Kino am Dach Programm 2015

SPECIAL
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Ve r l a g s b e i l a g e z u F a l t e r 2 4 / J u n i 2 0 1 5
Foto: Elisabeth Moss in „The One I Love“ / Radius
• Kino am Dach •
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Kino am Dach 2015
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Rooftop Cinema Worldwide #2 Das höchstgelegene Kino Wiens ist heuer so international wie noch nie
Filmempfehlungen Regiedebüts und Klassiker, Waschbären und Dschungelkrieger, Kino aus Österreich
Spielplan Kino am Dach im Überblick: Das komplette Filmprogramm vom 18.6. bis 13.9.2015
Filmlexikon Rooftop Cinema Worldwide #2 – Kurzbeschreibungen aller gezeigten Filme von A bis Z
OPEN AIR KINO SOMMER 2015
VOLXkino | Kino am Dach | Cinemarkt | Stumm & Laut
St. Balbach Art Produktion realisiert Open Air Kinos in ganz Österreich
Info: www.stbalbach.at, [email protected], facebook/stbalbach.at, Tel.: +43-1-219 85 45
St. Balbach Art Produktion
www.stbalbach.at
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EDITORIAL
THEATER
Kino am Dach: international wie noch nie
Das höchstgelegene Sommerkino der Stadt präsentiert „Rooftop Cinema Worldwide #2“
Ü
ber einen Zeitraum von
fast drei Monaten wird das Kino am
Dach das schönste Kino-Dach der
Stadt bespielen. Nach dem großen
Erfolg des im vergangenen Jahr ausgerufenen „Rooftop Cinema Worldwide“ steht das Programm 2015 nun
unter dem Motto „Rooftop Cinema
Worldwide #2“.
Denn das Kino am Dach ist zwar
einzigartig in Wien, steht jedoch in
einer Reihe mit Kinos an mehr oder
weniger spektakulären Locations in
der ganzen Welt – wie etwa das berühmte Rooftop Films in New York,
das seit 1997 jährlich Dachflächen
und Parks bespielt.
Inzwischen sind die Rooftop
Cinemas eine eigene, sehr spezielle
Open-Air-Spezies in der großen Kinofamilie geworden. Auf Initiative
des Wiener Kino am Dach hat sich
in den letzten Jahren eine exklusive
Community gebildet: ein internationales Netzwerk der Kinos über der
Stadt.
Mit seinem „Volume #2“ setzt
das Kino am Dach die Linie des Vorjahres fort und hat zusammen mit
Kollegen aus New York, London und
Cape Town ein grenzübergreifendes
Programm gestaltet. Festival- und
Publikumserfolge, Klassiker und
Kultfilme werden aus allen Teilen
der Welt zusammentragen und
dem Wiener Publikum während der
Sommermonate präsentiert. Umgekehrt forciert das Kino am Dach den
kulturellen Austausch im Hinblick
auf die Präsentation österreichischer
Filme im Ausland und stellt regelmäßig heimische Produktionen vor.
Rooftop Films New York hat sich
in diesem Jahr mit „A Girl Walks
Kino am Dach
Das schönste Kino über den Dächern einer Stadt
Home Alone at Night“ oder „Obvious Child“ ganz dem IndependentFilm verschrieben. Der Rooftop
Film Club London hingegen ist mit
britischen Komödien wie „Pride“
und dem hochgelobten Film „Hallam Foe – This Is My Story“ beim
Kino am Dach vertreten. Als neuer
Partner konnte 2015 das Pink Flamingo Rooftop Cinema Cape Town
gewonnen werden, das mit Filmklassikern wie Quentin Tarantinos
„Pulp Fiction“ und „Edward mit den
Scherenhänden“ von Tim Burton
erstmals in Wien dabei ist.
Mit der preisgekrönten Doku
„Brasslands“, die eine New Yorker Brass-Band nach Guča zum
weltgrößten Trompetenfestival
begleitet, und Charlie McDowells
Regiedebüt „The One I Love“ sind
in Kooperation mit New York zwei
Grafik: Eva Schwingenschlögl
Österreich-Premieren am Dach zu
sehen. Alle ausgewählten Filme
unserer internationalen Kooperationspartner werden in Originalfassung mit deutschen Untertiteln
gezeigt.
Darüber hinaus bietet das Kino
am Dach 2015 zwei Länderschwerpunkte mit italienischen und französischen Filmen. In der Italien-Reihe sind Filmneuheiten wie die in Palermo angesiedelte Dramödie „Die
Mafia mordet nur im Sommer“ von
Regisseur Pierfrancesco Diliberto
(aka Pif) mit dabei, die mit Preisen
überhäuft wurde und in Italien ein
großes Publikum begeisterte. Von
Sizilien geht’s weiter nach Kalabrien, zu dem jungen, couragierten La
Guarimba Filmfestival aus Amantea, das eine Auswahl kritisch-amüsanter Kurzfilmen vorstellt.
Gesamtleitung: Berndt Anwander
Programmierung: Valentina Cancelli
Organisation & Technische Abwicklung: St. Balbach Art Produktion
Location Management: Christoph Storn
Wie jedes Jahr setzt sich das Programm des Kino am Dach aus
cineastischen Raritäten und erfolgreichen aktuellen Produktionen,
Independent-Highlights und Kultfilmen aus den letzten Jahrzehnten
zusammen. Ob Wes Andersons
skurrile Liebeskomödie „Moonrise
Kingdom“, das oscarnominierte
Musikfilmdrama „Whiplash“ oder
der französische Publikumsliebling
„Verstehen Sie die Béliers?“ – am
Dach ist für jeden Geschmack der
passende Film dabei.
In der diesjährigen KlassikReihe zeigt Kino am Dach u.a.
„Alphaville“ von Jean-Luc Godard,
den Kultfilm „La Strada“ von Federico Fellini und das exzentrische
Dschungelepos „Fitzcarraldo“ von
Werner Herzog. Und auch der „Taxi
Driver“ steht – nachdem es letztes
Jahr zu Filmbeginn zeitgleich mit
der Szene im Film zu regnen begonnen hat – noch einmal auf dem
Programm, das durch Francis Ford
Coppolas „Apocalypse Now Redux“
und – passend zum Datum einer
der Zeitreisen im Film – „Zurück
in die Zukunft II“ um zwei weitere
Highlights ergänzt wird.
Eröffnet wird das Kino am Dach
2015 in guter Tradition mit einer
aktuellen heimischen Produktion,
nämlich „Gruber geht“, der Verfilmung des Bestsellers von Doris
Knecht.
Die St. Balbach Art Produktion
und die Büchereien Wien danken ihren Unterstützern und Partnern und
wünschen einen schönen und spannenden Kinosommer im höchsten
Kino Wiens.
