# 2 April 2015 Jugend. Zukunft. Europa. Inhalt 5 Editorial 6 Mit Musik die Welt neu denken Ein Essay von Kent Nagano 9 Thomas Sutter im Gespräch Kinder wollen gute Geschichten – immer 12 Europa als kulturelles Konzept Ein Plädoyer von Nele Hertling 15 Ideen für eine musikalische Gesellschaft 16 Die Festivalhighlights 18 Europa – Osnabrück – Europa 20 Best of YEAH! 2015 Die Finalisten 28 YEAH! 2015 Die Jury 29 YEAH! Chronik 2011-2013 30 Impressum i n h a lt Best of Magazin 3 YEAH! 2013: Quartett PLUS 1 im Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück Liebe Leserinnen und Leser! Nach der erfolgreichen Premiere unseres ersten Best of junge Ohren im vergangenen Jahr gehen wir nun „in Serie“: Zwei Hefte sind 2015 geplant, in denen wir Ihnen nicht nur die Nominierten und das Umfeld unserer beiden Wettbewerbe YEAH! und JUNGE OHREN PREIS vorstellen, sondern den Blick über den Musikbereich hinaus für gesellschaftliche Themen öffnen. Im Schwerpunkt dieser Ausgabe „Jugend. Zukunft. Europa.“ verdichten sich die wesentlichen Parameter für die Gestaltung von Gesellschaft. Europa als politische Idee einer demokratischen Wertegemeinschaft schien nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust der Schlüssel für ein friedliches Zusammenleben auf der Basis universeller Menschenrechte, Demokratie und bürgerlicher Freiheitsrechte. Heute ist Europa einerseits mit seinen Regionen, Völkern, Sprachen und Musiken ein reichhaltiger Kulturraum voller Dynamik, anderseits geschüttelt von ökonomischen Krisen, sozialen Verwerfungen, kriegerischen Konflikten und in Frage gestellt von fundamentalistischen Positionen. Die europäische Idee ist der Versuch eines menschlichen Miteinanders, der zeigt, dass die aktuellen Krisen ohne gemeinschaftlichen Schulterschluss nicht zu bewältigen sind. Denn gerade aus der bewegten Historie von Europa erwächst die Verpflichtung, unseren demokratischen Wertekanon zu erhalten und Wege für ein friedliches Zusammenleben zu finden. Wir als Kulturmacher/innen tragen hier Verantwortung: Verantwortung für ein Zusammenleben, das Spielräume für emotionales gemeinschaftliches (Er)Leben möglich macht. Wir tragen Verantwortung für eine Frische im Denken und Handeln, die uns Neues erfinden und Traditionen erfahrbar machen lässt. Wir tragen Verantwortung für eine Kultur des Willkommens, die unterschiedliche kulturelle Hintergründe als Reichtum begreift, zum musikalischen Miteinander einlädt, ohne die jeweiligen Identitäten in die Beliebigkeit zu „schleifen“. Diese Verantwortung schultern wir nicht alleine – wir brauchen und haben Partner. Angefangen von den Kulturförderern der Öffentlichen Hand über alle Akteure in der Bildung, bis hin zu Unterstützern in der Wirtschaft. Der wichtigste Partner aber ist und bleibt – unser Publikum; insbesondere diejenigen, bei denen unsere Einladung noch ungehört ist. Deshalb haben wir in dieser Ausgabe Künstler/innen, Denker/innen und Kulturmacher/innen versammelt, die sich seit langen Jahren mit der Frage beschäftigen: In welchen Lebenslagen befinden sich junge Menschen in den europäischen Ländern, welchen Herausforderungen sind sie ausgesetzt und welche Chancen sehen sie für ihre Zukunft – und welche Rolle kann die Kultur aktiv einnehmen? Nele Hertling, Kent Nagano und Thomas Sutter formulieren eindringliche Plädoyers, Angst und Hemmnisse zu überwinden und mit künstlerischen Mitteln für die europäische Idee und gemeinschaftliche Teilhabe unseres kulturellen Reichtums einzutreten. In diesem Sinne versteht sich der 3. YEAH! Award für junge europäische Musikproduktionen weniger als „Challenge“, sondern vielmehr als Einladung, sich über Modelle der (musikalischen) Kommunikation kreativ auszutauschen. Die Beschäftigung mit neuen europäischen Musikformaten bedeutet immer auch die Beschäftigung mit dem „echten Leben“. Die Finalisten des YEAH! Award 2015 zeigen, wie die Musik Menschen immer wieder dazu bringen kann, Grenzen zu überwinden – sowohl die eigenen als auch die zwischen sich selbst und anderen. Raum für die Begegnung mit Ideen und Menschen, Musik und Kultur bietet das YEAH! Festival vom 16. bis 20. Juni in Osnabrück. Im wahrsten Sinne des Wortes schlagen wir dort für eine knappe Woche unser Zelt auf und laden Sie schon jetzt herzlich ein, dabei zu sein und mit uns, angeregt durch die Nominierten und Preisträger des YEAH! 2015, neue Perspektiven für das (Musik)Leben in Europa zu entwerfen. Mit herzlichen Grüßen Ihre Lydia Grün Geschäftsführung netzwerk junge ohren E D IT O RI A L Best of Magazin 5 Ein Essay von Kent Nagano Mit Musik die Welt neu denken Ich habe einen Traum. Vielleicht ist es irreführend, einen Artikel just mit dem Satz zu beginnen, den ich auch an den Anfang meines neuen Buches „Erwarten Sie Wunder!“ gesetzt habe. Er könnte mich schließlich in die Nähe der Träumer oder Utopisten rücken. Ich träume jedenfalls von einer Welt, in der jeder Mensch die Chance hat, Zugang zur klassischen Musik zu finden. Nun bin ich kein Träumer, sondern Realist. Seit Jahrzehnten beobachte ich, wie die klassische Musik, diese großartige Kunst, an gesellschaftlicher Bedeutung einbüßt. Machen wir uns nichts vor: In der Lebenswirklichkeit junger Menschen spielt sie fast überhaupt keine Rolle mehr. Wer lernt heute als Kind noch ein Instrument? Wo gibt es überhaupt noch Hausmusik? Wird in den Schulen noch „richtig“ gesungen? Ist die klassische Musik und die 6 Best of Magazin E S S A Y Möglichkeit, einen Zugang zu ihr zu bekommen, nicht längst eine Angelegenheit privilegierter Gesellschaftsgruppen, die sich das leisten können und wollen? Musik nur für Privilegierte? Die Bestandsaufnahmen in vielen westlichen Gesellschaften fallen allesamt ähnlich aus: Zu dem Verständnis von guter Bildung gehören in der Praxis die Künste allenfalls am Rand. Bestes Beispiel dafür sind die immer wiederkehrenden Pisa-Studien, deren Ergebnisse einem Land angeblich die Qualität seines Bildungssystems bescheinigen. Doch der Bildungsbegriff, der sich dahinter verbirgt, ist borniert. Nach ihren künstlerischen Fähigkeiten werden die Jugendlichen überhaupt nicht mehr gefragt. Die Angst vor dem Besucherschwund an Konzert- und Opernhäusern ist allgegenwärtig, Orchesterkrisen und -fusionen prägen die Landschaft, das Publikum im Konzertsaal altert wahrnehmbar. Man könnte sich in der Tat fragen, ob uns die klassische Musik mit ihren Meisterwerken heute – im Zeitalter technologischer Revolutionen – nichts mehr zu sagen hat. Lassen Sie mich eine klare Antwort geben: mitnichten! Und dafür gibt es hinreichend Belege. Aus vielen Studien wissen wir, dass Kinder ihrem Naturell und Interesse nach von jeder Art von Musik fasziniert sind – auch und gerade von der klassischen Musik. Als Dirigent beobachte ich zudem, dass die Konservatorien und Musikhochschulen weltweit voll von musikbegeisterten Studierenden sind, und diese zu Musikern nie dagewesener Qualität ausbilden: technisch perfekt, leidenschaftlich, engagiert, umfassend gebildet und enorm risikoaffin. Sie sind bereit, alles auf eine Karte, auf die klassische Musik zu setzen. Diese Entwicklung hat für mich genügend Beweiskraft, dass ernste Musik das Zeug hat, junge Ohren zu faszinieren, junge Geister zu inspirieren. Von ihrer Anziehungskraft für junge Menschen hat sie überhaupt nichts verloren. Nur handelt es sich bei dieser „Stichprobe“ eben um jene jungen Menschen, die irgendwann einmal das Glück und die Chance hatten, klassische Musik kennen- und lieben zu lernen. Die Erfahrung klassischer Musik kann Menschen sehr viel geben. Ich behaupte, dass sie für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen bis heute unverzichtbar und nicht umsonst über Jahrhunderte Bestandteil einer umfassend humanistischen Erziehung gewesen ist. In meinem Buch versuche ich ein starkes Plädoyer dafür, dass sie und auch die anderen Künste ernsthaft zurückkehren in den Bildungskanon von heute. Für alle, nicht nur für einen kleinen überaus privilegierten Kreis. Warum? Demut in Zeiten des Machbarkeitswahns Die Künste befördern Eigenschaften, die wir heute in unserer so zerrissenen Welt dringend brauchen. Was hätten Gesellschaft, Politik und Wirtschaft denn gerne für Menschen? Keine Hasardeure jedenfalls wie jene, die die Finanzinstitute 2008 zielsicher in den Abgrund ritten und die Welt damit in eine Krise stürzten, von der sie sich bis heute nicht wirklich erholt hat. Und auch keine Menschen, die Kriege anzetteln und in der Gruppe moralisch derart kollabieren, dass sie bereit sind, die Menschenwürde mit Füßen zu treten. Sondern: umgängliche und kommunikationsstarke, zugewandte, nachdenkliche, selbstreflexive, wertorientierte, disziplinierte, empathische, urteilsfähige, in fachlicher, menschlicher und ethischer Hinsicht integre Persönlichkeiten. Zugegeben: Man muss nicht Klavier spielen können, um so ein Mensch zu werden, kein Orchestermitglied gewesen sein, kein Maler oder Tänzer. Aber man muss sich irgendwann einmal mit existentiellen Fragen beschäftigt und über sich und seine Umwelt Gedanken gemacht haben. Nur wo findet das genau statt? Fast ausschließlich in der dauer- haften Konfrontation mit den Künsten, mit Musik, Literatur, Philosophie oder Malerei, in denen genau all das verhandelt wird. Wir wünschen uns Menschen mit Eigenschaften wie Offenheit, Kreativität, Inspiration und vor allem Demut in Zeiten des menschlichen Machbarkeitswahns. Auch die lernt nur, wer möglichst früh in seinem Leben immer wieder Dingen begegnet, die größer sind als er selbst. Das alles bleibt zweifellos auf der Strecke, wenn bereits Kinder und Jugendliche – so wie es heute in der Regel der Fall ist – nur noch das trainieren, was augenscheinlich Output erzeugt und darauf gedrillt werden, jeder Frage, die ihnen gestellt wird, eine nützliche Antwort zuzuordnen. Treffender als die Harvard-Präsidentin Drew Faust kann man es kaum formulieren: Weit verbreitet seien die Rufe nach messbaren Ergebnissen und einer Bildung, die auf die besonderen Erfordernisse des Arbeitsmarktes reagiere. „Aber viele der Jobs, die unsere Studenten später annehmen werden, sind noch gar nicht erfunden, die notwendigen Fähigkeiten dafür noch nicht definiert.