"Wir sind ein bunter Haufen"

Einige aus dem "Globalen Klassenzimmer" des Siegertextes von Sarah Teje Fürst (Mitte): Argi-Xho Naku
("Afrim", links), Natalie und Melanie Demirciyan und Milica Peković ("Mara") - Foto:
Lukas Dostal / Literaturhaus Wien
Letztes Update am 04.10.2015, 19:38
"Wir sind ein bunter
Haufen"
Erster Jugendlichen-Reportagen-Wettbewerb der Erich-FriedTage. Interviews mit den drei Erstplatzierten
7
7
2
2
2
2
D
ie Namen meiner Klassenkameraden richtig auszusprechen, bedarf manchmal einer
gewissen Übung. Sie heißen Danae, Akay oder Serhat. Wir sind ein bunter Haufen, bei
dem man das Gefühl hat, nicht verreisen zu müssen, um die Welt kennenzulernen.
Insgesamt sind wir zwölf Mädchen und zwölf Jungs. Wir
kommen aus vier Kontinenten, zwölf Ländern, sprechen
insgesamt zehn Sprachen und haben vier verschiedene
Religionen.“
Foto: Lukas Dostal / Literaturhaus Wien
So beginnt die Reportage der 16-jährigen Sarah Teje Fürst. Übrigens mit einer Mutter aus
Vorarlberg. „Das globale Klassenzimmer“ nannte die junge Autorin ihren Beitrag für den
erstmals durchgeführten Reportagen-Wettbewerb. Die Siegerehrung erfolgt am
Vorabend (Rahmenprogramm) des Internationalen Literaturfestivals/ Erich-Fried-Tage
des Wiener Literaturhauses (5. bzw. 6. bis 11.Oktober 2015).
International statt Zentralmatura
„Ursprünglich“, so die junge Reporterin zum Kinder-KURIER, „wollte ich über die Zentralmatura
schreiben. Aber die Diskussionen rund um Flucht und Flüchtlinge hat mich Anfang der
Sommerferien dazu gebracht, in irgendeiner Weise dieses Thema aufzugreifen, aber doch
anders zu behandeln. Da hab ich mir mein Umfeld genauer angesehen und bei meiner Klasse
ist es ziemlich klar, wir kommen aus vielen Ländern,
sprechen viele verschiedene Sprachen und kommen gut
miteinander aus. Und da hab ich begonnen meine
Mitschülerinnen und Mitschüler der Reihe nach
auszufragen.“
Aus diesem Ausgangs-Recherche-Material begann
Sarah Teje Fürst einen ersten Text zu schreiben. „Den
hab ich dann aber mehrmals überarbeitet. Dass ich
gewonnen habe, hat mich sehr überrascht“, gesteht sie im Gespräch mit dem KinderKURIER, bei dem sie im übrigen vor Jahren ihre berufspraktischen Tage absolviert hatte.
Foto: Olezzo/istockphoto
Drei aus drei Dutzend
Das Literaturfestival steht in diesem Jahr unter dem Motto
„Facts and Fiction“, also Tatsachen und Erfindungen.
Literarische Reportagen Jugendlicher waren für den
Premieren-Bewerb gesucht. Rund drei Dutzend Texte
wurden eingesandt, die drei Juror_innen - Zita Bereuter
(Leiterin des Literaturressorts bei FM4), Gustav Ernst
(Autor und Herausgeber) und Robert Huez (Leiter
Foto: Lukas Dostal / Literaturhaus Wien
Literaturhaus Wien) – wählten daraus die drei besten aus.
Alle drei starke Texte – zu jeweils gänzlich
unterschiedlichen Themen. Vom Text der Siegerin war schon die Rede, pardon Schreibe. Nun
zu den beiden anderen ausgezeichneten Beiträgen.
Drei Wochen China
Johannes Lang lernt seit drei Jahren Chinesisch
(Mandarin). Der Neulandschüler (Grinzing) pendelt dafür
einmal wöchentlich ins AKG, wo Jugendliche aus
verschiedenen Schulen diese Sprache erlernen. Die
Gruppe flog mit einer Lehrerin für drei Wochen in die 10Millionen-Stadt Qingdao, etwa 500 Kilometer südwestlich
von Peking, und besuchte die Schule in Jiaozhou, einem
Vorort der genannten Stadt. „In der Schule haben wir
nicht wirklich viel verstanden, aber da wir bei Familien
gewohnt haben und die kaum bis gar nicht Englisch
konnten, haben wir in dieser Zeit nur Chinesisch
gesprochen. Das hat schon einiges gebracht“, sagt er im
Interview dem KiKu.
