. Die Worte klingen nach. Wenn ich aber Bilder davon sehe, lässt es mich nicht mehr so leicht los. Genauso ist es bei positiven Ereignissen. Bilder prägen uns. Sie sind stärker als Argumente. Jeder Begriff, jedes Wort, ist im Gehirn mit Bildern verknüpft. Was ich innerlich vor Augen habe, prägt mein Handeln. Bilder brauchen Worte Bilder können aber auch täuschen, können von wichtigen Dingen ablenken. Wir brauchen Hilfen, um mit der täglichen Bilderflut umgehen zu können. Es braucht Worte, die erklären, einordnen, gewichten. Worte, die deuten, vertiefen oder warnen. Worte schaffen Klarheit. Sie helfen, Dinge eindeutig fest zu legen, sei es in Verträgen, Gesetzestexten oder Absichtserklärungen. Auch in jeder Beziehung braucht es Worte, die Verlässlichkeit geben, braucht es ein klares „Ja“ oder ein deutliches „Nein“. Für Dinge, auf die ich mich felsenfest verlassen kann, braucht es Worte, nicht nur Bilder. Das lächelnde Gesicht des Partners allein ist es noch nicht. Es braucht auch den Satz: „Ich liebe dich!“ Da sind Bilder von Gott, der als „Burg“, „Schild“, „Schirm“ usw. bezeichnet wird. Es gibt Bilder für die Ewigkeit, die als „Gastmahl“ oder „Wohngemeinschaft“ beschrieben wird. Solche Bilder helfen uns, die Worte zu verstehen und schließen uns weitere Dimensionen auf. Oder wie es ein arabisches Sprichwort ausdrückt: „Ein guter Erzähler macht aus dem Ohr ein Auge.“ Für Dinge, auf die ich mich felsenfest verlassen kann, braucht es Worte, nicht nur Bilder. Konsequenzen Das Bild ist Teil der Leiblichkeit des Wortes. „Das Wort ward Fleisch“ (Joh 1,14), darum können für uns Christen Wort und Bild gar kein Gegensatz sein. Wenn wir die Menschen in ihrer Ganzheitlichkeit ernst nehmen, dann werden wir Wort und Bild nutzen, um Menschen mit dem Evangelium von Jesus Christus bekannt zu machen! Oder mit den Worten von Franz von Assisi: „Predige das Evangelium zu jeder Zeit und wenn nötig, benutze Worte.“ Wie es ein arabisches Sprichwort ausdrückt: „Ein guter Erzähler macht aus dem Ohr ein Auge.“ Worte brauchen Bilder Auf der anderen Seite brauchen Worte Bilder. Worte, die mit keinen inneren Bildern verknüpft sind, bleiben abstrakte Begriffe. Wir haben die Taufe und das Abendmahl als „Wort-Zeichen“. Hier sind Worte mit Bildern auf elementare Weise verknüpft. Von Jesus sind viele Zeichenhandlungen überliefert. Unsere biblische Tradition ist voll von Bildern. Dr. Jens Schnabel, Gemeindepfarrer in Sindelfingen, 1. Vorsitzender von Kirche für morgen 3 Wenn Ohren Augen machen Die Ablehnung der Bilder überwinden Mit diesem Monat endet das Themen-Jahr „Bild und Bibel“ im Rahmen der Reformations-Dekade. Wie der Protestantismus zu Bildern steht, verrät auch etwas über seine Sicht auf die ökumenischen Partner. Dr. Martin Illert, Oberkirchenrat in der EKD, teilt seine Beobachtungen, was evangelische Christen zu Bildern zu sagen haben. Eine problematische Erzählung Die Frage, welche Bilder Leben zerstören und welche es fördern, ist daher angemessener als die pauschale Verurteilung der religiösen Bilder. Es gibt kaum einen Beitrag zum Bild aus evangelischer Perspektive, der nicht eine Nacherzählung der Auseinandersetzungen um die Bilder in der Reformationszeit enthält. Der Tenor dieser Zusammenfassung lautet meistens ungefähr so: „Den Reformatoren begegneten Bilder vor allem als Kultobjekte: Altäre, Statuen, Andachtsbilder und viele andere Gegenstände dieser Art. Die Reaktion der Reformatoren auf die Verehrung dieser Bilder fiel unterschiedlich aus: Der reformierte Flügel ächtete die Bilder und verbannte sie aus seinen Kirchen, die Lutheraner beschnitten die Funktion der Bilder auf den Unterricht für die Gläubigen. Beide Flügel der Reformation gaben damit der Kunst ihre Autonomie. Sie befreiten die Kunst von der religiösen Indienstnahme und wurden so zu Geburtshelfern der Neuzeit“. Auch Kunsthistoriker haben diese Narration immer wieder gern nacherzählt. Unkritisch sollten wir sie allerdings nicht übernehmen, denn ihr liegt der Fortschrittsglaube des 19. Jahrhunderts zugrunde, der sich selbstgefällig in eine Linie mit Aufklärung und Moderne bringt. Dem historischen Befund entspricht das nur zum Teil. Dafür beinhaltet es – unausgesprochen – ein ökumenisch fatales Fremdbild des Katholizismus und der Orthodoxie als unaufgeklärte und rückständige Formen des Christentums. Die Bild-Thematik im ökumenischen Dialog Gerade wer sich in der Tradition der Aufklärung sieht, sollte die Argumente der Anderen zur Kenntnis zu nehmen, bevor die eigene Position entfaltet wird. Mit Blick auf die Bilder: Zuerst müssen wir von den ökumenischen Partnern hören, warum sie mit den Bildern so umgehen wie sie es tun. Im Dialog mit der Orthodoxie, in diesem Fall den Vertre- 4 tern des Ökumenischen Patriarchats, führte das Auf-einander-Hören dazu, dass die Vertreter der EKD ihr Bedauern über die Bilderzerstörung der Reformation zum Ausdruck brachten. Angesichts des heute auch in der Kirche gelebten, beinahe ununterbrochenen Umgangs mit Bildmedien, regten die evangelischen Teilnehmer an, die Positionen der Reformationszeit kritisch zu rezipieren und vor allem die theologischen Potenziale der bildlichen Reden in den biblischen Texten und in der neueren protestantischen Theologie auszuleuchten. Eine Grundeinsicht dieser Gespräche lautete, dass – entsprechend der Meinung der Orthodoxen