“ Es geht nicht darum den Nachwuchs in die Lage zu versetzen, irgendwann die Fragen zu beantworten, die uns heute beschäftigen. „Wir müssen sie vielmehr in die Lage versetzen, jene Fragen zu stellen, die die Welt von morgen verändern werden.“ In der Musik werden existentielle Fragen aufgeworfen und von den Komponisten verhandelt. Und zwar so, dass sich immer wieder neue Fragen ergeben, die uns zum Nachdenken inspirieren und dadurch vielleicht zu Erkenntnisgewinn bringen. Die uns aber auf jeden Fall hin und wieder auf uns selbst zurückwerfen und dem Staunen darüber öffnen, wer wir wirklich sind. Auf genau diese Art der Reflexionen wird unsere globalisierte Welt auch in Zukunft nicht verzichten können. Die Grenze der Welt, die wir uns vorstellen In unseren postindustriellen Gesellschaften, in denen die Abwägung von Kosten und Nutzen, Investment und Return fast schon zur Obsession geworden ist, erscheinen künstlerische Erfahrungen als Luxus, vielleicht sogar als Spinnerei. Denn die Wirkung ästhetischer Einflüsse, zum Beispiel die Rentabilität für das zeitliche und finanzielle Investment des Erlernens eines Instruments, ist nicht wirklich messbar. Warum also die Mühe auf sich nehmen? Warum ein Wagnis ohne kalkulierbaren Ausgang eingehen? Ich könnte an dieser Stelle aus der Perspektive diverser Disziplinen argumentieren. Mit der Bedeutung ästhetischer Erfahrungen haben sich Philosophen, Pädagogen, Entwicklungspsychologen und nicht zuletzt Neurowissenschaftler befasst. In meinem Buch tue ich das auch. Hier aber will ich mich beschränken und – ausgerechnet – auf einen Literaturwissenschaftler berufen. Es ist der bereits verstorbene Kanadier Northrop Frye, der in seinem kleinen Essay-Band „The educated imagination“ eindrucksvoll für die unbedingte Notwendigkeit ästhetischer Erfahrungen argumentiert; in seinem Fall freilich für das Lesen von Literatur. Es gibt, so sein Ansatz, einen Unterschied zwischen der Welt, in der wir leben, und der, in der wir gerne leben möchten. E S S A Y Best of Magazin 7 » Ich träume von einer Welt, in der jeder Mensch die Chance hat, zur klassischen Musik zu finden.« Kent Nagano Klassische Musik verliert an Bedeutung. Sie droht, zur Liebhaberei gesellschaftlicher Eliten zu werden. Das muss sich ändern, meint Kent Nagano, der in seiner Kindheit erlebt hat, wie Musik soziale und ethnische Grenzen zu überwinden vermag und die Welt zum Klingen bringen kann. Ein leidenschaftlicher Aufruf eines großen Künstlers. Ist klassische Musik heute noch zeitgemäß? Kent Nagano glaubt, dass man sich dieser Frage stellen muss, wenn man der existenziellen Krise der Klassik entgegentreten will. Was liegt näher, als dies anhand seiner eigenen Biographie zu tun? Der Maestro erläutert, welche Rolle das Erlernen von Instrumenten in seiner Kindheit spielte und was gute Lehrer für Musik bedeuten. Er erzählt zutiefst persönlich von seinen Begegnungen mit Meisterwerken der Klassik und großen Komponisten, seiner Arbeit mit bedeutenden Orchestern und seinem unermüdlichen Engagement für den Nachwuchs. Die klassische Musik verändert sich, sie muss es tun – denn sie darf nicht aus der Lebenswirklichkeit breiter Schichten verschwinden. Durch ihren Verlust würden Gesellschaften nicht nur kulturell ärmer, sondern sie würden an Inspiration, Witz, emotionaler Tiefe und Gemeinsinn einbüßen. In Sorge über sterbende Orchester und gleichgültige Politiker hält Kent Nagano ein ebenso leidenschaftliches wie lustvolles Plädoyer für die Klassik. Kent Nagano mit Inge Klöpfer Erwarten Sie Wunder! Expect the Unexpected 320 Seiten. Gebunden. Euro 22,90 Das Erste ist die Realität, das Zweite fällt in den großen Bereich der Imagination. Die Naturwissenschaften erklären uns die Welt, die den Menschen unmittelbar umgibt. Mit der Welt in unseren Vorstellungen aber haben sie nicht direkt etwas zu tun. Auf dieser Ebene kommen die Künste ins Spiel: die Literatur, die Malerei, die Musik. „Die Kunst beginnt an der Grenze der Welt, die wir uns vorstellen“, schreibt Frye, „die wir uns in Gedanken konstruieren, nicht der, die wir unmittelbar sehen.“ Die Künste also prägen unsere Vorstellung davon, wie wir leben wollen. Sie wirken mehr oder weniger unmittelbar darauf ein. Deswegen sind sie so ungeheuer wichtig, gerade jetzt in dieser Zeit der Sinnkrisen und Sinnsuche unserer Gesellschaften, der Revolutionen, Glaubenskriege und Grausamkeiten. Heute geht es mehr denn je darum, Vorstellungen von einer Welt zu entwickeln, in der wir künftig leben wollen. Literatur, schreibt Frye, sei dazu da, die Vorstellungskraft der Menschen „zu bilden“ und sie darin zu erziehen, sich Dinge vorzustellen, die möglich sein könnten. Lässt sich das, was er über die Literatur schreibt, nicht auch wunderbar auf die klassische Musik übertragen und auf die Frage, warum es sich gerade für junge Menschen wirklich lohnt, sich mit ihr eingehend zu beschäftigen? Northrop Frye: The educated imagination, Indiana University Press, Midland edition (1964). Kent Nagano, geboren in den USA, wuchs in Morro Bay, einem Fischerdorf an der kalifornischen Küste, auf – ohne Fernsehen, Kino und Stereoanlage, dafür mit Klavier und Klarinette. Er studierte Musik und Soziologie. Nach ersten Erfolgen in den USA wurde er 1988 als Music Director an die Opéra National de Lyon berufen, wo er bis 1998 tätig war. Von 1991 bis 2000 war er Music Director des Hallé Orchestra in Manchester und wurde 2003 zum Ersten Musikdirektor der Los Angeles Opera ernannt. Von 2000 bis 2006 war er Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, bevor er 2006 Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper München (bis Juli 2013) sowie Music Director des Orchestre Symphonique de Montréal wurde. Im September 2015 beginnt seine Amtszeit als Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Hamburgischen Staatsoper. Ein Stück über Liebe und Trennung mit einem kleinen Happy End: Spaghettihochzeit Gespräch Kinder wollen gute Geschichten – immer Theatermacher Thomas Sutter über das Kinder(musik)theater hier und in Europa Das ATZE ist Deutschlands größtes Musiktheater für Kinder im Grundschulalter – mit über 90.000 Zuschauer/innen pro Jahr allein in Berlin. „Atze“ ist übrigens Berlinerisch und heißt so viel wie „großer Bruder“ oder „bester Freund“. Dieser Name bringt den programmatischen Anspruch des Hauses auf den Punkt, das mit seinen Inszenierungen Kinder an die Hand nehmen und ihnen den Rücken stärken will. Musik spielt dabei eine zentrale Rolle. In allen ATZE-Produktionen findet Musik „live“ statt. Fast alle Darsteller/innen treten auf der Bühne als Musiker/innen, Schauspieler/innen und Sänger/innen in Erscheinung. Theaterleiter Thomas Sutter nennt dieses ATZE-Format „Singspiel“ und hat sich zur Aufgabe gemacht, diesen Begriff zu „entstauben“ und mit zeitgenössischen musikalischen Anteilen in seinen Inszenierungen in die Gegenwart zu holen. Seit dreißig Jahren machen Sie Theater für Kinder. Wie treffen Sie den richtigen Ton? Ob meine Stücke den richtigen Ton zu treffen, müssen Sie mein junges Publikum fragen. Ich kann nur machen, was ich mache, und hoffen, dass Kinder es verstehen und sich davon betroffen und angesprochen fühlen. Ich suche Themen aus der Erfahrungswelt der Kinder. Denn: Ein Autor für Kinder darf sein eigenes Kind nicht vergessen. Wenn ich mir meiner eigenen Kindheit nicht bewusst bin, kann ich mich dieser Welt auch nicht mehr annähern. G es p r Ä c h Best of Magazin 9 Das Kind in Ihnen und die Kinder heute – unterschiedlicher können die Lebenswelten nicht sein? Ja, von außen sind das himmelweite Unterschiede. Die Kinder heute stehen vor einer komplett anderen Realität: In meiner Kindheit gab es Knallplätzchenpistolen – das war das Geilste, was man kriegen konnte! Heute sind es digitale Medien. Auch der Umgang mit Zeit ist ein fundamental anderer. Vor allem in Familien der sogenannten Mittelschicht sind Kinder heute komplett durchgeplant. Neben der Schule gibt es AGs, Sport- und Musikunterricht – Mutter und Vater bringen die Kinder hin und holen sie ab. Die