Glücksengel Gwendolin, Band 02 Jana rettet die (halbe) Welt

Unverkäufliche Leseprobe
Margot Antony
Glücksengel Gwendolin, Band 02
Jana rettet die (halbe) Welt
144 Seiten
ISBN: 978-3-505-12614-7
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© 2009 Schneiderbuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
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© 2009 SchneiderBuch
verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH,
Gertrudenstraße 30–36, 50667 Köln
Alle Rechte vorbehalten
Titelbild und Illustrationen: Eva König
Umschlaggestaltung: Hohl & Wolf, Hainburg
Layoutumsetzung: Angela May, Mettmann
Druck/Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN 978-3-505-12614-7
24.07.2009 12:02:33 Uhr
Margot Antony
Jana rettet die (halbe) Welt
Illustrationen von Eva König
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Die halbe Welt ist rosarot
„Tschüss, mein Engel“, sagte Papa, als Jana
aus seinem Auto stieg. „Bis zum nächsten
Mal!“
Auf dem Gehweg vor Mamas Haus blieb
Jana stehen und sah zu, wie Papa wegfuhr.
Er nahm die rechte Hand vom Steuer und
winkte ihr lächelnd zu. Jana hatte keine Lust
zurückzulächeln. Und zum Winken auch nicht.
„Fahr nicht weg, dann muss ich nicht winken“, wünschte sie mit aller Kraft. Dann
winkte sie doch. Aber erst, als Papa es in
seinem Rückspiegel nicht mehr erkennen
konnte. „Geschieht dir recht“, dachte Jana.
Sie wollte, dass er dieses Bild in Erinnerung
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behielt: ein kleines Mädchen, das traurig vor
einer großen Treppe steht.
Endlich verschwand das Auto um die
Ecke. Jana seufzte und machte sich an den
Aufstieg. Immer wenn sie von den Wochenenden bei Papa zurückkehrte, kam ihr die
Treppe vor Mamas Haus so steil und riesig
lang vor, als würde sie gar kein Ende mehr
nehmen. Dabei hatte sie nichts zu tragen.
Heute nicht, vor zwei Wochen nicht und vor
vier Wochen genauso wenig. Seit Papa ihr ein
eigenes Zimmer eingerichtet hatte, brauchte
sie kein Gepäck mehr, wenn sie ihn besuchte.
Es war alles schon da.
„Schau mal, mein Engel – ich hab‘ eine
Überraschung für dich“, hatte Papa gesagt,
als er ihr sein neues Gästezimmer vorführte.
Darin war plötzlich alles rosarot, und an der
Tür stand mit aufgeklebten Holzbuchstaben
J-A-N-A.
„Freust du dich?“, hatte Papa gefragt,
aber Janas Antwort gar nicht abgewartet.
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Zum Reden hatte er keine Zeit, denn sie
mussten sofort los – „was Tolles unternehmen“. Sie unternahmen immer was Tolles,
wenn Jana ihn besuchte: Vergnügungspark,
Erlebnisbad, Zirkus, Zoo oder Marionetten11
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theater: Papa legte sich mächtig ins Zeug, um
Jana ein unvergessliches Wochenende zu
bieten. Alle zwei Wochen und immer wieder.
Seit er von zu Hause ausgezogen war und
sich eine eigene Wohnung gesucht hatte.
Das alte Zuhause hieß jetzt „Mamas Haus“,
und Papas neue Wohnung sollte plötzlich
„Zuhause“ heißen. Nur weil da vier Holzbuchstaben an der Tür des Gästezimmers
klebten.
Jana seufzte wieder.
„Zuhause“ war sie bei Papa schon deshalb
nicht, weil dort Mama fehlte – und umgekehrt. Aber wenn sie bei Mama war, hatte sie
zumindest ihre Freundinnen in der Nähe. Vor
allem Mia, aber auch Lena, Emma, Yasemin
und Marie. Sie kannten sich schon seit dem
Kindergarten und gingen jetzt in dieselbe
Klasse. Daran hatte sich nichts geändert.
Auch nicht durch die Trennung von Mama
und Papa. „Du wohnst weiter bei Mama,
gehst in deine alte Schule, behältst dieselben
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Freundinnen – und alle zwei Wochen kommst
du am Wochenende zu mir“, hatte Papa
damals verkündet. Und jetzt behauptete er:
„Das haben Mama und ich richtig gut hingekriegt. Darüber kannst du froh sein.“
Aber Jana war überhaupt nicht froh. Wenn
Papa es richtig und gut fand, von vierzehn
Tagen ganze achtundvierzig Stunden mit ihr
zu verbringen, war das SEIN Problem. Jana
fand das nämlich doof. Vergnügungspark und
Zirkus hin oder her.
Noch doofer war nur, dass Papa ihr geblümtes Köfferchen jetzt nicht mehr die
Treppe hinauftrug, wenn er sie zu Mama
zurückbrachte. Seit es das rosarote J-A-N-AZimmer gab, benutzte sie das Köfferchen
nicht mehr. Kleider, Schuhe, Zahnbürste,
Haargummis – alles, was sie bei Papa
brauchte, war schon da. Deshalb nahm sie
ihr Köfferchen nicht mehr mit, und deshalb
musste Papa es auch nicht mehr bis vor
Mamas Tür tragen.
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„Der Hauptnachteil an meinem neuen
Papazimmer ist noch nicht einmal die rosa
Farbe“, hatte Jana Mia erst vorgestern erzählt. „Viel schlimmer ist, dass er gar nicht
mehr aus dem Auto steigt, wenn er mich
zurückbringt. Früher hat er meinen Koffer
raufgetragen und Mama an der Tür noch
schnell Hallo gesagt. Jetzt sehen sie sich
überhaupt nicht mehr. Das ist doch schrecklich!“ Mia fand das auch. Sie unkte: „Bald
kennen sich die beiden überhaupt nicht
mehr! Sie sind ja schon jetzt wie Pinguin und
Eisbär! Die kommen auch nie zusammen –
nur weil der eine am Südpol wohnt und der
andere am Nordpol! Dabei lieben doch beide
Schnee und Eis. Eigentlich müssten sie sich
gut vertragen …“
An dieses Gespräch musste Jana jetzt
denken. „Mia hat recht“, sagte sie sich.
„Nord- und Südpol gehören zusammen –
auch wenn sie noch so weit voneinander
entfernt sind! Aber ICH kann die Welt NICHT
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zusammenhalten, indem ich ständig von
einem Ende zum anderen rase. Da müssen
Frau Pinguin und Herr Eisbär sich schon was
Besseres einfallen lassen! Ich muss ihnen nur
ein bisschen auf die Sprünge helfen. Und
dann – hopp, hopp, hopp! – wird alles anders. Bestimmt!“ Schnell hüpfte sie die letzten Stufen hinauf. Auf einmal war der Weg
zur Tür von Mamas Haus ganz kurz.
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