Leseprobe II - Verlag Modernes Lernen

Die Drachenhöhle
Hinweise:
Zusammen mit dem Drachen Kerian erkundet das Kind die Geheimnisse einer Tropfsteinhöhle. Kerian, der sich in dem Höhlensystem
gut auskennt, und die genutzte Ausrüstung (Helm und Stirnlampe)
vermitteln Sicherheit.
In der letzten Geschichte des Zyklus findet das Kind eine Schatztruhe voller Goldstücke. Eines darf der Abenteurer mitnehmen. Unsere
Kinder haben daraufhin vorgeschlagen, an dieser Stelle goldene
Schokoladentaler zu verteilen. Eine schöne Idee, die dem Kinderherz
entspringt.
Alter: 5 – 10 Jahre
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Fantasiereisen für Kinder
1. Der kleine Drache
Du sitzt ganz ruhig und entspannt auf deinem Stuhl. Die Hände liegen auf den Oberschenkeln. Der Rücken schmiegt sich an die Lehne deines Stuhles und die Beine
stehen ruhig nebeneinander.
Deine Augen sind geschlossen. Wenn dir dies schwer fällt, suche dir einen Punkt
auf dem Boden direkt vor dir. Ihn kannst du anschauen, während du der Geschichte
zuhörst.
Wenn Geräusche zu hören sind, haben die Geräusche ein Recht, da zu sein. Sie sind
aber nicht wichtig. Wenn dir Gedanken durch den Kopf gehen, haben auch die Gedanken ein Recht, da zu sein, aber auch sie sind nicht wichtig. Gedanken und Geräusche helfen dir dabei, immer ruhiger, gelöster und entspannter zu sein.
Stell dir vor, du gehst durch einen Wald. Du folgst einem schmalen Trampelpfad. Der
Boden ist mit Moos bedeckt, und du hast das Gefühl, auf weicher Watte zu laufen.
Du fühlst dich vollkommen sicher zwischen den alten und majestätisch wirkenden
Bäumen. Die Sonne schickt ihre warmen, goldenen Strahlen durch deren Wipfel. Sie
tauchen den Wald in ein geheimnisvolles, grünes Licht. Von Zeit zu Zeit siehst du
Felsbrocken, die aussehen, als hätte sie ein Riese wie Brotkrümel fallen gelassen.
Einige der Felsen sind mit leuchtend grünem Moos überzogen. Auf anderen wachsen
sogar Bäume. Sie umschlingen mit ihren Wurzeln die großen Steine, als wollten sie
sich daran festhalten. Du folgst dem Weg, der sich durch den Wald schlängelt und
kommst an eine besonders schöne Stelle. Hier legst du dich auf den weichen, moosigen Boden und schaust in die Baumkronen hinauf. Du hörst die Blätter rascheln,
und es duftet nach Harz und Kräutern. Du fühlst dich vollkommen wohl, angenehm
schwer und entspannt.
Du spürst:
Mein rechter Arm ist angenehm schwer. Mein rechter Arm ist angenehm schwer.
Und auch bei deinem linken Arm stellst du fest: Mein linker Arm ist angenehm
schwer. Mein linker Arm ist angenehm schwer.
Beide Arme fühlen sich wohltuend schwer an.
Ein merkwürdiges Geräusch lässt dich plötzlich aufhorchen. Es hört sich wie das
Schnaufen einer Dampflokomotive an. Du stehst auf und schaust dich um. Nichts ist
zu entdecken. Da hörst du es wieder. Langsam gehst du in die Richtung, aus der das
Geräusch zu kommen scheint. Hinter einem Steinbrocken siehst du Dampf aufsteigen und hörst ein erneutes Mal das Dampflokomotiven – Geräusch. Vorsichtig, ganz
vorsichtig duckst du dich. Deine Neugier ist jedoch viel stärker als deine Furcht und
deshalb schaust du hinter den Stein. Du kannst zunächst nicht glauben, was du da
siehst. Ein kleiner Drache sitzt vor einem Erdloch.