Berndt Anwander
Büchereien Wien / Organisation: Werner Kantner, Pia Bodenseher
Special thanks to: Dan Nuxoll, Rooftop Films New York / Jade
Desumala & Gerry Cottle, Rooftop Film Club London / Nick Paul,
Pink Flamingo Rooftop Cinema Cape Town
Impressum: Medieninhaber: Falter Zeitschriften Gesellschaft m.b.H., 1010 Wien, Marc-Aurel-Straße 9, T: 01/536 60-0, F: DW 935, E: [email protected], www.falter.at; Herstellung: Falter Verlagsgesellschaft m.b.H.;
Redaktion: Michael Omasta; Gestaltung und Produktion: Marion Großschädl, Raphael Moser; Lektorat: Helmut Gutbrunner, Daniel Jokesch; Druck: Passauer Neue Presse Druck GmbH, 94036 Passau. DVR: 0476986.
Ein Service der Marketingabteilung in Zusammenarbeit mit St. Balbach Art Produktion. Die Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter ständig abrufbar.
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KINO AM DACH
Beziehungsweise Science-Fiction
Mit seinem Regiedebüt ist Charlie McDowell eine moderne Komödie der Wiederverheiratung geglückt:
„The One I Love“ als Österreichpremiere beim Kino am Dach
W
Psychologisches
Gedankenspiel
mit Mark Duplass
und Elisabeth
Moss
son), ein Ausflug in ein Landhaus
würde eine Erneuerung der Beziehung bewirken, nimmt eine überraschende Wendung, als sich beide
dort schnell in einer Zwischenwelt
aus Traum und Wirklichkeit wiederfinden.
Ruhe nach dem Sturm
Oscargekrönte Éducation sentimentale 1967:
„Die Reifeprüfung“ bei Mrs. Robinson
S
elten spitzte sich ein Film auf
einen derart dramatischen Schlusspunkt zu wie Mike Nichols’ „Die
Reifeprüfung“: Die legendäre Kirchenszene hat sich einen festen Platz
in der Filmgeschichte erobert.
Die Handlung nach dem gleichnamigen Roman von Charles Webb
ist ebenso stark in der US-amerikanischen Gesellschaft der 1960erJahre verwurzelt wie zeitlos nachvollziehbar: Der College-Absolvent
Benjamin Braddock (Dustin Hoffman in seiner ersten großen Rolle)
beginnt eine Affäre mit der verheirateten Mrs. Robinson (Anne Bancroft). Als er ihre Tochter Elaine (Katharine Ross) kennenlernt, verliebt
er sich in sie.
Das satirisch-spektakuläre Finale
ist dabei nicht alles: Auf nicht weniger beeindruckende Weise schreibt
sich das stillere „zweite Ende“ des
Films ins Gedächtnis ein. Einige
Sekunden genügen, um in den Gesichtern der Protagonisten die ganze Ungewissheit und Spannung der
Ruhe nach dem Sturm aufblitzen zu
lassen. Großes Kino.
Sabina Zeithammer
Frühstück bei ihr: Anne Bancroft und
der junge Dustin Hoffman
„The One I Love“, im Vorjahr in
Sundance vorgestellt, bedeutete für
Regisseur Charlie McDowell wie für
Autor Justin Lader das Langfilmdebüt, und man spürt die hohen
Ambitionen: Zum einen haben das
Haus und sein gepflegter Garten
etwas von einer surrealen Idylle,
vieles ist ein Spiel mit dem Innen
und dem Außen. Zum anderen sind
die Identitätsverschachtelungen des
Drehbuchstars Charlie Kaufmann
ein Fernziel, Vergleiche mit dessen
„Eternal Sunshine of the Spotless
Mind“ ließen sich ziehen.
Gewiss, nicht jede Plotwendung
überzeugt, wobei es nicht fair wäre,
auch nur eine davon zu verraten.
Doch das ist letztlich sekundär,
funktioniert der Film doch vor allem als schichtenreiches Ausloten
der Natur von Paarbeziehungen,
des Verhältnisses von Idealvorstellungen und mühsamen Realitäten –
und damit als Basis für fein dosierte
Darstellungskunst.
Hans Christian Leitich
Planlos durchs Weltall
Der Fantasy-Science-Fiction-Actionkracher
„Guardians of the Galaxy“ aus dem Hause Marvel
N
ein, die Rede ist nicht von
„Galaxy Quest“ oder „Per Anhalter
durch die Galaxis“: Die weitverbreitete, wiewohl unfreiwillige Form,
sich durchs Universum zu bewegen,
spielt auch in James Gunns „Guardians of the Galaxy“ eine Hauptrolle.
Schon als Bub wurde Erdensohn Peter Quill von Aliens entführt.
Viele Jahre später schlägt er
sich zu 1980er-Jahre-KassettenPopsound als Dieb und Schmuggler
durch. Im Rahmen einer interplanetaren Verschwörung um einen
Infinity-Stein – Kenner wissen sofort, dass es sich um eine MarvelComics-Verfilmung handelt – landet Peter im Knast.
Hier trifft er auf die mörderische
Gamora, den hyperintelligenten
Waschbären Rocket, das Baumwesen Groot und auf Drax, einen
rachsüchtigen Muskelprotz. Wie
der Filmtitel bereits vermuten lässt,
hat das Grüppchen Potenzial für
Großes in sich. Unter den FantasySci-Fi-Actionkrachern mag es geistreichere geben – das Herz haben die
witzigen Guardians jedenfalls am
Sabina Zeithammer
rechten Fleck.
Der unverschämte Waschbär hat die
Stimme von Bradley Cooper
Fotos: Radius, Studiocanal, Marvel
enn Stars aus TV-Serien
sich an einem Kinodrama versuchen, sind Zweifel angebracht, ob
sie den anders gelagerten Anforderungen an Timing und Nuancierung
entsprechen können; oft wirkt das
Schauspiel flach. „The One I Love“
ist da eine positive Überraschung:
Elisabeth Moss, bekannt als Peggy
Olson aus „Mad Men“, und Mark
Duplass brillieren in einem ganz auf
sie zugeschnittenen Kammerspiel,
das als kleines Beziehungsdrama
beginnt, bevor es sich durch ein Science-Fiction-artiges Erzählelement
in ein psychologisches Gedankenspiel verwandelt.
Ihre Ehe befindet sich in einer
chronischen Alltagskrise; der Ratschlag ihres Therapeuten (Ted Dan-
SPECIAL
KINO AM DACH
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Spinner und Visionäre
denken anders: Klaus
Kinski als Fitzcarraldo
versetzt keine Berge,
er schleift sie
Dschungelkrieger da und dort
Fitzcarraldo, der Taxifahrer und ein Colonel namens Kurtz: Klassiker von Werner Herzog, Francis Ford Coppola
und Martin Scorsese laden zum Wiedersehen mit einem Triumvirat genialer Spinner ein
Foto: Studiocanal
W
issen Sie wirklich, was
Sie da tun?“ – „Wir werden tun, was
noch niemand gewagt hat.“ Brian
Sweeney Fitzgerald und seine Geliebte Molly sitzen beim Notar und
kaufen ein unzugängliches Stück
Urwald. Der Kautschuk soll sie reich
machen, sie brauchen den kostbaren
Rohstoff nur entlang des Flusses
einzusammeln. Ein Schiff haben sie
auch schon, einen frisch gestrichenen Dampfer mit einer aus Einheimischen bestehenden Mannschaft.