und der römisch-katholischen Glaubensgeschwister – Gott sich nicht in einem Bild fixieren lässt. Wer auch heute noch die eigene Bildlosigkeit mit diesem (freilich reformatorischen!) Argument verteidigt und die Gegenposition so darstellt, hat im Dialog nicht zugehört oder hat gar einen Dialog noch nie geführt. Wer im Zeitalter von IS die Gewalt bei den Zerstörungen von religiösen Bildern als eine Art Kollateralschaden der Aufklärung rechtfertigt (auch dies ist im Themenjahr geschehen!), muss sich fragen lassen, ob er dies auch für die Hexenprozesse tun würde. Denn in ihrer Dämonisierung des zu Vernichtenden weist die Hassrede gegen die Bilder ja erschreckende Entsprechungen zu den Parolen der Hexenverfolger auf („Gott heisst die Bild zerbrechen“ und „Huss mit inen in ein fhür“ schreibt der Zürcher Reformator Ludwig Hätzer über die Bilder). Diese Dämonisierung unter einer Erzählung des Voranschreitens auf dem Weg zur Aufklärung zu begraben, scheint mir historisch fragwürdig und theologischen wenig dialogoffen zu sein. Die eigene konfessionelle Realität wahrnehmen Zu Recht spricht man mit Blick auf die Verbreitung des Buchdrucks von der Epoche der Reformation als einem Zeitalter der medialen Revolution. Ebenso unbestreitbar scheint es mir, dass wir heute erneut einen medialen Umbruch erleben. Die computergestützten Bilder erzeugen global eine virtuelle Realität, der wir uns nicht den Hinweis auf die Bildlosigkeit der eigenen Religion verweigern können, sondern an der wir ungefragt teilhaben. Die Frage, welche Bilder Leben zerstören und welche es fördern, ist daher angemessener als die pauschale Verurteilung der religiösen Bilder. Längst hat sich der „pictorial turn“ vollzogen: Alltäglich und in allen Lebensbezügen sind wir von Bildern überschwemmt. Nur wenn wir über die Religion sprechen, dann tun manche noch immer so, Zuerst müssen wir von den ökumenischen Partnern hören, warum sie mit den Bildern so umgehen wie sie es tun. als seien wir noch im sechzehnten Jahrhundert und als seien wir frei, uns auch für die Bildlosigkeit zu entscheiden. Ist das womöglich ein protestantischer Selbstbetrug in einer Welt, in der selbst ein Aufsatz, der die Bilder für die Religion verwirft, nicht ohne Illustrationen auskommt? Gilt es nicht vielmehr heute, zu unterscheiden zwischen den Bildern, die Leben fördern und denen, die es zerstören, zwischen Idolatrie und Frömmigkeit? Ökumenischer Dialog ist Arbeit an Bildern Eine solche, differenzierende Fragestellung wäre ökumenisch anschlussfähig. Aus meiner Sicht ist auch das eigene Ökumene-Verständnis nicht vom Bildverständnis zu trennen, denn auch hier arbeiten wir mit Selbst- und Fremdbildern, mit Projektion und Verzerrungen. Unverzichtbar aber ist die Arbeit an diesen Bildern, die Differenzierung und das Aufbrechen der Stereotypen. Wo das Bilderthema im ökumenischen Dialog bearbeitet wurde und dies dazu beitrug, Selbst- und Fremdbilder kritisch zu überprüfen, ist jedenfalls ein Schritt auf diesem Weg getan. Dr. Martin Illert, Oberkirchenrat für Orthodoxie, Ökumene und Stipendien 5 Wenn Ohren Augen machen MartBurchard in Ein Porträt Im Internet: www.atelier-burchard.de www.weiterweg.info www.christus-projekt.de www.jakobusaltar.de Angefangen hat alles in der Tübinger Jakobusgemeinde. Da wuchs bei Martin Burchard der Wunsch, die frohe Botschaft sichtbar zu machen. Heute ist er einer der wenigen Künstler, die dezidiert christliche Inhalte veranschaulichen. Karfreitag: Kreuz: Holzwerkstoff schwarz, Höhe 3,2 Meter, Breite 6 Meter; Figuren mit Stoff und Plastikfolie umhüllt Er will – wie damals in der In Tübingen lebt seit vielen Jahren Martin Burchard. Inzwischen ist er ein bekannter christlicher Künstler geworden. Seine großen Installationen auf dem „Weiterweg“ bei Gschwend, dem „Lebensweg“ auf der Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd 2014 und z.B. seine neuen Arbeiten in Mundingen (s. Titelseite) lassen Menschen inne halten und staunen. Auch seine Andachtsgegenstände und Postkarten sind einladende Gestaltungen für die Frohe Botschaft und Bestandteil seines „Christus-Projektes“, einer Kooperation mit dem Verlag buch+musik des ejw. Weitere Arbeiten von Martin Burchard sind der mobile Jakobusaltar, der insbesondere für Multifunktionsräume entwickelt wurde, Gestaltungen von Kirchen und Andachtsräumen, die Malerei und Rauminstallationen. Reformationszeit Prediger für das Auge – das Bild wieder Das Wort Künstler hört Martin Burchard in den Dienst der Verkündigung stellen. Himmelfahrt: Papierbahn 18 Meter lang zu seiner Person gar nicht gern. Denn mit dem, was oft unter dem Dialog zwischen Kunst und Kirche verstanden wird, hat sein Anliegen wenig gemein. Kunst, das ist seiner Meinung nach oft eine bildungsbürgerliche Veranstaltung mit erklärungsbedürftigen Kunstwerken. Er ist lieber „Zeig-Werker“ oder ein ‚Prediger für das Auge‘. Er will – wie damals in der Reformationszeit – das Bild wieder in den Dienst der Verkündigung stellen. Ein wesentlicher Bestandteil des reformatorischen „Erfolges“ waren die Flugschriften – das damals schnellste Kommunikationsmittel –, die sehr häufig aus einem Bild und einem kurzen Text bestanden. Eben diese Tradition des 16. Jahrhunderts, einer „Kurzpredigt für das Auge“ versucht Martin Burchard mit seinen gestalterischen Mitteln wieder zu beleben. Die Freude und