„Ich kann es einfach nicht. Verflixt und zugenäht, es will nicht klappen!“ ruft er. Du
schaust ihn verwundert an. „Kannst du mir zeigen, wie man Feuer spuckt?“, fragt
er dich. Da musst du passen, Feuer spucken kannst du leider auch nicht. Der kleine
Fantasiereisen für Kinder Die Drachenhöhle
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Drache stellt sich dir vor: Er heiße Kerian. Für einen Drachen sei er noch jung. Als
er sein Alter sagt, verschlägt es dir den Atem: 7000 Jahre. Damit hättest du nicht
gerechnet. Kerian erklärt dir, dass Drachen aus einem großen Ei schlüpfen, das 1000
Jahre im Meer, dann 1000 Jahre im Gebirge und schließlich 1000 Jahre in der Nähe
eines Menschendorfes liegen muss.
Du schaust dir den Drachen genauer an. Mit seiner grünen Haut ist er im Wald gut
getarnt. So gut, dass du ihm vielleicht auch schon mal begegnet bist, ohne es zu
merken. Er hat kugelrunde, freundliche Augen und riesengroße Nasenlöcher, durch
die – normalerweise – sein Feuer entweichen soll.
Du setzt dich neben ihn auf einen Stein, und er erzählt dir von seiner Welt. Seiner
Erfahrung nach glaubten viele Menschen, dass Drachen böse seien. „Sie denken, wir
tun nichts anderes, als den ganzen Tag stinkenden Schwefelatem auszustoßen und
pausenlos Kühe und Schafe zu verschlingen“, beschwert sich der Drache. „In Asien
denken die Menschen aber ganz anders über uns. Dort gelten wir als stark, eigenwillig und mächtig. Einige chinesische Kaiser stammen sogar direkt von einem Drachen
ab, das behaupten sie jedenfalls.“
Der Drache ist froh, endlich einen Zuhörer gefunden zu haben. Er kennt viele Geschichten und redet und redet. Nach einer Weile merkst du, dass ihm langsam die
Augen zufallen. Das Erzählen hat ihn sehr müde gemacht. Und auch du bist von
deinem Ausflug müde geworden. Du entscheidest, zurückzukehren. Bevor ihr euch
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Fantasiereisen für Kinder Die Drachenhöhle
verabschiedet, verspricht Kerian dir, dass er dich beim nächsten Mal am Eingang des
Waldes abholen und dir etwas sehr Interessantes zeigen wird …
Du bedankst dich, und bevor er etwas schwerfällig in seine Höhle schleicht, streichst
du ihm noch einmal über seine schuppige Drachenhaut. Dann trittst du den Rückweg
an.
Wenn ich jetzt gleich langsam von 3 bis 1 zähle, dann ist dies für dich ein Angebot,
allmählich zurückzukehren ins Hier und Jetzt. Wenn du wach geworden bist, fühlst
du dich ruhig, zuversichtlich, ausgeglichen, stark, selbstbewusst und zufrieden.
3 – Du kehrst jetzt allmählich zurück ins Hier und Jetzt. Du ballst beide Hände
zur Faust.
2 – Du streckst die Arme in die Höhe und atmest tief ein und aus. Du räkelst dich
wie morgens nach dem Aufwachen.
1 – Du öffnest die Augen und kehrst zurück ins Hier und Jetzt.
2. Die Drachenhöhle
Du sitzt ganz ruhig und entspannt auf deinem Stuhl. Die Hände liegen auf den Oberschenkeln. Der Rücken schmiegt sich an die Lehne deines Stuhles und die Beine
stehen ruhig nebeneinander.
Deine Augen sind geschlossen. Wenn dir dies schwer fällt, suche dir einen Punkt
auf dem Boden direkt vor dir. Ihn kannst du anschauen, während du der Geschichte
zuhörst.
Wenn Geräusche zu hören sind, haben die Geräusche ein Recht, da zu sein. Sie sind
aber nicht wichtig. Wenn dir Gedanken durch den Kopf gehen, haben auch die Gedanken ein Recht, da zu sein, aber auch sie sind nicht wichtig. Gedanken und Geräusche helfen dir dabei, immer ruhiger, gelöster und entspannter zu sein.
Stell dir vor, neben dir steht der Drache Kerian. Du hast ihn bei deinem letzten Ausflug in den Wald kennengelernt, und er hatte versprochen, dich abzuholen. Heute
hast du einen Rucksack mitgebracht. Daraus holst du deinen Fahrradhelm. Du setzt
ihn zur Sicherheit auf, denn man weiß ja nie, wie viel Flugpraxis ein junger Drache
von 7000 Jahren hat … Auf jeden Fall fühlst du dich so auf der sicheren Seite und
vollkommen ruhig.