Dieser ist natürlich nicht über den
Weg zu trauen – und kaum trifft die
eigenartige Expedition auf die lange Zeit im Dschungel versteckten
Ureinwohner, verlassen die Ratten
auch schon das Schiff. Sie hätten
dabei sein können, wenn die Wilden den Kahn über den Berg ziehen
und Fitzcarraldo den Moment seines
größten Triumphs erlebt. Hoch oben
auf einer Baumkrone hat er sich eine Plattform errichten lassen, schaut
hinab auf die Welt wie ein Gott.
„Das Wort Genie ist heute anrüchig geworden, aber ich scheue
mich nicht, es zu verwenden“, meinte Werner Herzog später über seinen
liebsten Feind. „Er war das einzige
Genie, dem ich begegnet bin.“ Klaus
Kinski, wahnsinniger Held und tragischer Revolutionär von trauriger
Gestalt. Seine legendären Wutausbrüche am Set von „Fitzcarraldo“
im peruanischen Urwald machen
sich natürlich hervorragend als Teil
der von ihm verkörperten, gelebten
Persona. Fitzcarraldo versetzt keine
Berge, er schleift sie. Er ist der Prophet, der zum Berg kommt, weil die
Menschen von ihm – wie im Sprichwort von Mohammed – ein Wunder
erwarten. Und er vollbringt es, weil
er anders denkt.
Das unterscheidet die Spinner
und Visionäre auch im Kino von
den anderen. Sie denken anders, sie
sehen anders. Sie sind faszinierende
Figuren, weil sie für unsere Fantasien einstehen. Sie werden in ihrem
Wahn nicht verstanden, weil wir es
uns nicht erlauben, sie zu verstehen.
So wie Marlon Brando als Colonel
Kurtz in der Joseph-Conrad-Verfilmung „Apocalypse Now Redux“,
der sich seine eigene Welt gebaut hat,
sein eigenes Königreich. Mitten im
asiatischen Dschungel liest Kurtz in
der von Coppola überarbeiteten Fassung seinem Gefangenen Willard einen Artikel aus dem Time-Magazin
vor, der den bevorstehenden Sieg der
US-Truppen verkündet. Dabei ist
Brando zum ersten Mal in diesem
Film nicht im Dämmerlicht zu sehen
– was die Schärfe seines Verstandes
in diesem Moment vollkommener
Absurdität noch unterstreicht. Denn
Kurtz begreift als Einziger den Krieg
als das, was er ist: als große Lüge.
Das Königreich kann aber auch
im Dschungel der Großstadt liegen,
wie es Travis Bickle in Martin Scorseses „Taxi Driver“ beherrscht. Ziellos sind seine Fahrten, gezielt seine
Taten. Robert De Niro als selbsternannter Saubermacher fährt und
redet sich in einen Sog der Besessenheit, der wie Fitzcarraldo die Außenwelt nur noch im Vorbeiziehen oder
wie Kurtz aus abgeschiedener Ferne
wahrnimmt. Was sie verbindet, ist
eine Vision, die sie zum Psychopathen oder zum Besessenen macht.
Sie sind einsam in einer Welt, in der
Michael Pekler
es nur sie gibt.
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KINO AM DACH
Trinkt wie ein Fisch, raucht
wie ein Schlot: Josef Hader
als Privatdetektiv Brenner ist
ganz unten angelangt
„Auweh, ewig dieses Leben“
Wolfgang Murnberger zählt zu den meistbeschäftigten Regisseuren des Landes. Mit dem lustigen Krimi
„Das ewige Leben“ sind ihm ein großer Wurf und der erfolgreichste österreichische Film des Jahres gelungen
Grundierung, der mit (bisher) über
270.000 Zuschauern zu den erfolgreichsten österreichischen Kinoproduktionen der letzten Jahre zählt.
Falter: Worauf zielt der Titel
des Films ab, Herr Murnberger –
glauben Sie an das ewige Leben?
Wolfgang Murnberger: Das katholische ewige Leben ist nicht da-
mit gemeint. Sagt zumindest Wolf
Haas, und der muss es als Autor der
Romanvorlage schließlich wissen. Es
ist mehr so ein Seufzen: auweh, ewig
dieses Leben.
Darauf weist schon die schöne
Anfangsszene hin, wenn der Brenner
auf der Pensionsversicherung
erfährt, dass er bis 84 arbeiten muss.
Erzählkino,
total klassisch:
Wolfgang
Murnberger (re.)
mit Hader und
Wolf Haas
Murnberger: Das ewige Leben, ja.
Ewig arbeiten.
Wie schaut’s damit aus Perspektive
eines Filmemachers aus?
Murnberger: Toll an dem Beruf ist,
dass es keine Firma, kein natürliches
Ende gibt. Es kommt niemand und
sagt: „Wir bedanken uns, Sie haben
gut für uns gearbeitet, auf Wiedersehen.“ Das finde ich einen schwierigen
Moment. Ich versteh natürlich, dass
sich jemand, der eine Scheißhacken
hat, auf die Pension freut, aber oft,
wenn sich die Leute aufregen, dass
sie länger arbeiten sollen, denk ich
mir: Seid’s doch froh, danach kommt
eh nur mehr die Depression. (lacht)
„Das ewige Leben“ läuft – wie schon
Ihre drei Brenner-Filme vorher – im
Multiplex genauso wie im Arthouse.
Fotos: DOR Film
G
estern stand er am Rande des Abgrunds, heute ist er einen
Schritt weiter. „Das ewige Leben“
führt den vom Leben angezählten
Privatdetektiv Brenner (Josef Hader)
ins heimatliche Graz zurück und
mitten in eine blöde Geschichte aus
seiner Zeit auf der Polizeischule. Einer seiner Haberer von damals (Roland Düringer) wird ermordet; der
andere, inzwischen Chef der Kriminalpolizei (Tobias Moretti), leitet die
Untersuchung und ist mit einer Ärztin (Nora von Waldstätten) verheiratet, die seine Tochter sein könnte
– oder auch die vom Brenner.
„Das ewige Leben“ ist die vierte Arbeit des Regisseurs Wolfgang
Murnberger, 54, mit dem Autor
Wolf Haas und dem Schauspieler
Josef Hader. Ein moderner Film noir
mit ebenso düsterer wie komischer
Sind Sie so etwas wie der Regisseur
für alle Fälle?
Murnberger: Das nicht, aber ich versuche halt immer wieder den Spagat
zwischen Arthouse und kommerziellem Film. Ich will das Kino nicht
jedes Mal neu erfinden. Für mich ist
es das Schönste, wenn Inhalt und
Form eine Einheit ergeben.
Sehr klassisch, wie die Regisseure im
alten Hollywood.
Murnberger: Total klassisch! Das
ist halt, worauf der Wolf Haas, der
Josef Hader und ich uns beim Drehbuchschreiben geeinigt haben: keine
Etüden, sondern die G’schicht und
die Figuren sind das Wichtige. Das
ist, was wir erzählen wollen.
Einführung braucht eine Serienfigur
wie der Brenner fast keine mehr.
Gefällt Ihnen diese ökonomische
Erzählweise?
Murnberger: Das stimmt natürlich,
dass man den Brenner jetzt auch
schon zehn und mehr Jahre kennt.