Kinder sind extrem behütet und nicht sich selbst überlassen. Sozialisation findet nicht mehr „unorganisiert“ unter Gleichaltrigen und Geschwistern statt, sondern in geregelten Bahnen. Trotz dieser deutlichen äußeren Unterschiede behaupte ich, dass sich der Kern der Kindheit nicht verändert hat! Die Neugierde, das Wissen-Wollen, das Sich-Beschäftigen und Welt-Entdecken und die sozialen Themen von Freundschaft und Streit gehören nach wie vor zum Wesen von Kindheit. Scheidung, Armut – vieles, was schwer ist, aber die Realität von Kindern durchaus betrifft. Dazu gehört Mut. Was heißt das für Sie als Theatermacher? Damit Theater für Kinder funktioniert, muss es gute Geschichten erzählen. Es ist ein fast archaisches menschliches Bedürfnis, dass wir guten Geschichten auch zuhören wollen. Das Gerede davon, dass die Welt des Fernsehens und der digitalen Medien die Kinder verdorben habe, ist meiner Meinung nach vollkommener Quatsch! Wenn Kinder nicht zuhören, sind die Stücke schlecht gespielt, dramaturgisch unzureichend gebaut oder an den Kindern vorbei inszeniert. Kinder hören zu, wenn es spannend und gut erzählt ist! Womit hängt das zusammen? Schlägt hier der in den Medien vielfach beschriebene „Rückzug ins Private“ durch? Wenn Sie vor 30 Jahren „Frau Holle“ auf den Spielplan gesetzt hätten, wäre keiner gekommen – das wollte niemand sehen, weil man die traditionellen Stoffe einfach abgelehnt hat. Man wollte gesellschaftliche Probleme und Fragen auf der Bühne verhandelt sehen – Ausgrenzung, Mobbing, Sexualität, erste Liebe. Mein Eindruck ist, dass heute bei Erwachsenen Angst ein starker Motor ist: Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, Angst vor Verlust von Wohlstand, Angst vor Krieg – das erzeugt den Impuls, Kinder behüten zu wollen. Eltern fordern bildlich gesprochen: „Mach‘ meinem Kind nicht auch noch ein Problem, indem Du ihm von Scheidung erzählst, wo doch bei uns in der Familie die Trennung gerade vor der Tür steht.“ Theater soll leicht sein, ohne die bedrohlichen Themen der Wirklichkeit. Für mich zeigt sich darin eine Parallele zur Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre, als die Welt finanziell in Trümmern lag und der Unterhaltungssektor eine unglaubliche Konjunktur erlebt hat. Ein Widerspruch – scheinbar…! Die Funktion von Weltflucht als Anspruch und Forderung an das Theater spüre ich heute auch wieder. Gutes Theater hat immer mit Gefühlen zu tun. Wenn ich Gefühle auf die Bühne stelle – ob es Liebe, Trauer, Blödsinn, Quatsch, Trennungsängste sind – dann erreiche ich die Menschen. Jeder hört dann zu, ob Groß oder Klein. Da gelten im Theater für Kinder dieselben Kriterien wie im Theater für Erwachsene. DIE großen Themen im Theater gibt es nicht. Es gibt nur authentische Situationen. Das ist ein ganz, ganz wichtiger Bestandteil einer Geschichte: Die Figuren müssen glaubwürdig sein, gerade auch in ihrer emotionalen Bandbreite. Wer das nicht schafft, braucht kein Theater zu machen. Wagen wir den Blick nach Europa. Der YEAH! Award spürt jedes Mal ein faszinierendes Panorama an Musikproduktionen für junges Publikum auf. Er ist ein Schaufenster voller Kreativität, aber auch regionaler Unterschiede in der Ästhetik und der Wahl von Themen. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen? In Südeuropa ist Kindertheater bei weitem nicht so manifestiert wie in Mittel- oder Nordeuropa. Dänemark, Schweden, Finnland haben eine großartige Tradition. Kindertheater ist hier als eigene Sparte entwickelt. Es wird entsprechend gefördert und besitzt so automatisch eine andere Wertigkeit. Schwierige Themen werden ins Theater geholt: Tod, 10 Best of Magazin G es p r Ä c h Für den deutschsprachigen Raum nimmt dagegen die Neugier auf unbekannte Stücke und neue Themen rapide ab. Bei Tourneen kann ich kaum unbekannte Stücke platzieren. Die Veranstalter haben Angst, dass das Publikum darauf nicht anspricht und buchen deswegen lieber Erfolgsstücke wie „Das fliegende Klassenzimmer“, „Oh, wie schön ist Panama“ oder „Das doppelte Lottchen“. Der Anteil neuer Stücke wird so massiv zurückgedrängt, was für die Autoren außerordentlich schwierig ist. Nur die allerwenigsten schaffen es heute wirklich noch ins Repertoire – „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ wäre vielleicht so ein neuer Klassiker. Es braucht eine breite Diskussion zwischen Veranstaltern, Autoren und Verlegern darüber, wie die Zukunft des Kindertheaters aussehen kann. Wollen wir wirklich nur noch „Frau Holle“ und das „Sams“ spielen?! Das wäre doch eine furchtbare Vision! Worauf kommt es an? Für mich kommt es darauf an, eine spannende Geschichte zu finden, zu erzählen und zu inszenieren. Dazu suchst Du dann Schauspieler, die die Geschichte mit der entsprechenden Spielfreude und Spielenergie umsetzen. Fertig ist ein Team, das funktioniert und Spaß hat, miteinander zu spielen. Wenn das glückt, ist die größte Herausforderung geschafft! Für uns als Kindermusiktheater ist dabei der Anspruch an die Darsteller/innen sicherlich ein besonderer, weil wir genreübergreifend arbeiten. Das ist wahnsinnig spannend – dafür die richtigen Leute zu finden, die sowohl erstklassige Darsteller, als auch Musiker/Sänger sind, ist sehr schwer. Nur sehr wenige können das, und die, die es können, machen in der Regel kein Kindertheater, jedenfalls nicht für das Geld, das wir ihnen anbieten können. Da geht Qualität verloren. So wird Kindertheater nachhaltig diskriminiert, denn es wird bei weitem nicht so unterstützt wie die Hochkultur. Dabei geht es natürlich um Geld, aber vor allem auch um die Wertschätzung unserer professionellen Haltung. Kinder haben das Recht auf gutes Theater – auf gute Geschichten, die sie nicht nur einlullen, sondern ihnen Spielräume geben, um sich auszuprobieren, Fragen zu stellen und in der Welt Orientierung zu finden. Es braucht einen nachhaltigen Bewusstseinswandel, der bis in die Kulturpolitik hineinreichen muss. Die Fragen stellte Katharina von Radowitz Thomas Sutter ist Theaterautor, Regisseur, Schauspieler, Komponist und Musiker. Seit 1996 ist er Intendant des Berliner ATZE Musiktheaters. Bisher hat er 20 Theaterstücke geschrieben, die zum Teil bis heute im eigenen Haus in Berlin-Wedding oder deutschlandweit gespielt werden. Zuvor war er von 1985 bis 1995 als Komponist, Songschreiber und Frontmann der von ihm gegründeten ATZE Band im gesamten Bundesgebiet aktiv. Zu seinen größten Erfolgen gehört die von ihm verfasste Bühnenbiografie „Bach – Das Leben eines Musikers“, die mit dem IKARUS 2006 als herausragende Berliner Theaterinszenierung für Kinder und Jugendliche ausgezeichnet wurde. In Berlin und bei zahlreichen Gastspielen im Bundesgebiet wurde diese Inszenierung von über 50.000 Zuschauern besucht. Eine weitere Auszeichnung mit dem IKARUS erhielt 2014 die Produktion „Die Spaghettihochzeit“, ein Theaterstück über Familien, Liebe und Trennung, bei dem Sutter als Autor, Regisseur und Komponist wirkt. Für ATZE hat Thomas Sutter bisher über 500 Songs geschrieben, die zum Teil in Liederprogramme, vor allem aber in die eigenen Theaterproduktionen eingeflossen sind und auf bisher 17 CDs veröffentlicht wurden. Europa als kulturelles Konzept Ein Plädoyer von Nele Hertling Siebzig Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und mehr als 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer sehen wir uns mit einer Situation konfrontiert, die wir so nicht erwartet haben – statt eines friedlichen Einigungsprozesses in Europa müssen wir uns Tag für Tag mit Nachrichten über Krisen, Auseinandersetzungen, Kriege und wachsenden Rechtspopulismus beschäftigen. Die Bürger in Europa scheinen zunehmend das Vertrauen und den Glauben an die von ihnen gewählte Politik zu verlieren. Sie entwickeln in der Folge Ängste, Abwehrmechanismen und Hass gegenüber den vermeintlich „Anderen“. Die traditionellen Strukturen scheinen nicht mehr zu greifen, Unsicherheiten überwiegen, führen zu Protesten, oft mit eher irrationalen Begründungen. Wie können wir, als europäische Zivilgesellschaft darauf reagieren? Natürlich können wir nicht 500 Millionen Europäer erreichen. Aber wir können, jeder in seinem eigenen Umfeld, versuchen, Menschen dazu zu motivieren, sich einzumischen, aktiv Verantwortung zu übernehmen, positive Beispiele zu setzen, eine zivile Bewegung zu stärken, um den radikalisierenden Tendenzen eine positive Idee der europäischen Gemeinschaft entgegen zu setzen. Es ist vielleicht notwendig, sich noch einmal daran zu erinnern, dass erst vor wenigen Jahren der Friedensnobelpreis an die Europäische Union gegangen ist dafür, dass es der Union über 60 Jahre lang gelungen ist, Frieden und Verständigung, Demokratie und Menschenrechte in einem ehemals tief zerstrittenen Europa zu unterstützen. Inzwischen beherrschen andere Themen unsere täglichen Nachrichten – ökonomische Krisen, Terroranschläge und Kriegsdrohungen. Der Lissabonner Vertrag trat im Dezember 2009 in Kraft mit dem Ziel, die EU demokratischer, transparenter und effizienter zu machen. Er enthält auch einen Passus zur verbindlichen Einhaltung der Grund- und Menschenrechte und damit