Jugend. Zukunft. Europa.

# 2 April 2015
Jugend. Zukunft. Europa.
Inhalt
5
Editorial
6
Mit Musik die Welt neu denken
Ein Essay von Kent Nagano
9
Thomas Sutter im Gespräch
Kinder wollen gute Geschichten – immer
12
Europa als kulturelles Konzept
Ein Plädoyer von Nele Hertling
15
Ideen für eine musikalische Gesellschaft
16
Die Festivalhighlights
18
Europa – Osnabrück – Europa
20
Best of YEAH! 2015
Die Finalisten
28
YEAH! 2015
Die Jury
29
YEAH! Chronik
2011-2013
30
Impressum
i n h a lt
Best of Magazin
3
YEAH! 2013: Quartett PLUS 1 im Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück
Liebe Leserinnen
und Leser!
Nach der erfolgreichen Premiere unseres ersten Best of junge Ohren im vergangenen Jahr gehen wir nun „in Serie“: Zwei
Hefte sind 2015 geplant, in denen wir Ihnen nicht nur die Nominierten und das Umfeld unserer beiden Wettbewerbe YEAH!
und JUNGE OHREN PREIS vorstellen, sondern den Blick über den Musikbereich hinaus für gesellschaftliche Themen öffnen.
Im Schwerpunkt dieser Ausgabe „Jugend. Zukunft. Europa.“ verdichten sich die wesentlichen Parameter für die Gestaltung
von Gesellschaft. Europa als politische Idee einer demokratischen Wertegemeinschaft schien nach der Katastrophe des
Zweiten Weltkriegs und des Holocaust der Schlüssel für ein friedliches Zusammenleben auf der Basis universeller Menschenrechte, Demokratie und bürgerlicher Freiheitsrechte. Heute ist Europa einerseits mit seinen Regionen, Völkern, Sprachen und Musiken ein reichhaltiger Kulturraum voller Dynamik, anderseits geschüttelt von ökonomischen Krisen, sozialen
Verwerfungen, kriegerischen Konflikten und in Frage gestellt von fundamentalistischen Positionen.
Die europäische Idee ist der Versuch eines menschlichen Miteinanders, der zeigt, dass die aktuellen Krisen ohne gemeinschaftlichen Schulterschluss nicht zu bewältigen sind. Denn gerade aus der bewegten Historie von Europa erwächst die
Verpflichtung, unseren demokratischen Wertekanon zu erhalten und Wege für ein friedliches Zusammenleben zu finden.
Wir als Kulturmacher/innen tragen hier Verantwortung: Verantwortung für ein Zusammenleben, das Spielräume für emotionales gemeinschaftliches (Er)Leben möglich macht. Wir tragen Verantwortung für eine Frische im Denken und Handeln, die
uns Neues erfinden und Traditionen erfahrbar machen lässt. Wir tragen Verantwortung für eine Kultur des Willkommens, die
unterschiedliche kulturelle Hintergründe als Reichtum begreift, zum musikalischen Miteinander einlädt, ohne die jeweiligen
Identitäten in die Beliebigkeit zu „schleifen“. Diese Verantwortung schultern wir nicht alleine – wir brauchen und haben
Partner. Angefangen von den Kulturförderern der Öffentlichen Hand über alle Akteure in der Bildung, bis hin zu Unterstützern
in der Wirtschaft. Der wichtigste Partner aber ist und bleibt – unser Publikum; insbesondere diejenigen, bei denen unsere
Einladung noch ungehört ist.
Deshalb haben wir in dieser Ausgabe Künstler/innen, Denker/innen und Kulturmacher/innen versammelt, die sich seit langen
Jahren mit der Frage beschäftigen: In welchen Lebenslagen befinden sich junge Menschen in den europäischen Ländern,
welchen Herausforderungen sind sie ausgesetzt und welche Chancen sehen sie für ihre Zukunft – und welche Rolle kann
die Kultur aktiv einnehmen? Nele Hertling, Kent Nagano und Thomas Sutter formulieren eindringliche Plädoyers, Angst und
Hemmnisse zu überwinden und mit künstlerischen Mitteln für die europäische Idee und gemeinschaftliche Teilhabe unseres
kulturellen Reichtums einzutreten.
In diesem Sinne versteht sich der 3. YEAH! Award für junge europäische Musikproduktionen weniger als „Challenge“, sondern
vielmehr als Einladung, sich über Modelle der (musikalischen) Kommunikation kreativ auszutauschen. Die Beschäftigung mit
neuen europäischen Musikformaten bedeutet immer auch die Beschäftigung mit dem „echten Leben“. Die Finalisten des
YEAH! Award 2015 zeigen, wie die Musik Menschen immer wieder dazu bringen kann, Grenzen zu überwinden – sowohl die
eigenen als auch die zwischen sich selbst und anderen.
Raum für die Begegnung mit Ideen und Menschen, Musik und Kultur bietet das YEAH! Festival vom 16. bis 20. Juni in
Osnabrück. Im wahrsten Sinne des Wortes schlagen wir dort für eine knappe Woche unser Zelt auf und laden Sie schon jetzt
herzlich ein, dabei zu sein und mit uns, angeregt durch die Nominierten und Preisträger des YEAH! 2015, neue Perspektiven
für das (Musik)Leben in Europa zu entwerfen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Lydia Grün
Geschäftsführung netzwerk junge ohren
E D IT O RI A L
Best of Magazin
5
Ein Essay von Kent Nagano
Mit Musik
die Welt neu denken
Ich habe einen Traum. Vielleicht ist es irreführend, einen
Artikel just mit dem Satz zu beginnen, den ich auch an den
Anfang meines neuen Buches „Erwarten Sie Wunder!“ gesetzt habe. Er könnte mich schließlich in die Nähe der Träumer oder Utopisten rücken. Ich träume jedenfalls von einer
Welt, in der jeder Mensch die Chance hat, Zugang zur klassischen Musik zu finden. Nun bin ich kein Träumer, sondern
Realist. Seit Jahrzehnten beobachte ich, wie die klassische
Musik, diese großartige Kunst, an gesellschaftlicher Bedeutung einbüßt. Machen wir uns nichts vor: In der Lebenswirklichkeit junger Menschen spielt sie fast überhaupt keine
Rolle mehr. Wer lernt heute als Kind noch ein Instrument?
Wo gibt es überhaupt noch Hausmusik? Wird in den Schulen
noch „richtig“ gesungen? Ist die klassische Musik und die
6
Best of Magazin E S S A Y
Möglichkeit, einen Zugang zu ihr zu bekommen, nicht längst
eine Angelegenheit privilegierter Gesellschaftsgruppen, die
sich das leisten können und wollen?
Musik nur für Privilegierte?
Die Bestandsaufnahmen in vielen westlichen Gesellschaften fallen allesamt ähnlich aus: Zu dem Verständnis von
guter Bildung gehören in der Praxis die Künste allenfalls am
Rand. Bestes Beispiel dafür sind die immer wiederkehrenden Pisa-Studien, deren Ergebnisse einem Land angeblich
die Qualität seines Bildungssystems bescheinigen. Doch
der Bildungsbegriff, der sich dahinter verbirgt, ist borniert.
Nach ihren künstlerischen Fähigkeiten werden die Jugendlichen überhaupt nicht mehr gefragt.
Die Angst vor dem Besucherschwund an Konzert- und Opernhäusern ist allgegenwärtig, Orchesterkrisen und -fusionen
prägen die Landschaft, das Publikum im Konzertsaal altert
wahrnehmbar. Man könnte sich in der Tat fragen, ob uns die
klassische Musik mit ihren Meisterwerken heute – im Zeitalter technologischer Revolutionen – nichts mehr zu sagen
hat.
Lassen Sie mich eine klare Antwort geben: mitnichten! Und
dafür gibt es hinreichend Belege. Aus vielen Studien wissen wir, dass Kinder ihrem Naturell und Interesse nach von
jeder Art von Musik fasziniert sind – auch und gerade von
der klassischen Musik. Als Dirigent beobachte ich zudem,
dass die Konservatorien und Musikhochschulen weltweit
voll von musikbegeisterten Studierenden sind, und diese
zu Musikern nie dagewesener Qualität ausbilden: technisch
perfekt, leidenschaftlich, engagiert, umfassend gebildet
und enorm risikoaffin. Sie sind bereit, alles auf eine Karte, auf die klassische Musik zu setzen. Diese Entwicklung
hat für mich genügend Beweiskraft, dass ernste Musik das
Zeug hat, junge Ohren zu faszinieren, junge Geister zu inspirieren. Von ihrer Anziehungskraft für junge Menschen
hat sie überhaupt nichts verloren. Nur handelt es sich bei
dieser „Stichprobe“ eben um jene jungen Menschen, die
irgendwann einmal das Glück und die Chance hatten, klassische Musik kennen- und lieben zu lernen. Die Erfahrung
klassischer Musik kann Menschen sehr viel geben. Ich behaupte, dass sie für die Persönlichkeitsentwicklung junger
Menschen bis heute unverzichtbar und nicht umsonst über
Jahrhunderte Bestandteil einer umfassend humanistischen
Erziehung gewesen ist. In meinem Buch versuche ich ein
starkes Plädoyer dafür, dass sie und auch die anderen
Künste ernsthaft zurückkehren in den Bildungskanon von
heute. Für alle, nicht nur für einen kleinen überaus privilegierten Kreis. Warum?
Demut in Zeiten des Machbarkeitswahns
Die Künste befördern Eigenschaften, die wir heute in unserer so zerrissenen Welt dringend brauchen. Was hätten Gesellschaft, Politik und Wirtschaft denn gerne für Menschen?