Du kletterst auf den Rücken deines Freundes. Zwischen seinen Zacken sitzt du ganz
fest. Kerian breitet seine Flügel aus, schwingt sie dreimal hin und her und erhebt
sich majestätisch in die Lüfte. Bald habt ihr die Baumwipfel des Waldes erreicht.
Voller Anerkennung bemerkst du, was für ein guter Flieger dein junger Freund zu
sein scheint. Nach einigen Augenblicken musst du dich ducken, denn der Fahrtwind
treibt dir Tränen in die Augen. Ihr werdet immer schneller und du wirst immer fester
Fantasiereisen für Kinder Die Drachenhöhle
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auf den Rücken des Drachens gedrückt. Es fühlt sich an, als ob dein Körper immer
schwerer würde.
Du spürst:
Mein rechter Arm ist angenehm schwer. Mein rechter Arm ist angenehm schwer.
Und auch bei deinem linken Arm stellst du fest: Mein linker Arm ist angenehm
schwer. Mein linker Arm ist angenehm schwer.
Beide Arme fühlen sich wohltuend schwer an.
Der Drache fliegt nun langsamer und klappt die Flügel etwas ein. Sanft setzt er zur
Landung vor seiner Höhle an. Soviel Geschicklichkeit hast du dem dicken Kerl gar
nicht zugetraut. Noch ganz berauscht von der Geschwindigkeit lässt du dich von Kerians Rücken gleiten.
Die Erkundung der Drachenhöhle kann beginnen. Nun nimmst du eine Stirnlampe
aus deinem Rucksack. Rasch befestigst du sie an dem Fahrradhelm und knipst sie
an. Sie ist so hell, dass Kerian vor Schreck das Drachenmaul weit aufreißt. Der Geruch, der seinem Maul entströmt, ist kaum auszuhalten. Er erinnert dich an Knoblauch und modrigen Kellergeruch. „Du müsstest dir mal die Zähne putzen“, schlägst
du deinem Freund vor. Als er dich etwas beleidigt anschaut, tätschelst du ihm sanft
seinen Rücken.
Ihr begebt euch nun zum Eingang der Höhle. Dieser befindet sich in einem großen
Felsen, auf dem ein mächtiger Baum thront. Seine Wurzeln hängen hinunter und
versperren den Eingang. Leuchtend grünes Moos hängt in langen Zotteln herab. Es
scheint fast, als wolle der Baum die Höhle vor ungebetenen Besuchern schützen.
„Diese Höhle ist seit vielen, vielen Jahren mein Zuhause“, sagt Kerian. „Ich freue
mich sehr, sie dir zeigen zu können.“
Kerian geht voran. Du bist erstaunt, wie dünn er sich machen kann. Als er sich durch
den Eingang gezwängt hat, bist du an der Reihe. Du steigst zwischen den Wurzeln
hindurch. Noch ist es hell in der Höhle, denn der Eingang lässt etwas Licht hindurch.
Es riecht nach feuchter Erde, altem Laub und Moos.
Du folgst Kerian tiefer in die Höhle hinein. Während des Laufens wird dir angenehm
warm.
Du spürst:
Mein rechter Arm ist angenehm warm. Mein rechter Arm ist angenehm warm.
Und auch bei deinem linken Arm stellst du fest: Mein linker Arm ist angenehm
warm. Mein linker Arm ist angenehm warm.
Beide Arme fühlen sich wohltuend warm an.
Die Reste des Tageslichtes werden immer spärlicher und verschwinden schließlich
ganz. Deine Stirnlampe verbreitet ein angenehmes, warmes Licht. Da sie auf deinem
Kopf befestigt ist, leuchtet es überall dort hell, wo du gerade hinschaust. Du stellst
fest, dass ihr euch noch dicht unter der Erdoberfläche befindet. Baumwurzeln wachsen durch die Decke und in die Höhle hinein. Ihre Enden hängen wie lange Spaghetti
von oben herab. An einer Wurzel erkennst du einen weißen, weichen Wattebausch.