Dankbarkeit über die Auferweckung Jesu hat ihn veranlasst, einen Kreuzweg Teil II zu gestalten, an welchem Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten als Glaubensaussage ihren lebensbejahenden Stellenwert wieder erhalten. Der Kreuzweg Teil I mit Fasten, Gründonnerstag, Karfreitag und Samstag ist geprägt durch Leid, Schmerz, Schuld und Tod. Das ist auch das Vorurteil von vielen Menschen, die immer weniger Ahnung vom lebendigen Kern des christlichen Glaubens haben. Dagegen möchte Martin Burchard seine „biblia pauperum“, seine Botschaft vom neuen Leben im befreienden Geist Gottes setzen. Seine „Zeig-Werke des Glaubens“ elementarisieren und machen neugierig, bringen Aha-Effekte hervor und heben das Vorurteil auf, dass der christliche Glaube eine Ansammlung moralinsaurer Vorschriften sei. Dabei bedient er sich einer Bildsprache und kurzer Texte, die jede und jeder versteht. Hochschule für visuelle Glaubenskommunikation? Seltsam, es gibt eine Hochschule für Kirchenmusik, die OrganistInnen und KantorInnen ausbildet. Wo ist die Hochschule für visuelle Glaubenskommunika- tion? Liedermacher gibt es wie Sand am Meer, Bildermacher – sind eher selten! Bei Lobpreisliederbüchern folgt Auflage auf Auflage. Aber kennen sie Lobpreisbilder? Dabei erfolgt heutzutage die erste Kommunikation bei den Menschen in unseren Breitengraden über das Bild. Sie öffnen eine Seite mit dem Handy und wenn das Bild interessant genug ist, lesen sie weiter. Die meisten kirchlichen Homepages seien verkappte InternetZeitungen mit meist textüberfrachteten Informationen und Neuigkeiten über das, was die Institution Kirche macht. Wo bleiben da die Verkündigung und der Glaubensinhalt? Solche Fragen treiben Martin Burchard um. Verkündigung mit Breitenwirkung Er will eine Renaissance der „biblia pauperum“, der verständlichen Verkündigung mit Breitenwirkung. Er will Menschen dazu einladen, in den Reichtümern des christlichen Glaubens und seiner Spiritualität nach Antworten zu suchen. Der Publikumserfolg z. B. beim Weiterweg in Gschwend gibt ihm dabei Recht. Dort treffen sich z.B. der Schützenverein und Betriebsausflüge ebenso wie Kirchengemeinden und Heimatvereine. Und wenn sie dann am großen Abendmahlstisch versammelt sitzen (bis zu 60 Personen an einem Tisch), dann scheint ein Stückweit jener Ort auf, den Jesus so oft in seinen Gleichnissen vom Himmelreich mit Worten vorgemalt hat. Zur Person Martin Burchard, geboren 1956, Studium der Diplom-Pädagogik, Ausbildung zum Schreiner, 1999-2002 Ausbildung an der Akademie für Gestaltung, Ulm; Abschluss mit Auszeichnung. Liedermacher gibt es wie Sand am Meer, Bildermacher – sind eher selten! 6 Karlfriedrich Schaller, Tübingen, Pfarrer i.R., engagiert im Gemeindeaufbau Seit 2002 freischaffender Künstler. Hinwendung zum christlichen Glauben im Alter von 36 Jahren 7 Wenn Ohren Augen machen Wenn Ohren Augen machen Mach dir selbst ein Bild! Die Symbiose von Wort und Bild Die Beziehung von Wort und Bild ist so unauflöslich verschränkt wie das Ei und die Henne. Das eine gibt es nur, weil es das andere gibt und was zuerst da war, ist eine rein theoretische Frage. Am Anfang war – das Wort? Im Anfang war das Bild! Ob das die Höhlenzeichnungen unserer Vorfahren sind oder das Urpferdchen aus der Lonetalhöhle, wir haben keine sprachlichen Zeugnisse aus jener Zeit. Spät erst – vermittelt durch die Schrift - rekonstruieren wir das Wort! Am Anfang war das Bild? Im Anfang war das Wort! „Und Gott sprach!“ so beginnt die Bibel. Ist also alles eine Sprachschöpfung? Was BILDet die Wirklichkeit tiefer ab? Unser Gehörsinn, welcher ja der erste und der letzte Sinn eines Menschenlebens ist, oder der Sehsinn, mit dem wir wahrnehmen, was wir für wirklich halten? (Wobei nichts leichter gefälscht werden kann als ein Bild! Das nennt man dann Ein-Bild-ung) Oder sind das einfach nur zwei Schwerpunkte der beiden Kulturen, aus denen unser christlicher Glaube gewachsen ist. Von einer jüdischen Mutter geboren und unter einem griechischen Vater groß geworden, wundert solch eine Mischung von Wort und Bild nicht mehr. Der Hebräer schreibt, was er sieht. In der griechischen Kultur lernt man durch Hören! Der Herr ist mein Fels und meine Burg! Gott ist allmächtig (Ps 18,3; 31,3f; 71,3) Der Garten der Wonne (Eden) Das Paradies Wenn der Vater Zwiebeln isst und die Mutter Knoblauch, kann man nicht erwarten, dass der Sohn gut riecht! Jugendliche Schwierigkeiten auf Grund des Milieus Fotolia©prapann Siehe(!) ich sage(!) euch (1 Kor 15,51)… 8 Wer mag, kann sein Bild einscannen und an [email protected] mailen. Wir werden die Bilder auf der Homepage von Kirche für morgen präsentieren und eine Auswahl auch auf unserer facebook-Seite posten, wenn uns die jeweiligen Urheber dafür die Erlaubnis geben. Was gibt’s zu sehen, wenn wir hören oder vergeht einem das Hören und Sehen? Wo bleibt das Bild (der Sehsinn) in der neuen Schöpfung? An was hat die Mirjam aus Migdal ihren geliebten Herrn erkannt? Am Sehen oder am Klang der Stimme? Und umgekehrt: An was haben die Jünger in Emmaus den auferweckten Jesus erkannt? An seiner Stimme, die sie zwei Stunden lang gehört haben bei ihrem Gang nach Hause oder an einer Zeichenhandlung? Gibt es im Himmelreich außer den Chören der Engel viel um die Ohren, oder gibt’s da mehr zu sehen? Wenn Jesus in BILD-WORTEN (Gleichnissen) vom Bereich seines