Können wir uns Langzeitpflege zukünftig noch leisten?

Finanzierung der Langzeitpflege
Können wir uns Langzeitpflege zukünftig noch leisten?
Die Finanzierung der Langzeitpflege ist eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft. Mit
den heutigen Vorgaben besteht die Gefahr, dass wir uns die Langzeitpflege bald nicht mehr
leisten können. Es braucht geeignete Rahmenbedingungen und innovative Lösungsansätze.
Warum sind die Kosten für die Pflege so hoch?
Ein Pflegeheimplatz kostet viel Geld. Die folgende Übersicht zeigt auf, wie die Kosten in einem Heim
generiert werden:
Personalkosten: In einem Pflegeheim werden jeden Tag viele Leistungen erbracht, die
arbeitsintensiv sind und gut ausgebildetes Personal erfordern. Mit rund 70 Prozent stellen die
Mitarbeitenden den grössten Kostenanteil. Rund zwei Drittel der Mitarbeitenden arbeiten in der Pflege,
die während 24 Stunden an 365 Tagen für die Bewohner sorgt. Nebst Lohnkosten fallen Ausbildungs-,
Weiterbildungs- und Qualitätssicherungskosten an. Die kantonalen Gesundheitsbehörden stellen klare
Anforderungen in Bezug auf die Menge und die Qualifikation des Personals (in der Regel sind 50
Prozent Fachpersonal).
Verpflegung und Pflegehilfsmittel: Wichtige Fixpunkte im täglichen Heimleben sind die drei
Hauptmahlzeiten. Die Menus müssen Ernährungsansprüchen wie Ausgewogenheit, Verwenden von
Frischprodukten, Diätküche und Spezialküche gerecht werden. Zusammen mit den Pflegehilfsmitteln
macht dieser Kostenblock einen nicht unwesentlichen Anteil aus.
Betriebskosten: Zu den Betriebskosten zählen Kosten für Reinigung, Reparaturen, Unterhalt,
Heizkosten, Energie und Entsorgung, Transport- und Fahrtkosten, Versicherungen und Gebühren,
Werbung, Verwaltung und Informatik sowie Abschreibungen.
Miete / Eigenmiete: Viele Betreiber von Pflegeheimen bezahlen den Liegenschaftsbesitzern Mieten,
die in der Regel mehr als 12 Prozent des Umsatzes ausmachen. Dieser Kostenblock wird bei vielen
Tarifkalkulationen von öffentlichen Heimen nicht berücksichtigt, da die Liegenschaften von den
Gemeinden nicht zu marktüblichen Konditionen zur Verfügung gestellt werden. Um die
Vergleichbarkeit unter den Anbietern von Pflegeleistungen sicherzustellen und um der gesetzlich
vorgeschriebenen Kostenwahrheit zu entsprechen, müssten Betreiber mit einem eigenen
Liegenschaftsbesitz eine marktübliche Eigenmiete einkalkulieren.
Wer trägt die Kosten?
Je nach Bedürfnis und Angebot kostet ein Pflegeplatz für den einzelnen Bewohner zwischen 150 und
220 Franken pro Tag. Die weiteren Kosten teilen sich Krankenkassen sowie die öffentliche Hand
(Restfinanzierung). Grundsätzlich wird zwischen zwei Leistungsbereichen unterschieden:
Die Pflege macht den grössten Teil der Gesamtkosten aus. Die Pflegekosten variieren je nach
Pflegebedürftigkeit des Bewohners, die von sehr wenig Pflege (Stufe 1) bis zu Intensivpflege (Stufe
12) rund um die Uhr reichen kann. Um die Pflegebedürftigkeit eines Bewohners zu bestimmen, ist das
System in 12 Stufen eingeteilt von leicht bis schwer pflegebedürftig. Die Kosten werden von mehreren
Instanzen getragen:
1. Bewohner: Der Bewohner bezahlt maximal 21.60 Franken pro Tag
2. Krankenkassen: die Krankenkassen bezahlen pro Pflegestufe 9 Franken mit einem Maximum bei
108 Franken pro Tag
3. Öffentliche Hand: Restfinanzierung durch Kanton und/oder Gemeinde.
