Zwei Weltmeisterschaften und - Segel

Zwei Weltmeisterschaften und eine Internationale Deutsche Meisterschaft - Juli 2015
SB20 Weltmeisterschaft am Gardasee 2015
Ich war gerade zurück von der Weltmeisterschaft der SB20 am Gardasee. Wo ich mit meiner
Münchener Crew, einen stolzen 49. Platz von 100 SB20, als beste deutsche Mannschaft
ersegelt hatte.
SB20 Crew: (von links) Ines Herbold,
Konstantin Krauss, Tobias Spänle,
Daniel Spänle
Da erhielt ich im Büro eine Nachricht über Facebook mich doch bitte bei Svend Hartog zu
melden. Svend Hartog kenne ich bereits seit Jahren aus der Varianta Klasse, war aber
trotzdem überrascht über die Nachricht. Als wir dann am Nachmittag telefonierten fragte er
mich ob ich ab dem Wochenende bei Ihnen einspringen könnte, um die Weltmeisterschaft
auf der J22 zu segeln.
Ich musste nicht lange überlegen. Lust hatte ich in jedem Fall! Die Frage war nur, wie sollte
ich das meinem Chef am besten beibringen, da ich direkt danach schon wieder Urlaub für
die Varianta IDM in Ratzeburg eingereicht hatte. Aber drei Tage später war alles organisiert,
Projekte verschoben, Urlaub bewilligt.
Nachdem ich Svend also zugesagt hatte, fragte ich erstmal nach auf welcher Position ich
denn segeln würde.
Svend eröffnete mir: „Du wirst Vorschiff segeln!“ Ich: „VORSCHIFFFFF?“
Vorschiff, war immer die Position, die ich für mich ausgeschlossen habe. Das ist Knut’s
Position! Und er ist großartig. Aber ich? Ich hatte die Position bereits vor einigen Jahren für
mich abgeschrieben, als ich als Vorschoterin auf der Varianta bereits bei meiner ersten
Halse über Board ging und jetzt sollte ich 15 Wettfahrten auf dem Vorschiff der J22
überleben, ohne Seereling ohne alles? Denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir bereits einige
J22 youtube Videos angeschaut und überrascht festgestellt, dass die J22 gar keine
Seereling hat und die Vorschoter mit den Beinen über den Rumpf hängen und sich lediglich
am Handlauf festhalten...
Aber jetzt half es nichts mehr, zugesagt war zugesagt!
Also machte ich mich am Samstag auf nach Travemünde, dem ersten Tag der
Weltmeisterschaft der Vermessung. Es regnete den ganzen Tag und die Förde lag bleiern
vor uns. Erst gegen Nachmittag baute sich eine leichte Briese auf, die es uns ermöglichte
einen kurzen Probeschlag zu machen. Für mich war es sehr hilfreich die Abläufe der
Manöver zu verinnerlichen. Respekt hatte ich trotzdem noch.
J22 Crew: (von links) Dirk Fischer,
Ines Herbold, Steffi und Svend Hartog
Am Sonntag Nachmittag starteten wir dann zum ersten Practise Race, wo wir das erste Mal
den Start gegen die anderen 45 Mannschaften aus 6 Nationen, darunter Teams aus den
USA, Canada, den Cayman Islands, Niederlande, Frankreich und Deutschland, testen
konnten. Der offizielle Regattateil der Weltmeisterschaft fand dann vom 21. bis 25. Juli 2015
im Rahmen der Travemünder Woche statt. Gesegelt werden sollten 15 Wettfahrten und der
Wetterbericht versprach für die kommenden Tage starken Wind.
Am Dienstag wurden dann bei harten Bedingungen bis zu 7 Windstärken zwei Rennen
gestartet, bei denen wir einen super Start mit einem 2. und einem 3. Platz hinlegten. Meine
Feuertaufe hatte ich also mit Bravur bestanden.
J22 Weltmeisterschaft in Travemünde 2015
Am Mittwoch war der Wind dann erst einmal weg und man
wartete auf dem Wasser auf eine Brise, die sich später laut
Wetterfrosch noch aufbauen sollte. Es wurden dann aber
noch 4 Rennen gesegelt bei Wind zwischen 2 und 3
Windstärken. Die Platzierungen 8, 5, 7 festigten vorerst
einen sehr guten 4. Gesamtrang, während dann im 4.
Rennen so gar nichts lief und mit einem 27. Rang das
Streichergebnis eingefahren wurde.