Vaters gesprochen hat, sind Feste, offene Vaterarme und viele Wohnungen zu sehen. Bilder prägen sich tief ein, wobei jedes Bild seinen begrenzenden Rahmen hat. Das Bild vom guten Hirten z.B. hat seine Grenze, wo der behütende Hüter sein Schaf dem Metzger abliefert! Ich kenne keinen Hirten (lat.: pastor) bei dem die Schafe an Altersschwäche sterben. Bei aller Wortlastigkeit, im Grunde ruht in jedem Wort ein Bild. Am Anfang war das Wort – am Ende die Phrase! (Stanislaw Jerzy Lec!) Der Turmbau zu Schwafel lässt grüßen! Schaller, Karlfriedrich, Tübingen, Pfarrer i.R., engagiert im Gemeindeaufbau 9 Wenn Ohren Augen machen Wenn Ohren Augen machen Wo ist von Aktienhändlern die Rede (außer in moralisierenden politischen Predigten), die nach dem besonders wertvollen Fonds suchen und alles andere dafür hergeben? Und wo hören wir Gleichnisse von barmherzigen Muslimen oder Juden? Der Herr ist mein Bodyguard – eine Polemik Von Schülern sehen lernen Ich möchte an dieser Stelle anregen, die Joelverheißung (Joel 3,1) ernster zu nehmen, die das Vertrauen beinhaltet, dass die Alten auch etwas von den Jungen lernen könnten. Meine Schülerinnen und Schüler machen es nämlich besser als die Art-Direktoren der Erbauungsliteratur. Regalen, über denen „Religion“ steht, nähert Gerhard Müller sich nur zögerlich und christliche Buchläden betritt er mit größter Vorsicht. Religionsunterricht erteilt er dagegen mit großer Freude. Beides hat für ihn mit Bildern zu tun. Ich kann sie nicht mehr hören, diese ganzen Licht-Weg-Tür-Baum Bildworte in Predigten, Andachten, Liedern und Grußworten. Nein, ich mache es dem Evangelisten Johannes nicht zum Vorwurf, dass er Jesus sich als Weg, Licht und Tür bezeichnen lässt und auch beim Sänger von Psalm 1 beklage ich mich nicht über den Baum am Bachufer. Sollte ich mir bei so viel Sehnsucht nach Ruhe, Idylle, Heimat, Orientierung, Geborgenheit und teutonischer Naturverbundenheit nicht lieber gleich einen Buddha aus dem Baumarkt holen? 10 Was mich erschreckt ist, wie häufig, wie variantenarm, wie fantasielos diese Bildworte repetiert und strapaziert werden. Ich kann sie nicht mehr sehen, diese ganzen süßlichen Naturidyllen und abgenutzten Symbolbilder auf Kalenderblättern, Bucheinbänden und Zeitschriftencovers christlicher Verlage. Rosenblüten in Nahaufnahme, Schmetterlinge auf Pusteblumen, Wege zwischen wogenden Weizenfeldern, Mohn im Getreidefeld, Brücken vor Wasserfällen, Wanderer unter Gipfelkreuzen und Zypressen in Hügellandschaften, Leuchttürme in Dünen. Und auch das immer und immer wieder. Aber welchen Gehalt, welche Zeitansage, welche frohe Botschaft transportieren solche Bilder? Sollte ich mir bei so viel Sehnsucht nach Ruhe, Idylle, Heimat, Orientierung, Geborgenheit und teutonischer Naturverbundenheit nicht lieber gleich einen Buddha aus dem Baumarkt holen. Soll ja auch ungeheuer beruhigend wirken… Welcher Gemütlichkeits-Ästhetik opfern wir unseren guten Geschmack? Welches SamthandschuhImage wird dem christlichen Glauben hier verpasst? Welche Milieus werden mit diesen Motiven bedient und welche ausgegrenzt? Blindenheilung erwünscht Man hört ja immer wieder, dass einen der Glaube neu sehen lehrt. Davon merkt man aber nicht viel, wenn man immer wieder die gleichen Bildworte und Bilder vorgesetzt bekommt. Bildende Künstler bemühen sich um solch ein neues Sehen. Aber nur selten erreichen sie eine ähnliche Breitenwirkung wie die volkstümliche Hitparade banaler Bilder. Zugegeben: Jesus hat auch von den Lilien auf dem Felde gesprochen, von Vögeln im Senfbusch und von einer still wachsenden Saat. Aber eben auch von Frauen beim Teigkneten, von Verwaltern beim Betrügen, von Söhnen beim Schweinehüten, von Kaufleuten auf Perlensuche, von listigen Schatzentdeckern und barmherzigen Ausländern. Seine Bildsprache vom Reich Gottes hatte eine große Bandbreite und hat sich nicht auf die immer gleichen Naturmotive gestützt. Wo tauchen auf unseren Bucheinbänden Schatzsucher mit Detektoren auf oder Pizzabäcker beim Teigkneten? Ich lasse meine Fünftklässler den Psalm 23 neu schreiben. Sie übertragen die Schutzfunktion des Hirten (sie kennen übrigens nur Schäfer) gegenüber der Herde auf Berufe aus ihrer Lebenswelt: Der Herr ist mein Bodyguard, Tierpfleger, Arzt, Lehrer, Polizist. Sie machen sich Gedanken über die Tragweite und die Grenzen ihrer Bilder. Auch das Bild vom guten Hirten hat ja seine Grenze. Am Ende wird das Schaf geschlachtet und gebraten. Fünf Beispiele für Schülerentwürfe: Ein Kreuz, an dem sich in zentraler Position eine Weltkugel befindet, befestigt mit einem Anker. Ein Kreuz, aus dem grüne Zweige und Rosen heraustreiben. Ein übergroßes Smartphone – auf dem Display eine Auswahl ganz verschiedener Kreuz-Apps, die je nach Gefühlslage – verliebt, leidend, chaotisch… angeklickt werden können. Ein Kreuz in Form eines Hashtags – Symbol für Verbundenheit, Kommunikation, Gemeinschaft. Ein Kreuz in Form eines facebook-f mit Gekreuzigtem und einem Gefälltmir-Button. Auch wenn das alles theologisch diskutabel ist – es ist allemal spannender und innovativer als das, was einem sonst viel zu häufig vor die christliche Netzhaut kommt. Wo tauchen auf unseren Bucheinbänden Schatzsucher mit Detektoren auf oder Pizzabäcker beim Teigkneten? Es atmet reformatorische Luft. Meine Neuntklässler transformieren biblische Metaphern in ihre Welt. Wo