16 WALLIS Walliser Bote Freitag, 1. Mai 2015 Geschichte | Zum 1500-Jahr-Jubiläum überreichte Leuk der Abtei Saint-Maurice 1500 Deziliter Wein als Zins «Das sollte für 1500 Messen reichen» SAINT-MAURICE/LEUK | Warum bezahlten die Leuker gestern der Abtei Saint-Maurice, ihrem ehemaligen Gutsherrn, die Zinsen für 1500 Jahre mit 1500 Deziliter Wein? Nun, «flüssiger Zins» kommt stets gut an, Wein brauchts für die Messe – und pro Messfeier rechnet man mit einem Deziliter Messwein. «Das sollte für 1500 Messen reichen», bemerkte also der Leuker Gemeindepräsident Roberto Schmidt in der Ansprache, die er gestern vor der Basilika in Saint-Maurice zum Besten gab. «Wir sind stolz…» Die Übergabe des «Leuker WeinZinses» an die Abtei Saint-Maurice fusst in der Geschichte: In der Gründungsurkunde der Abtei Saint-Maurice ist der «Hof Leuk» als Geschenk des Burgunderkönigs Sigismund ans Kloster und damit erstmals urkundlich erwähnt – also feiern beide heuer ein 1500-Jahr-Jubiläum. Und weil Leuk seinerzeit dem Kloster den sogenannten «Mauritius-Zins» zu entrichten hatte, holte man diese «Zahlung für die letzten 1500 Jahre» gestern in Saint-Maurice nach. «Wir sind stolz, dass Sie unser Vater – zumindest im geistigen Sinn – sind, und Sie können stolz sein auf Ihren Sohn», bemerkte der Leuker Gemeindepräsident in seiner Festansprache an die Adresse von Abt Joseph Roduit. Auch die Zukunft… Was seinerzeit so alles zum «Hofe Leuk» gehörte, wisse man zwar nicht, sagte der Gemeindepräsident und fuhr fort: «Sigismund wollte den Mönchen von Saint-Maurice reiche Einkünfte sichern, und das war wohl nur mit der Schenkung ei- RANDNOTIZEN ZUM WASSER nes grösseren Grundbesitzes möglich.» Ob die Schenkungsurkunde echt oder – wie Historiker glauben – gefälscht sei, werde «wohl für immer ein Geheimnis bleiben», sagte Roberto Schmidt. Doch dass Leuk bereits vor 1500 Jahren zu den Besitztümern des Klosters gehörte, sei belegt. Nicht nur Geschichte zelebrieren, sondern «einen Grundstein legen für eine bleibende Verbindung» sei das Ziel der Festlichkeiten, sagte der Gemeindepräsident. Deshalb gelte es, den Blick in die Zukunft zu werfen – «und die Zukunft sind unsere Kinder». Weshalb man auch Leuker Schulkinder zu dieser Feier mitbrachte. Diese verschönerten denn auch mit zwei Liedern die Feier. Und dann kam Roberto Schmidt auf den «Mauritiusdenar», also den Zins an den Gutsherrn, zu sprechen. Heute bringe Leuk den Zins für die letzten 1500 Jahre – und zwar in flüssiger Form – kommentierte er die Übergabe der 1500 Deziliter Weisswein. Vom Wein zum Wasser Wasser predigen und Wein trinken – wer kennt diesen Spruch nicht? Doch es stimmt nicht immer, dieses bösartige Bonmot. Es geht nämlich auch umgekehrt. So stiess Joseph Roduit, der Abt von Saint-Maurice, gestern beim Apéro mit dem Leuker Gemeindepräsidenten mit Wein an – und trank dann Wasser. Er hätte sich gerne ein Glas Leuker Wein gegönnt, hielt er später fest. Doch die angeschlagene Gesundheit – der Abt konnte erst am Mittwoch das Spital verlassen – liess dies leider nicht zu. Trotz gesundheitlicher Probleme hofft der Abt, am 17. Mai bei der Leuker Jubiläumsfeier die Messe zelebrieren zu können. Jubiläum der Zuaven «Schöne Geschichte…» Das «Wein-Geschenk» entlockte