Es gibt am Anfang des Films noch
diese Heimkehr, er kommt aus Wien
zurück nach Graz, und damit ist
man auch schon mittendrin in der
Geschichte. Mich erinnert unsere
Serie vom Prinzip her an die alten
Django-Filme: Django hat man gekannt – nur die Frau war mal blond,
mal schwarz, und das Schlussduell
war einmal mit einem Mexikaner,
einmal mit Lee Van Cleef. Doch am
wichtigsten war die Hauptfigur, die
wiederkehrt und mit der man sich
das nächste Abenteuer anschaut.
Das hat was, und das hat man beim
Brenner inzwischen halt auch.
Einmal schneidet Brenner einen
Baum vor seinem Haus um, der
langsam, aber unaufhaltsam, auf
das Auto seines Nachbarn kracht.
Bei der Szene wird im Kino am
meisten gelacht – woran liegt das?
Murnberger: Ich glaub, die Szene
zeigt, wie leicht ein Leben patschert
werden kann. Brenner hat eigentlich
die besten Absichten, der Baum ist
ihm aufs Haus gefallen, jetzt schneidet er ihn weg, weil bei dem Loch im
Dach das Wasser hineinrinnt – und
dann passiert halt etwas, woran du
net gedacht hast, und es geht plötzlich ganz blöd aus. Die zweite, subtilere Ebene dabei ist, dass später ja
auch der Brenner selber ein Loch im
Kopf hat.
Bei aller Komik ist „Das ewige
Leben“ auch ein Krimi, ein Film noir
eigentlich: Dauernd herrscht
Nacht, es regnet viel ...
Murnberger: Stimmt, obwohl wir
da auch viel Pech hatten. Am ersten
Tag, wenn der Brenner heimkommt,
sollte es regnen – und natürlich
war strahlender Sonnenschein. Ich
wollte zwölf Drehtage mit Regen,
gekriegt hab ich vier. Das macht viel
aus für die Stimmung.
Kann man da mit digitaler
Nachbearbeitung tricksen?
Murnberger: Du kannst ein bissl
Blau aus dem Himmel ziehen, dass
die Sonne nicht so hereinknallt. Für
solche Sachen verwende ich schon
auch digitale Tricks. Man hat jetzt
einfach mehr Möglichkeiten, und
das muss man ausnutzen. Beispielsweise in der Szene, in der der Köck,
ein alter Freund vom Brenner, erschossen wird und dann tot dort
liegt – es gibt viele Leute, die nur
drauf achten, ob sich der Kehlkopf
bewegt oder sie den Toten atmen sehen. Solche Fehler kann man heute
ausbessern.
Das heißt, Sie haben Roland
Düringer beim Totspielen geholfen?
Murnberger: Schon, ja. Weil so lang
kann man die Atmung gar nicht
kontrollieren.
Ein echter Besetzungs-Coup
jedenfalls!
Murnberger: Wenn man den Roman
liest, dann passt das, was Düringer
mitbringt, vom Typ schon sehr gut
zum Köck. Ich glaub ja nicht, dass
Schauspieler alles spielen können.
Das glauben nur Schauspieler, und
im Theater geht das vielleicht, da
spielen Frauen auch Männerrollen,
aber je realistischer ein Film ist, umso schwieriger wird’s. Schon wenn
du irgendeinen Arbeiter filmst und
die Hände nur einmal ins Bild kommen – das kannst net derspielen.
Den schwierigsten Part hat Nora
von Waldstätten, wie sind Sie auf sie
gekommen?
Murnberger: Wir haben eine Frau
gesucht, der man glaubt, dass sie aus
Liebe einen kaltblütigen Mord begeht. Sie braucht Coolness und eine
gewisse Härte. Nora hat beides. Für
mich ist sie ein bissl wie Catherine
Deneuve, sie ist so schön und trotzdem so unnahbar.
Denken Sie da an einen
bestimmten Film?
Murnberger: An den Klassiker
„Belle de jour“ von Luis Buñuel zum
Beispiel. Und dann gibt’s natürlich
Schauspielerinnen wie Marion Cotillard oder bei uns die Uschi Strauß
– die so weich sind und in die man
sich so leicht verliebt.
Einzig auf Simon Schwarz, der in
den drei Filmen bisher den Berti
spielte, wartet man vergebens.
Murnberger: Das liegt an der Geschichte. Brenner kommt heim und
trifft nach 35 Jahren seine ehemaligen Freunde von der Polizeischule
wieder. Für den Berti, einen Freund
aus der Jetztzeit, ist da kein Platz
mehr, aber keine Angst: Wir haben
ihn nicht für immer abgeschrieben.
Interview: Michael Omasta
ÖSTERREICHISCHE FILME BEI KINO AM DACH
18. Juni: „Gruber geht“ von Marie
Kreutzer ist der Eröffnungfilm des heurigen Kino am Dach
Foto: DOR Film
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KINO AM DACH
SPECIAL
29. Juni: „Grenzgänger“, die letzte
Regiearbeit des 2014 jung
verstorbenen Filmemachers
Florian Flicker
4. Juli: „Das finstere Tal“, Andreas
Prochaskas vielfach ausgezeichneter
Alpenwestern mit Tobias Moretti, Paula
Beer und Sam Riley
18. August: „Deine Schönheit ist
nichts wert“ von Hüseyin Tabak,
die Geschichte eines kurdischen
Buben in Wien
25. Juli: „Das ewige Leben“ von
Wolfgang Murnberger (Regie), Wolf
Haas (Buch) und Josef Hader (Star)
31. August: „3 Eier im Glas“ von
Antonin Svoboda, in den Hauptrollen:
Stermann & Grissemann
Nachglühen in
Noir mit Brenner
im Grazer Regen
Brenner (Josef Hader) auf dem Weg
durch den verschlungenen Plot
K
omm, süßer Tod“, „Silentium“,
„Der Knochenmann“, nun „Das
ewige Leben“, der vierte und noch
bessere der Brenner-Krimis. Dem
barocken Titel gemäß schlägt auch
hier einigen ihr Stündlein, mal mit
Blick vom Uhrturm hinunter auf
Graz, mal in Form eines „Plop“ aus
schallgedämpfter Polizeipistole.
Ein Altwarentandler verkauft den
Rahmen eines Barockspiegels – so
groß, sagt er, dass darin eine ganze
Familie Platz hat. Eine Teilfamilienaufstellung findet später vor der
Zerrspiegel-Aluminiumwand des
Damenklos auf der Murinsel statt.
