Erfahrungsbericht - AAA

Erfahrungsbericht
Name: A l e x a n d e r B r a n d
Studiengang und -fach: Lehramt Gymnasium, Mathematik und Physik
Austauschjahr: WS 2015/16
Gastuniversität: American University (Washington Semester Program)
Stadt: Washington, D.C.
Land: USA
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Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten.
Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die
Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in
verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen.
Im Wintersemester 2015/16 nahm ich am Washington Semester Program (WSP) der
American University in Washington, D.C. teil. Das WSP ist eine Kombination aus einem
praxis-orientierten Kurs in einem für DC zugeschnittenen Themenbereich (drei Tage die
Woche) und einem Praktikum (zwei Tage die Woche). Mein Kurs hat sich auf amerikanische
Politik spezialisiert.
Studium
Der Unterricht ist ziemlich anders aufgebaut, als ich es in Deutschland erlebt habe. Man ist
drei Tage die Woche mit der gleichen Klasse unterwegs. Die Woche beginnt meistens mit
einem Vortrag vom Professor der uns ins aktuelle Thema einführt. Pro Woche hat der Kurs
drei bis vier Gastsprecher, die uns ihren Job, ihre Organisation und deren Standpunkte
vorstellen. Gastsprecher waren unter anderem Abgeordnete im US Congress oder
Mitarbeiter in Regierungsministerien, Think Tanks und Interessenverbänden. Highlights
dabei waren z.B. ein Top-Berater eines Präsidentschaftskandidaten und eine ehemalige
Redenschreiberin einer First Lady. Im Kurs haben wir Themen wie Regierungsinstitutionen,
Wahlkampf, Gesundheitsreform, Energiepolitik, Bildungspolitik, innere Sicherheit, Verhältnis
Staat/Kirche, Außenpolitik und das Gerichtssystem behandelt. Des Öfteren bestand das
Seminar auch aus Diskussionen und Gruppenarbeiten. Unser Professor war relativ streng,
aber ich denke, dass das typisch für Uni-Seminare in den USA ist.
Man kann sich für das Seminar definitiv viel Arbeit machen: jede Woche bekommt man
mehrere Kapitel auf zum Lesen und im Semester muss man mehrere gut recherchierte
Aufsätze (Memorandums) und zwei Praktikumsberichte schreiben. Außerdem werden die
Inhalte einmal im Midterm und im Final abgeprüft. Auf Mitarbeit wird auch sehr viel Wert
gelegt. Jedoch lässt sich mit Arbeit leicht gute Noten schreiben. Man sollte darauf achten,
den Workload des Kurses mit Freizeitaktivitäten in DC im Ausgleich zu halten, sonst ärgert
man sich am Ende des Semesters, nicht mehr von der Stadt gesehen zu haben.
Für das Semester bekam ich leider keine LP anerkannt, da der Kurs nicht mit meinem
Studium vereinbar war. Ich habe daher ein Urlaubssemester eingelegt. Auch wenn das WSP
fachlich mit deinem Studium nicht so viel zu tun hat, solltest du dich trotzdem um Stipendien
bemühen. Ich habe ein PROMOS-Stipendium erhalten, obwohl amerikanische Politik mit
Mathe und Physik nicht viel zu tun hat. Du musst deine Wahl nur gut begründen können.
Praktikum
Ich habe das Praktikum bei DC Public Schools gemacht. DC Public Schools ist das
Unterrichtsministerium von Washington D.C., betreibt also alle öffentlichen Schulen in DC.
Ich kann deren Praktikumsprogramm (Urban Education Leaders Internship Program, auch
UELIP genannt) jedem der an Bildung und Schule interessiert ist sehr ans Herz legen (vor
allem angehenden Lehrer*innen). Ich durfte in der „Principal Effectiveness“-Abteilung und in
der „School Turnaround“-Abteilung arbeiten. Meine Arbeit dort war sinnvoll und interessant
und die Betreuung war ausgezeichnet. Ich habe sehr viel über Schule von der „Systemseite“
gelernt und viele innovative Ideen für meine Zukunft als Lehrer mitgenommen. Falls du dich
für das Programm interessierst, kannst du mir gerne eine E-Mail schreiben. Es war definitiv
das Highlight meines Semesters.
Die Uni gibt den Teilnehmern viel Unterstützung bei der Praktikumssuche. Sie stellt z.B. eine
Datenbank mit Praktikumsangeboten, Bewerbungstipps und -beratung zur Verfügung und
organisiert einen Praktikumsbasar. Man muss sich also keine Sorgen machen, wenn man
keinen Praktikumsplatz hat, bevor man in DC ankommt. Jeder findet einen Platz.