von Gott als Feuer die Rede ist, spiegeln sie das Motiv der Wärme in einer Heizung. Wenn von Gottes Stimme die Rede ist, assoziieren sie Gesang – vielleicht weil das gesungene Wort besondere Tiefen erreicht. Wenn von Gottes Treue und Verlässlichkeit die Rede ist, sehen sie Gott als Freund – was im Blick auf Joh. 15,13 sehr treffend ist. Wo die Bibel Gott als Fels und Zuflucht beschreibt, fällt den Schülerinnen und Schülern Bett, Sofa, Badewanne, TV, Massage, Schokolade, und Musik ein. Das mag alles nicht der frommen Korrektheit letzter Schluss sein. Aber es entstehen Bilder, die neu sind, aufregend und weiterführend im Gespräch über Gott, Glaube und Lebenserfahrung. Die Zehntklässler bekommen die Aufgabe sich vorzustellen, dass für das alte Kreuz in ihrer Kirche ein Ersatz gesucht wird. Gerhard Müller ist Pfarrer im Schuldienst und lernt von seinen Schülern mindestens genau so viel wie sie von ihm. 11 Bausteine Bausteine Das Bild vom breiten und vom schmalen Weg – eine Ikone pietistischer Frömmigkeit Charlotte Reihlen (1805 – 1868) Das „Zwei-Wege-Bild“ wurde von Charlotte Reihlen, einer umtriebigen Organisatorin des schwäbischen Pietismus, 1866 konzipiert und nach ihren Vorstellungen von einem Grafiker umgesetzt. Die Pfarrerstochter, die schon mit 12 Jahren den Haushalt für die kranke Mutter führen musste, hatte als 25 jährige ein Erweckungserlebnis in einem Gottesdienst. Sie wurde eine rührige Organisatorin des Pietismus in Württemberg. In Stuttgart gründet sie etwa eine Diakonissenanstalt und eine Schule für Mädchen ohne Berufsausbildung, die Mägdeanstalt, und das evangelische Mörike-Gymnasium. Für die Farblithografie der zwei Wege organisierte sie Druck und Verteilung des Bildes, das weit über Württemberg hinaus Anklang fand. Das Bild ist mit unzähligen Bibelstellen und Einzelszenen ausgeschmückt. Deshalb werden hier nur vier Bildausschnitte im Detail vorgestellt. Auch die Unzucht lockt am Sonntag. 2 Der Eingangsbereich des Bildes Die Mächtigen und Reichen, die Weltklugen gehen nicht mehr in die Kirche sondern suchen sogar am Sonntag ihr Vergnügen. Die feine Gesellschaft amüsiert sich im Biergarten bei Kartenspiel und Alkohol, einer ist schon zu Boden gegangen, ohne dass dies die anderen bekümmert. Auch die Unzucht lockt am Sonntag, der erste Freier wird rechts schon mit einem Fingerschnipsen ins turmartige Bordell gelockt, während das gehobene Bürgertum sich im Theater verlustiert. Kein Wunder, denn das Willkommen zum bequemen breiten Weg wird ja von den Götzen Venus und Bacchus gehalten. Endstation Verderben oberer Teil des Bildes Gehet durch die enge Pforte, denn der Weg ist breit, welcher zur Verdammnis und ins Nichts führt, und viele gehen diesen Weg. Der Weg, der zum Leben führt, ist schmal und die Pforte ist eng und wenige finden diesen Weg. (aus der Bergpredigt, Matthäus Kapitel 7 Verse 13 und 14) 12 Bessert Euch, indem ihr Euch anstrengt und euren Sinn ändert! Tierquälereien, Theaterbesuche, Lotterien und Streit sind nur der Anfang auf dem Weg ins Verderben. Die Apokalypse kann auch durch staatliche Gewalt, Militarismus und Technik herbeigeführt werden. Dies wird durch die Dampfeisenbahn und Kriegsszenen oben im Bild angedeutet. (siehe Abb. 2) 13 Bausteine Eine frohe Botschaft sieht anders aus! Der schmale Weg zur Erlösung Aufrecht mit erhobenem Haupt kommen nur die Kinder durch die enge schmale Pforte. Durch die schwere Last ihrer Schuld werden die Erwachsenen wie von einem Felsbrocken niedergedrückt. (siehe Abb. 3) Aber sobald sie sich bücken und ihre Last abgegeben, können sie schon ihren Durst löschen und leichter den schmalen Weg zur Erlösung voranschreiten. Kinderkirche, Zeltmission, Abendmahl und sozialdiakonisches Engagement sind für Charlotte Reihlen wichtige Stationen auf dem Pilgerweg in den Himmel. (siehe Abb. 4) Neue Bilder sind nötig 3 4 Viele Aussagen des Bildes sind heute noch aktuell – etwa die Kritik an unersättlicher Macht und Reichtum, an grenzenlosem Konsum und Vergnügungssucht. Auch 100 Jahre nach Entstehung des Bildes haben Reformkräfte wie die Öko- und Friedensbewegung das Narrativ vom bequemen Weg, der ins Verderben führt, bei Charlotte Reihlen abgeschaut. Von Bill und Melinda Gates bis hin zu Papst Franziskus wird soziales- und umweltpolitisches Engagement eingefordert. „Bessert Euch, indem ihr Euch anstrengt und Euren Sinn ändert!“ wird den Menschen von Kanzel und Altar, in Kassenzimmern und Parlamenten zugerufen. Eine frohe Botschaft sieht anders aus! Da kommt der Zuspruch vor dem Anspruch! Theologisch bleibt dieser Erlösungsweg eine Herausforderung. Wo fängt hier die Werkfrömmigkeit an und wo bleibt die Gnade? 150 Jahre nach dem „Zwei Wege Bild“ brauchen wir neue Bilder, welche die Botschaft des Evangeliums neu fassen, vielleicht Bilder vom Sabbat, als Weg zu den Freuden im himmlischen Jerusalem. Wenn im Johannesevangelium Kapitel 14 Vers 6 Christus als Weg und wahres Leben beschrieben wird, ist das Bild vom fröhlichen Tausch, wo der Herr zum Knecht wird und die Magd zur Chefin, eine neue kreative Herausforderung. Dr. Thomas Hoffmann-Dieterich plädiert als Kulturwissenschaftler für mutige Bilder, die das Evangelium in ein neues Licht rücken. 