Keine Hasardeure jedenfalls wie jene, die die Finanzinstitute 2008 zielsicher in den Abgrund ritten und die Welt
damit in eine Krise stürzten, von der sie sich bis heute nicht
wirklich erholt hat. Und auch keine Menschen, die Kriege
anzetteln und in der Gruppe moralisch derart kollabieren,
dass sie bereit sind, die Menschenwürde mit Füßen zu
treten. Sondern: umgängliche und kommunikationsstarke,
zugewandte, nachdenkliche, selbstreflexive, wertorientierte, disziplinierte, empathische, urteilsfähige, in fachlicher,
menschlicher und ethischer Hinsicht integre Persönlichkeiten. Zugegeben: Man muss nicht Klavier spielen können,
um so ein Mensch zu werden, kein Orchestermitglied gewesen sein, kein Maler oder Tänzer. Aber man muss sich irgendwann einmal mit existentiellen Fragen beschäftigt und
über sich und seine Umwelt Gedanken gemacht haben. Nur
wo findet das genau statt? Fast ausschließlich in der dauer-
haften Konfrontation mit den Künsten, mit Musik, Literatur,
Philosophie oder Malerei, in denen genau all das verhandelt wird. Wir wünschen uns Menschen mit Eigenschaften
wie Offenheit, Kreativität, Inspiration und vor allem Demut
in Zeiten des menschlichen Machbarkeitswahns. Auch die
lernt nur, wer möglichst früh in seinem Leben immer wieder Dingen begegnet, die größer sind als er selbst. Das alles bleibt zweifellos auf der Strecke, wenn bereits Kinder
und Jugendliche – so wie es heute in der Regel der Fall
ist – nur noch das trainieren, was augenscheinlich Output
erzeugt und darauf gedrillt werden, jeder Frage, die ihnen
gestellt wird, eine nützliche Antwort zuzuordnen. Treffender
als die Harvard-Präsidentin Drew Faust kann man es kaum
formulieren: Weit verbreitet seien die Rufe nach messbaren Ergebnissen und einer Bildung, die auf die besonderen
Erfordernisse des Arbeitsmarktes reagiere. „Aber viele der
Jobs, die unsere Studenten später annehmen werden, sind
noch gar nicht erfunden, die notwendigen Fähigkeiten dafür
noch nicht definiert.“ Es geht nicht darum den Nachwuchs
in die Lage zu versetzen, irgendwann die Fragen zu beantworten, die uns heute beschäftigen. „Wir müssen sie vielmehr in die Lage versetzen, jene Fragen zu stellen, die die
Welt von morgen verändern werden.“ In der Musik werden
existentielle Fragen aufgeworfen und von den Komponisten
verhandelt. Und zwar so, dass sich immer wieder neue Fragen ergeben, die uns zum Nachdenken inspirieren und dadurch vielleicht zu Erkenntnisgewinn bringen. Die uns aber
auf jeden Fall hin und wieder auf uns selbst zurückwerfen
und dem Staunen darüber öffnen, wer wir wirklich sind. Auf
genau diese Art der Reflexionen wird unsere globalisierte
Welt auch in Zukunft nicht verzichten können.
Die Grenze der Welt, die wir uns vorstellen
In unseren postindustriellen Gesellschaften, in denen die
Abwägung von Kosten und Nutzen, Investment und Return
fast schon zur Obsession geworden ist, erscheinen künstlerische Erfahrungen als Luxus, vielleicht sogar als Spinnerei. Denn die Wirkung ästhetischer Einflüsse, zum Beispiel
die Rentabilität für das zeitliche und finanzielle Investment
des Erlernens eines Instruments, ist nicht wirklich messbar.
Warum also die Mühe auf sich nehmen? Warum ein Wagnis
ohne kalkulierbaren Ausgang eingehen?
Ich könnte an dieser Stelle aus der Perspektive diverser
Disziplinen argumentieren. Mit der Bedeutung ästhetischer
Erfahrungen haben sich Philosophen, Pädagogen, Entwicklungspsychologen und nicht zuletzt Neurowissenschaftler
befasst. In meinem Buch tue ich das auch. Hier aber will ich
mich beschränken und – ausgerechnet – auf einen Literaturwissenschaftler berufen. Es ist der bereits verstorbene
Kanadier Northrop Frye, der in seinem kleinen Essay-Band
„The educated imagination“ eindrucksvoll für die unbedingte Notwendigkeit ästhetischer Erfahrungen argumentiert;
in seinem Fall freilich für das Lesen von Literatur. Es gibt,
so sein Ansatz, einen Unterschied zwischen der Welt, in
der wir leben, und der, in der wir gerne leben möchten.
E S S A Y Best of Magazin
7
» Ich träume von einer Welt,
in der jeder Mensch die Chance hat,
zur klassischen Musik zu finden.«
Kent Nagano
Klassische Musik verliert an Bedeutung. Sie droht, zur Liebhaberei
gesellschaftlicher Eliten zu werden. Das muss sich ändern, meint
Kent Nagano, der in seiner Kindheit erlebt hat, wie Musik soziale
und ethnische Grenzen zu überwinden vermag und die Welt zum
Klingen bringen kann. Ein leidenschaftlicher Aufruf eines großen
Künstlers.
Ist klassische Musik heute noch zeitgemäß? Kent Nagano glaubt,
dass man sich dieser Frage stellen muss, wenn man der existenziellen Krise der Klassik entgegentreten will. Was liegt näher,
als dies anhand seiner eigenen Biographie zu tun? Der Maestro
erläutert, welche Rolle das Erlernen von Instrumenten in seiner
Kindheit spielte und was gute Lehrer für Musik bedeuten. Er erzählt zutiefst persönlich von seinen Begegnungen mit Meisterwerken der Klassik und großen Komponisten, seiner Arbeit mit
bedeutenden Orchestern und seinem unermüdlichen Engagement
für den Nachwuchs.
Die klassische Musik verändert sich, sie muss es tun – denn
sie darf nicht aus der Lebenswirklichkeit breiter Schichten verschwinden. Durch ihren Verlust würden Gesellschaften nicht nur
kulturell ärmer, sondern sie würden an Inspiration, Witz, emotionaler Tiefe und Gemeinsinn einbüßen. In Sorge über sterbende
Orchester und gleichgültige Politiker hält Kent Nagano ein ebenso
leidenschaftliches wie lustvolles Plädoyer für die Klassik.
Kent Nagano mit Inge Klöpfer
Erwarten Sie Wunder!
Expect the Unexpected
320 Seiten. Gebunden. Euro 22,90
Das Erste ist die Realität, das Zweite fällt in den großen
Bereich der Imagination. Die Naturwissenschaften erklären uns die Welt, die den Menschen unmittelbar umgibt.
Mit der Welt in unseren Vorstellungen aber haben sie nicht
direkt etwas zu tun. Auf dieser Ebene kommen die Künste
ins Spiel: die Literatur, die Malerei, die Musik. „Die Kunst
beginnt an der Grenze der Welt, die wir uns vorstellen“,
schreibt Frye, „die wir uns in Gedanken konstruieren, nicht
der, die wir unmittelbar sehen.“ Die Künste also prägen unsere Vorstellung davon, wie wir leben wollen. Sie wirken
mehr oder weniger unmittelbar darauf ein. Deswegen sind
sie so ungeheuer wichtig, gerade jetzt in dieser Zeit der
Sinnkrisen und Sinnsuche unserer Gesellschaften, der Revolutionen, Glaubenskriege und Grausamkeiten. Heute geht
es mehr denn je darum, Vorstellungen von einer Welt zu entwickeln, in der wir künftig leben wollen. Literatur, schreibt
Frye, sei dazu da, die Vorstellungskraft der Menschen „zu
bilden“ und sie darin zu erziehen, sich Dinge vorzustellen,
die möglich sein könnten.
Lässt sich das, was er über die Literatur schreibt, nicht
auch wunderbar auf die klassische Musik übertragen und
auf die Frage, warum es sich gerade für junge Menschen
wirklich lohnt, sich mit ihr eingehend zu beschäftigen?
Northrop Frye: The educated imagination, Indiana University Press,
Midland edition (1964).
Kent Nagano, geboren in den USA,
wuchs in Morro Bay, einem Fischerdorf
an der kalifornischen Küste, auf – ohne Fernsehen,
Kino und Stereoanlage, dafür mit Klavier
und Klarinette. Er studierte Musik und Soziologie.
Nach ersten Erfolgen in den USA wurde er
1988 als Music Director an die
Opéra National de Lyon berufen, wo er bis
1998 tätig war. Von 1991 bis 2000 war er
Music Director des Hallé Orchestra in Manchester
und wurde 2003 zum Ersten Musikdirektor
der Los Angeles Opera ernannt.
Von 2000 bis 2006 war er Chefdirigent
und Künstlerischer Leiter des
Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin,
bevor er 2006 Generalmusikdirektor
an der Bayerischen Staatsoper München
(bis Juli 2013) sowie Music Director
des Orchestre Symphonique de Montréal wurde.
Im September 2015 beginnt seine Amtszeit
als Generalmusikdirektor und Chefdirigent der
Hamburgischen Staatsoper.
Ein Stück über Liebe und Trennung mit einem kleinen Happy End: Spaghettihochzeit
Gespräch
Kinder wollen
gute Geschichten – immer
Theatermacher Thomas Sutter über
das Kinder(musik)theater hier und in Europa
Das ATZE ist Deutschlands größtes Musiktheater für Kinder
im Grundschulalter – mit über 90.000 Zuschauer/innen pro
Jahr allein in Berlin. „Atze“ ist übrigens Berlinerisch und
heißt so viel wie „großer Bruder“ oder „bester Freund“. Dieser Name bringt den programmatischen Anspruch des Hauses auf den Punkt, das mit seinen Inszenierungen Kinder an
die Hand nehmen und ihnen den Rücken stärken will. Musik
spielt dabei eine zentrale Rolle. In allen ATZE-Produktionen
findet Musik „live“ statt. Fast alle Darsteller/innen treten
auf der Bühne als Musiker/innen, Schauspieler/innen und
Sänger/innen in Erscheinung. Theaterleiter Thomas Sutter
nennt dieses ATZE-Format „Singspiel“ und hat sich zur
Aufgabe gemacht, diesen Begriff zu „entstauben“ und mit
zeitgenössischen musikalischen Anteilen in seinen Inszenierungen in die Gegenwart zu holen.
Seit dreißig Jahren machen Sie Theater für Kinder.
Wie treffen Sie den richtigen Ton?
Ob meine Stücke den richtigen Ton zu treffen, müssen Sie
mein junges Publikum fragen. Ich kann nur machen, was
ich mache, und hoffen, dass Kinder es verstehen und sich
davon betroffen und angesprochen fühlen. Ich suche Themen
aus der Erfahrungswelt der Kinder. Denn: Ein Autor für Kinder
darf sein eigenes Kind nicht vergessen. Wenn ich mir meiner
eigenen Kindheit nicht bewusst bin, kann ich mich dieser
Welt auch nicht mehr annähern.
G es p r Ä c h
Best of Magazin
9
Das Kind in Ihnen und die Kinder heute –
unterschiedlicher können die Lebenswelten nicht sein?
Ja, von außen sind das himmelweite Unterschiede. Die
Kinder heute stehen vor einer komplett anderen Realität:
In meiner Kindheit gab es Knallplätzchenpistolen – das war
das Geilste, was man kriegen konnte! Heute sind es digitale
Medien. Auch der Umgang mit Zeit ist ein fundamental anderer. Vor allem in Familien der sogenannten Mittelschicht
sind Kinder heute komplett durchgeplant. Neben der Schule
gibt es AGs, Sport- und Musikunterricht – Mutter und Vater
bringen die Kinder hin und holen sie ab. Die Kinder sind
extrem behütet und nicht sich selbst überlassen. Sozialisation findet nicht mehr „unorganisiert“ unter Gleichaltrigen und Geschwistern statt, sondern in geregelten Bahnen.
Trotz dieser deutlichen äußeren Unterschiede behaupte ich,
dass sich der Kern der Kindheit nicht verändert hat! Die
Neugierde, das Wissen-Wollen, das Sich-Beschäftigen und
Welt-Entdecken und die sozialen Themen von Freundschaft
und Streit gehören nach wie vor zum Wesen von Kindheit.