dem Abt genauso wie seinen Klosterbrüdern ein Lächeln. Dies sei ein Tag der Freude und des Dankes, hielt Abt Roduit in seiner Dankesrede fest. «Es ist eine schöne Geschichte, die wir hier erleben», betonte er und lud die Leuker Festschar – Gemeinderat, Zuaven, Turtmänner Säumer, Musikantengruppe und Schulkinder – zu einer Besichtigung des Klosterschatzes ein. Als Geschenk überreichte er Roberto Schmidt ein Buch, das dem Klosterschatz gewidmet ist. Eine Ehrensalve der Leuker Zuaven beendete die Feier – und leitete zum Apéro über: Es gab Leuker Weiss-, aber nicht blo Messwein. Freude. Abt Joseph Roduit und Gemeindepräsident Roberto Schmidt: Was in diesem Fässchen wartet, ist nicht der Mess-, sondern der Apérowein. FOTOS WB Augen auf – und Ohren zu Bereichern die Leuker Zuaven eine Feier, darf eine Ehrensalve natürlich nicht fehlen. Dies war auch gestern vor der Abtei der Fall. Die Klosterbrüder staunten ob der prächtigen Uniform und der Gewehre der Leuker – und hielten sich dann selbstverständlich die Ohren zu, als es so richtig schön knallte. Was folgte – ein Lachen. Vier Tage lang in Feststimmung Vom 14. bis 17. Mai bringt Leuk die offiziellen Feierlichkeiten zum 1500-Jahr-Jubiläum über die Bühne. Angesagt sind in LeukStadt ein Dorffest mit Heimattagung, Buchvernissagen von «Blickpunkt:Leuk» und «25 Jahre Leuker Zuaven-Regiment», Konzerten, Kinderanimation und Kellerfest. Der offizielle Festakt findet am Sonntag, dem 17. Mai, statt: Auf dem Ringacker wird Joseph Roduit, Abt von Saint-Maurice, den Festgottesdienst zelebrieren, anschliessend wird die neue Gemeindefahne eingeweiht. Ein gemeinsames Essen für die gesamte Bevölkerung im Sosta zu Susten wird den Schlusspunkt setzen. Eine Delegation der Leuker Zuaven verschönerte die gestrige Feier in Saint-Maurice. Auch sie dürfen heuer auf ein Jubiläum zurückblicken: Vor 25 Jahren hob man nämlich das Leuker Zuaven-Regiment aus der Taufe. Zum silbernen Jubiläum wird ein Buch erscheinen, in welchem Roger Mathieu die Geschichte dieses Regiments verewigt hat. «Ist dies der Messwein?» Dank. Abt Joseph Roduit, umrahmt von den Leuker Zuaven, bei seiner Dankesrede: Er beschenkte Leuk mit einem Buch über den Klosterschatz von Saint-Maurice. Nach dem offiziellen Teil folgte vor dem Hauptportal der Basilika selbstverständlich der Apéro: Ein Glas guter Leuker Weisser wartete dort auf die Festgemeinde. «Ist dies etwa der Messwein, den wir da trinken?» lautete die Frage, welche drei fleissige, mittelalterlich gekleidete Frauen beim Einschenken so ziemlich oft zu beantworten hatten. Er war es selbstverständlich nicht, denn im kleinen «Apéro-Fässchen» steckte das willkommene Supplement. Bald auch in Französisch? Gesang. Leuker Kinder bereicherten mit Liedern die Feier. Geschenk. Der «Zins-Wein» kommt in Saint-Maurice an – wie anno dazumal… Das Kloster Saint-Maurice führt bekanntlich ein Kollegium. Ob dort bald einmal auch Leuker Kinder am Büffeln sein werden? Roberto Schmidt ermunterte gestern die Leuker Kinder jedenfalls zu diesem Schritt. Die Kinder der 5. und 6. Klasse hatten die Feier mit Liedern verschönert – «Rock my Soul» kam dabei nicht in Französisch, sondern natürlich in Englisch daher.
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