Das schaust du dir genauer an. Mit deiner Lampe gehst du ganz dicht heran, und
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Fantasiereisen für Kinder Die Drachenhöhle
der Wattebausch entpuppt sich als dicht gewebtes Netz. Darin hockt eine elegante,
schneeweiße Spinne. Mit einem ihrer acht Beine winkt sie dir freundlich zu. „Es ist
schon eine besondere Höhle!“, denkst du.
Kerian führt dich immer tiefer in die Höhle. Sie ist wie ein verzaubertes Labyrinth.
Immer wieder müsst ihr euch durch enge Spalten quetschen, aber auch große Kammern durchschreitest du furchtlos. Eine von ihnen gefällt dir besonders gut. Ein
schmaler Wasserfall stürzt in ein rundes Felsbecken. Das Wasser ist angenehm kühl
und frisch – du kostest es: Es schmeckt hervorragend. Hier verweilt ihr ein wenig. Du
isst deinen Proviant auf und nach einiger Zeit der wohltuenden Ruhe und Entspannung tretet ihr gemeinsam den Rückweg an.
Nach und nach wird es immer heller, schließlich kannst du deine Lampe ausschalten.
Ihr seid zurück am Höhleneingang. „Das war nur ein erster Einblick“, erklärt Kerian.
„Die Höhle hält noch viele Überraschungen bereit. Für heute ist es jedoch genug.
Das nächste Mal zeige ich dir noch mehr. Jetzt fliegen wir aber erst einmal geschwind
zurück.“ Mit diesen Worten setzt du dich auf seinen Rücken, fliegst zurück und verabschiedest dich schließlich von dem kleinen Drachen.
Wenn ich jetzt gleich langsam von 3 bis 1 zähle, dann ist dies für dich ein Angebot,
allmählich zurückzukehren ins Hier und Jetzt. Wenn du wach geworden bist, fühlst
du dich ruhig, zuversichtlich, ausgeglichen, stark, selbstbewusst und zufrieden.
3 – Du kehrst jetzt allmählich zurück ins Hier und Jetzt. Du ballst beide Hände
zur Faust.
2 – Du streckst die Arme in die Höhe und atmest tief ein und aus. Du räkelst dich
wie morgens nach dem Aufwachen.
1 – Du öffnest die Augen und kehrst zurück ins Hier und Jetzt.
Fantasiereisen für Kinder Die Drachenhöhle
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3. Die Tropfsteinhöhle
Du sitzt ganz ruhig und entspannt auf deinem Stuhl. Die Hände liegen auf den Oberschenkeln. Der Rücken schmiegt sich an die Lehne deines Stuhles und die Beine
stehen ruhig nebeneinander.
Deine Augen sind geschlossen. Wenn dir dies schwer fällt, suche dir einen Punkt
auf dem Boden direkt vor dir. Ihn kannst du anschauen, während du der Geschichte
zuhörst.
Wenn Geräusche zu hören sind, haben die Geräusche ein Recht, da zu sein. Sie sind
aber nicht wichtig. Wenn dir Gedanken durch den Kopf gehen, haben auch die Gedanken ein Recht, da zu sein, aber auch sie sind nicht wichtig. Gedanken und Geräusche helfen dir dabei, immer ruhiger, gelöster und entspannter zu sein.
Stell dir vor, du befindest dich vor einem Höhleneingang. Die Höhle liegt im Wald
und sie ist dir gut bekannt. In ihr wohnt seit vielen, vielen Jahren dein Freund, der
Drache Kerian. Wenn man sie nicht kennt, ist die Höhle kaum zu finden, denn ein
mächtiger Baum hat mit seinen verschlungenen Wurzeln den Eingang fast bedeckt.
Lange, leuchtend grüne Mooszotteln hängen an den Wurzeln. Der Drache hat dir
schon einen Teil seiner Höhle gezeigt, doch du möchtest das unterirdische Labyrinth gerne weiter erkunden. Während du auf deinen Freund wartest, ziehst du deine Ausrüstung an. Deinen Fahrradhelm, der dich vor den spitzen Kanten des Felsens schützt und die Stirnlampe. So gut ausgestattet, fühlst du dich vollkommen
sicher. Du stellst deinen Rucksack ab und lehnst dich gegen ihn. Hier wartest du
gerne auf den Drachen Kerian. Du fühlst dich vollkommen wohl, angenehm schwer
und entspannt.
Du spürst:
Mein rechter Arm ist angenehm schwer. Mein rechter Arm ist angenehm schwer.