Scheidung, Armut – vieles, was schwer ist, aber die Realität
von Kindern durchaus betrifft. Dazu gehört Mut.
Was heißt das für Sie als Theatermacher?
Damit Theater für Kinder funktioniert, muss es gute Geschichten erzählen. Es ist ein fast archaisches menschliches
Bedürfnis, dass wir guten Geschichten auch zuhören wollen.
Das Gerede davon, dass die Welt des Fernsehens und der
digitalen Medien die Kinder verdorben habe, ist meiner
Meinung nach vollkommener Quatsch! Wenn Kinder nicht
zuhören, sind die Stücke schlecht gespielt, dramaturgisch
unzureichend gebaut oder an den Kindern vorbei inszeniert.
Kinder hören zu, wenn es spannend und gut erzählt ist!
Womit hängt das zusammen? Schlägt hier der
in den Medien vielfach beschriebene „Rückzug ins
Private“ durch?
Wenn Sie vor 30 Jahren „Frau Holle“ auf den Spielplan gesetzt hätten, wäre keiner gekommen – das wollte niemand
sehen, weil man die traditionellen Stoffe einfach abgelehnt
hat. Man wollte gesellschaftliche Probleme und Fragen auf
der Bühne verhandelt sehen – Ausgrenzung, Mobbing,
Sexualität, erste Liebe. Mein Eindruck ist, dass heute bei
Erwachsenen Angst ein starker Motor ist: Angst vor dem
Verlust des Arbeitsplatzes, Angst vor Verlust von Wohlstand,
Angst vor Krieg – das erzeugt den Impuls, Kinder behüten zu wollen. Eltern fordern bildlich gesprochen: „Mach‘
meinem Kind nicht auch noch ein Problem, indem Du ihm
von Scheidung erzählst, wo doch bei uns in der Familie die
Trennung gerade vor der Tür steht.“ Theater soll leicht sein,
ohne die bedrohlichen Themen der Wirklichkeit. Für mich
zeigt sich darin eine Parallele zur Weltwirtschaftskrise der
1930er Jahre, als die Welt finanziell in Trümmern lag und
der Unterhaltungssektor eine unglaubliche Konjunktur erlebt hat. Ein Widerspruch – scheinbar…! Die Funktion von
Weltflucht als Anspruch und Forderung an das Theater spüre ich heute auch wieder.
Gutes Theater hat immer mit Gefühlen zu tun. Wenn ich
Gefühle auf die Bühne stelle – ob es Liebe, Trauer, Blödsinn, Quatsch, Trennungsängste sind – dann erreiche ich
die Menschen. Jeder hört dann zu, ob Groß oder Klein.
Da gelten im Theater für Kinder dieselben Kriterien wie
im Theater für Erwachsene. DIE großen Themen im Theater gibt es nicht. Es gibt nur authentische Situationen. Das
ist ein ganz, ganz wichtiger Bestandteil einer Geschichte:
Die Figuren müssen glaubwürdig sein, gerade auch in ihrer
emotionalen Bandbreite. Wer das nicht schafft, braucht kein
Theater zu machen.
Wagen wir den Blick nach Europa. Der YEAH! Award
spürt jedes Mal ein faszinierendes Panorama an
Musikproduktionen für junges Publikum auf. Er ist ein
Schaufenster voller Kreativität, aber auch regionaler
Unterschiede in der Ästhetik und der Wahl von Themen.
Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?
In Südeuropa ist Kindertheater bei weitem nicht so manifestiert wie in Mittel- oder Nordeuropa. Dänemark, Schweden, Finnland haben eine großartige Tradition. Kindertheater
ist hier als eigene Sparte entwickelt. Es wird entsprechend
gefördert und besitzt so automatisch eine andere Wertigkeit. Schwierige Themen werden ins Theater geholt: Tod,
10
Best of Magazin G es p r Ä c h
Für den deutschsprachigen Raum nimmt dagegen die Neugier auf unbekannte Stücke und neue Themen rapide ab.
Bei Tourneen kann ich kaum unbekannte Stücke platzieren.
Die Veranstalter haben Angst, dass das Publikum darauf
nicht anspricht und buchen deswegen lieber Erfolgsstücke
wie „Das fliegende Klassenzimmer“, „Oh, wie schön ist
Panama“ oder „Das doppelte Lottchen“. Der Anteil neuer
Stücke wird so massiv zurückgedrängt, was für die Autoren
außerordentlich schwierig ist. Nur die allerwenigsten schaffen es heute wirklich noch ins Repertoire – „Rico, Oskar und
die Tieferschatten“ wäre vielleicht so ein neuer Klassiker.
Es braucht eine breite Diskussion zwischen Veranstaltern,
Autoren und Verlegern darüber, wie die Zukunft des Kindertheaters aussehen kann. Wollen wir wirklich nur noch
„Frau Holle“ und das „Sams“ spielen?! Das wäre doch eine
furchtbare Vision!
Worauf kommt es an?
Für mich kommt es darauf an, eine spannende Geschichte zu finden, zu erzählen und zu inszenieren. Dazu suchst
Du dann Schauspieler, die die Geschichte mit der entsprechenden Spielfreude und Spielenergie umsetzen. Fertig ist
ein Team, das funktioniert und Spaß hat, miteinander zu
spielen. Wenn das glückt, ist die größte Herausforderung
geschafft! Für uns als Kindermusiktheater ist dabei der Anspruch an die Darsteller/innen sicherlich ein besonderer,
weil wir genreübergreifend arbeiten. Das ist wahnsinnig
spannend – dafür die richtigen Leute zu finden, die sowohl
erstklassige Darsteller, als auch Musiker/Sänger sind, ist
sehr schwer. Nur sehr wenige können das, und die, die es
können, machen in der Regel kein Kindertheater, jedenfalls
nicht für das Geld, das wir ihnen anbieten können. Da geht
Qualität verloren. So wird Kindertheater nachhaltig diskriminiert, denn es wird bei weitem nicht so unterstützt wie
die Hochkultur. Dabei geht es natürlich um Geld, aber vor
allem auch um die Wertschätzung unserer professionellen
Haltung. Kinder haben das Recht auf gutes Theater – auf
gute Geschichten, die sie nicht nur einlullen, sondern ihnen
Spielräume geben, um sich auszuprobieren, Fragen zu stellen
und in der Welt Orientierung zu finden. Es braucht einen
nachhaltigen Bewusstseinswandel, der bis in die Kulturpolitik
hineinreichen muss.
Die Fragen stellte Katharina von Radowitz
Thomas Sutter ist Theaterautor, Regisseur,
Schauspieler, Komponist und Musiker. Seit 1996 ist er
Intendant des Berliner ATZE Musiktheaters.
Bisher hat er 20 Theaterstücke
geschrieben, die zum Teil bis heute im eigenen Haus
in Berlin-Wedding oder deutschlandweit
gespielt werden. Zuvor war er von
1985 bis 1995 als Komponist, Songschreiber
und Frontmann der von ihm gegründeten ATZE Band
im gesamten Bundesgebiet aktiv. Zu seinen
größten Erfolgen gehört die von ihm verfasste
Bühnenbiografie „Bach – Das Leben eines Musikers“,
die mit dem IKARUS 2006 als herausragende
Berliner Theaterinszenierung für Kinder und
Jugendliche ausgezeichnet wurde. In Berlin und
bei zahlreichen Gastspielen im Bundesgebiet wurde diese
Inszenierung von über 50.000 Zuschauern besucht.
Eine weitere Auszeichnung mit dem IKARUS erhielt
2014 die Produktion „Die Spaghettihochzeit“,
ein Theaterstück über Familien, Liebe und Trennung,
bei dem Sutter als Autor, Regisseur und Komponist wirkt.
Für ATZE hat Thomas Sutter bisher über 500 Songs
geschrieben, die zum Teil in Liederprogramme,
vor allem aber in die eigenen Theaterproduktionen
eingeflossen sind und auf bisher 17 CDs
veröffentlicht wurden.
Europa als kulturelles
Konzept
Ein Plädoyer von Nele Hertling
Siebzig Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und
mehr als 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer sehen wir uns mit einer Situation konfrontiert, die wir so nicht
erwartet haben – statt eines friedlichen Einigungsprozesses in Europa müssen wir uns Tag für Tag mit Nachrichten
über Krisen, Auseinandersetzungen, Kriege und wachsenden Rechtspopulismus beschäftigen. Die Bürger in Europa
scheinen zunehmend das Vertrauen und den Glauben an
die von ihnen gewählte Politik zu verlieren. Sie entwickeln
in der Folge Ängste, Abwehrmechanismen und Hass gegenüber den vermeintlich „Anderen“. Die traditionellen
Strukturen scheinen nicht mehr zu greifen, Unsicherheiten
überwiegen, führen zu Protesten, oft mit eher irrationalen
Begründungen.
Wie können wir, als europäische Zivilgesellschaft darauf
reagieren? Natürlich können wir nicht 500 Millionen Europäer erreichen. Aber wir können, jeder in seinem eigenen
Umfeld, versuchen, Menschen dazu zu motivieren, sich
einzumischen, aktiv Verantwortung zu übernehmen, positive Beispiele zu setzen, eine zivile Bewegung zu stärken,
um den radikalisierenden Tendenzen eine positive Idee
der europäischen Gemeinschaft entgegen zu setzen. Es ist
vielleicht notwendig, sich noch einmal daran zu erinnern,
dass erst vor wenigen Jahren der Friedensnobelpreis an die
Europäische Union gegangen ist dafür, dass es der Union
über 60 Jahre lang gelungen ist, Frieden und Verständigung, Demokratie und Menschenrechte in einem ehemals
tief zerstrittenen Europa zu unterstützen.
Inzwischen beherrschen andere Themen unsere täglichen
Nachrichten – ökonomische Krisen, Terroranschläge und
Kriegsdrohungen. Der Lissabonner Vertrag trat im Dezember 2009 in Kraft mit dem Ziel, die EU demokratischer,
transparenter und effizienter zu machen. Er enthält auch
einen Passus zur verbindlichen Einhaltung der Grund- und
Menschenrechte und damit die Aufforderung an alle Bürger
in Europa, diese Rechte wahrzunehmen und sich aktiv ein-
12
Best of Magazin PL Ä D O Y E R
zumischen. Erreichte Errungenschaften können nicht als
selbstverständlich hingenommen werden. Es ist notwendig,
die Zivilgesellschaft auf ihre Möglichkeiten, aber eben auch
Verantwortung hinzuweisen, sie dazu zu motivieren, aktiv
und selbstbewusst einzugreifen. Ziel der Europäischen Integration ist die Verbesserung der Lebensqualität aller, die in
Europa leben: in einem Europa, in dem die Vielfalt der Kulturen friedlich und sich gegenseitig achtend nebeneinander
existieren kann. Ein Europa der Bürger beruht auf Teilnahme und aktiver Verantwortung auf der Grundlage anerkannter Werte. „Kultur und nicht Krieg festigt die Europäische
Identität“, sagt Umberto Eco in der Süddeutschen Zeitung
(26.1.2012) über den Zusammenhalt in Europa.