Auch das leerstehende Haus der
Mutter, in das der kopfwehgeplagte Brenner zurückkehrt, ist dem
Tod nah, durchlöchert vom ewigen
Grazer Regen und vom ins Bubenzimmer gekrachten Baum. Doch
das Leben wäre nicht ewig, würde
es sich nicht lakonisch gegen das
Sterben sträuben: Brenner überlebt
einen Kopfschuss, schlurft – auch
per Puch-Moped – mit Kopfverband
durch den verschlungenen Plot. „Ihnen fehlen die Zeiten“, sagt die Frau
von der Pensionskassa; dabei hat er
noch so viel Zeit (und so wenig Geld)
zu leben. Freundschaft, Liebe und
Adriasonnenuntergang aus alten
Zeiten dämmern nach: „Die Siebzigerjahre sind überschätzt.“
Ein grandioses, witziges, wehmütiges Noir-Familienmelodram
mit Tobias Moretti als Polizeiplatzhirsch mit Beatmungsgerät, Nora
von Waldstätten als Lauren Bacall,
Karrierismus und Rassismus bei der
Kripo und einem Motiv- und Beziehungsnetz, das ewig verfängt und
Drehli Robnik
niemanden trägt.
8
KINO AM DACH
Kino am Dach: das Programm
„Die Mafia mordet nur im Sommer“ und das Leben ist eine Kinderjause
Jessas! Die coole Frances McDormand bekommt in „Fargo“ zu tun
Bei Schlechtwetter (Regen, Hagel, Sturm) verrät Ihnen unsere Infohotline 0699/11 36 69 47, ob die Veranstaltung stattfinden kann.
www.kinoamdach.at, www.facebook.com/KinoamDach
Kinokarten sind ab einer Stunde vor Filmbeginn an der Kinokasse nach dem
Prinzip first come first serve erhältlich
Die große Liebe gibt es im Kino, im Leben und
im Glas: Weine von Nittaus bei Kino am Dach
Beginn Film
Do 18.6.
21.00
Gruber geht
Fr 19.6.
21.00
Rooftop Film Club, London presents:
Sa 20.6.
21.00
Plötzlich Gigolo (USA 2013, R: John Turturro, OmU, 98 min)
St. Vincent
So 21.6.
21.00
Das Leben des Brian
Mo 22.6.
21.00
American Hustle
Di 23.6.
21.00
Moonrise Kingdom
Mi 24.6.
21.00
Monsieur Claude und seine Töchter
Do 25.6.
21.00
Rooftop Film Club, London presents: Hallam Foe –
This Is My Story (GB 2007, R: David Mackenzie, OmU, 96 min)
Fr 26.6.
21.00
Pink Flamingo Rooftop Cinema, Cape Town presents:
Sa 27.6.
21.00
Pulp Fiction (USA 1994, R: Quentin Tarantino, OmU, 154 min)
Snowpiercer
So 28.6.
21.00
Fitzcarraldo
Mo 29.6.
21.00
Grenzgänger
Di 30.6.
21.00
Das Leben ist ein Wunder
Mi 1.7.
21.00
La Strada – Das Lied der Straße
Do 2.7.
21.00
Rooftop Films, New York presents:
Fr 3.7.
21.00
Obvious Child (USA 2014, R: Gillian Robespierre, OF, 84 min)
Rooftop Film Club, London presents: 20.000 Days on Earth
Sa 4.7.
21.00
Das finstere Tal
So 5.7.
21.00
Alphaville
Mo 6.7.
21.00
Einer nach dem anderen
Di 7.7.
21.00
Citizenfour
Mi 8.7.
21.00
Die Mafia mordet nur im Sommer
Do 9.7.
21.00
Rooftop Films, New York presents:
Fr 10.7.
21.00
Sa 11.7.
21.00
Frances Ha (USA 2012, R: Noah Baumbach, OmU, 86 min)
Rooftop Film Club, London presents: Angels’ Share –
Ein Schluck für die Engel (GB/F/I 2012, R: Ken Loach, OmU, 101 min)
The Master
So 12.7.
21.00
Taxi Driver
Mo 13.7.
21.00
Gott verhüte!
Di 14.7.
21.00
5 Zimmer, Küche, Sarg
Mi 15.7.
21.00
South is Nothing
Do 16.7.
21.00
Fr 17.7.
21.00
Rooftop Film Club, London presents: Calvary – Am Sonntag bist
du tot (IRL/GB 2014, R: John Michael McDonagh, OmU, 101 min)
Rooftop Films, New York presents: Brasslands (USA/SRB 2013,
Sa 18.7.
21.00
Guardians of the Galaxy
So 19.7.
21.00
Fargo
Mo 20.7.
21.00
Foxcatcher
Di 21.7.
21.00
Who Am I – Kein System ist sicher
Mi 22.7.
21.00
La Guarimba International Film Festival presents:
Do 23.7.
21.00
Fr 24.7.
21.00
Sa 25.7.
21.00
Selma (USA 2014, R: Ava DuVernay, OmU, 127 min)
Das ewige Leben
So 26.7.
21.00
Down by Law
Mo 27.7.
21.00
Di 28.7.
21.00
Weingut Hans & Christine NITTNAUS presents: Madame Mallory
und der Duft von Curry (USA 2014, R: Lasse Hallström, 122 min)
Oh Boy
Mi 29.7.
21.00
(Ö 2015, R: Marie Kreutzer, 104 min)
(USA 2014, R: Theodore Melfi, 102 min)
(GB 1979, R: Terry Jones, OmU, 94 min)
(USA 2013, R: David O. Russell, 138 min)
(USA 2012, R: Wes Anderson, 95 min)
(F 2014, R: Philippe de Chauveron, OmU, 97 min)
(Südkorea/CZ/F/USA 2013, R: Joon-ho Bong, 126 min)
(BRD 1981, R: Werner Herzog, OmU, 158 min)
(Ö 2012, R: Florian Flicker, 88 min)
(F/Serbien 2004, R: Emir Kusturica, OmU, 154 min)
(I 1954, R: Federico Fellini, OmU, 105 min)
(GB 2013, R: Iain Forsyth, Jane Pollard, OmU, 97 min)
(D/Ö 2013, R: Andreas Prochaska, 114 min)
(F/I 1965, R: Jean-Luc Godard, OmU, 99 min)
(NOR/SWE/DK 2014, R: Hans Petter Moland, 115 min)
(D/USA 2014, R: Laura Poitras, OmU, 114 min)
(I 2013, R: Pif (Pierfrancesco Diliberto), OmU, 90 min)
(USA 2012, R: Paul Thomas Anderson, 138 min)
(USA 1976, R: Martin Scorsese, OmU, 114 min)
(CRO/SRB 2013, R: Vinko Bresan, 93 min)
(NZL 2014, R: Jemaine Clement, Taika Waititi, OmU, 85 min)
(I/F 2013, R: Fabio Mollo, OmenglU, 90 min)
R: Meerkat Media Collective, OmenglU, 84 min)
(USA 2014, R: James Gunn, 121 min)
(USA 1996, R: Joel und Ethan Coen, OmU, 98 min)
(USA 2014, R: Bennett Miller, 134 min)
(D 2014, R: Baran bo Odar, 103 min)
La Guarimba Short Film Night (I 2013, R: diverse, OmenglU, 85 min)
Rooftop Films, New York presents: Wir sind die Besten!
(SWE/DK 2013, R: Lukas Moodysson, OmU, 102 min)
Rooftop Film Club, London presents:
(Ö/D 2015, R: Wolfgang Murnberger, 123 min)
(USA 1986, R: Jim Jarmusch, OmU, 107 min)
(D 2012, R: Jan Ole Gerster, 82 min)
Und wenn wir alle zusammenziehen?