Und auch bei deinem linken Arm stellst du fest: Mein linker Arm ist angenehm
schwer. Mein linker Arm ist angenehm schwer.
Beide Arme fühlen sich wohltuend schwer an.
Schließlich kündigt ein Fauchen die Ankunft deines Freundes an. Angenehmer, frischer Pfefferminzgeruch wabert aus dem Eingang der Höhle. Erstaunt quetschst du
dich durch die Wurzeln in die Höhle hinein. Vor dir liegt ein riesiger Berg Pfefferminzblätter. Daneben sitzt kauend der Drache. Grüner Saft tropft ihm rechts und links aus
dem großen Maul, kleine Tränen rinnen ihm aus den Augen. „Ist ein bisschen scharf,
aber gar nicht schlecht. Hallo, mein Freund.“ begrüßt er dich. Das letzte Mal war sein
Mundgeruch kaum auszuhalten. Dir zu Liebe hat er nun einen riesigen Haufen Minzblätter gegessen.
Leise schmunzelnd schaltest du deine Stirnlampe an und folgst dem Drachen, der
dich sicher durch das unterirdische Labyrinth leitet. Ihr geht zügig voran. Mit der
Bewegung spürst du eine angenehme Wärme, die durch deinen Körper fließt.
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Fantasiereisen für Kinder Die Drachenhöhle
Du spürst:
Mein rechter Arm ist angenehm warm. Mein rechter Arm ist angenehm warm.
Und auch bei deinem linken Arm stellst du fest: Mein linker Arm ist angenehm
warm. Mein linker Arm ist angenehm warm.
Beide Arme fühlen sich wohltuend warm an.
Du hörst ein leises gleichmäßiges Tropfen. Ihr seid auf dem Weg zu einer Tropfsteinhöhle. „Jetzt pass auf, dies ist einer meiner Lieblingsplätze“, flüstert Kerian dir zu.
Ihr quetscht euch durch eine schmale Felsspalte. Du musst deinen Bauch einziehen
und die Luft anhalten, damit du hindurch passt. Aber was du dann erblickst, versetzt
dich in tiefes Staunen. Ihr befindet euch in einer riesigen Halle. Der Raum ist so hoch
wie ein Kirchturm und so breit wie ein Fußballfeld.
Du schaust nach oben. Die Decke der Halle ist über und über mit Tropfsteinen geschmückt. Einige hängen dünn und lang wie Spaghetti von der Decke, andere sind
so dick wie riesige Eiszapfen. An ihren Enden hängen kleine Wassertropfen, die mit
einem Plopp-Plopp-Plopp – Geräusch nach unten fallen. Dort landen sie auf weißen
Türmchen, die aussehen, als wären sie aus Zuckerguss.
In einiger Entfernung schrauben sich mächtige Säulen wie Wendeltreppen in die Höhe und verbinden den Boden mit der Decke. Sie schimmern weiß glänzend und sind
mit roten und braunen Streifen durchzogen. Du fasst die Tropfsteine an, einige sind
ganz glatt und andere wiederum rau.
Fantasiereisen für Kinder Die Drachenhöhle
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Als du deinen Blick von ihnen abwendest, erkennst du vor dir einen wunderschön
glitzernden Kristallsee. Der See ist so klar, dass du bis auf den Grund sehen kannst.
Im Schein deiner Lampe leuchtet er wie ein strahlend blauer Edelstein. Du würdest
zu gerne in dem See baden. „Probier’ es aus“, sagt Kerian und grinst dabei. Du
ziehst deine Schuhe und Socken aus. Vorsichtig tauchst du einen Zeh ins Wasser –
und ziehst ihn schnell wieder zurück. Das Wasser ist kalt wie ein Eiswürfel. Lieber
verzichtest du auf ein Bad und ziehst deine Socken und Schuhe wieder an.
„Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?“, ruft Kerian plötzlich. Die Höhle antwortet „Esel, Esel, Esel, …“. Es ist lustig, alles was ihr laut ruft, hallt als Echo hundertfach von den Wänden wider. Ihr macht euch einen Spaß daraus, etwas laut zu rufen,
um dann das Echo zu hören. „Wo bist du?“, schreit Kerian und das Echo antwortet:
„Mistkuh, Mistkuh …“ So habt ihr noch lange euren Spaß und denkt euch viele lustige Sätze aus. Dabei bemerkt ihr nicht, wie die Zeit vergeht.