Wohnen
Zwecks Unterkunft gibt es mehrere Möglichkeiten, wobei man bei keiner wirklich günstig
wegkommt. Falls man sich das Zimmer nicht privat suchen möchte, gibt es grundsätzlich
zwei Optionen:
Option 1: Man entscheidet sich für ein Zimmer in einem der Wohnheime Leonard Hall oder
Berkshire auf dem Campus. Hier teilt man sich mit einer anderen Person ein Zimmer mit
Bad. Die meisten meiner amerikanischen Kommilitonen haben sich für diese Option
entschieden. Ich hatte den Eindruck, im Wohnheim bekomme man mehr vom Studentenund Campusleben mit, aber nicht sehr viel von der Stadt an sich.
Option 2: WISH Housing. (Ich habe mich für diese Option entschieden.) WISH (Washington
Intern Student Housing) ist eine Organisation, die Wohnungen für Praktikanten größtenteils
auf Capitol Hill anbietet. Diese Wohnungen werden von 5-6 Personen in 2-3 Zimmern
bewohnt. (Man kann sich entscheiden, ob man in einem 2er oder 3er Zimmer leben möchte.)
Außerdem gibt es zwei Bäder, ein gemütliches Wohnzimmer, eine voll ausgestattete Küche
(mit Ofen, Spülmaschine, Mikrowelle), Waschmaschine und Trockner. Ein Vorteil bei dieser
Wohnungssituation ist, aus meiner Sicht, dass es mehr Gelegenheiten zum Rückzug gibt als
im Wohnheim, wo man sich nur in einem Raum aufhalten kann. Es war auch schön, einen
Freundeskreis außerhalb der Uni aufbauen zu können und die eigenen Erfahrungen mit den
Erfahrungen von Praktikanten außerhalb des Programms vergleichen zu können.
Meine Zimmernachbarn waren beide Amerikaner und absolvierten ein Praktikum im US
Congress. Im 2er Zimmer lebten noch ein weiterer Amerikaner und ein Deutscher vom
Graduate Gateway Program (Masterversion des WSP). Ich bin mit einem Bett im 3er-Zimmer
mit ca. $4000 für das Semester weggekommen. Die Wohnheimpreise lagen bei $4500 bis
$5000 für das Semester.
Falls man sich für WISH entscheidet, muss man noch zwischen einem Zimmer auf Capitol
Hill oder in Woodley Park auswählen. Woodley Park ist eine Gegend zwischen Uni und
Innenstadt. Dort hat WISH eine große Wohnungsanlage mit mehreren Apartments angelegt.
Ich habe mich für eine Wohnung auf Capitol Hill entschieden. Objektiv gesehen würde ich
jedoch zu Woodley Park raten. Die Zimmer sind größer (keine Stockbetten), die Wohnung ist
näher an der Uni, es gibt bessere Einkaufsmöglichkeiten und bessere Einrichtungen (z.B.
Drucker vor Ort). Jedoch hatte es schon was, jeden Tag auf dem Weg zur Uni/Arbeit am
Capitol vorbeizulaufen und zehn Gehminuten von der Washington Mall zu wohnen. Oft trifft
sich der Kurs sowieso in der Stadt und dann ist es eigentlich egal, wo man wohnt.
Freizeit
In DC gibt es wirklich viel zu unternehmen. Ich war echt froh mehrere Monate Zeit zu haben
um die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen. Eine ausführliche Liste von
Sehenswürdigkeiten würde hier den Rahmen sprengen. Im Folgenden ein paar Attraktionen,
die etwas Vorlauf und Planung benötigen, sich aber sehr lohnen:
- White House Tour (informiere dich am Anfang des Semesters bei der Deutschen
Botschaft)
- White House Garden Tour (an einem Wochenende im Herbst und Frühling)
- Washington Monument (kostenlose Karten früh morgens für denselben Tag abholbar)
- Mount Vernon (Tagestrip, erreichbar mit Metro und Bus)
- Pentagon Tour (kann man online buchen)
- ein Besuch beim Supreme Court (die neun Supreme Court Richter kann man bei
einer öffentlichen Gerichtsanhörung (Oral Argument) sehen)
- Es lohnt sich sehr die vier beliebtesten Sportarten (Football, Baseball, Basketball,
Hockey) im Stadion zu sehen.
- Die Shakespeare Theater Company ist ausgezeichnet. Jedes Jahr kann man für ein
bestimmtes Stück kostenlose Karten gewinnen (Free for All).
- Zwecks Städtereisen: Philadelphia lässt sich gut an einem Tag anschauen. New York
City lässt sich gut über Thanksgiving besuchen. (Am Besten frägt man Kommilitonen,
ob sie Freunde in NYC haben, bei denen man übernachten könnte.)
Fazit
Dieses Semester war definitiv eine unglaublich lohnenswerte Erfahrung. Man gewinnt einen
sehr authentischen und einzigartigen Einblick in die Arbeitswelt von Washington, D.C. Das
Programm ist vor allem dann sinnvoll, wenn man sich noch nicht ganz sicher ist, in welche
Richtung es beruflich nach dem Studium gehen soll. Ich kann es aber wirklich jedem ans
Herz legen!
Falls du irgendwelche Fragen zum Programm oder DC hast, schreib mir einfach eine E-Mail!