die Aufforderung an alle Bürger in Europa, diese Rechte wahrzunehmen und sich aktiv ein- 12 Best of Magazin PL Ä D O Y E R zumischen. Erreichte Errungenschaften können nicht als selbstverständlich hingenommen werden. Es ist notwendig, die Zivilgesellschaft auf ihre Möglichkeiten, aber eben auch Verantwortung hinzuweisen, sie dazu zu motivieren, aktiv und selbstbewusst einzugreifen. Ziel der Europäischen Integration ist die Verbesserung der Lebensqualität aller, die in Europa leben: in einem Europa, in dem die Vielfalt der Kulturen friedlich und sich gegenseitig achtend nebeneinander existieren kann. Ein Europa der Bürger beruht auf Teilnahme und aktiver Verantwortung auf der Grundlage anerkannter Werte. „Kultur und nicht Krieg festigt die Europäische Identität“, sagt Umberto Eco in der Süddeutschen Zeitung (26.1.2012) über den Zusammenhalt in Europa. „A Soul for Europe“ ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die auf die Kooperation zwischen Bürgern und politischen Entscheidungsträgern setzt und aktiv an einem „Europa der Bürger“ arbeitet. Das Herz der Initiative bildet die Strategiegruppe. Mehr als 40 junge Europäer aus 20 Ländern, aus den Bereichen Kultur, Politik, Wirtschaft, Forschung und Medien, sind an der Entwicklung und Verbreitung der Ideen von „A Soul for Europe“ mittels Projekten und Initiativen beteiligt. Es ist das Ziel von „A Soul for Europe“ konkrete Schritte und Projekte durchzuführen, die sicherstellen, dass die kulturellen Kräfte Europas besser genutzt werden. In diesem Prozess soll Kultur mehr als je zuvor als strategischer Faktor für Entwicklung eingesetzt werden – auf der lokalen, regionalen, nationalen und europäischen Ebene. www.asoulforeurope.eu Europa als kulturelles Konzept umfasst den Reichtum seiner Sprachen, Traditionen, Kenntnisse und Erfahrungen der vielen Völker in Europa. Seine Identität entsteht aus der Vielfalt seiner nationalen Erzählungen, seiner Wertesysteme und Weltsichten, aus einem kontinuierlichen interkulturellen Dialog, dem Recht aller Bürger zur Teilnahme an einem vielfältigen kulturellen Leben, nicht eingeschränkt von nationalen Mehrheitskulturen. Das erfordert auch das Wissen um kulturelle Traditionen in den unterschiedlichen Gesellschaften und Lebensformen, in denen die Bürger zu Hause sind. Damit gewinnen die Regionen, aber vor allem die Städte eine besondere Bedeutung. Blick nach Europa: Die Friedensstadt Osnabrück ist Heimat des YEAH! Festivals Es sind die Städte und Regionen Europas, in denen Kultur lebt und wächst, nicht das Epizentrum der EU-Administration Brüssel. Städte haben mit ihrem jeweiligen eigenen Erbe, ihrer sozialen Realität und ihrer aktuellen urbanen Situation eine besondere Rolle für den europäischen Integrationsprozess – dies ist eine neue Herausforderung, die vor allem die Zivilgesellschaft annehmen muss, in einem dauerhaften Dialog mit ihren politischen Entscheidungsträgern. Für manche traditionellen politischen Machtstrukturen in europäischen Staaten scheint die Idee einer selbstbewussten europäischen Bürgerschaft ungewohnt und bedrohlich zu sein. Daher erfordert der Dialog ein Höchstmaß an kultureller Kompetenz und engagiertem Einsatz jedes Einzelnen, um von exklusiven nationalen zu mehr gemeinschaftlich europäischen Lösungen zu kommen. In den letzten Jahren sind an vielen Orten ganz unterschiedliche Projekte und Initiativen, meist junger Bürger in fast allen Bereichen der Gesellschaft entstanden. Sie beeinflussen in einem „bottom-up“ Prozess mit ihren Ideen, Visionen, Aktivitäten die Erneuerung und Entwicklung unserer Städte. Ein Beispiel ist „A Soul for Europe“, entstanden aus einer Gesprächsrunde in Berlin und einer ersten öffentlichen Veranstaltung 2004, der „Berliner Konferenz“. Wirkung und Sichtbarkeit wurden hier erreicht durch die Vielfalt der aktiven und passiven Teilnehmer, neben Persönlichkeiten aus Zivilgesellschaft, Kunst und Kultur, deutsche und europäische Politiker, unter ihnen Manuel Barroso (gerade zum EU-Präsidenten gewählt und hier in Berlin mit seinem ersten öffentlichen Auftritt), Vertreter der Wirtschaft und vor allem zahlreiche junge Europäer aus verschiedenen Ländern aus Ost und West. Präsident Barroso betonte die bedeutende Rolle von Kultur, besonders auch im europäischen Prozess, und versprach eine stärkere Zusammenarbeit mit der Politik. Seitdem hat es alle zwei Jahre eine „Berliner Konferenz“ gegeben, immer gestützt auf die Überzeugung, dass es notwendig ist, Kultur in alle politischen Handlungsentscheidungen als kreative Kraft einzubeziehen und dafür den kontinuierlichen Dialog zwischen Politik und Zivilgesellschaft auszubauen. Viele Ideen, Fragen und praktische Handlungsvorschläge aus der ersten „Berliner Konferenz“ machten die Existenz einer Initiative notwendig, die in kontinuierlicher internationaler Zusammenarbeit den Gedankenaustausch vorantreiben und in handelnde Realität umsetzen konnte. Kern dieser Initiative ist die „Strategiegruppe“, junge Europäer aus vielen Ländern, die für diesen Prozess verantwortlich ist. Unterstützt von meist ehrenamtlich arbeitenden Mitstreitern in sechs Büros in verschiedenen Ländern können so unterschiedliche Veranstaltungsformen wie Foren, Workshops, Lectures u.v.m. entwickelt und vor Ort mit lokalen Partnern wie zivilen Initiativen, Vertretern städtischer oder regionaler Regierungen, Festivals oder auch Planern der Europäischen Kulturstädte umgesetzt werden. Grundlegendes Ziel bleibt immer der Versuch, der Kultur den so dringend notwendigen Platz im politischen Handeln zu verschaffen, der Politik die eigene Kompetenz der Zivilgesellschaft, von Kulturschaffenden und Künstlern als gleichberechtigte Kraft zuzuordnen. Nur in gemeinsamer Anstrengung kann den uns heute erschreckenden PL Ä D O Y E R Best of Magazin 13 Tendenzen – u.a. der Ausbreitung von rechtsnationalem Populismus, antiislamistischen und antisemitischen Bewegungen – begegnet werden. In ihren Aktivitäten geht es dabei der Initiative „A Soul for Europe“ nicht um Lobbyarbeit für die Kultur, sondern um Lobbyarbeit für Europa mit den Mitteln der kreativen Kraft der Kultur. Dafür konnte, neben anderen Partnerschaften, eine gute Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament aufgebaut werden, sodass auch die Umsetzung in politisches Denken und Handeln möglich wird. Für die Wirkung und den Erfolg all der zivilen Netzwerke und Arbeitsstrukturen wird es immer wichtiger, die gleichgerichteten Bemühungen besser zu koordinieren, um so mit einer starken Stimme sprechen zu können. Auf diesem Weg ist auch die Kunst, sind es die Künstler aus den so unterschiedlichen Herkünften, die mit ihrer eigenen Sprache, der Literatur, der Musik, dem Tanz, dem Theater, dem Film, der Architektur über Sprachgrenzen hinaus wirken und Menschen ganz direkt erreichen können. Kunst hat die Möglichkeit, Menschen eine ganz besondere gemeinsame Erfahrung zu vermitteln, damit Verständnis und Toleranz für die beeindruckende Vielfalt unserer Welt zu stärken und das friedliche Zusammenwachsen Europas zu unterstützen. Künstler sind nicht „schmückendes Beiwerk“ in Treffen und Begegnungen aller Art. Sie sind Partner in unseren Bemühungen, sie geben den Auseinandersetzungen, den Debatten eine andere, ergänzende Dimension. Wir müssen den Raum dafür schaffen, so wie wir für die Sichtbarkeit und die Wirksamkeit der zivilen Aktivitäten den öffentlichen Raum gewinnen und vor der zunehmenden Vereinnahmung durch private und kommerzielle Interessen von Investoren schützen müssen. Dies alles sind Aufgaben, denen wir uns als engagierte Bürger in Europa stellen müssen, um eine erfolgreiche Position gegen die bedrohlichen Kräfte zu bauen und zu stärken. Hier ist, wie zu Beginn gesagt, jeder Einzelne gefragt! Diese Überzeugung müssen wir gegen die zur „Haltung“ kultivierte Abkehr von Europa vermitteln. Nele Hertling, Vizepräsidentin der Akademie der Künste in Berlin, verantwortete als Direktorin der Werkstatt Berlin das Gesamtprogramm von „Berlin – Kulturhauptstadt Europas 1988“; im Jahr 1989 gründete sie das Hebbel-Theater in Berlin, das sie bis 2002 auch als Intendantin führte. Danach leitete sie bis 2006 das Berliner Künstlerprogramm des DAAD. Nele Hertling ist Mitglied der Strategiegruppe der Initiative „A Soul for Europe“. YEAH! 2015 Zirkuszelt Europa Ideen für eine musikalische Gesellschaft in Europa Europa ist kulturell unendlich reich – reich an Werten, reich an Inhalten, reich an kreativen künstlerischen Köpfen. Wie können wir generationenübergreifend Bewusstsein für die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten der Musik schaffen? Wie gelingen kluge Übergänge, um die ungeheure Lebendigkeit der europäischen Musikszene in die Gesellschaft hinein noch stärker wirken zu lassen? Diese Fragen standen zu Beginn der Entwicklung des europäischen Wettbewerbs für Musikvermittlung YEAH! Young EARopean Award, der am 19. Juni zum dritten Mal in Osnabrück verliehen wird. Seit 2011 sucht YEAH! alle zwei Jahre nach beispielhaften Ideen für das Musikleben in Europa. YEAH! öffnet mit jeder Ausschreibung ein aktuelles Panorama der Musikproduktionen für neues Publikum in Europa. „Der Wettbewerb regt Innovationen in der Szene an. In der aktiven Hinwendung zum Publikum liegt der Schlüssel, um das Musikleben zukunftsfähig zu machen“, resümiert Lydia Grün, Geschäftsführerin des netzwerk junge ohren, über eines der zentralen Ziele des Wettbewerbs. Dabei steht immer auch die gesellschaftliche Dimension musikalischen Gestaltens im Blick. „Die Frage, auf welchen Wegen der kulturelle Reichtum Europas an die nachwachsenden Generationen weitergereicht werden kann, führt zu der Frage, in welcher Gesellschaft wir in Europa leben möchten“, fasst HansJürgen Fip zusammen, Alt-OB der Stadt Osnabrück und Vorstandsmitglied der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte. Die Stiftung fördert Projekte und Initiativen, die nachhaltige regionale und überregionale Beiträge für ein gelingendes Zusammenleben in der Gesellschaft leisten. Für Fip sind „Toleranz und Dialog die Parameter für ein offenes, respektvolles und friedliches Miteinander. Kunst und Kultur bieten den Raum, sich der eigenen Wertvorstellungen zu versichern und inneren Rückhalt zu finden.