Irgendwann ist es dann aber doch Zeit aufzubrechen. Ihr packt alles zusammen und
begebt euch auf den Rückweg.
Draußen vor der Höhle verabschiedet ihr euch voneinander. Es war ein wunderschöner Tag und du bist gespannt, welchen Teil der Höhle ihr das nächste Mal erkundet.
Heute findest du auch alleine den Weg zurück. Der Wald ist dir schon wunderbar
vertraut …
Wenn ich jetzt gleich langsam von 3 bis 1 zähle, dann ist dies für dich ein Angebot,
allmählich zurückzukehren ins Hier und Jetzt. Wenn du wach geworden bist, fühlst
du dich ruhig, zuversichtlich, ausgeglichen, stark, selbstbewusst und zufrieden.
3 – Du kehrst jetzt allmählich zurück ins Hier und Jetzt. Du ballst beide Hände
zur Faust.
2 – Du streckst die Arme in die Höhe und atmest tief ein und aus. Du räkelst dich
wie morgens nach dem Aufwachen.
1 – Du öffnest die Augen und kehrst zurück ins Hier und Jetzt.
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Fantasiereisen für Kinder Die Drachenhöhle
4. Zelten am Kristallsee
Du sitzt ganz ruhig und entspannt auf deinem Stuhl. Die Hände liegen auf den Oberschenkeln. Der Rücken schmiegt sich an die Lehne deines Stuhles und die Beine
stehen ruhig nebeneinander.
Deine Augen sind geschlossen. Wenn dir dies schwer fällt, suche dir einen Punkt
auf dem Boden direkt vor dir. Ihn kannst du anschauen, während du der Geschichte
zuhörst.
Wenn Geräusche zu hören sind, haben die Geräusche ein Recht, da zu sein. Sie sind
aber nicht wichtig. Wenn dir Gedanken durch den Kopf gehen, haben auch die Gedanken ein Recht, da zu sein, aber auch sie sind nicht wichtig. Gedanken und Geräusche helfen dir dabei, immer ruhiger, gelöster und entspannter zu sein.
Stell dir vor, du bist unterwegs zu deinem Freund, dem Drachen Kerian. Den Weg
dorthin kennst du bereits. Er schlängelt sich vorbei an mächtigen Buchen, duftenden
Nadelbäumen und leuchtend grünen Farnen. Hier und da säumen größere und kleinere Felsbrocken den Weg. Dein Rucksack drückt auf deine Schultern, er ist heute
schwerer als sonst. Du wirst nämlich mit Kerian in der Höhle übernachten. Du freust
dich schon sehr auf dieses Abenteuer. Voller Vorfreude wanderst du in Richtung
Höhle. Dabei fühlst du dich angenehm schwer und entspannt.
Du spürst:
Mein rechter Arm ist angenehm schwer. Mein rechter Arm ist angenehm schwer.
Und auch bei deinem linken Arm stellst du fest: Mein linker Arm ist angenehm
schwer. Mein linker Arm ist angenehm schwer.
Beide Arme fühlen sich wohltuend schwer an.
Kerian wartet bereits am Höhleneingang auf dich. Du setzt deinen Helm auf und
knipst deine Stirnlampe an. Mit deiner Ausrüstung fühlst du dich vollkommen sicher
und ruhig. Mittlerweile kennst auch du dich hier schon recht gut aus.
Nach einer kurzen Wanderung biegt ihr um eine Kurve und betretet das Zentrum des
Labyrinths, die Kristallgrotte. In ihrer Mitte funkelt der kristallklare See im Schein
deiner Stirnlampe. Fasziniert lässt du das Licht deiner Lampe durch die Höhle gleiten, überall glitzert und funkelt es. Du kannst dich kaum von diesem Anblick losreißen. Ihr sucht euch eine besonders schöne Stelle in der Nähe des Sees aus. Dort
schlägst du das Zelt auf. Vor dem Zelt hilfst du Kerian dabei, ein kleines Feuerchen zu
entzünden. Gemütlich setzt ihr euch in den Schein der Flammen und beobachtet sie
neugierig. Ihr könnt erkennen, wie sie gespenstische Schatten an die Höhlenwände
werfen und die Kristalle wie tausend Sterne funkeln lassen. Ein klein wenig gruselig
ist es schon. Mit Kerian an deiner Seite fühlst du dich aber vollkommen sicher. Was
sollte schon passieren, wenn man einen Drachen zum Freund hat?