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Die Hotellerie / Betreuung umfasst alle Leistungen ausserhalb der Pflege. Unter Hotellerie fallen
Leistungen wie Zimmerunterkunft, Vollpension, Reinigung, Wäsche und weitere ServiceDienstleistungen im Haus. Die Kosten für die Hotellerie variieren je nach Angebot durchschnittlich
zwischen 100 und 150 Franken pro Tag. Die Betreuungskosten umfassen weitere Service-Leistungen
wie Tagesstruktur, Alltagsgestaltung (Aktivierungsfachleute), Veranstaltungen, Ausflüge und 24Stunden-Betreuung. Die durchschnittlichen Betreuungskosten liegen bei 30 bis 50 Franken pro Tag.
Die Kosten für Hotellerie und Betreuung bezahlt der Bewohner selbst, je nach finanzieller Situation
kann er aber Ergänzungsleistungsbeiträge beantragen.
Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, um die Kosten zu senken?
Bei der Pflege und in der Betreuung selber gibt es wenig Sparpotenzial, da diese Leistungen einen
direkten Einfluss auf die Lebensqualität und Sicherheit der Bewohner haben. Dies ist nicht der richtige
Ort, um zu sparen. Bei den Drittkosten, in der Umsetzung einfacher Prozesse, beim Unterhalt der
Infrastruktur und insbesondere bei der Vereinfachung teils überkomplexer Reglementierungen besteht
erhebliches Sparpotenzial.
Dies gilt sowohl für öffentliche als auch für private Anbieter von Pflegedienstleistungen. Entgegen
gängiger Vorurteile sind private nicht teurer als öffentliche Anbieter. Im Gegenteil, sie weisen
mehrheitlich tiefere Kosten aus, da sie dank Synergien Kosten sparen. Eine Gruppe wie SENIOcare
hat beispielsweise die Möglichkeit, Betriebskosten zu sparen, indem sie zentrale Prozesse mehrerer
Heime zusammenlegt oder dank Kooperationen mit Dritten teure interne Strukturen abbaut.
Wo besteht politischer Handlungsbedarf, um die Kosten zu senken?
Aufgrund der heutigen Rahmenbedingungen ist der Betrieb von Pflegeheimen oft teurer als nötig –
ohne dass ein Mehrnutzen für die Bewohner entsteht.
Die Kosten der Langzeitpflege steigen aufgrund folgender Aspekte weiterhin an:
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Überreglementierung beim Bau und bei der Infrastruktur durch wachsende Vorgaben seitens der
kantonalen Gesundheitsdirektionen und steigende Anforderung bei den verschiedenen Ämtern.
Überreglementierung beim Personal und beim Betrieb durch stetig steigende Vorgaben seitens
der kantonalen Gesundheitsbehörden in Bezug auf den Personenstellensoll und die Ausbildung.
Hinzu kommt, dass von den Heimen immer mehr Konzepte verlangt werden.
Es bestehen teilweise sehr unterschiedliche Regulierungen und Vorgaben in den Kantonen. Für
kantonsübergreifende Anbieter von Pflegedienstleistungen wie SENIOcare ist dies eine grosse
Herausforderung und verursacht erhebliche Aufwände. So erschweren beispielsweise die
unterschiedlichen Vorgaben für Ausbildungen und Qualifikationen einen flexiblen Einsatz des
Personals. Zudem müssen die zahlreichen Konzepte pro Kanton erstellt und angepasst werden.
Es bestehen wenig sinnvolle Kooperationen zwischen den verschiedenen Behörden und zwischen
den Krankenkassen. So werden beispielsweise Audits und Kontrollen nicht übergreifend
organisiert. Jeder Kanton überwacht die Heime selber, mit unterschiedlichen Vorgaben und
Mitteln. Hinzu kommen Krankenkassenaudits, bei denen jede Krankenkasse wiederum nur ihren
Teil überprüft. Dies verursacht hohe Kosten für alle.
Um einen wirtschaftlich gesunden Pflegebetrieb zu ermöglichen, sollten die Auflagen, die
Finanzierung sowie die Spielregeln der Finanzierung möglichst einfach und transparent geregelt sein.
Konkret heisst dies, es braucht:
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Eine vereinfachte und möglichst einheitliche Regulierung der Vorgaben der kantonalen
Gesundheitsdirektionen für den Bau und Betrieb von Heimen. Dabei sollte dem Umstand
Rechnung getragen werden, dass die Finanzierungsmöglichkeiten der öffentlichen Hand und der
betroffenen Bewohner limitiert sind.