“ Zusammen mit dem netzwerk junge ohren entstand die Idee eines europäischen Wettbewerbs für junge Musikprojekte, der die gesellschaftliche Dimension des modernen Musikschaffens in seine Perspektive einbezieht. Europäisches Musiktreffen für Austausch, Dialog und Vernetzung YEAH! versteht sich als großes europäisches Musiktreffen. Die über 100 Produktionen und Projekte, die aus über 20 Nationen für die Ausschreibung 2015 im Wettbewerbsbüro eingegangen sind, bilden eine beeindruckende Momentauf- nahme der europäischen Musikszene. YEAH! ist als Wettbewerb naturgemäß Challenge. Hier tritt niemand an, der nicht gewinnen will. Die internationale Fachjury hat fundierte Kriterien für ihr Votum, das hohe Qualität, künstlerische Authentizität und herausragende Umsetzung auszeichnet. Unterschiedliche Formate, national verschiedene Variationen der ästhetischen Ansprache, Bezüge zur jeweils aktuellen gesellschaftlichen Realität – solche Aspekte werden im Portfolio des YEAH! sichtbar. Es wäre fahrlässig, all diese Impulse auf ihr Gewinnerpotential zu reduzieren. Vielmehr versteht sich YEAH! als Einladung, unterschiedliche Ansätze länderübergreifend zu diskutieren, aktuelle Tendenzen aufzugreifen und eine kreative Antwort des Musiklebens auf die Herausforderungen des zusammenwachsenden Europas zu entwickeln. Manege frei! Das YEAH! Festival 2015 in Osnabrück Der YEAH! Award geht Hand in Hand mit dem YEAH! Festival, das in diesem Jahr vom 16. bis 20. Juni in Osnabrück stattfindet. Seit 2011 bietet die Stadt dem YEAH! alle zwei Jahre ein Zuhause. „Als Friedensstadt steht Osnabrück für Begegnung und Dialog. Jenseits der Sprache eröffnet die Musik Räume der Verständigung. YEAH! steht künstlerisch für die europäische Idee und ich freue mich, dass der Preis mit seinem Festival zum dritten Mal in Osnabrück gastiert!“ betont Oberbürgermeister Wolfgang Griesert. Herzstück des diesjährigen Festivals ist das große Zirkuszelt auf dem Domplatz. Unter seinem Dach kommt das internationale Fachpublikum zusammen, eine Denkfabrik und Produktionsgespräche laden zur Diskussion, die Projektbörse und nicht zuletzt die Preisverleihung am 19. Juni geben inspirierende Einblicke für alle, die sich mit Musikproduktionen für neues Publikum auseinandersetzen. Das YEAH! Festival versteht sich zugleich als Einladung an die Menschen in Osnabrück. Künstlerische Schulprojekte und eine generationenübergreifende Konferenz sowie Konzerte und Performances laden zum Mitmachen, Mitreden und Mitdenken ebenso ein wie zum Zuhören, Zuschauen und Zujubeln. Die Vorfreude steigt – wir sehen uns in Osnabrück! Mehr zum Programm online unter www.yeah-festival.de Y E A H ! 2 0 1 5 Best of Magazin 15 s t h g i l h g i Festivalh 2015 YEAH! bringt kreative Köpfe zusammen und provoziert neue Formate für die Bühne: Die Wettbewerbsfinalisten öffnen das YEAH! Camp . Gemeinsam entwickeln sie eine Performance, die zum offiziellen Festivalstart am 16. Juni 2015 im Zelt auf dem Domvorplatz ihre Weltpremiere erlebt. Die Theatergruppe Theater der Generationen des Theater Osnabrück verbindet Spieler/innen zwischen 13 und 74 Jahren. Der Zauber der Aufführungen entsteht aus dem generationenübergreifenden Ansatz. Mit einer Aufführung am 17. Juni im Zelt präsentiert das Haus eine Facette seiner theaterpädagogischen Arbeit. 16 Best of Magazin h i g h l i g h t s s YEAH! ist Inspiration für Auge und Ohr. Mit einer Konferenz voller Denkfabriken zum Thema „Jugend. Zukunft. Europa.“ lädt das Festival in unterschiedlichen Runden zum generationenübergreifenden Dialog und zur Reflexion ein. Ohne Pauken, aber mit Trompeten mündet das YEAH! Festival am 20. Juni in den Tag der Musik. In Zusammenarbeit mit der Städtischen Musik- und Kunstschule Osnabrück sowie der Gesamtschule Schinkel öffnet das Zelt auf dem Domvorplatz noch einmal seine Pforten für alle Musikbegeisterten. Neben einem großen Big Band Meeting ist die Klang-Raum-Performance „listen!“ mit über 500 Protagonist/innen abschließendes Highlight der musikalischen Woche in Osnabrück. Höhepunkt und vorläufiges Finale des Festivals ist die Preisverleihung am 19. Juni im Zelt. Eingebettet in ein Wandelkonzert und eine Projektbörse initiiert dieser Tag inspirierende Begegnungen mit Akteuren und Projekten der europäischen Musikszene. In Schulkonzerten sowie einem Workshop für Studierende im Fachbereich Musik der Hochschule Osnabrück sind die Wettbewerbsfinalisten beim Festival in Osnabrück hautnah zu erleben. „Wer ist Remarque?“ Der berühmte Schriftsteller Erich Maria Remarque („Im Westen nichts Neues“) ist ein Sohn der Friedensstadt. Der Jugendclub Tanz am Theater Osnabrück begibt sich auf die Spurensuche und lädt am 18. Juni zur Premiere seines Stücks ein. Alle Termine unter yeah-festival.de highlights Best of Magazin 17 Europa – Osnabrück – Europa YEAH! und seine Partner vor Ort Alle zwei Jahre bietet die Friedensstadt Osnabrück dem europäischen YEAH! Festival eine Bühne und ein temporäres Zuhause. Die Ensembles und Künstler, die Gäste und nicht zuletzt das Festival-Team treffen in der Stadt auf offene Ohren und vor allem auf tatkräftige Unterstützung, die sich in Koproduktionen, gemeinsamen Projekten und Veranstaltungen niederschlägt. Erstmals hat das Festival mit dem Zelt auf dem Domvorplatz eine eigene Spielstätte. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist der Schulterschluss mit den Partnern vor Ort besonders eng. In einem Jour fixe treffen sich Vertreter/innen von Osnabrücker Kultur- und Bildungseinrichtungen in regelmäßigen Abständen mit Projektmanagerin Susen Zetzsche, um die Planung und die inhaltlichen Akzente des Festivals zu diskutieren. Zentrales Thema des YEAH! ist der Gedanke eines zusammenwachsenden Europas, in dem unterschiedliche Nationen mit ihren Haltungen und Ausdrucksweisen zusammenkommen. Die im Wettbewerb und Festival präsentierten Musikproduktionen sind herausragende Beispiele für das, was Musik für die Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlichster kultureller und sozialer Herkunft leisten kann. Für Katrin Möller, Theaterpädagogin am Theater Osnabrück, ist dies der Kerngedanke kultureller Bildungsarbeit: „Kultur ist mehr als Kunst – mehr als Malerei, Tanz, Theater oder Musik. Kultur ist gesellschaftliches Leben, soziales Dasein und die persönliche Wahrnehmung und Verortung darin.“ Alle ihre beruflichen Aktivitäten lassen sich darauf zurückführen. Rüdiger Quast leitet seit 22 Jahren den Fachbereich musisch-kulturelle Bildung an der Gesamtschule Schinkel. „Über den Musikunterricht hinaus bieten wir unseren Schüler/innen in Zusammenarbeit mit der Musik- und Kunstschule vielfältige Möglichkeiten des aktiven Musizierens. Neben der Freude am Umgang mit Musik kommen Aspekte zum Tragen, die im Leben allgemein große Bedeutung haben, wie Kreativität und Teamfähigkeit.“ Der Alltag an der Schule und die Schüler/innen, von denen 22 Prozent einen Migrationshintergrund haben, profitieren von dem lebendigen Musikleben. „Die kreativen Prozesse bspw. im Kontext unserer Revueproduktionen erzeugen ein vitales Gemeinschaftsgefühl. Auf und hinter der Bühne sind jeweils um die 100 Jugendlichen beteiligt. Über das gemeinsame Tun werden soziale Kompetenzen gestärkt und Fähigkeiten können ganz anders in Erscheinung treten.“ So trägt die Schule in beispielhafter Weise dazu bei, ihre Schüler/innen – neben Mathe und Englisch – auf das „echte Leben“ vorzubereiten. Sven-Christian Finke-Ennen, Leiter des Kulturmarketings der Osnabrücker 18 Best of Magazin Pa r t n e r Marketing und Kultur GmbH bringt es auf den Punkt: „Kulturelle Bildung schafft die Voraussetzungen für die aktive Teilhabe an Kunst und Kultur; sie motiviert dazu, das eigene Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu gestalten sowie an der Gestaltung der Gesellschaft proaktiv mitzuwirken.