Am Donnerstag war es nicht viel besser, erst einmal wurde an Land gewartet, bis sich der
Wind dann wieder ein wenig durchgesetzt hatte und es zuließ, dass zwei Rennen gestartet
werden konnten. Mit den Platzierungen 11 und 17 rutschten wir auf Platz 6 ab, was aber
aufgrund des starken Gesamtfeldes noch immer ein Top Ergebnis war. Für die restlichen
Wettfahrten hieß es nun, Angriff!!
Freitag stand erst wieder warten an Land auf dem Programm, jedoch sagte der Wetterfrosch
für Mittag einsetzenden Wind aus Ost voraus, der stetig zunehmen sollte. Und so kam es
auch, der Wind setzte ein und briste auf bis zu 5 Windstärken auf... MoJo-Wetter. Uns
gelang es nach einem durchwachsenen ersten Rennen auf Platz 15 zuzulegen und mit den
Plätzen 6, 4 und 3 eine saubere Serie folgen zu lassen, was nun den 6. Platz fast schon
gesichert hatte, der 5. Gesamtrang war aber nach nun schon 12 Rennen noch im Blick.
Samstag, Finaltag, es wurden zwei abschließende Rennen auf der SAP Medienbahn
angekündigt.
Die Bahn lag direkt vor dem Travemünder Strand und die Rennen wurden mittels SAP
Technik live am Strand auf einer Großbildleinwand und im Internetstream übertragen. Segeln
zuschauerwirksam und zum Anfassen, dazu strahlender Sonnenschein und noch einmal
Wind um die 3 Windstärken, allerdings schwer zu segeln, da sehr drehend.
Im ersten Rennen hatten wir zwar einen guten Start und lagen auf der ersten Kreuz gegen
den Wind kurzzeitig sogar in Führung, bevor der Wind drehte und sich das Blatt komplett
wandelte. An der ersten Wendemarke um Platz 30 angekommen, kämpfte wir uns noch mit
Einsatz bis auf Platz 12 vor. Gesamtrang 5 lag nun nur noch 3 Punkte entfernt, denn auch
die anderen Crews hatten mit den Bedingungen zu kämpfen.
Das zweite Rennen begann dann mit einem katastrophalem Start, hinter einer
Niederländischen Crew festhängend kamen wir erst als letztes Boot auf die Bahn, kämpften
uns aber auch hier wieder mit tollen Mannövern und taktisch klugem segeln auf den 14 Rang
vor. Der letzte Segeltag war nun beendet und nach 14 zum Teil harten Rennen hatten wir
großartigen 6. Platz bei dieser Weltmeisterschaft ersegelt.
Ich war stolz, teil dieses Teams zu sein und meine
innere Angst überwunden zu haben. (... und trotz
harter Bedingungen, nicht ein Mal über Board
gegangen zu sein!)
Aber damit nicht genug Segelei...
von Travemünde ging es direkt weiter nach
Ratzburg.
Varianta Internationale Deutsche Meisterschaft 2015.
VA IDM in Ratzeburg 2015
Auf dieses Event freuten Knut und ich uns bereits die ganze Saison,auch wenn wir uns beide
einig waren, die nächsten zwei Tage noch etwas Kraft zu sammeln, da Knut in der Woche
zuvor mit Christian Friedrich die 15qm Deutsche Meisterschaft in Berlin gesegelt war und wir
beide ganz schön lange Arme hatten...
Die ersten zwei Tage genossen wir also das Ankommen aller Mannschaften, was bei der
Varianta immer etwas von Familientreffen hat und bereiteten in Ruhe den Schinder Hannes
auf die Vermessung vor, die dann ohne Probleme über die Bühne ging.
Auch wenn wir sehr gut in die
Meisterschaft starteten und zu Beginn
noch einen Platz unter den ersten
dreien für uns sicherten, so konnten
wir die Platzierung über die Rennserie
leider nicht halten.
Nach zwei bereits gesegelten
Starkwind Regatta-Wochen, reichte
die Kraft leider nicht aus für 7
Wettfahrten bei über 20 Knoten und
so ersegelten wir am Ende einen 7ten
Platz von 33 Variantas.
Und trotzdem sind wir stolz und
zufrieden mit der Saison 2015 und
freuen uns schon jetzt auf die Saison
2016 und alle Rennen die da noch so
kommen...
Seglerische Grüße, Ines Herbold