(F/D 2011, R: Stéphane Robelin, OmU, 96 min)
Fotos: Thimfilm, missingFILMs, MGM/Park Circus
Saisonauftakt mit Schneetreiben: Manuel Rubey in „Gruber geht“
Datum
KINO AM DACH
SPECIAL
Fotos: Studiocanal, Filmladen, Thimfilm
18.6.-13.9.2015
Datum
Beginn Film
Do 30.7.
21.00
Rooftop Film Club, London presents:
Fr 31.7.
21.00
Rooftop Films, New York presents:
Sa 1.8.
20.30
The One I Love (USA 2014, R: Charlie McDowell, OF, 91 min)
Die Tiefseetaucher
So 2.8.
20.30
Harold and Maude
Mo 3.8.
20.30
My Old Lady
Di 4.8.
20.30
Der Gott des Gemetzels
Mi 5.8.
20.30
Zeit der Kannibalen
Do 6.8.
20.30
Pink Flamingo Rooftop Cinema, Cape Town presents:
Fr 7.8.
20.30
Rooftop Film Club, London presents:
Sa 8.8.
20.30
Radio Wien Filmabend:
So 9.8.
20.30
Mo 10.8.
20.30
Superclassico ... Meine Frau will heiraten!
Di 11.8.
20.30
Love Steaks
Mi 12.8.
20.30
Viva la libertà
Do 13.8.
20.30
Rooftop Film Club, London presents:
Fr 14.8.
20.30
Sa 15.8.
20.30
Pink Flamingo Rooftop Cinema, Cape Town presents: Edward mit
den Scherenhänden (USA 1990, R: Tim Burton, OmU, 101 min)
Conducta – Der junge Herzensbrecher aus Havanna
So 16.8.
20.30
Brazil
Mo 17.8.
20.30
Inside Llewyn Davis
Di 18.8.
20.30
Deine Schönheit ist nichts wert
Mi 19.8.
20.30
Die süße Gier
Do 20.8.
20.30
Rooftop Film Club, London presents:
Fr 21.8.
20.30
Pink Flamingo Rooftop Cinema, Cape Town presents:
Sa 22.8.
20.30
American Beauty (USA 1999, R: Sam Mendes, OmU, 121 min)
Mommy
So 23.8.
20.30
Apocalypse Now Redux
Mo 24.8.
20.30
Whiplash
Di 25.8.
20.30
The Broken Circle
Mi 26.8.
20.30
Maman und Ich
Do 27.8.
20.30
Rooftop Film Club, London presents: Mr. May und das Flüstern
der Ewigkeit (GB/I 2013, R: Uberto Pasolini, OmU, 92 min)
Fr 28.8.
20.30
Pink Flamingo Rooftop Cinema, Cape Town presents:
Sa 29.8.
20.30
Requiem for a Dream (USA 2000, R: Darren Aronofsky, OmU, 102 min)
The Place Beyond the Pines
So 30.8.
20.30
Zurück in die Zukunft II
Mo 31.8.
20.30
3 Eier im Glas
Di 1.9.
20.00
The Interview
Mi 2.9.
20.00
Verstehen Sie die Béliers?
Do 3.9.
20.00
Rooftop Films, New York presents: A Girl Walks Home Alone
Fr 4.9.
20.00
Sa 5.9.
20.00
So 6.9.
20.00
Pride (GB 2014, R: Matthew Warchus, OmU, 120 min)
Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben
nach (SWE/NOR/F/D 2014, R: Roy Andersson, 100 min)
Frühstück bei Tiffany
Mo 7.–13.9.
20.00
Schlechtwetter-Ersatztage (Wiederholungen)
9
Rooftop Cinema Worldwide #2
The Imitation Game (GB 2014, R: Morten Tyldum, OmU, 113 min)
(USA 2005, R: Wes Anderson, 119 min)
(USA 1972, R: Hal Ashby, OmU, 91 min)
(GB/F/USA 2014, R: Israel Horovitz, 107 min)
(F/D/PL/E 2011, R: Roman Polanski, 79 min)
(D 2014, R: Johannes Naber, 93 min)
Pan’s Labyrinth (E/MEX 2006, R: Guillermo del Toro, OmU, 118 min)
Die Reifeprüfung (USA 1967, R: Mike Nichols, OmU, 102 min)
Good Morning, Vietnam (USA 1987, R: Barry Levinson, 121 min)
Wenn die Gondeln Trauer tragen
Klassiker zum Fürchten: „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ von Roeg
(GB/I 1973, R: Nicolas Roeg, OmU, 110 min)
(DK 2011, R: Ole Christian Madsen, 99 min)
(D 2013, R: Jakob Lass, 89 min)
(I 2013, R: Roberto Andò, 94 min)
Withnail & I (GB 1987, R: Bruce Robinson, OmU, 107 min)
(Kuba 2014, R: Ernesto Daranas, 108 min)
(GB 1985, R: Terry Gilliam, OmU, 142 min)
(USA 2013, R: Joel und Ethan Coen, 105 min)
(Ö/TR 2012, R: Hüseyin Tabak, 86 min)
„Mommy“ Anne Dorval in Xavier Dolans preisgekröntem Melodram
(I/F 2013, R: Paolo Virzì, OmU, 110 min)
Philomena (GB 2013, R: Stephen Frears, OmU, 98 min)
(CAN/F 2014, R: Xavier Dolan, 138 min)
(USA 1979/2001, R: Francis Ford Coppola, OmU, 196 min)
(USA 2013, R: Damien Chazelle, 106 min)
(B/NL 2012, R: Felix Van Groeningen, 112 min)
(F 2013, R: Guillaume Gallienne, OmU, 85 min)
Bad city, bad girl: Sheila Vand in „A Girl Walks Home Alone at Night“
(USA 2012, R: Derek Cianfrance, 140 min)
(USA 1989, R: Robert Zemeckis, OmU, 120 min)
(Ö 2015, R: Antonin Svoboda, 92 min)
(USA 2014, R: Evan Goldberg, Seth Rogen, 109 min)
(F 2014, R: Eric Lartigau, OmU, 105 min)
at Night (USA 2014, R: Ana Lily Amirpour, OmU, 99 min)
Rooftop Film Club, London presents:
(USA 1961, R: Blake Edwards, OmU, 115 min)
Das Sommer-Open-Air-Kino auf dem
Dach der Hauptbücherei am Gürtel
Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien
Eintritt: € 8,– (ermäßigt: € 6,–)
10
KINO AM DACH
Rooftop Cinema Worldwide #2:
Alle Filme von A bis Z
20.000 Days on Earth (GB 2013) R: Iain Forsyth, Jane Pollard (97 min) Ein etwas anderer
Dokumentarfilm zu einer großen Musikerpersönlichkeit: Der Ablauf des unaufgeregten 20.000. Tages im Leben von Nick Cave
– er fällt in sein 55. Lebensjahr – ist fiktiv,
gibt jedoch nicht weniger Einblick in die
Biografie und Kreativität des Kopfs der Bad
Seeds, der heute mit Ehefrau und Kindern im
malerisch dauerverregneten Brighton an der
englischen Küste lebt und sich als stilsicherer
„Dandy der Finsternis“, mit dicken Goldringen und eleganter Limousine in Szene setzt.