„A Soul for Europe“ ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die auf die Kooperation
zwischen Bürgern und politischen Entscheidungsträgern setzt und aktiv an einem
„Europa der Bürger“ arbeitet. Das Herz der Initiative bildet die Strategiegruppe.
Mehr als 40 junge Europäer aus 20 Ländern, aus den Bereichen Kultur, Politik, Wirtschaft, Forschung und Medien, sind an der Entwicklung und Verbreitung der Ideen von „A Soul for Europe“ mittels Projekten und Initiativen
beteiligt. Es ist das Ziel von „A Soul for Europe“ konkrete Schritte und Projekte durchzuführen, die sicherstellen, dass die kulturellen Kräfte Europas besser genutzt werden. In diesem Prozess soll Kultur mehr als je zuvor
als strategischer Faktor für Entwicklung eingesetzt werden – auf der lokalen,
regionalen, nationalen und europäischen Ebene. www.asoulforeurope.eu
Europa als kulturelles Konzept umfasst den Reichtum
seiner Sprachen, Traditionen, Kenntnisse und Erfahrungen
der vielen Völker in Europa. Seine Identität entsteht aus der
Vielfalt seiner nationalen Erzählungen, seiner Wertesysteme und Weltsichten, aus einem kontinuierlichen interkulturellen Dialog, dem Recht aller Bürger zur Teilnahme an
einem vielfältigen kulturellen Leben, nicht eingeschränkt
von nationalen Mehrheitskulturen. Das erfordert auch das
Wissen um kulturelle Traditionen in den unterschiedlichen
Gesellschaften und Lebensformen, in denen die Bürger zu
Hause sind. Damit gewinnen die Regionen, aber vor allem
die Städte eine besondere Bedeutung.
Blick nach Europa: Die Friedensstadt Osnabrück ist Heimat des YEAH! Festivals
Es sind die Städte und Regionen Europas, in denen Kultur lebt und wächst, nicht das Epizentrum der EU-Administration Brüssel. Städte haben mit ihrem jeweiligen eigenen
Erbe, ihrer sozialen Realität und ihrer aktuellen urbanen
Situation eine besondere Rolle für den europäischen Integrationsprozess – dies ist eine neue Herausforderung, die vor
allem die Zivilgesellschaft annehmen muss, in einem dauerhaften Dialog mit ihren politischen Entscheidungsträgern.
Für manche traditionellen politischen Machtstrukturen in
europäischen Staaten scheint die Idee einer selbstbewussten europäischen Bürgerschaft ungewohnt und bedrohlich
zu sein. Daher erfordert der Dialog ein Höchstmaß an kultureller Kompetenz und engagiertem Einsatz jedes Einzelnen,
um von exklusiven nationalen zu mehr gemeinschaftlich
europäischen Lösungen zu kommen.
In den letzten Jahren sind an vielen Orten ganz unterschiedliche Projekte und Initiativen, meist junger Bürger
in fast allen Bereichen der Gesellschaft entstanden. Sie
beeinflussen in einem „bottom-up“ Prozess mit ihren
Ideen, Visionen, Aktivitäten die Erneuerung und Entwicklung unserer Städte. Ein Beispiel ist „A Soul for Europe“,
entstanden aus einer Gesprächsrunde in Berlin und einer
ersten öffentlichen Veranstaltung 2004, der „Berliner Konferenz“. Wirkung und Sichtbarkeit wurden hier erreicht
durch die Vielfalt der aktiven und passiven Teilnehmer, neben Persönlichkeiten aus Zivilgesellschaft, Kunst und Kultur, deutsche und europäische Politiker, unter ihnen Manuel Barroso (gerade zum EU-Präsidenten gewählt und hier
in Berlin mit seinem ersten öffentlichen Auftritt), Vertreter
der Wirtschaft und vor allem zahlreiche junge Europäer
aus verschiedenen Ländern aus Ost und West. Präsident
Barroso betonte die bedeutende Rolle von Kultur, besonders auch im europäischen Prozess, und versprach eine
stärkere Zusammenarbeit mit der Politik. Seitdem hat es
alle zwei Jahre eine „Berliner Konferenz“ gegeben, immer
gestützt auf die Überzeugung, dass es notwendig ist, Kultur in alle politischen Handlungsentscheidungen als kreative Kraft einzubeziehen und dafür den kontinuierlichen
Dialog zwischen Politik und Zivilgesellschaft auszubauen.
Viele Ideen, Fragen und praktische Handlungsvorschläge
aus der ersten „Berliner Konferenz“ machten die Existenz
einer Initiative notwendig, die in kontinuierlicher internationaler Zusammenarbeit den Gedankenaustausch vorantreiben und in handelnde Realität umsetzen konnte. Kern
dieser Initiative ist die „Strategiegruppe“, junge Europäer
aus vielen Ländern, die für diesen Prozess verantwortlich
ist. Unterstützt von meist ehrenamtlich arbeitenden Mitstreitern in sechs Büros in verschiedenen Ländern können so unterschiedliche Veranstaltungsformen wie Foren,
Workshops, Lectures u.v.m. entwickelt und vor Ort mit
lokalen Partnern wie zivilen Initiativen, Vertretern städtischer oder regionaler Regierungen, Festivals oder auch
Planern der Europäischen Kulturstädte umgesetzt werden.
Grundlegendes Ziel bleibt immer der Versuch, der Kultur
den so dringend notwendigen Platz im politischen Handeln zu verschaffen, der Politik die eigene Kompetenz der
Zivilgesellschaft, von Kulturschaffenden und Künstlern
als gleichberechtigte Kraft zuzuordnen. Nur in gemeinsamer Anstrengung kann den uns heute erschreckenden
PL Ä D O Y E R
Best of Magazin
13
Tendenzen – u.a. der Ausbreitung von rechtsnationalem Populismus, antiislamistischen und antisemitischen Bewegungen – begegnet werden. In
ihren Aktivitäten geht es dabei der Initiative „A Soul for Europe“ nicht um
Lobbyarbeit für die Kultur, sondern um Lobbyarbeit für Europa mit den
Mitteln der kreativen Kraft der Kultur. Dafür konnte, neben anderen Partnerschaften, eine gute Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament
aufgebaut werden, sodass auch die Umsetzung in politisches Denken und
Handeln möglich wird.
Für die Wirkung und den Erfolg all der zivilen Netzwerke und Arbeitsstrukturen
wird es immer wichtiger, die gleichgerichteten Bemühungen besser zu koordinieren, um so mit einer starken Stimme sprechen zu können. Auf diesem
Weg ist auch die Kunst, sind es die Künstler aus den so unterschiedlichen
Herkünften, die mit ihrer eigenen Sprache, der Literatur, der Musik, dem Tanz,
dem Theater, dem Film, der Architektur über Sprachgrenzen hinaus wirken
und Menschen ganz direkt erreichen können. Kunst hat die Möglichkeit,
Menschen eine ganz besondere gemeinsame Erfahrung zu vermitteln,
damit Verständnis und Toleranz für die beeindruckende Vielfalt unserer
Welt zu stärken und das friedliche Zusammenwachsen Europas zu unterstützen. Künstler sind nicht „schmückendes Beiwerk“ in Treffen und Begegnungen aller Art. Sie sind Partner in unseren Bemühungen, sie geben den
Auseinandersetzungen, den Debatten eine andere, ergänzende Dimension.
Wir müssen den Raum dafür schaffen, so wie wir für die Sichtbarkeit und die
Wirksamkeit der zivilen Aktivitäten den öffentlichen Raum gewinnen und vor
der zunehmenden Vereinnahmung durch private und kommerzielle Interessen
von Investoren schützen müssen. Dies alles sind Aufgaben, denen wir uns als
engagierte Bürger in Europa stellen müssen, um eine erfolgreiche Position
gegen die bedrohlichen Kräfte zu bauen und zu stärken. Hier ist, wie zu Beginn
gesagt, jeder Einzelne gefragt! Diese Überzeugung müssen wir gegen die zur
„Haltung“ kultivierte Abkehr von Europa vermitteln.
Nele Hertling, Vizepräsidentin
der Akademie der Künste in Berlin, verantwortete als
Direktorin der Werkstatt Berlin das Gesamtprogramm
von „Berlin – Kulturhauptstadt Europas 1988“;
im Jahr 1989 gründete sie das Hebbel-Theater in Berlin,
das sie bis 2002 auch als Intendantin führte.
Danach leitete sie bis 2006
das Berliner Künstlerprogramm des DAAD.
Nele Hertling ist Mitglied der Strategiegruppe
der Initiative „A Soul for Europe“.
YEAH! 2015
Zirkuszelt Europa
Ideen für eine musikalische Gesellschaft in Europa
Europa ist kulturell unendlich reich – reich an Werten, reich
an Inhalten, reich an kreativen künstlerischen Köpfen. Wie
können wir generationenübergreifend Bewusstsein für die
vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten der Musik schaffen?
Wie gelingen kluge Übergänge, um die ungeheure Lebendigkeit der europäischen Musikszene in die Gesellschaft
hinein noch stärker wirken zu lassen? Diese Fragen standen
zu Beginn der Entwicklung des europäischen Wettbewerbs
für Musikvermittlung YEAH! Young EARopean Award, der am
19. Juni zum dritten Mal in Osnabrück verliehen wird. Seit
2011 sucht YEAH! alle zwei Jahre nach beispielhaften Ideen
für das Musikleben in Europa.
YEAH! öffnet mit jeder Ausschreibung ein aktuelles Panorama der Musikproduktionen für neues Publikum in Europa.
„Der Wettbewerb regt Innovationen in der Szene an. In der
aktiven Hinwendung zum Publikum liegt der Schlüssel, um
das Musikleben zukunftsfähig zu machen“, resümiert Lydia
Grün, Geschäftsführerin des netzwerk junge ohren, über eines der zentralen Ziele des Wettbewerbs. Dabei steht immer
auch die gesellschaftliche Dimension musikalischen Gestaltens im Blick. „Die Frage, auf welchen Wegen der kulturelle Reichtum Europas an die nachwachsenden Generationen
weitergereicht werden kann, führt zu der Frage, in welcher
Gesellschaft wir in Europa leben möchten“, fasst HansJürgen Fip zusammen, Alt-OB der Stadt Osnabrück und Vorstandsmitglied der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte.
Die Stiftung fördert Projekte und Initiativen, die nachhaltige
regionale und überregionale Beiträge für ein gelingendes
Zusammenleben in der Gesellschaft leisten. Für Fip sind „Toleranz und Dialog die Parameter für ein offenes, respektvolles
und friedliches Miteinander. Kunst und Kultur bieten den
Raum, sich der eigenen Wertvorstellungen zu versichern und
inneren Rückhalt zu finden.“ Zusammen mit dem netzwerk
junge ohren entstand die Idee eines europäischen Wettbewerbs für junge Musikprojekte, der die gesellschaftliche Dimension des modernen Musikschaffens in seine Perspektive
einbezieht.