Euer Lagerfeuer wärmt angenehm deinen Körper:
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Du spürst:
Mein rechter Arm ist angenehm warm. Mein rechter Arm ist angenehm warm.
Und auch bei deinem linken Arm stellst du fest: Mein linker Arm ist angenehm
warm. Mein linker Arm ist angenehm warm.
Beide Arme fühlen sich wohltuend warm an.
Während du an deinem Lagerfeuer sitzt, hörst du das Geräusch des stetig tropfenden Wassers: Plopp-Plopp-Plopp. Es hört sich an wie das gleichmäßige Ticken einer
Uhr. Es wirkt unglaublich einschläfernd und dir fallen schon fast die Augen zu. Auch
Kerian kann sich kaum noch aufrecht halten und beginnt zu gähnen. Ihr beschließt,
euch im Zelt schlafen zu legen. Du kuschelst dich in deinen Schlafsack und gleitest
langsam hinüber in das Reich der Träume:
Darin bist du ein berühmter Höhlenforscher auf Entdeckungsreise. Einige deiner
besten Freunde begleiten dich, denn alleine ist eine Expedition viel zu gefährlich.
Ihr erforscht eine Höhle, in der noch kein Mensch zuvor gewesen ist. Deine Freunde
vertrauen dir, denn du bist der Experte.
Sicher gehst du voran. Gemeinsam tastet ihr euch vorsichtig Meter um Meter in die
Höhle hinein. Vor euch führt ein langer Schacht in die Tiefe. Ihr befestigt ein langes
Seil mit einem eisernen Haken im Felsen. Die anderen fürchten sich davor, in dieses
Loch zu steigen. Dies ist jedoch eine deiner leichtesten Übungen. Du hakst dich an
dem Seil fest und gleitest langsam in die Tiefe, immer weiter und immer tiefer. Der
Spalt wird enger, fast glaubst du festzustecken. Du atmest tief aus, ziehst deinen
Bauch ein und quetschst dich mit aller Kraft hindurch. Mit einiger Mühe schaffst du
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Fantasiereisen für Kinder Die Drachenhöhle
es und kurz bevor das Seilende erreicht ist, spürst du plötzlich Boden unter den
Füßen. Was du nun im Schein deiner Lampe erblickst, verschlägt dir den Atem. Du
schaust dich um. Die Kammer ist einmalig und wunderschön – und du bist ihr Entdecker. Sicher wird man dieser Höhle einmal deinen Namen geben …
– Pause –
Doch gerade, als du deinen Freunden ganz oben am anderen Ende des Schachtes
mitteilen willst, was du Wundervolles entdeckt hast, poltert und rumpelt es gewaltig. Ein tiefes Donnern und Grollen lässt dich erschaudern. Der Boden zittert unter
deinen Füßen. Erschrocken reißt du die Augen auf – und stellst fest, dass du im Zelt
neben deinem lauthals schnarchenden Drachenfreund bist. Du musst lachen. Der
Donner und das Grollen waren nichts anderes als das Schnarchen deines Freundes
Kerian. Vorsichtig weckst du ihn auf und erzählst ihm von deinem Traum.
Als du auf die Uhr schaust, siehst du, dass es schon später Morgen ist. Es wird Zeit,
das Lager abzubauen und zurückzukehren. Am Höhleneingang angekommen, verabschiedet ihr euch herzlich voneinander und jeder geht seiner Wege. Du bist gespannt, was du das nächste Mal erleben wirst.
Wenn ich jetzt gleich langsam von 3 bis 1 zähle, dann ist dies für dich ein Angebot,
allmählich zurückzukehren ins Hier und Jetzt. Wenn du wach geworden bist, fühlst
du dich ruhig, zuversichtlich, ausgeglichen, stark, selbstbewusst und zufrieden.
3 – Du kehrst jetzt allmählich zurück ins Hier und Jetzt. Du ballst beide Hände
zur Faust.
2 – Du streckst die Arme in die Höhe und atmest tief ein und aus. Du räkelst dich
wie morgens nach dem Aufwachen.
1 – Du öffnest die Augen und kehrst zurück ins Hier und Jetzt.
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