Fr 3.7., 21.00 (OmU)
3 Eier im Glas (Ö 2015) R: Antonin Svoboda
D: Dirk Stermann, Christoph Grissemann, Heinz
Strunk, Ursula Strauss, Ingrid Burkhard, Wolfgang Hübsch (92 min) Bei einem Saxofonkurs
für Singles treffen drei Herren zusammen,
die ihre Zukunft schon hinter sich haben.
Barney Schweinheimer, vormals Model für
Haarshampoo, macht jetzt Werbung für
Treppenlifte. Herr Kiesel, der Eigentümer
der insolventen Musikhandlung Gnom, ist
Alkoholiker. Und „Drakul“ Kuhl, Sohn einer
Eissalonbesitzerin, die als Serienmörderin
entmündigt wurde, sitzt in seiner Villa und
spielt Ping-Pong gegen sich selbst. Pflichttermin für Fans von Ster- und Grissemann.
Mo 31.8., 20.30
5 Zimmer, Küche, Sarg / What We Do in
the Shadows (NZL 2014) R: Jemaine Clement,
Taika Waititi D: Taika Waititi, Jonathan Brugh,
Jemaine Clement, Cori Gonzalez-Macuer,
Stuart Rutherford (85 min) Die fünf Mitglieder
einer jungen neuseeländischen Vampir-WG
streiten sich wegen des Abwaschs, des Lärms
und wechselnden Putzdienstes. „EuroVampire diverser Herkunftsjahrhunderte
(wie Graf Orlok, Berserker, Dandy) in putziger
Multikulturalität und virtuoser Mockumentary-Regie samt plötzlichen Spezialeffekten:
ein One-Joke-Movie – aber der eine Witz ist
super und trägt die 85 Minuten.“ (Dr. Robnik)
Di 14.7., 21.00 (OmU)
Alphaville (F/I 1965) R: Jean-Luc Godard D:
Eddie Constantine, Anna Karina, Akim Tamiroff,
Jean-Louis Comolli, Jean-Pierre Léaud (99 min)
Une étrange aventure de Lemmy Caution,
fürwahr! Ein reiner Comicstrip, wie schon
der ursprüngliche Titel des Films bedeutete:
„Tarzan gegen IBM“. Und also bringt Lemmy/
Eddie den Supercomputer voll durcheinander, indem er ihm Fragen stellt wie: Was verwandelt Nacht in Tag? Antwort: die Poesie.
(Michael Omasta) So 5.7., 21.00 (OmU)
American Beauty (USA 1999) R: Sam Mendes
D: Kevin Spacey, Annette Bening, Thora Birch,
Peter Gallagher, Chris Cooper (121 min) Aus
dem Jenseits erzählt Kevin Spacey (alias
Lester Burnham) seine Geschichte. Es ist die
Geschichte eines perfekten Ehemanns, der
mit seiner perfekten Frau und perfekten
Tochter im perfekten Haus in einer natürlich
perfekten Nachbarschaft lebte: was Wunder,
dass ihn die Midlife-Crisis nur umso schlimmer erwischte? Mit fünf Oscars ausgezeichnete Tragikomödie. Fr 21.8., 20.30 (OmU)
American Hustle (USA 2013) R: David O.
Russell D: Christian Bale, Bradley Cooper, Amy
Adams, Jennifer Lawrence, Jeremy Renner,
Robert De Niro, Michael Pena (138 min) Gaunerkomödie und Spaß ohne Grenzen: Christian
Bale und Amy Adams tingeln als Trickbetrüger durch das New York der 1970er und
lassen Spießer und das FBI gleichermaßen
sehr alt aussehen. Eine überdrehte Kostüm-
klamotte mit herrlichem Retroflair, die nicht
zuletzt durch ihr spielwütiges Ensemble
besticht. Höchste Empfehlung! Mo 22.6., 21.00
Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel
(GB/F/I 2012) R: Ken Loach D: Paul Brannigan,
Siobhan Reilly, John Henshaw, Gary Maitland,
Jasmin Riggins (101 min) Robbie aus Glasgow
– jung, arbeitslos, eben Vater geworden,
immer für eine Schlägerei zu haben – wird
statt einer Haftstrafe zu „gemeinnütziger
Arbeit“ verdonnert und lernt dabei die Welt
des Verkostens und Sammelns edler Whiskys
kennen. Dann, typisch Loach, ein Wunder:
„Plebejischer Teamgeist erwacht, eine Edelbrandauktion ermöglicht gewitzte Coups,
Robbie wird sein Glück als Whiskyexperte
finden.“ (Dr. Robnik) Fr 10.7., 21.00 (OmU)
Apocalypse Now Redux (USA 1979/2001) R:
Francis Ford Coppola D: Martin Sheen, Marlon
Brando, Robert Duvall, Dennis Hopper, Frederic
Forrest, Laurence Fishburne, Scott Glenn,
Harrison Ford (196 min) US-Captain Willard
erhält den Auftrag, einen durchgeknallten
Colonel namens Kurtz im Dschungel von
Kambodscha zu liquidieren. Seine Reise ins
Innere des Feindeslandes (frei nach Joseph
Conrads „Heart of Darkness“) nutzt Coppola,
um bei der Bebilderung der albtraumhaften
Schrecken des Krieges alle Register seines
Könnens zu ziehen. Brillant, weil ambivalent.
So 23.8., 20.30 (OmU)
Brasslands (USA/SRB 2013) R: Meerkat Media
Collective (84 min) Das Trompetenfestival
im serbischen Guča ist ein Spektakel der
eigenen Art, voluminös wie Stadion-Rock,
mit pastosen Rivalitäten und häufig mit nationalistischen Schlagseiten. Als eine US-Band
plant, am Wettbewerb teilzunehmen, sorgt
das für Zusatzspannung, der Krieg ist noch
in Erinnerung. Allerdings ist die New Yorker
Combo Zlatne Uste ebenfalls speziell: Sie sind
große Fans des Balkan Brass. Kurzweilige
Völkerverständigung durch Musik, inszeniert
vom zehnköpfigen Meerkat Media Kollektiv.
Österreichpremiere! (Hans Christian Leitich)
Fr 17.7., 21.00 (OmenglU)
Brazil (GB 1985) R: Terry Gilliam D: Jonathan
Pryce, Kim Greist, Robert De Niro, Ian Holm,
Bob Hoskins, Katherine Helmond, Michael
Palin (142 min) In seinen Träumen kämpft
ein kleiner Beamter als Schwanenritter,
Ikarus und Lohengrin gegen vielgestaltige
Ungeheuer, um eine schöne Frau zu retten.