Europäisches Musiktreffen für Austausch,
Dialog und Vernetzung
YEAH! versteht sich als großes europäisches Musiktreffen.
Die über 100 Produktionen und Projekte, die aus über 20
Nationen für die Ausschreibung 2015 im Wettbewerbsbüro
eingegangen sind, bilden eine beeindruckende Momentauf-
nahme der europäischen Musikszene. YEAH! ist als Wettbewerb naturgemäß Challenge. Hier tritt niemand an, der
nicht gewinnen will. Die internationale Fachjury hat fundierte
Kriterien für ihr Votum, das hohe Qualität, künstlerische
Authentizität und herausragende Umsetzung auszeichnet.
Unterschiedliche Formate, national verschiedene Variationen
der ästhetischen Ansprache, Bezüge zur jeweils aktuellen
gesellschaftlichen Realität – solche Aspekte werden im
Portfolio des YEAH! sichtbar. Es wäre fahrlässig, all diese
Impulse auf ihr Gewinnerpotential zu reduzieren. Vielmehr
versteht sich YEAH! als Einladung, unterschiedliche Ansätze
länderübergreifend zu diskutieren, aktuelle Tendenzen aufzugreifen und eine kreative Antwort des Musiklebens auf die
Herausforderungen des zusammenwachsenden Europas zu
entwickeln.
Manege frei! Das YEAH! Festival 2015 in Osnabrück
Der YEAH! Award geht Hand in Hand mit dem YEAH! Festival,
das in diesem Jahr vom 16. bis 20. Juni in Osnabrück stattfindet. Seit 2011 bietet die Stadt dem YEAH! alle zwei Jahre
ein Zuhause. „Als Friedensstadt steht Osnabrück für Begegnung und Dialog. Jenseits der Sprache eröffnet die Musik
Räume der Verständigung. YEAH! steht künstlerisch für die
europäische Idee und ich freue mich, dass der Preis mit seinem Festival zum dritten Mal in Osnabrück gastiert!“ betont
Oberbürgermeister Wolfgang Griesert. Herzstück des diesjährigen Festivals ist das große Zirkuszelt auf dem Domplatz.
Unter seinem Dach kommt das internationale Fachpublikum
zusammen, eine Denkfabrik und Produktionsgespräche laden zur Diskussion, die Projektbörse und nicht zuletzt die
Preisverleihung am 19. Juni geben inspirierende Einblicke
für alle, die sich mit Musikproduktionen für neues Publikum
auseinandersetzen. Das YEAH! Festival versteht sich zugleich als Einladung an die Menschen in Osnabrück. Künstlerische Schulprojekte und eine generationenübergreifende
Konferenz sowie Konzerte und Performances laden zum
Mitmachen, Mitreden und Mitdenken ebenso ein wie zum
Zuhören, Zuschauen und Zujubeln. Die Vorfreude steigt – wir
sehen uns in Osnabrück!
Mehr zum Programm online unter
www.yeah-festival.de
Y E A H ! 2 0 1 5 Best of Magazin
15
s
t
h
g
i
l
h
g
i
Festivalh
2015
YEAH! bringt kreative Köpfe zusammen und
provoziert neue Formate für die Bühne:
Die Wettbewerbsfinalisten öffnen das YEAH! Camp .
Gemeinsam entwickeln sie eine Performance,
die zum offiziellen Festivalstart am 16. Juni 2015
im Zelt auf dem Domvorplatz ihre Weltpremiere erlebt.
Die Theatergruppe Theater der Generationen des
Theater Osnabrück verbindet Spieler/innen zwischen 13 und 74 Jahren.
Der Zauber der Aufführungen entsteht aus dem generationenübergreifenden Ansatz. Mit einer Aufführung am 17. Juni im Zelt präsentiert
das Haus eine Facette seiner theaterpädagogischen Arbeit.
16
Best of Magazin h i g h l i g h t s s
YEAH! ist Inspiration für Auge und Ohr. Mit einer Konferenz
voller Denkfabriken zum Thema „Jugend. Zukunft. Europa.“
lädt das Festival in unterschiedlichen Runden zum generationenübergreifenden Dialog und zur Reflexion ein.
Ohne Pauken, aber mit Trompeten mündet das YEAH! Festival am 20. Juni in den
Tag der Musik. In Zusammenarbeit mit der Städtischen Musik- und Kunstschule
Osnabrück sowie der Gesamtschule Schinkel öffnet das Zelt auf dem Domvorplatz
noch einmal seine Pforten für alle Musikbegeisterten. Neben einem großen Big Band
Meeting ist die Klang-Raum-Performance „listen!“ mit über 500 Protagonist/innen
abschließendes Highlight der musikalischen Woche in Osnabrück.
Höhepunkt und vorläufiges Finale des Festivals ist die
Preisverleihung am 19. Juni im Zelt. Eingebettet in
ein Wandelkonzert und eine Projektbörse initiiert dieser Tag
inspirierende Begegnungen mit Akteuren und Projekten der
europäischen Musikszene.
In Schulkonzerten sowie einem Workshop
für Studierende im Fachbereich Musik der Hochschule
Osnabrück sind die Wettbewerbsfinalisten beim Festival
in Osnabrück hautnah zu erleben.
„Wer ist Remarque?“
Der berühmte Schriftsteller Erich Maria Remarque
(„Im Westen nichts Neues“) ist ein Sohn der Friedensstadt.
Der Jugendclub Tanz am Theater Osnabrück begibt sich
auf die Spurensuche und lädt am 18. Juni zur Premiere seines
Stücks ein.
Alle Termine unter
yeah-festival.de
highlights
Best of Magazin
17
Europa – Osnabrück – Europa
YEAH! und seine Partner vor Ort
Alle zwei Jahre bietet die Friedensstadt Osnabrück dem europäischen YEAH! Festival eine Bühne und ein temporäres
Zuhause. Die Ensembles und Künstler, die Gäste und nicht zuletzt das Festival-Team treffen in der Stadt auf offene Ohren
und vor allem auf tatkräftige Unterstützung, die sich in Koproduktionen, gemeinsamen Projekten und Veranstaltungen niederschlägt. Erstmals hat das Festival mit dem Zelt
auf dem Domvorplatz eine eigene Spielstätte. Trotzdem –
oder gerade deswegen – ist der Schulterschluss mit den
Partnern vor Ort besonders eng. In einem Jour fixe
treffen sich Vertreter/innen von Osnabrücker Kultur- und Bildungseinrichtungen in regelmäßigen Abständen mit Projektmanagerin Susen Zetzsche, um die Planung und die inhaltlichen Akzente des Festivals zu diskutieren.
Zentrales Thema des YEAH! ist der Gedanke eines zusammenwachsenden Europas, in dem unterschiedliche Nationen
mit ihren Haltungen und Ausdrucksweisen zusammenkommen. Die im Wettbewerb und Festival präsentierten Musikproduktionen sind herausragende Beispiele für das, was
Musik für die Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlichster kultureller und sozialer Herkunft leisten kann.
Für Katrin Möller, Theaterpädagogin am Theater Osnabrück,
ist dies der Kerngedanke kultureller Bildungsarbeit: „Kultur
ist mehr als Kunst – mehr als Malerei, Tanz, Theater oder
Musik. Kultur ist gesellschaftliches Leben,
soziales Dasein und die persönliche Wahrnehmung und Verortung darin.“ Alle ihre beruflichen Aktivitäten lassen sich
darauf zurückführen. Rüdiger Quast leitet seit 22 Jahren
den Fachbereich musisch-kulturelle Bildung an der Gesamtschule Schinkel. „Über den Musikunterricht hinaus bieten
wir unseren Schüler/innen in Zusammenarbeit mit der
Musik- und Kunstschule vielfältige Möglichkeiten des aktiven
Musizierens. Neben der Freude am Umgang mit
Musik kommen Aspekte zum Tragen, die im Leben allgemein große Bedeutung haben, wie Kreativität und Teamfähigkeit.“ Der Alltag an der Schule und die Schüler/innen,
von denen 22 Prozent einen Migrationshintergrund haben,
profitieren von dem lebendigen Musikleben. „Die kreativen
Prozesse bspw. im Kontext unserer Revueproduktionen erzeugen ein vitales Gemeinschaftsgefühl. Auf und
hinter der Bühne sind jeweils um die 100 Jugendlichen
beteiligt. Über das gemeinsame Tun werden soziale Kompetenzen gestärkt und Fähigkeiten können ganz anders in
Erscheinung treten.“ So trägt die Schule in beispielhafter
Weise dazu bei, ihre Schüler/innen – neben Mathe und Englisch – auf das „echte Leben“ vorzubereiten. Sven-Christian
Finke-Ennen, Leiter des Kulturmarketings der Osnabrücker
18
Best of Magazin Pa r t n e r
Marketing und Kultur GmbH bringt es auf den Punkt: „Kulturelle Bildung schafft die Voraussetzungen für die aktive
Teilhabe an Kunst und Kultur; sie motiviert dazu, das
eigene Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu
gestalten sowie an der Gestaltung der Gesellschaft proaktiv
mitzuwirken.“ Die Verantwortung für die kulturelle Bildung
einer Gesellschaft verdichtet sich an vielen Stellen, wie
Prof. Sascha Wienhausen, Leiter des Instituts für Musik an
der Hochschule Osnabrück zusammenfasst: „Kulturelle Bildung macht eine menschliche Gemeinschaft überhaupt erst
möglich und dafür ist es von ungeheurer Bedeutung, dass
wir unsere kulturellen Wurzeln bewahren, dass es Eltern gibt,
die Lieder vorsingen können. Wir brauchen viele
Assistenten in den Musik- und Kunstschulen, an den Akademien und Hochschulen, die uns unterstützen und bereits
vom Kleinkindalter an kulturelle Bildung ermöglichen.“ In
der Sphäre von Kunst und Kultur finden die Menschen Freiräume, um sich selbst und die gesellschaftliche Wirklichkeit neu und anders zu denken. „Gemeinsame Vorstellungen
von Werten und Normen sowie gemeinsame Traditionen, wie
Feste und Volkslieder geben Menschen die Möglichkeit sich
als Gemeinschaft zu identifizieren“, beschreibt Katrin Möller
diesen Abstimmungsprozess. „Sich selbst, andere Menschen,
die Welt neu begreifen in der gemeinsamen Auseinandersetzung mit Kultur und Kunst“ – diese Chance
bietet die Stadt Osnabrück für Sven-Christian Finke-Ennen
mit ihrem reichhaltigen Kulturprogramm, zu dem u.a. das
Morgenland Festival und der YEAH! gehören. Sich selbst
verorten – dazu kann die Beschäftigung mit Musik, Kunst
und Kultur beitragen. Über welche Orte sprechen wir, wenn
wir von Heimat sprechen? Rüdiger Quast fühlt sich in
der Stadt Osnabrück durch seine langjährigen kulturellen
Aktivitäten und die dadurch entstandenen Kontakte heimisch. „Dieses Involviertsein führt zu einer nachhaltigen
Identifikation, was ich auch bei meinen Schüler/innen
merke. Indem sie an Projekten aktiv teilnehmen, identifizieren sie sich damit und haben auch einen anderen Bezug
zur Schule als Ort.“ Basisarbeit in Sachen kultureller Bildung leistet dafür die Städtische Musik- und Kunstschule,
und zwar nicht nur für diejenigen, die den Weg zur Kultur
alleine finden. „Wir gehen mit unseren Angeboten dahin,
wo die Kinder und Jugendlichen sind. Mit Programmen wie
‚Wir machen die Musik‘ oder ‚Kultur macht stark‘ sowie den
Sozialermäßigungen ist Teilhabe für alle möglich“, betont Sigrid Neugebauer-Schettler, Leiterin der Musik- und
Kunstschule, ihr Prinzip, alle ins Boot zu holen. „Inklusion
ist für uns kein Modewort, sondern wird hier seit vielen
Jahren intensiv gelebt“, betont sie und verweist auf das
funktionierende Netzwerk der Osnabrücker Bildungs- und
Kultureinrichtungen. Für Prof. Sascha Wienhausen ist das
kulturelle Angebote einer Stadt zentrale Voraussetzung für
die Entwicklung von Heimatgefühl: „Heimat ist ein Ort den
ich emotional verorten würde. Ein Ort, an dem man sich
nicht nur räumlich befindet sondern lebt, wo soziokulturelle
Prägungen stattfinden, Erfahrungen gemacht werden und an
dem es Entfaltungsmöglichkeiten gibt. So ein Ort ist für mich
Osnabrück immer gewesen. Ich bin hier aufgewachsen
und die Stadt hat mit ihren vielfältigen kulturellen Angeboten meine Kreativität gefördert und einen offenen, toleranten
und innovativen Geist in mir geschult.“ Solchermaßen geerdet ist es leicht, die Tür für andere Eindrücke, Menschen und
Kulturen zu öffnen. YEAH! findet in der Stadt Osnabrück den
perfekten Nährboden und wenn sich am 16. Juni das Zelt auf
dem Domplatz öffnet, erwarten spannende, musikalische,
diskursive und inspirierende Begegnungen die
Osnabrücker und ihre europäischen Gäste. „Musik als universelle Sprache macht nicht nur unseren Alltag reicher,
sondern ist eines der besten Kommunikationsmittel unserer
Welt“ – diese Aussage von Prof. Sascha Wienhausen spricht
dafür, dass für die Besucher/innen des Festivals nach dieser
Woche die Abstände in Europa sicherlich ein bisschen
kleiner geworden sein werden.