In seiner Reportage beschreibt er plastisch und
lebensnah anschaulich so einen Schultag, den großen
Wert, der auf Bildung gelegt wird, aber auch den eher
fast militärischen Schul-Drill.
Foto: Lukas Dostal / Literaturhaus Wien
Poetry Slam: Matthias ist mehr
Als Clara Porak vom Bewerb erfuhr hat sie einen für sie
wichtigen, nein den wichtigsten Text, den sie schon hatte,
eingesandt. „Ich mach regelmäßig bei Poetry Slams mit“,
sagt sie dem Kinder-KURIER im Gespräch nach der
Preisverleihung. „Das war mein erster Text.“ Er handelt
von ihrem Bruder Matthias. „Gefühle kommen aus mir
meistens schriftartig raus“, beschreibt sie den Anlass für
den schon früher verfassten Text, der ihren Bruder
vielseitig beschreibt. Und dass es sie ärgert, dass er
vielfach, möglicherweise sogar meistens nur auf eines
reduziert wird. Und noch dazu etwas, das er mehr hat: Ein
Chromosom. „Aus etwas, das eigentlich mehr sein sollte,
machst du weniger, du reduzierst jemanden, den du
maximieren solltest!“
Fast gegen Ende ihrer Reportage bringt sie’s alles auf
den Punkt: „Mein Bruder hat vielleicht Down Syndrom,
aber er ist nicht Down Syndrom. Er ist unendlich viel mehr.“
Foto: Lukas Dostal / Literaturhaus Wien
Hier kannst du den kompletten Text der Siegerin, der erstmals in der
Literaturzeitschrift "kolik" veröffentlicht wurde, downloaden!
Da geht’s zum Text Jiaozhou Gymnasium No. 1, mit dem Johannes Lang (17)
Zweiter des Reportagen-Bewerbs wurde.
Und hier ist der Text „Matthias, der mehr ist. Oder: Übers Geschwistersein“
von Clara Porak (17), Dritte des Bewerbs.
Hier geht's zum vollständigen Programm der Erich-Fried-Tage mit Workshops und
Schullesungen
(KIKU) ERSTELLT AM 04.10.2015, 19:38
STICHWORTE:
› JUGENDLICHE
› WETTBEWERB
› DOWN SYNDROM
› FLÜCHTLINGE
› CHINA
› LITERATUR
› GLOBAL
› KLASSENZIMMER
› ERICH FRIED
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
BABBEL - SPONSORED
NACHHALTIGE STADTENTWICKLUNG - SPONSORED
5 Tipps von 2 Sprachgenies, Am Anfang ist die Zelle
um jede Sprache zu lernen
LEBENSART
MENSCHEN
13-Jährige starb, nachdem
sie einen Tampon benutzt
hatte
Prinz Daniel spricht über
royales Baby
empfohlen von
DISKUSSION
IHRE MEINUNG ZUM THEMA
BITTE LOGGEN SIE SICH ZUM KOMMENTIEREN EIN
EINLOGGEN / REGISTRIEREN
WEITERE ARTIKEL ZUM THEMA
REPORTAGE AUS DER UKRAINE
GEDENKTAFELN
Sie ging in die
8.Klasse, hatte nur 2er
und 3er...
"Die laufen weg
– wir nicht"
KURIER vor Ort: Die Front verläuft
quer durch ein Dorf nahe
Donezk. Hier kämpfen sie Mann
gegen Mann.
WIENER JUGENDLITERATUR-PREIS
PEACE CAMP
FOTOGRAFIE
25 aus 170
Texten über
"anders anders"
Jugendliche
zeigen, wie
Frieden machbar
wäre
Peace-Camp: Jugendliche zeigen,
"Von der
Befreiung zur
Freiheit": Der
neue
Band
mit
Erich Lessing
hat 70 Jahre
Weltkriegsende
und 60 Jahre
Bildern von
Staatsvertrag zum Anlass
Erich
genommen,Lessing
seine
Phänomenale Texte von
Schülerinnen und Schülern beim
dritten Wiener Jugend
Literaturpreis zum Thema "Jeder
ist anders anders".
wie Frieden zwischen Jüd_innen
und Palästinenser_innen
machbar wäre + Beitrag einer
jungen Teilnehmerin
© KURIER.AT - WIEN 2015
BILDERGALERIE
eindrucksvollsten Schwarz-Weiß
…