“ Die Verantwortung für die kulturelle Bildung einer Gesellschaft verdichtet sich an vielen Stellen, wie Prof. Sascha Wienhausen, Leiter des Instituts für Musik an der Hochschule Osnabrück zusammenfasst: „Kulturelle Bildung macht eine menschliche Gemeinschaft überhaupt erst möglich und dafür ist es von ungeheurer Bedeutung, dass wir unsere kulturellen Wurzeln bewahren, dass es Eltern gibt, die Lieder vorsingen können. Wir brauchen viele Assistenten in den Musik- und Kunstschulen, an den Akademien und Hochschulen, die uns unterstützen und bereits vom Kleinkindalter an kulturelle Bildung ermöglichen.“ In der Sphäre von Kunst und Kultur finden die Menschen Freiräume, um sich selbst und die gesellschaftliche Wirklichkeit neu und anders zu denken. „Gemeinsame Vorstellungen von Werten und Normen sowie gemeinsame Traditionen, wie Feste und Volkslieder geben Menschen die Möglichkeit sich als Gemeinschaft zu identifizieren“, beschreibt Katrin Möller diesen Abstimmungsprozess. „Sich selbst, andere Menschen, die Welt neu begreifen in der gemeinsamen Auseinandersetzung mit Kultur und Kunst“ – diese Chance bietet die Stadt Osnabrück für Sven-Christian Finke-Ennen mit ihrem reichhaltigen Kulturprogramm, zu dem u.a. das Morgenland Festival und der YEAH! gehören. Sich selbst verorten – dazu kann die Beschäftigung mit Musik, Kunst und Kultur beitragen. Über welche Orte sprechen wir, wenn wir von Heimat sprechen? Rüdiger Quast fühlt sich in der Stadt Osnabrück durch seine langjährigen kulturellen Aktivitäten und die dadurch entstandenen Kontakte heimisch. „Dieses Involviertsein führt zu einer nachhaltigen Identifikation, was ich auch bei meinen Schüler/innen merke. Indem sie an Projekten aktiv teilnehmen, identifizieren sie sich damit und haben auch einen anderen Bezug zur Schule als Ort.“ Basisarbeit in Sachen kultureller Bildung leistet dafür die Städtische Musik- und Kunstschule, und zwar nicht nur für diejenigen, die den Weg zur Kultur alleine finden. „Wir gehen mit unseren Angeboten dahin, wo die Kinder und Jugendlichen sind. Mit Programmen wie ‚Wir machen die Musik‘ oder ‚Kultur macht stark‘ sowie den Sozialermäßigungen ist Teilhabe für alle möglich“, betont Sigrid Neugebauer-Schettler, Leiterin der Musik- und Kunstschule, ihr Prinzip, alle ins Boot zu holen. „Inklusion ist für uns kein Modewort, sondern wird hier seit vielen Jahren intensiv gelebt“, betont sie und verweist auf das funktionierende Netzwerk der Osnabrücker Bildungs- und Kultureinrichtungen. Für Prof. Sascha Wienhausen ist das kulturelle Angebote einer Stadt zentrale Voraussetzung für die Entwicklung von Heimatgefühl: „Heimat ist ein Ort den ich emotional verorten würde. Ein Ort, an dem man sich nicht nur räumlich befindet sondern lebt, wo soziokulturelle Prägungen stattfinden, Erfahrungen gemacht werden und an dem es Entfaltungsmöglichkeiten gibt. So ein Ort ist für mich Osnabrück immer gewesen. Ich bin hier aufgewachsen und die Stadt hat mit ihren vielfältigen kulturellen Angeboten meine Kreativität gefördert und einen offenen, toleranten und innovativen Geist in mir geschult.“ Solchermaßen geerdet ist es leicht, die Tür für andere Eindrücke, Menschen und Kulturen zu öffnen. YEAH! findet in der Stadt Osnabrück den perfekten Nährboden und wenn sich am 16. Juni das Zelt auf dem Domplatz öffnet, erwarten spannende, musikalische, diskursive und inspirierende Begegnungen die Osnabrücker und ihre europäischen Gäste. „Musik als universelle Sprache macht nicht nur unseren Alltag reicher, sondern ist eines der besten Kommunikationsmittel unserer Welt“ – diese Aussage von Prof. Sascha Wienhausen spricht dafür, dass für die Besucher/innen des Festivals nach dieser Woche die Abstände in Europa sicherlich ein bisschen kleiner geworden sein werden. Danke an unsere Partner vor Ort! FOKUS Forum Osnabrück für Kultur und Soziales e.V. Pa r t n e r Best of Magazin 19 Best of YEAH! 2015 Die Finalisten YEAH! 2015 Performance Bach be Cue Casa da Música (Portugal) UA im Februar 2012 Die Musik von Johann Sebastian Bach steht im Zentrum des verspielten Konzerts für Kinder von drei Monaten bis neun Jahren. In einem bizarren Steak-House-Ambiente tischen die Musiker/innen ihrem jungen Publikum Werke des berühmten Komponisten auf und lassen kleine Köche dabei durchaus mitbrutzeln. Eine ungewöhnliche Darbietung der Musik des großen Meisters, die auf akademische Strenge völlig verzichtet. Auf eine fröhliche und lustvolle Weise begegnen Publikum und Musiker/innen dem Künstler, der zu Lebzeiten als sinnenfreudiger Mensch mit einem kinderreichen Familienleben bekannt war. Eine Einladung zum Perspektivwechsel – nicht nur für die Kleinen! Brimborium! Favola per musica Konzert für Kinder von drei Monaten bis neun Jahren Fondazione Teatro Grande Brescia (Italien) UA im April 2013 Künstlerische Leitung: Jorge Prendas, Musiker/innen: Sofia Leandro (Violine), Óscar Rodrigues (Elektronik), Daniel Sousa (Flöte), Joaquim Alves (Perkussion), Tiago Oliveira (Klarinette), Artur Carvalho (Perkussion), Veranstalter: Casa da Música www.casadamusica.com Wie baut man Kindern eine Brücke zu Oper und Musiktheater? Wie gelingt es dabei außerdem, die lokale Gemeinschaft einer Stadt oder eines Ortes zu aktivieren und insbesondere für Schulen und Familien ein kulturelles Highlight zu setzen? Bei „Brimborium! Favola per musica“ heißt das Prinzip Mitmachen – sei es beim Gestalten von Kostümen und Bühnenbild oder als Darsteller/in auf der Bühne. Die zeitgenössische Opernproduktion für Grundschulkinder ist eingebunden in einen breit angelegten partizipativen Prozess, der junge Akteure mit unterschiedlichster musikalischer Vorbildung integriert und darin auf Vorbilder wie Hans Werner Henzes Kinderoper „Pollicino“ verweist. Zeitgenössische Oper für Grundschulkinder Künstlerische Leitung: Umberto Angelini, Ensemble: Federico Salvadori (Bariton/Ottavio), Annarita Romagnoli (Mezzosopran/Madame Cliquot), Luisa Cipolla (Sopran/Nicoletta), Emma Bernardini (Mädchensopran/Pavel), Alessandra Bortolato (Tänzerin), Kinderchor, Aura Ensemble, Carlo Boccadoro (Dirigent), Regie: Barbara Di Lieto, Kostüm- und Bühnenbild: Domenico Franchi, Lichtdesign: Stefano Mazzanti, Veranstalter: Fondazione Teatro Grande Brescia, Kooperationspartner: Mus-e Brescia Onlus, Accademia Santa Giulia scuola di scenografia, Area Bianca Concept Factory www.teatrogrande.it 20 Best of Magazin F i n a l i s t e n Cellostorm Oorkaan (Niederlande) UA 2012 In dem choreografierten Konzert „Cellostorm“ werden die acht Cellist/innen des renommierten Cello8ctet Amsterdam zu szenischen Akteuren der Geschichte. Mit Musik aus unterschiedlichen Epochen und Stilrichtungen begleiten sie die Taube Pigeon auf ihrer Suche nach dem Klang der Freundschaft. In dieser Produktion verlassen die Musiker/innen ihre Komfortzone und arbeiten mit dem ganzen Körper, mit Ausdruck und Mimik. Bei aller Spielfreude geht das hohe Niveau der musikalischen Darbietung nie verloren und es entsteht eine intensive Begegnung mit (klassischer) Musik, die der eigenen Fantasie jede Menge Raum lässt. Inszeniertes Konzert für Kinder ab vier Jahren Künstlerische Leitung: Jessica de Heer (Oorkaan), Cello8ctet Amsterdam: Oihana Aristizabal, Harald Austbø, Sanne Bijker, Claire Bleumer, Sebastiaan van Halsema, Stephan Heber, Rares Mihailescu, Marc van den Munckhof, Konzept und Regie: Dagmar Slagmolen, Kostüme und Bühnenbild: Dieuweke van Reij, Lichtdesign: Desirée van Gelderen, Bewegungscoach: Katrien van Beurden, Musikalische Beratung: Sytze Pruiksma, Koproduktion: Oorkaan und Cello8ctet Amsterdam www.oorkaan.nl Der kleine Harlekin Wiener Taschenoper (Österreich) UA 2013 Die Musiktheaterproduktion „Der kleine Harlekin“ ist eine musikalische Abenteuerreise durch die Musik- und Gedankenwelt von Karlheinz Stockhausen. Die Inszenierung von Carlus Padrissa (La Fura dels Baus) verbindet Musik, Szene, Tanz, Pantomime, Raum, multimediale Installation sowie Pyrotechnik zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk. Mit dieser Produktion löst die Wiener Taschenoper ihren Anspruch ein, Oper für Kinder auf demselben Qualitätsniveau wie Oper für Erwachsene zu produzieren. Seit 2006 in diesem Feld engagiert, setzt sich das Haus insbesondere für die Vermittlung zeitgenössischen Musiktheaters, aber auch für die Klassiker der Avantgarde ein. Kinderoper Künstlerische Leitung: Wiener Taschenoper, Künstlerisches Konzept/Inszenierung: Carlus Padrissa, Künstlerisches Konzept/ Bühne: Roland Olbeter, Künstlerisches Konzept/Video: Franc Aleu, Co-Regie: Jevgenij Sitochin, Dramaturgie: Thomas Ulrich, Kostüme: Chu Uroz, Pyrotechnik: Thomas Bautenbacher, Licht: Reinhard Traub, Ensemble: Merve Kazokoglu (Klarinette/Bassetthorn), Paul Hübner (Trompete), Stephen Menotti (Posaune), Michael Tiefenbacher (Synthesizer), Simon Schellnegger (Viola), Veranstalter/Kooperationspartner: Wiener Taschenoper, Dschungel Wien, Oper Graz, Natalia Sats Theater Moskau, Bayerische Staatsoper www.taschenoper.at Finalisten Best of Magazin 21 Eersteklasconcerten Musica, Impulse Centre for Music (Belgien) UA 2013 In einem musikalischen Rundgang für Grundschulklassen ermöglichen die Eersteklasconcerten eine differenzierte Begegnung mit zeitgenössischer Musik. Workshops und Konzerte