Danke
an unsere
Partner vor
Ort!
FOKUS
Forum Osnabrück für Kultur und Soziales e.V.
Pa r t n e r
Best of Magazin
19
Best of YEAH! 2015
Die Finalisten
YEAH! 2015 Performance
Bach be Cue
Casa da Música (Portugal)
UA im Februar 2012
Die Musik von Johann Sebastian Bach steht im Zentrum des verspielten Konzerts für Kinder von drei Monaten bis neun Jahren. In
einem bizarren Steak-House-Ambiente tischen die Musiker/innen
ihrem jungen Publikum Werke des berühmten Komponisten auf
und lassen kleine Köche dabei durchaus mitbrutzeln.
Eine ungewöhnliche Darbietung der Musik des großen Meisters,
die auf akademische Strenge völlig verzichtet. Auf eine fröhliche
und lustvolle Weise begegnen Publikum und Musiker/innen dem
Künstler, der zu Lebzeiten als sinnenfreudiger Mensch mit einem
kinderreichen Familienleben bekannt war. Eine Einladung zum
Perspektivwechsel – nicht nur für die Kleinen!
Brimborium! Favola per musica
Konzert für Kinder von drei Monaten bis neun Jahren
Fondazione Teatro Grande Brescia (Italien)
UA im April 2013
Künstlerische Leitung: Jorge Prendas, Musiker/innen: Sofia Leandro
(Violine), Óscar Rodrigues (Elektronik), Daniel Sousa (Flöte), Joaquim Alves (Perkussion), Tiago Oliveira (Klarinette), Artur Carvalho
(Perkussion), Veranstalter: Casa da Música
www.casadamusica.com
Wie baut man Kindern eine Brücke zu Oper und Musiktheater? Wie
gelingt es dabei außerdem, die lokale Gemeinschaft einer Stadt
oder eines Ortes zu aktivieren und insbesondere für Schulen und
Familien ein kulturelles Highlight zu setzen? Bei „Brimborium!
Favola per musica“ heißt das Prinzip Mitmachen – sei es beim
Gestalten von Kostümen und Bühnenbild oder als Darsteller/in auf
der Bühne.
Die zeitgenössische Opernproduktion für Grundschulkinder ist
eingebunden in einen breit angelegten partizipativen Prozess, der
junge Akteure mit unterschiedlichster musikalischer Vorbildung
integriert und darin auf Vorbilder wie Hans Werner Henzes Kinderoper „Pollicino“ verweist.
Zeitgenössische Oper für Grundschulkinder
Künstlerische Leitung: Umberto Angelini, Ensemble: Federico Salvadori (Bariton/Ottavio), Annarita Romagnoli (Mezzosopran/Madame Cliquot), Luisa Cipolla (Sopran/Nicoletta), Emma Bernardini
(Mädchensopran/Pavel), Alessandra Bortolato (Tänzerin), Kinderchor, Aura Ensemble, Carlo Boccadoro (Dirigent), Regie: Barbara
Di Lieto, Kostüm- und Bühnenbild: Domenico Franchi, Lichtdesign:
Stefano Mazzanti, Veranstalter: Fondazione Teatro Grande Brescia,
Kooperationspartner: Mus-e Brescia Onlus, Accademia Santa Giulia
scuola di scenografia, Area Bianca Concept Factory
www.teatrogrande.it
20
Best of Magazin F i n a l i s t e n
Cellostorm
Oorkaan (Niederlande)
UA 2012
In dem choreografierten Konzert „Cellostorm“ werden die acht
Cellist/innen des renommierten Cello8ctet Amsterdam zu szenischen Akteuren der Geschichte. Mit Musik aus unterschiedlichen Epochen und Stilrichtungen begleiten sie die Taube Pigeon
auf ihrer Suche nach dem Klang der Freundschaft.
In dieser Produktion verlassen die Musiker/innen ihre Komfortzone
und arbeiten mit dem ganzen Körper, mit Ausdruck und Mimik.
Bei aller Spielfreude geht das hohe Niveau der musikalischen Darbietung nie verloren und es entsteht eine intensive Begegnung mit
(klassischer) Musik, die der eigenen Fantasie jede Menge Raum
lässt.
Inszeniertes Konzert für Kinder ab vier Jahren
Künstlerische Leitung: Jessica de Heer (Oorkaan), Cello8ctet
Amsterdam: Oihana Aristizabal, Harald Austbø, Sanne Bijker, Claire
Bleumer, Sebastiaan van Halsema, Stephan Heber, Rares Mihailescu, Marc van den Munckhof, Konzept und Regie: Dagmar Slagmolen, Kostüme und Bühnenbild: Dieuweke van Reij, Lichtdesign:
Desirée van Gelderen, Bewegungscoach: Katrien van Beurden,
Musikalische Beratung: Sytze Pruiksma, Koproduktion: Oorkaan
und Cello8ctet Amsterdam
www.oorkaan.nl
Der kleine Harlekin
Wiener Taschenoper (Österreich)
UA 2013
Die Musiktheaterproduktion „Der kleine Harlekin“ ist eine musikalische Abenteuerreise durch die Musik- und Gedankenwelt von
Karlheinz Stockhausen. Die Inszenierung von Carlus Padrissa
(La Fura dels Baus) verbindet Musik, Szene, Tanz, Pantomime,
Raum, multimediale Installation sowie Pyrotechnik zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk.
Mit dieser Produktion löst die Wiener Taschenoper ihren Anspruch
ein, Oper für Kinder auf demselben Qualitätsniveau wie Oper für Erwachsene zu produzieren. Seit 2006 in diesem Feld engagiert, setzt
sich das Haus insbesondere für die Vermittlung zeitgenössischen
Musiktheaters, aber auch für die Klassiker der Avantgarde ein.
Kinderoper
Künstlerische Leitung: Wiener Taschenoper, Künstlerisches
Konzept/Inszenierung: Carlus Padrissa, Künstlerisches Konzept/
Bühne: Roland Olbeter, Künstlerisches Konzept/Video: Franc
Aleu, Co-Regie: Jevgenij Sitochin, Dramaturgie: Thomas Ulrich,
Kostüme: Chu Uroz, Pyrotechnik: Thomas Bautenbacher, Licht:
Reinhard Traub, Ensemble: Merve Kazokoglu (Klarinette/Bassetthorn), Paul Hübner (Trompete), Stephen Menotti (Posaune),
Michael Tiefenbacher (Synthesizer), Simon Schellnegger (Viola),
Veranstalter/Kooperationspartner: Wiener Taschenoper, Dschungel Wien, Oper Graz, Natalia Sats Theater Moskau, Bayerische
Staatsoper
www.taschenoper.at
Finalisten
Best of Magazin
21
Eersteklasconcerten
Musica, Impulse Centre for Music (Belgien)
UA 2013
In einem musikalischen Rundgang für Grundschulklassen ermöglichen die Eersteklasconcerten eine differenzierte Begegnung mit
zeitgenössischer Musik. Workshops und Konzerte verschmelzen
zu einem interaktiven Format, das die Kinder – und auch die Lehrer/innen! – behutsam und aktivierend auf neue Hörerfahrungen
vorbereitet. Ohne Bühnenbild, Ausstattung, zusätzliche Videos
oder Geschichten ist hier allein die Musik das Mittel der Kommunikation. Ein Ansatz, der spürbar aufgeht und die Kinder vom ersten
Moment an fasziniert. Eine konzentrierte und darstellerisch starke
Einführung in die experimentelle Musik.
Musikalischer Rundgang mit Konzerten und Workshops
für das 1. Schuljahr
Die Geschichte vom Soldaten
Jugendtheater Brandenburg (Deutschland)
UA 2013
Künstlerische Leitung: Hans Van Regenmortel, Veranstalter: Concertgebouw Brugge, Kooperationspartner: Bl!ndman
www.musica.be
Acht Musiker/innen der Brandenburger Symphoniker und die
Darsteller/innen des Jugendtheaters legen ihre Version von Igor
Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ vor. Die Lesart des
Stückes ist geprägt von jugendrelevanten Themen. So entsteht
eine gesprochene, gespielte, gesungene, musizierte und getanzte
Crossover-Produktion.