14 Der „weiterweg“ in Gschwend – ein Zeigwerk des Glaubens Anhand einer Station des ‚weiterwegs‘, den ich gestaltet habe, möchte ich Ihnen exemplarisch erläutern, wie es hier gelungen ist, ‚Mission im Grünen‘ zu machen, die viele Menschen – auch Nicht-Christen – erreicht. Wenn man Nicht-Christen auf einladende Art und Weise vom Glauben erzählen will, hat man einen schweren Stand. Wenn man gar auf die Zehn Gebote zu sprechen kommt, wird es noch schwieriger, weil die Menschen dann befürchten, dass sie in ihrer Freiheit und Lebenslust eingeschränkt werden sollen. Dabei haben die Zehn Gebote ja eine lebensfördernde Funktion, weil sie uns vor Verletzungen beschützen wollen. Das gilt sowohl für das Verletzen anderer, als auch für Verletzungen, die wir uns selbst durch Fehlverhalten zufügen. Leitplanken des Lebens Ihnen einen geschützten Weg durch das Leben ermöglichen.“ Auf diese Art und Weise haben glaubensferne Besucherinnen und Besucher die Wahlfreiheit, ob sie christliche Texte lesen wollen oder nicht. Das führt jedoch bei fast allen dazu, dass sie beide Tafeln lesen und den christlichen Text als ein freundliches, freibleibendes Angebot verstehen, sich mit christlichem Gedankengut auseinander zu setzen. Christliche Leserinnen und Leser wiederum bekommen einen Hinweis darauf, wie man mit nichtreligiösen Worten von den Reichtümern des Glaubens berichten kann. Die Zehn Leitplanken – jede davon acht Meter hoch – sprechen aber auch für sich. Die Zehn Gebote sind einfach gute Leitplanken! Dies wird auf dem „weiterweg“ mit der Station ‚Leitplanken des Lebens – Die Zehn Gebote‘ erfahrbar gemacht. An allen Stationen des „weiterwegs“ gibt es zwei Texttafeln. Auf der einen ist eine Bibelstelle bzw. ein christlicher Text zu lesen. Bei der Station ‚Leitplanken des Lebens – Die Zehn Gebote‘ ist es dieser: „Ich freue mich über den Weg, den deine Mahnungen zeigen, wie über großen Reichtum. Ich habe Freude an deinen Geboten, sie sind mir sehr lieb.“ (Ps 119, 14 +47) Zugängliche Sprache Auf der anderen steht ein Lebensweisheitstext, der bewusst auf christliches Vokabular verzichtet. An dieser Station lautet er: „Stellen Sie sich bitte eine Passstraße mit Leitplanken vor. Die Leitplanken bewahren Sie vor dem Sturz in den Abgrund. Kleine Unfälle, Dellen und Kratzer gehören wohl dazu. In allen menschlichen Gemeinschaften gibt es Leitplanken in Form von Regeln und Gesetzen, welche die Menschen vor dem Absturz bewahren. Lassen Sie sich schützen! Halten Sie sich an die Spielregeln. Niemand, dem das Leben lieb ist, stürzt sich freiwillig in den Abgrund. Nutzen Sie die Leitplanken, die Das Bild spricht Die Zehn Leitplanken – jede davon acht Meter hoch – sprechen aber auch für sich. Sie sind zum Himmel hin ausgerichtet, weil sie uns einen beschützten Weg durch diese Welt ermöglichen wollen, der letztlich himmelwärts geht. Martin Burchard lebt und arbeitet in Tübingen / www.weiterweg.info / www.atelier-burchard.de 15 Bausteine Medien(r)evolution – oder: Wer nicht kommuniziert, geht verloren Ein Plädoyer für eine eindeutige Identifikation von Zielgruppen und für mehr Respekt vor ihren Kommunikationsgewohnheiten Wer ernsthaft seine Botschaft unter die Menschen bringen möchte, der muss seine Zielgruppe und deren Kommunikationsverhalten kennen und bedienen. „Nichts ist beständiger als der Wandel“, sagt der Volksmund. Schaut man sich die Veränderung der Medien des letzten Jahrzehnts an, dann trifft dieser Satz voll ins Schwarze. Jeden Monat starten, meist im Silicon Valley, neue Start-ups mit Kommunikationsdiensten, die das Ziel haben, unsere Kommunikation nachhaltig zu verändern. 2005 nutzte man SMS und E-Mails. Gefühlt wurden unsere kirchlichen Verbandszeitschriften noch gelesen. Auf jeden Fall wurden sie in großer Stückzahl gedruckt und verschickt. Damals konnte man sich das leisten. Das Porto war bezahlbarer als heute. Jemanden mit einem Anliegen zu erreichen, war einfach. 2006 kam das iPhone und mit ihm etwas, von dem ich selbst nicht geglaubt habe, dass es einmal so wichtig werden würde: das Internet wanderte allmählich vom Schreibtisch in die Hosentasche. Nachrichten und Kommunikation wurden einfacher, aber auch schneller. 2015 gibt es im aktuellen „Krieg der Kommunikationsmittel“ einen klaren Gewinner: Mark Zuckerberg und sein Imperium. Und es gibt einen klaren Verlierer: uns. Denn wir, die mit unseren Nachrichten und Anliegen Menschen erreichen wollen, müssen viel mehr Dinge beachten und auf so vielen Plattformen wie noch nie unsere Informationen spielen. Das Kommunikationsverhalten differenziert sich aus. Da braucht es für die Kommunikation mit der Zielgruppe 20+ noch facebook. Für die Altersklassen darunter WhatsApp (gehört auch facebook) oder, wenn mehr mit Bildern gearbeitet wird (und ein gutes Bild sagt eben wirklich mehr als 1000 Worte) den Bilderdienst Instagram (man hat es geahnt: gehört auch Facebook). Schafft man es, gute Videos zu produzieren, braucht es YouTube. Wer Inhalte sofort und live ins Netz bekommen will, braucht Dienste wie Periscope oder Twitter, denn hier geschieht Echtzeitkommunikation. Wer noch näher an der Jugend sein will, das Tool Snapchat. Gute Wortbeiträge wie Predigten oder Vorträge gehören in Podcasts oder auf Plattformen wie Soundcloud. Neue Dienste legen zu Wer heute unterschiedliche Milieus und Altersgruppen erreichen will, braucht mehr als facebook. Erreichte man noch 2012 viele Jugendliche dort, ist das Netzwerk in der Zwischenzeit von „den Alten überflutet worden“ – so die Jugend. Und wie es immer ist, wenn Räume der Jugend auch von Erwachsenen eingenommen werden – es entstehen neue Nischen und Plätze. Früher war es einfach: Man hat einen Text in eine E-Mail geschrieben und es war klar: sie wird gelesen. E-Mails sterben gerade aus. In der Echtzeitkommunikation sind sie zu langsam, zu angestaubt. Man skypt, schreibt sich WhatsApp-Nachrichten, iMessages. Selbst in Firmen verliert die E-Mail immer häufiger gegen Chats oder eigene, interne soziale Netzwerke. Kommunikationsgewohnheiten ernst nehmen Schöne neue Welt? Wenn man nicht tagtäglich mit der Materie zutun hat, vermutlich nicht. Eher pures Chaos und blankes Entsetzen über so eine Kommunikationsvielfalt. Ein Pfarrer meinte unlängst zu mir: „das ist langsam wie beim Turmbau zu Babel.