verschmelzen zu einem interaktiven Format, das die Kinder – und auch die Lehrer/innen! – behutsam und aktivierend auf neue Hörerfahrungen vorbereitet. Ohne Bühnenbild, Ausstattung, zusätzliche Videos oder Geschichten ist hier allein die Musik das Mittel der Kommunikation. Ein Ansatz, der spürbar aufgeht und die Kinder vom ersten Moment an fasziniert. Eine konzentrierte und darstellerisch starke Einführung in die experimentelle Musik. Musikalischer Rundgang mit Konzerten und Workshops für das 1. Schuljahr Die Geschichte vom Soldaten Jugendtheater Brandenburg (Deutschland) UA 2013 Künstlerische Leitung: Hans Van Regenmortel, Veranstalter: Concertgebouw Brugge, Kooperationspartner: Bl!ndman www.musica.be Acht Musiker/innen der Brandenburger Symphoniker und die Darsteller/innen des Jugendtheaters legen ihre Version von Igor Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ vor. Die Lesart des Stückes ist geprägt von jugendrelevanten Themen. So entsteht eine gesprochene, gespielte, gesungene, musizierte und getanzte Crossover-Produktion. Die Jugendlichen entdecken die Musik von Strawinsky, ergänzen und erweitern sie jedoch mit ihren eigenen musikalischen Ideen, Zitaten aus Hip Hop, R’n‘B, Streetdance und Pop. Durch die choreografische Grundidee wird dieser Ansatz getragen, indem die Körpersprache der jungen Darsteller/innen elementar einbezogen wird. Crossover-Projekt für junges Publikum Regie: Christiane Ziehl, Musikalische Leitung/Dirigent: Burkard Götze, Darsteller/innen des Jugendtheaters: Sarah Müller, Bella Wedjelek, Marie Dietrich, Lucas Weißbach, Daniel Fuhrmann, Tobias Borchers, Samuel Lehr-Ivanov, Fritz Schulze, Björn Heienbrock, Cäcilia Müller, Denise Scheube, Paule Schmelzer, Musiker/innen der Brandenburger Symphoniker, Veranstalter: Brandenburger Theater GmbH, Kooperationspartner: Jugendtheater Brandenburg, Brandenburger Symphoniker www.brandenburgertheater.de 22 Best of Magazin F i n a l i s t e n Maximus Musikus Maximus Musikus ehf. (Island) Die kleine Maus Maximus Musikus nimmt Kinder in insgesamt vier Geschichten mit auf ihre Entdeckungsreisen in die Welt der Musik. Nach dem Franchise-Prinzip kann das umfangreiche Material (Bücher, Regie-Skripte, Noten) von Orchestern für Kinderkonzerte adaptiert werden. Die Aufführung spricht Augen und Ohren an: Ein Sprecher erzählt zusammen mit dem Orchester die Geschichte, über Projektionen veranschaulichen Bilder die Handlung. Durch Mitmachaktionen und gemeinsames Singen wird das Publikum aktiv in das Bühnengeschehen einbezogen. Maximus Musikus ist in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Isländisch, Schwedisch) veröffentlicht. Künstlerische Leitung: Sam Glazer, Zoe Palmer, Ensembles: The Sixteen, Orchestra of the Age of Enlightenment, Veranstalter: Spitalfields Music, Kooperationspartner: Rich Mix, Barking Libraries, Newham Community Links, Royal Opera House, The Sixteen, Orchestra of the Age of Enlightenment, Arts Council England Strategic Touring, Paul Hamlyn Foundation Konzertmaterial/Konzertreihe für Kinder von vier bis sieben Jahren www.spitalfieldsmusic.org.uk Autor: Hallfridur Olafsdottir, Illustrator: Thorarinn Mar Baldursson, Verlag: Schott Music Opportunity Hindertsi Produktionen GmbH (Schweiz) UA 2013 www.schott-music.com Als Auftragswerk für das Festival ACHTBRÜCKEN Köln entsteht das Tanzprojekt „Opportunity“ mit elektronischer Live-Musik für ein generationenübergreifendes Publikum. Die Barriere zwischen Bühne und Zuschauerraum wird aufgehoben, indem die Besucher/ innen selbst zu Akteuren werden. Live-Musik, Elektronische Musik und Tanz werden unter einer eigens für das Projekt entwickelten 3D-Soundkuppel in einem interaktiven Format integriert. Durch die Mitwirkung des Publikums im Zusammenspiel mit der Musik und den Tänzer/innen entsteht ein einmaliges Musikerlebnis. Interaktive Musik-Tanz-Produktion Musical Rumpus Spitalfields Music (Großbritannien) UA 2014 Erzählt wird die Geschichte einer Herde Schafe (Publikum) und dreier Schafhirten (Violine, Violoncello, Flöte), die einer Wolke (Sopran) beim Regenmachen helfen. Zusammen mit einem Riesen (Bariton) bauen sie einen Fluss, in den der Regen fließen kann. Das Bühnenbild mit einem Berg und einem Flussufer ist dazu gedacht, vom Publikum angefasst und erforscht zu werden. Komposition und Musikalische Leitung: Reto Stadelmann, Choreografie: Stephen Wynne, Mitwirkende: Studierende des Studiengangs Tanz an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Musikensemble Die Kartei (Leitung: Reto Stadelmann), Publikum, Sebastian Schottke (Klangregie), Veranstalter: ACHTBRÜCKEN | Musik für Köln, Kooperationspartner: Zentrum für Zeitgenössischen Tanz, Hochschule für Musik und Tanz Köln, ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe www.hindertsi.ch Die Barockoper „Acis und Galatea“ von Georg Friedrich Händel liefert das musikalische Material für dieses Babykonzert, das schon die Allerkleinsten mitsamt ihren Eltern für Alte Musik begeistert. Als mobiles Format bringen die Akteure ihr Konzert zu den Menschen, insbesondere zu denen, die sonst nicht viel Berührung mit klassischer Musik haben. Konzert für Kinder von null bis drei Jahren Finalisten Best of Magazin 23 VERONA 3000 Verein Plan B Luzern / VERONA 3000 (Schweiz) UA 2014 „Verona“ steht für die Stadt von Romeo und Julia, „3000“ steht für die Gegenwart einer Generation mit mehr Handlungsoptionen als je zuvor. „Verona 3000“ verschränkt beide Perspektiven zu einer zeitlosen Geschichte über das Jungsein und die Liebe und über die Herausforderungen des Lebens. Über 150 junge Menschen sind Teil von „Verona 3000“. Sie lassen sich von der Idee der Produktion beflügeln und machen aus ihr weit mehr als ein Jugendmusical. Das in drei Jahren entwickelte überregionale Jugendkulturprojekt löst die Grenzen zwischen Jugendarbeit, Kulturvermittlung und professionellem Kunstschaffen auf. Musiktheater/Musical für Jugendliche und junge Erwachsene Künstlerische Leitung: Daniel Korber (Buch & Regie), Joseph Sieber (Komposition & Musikalische Leitung), Besetzung und weitere Projektbeteiligte: über 150 Jugendliche und Regieteam, Veranstalter: Verein Plan B Luzern YEAH! 2015 Process geo-sounds Flügelschlag Werkbühne e.V. (Deutschland) UA 2013 Die Idee einer Sinfonie der Landschaftsentwicklung gibt den Impuls zu diesem groß angelegten deutsch-polnischen Schülerprojekt. Als Ausgangspunkt wird die Gegenwart gewählt: Ca. 100 Jahre Braunkohleabbau stehen einer „Reifezeit“ von 50 Millionen Jahren gegenüber. Eine Internet-Komposition bildet diesen Prozess im Zeitraffer nach. Von der erdgeschichtlichen Vergangenheit wendet sich der Blick in die Zukunft: Die Schüler/innen setzen sich mit zeitgenössischen Musik-Techniken und Kompositionsweisen auseinander. Dabei arbeiten sie zusammen mit Komponist/innen und Künstler/innen, die das Verhältnis zwischen Mensch und Natur thematisieren, und befassen sich mit innovativen Aufführungsformen. Deutsch-polnisches Kompositions- und Kunstprojekt www.verona3000.ch Künstlerische Projektleitung: Anja-Christin Winkler, Musikalische Projektleitung: Steffen Reinhold, Mendelssohn Kammerorchester Leipzig: Gregor Nowak (Organisatorische Leitung MKO), Barbara Rucha (Musikalische Leitung MKO), Geologische Betreuung: Dr. habil. Frank W. Junge in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Lothar Eissmann und Dr. Martina Dolezych, Betreuung Projektgruppen: Dresden/Görlitz – Carsten Hennig (Komponist) und Franziska Weiske (Kunstpädagogin, Bühnenbildnerin), Markleeberg – Knut Müller (Komponist), Leipzig – Steffen Reinhold (Komponist), Kraków – Piotr Peszat (Komponist), Zgorzelec – Dominik Lewicki (Komponist), Sounddesign Internetkomposition: Johannes Krause, Kunstpädagogische Betreuung: Heidi Baudrich, Projektkoordination: Yvonne Meyer, Sophie Renz, Künstlerische Beratung: Jörn Peter Hiekel, Projektassistenz: Carola Dierich, Dorothea Boutin, Übersetzung: Aleksandra Bogdańska, Kornelia Kurowska, Jeannine Nowak, Magdalena Anna Sieradz, Natalia Żurek, Sozialpädagogische Betreuung: Bartosz Boniecki, Beate Büchner, Joanna Polewaczyk, Susann Schramm, Magdalena Wiktorczyk-Dzioba, Praktikantin: Verena Mensenkamp, Tonaufnahmen: Tobias Finke, Veranstalter: Flügelschlag Werkbühne e.V., Projektpartner: Mendelssohn Kammerorchester Leipzig www.geo-sounds.de 24 Best of Magazin F i n a l i s t e n Le Sacre du Printemps Pumpernickel Company (Schweiz) UA 2014 Eine Begegnung mit Igor Strawinskys „Le Sacre du Printemps“, das vor 100 Jahren neue Maßstäbe in musikalischer und choreografischer Hinsicht setzte. 