Die Jugendlichen entdecken die Musik von Strawinsky, ergänzen
und erweitern sie jedoch mit ihren eigenen musikalischen Ideen,
Zitaten aus Hip Hop, R’n‘B, Streetdance und Pop. Durch die choreografische Grundidee wird dieser Ansatz getragen, indem die Körpersprache der jungen Darsteller/innen elementar einbezogen
wird.
Crossover-Projekt für junges Publikum
Regie: Christiane Ziehl, Musikalische Leitung/Dirigent: Burkard
Götze, Darsteller/innen des Jugendtheaters: Sarah Müller, Bella
Wedjelek, Marie Dietrich, Lucas Weißbach, Daniel Fuhrmann, Tobias Borchers, Samuel Lehr-Ivanov, Fritz Schulze, Björn Heienbrock,
Cäcilia Müller, Denise Scheube, Paule Schmelzer, Musiker/innen
der Brandenburger Symphoniker, Veranstalter: Brandenburger
Theater GmbH, Kooperationspartner: Jugendtheater Brandenburg,
Brandenburger Symphoniker
www.brandenburgertheater.de
22
Best of Magazin F i n a l i s t e n
Maximus Musikus
Maximus Musikus ehf. (Island)
Die kleine Maus Maximus Musikus nimmt Kinder in insgesamt vier
Geschichten mit auf ihre Entdeckungsreisen in die Welt der Musik.
Nach dem Franchise-Prinzip kann das umfangreiche Material
(Bücher, Regie-Skripte, Noten) von Orchestern für Kinderkonzerte
adaptiert werden.
Die Aufführung spricht Augen und Ohren an: Ein Sprecher erzählt
zusammen mit dem Orchester die Geschichte, über Projektionen
veranschaulichen Bilder die Handlung. Durch Mitmachaktionen
und gemeinsames Singen wird das Publikum aktiv in das Bühnengeschehen einbezogen. Maximus Musikus ist in vier Sprachen
(Deutsch, Englisch, Isländisch, Schwedisch) veröffentlicht.
Künstlerische Leitung: Sam Glazer, Zoe Palmer, Ensembles: The
Sixteen, Orchestra of the Age of Enlightenment, Veranstalter: Spitalfields Music, Kooperationspartner: Rich Mix, Barking Libraries,
Newham Community Links, Royal Opera House, The Sixteen,
Orchestra of the Age of Enlightenment, Arts Council England
Strategic Touring, Paul Hamlyn Foundation
Konzertmaterial/Konzertreihe für Kinder von vier
bis sieben Jahren
www.spitalfieldsmusic.org.uk
Autor: Hallfridur Olafsdottir, Illustrator: Thorarinn Mar Baldursson,
Verlag: Schott Music
Opportunity
Hindertsi Produktionen GmbH (Schweiz)
UA 2013
www.schott-music.com
Als Auftragswerk für das Festival ACHTBRÜCKEN Köln entsteht
das Tanzprojekt „Opportunity“ mit elektronischer Live-Musik für
ein generationenübergreifendes Publikum. Die Barriere zwischen
Bühne und Zuschauerraum wird aufgehoben, indem die Besucher/
innen selbst zu Akteuren werden.
Live-Musik, Elektronische Musik und Tanz werden unter einer
eigens für das Projekt entwickelten 3D-Soundkuppel in einem interaktiven Format integriert. Durch die Mitwirkung des Publikums
im Zusammenspiel mit der Musik und den Tänzer/innen entsteht
ein einmaliges Musikerlebnis.
Interaktive Musik-Tanz-Produktion
Musical Rumpus
Spitalfields Music (Großbritannien)
UA 2014
Erzählt wird die Geschichte einer Herde Schafe (Publikum) und
dreier Schafhirten (Violine, Violoncello, Flöte), die einer Wolke (Sopran) beim Regenmachen helfen. Zusammen mit einem Riesen
(Bariton) bauen sie einen Fluss, in den der Regen fließen kann. Das
Bühnenbild mit einem Berg und einem Flussufer ist dazu gedacht,
vom Publikum angefasst und erforscht zu werden.
Komposition und Musikalische Leitung: Reto Stadelmann, Choreografie: Stephen Wynne, Mitwirkende: Studierende des Studiengangs Tanz an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Musikensemble Die Kartei (Leitung: Reto Stadelmann), Publikum,
Sebastian Schottke (Klangregie), Veranstalter: ACHTBRÜCKEN
| Musik für Köln, Kooperationspartner: Zentrum für Zeitgenössischen Tanz, Hochschule für Musik und Tanz Köln, ZKM Zentrum
für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
www.hindertsi.ch
Die Barockoper „Acis und Galatea“ von Georg Friedrich Händel liefert das musikalische Material für dieses Babykonzert, das schon
die Allerkleinsten mitsamt ihren Eltern für Alte Musik begeistert.
Als mobiles Format bringen die Akteure ihr Konzert zu den Menschen, insbesondere zu denen, die sonst nicht viel Berührung mit
klassischer Musik haben.
Konzert für Kinder von null bis drei Jahren
Finalisten
Best of Magazin
23
VERONA 3000
Verein Plan B Luzern / VERONA 3000 (Schweiz)
UA 2014
„Verona“ steht für die Stadt von Romeo und Julia, „3000“ steht für
die Gegenwart einer Generation mit mehr Handlungsoptionen als
je zuvor. „Verona 3000“ verschränkt beide Perspektiven zu einer
zeitlosen Geschichte über das Jungsein und die Liebe und über die
Herausforderungen des Lebens.
Über 150 junge Menschen sind Teil von „Verona 3000“. Sie lassen
sich von der Idee der Produktion beflügeln und machen aus ihr weit
mehr als ein Jugendmusical. Das in drei Jahren entwickelte überregionale Jugendkulturprojekt löst die Grenzen zwischen Jugendarbeit, Kulturvermittlung und professionellem Kunstschaffen auf.
Musiktheater/Musical für Jugendliche
und junge Erwachsene
Künstlerische Leitung: Daniel Korber (Buch & Regie), Joseph Sieber
(Komposition & Musikalische Leitung), Besetzung und weitere Projektbeteiligte: über 150 Jugendliche und Regieteam, Veranstalter:
Verein Plan B Luzern
YEAH! 2015 Process
geo-sounds
Flügelschlag Werkbühne e.V. (Deutschland)
UA 2013
Die Idee einer Sinfonie der Landschaftsentwicklung gibt den
Impuls zu diesem groß angelegten deutsch-polnischen Schülerprojekt. Als Ausgangspunkt wird die Gegenwart gewählt: Ca. 100
Jahre Braunkohleabbau stehen einer „Reifezeit“ von 50 Millionen
Jahren gegenüber. Eine Internet-Komposition bildet diesen Prozess im Zeitraffer nach.
Von der erdgeschichtlichen Vergangenheit wendet sich der Blick
in die Zukunft: Die Schüler/innen setzen sich mit zeitgenössischen
Musik-Techniken und Kompositionsweisen auseinander. Dabei
arbeiten sie zusammen mit Komponist/innen und Künstler/innen,
die das Verhältnis zwischen Mensch und Natur thematisieren, und
befassen sich mit innovativen Aufführungsformen.
Deutsch-polnisches Kompositions- und Kunstprojekt
www.verona3000.ch
Künstlerische Projektleitung: Anja-Christin Winkler, Musikalische
Projektleitung: Steffen Reinhold, Mendelssohn Kammerorchester
Leipzig: Gregor Nowak (Organisatorische Leitung MKO), Barbara
Rucha (Musikalische Leitung MKO), Geologische Betreuung: Dr.
habil. Frank W. Junge in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Lothar Eissmann und Dr. Martina Dolezych, Betreuung Projektgruppen: Dresden/Görlitz – Carsten Hennig (Komponist) und Franziska Weiske
(Kunstpädagogin, Bühnenbildnerin), Markleeberg – Knut Müller
(Komponist), Leipzig – Steffen Reinhold (Komponist), Kraków – Piotr
Peszat (Komponist), Zgorzelec – Dominik Lewicki (Komponist),
Sounddesign Internetkomposition: Johannes Krause, Kunstpädagogische Betreuung: Heidi Baudrich, Projektkoordination: Yvonne
Meyer, Sophie Renz, Künstlerische Beratung: Jörn Peter Hiekel,
Projektassistenz: Carola Dierich, Dorothea Boutin, Übersetzung:
Aleksandra Bogdańska, Kornelia Kurowska, Jeannine Nowak, Magdalena Anna Sieradz, Natalia Żurek, Sozialpädagogische Betreuung: Bartosz Boniecki, Beate Büchner, Joanna Polewaczyk, Susann
Schramm, Magdalena Wiktorczyk-Dzioba, Praktikantin: Verena
Mensenkamp, Tonaufnahmen: Tobias Finke, Veranstalter: Flügelschlag Werkbühne e.V., Projektpartner: Mendelssohn Kammerorchester Leipzig
www.geo-sounds.de
24
Best of Magazin F i n a l i s t e n
Le Sacre du Printemps
Pumpernickel Company (Schweiz)
UA 2014
Eine Begegnung mit Igor Strawinskys „Le Sacre du Printemps“,
das vor 100 Jahren neue Maßstäbe in musikalischer und choreografischer Hinsicht setzte. 42 Schüler/innen eines Bieler Gymnasiums entwickeln über die Auseinandersetzung mit Perkussion und
Bewegung ihre eigene kreative Antwort auf das Referenzwerk.
Vorbereitet wird die Neuinszenierung in Workshops mit den Mitgliedern der Pumpernickel Company – zwei Schlagzeugern und
einem Tänzer. Das „La Coupole“, ein Kultlokal für Jugendliche in
Biel, gibt der Aufführung des Musik-Tanz-Projekts einen atmosphärisch stimmigen Rahmen.
Musik- und Tanzprojekt mit Jugendlichen
Künstlerische Leitung: Pumpernickel Company (Norbert Steinwarz,
Alex Wäber, Olivier Membrez), Beteiligte: Schüler/innen der Klasse
16 des Gymnase français de Bienne, Klavier: Rei Nakamura und
Alfonso Gomez, Licht: Christoph Gorgé, Kostüme: Marianna Helen
Mayer, Videograf: Nino Fournier, Logistiker: Abdul Adebola, Veranstalter: Pumpernickel-Company, Kooperationspartner: Gymnase
français de Bienne, UpTownProductions
www.pumpernickel-company.com
Nadar Summer Academy
MATRIX [New Music Centre] (Belgien)
Junge Musiker/innen erhalten bei der Nadar Summer Academy in
einem exklusiven Rahmen Gelegenheit zu einer experimentellen
und schöpferischen Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik und neuen Aufführungsformen.