Eine Koordination von Audits seitens der Gesundheitsdirektionen und Krankenkassen und
dadurch eine starke Reduktion der Prüfer sowie der Aufwände für alle Beteiligten.
Vereinfachte und im Idealfall einheitliche Vorgaben für die Kostenrechnung und Berichterstattung
an die Kantone. In diesem Bereich könnte eine zentrale Meldestelle zum Beispiel beim Bund zur
Kostenentlastung beitragen. Heute ist es kantonal unterschiedlich organisiert.
Eine vereinfachte und möglichst einheitliche Berechnung der Pflegekosten und Festlegung der
Normkosten für die Pflege – allenfalls angepasst an das Preisniveau je nach Kanton.
Eine Durchsetzung von Transparenz in den öffentlichen Heimen mit Verbot von Verlusttragung
durch die Gemeinden und klaren Vorgaben zur kalkulatorischen Verrechnung von Leistungen
seitens der Gemeinden.
Welche Zukunftsmodelle bieten die Heime?
Neben den Forderungen an die Rahmenbedingungen braucht es auch innovative Lösungsansätze
von Seiten der Heime. SENIOcare setzt sich intensiv mit möglichen Zukunftsmodellen auseinander.
Zusammenarbeit und Kooperationen: Die Durchlässigkeit und Zusammenarbeit der verschiedenen
Leistungserbringer könnte deutlich verbessert werden. Dies umfasst Behörden, Hausärzte, Spitäler,
Spitex, den Alterswohnungsbereich und die Langzeitpflege sowie weitere Versorger des
Gesundheitswesens. Um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen begegnen zu können,
braucht es dringend Kooperationen – auch zwischen den Mitbewerbern. Das Modell der
unabhängigen Einzelheime stösst länger je mehr an seine Grenzen, eine Konsolidierung des Marktes
ist unumgänglich. Als privater Anbieter hat SENIOcare die Möglichkeit, sehr flexibel zu agieren. So
konnten bereits breite Erfahrungen in mehreren Kooperationsprojekten gesammelt werden.
Für Beispiele siehe SENIOcare Faktenblatt „Sicherung der Langzeitpflege – Wie weiter?“
Neue Bau- und Wohnformen: Die SENIOcare Gruppe hat in den letzten sieben Jahren elf neue
Heime erstellt und fünf weitere Neubauten sind in Planung oder bereits im Bau. Dadurch konnte sie
breites Wissen beim Bau und in der Raumplanung sammeln, das für die Optimierung der Baukosten
und insbesondere auch für einen wirtschaftlichen Betrieb genutzt werden kann. Das Thema Modulbau
ist beispielsweise ein Ansatz, der voraussichtlich vermehrt zum Einsatz kommen wird.
Siehe auch SENIOcare Faktenblatt „Wie werden wir in Zukunft im Alter wohnen?“
Vermehrtes gesellschaftliches Engagement: Es wird immer schwieriger, das notwendige Personal
sicherzustellen und einen wirtschaftlich gesunden Betrieb aufrecht zu erhalten. Neue Ansätze und
Modelle sind gefragt. Beispielsweise in Form von generationsübergreifender Nachbarschaftshilfe.
Aber auch die Unterstützung durch leistungsfähige Rentner ist denkbar: Beim Modell der
„Zeitgutscheine“ unterstützen diese hilfsbedürftige Senioren im Alltag. Als Gegenleistung erhalten sie
auf ihrem individuellen Konto die aufgewendete Zeit gutgeschrieben und können diese später
beziehen, wenn sie ihrerseits auf Unterstützung angewiesen sind.
Expertise der privaten Anbieter nutzen
Die wirtschaftlich unabhängigen Alters- und Pflegeeinrichtungen verfügen über breites
Expertenwissen, um wertvolle Beiträge in die gesellschaftliche und politische Debatte über die
Finanzierung der Langzeitpflege einzubringen. SENIOcare ist als markt- und themenführende private
Heimgruppe motiviert, sich an der Diskussion zu beteiligen.
SENIOcare AG
Ebnaterstrasse 45
9630 Wattwil
Tel. 071 987 30 00
[email protected]
www.seniocare.ch