42 Schüler/innen eines Bieler Gymnasiums entwickeln über die Auseinandersetzung mit Perkussion und Bewegung ihre eigene kreative Antwort auf das Referenzwerk. Vorbereitet wird die Neuinszenierung in Workshops mit den Mitgliedern der Pumpernickel Company – zwei Schlagzeugern und einem Tänzer. Das „La Coupole“, ein Kultlokal für Jugendliche in Biel, gibt der Aufführung des Musik-Tanz-Projekts einen atmosphärisch stimmigen Rahmen. Musik- und Tanzprojekt mit Jugendlichen Künstlerische Leitung: Pumpernickel Company (Norbert Steinwarz, Alex Wäber, Olivier Membrez), Beteiligte: Schüler/innen der Klasse 16 des Gymnase français de Bienne, Klavier: Rei Nakamura und Alfonso Gomez, Licht: Christoph Gorgé, Kostüme: Marianna Helen Mayer, Videograf: Nino Fournier, Logistiker: Abdul Adebola, Veranstalter: Pumpernickel-Company, Kooperationspartner: Gymnase français de Bienne, UpTownProductions www.pumpernickel-company.com Nadar Summer Academy MATRIX [New Music Centre] (Belgien) Junge Musiker/innen erhalten bei der Nadar Summer Academy in einem exklusiven Rahmen Gelegenheit zu einer experimentellen und schöpferischen Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik und neuen Aufführungsformen. In der Zusammenarbeit mit professionellen Musiker/innen und Komponist/innen entdecken die Teilnehmer/innen im Alter von 16 Jahren nicht nur die Gegenwartsmusik, sondern lernen auch ihre Instrumente und deren Ausdrucksmöglichkeiten völlig neu kennen. Neue Musik-Workshops für junge Amateurmusiker/innen Künstlerische Leitung: Pieter Matthynssens, Dozent/innen: Elisa Medinilla, Marieke Berendsen, Daan Janssens, Pieter Matthynssens, Vladimir Gorlinsky, Stefan Prins, Veranstalter: MATRIX [New Music Centre], in Koproduktion mit Nadar Ensemble MATRIX [New Music Center] www.matrix-new-music.be Finalisten Best of Magazin 25 Ausschreibungsstart: 15. April 2015 jungeohren.de Treffen Sie uns auf der Musikmesse Frankfurt (15. bis 18. April 2015) Halle 3.1, Stand C42 – wir freuen uns auf Sie! SINDBAD, A Journey Through Living Flames La Monnaie / De Munt (Belgien) UA 2014 Querklang 2013/14 k&k kultkom (Deutschland) UA 2014 Querklang bringt experimentelles Komponieren in die Schule und gibt Schüler/innen über den Zeitraum eines halben Jahres die Möglichkeit, elementare kompositorische Erfahrungen mit experimenteller Musik zu machen und sie als Ausdrucksmedium für sich selbst zu entdecken. 165 Schulkinder mit unterschiedlichem familiärem, sprachlichkulturellem und sozialem Background arbeiten in dem groß angelegten Community-Projekt zusammen. Als Darsteller/innen und Sänger/innen bringen sie „ihre“ Oper auf die Bühne eines großen Opernhauses. Mit Disziplin und Professionalität übernehmen die Schüler/innen Verantwortung im kreativen Prozess. In der Auseinandersetzung mit der Figur Sindbad zeigt sich zudem die inhaltliche Aktualität der alten Geschichte. Der Respekt gegenüber anderen Kulturen als Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben ist die zentrale Aussage der entstandenen Oper. Community-Projekt Nicht der hörend-rezipierende Umgang mit ausgewählten Werken zeitgenössischer Musik steht im Zentrum des Schulprojekts, sondern der experimentelle, eigenverantwortliche Umgang mit einer Vielfalt von musikalischen Materialien und musikalischen Ideen. Den Abschluss bildet die Uraufführung im Rahmen des renommierten Neue Musik-Festivals MaerzMusik. Experimentelles Komponieren in der Schule Künstlerische Leitung: Ursula Brandstätter, Daniel Ott, Kerstin Wiehe, Komponist/innen: Stefan Lienenkämper, Ute Wassermann, Matthias Jann, Burkhard Friedrich, Eleftherios Veniadis, Schüler/ innen des Paulsen Gymnasiums, Berlin-Steglitz, der Alfred-Nobel-Schule, Berlin-Neukölln, des Willi-Graf-Gymnasiums, BerlinLankwitz, der Lily-Braun-Oberschule, Berlin-Spandau sowie der Staatlichen Ballettschule und Schule für Artistik, Berlin-Prenzlauer Berg, Studierende: Lucia Kelly, Sabrina Friedrich, Normen Riediger, Maria da Rocha, Gisa Linnen, Rebekka, Debernitz, Félice Späth, Jenny Schwericke, Katharina Schulze, Thomas Göhing, Lehrer/ innen: Ralf Simons, Regine Steinke, Martina Barsch, Christian Cantauw, Henning Wehmeyer, Projektteam: Rebekka Hüttmann (Musikpädagogin), Christoph Riggert (Lehrer), Stefan Roszak (Musikpädagoge und Instrumentenbauer), Iris ter Schiphorst (Komponistin), Kerstin Wiehe (Kulturmanagerin und Publizistin), Susanna Heise (Projektassistenz), Eva-Maria Kösters (Projektassistenz). Ein Projekt von: Universität der Künste Berlin, Berliner Festspiele / MaerzMusik, Klangzeitort, k&k kultkom, Kulturkontakte e.V. Künstlerische Leitung: Howard Moody (Musik und Libretto), Thierry Thieû Niang (Regie und Choreografie), Beteiligte: 165 Schulkinder, Kinderchor La Maîtrise, Mädchen des Jugendchors La Choraline, Hendrickje Van Kerckhoven (Sopran), Ivan Ludlow (Bariton), Sinfonieorchester des Brüsseler Musikkonservatoriums, Musiker des Sinfonieorchesters von La Monnaie, Veranstalter: La Monnaie/De Munt, Kooperationspartner: Konservatorium Brüssel, Schule für Künste, Abteilung der „Erasmus Hochschule“ Brüssel www.demunt.be www.querklang.eu Finalisten Best of Magazin 27 Judit Gaál Künstlerische Koordinatorin, Palast der Künste Budapest (Ungarn) Diana Lehnert Die Jury YEAH! 2015 Sinem Altan Musikvermittlerin, Luzerner Sinfonieorchester (Schweiz) Jesper Egelund Pedersen Musiker, Figura Ensemble (Dänemark) Ulrike Schumann Musiktheaterpädagogin, Theater Osnabrück (Deutschland) Komponistin (Deutschland) Pascal Sticklies Paula Azguime Education Manager, Philharmonie Luxemburg und OPL (Luxemburg) Flötistin und Komponistin, Miso Music (Portugal) Christian Coker OBE Beraterin im Bereich Künste und Education (Großbritannien) Johannes Fuchs Education Manager, Lucerne Festival (Schweiz) Dan Tanson Schauspieler und Regisseur, Traffik Theater (Luxemburg/Belgien) Dr. Johannes Voit Musikvermittler und Komponist, Philharmonie Köln (Deutschland) YEAH! Chronik 2011-2013 1. Jahrgang YEAH! 2011 2. Jahrgang YEAH! 2013 Kategorie Performance Kategorie Performance „Rocky Roccoco“ Sonus Brass Ensemble (Österreich) „Drumblebee“ Quatuor Beat und Philharmonie Luxemburg in Zusammenarbeit mit der Kölner Philharmonie, dem Lucerne Festival und den Grazer Spielstätten „slagRoom“ Triatu +1 in Zusammenarbeit mit Jeugd en Muziek (Belgien) Kategorie Process „Small Composers“ Figura Ensemble (Dänemark) „VOID“ Hamburger Klangwerktage – Festival für zeitgenössische Musik (Deutschland) „Come in!“ Göteborger Sinfoniker (Schweden) „Concerts for Babies“ Musicalmente (Portugal) „Listen to the Silence – A Journey with John Cage“ Zonzo Compagnie (Belgien) Kategorie Process „Von Sternen, Nebeln und Galaxien“ regionale X, Steiermark und Arcana Festival St. Gallen/Gesäuse (Österreich) „Notations“ Klavier-Festival Ruhr (Deutschland) Sonderpreis der UNESCO-Kommission „Feel the Music“ Mahler Chamber Orchestra (Deutschland) „Hasretim – eine anatolische Reise“ Marc Sinan in Zusammenarbeit mit den Dresdner Sinfonikern und Markus Rindt (Deutschland) Chronik Best of Magazin 29 Impressum Herausgeber netzwerk junge ohren e.V. Lydia Grün, Geschäftsführung (V.i.S.d.P.) Gastautor/innen Nele Hertling, Kent Nagano Redaktion Katharina von Radowitz Das YEAH! Team im Osnabrücker Rathaus: Lydia Grün, Susen Zetzsche, Katharina von Radowitz, Stephanie Heilmann (v.l.n.r.) Gestaltung Joachim J. Kühmstedt, J4-studio.com Kontakt netzwerk junge ohren Zossener Straße 65 10961 Berlin +49 30 53 00 29 45 [email protected] www.jungeohren.de Best of junge Ohren erscheint als Beilage der neuen musikzeitung, ConBrio Verlagsgesellschaft mbH, Regensburg Druck Freiburger Druck GmbH & Co. KG, Freiburg Auflage 25.000 Bildnachweise S. 1: Oorkaan/Cello8ctet Amsterdam, Cellostorm © Ronald Knapp/Oorkaan; S. 4: Quartett PLUS 1, YEAH! 2013 © Mark Bollhorst; S. 5: Lydia Grün © Mark Bollhorst; S. 6: Kent Nagano © Felix Broede; S. 9: ATZE Musiktheater, Spaghettihochzeit/ATZE Musiktheater © Jörg Metzner; S. 11: Thomas Sutter © ATZE Musiktheater; S. 13: Osnabrücker Rathaus © Stadt Osnabrück Presse- und Informationsamt; S. 14: Nele Hertling © Yehuda Swed; S. 16/17: Ausschnitt Sonus Brass Ensemble © Anne Köhler, YEAH! Trophäe © Hermann Pentermann, Ausschnitt Cellostorm © Ronald Knapp/Oorkaan, Erich Maria Remarque © Bundesarchiv, Tagungspublikum © Oliver Röckle, STO Neubau Dom © ARCHITEKTEN BRÜNING REIN, YEAH! Camp 2013 © Mark Bollhorst; S. 19: Montage © Joachim Kühmstedt; S. 20: Bach be Cue © João Messias/Casa da Música, Brimborium! Favola per musica © Francesco Demichelis; S. 21: Cellostorm © Ronald Knapp/Oorkaan, Der kleine Harlekin © Dimo Dimov; S. 22: Die Geschichte vom Soldaten © Brandenburger Theater, Eersteklasconcerten © Tim Theo Deceuninck, Maximus Musikus © Maximus Musikus ehf.; S. 23: Musical Rumpus © Spitalfields Music, Opportunity © Jörg Schirner; S. 24: VERONA 3000 © Plan B Luzern /Verona 3000, geo-sounds © Verein Flügelschlag Werkbühne e.V.; S. 25: Le Sacre du Printemps © SIFON GRAPHISME/Simon Moser, Nadar Summer Academy © MATRIX [New Music Centre]; S. 26: © Gert Mothes; S. 27: Querklang 2013/14 © k&k kultkom, SINDBAD, A Journey Through Living Flames © Linda Lovrovic; S. 28: YEAH! 2015 Jurysitzung © Hermann Pentermann; S. 29: Sonus Brass Ensemble/YEAH! 2011 Preisverleihung © Torsten Kollmer; S. 30: YEAH! Team © Hermann Pentermann Nicht alle Copyrightinhaber konnten ermittelt werden; deren Urheberrechte werden hiermit vorsorglich und ausdrücklich anerkannt. 30 Best of Magazin Im p r essum YEAH! Young EARopean Award ist ein Projekt der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte und des netzwerk junge ohren.
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