In der Zusammenarbeit mit professionellen Musiker/innen und
Komponist/innen entdecken die Teilnehmer/innen im Alter von 16
Jahren nicht nur die Gegenwartsmusik, sondern lernen auch ihre
Instrumente und deren Ausdrucksmöglichkeiten völlig neu kennen.
Neue Musik-Workshops für junge Amateurmusiker/innen
Künstlerische Leitung: Pieter Matthynssens, Dozent/innen: Elisa
Medinilla, Marieke Berendsen, Daan Janssens, Pieter Matthynssens, Vladimir Gorlinsky, Stefan Prins, Veranstalter: MATRIX [New
Music Centre], in Koproduktion mit Nadar Ensemble MATRIX [New
Music Center]
www.matrix-new-music.be
Finalisten
Best of Magazin
25
Ausschreibungsstart: 15. April 2015
jungeohren.de
Treffen Sie uns auf der Musikmesse Frankfurt (15. bis 18. April 2015)
Halle 3.1, Stand C42 – wir freuen uns auf Sie!
SINDBAD, A Journey
Through Living Flames
La Monnaie / De Munt (Belgien)
UA 2014
Querklang 2013/14
k&k kultkom (Deutschland)
UA 2014
Querklang bringt experimentelles Komponieren in die Schule und
gibt Schüler/innen über den Zeitraum eines halben Jahres die
Möglichkeit, elementare kompositorische Erfahrungen mit experimenteller Musik zu machen und sie als Ausdrucksmedium für sich
selbst zu entdecken.
165 Schulkinder mit unterschiedlichem familiärem, sprachlichkulturellem und sozialem Background arbeiten in dem groß angelegten Community-Projekt zusammen. Als Darsteller/innen und
Sänger/innen bringen sie „ihre“ Oper auf die Bühne eines großen
Opernhauses.
Mit Disziplin und Professionalität übernehmen die Schüler/innen
Verantwortung im kreativen Prozess. In der Auseinandersetzung
mit der Figur Sindbad zeigt sich zudem die inhaltliche Aktualität
der alten Geschichte. Der Respekt gegenüber anderen Kulturen als
Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben ist die zentrale
Aussage der entstandenen Oper.
Community-Projekt
Nicht der hörend-rezipierende Umgang mit ausgewählten Werken
zeitgenössischer Musik steht im Zentrum des Schulprojekts, sondern der experimentelle, eigenverantwortliche Umgang mit einer
Vielfalt von musikalischen Materialien und musikalischen Ideen.
Den Abschluss bildet die Uraufführung im Rahmen des renommierten Neue Musik-Festivals MaerzMusik.
Experimentelles Komponieren in der Schule
Künstlerische Leitung: Ursula Brandstätter, Daniel Ott, Kerstin
Wiehe, Komponist/innen: Stefan Lienenkämper, Ute Wassermann,
Matthias Jann, Burkhard Friedrich, Eleftherios Veniadis, Schüler/
innen des Paulsen Gymnasiums, Berlin-Steglitz, der Alfred-Nobel-Schule, Berlin-Neukölln, des Willi-Graf-Gymnasiums, BerlinLankwitz, der Lily-Braun-Oberschule, Berlin-Spandau sowie der
Staatlichen Ballettschule und Schule für Artistik, Berlin-Prenzlauer
Berg, Studierende: Lucia Kelly, Sabrina Friedrich, Normen Riediger,
Maria da Rocha, Gisa Linnen, Rebekka, Debernitz, Félice Späth,
Jenny Schwericke, Katharina Schulze, Thomas Göhing, Lehrer/
innen: Ralf Simons, Regine Steinke, Martina Barsch, Christian
Cantauw, Henning Wehmeyer, Projektteam: Rebekka Hüttmann
(Musikpädagogin), Christoph Riggert (Lehrer), Stefan Roszak (Musikpädagoge und Instrumentenbauer), Iris ter Schiphorst (Komponistin), Kerstin Wiehe (Kulturmanagerin und Publizistin), Susanna
Heise (Projektassistenz), Eva-Maria Kösters (Projektassistenz).
Ein Projekt von: Universität der Künste Berlin, Berliner Festspiele /
MaerzMusik, Klangzeitort, k&k kultkom, Kulturkontakte e.V.
Künstlerische Leitung: Howard Moody (Musik und Libretto), Thierry
Thieû Niang (Regie und Choreografie), Beteiligte: 165 Schulkinder,
Kinderchor La Maîtrise, Mädchen des Jugendchors La Choraline,
Hendrickje Van Kerckhoven (Sopran), Ivan Ludlow (Bariton), Sinfonieorchester des Brüsseler Musikkonservatoriums, Musiker des
Sinfonieorchesters von La Monnaie, Veranstalter: La Monnaie/De
Munt, Kooperationspartner: Konservatorium Brüssel, Schule für
Künste, Abteilung der „Erasmus Hochschule“ Brüssel
www.demunt.be
www.querklang.eu
Finalisten
Best of Magazin
27
Judit Gaál
Künstlerische Koordinatorin,
Palast der Künste Budapest (Ungarn)
Diana Lehnert
Die Jury
YEAH! 2015
Sinem Altan
Musikvermittlerin, Luzerner Sinfonieorchester (Schweiz)
Jesper Egelund Pedersen
Musiker, Figura Ensemble (Dänemark)
Ulrike Schumann
Musiktheaterpädagogin, Theater Osnabrück
(Deutschland)
Komponistin (Deutschland)
Pascal Sticklies
Paula Azguime
Education Manager, Philharmonie Luxemburg
und OPL (Luxemburg)
Flötistin und Komponistin, Miso Music (Portugal)
Christian Coker OBE
Beraterin im Bereich Künste und Education
(Großbritannien)
Johannes Fuchs
Education Manager, Lucerne Festival (Schweiz)
Dan Tanson
Schauspieler und Regisseur,
Traffik Theater (Luxemburg/Belgien)
Dr. Johannes Voit
Musikvermittler und Komponist, Philharmonie Köln
(Deutschland)
YEAH! Chronik 2011-2013
1. Jahrgang YEAH! 2011
2. Jahrgang YEAH! 2013
Kategorie Performance
Kategorie Performance
„Rocky Roccoco“
Sonus Brass Ensemble (Österreich)
„Drumblebee“
Quatuor Beat und Philharmonie Luxemburg in
Zusammenarbeit mit der Kölner Philharmonie, dem
Lucerne Festival und den Grazer Spielstätten
„slagRoom“
Triatu +1 in Zusammenarbeit mit
Jeugd en Muziek (Belgien)
Kategorie Process „Small Composers“
Figura Ensemble (Dänemark)
„VOID“
Hamburger Klangwerktage – Festival für
zeitgenössische Musik (Deutschland)
„Come in!“
Göteborger Sinfoniker (Schweden)
„Concerts for Babies“
Musicalmente (Portugal)
„Listen to the Silence – A Journey with John Cage“
Zonzo Compagnie (Belgien)
Kategorie Process
„Von Sternen, Nebeln und Galaxien“
regionale X, Steiermark und
Arcana Festival St. Gallen/Gesäuse (Österreich)
„Notations“
Klavier-Festival Ruhr (Deutschland)
Sonderpreis der UNESCO-Kommission
„Feel the Music“
Mahler Chamber Orchestra (Deutschland)
„Hasretim – eine anatolische Reise“
Marc Sinan in Zusammenarbeit mit
den Dresdner Sinfonikern und Markus Rindt
(Deutschland)
Chronik
Best of Magazin
29
Impressum
Herausgeber
netzwerk junge ohren e.V.
Lydia Grün, Geschäftsführung (V.i.S.d.P.)
Gastautor/innen
Nele Hertling, Kent Nagano
Redaktion
Katharina von Radowitz
Das YEAH! Team im Osnabrücker Rathaus: Lydia Grün,
Susen Zetzsche, Katharina von Radowitz, Stephanie Heilmann (v.l.n.r.)
Gestaltung
Joachim J. Kühmstedt, J4-studio.com
Kontakt
netzwerk junge ohren
Zossener Straße 65
10961 Berlin
+49 30 53 00 29 45
[email protected]
www.jungeohren.de
Best of junge Ohren erscheint als Beilage
der neuen musikzeitung,
ConBrio Verlagsgesellschaft mbH, Regensburg
Druck
Freiburger Druck GmbH & Co. KG, Freiburg
Auflage
25.000
Bildnachweise
S. 1: Oorkaan/Cello8ctet Amsterdam, Cellostorm © Ronald Knapp/Oorkaan;
S. 4: Quartett PLUS 1, YEAH! 2013 © Mark Bollhorst; S. 5: Lydia Grün ©
Mark Bollhorst; S. 6: Kent Nagano © Felix Broede; S. 9: ATZE Musiktheater,
Spaghettihochzeit/ATZE Musiktheater © Jörg Metzner; S. 11: Thomas Sutter
© ATZE Musiktheater; S. 13: Osnabrücker Rathaus © Stadt Osnabrück
Presse- und Informationsamt; S. 14: Nele Hertling © Yehuda Swed;
S. 16/17: Ausschnitt Sonus Brass Ensemble © Anne Köhler, YEAH! Trophäe
© Hermann Pentermann, Ausschnitt Cellostorm © Ronald Knapp/Oorkaan,
Erich Maria Remarque © Bundesarchiv, Tagungspublikum © Oliver Röckle,
STO Neubau Dom © ARCHITEKTEN BRÜNING REIN, YEAH! Camp 2013 ©
Mark Bollhorst; S. 19: Montage © Joachim Kühmstedt; S. 20: Bach be Cue ©
João Messias/Casa da Música, Brimborium! Favola per musica © Francesco
Demichelis; S. 21: Cellostorm © Ronald Knapp/Oorkaan, Der kleine Harlekin
© Dimo Dimov; S. 22: Die Geschichte vom Soldaten © Brandenburger
Theater, Eersteklasconcerten © Tim Theo Deceuninck, Maximus Musikus
© Maximus Musikus ehf.; S. 23: Musical Rumpus © Spitalfields Music,
Opportunity © Jörg Schirner; S. 24: VERONA 3000 © Plan B Luzern /Verona
3000, geo-sounds © Verein Flügelschlag Werkbühne e.V.; S. 25: Le Sacre
du Printemps © SIFON GRAPHISME/Simon Moser, Nadar Summer Academy
© MATRIX [New Music Centre]; S. 26: © Gert Mothes; S. 27: Querklang
2013/14 © k&k kultkom, SINDBAD, A Journey Through Living Flames ©
Linda Lovrovic; S. 28: YEAH! 2015 Jurysitzung © Hermann Pentermann;
S. 29: Sonus Brass Ensemble/YEAH! 2011 Preisverleihung © Torsten Kollmer;
S. 30: YEAH! Team © Hermann Pentermann
Nicht alle Copyrightinhaber konnten ermittelt werden; deren Urheberrechte
werden hiermit vorsorglich und ausdrücklich anerkannt.
30
Best of Magazin Im p r essum
YEAH! Young EARopean Award ist ein Projekt
der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte und des
netzwerk junge ohren.