“ Ich gebe es zu: Es ist nicht leicht, den Überblick zu behalten. Und auch ich installiere in der Zwischenzeit nicht jede neue Kommunikations-App auf meinem Smartphone, wohlwissend, dass manche dieser Trends und Start-ups nicht ewig leben werden. Aber es kann auch Spaß machen, Dinge auszuprobieren. 16 Fotolia©tai111 Wer ernsthaft seine Botschaft unter die Menschen bringen möchte, der muss seine Zielgruppe und deren Kommunikationsverhalten kennen und bedienen. Man muss nicht jede der oben genannten Plattformen nutzen. Aber man muss sein Ohr an den eigenen Zielgruppen und deren Kanälen haben. Was nützt der schönste Flyer, die redaktionell hochwertigste Zeitschrift, wenn sie nicht von der relevanten Zielgruppe gelesen wird? Man muss sich klar machen: Wen will ich erreichen und wie wird dort kommuniziert? Im Zweifel heißt das: Ängste überwinden und Dinge ausprobieren. Neue Sites aufschlagen Als kleine Agentur haben wir gerade eine Webseite für eine Kirchengemeinde umgesetzt (www.eki-boe.de). Sie sieht anders aus als der klassische Gemeindebaukasten. Dieser spricht eben auch nur eine bestimmte Zielgruppe an. Wir haben auf dieser Webseite viel neu und auch viel anders gemacht. Weg von viel Information und langen Texten, hin zu großen Bildern und mehr Emotionalität. Dass es den Gemeindebrief auch digital gibt, ist selbstverständlich. Und natürlich gibt es die Predigten zum Nachhören – nicht auf Kassetten, sondern als Podcast. Dass die Abrufzahlen nicht in den Tausenden liegen, ist klar. Das wäre aber auch nicht realistisch. Das Ziel war: Jüngere Menschen mit ihrem Kommunikationsverhalten und ihrer Mobilität abzuholen. Da ist natürlich noch Luft nach oben - aber man muss auch seine Ressourcen kennen. Ist dieser Kommunikationsmix nun die Lösung? Vielleicht. Einen Versuch ist es allemal wert. Aber es wird auch für diese Gemeinde eine Aufgabe bleiben, die Zielgruppe und ihr Kommunikationsverhalten weiter im Blick zu behalten. Flo(rian) Maier, Nufringen, Diakon. Hat im Job und in der Freizeit immer mit „Digitalkram“ zu tun. Für mehr Infos: www.digitalkram.de 17 Bausteine Kfm-intern Faszination Lego-Bibel Brendan Powell Smith ist Atheist; und seine Umsetzung der Hebräischen Bibel mithilfe von Lego-Szenarien (The Brick Testament) wurde ein Riesenerfolg. Legosteine hält er für ein „really interesting art medium“, mit dem sich Vorstellungen von einem liebenden Gott und blutige Geschichten aus der Bibel in ironischer Brechung aufeinander beziehen lassen. Überaus anregendes Material für die Arbeit mit Jugendlichen, wie Tabea Hieber feststellen durfte. Dies hat mich angespornt, selber eine Geschichte aus der Bibel mit meinen Lego-Steinen nachzubauen. *Brendan Powell Smith, Das Alte Testament in ganz neuem Gewand, Lübbe Begeistert habe ich den Schülerinnen und Schülern der 6. Klasse die Legobibel* gezeigt. Nach den Ferien überraschte mich ein Schüler und präsentierte mir seine mit Lego-Steinen nachgebaute biblische Geschichte aus dem NT. Sie bildete die Grundlage für einen Schulgottesdienst, den die Klasse zum Ende des Schuljahres gestaltete. Drei Fragen an Moritz: 1. Was hat dich motiviert, eine biblische Geschichte mit Legos nachzubauen? Im Religionsunterricht wurde uns eine Bibel gezeigt mit Geschichten, die aus Lego nachgebaut wurden. Dies hat mich angespornt, selber eine Geschichte aus der Bibel mit meinen Lego-Steinen nachzubauen. Und natürlich, weil es Spaß macht mit Lego zu bauen. 2. Welche Überlegungen hattest du im Blick auf die Gestaltung? Ich wollte so viele Details wie möglich nachbauen. 3. Warum hast du dir gerade diese Geschichte „Fischzug des Petrus” ausgesucht? Die Geschichte war einfach nachzubauen. Zumindest dachte ich das, bis ich dann angefangen habe und die Geschichte immer mehr ausschmückte… Es ist auch eine schöne Geschichte. Moritz Staiger besucht inzwischen die 8.Klasse des HGG Markgröningen. Tabea Hieber unterrichtet dort seit vielen Jahren sehr gerne evangelische Religion. Reformanstoß: Neue Gemeinden braucht das Land! Kirchen- und Gemeindebilder fördern oder behindern lebendige Kirchenentwicklung. Eine zukunftsfähige Kirche muss neue Gemeinden gründen und ein dementsprechendes Bild von Kirche finden. Dafür steht Kirche für morgen (Kfm) von Anfang an. Willi Beck skizziert, warum er dieses Anliegen in die Synode einträgt. Fokus: Gemeindeeinbindung Je verbundener Menschen sich mit ihrer Gemeinde fühlen, desto wahrscheinlicher weisen sie eine religiöse Praxis und ein christliches Einstellungsprofil auf.1 Wo Menschen in keine geistliche Gemeinschaft eingebunden sind, ist ein schleichender Prozess in die religiöse Indifferenz wahrnehmbar, die schließlich zum Austritt führt. Die Kirche der Zukunft sollte deswegen alles tun, damit sich „Vergemeinschaftung“ ereignen kann. Das ist für mich verknüpft mit dem Bild von Gemeinde als Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern, in der sich eine hohe Verbundenheit herausbilden kann. Problemfeld: Vergemeinschaftung Was die einen anziehend finden, stößt andere ab. Längst ist klar, dass sich nicht jede mit jedem vergemeinschaften lässt. Zwar lassen sich milieuorientierte Angebote platzieren, die den kirchenfernen Milieus punktuell entgegen kommen. Als Landeskirche haben wir möglicherweise Zugänge zu allen Milieus. Die notwendige Vergemeinschaftung ist damit jedoch noch nicht im Blick. Dazu sind strukturelle und mentale Veränderungen nötig. Ansonsten werden uns die Menschen weiterhin davonlaufen. Dr. Willi Beck UniSA Sulzbach/Murr Diakon und Gemeindeleiter Vision und Kirchenbild: Vielfältige Gemeinden Will man kirchenferne Milieus nachhaltig mit dem Evangelium erreichen, wird man in den Milieus Vergemeinschaftungsprozesse als Gemeindebildung anstoßen müssen. Eine Beheimatung in konventionellen kirchennahen Milieus gelingt nicht mehr. Wir brauchen ein Kirchenbild, das eine vielfältige Gemeindegründungsbewegung integrieren kann – um der Menschen willen. Wir sprechen von FreshEx-Projekten und Initiativen – aber das ändert nichts daran, dass eine solche Arbeit am Ende auf Gemeindegründung hinausläuft, wenn Nachhaltigkeit im Fokus ist. Aufbruchsimpuls: Duale Ausbildung Will Kirche aufbrechen, wird sie Pioniere aufspüren und fördern, die das Evangelium dorthin zu tragen fähig sind, wo die bestehende Kirchengestalt und -kultur an ihre Grenzen kommt. Das könnten Familienväter oder junge Mütter sein, Bauingenieure, Kfz-Mechaniker, Bürokauffrauen oder Vorruheständler. Sie wird differenzierte Möglichkeiten schaffen, diese Pioniere nebenberuflich auszubilden und die Ausbildung an konkrete Gründungsprojekte innerhalb der Landeskirche knüpfen. Sie wird versuchen, sich an die Spitze einer Gründungsbewegung zu setzen, die bereits im Gange ist – außerhalb der Landeskirche. Die notwendigen Ressourcen hätte sie. 1 Engagement und Indifferenz. V. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft 2014, S.43ff.; Wachsende Kirche – Auf der Suche nach Zugangswegen, Beck, Willi 2012, S.280. Kfm Forum 2016 – Reformation heute am Sonntag, 26. Juni 2016 in Stuttgart Wir freuen uns sehr, schon jetzt zu einer der wichtigsten Veranstaltungen von Kirche für morgen einzuladen: das Forum am Sonntag, 26. Juni 2016 in Stuttgart. 18 Für dieses besondere Forum haben wir einen besonderen Veranstaltungsort gefunden: den Hospitalhof. Tradition trifft Erneuerung, mitten in Stuttgart, mitten bei den Menschen. Was könnte Ganz im Zeichen des anstehenden Re- besser zum Reformations-Forum von Kfm passen? formationsjubiläums werden wir uns Auch einen Ausblick auf das Provisionär und zugleich bodenständig mit der Zukunft unserer Kirche befas- gramm können wir schon geben: sen und uns von Luther inspirieren las- Gastfreundschaft im Sinne Luthers erleben. Interessante Gäste: u.a. sen „Wenn nicht jetzt, wann denn?“ Dr. Fabian Vogt, Theologe und Schriftsteller, Best-of-Kirchenkabarett mit Duo Camillo, Musik, Markt der Möglichkeiten, Kinderbetreuungsangebot und viele Impulse für das Reformationsjahr und für die Kirche der Zukunft. Gemäß dem Kfm-Motto „Andere feiern Jubiläen. Wir gestalten Zukunftskongresse“. Also am besten schon jetzt vormerken! 19 Zu guter Letzt Schlussbild - Schlusswort Ein Baumarkt setzt aufs Wort. Das Wortspiel ist es, was wirkt. Das Bild im Hintergrund bleibt austauschbar. Die längste Praline der Welt? Die Leistung aus Leidenschaft? Die besten Filme aller Zeiten? Und die Steine, auf die Sie bauen können? Plakate, Spots, Clips, ganzseitige Vieles ist sogar in unsere AlltagsAnzeigen in Hochglanzoptik. sprache eingewandert: In der Werbung wird viel Geld in Bil- Das „Wisch und Weg!“, das der investiert. „Da weiß man, was man hat!“, Aber sind es nicht – wie bei dieser das „Nichts ist unmööööööglich!“ Werbung - die Sprüche, die sich in und das „Und läuft und läuft und unser Gedächtnis eingraben? läuft…“ sowieso. Bleiben die Bilder auch in Erinnerung? Wirken auch sie noch länger nach? Das Bild in der Werbung ist der EyeCatcher. Der Effekt für den Moment, das Medium für Aufmerksamkeit, für die schnelle Emotion und die spontane Attraktivität. Gewiss setzt es sich auch irgendwo in uns fest und prägt uns. Aber es verblasst rasch. Was lebendig bleibt, ist der Spruch, der Slogan, das Wortspiel. Wir übernehmen ihn, spielen mit ihm, nutzen ihn humorvoll und kreativ in neuen Zusammenhängen. Er bereichert unseren Sprachschatz und fördert unsere Fantasie. Vielleicht ist das – mitten in der Bilderflut und von einer Seite, von der man es nicht unbedingt erwartet hätte – eine gute Nachricht für eine Kirche des Wortes: Dass es am Ende doch das Wort ist, das bleibt. Ein Freibrief zur Bilderfaulheit ist das aber nicht: Wenn wir wollen, dass das Wort mitten in der Bilderflut überhaupt wahrgenommen werden kann, dann muss es mit den besten Bildern verknüpft werden, die wir finden können. Gerhard Müller www.kirchefuermorgen.de
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