Die reale Welt hingegen ist trostlos, voller
riesiger, vollautomatisierter Wohntürme,
deren Bewohner in ihrem Dasein durch einen
monströsen Bürokratieapparat kontrolliert
werden. Entstanden im Orwell-Jahr 1984 ist
„Brazil“ strenggenommen dennoch weniger
ein Beitrag über die „schöne neue Welt“ als
eine Satire auf die Gegenwart. Fulminanter
Film. So 16.8., 20.30 (OmU)
The Broken Circle / The Broken Circle
Breakdown (B/NL 2012) R: Felix Van Groeningen D: Veerle Baetens, Johan Heldenbergh, Nell
Cattrysse, Geert Van Rampelberg, Nils De Caster
(112 min) Geschichte einer großen Liebe
– und wie sie am Tode des gemeinsamen
Kindes zerbricht. Elliptisch, mit Zeitsprüngen
ins vergangene Glück, halb als Musical und
halb als Tragödie erzählt. In den Hauptrollen
der Musiker Didier, die Tätowiererin Elise
und: die Bluegrass-Musik. (Publikumsliebling
der Berlinale 2013) Di 25.8., 20.30
Calvary – Am Sonntag bist du tot (IRL/
GB 2014) R: John Michael McDonagh D:
Brendan Gleeson, Chris O’Dowd, Kelly Reilly,
Isaach De Bankolé, M. Emmet Walsh (101 min)
Pater James Lavelle nimmt einem Mann die
Beichte ab, da eröffnet ihm dieser, dass er
ihn am Sonntag in sieben Tagen töten wird.
Der Priester kann, da ans Beichtgeheimnis
gebunden, keine Hilfe erbitten, also nutzt er
die verbleibende Zeit dazu, um seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Drama,
stark gespielt. Do 16.7., 21.00 (OmU)
Citizenfour (D/USA 2014) R: Laura Poitras
(114 min) Ein dokumentarischer Paranoiathriller, der Ort der Handlung: ein Hotel in
Hongkong, in dem Edward Snowden, junger
Systemadministrator der NSA, zwei Journalisten vom „Guardian“ und die Regisseurin
Laura Poitras darüber unterrichtet, dass sein
Land seine Bürger (und den Rest der Welt)
seit 2001 bespitzelt – der größte Abhörskandal aller Zeiten, das Ende der „Bill of Rights“.
Spannend. Di 7.7., 21.00 (OmU)
Conducta – Der junge Herzensbrecher
aus Havanna (Kuba 2014) R: Ernesto Daranas
D: Alina Rodríguez, Armando Valdés Freire, Silvia
Águila, Yuliet Cruz (108 min) Mit seinem Film
dringt Daranas ins Herzstück der Errungenschaften der kubanischen Revolution vor
und verbindet Sozialkritik mit richtigem
Gefühlskino. „Conducta“ ist die Geschichte
des elfjährigen Chala und einer engagierten
Lehrerin und wurde zu einem der erfolgreichsten Spielfilme des Landes überhaupt.
Sa 15.8., 20.30
Deine Schönheit ist nichts wert (Ö/TR
2012) R: Hüseyin Tabak D: Abdulkadir Tuncer,
Nazmi Kirik, Lale Yavas, Orhan Yilrim, Yüsa
Durak, Susi Stach, Branko Samarovski (86 min)
Veysel ist neu in einem fremden Land, sein
Alltag geprägt von Sprachlosigkeit: In der
Schule fehlen ihm die deutschen Worte, zu
Hause herrschen Streit und Angst vor der
Abschiebung. Glücksmomente gibt es nur in
der Fantasie – mit deren Hilfe sich der zwölfjährige Bub an die Seite seiner Mitschülerin
Ana träumt. Genauso schönes wie seltenes
Beispiel für migrantisches Kino aus Österreich. Di 18.8., 20.30
Down by Law (USA 1986) R: Jim Jarmusch D:
Tom Waits, John Lurie, Roberto Benigni, Nicoletta Braschi (107 min) Ein minimalistisches
Märchen, die Geschichte klingt wie ein Witz:
Treffen sich Tom Waits, John Lurie und Roberto Benigni in einer Gefängniszelle ... und
beschließen auszubrechen. Auf dem Weg
durch die unwegsamen Sümpfe von Louisiana lernen sie Frauen kennen, man zitiert
Walt Whitman und streitet sich um Eiscreme.
Jarmusch nennt den von Robby Müller
bestechend in Schwarzweißbilder gesetzten
Film eine Art „neo-beat-noir-comedy“. Na,
ja, macht nichts. Ist trotzdem ziemlich lustig.
(Michael Omasta) So 26.7., 21.00 (OmU)
Edward mit den Scherenhänden / Edward
Scissorhands (USA 1990) R: Tim Burton D:
Johnny Depp, Dianne Wiest, Vincent Price,
Winona Ryder, Alan Arkin, Anthony Michael
Hall (101 min) Es war einmal in der amerikanischen Vorstadt, als im Labor eines Erfinders
ein mit Scheren statt Händen bestücktes
menschliches Wesen das Licht der Welt
erblickt. Edward macht als Punk der Saison
Furore, gerät aus Liebe zu der schönen Kim
auf die schiefe Bahn, um am Schluss aber
doch ... well, you get the picture. Wohlig
gruseliges Märchen mit Happyend. Fr 14.8.,
20.30 (OmU)
Einer nach dem anderen / Kraftidioten /
In Order of Disappearance (NOR/SWE/DK
2014) R: Hans Petter Moland D: Stellan Skarsgard, Bruno Ganz, Pal Sverre Hagen, Birgitte
Hjort Sorensen, Gard B. Eidsvold (115 min) Nils
ist in der Gemeinde für die Schneeräumung
zuständig. Als sein Sohn an einer Überdosis
Heroin stirbt, macht er sich auf die Suche
nach den vermeintlichen Mördern. Eine wahre Paraderolle für Stellan Skarsagrd – dazu
eine blutig-schwarze Komödie voll großer
Bilder einer winterlich-weißen, schier endlos
wirkenden Landschaft. Mo 6.7., 21.00
Das ewige Leben (Ö/D 2015) R: Wolfgang
Murnberger D: Josef Hader, Tobias Moretti, Nora
von Waldstätten, Roland Düringer, Hary Prinz,
Margarethe Tiesel, Johannes Silberschneider
(123 min) Der vierte Brenner-Krimi nach Wolf
Haas führt den vom Leben angezählten
Privatdetektiv (Hader) zurück nach Graz und
mitten in eine blöde Geschichte aus der Zeit
auf der Polizeischule hinein. Einer seiner beiden damaligen Haberer wird ermordet, der
andere leitet als Chef der Kriminalpolizei die
Ermittlung; außerdem ist er mit einer Ärztin
verheiratet, die seine Tochter sein könnte ...
oder die vom Brenner. Ein moderner Noir, der
härteste, schwärzeste Film der Serie bisher.
Sa 25.7., 21.00
Fargo (USA 1996) R: Joel und Ethan Coen D:
Frances McDormand, William H. Macy, Steve
Buscemi, Harve Presnell, Peter Stormare
(98 min) Minnesota, tiefste Provinz. Aus
reiner Geldnot beschließt Jerry Lundegaard,
seine Frau von zwei Gaunern entführen zu
lassen und seinen reichen Schwiegervater zu
erpressen. Marge Gunderson, die neue, dazu
noch hochschwangere Polizeichefin vor Ort,
wird mit ihrem allerersten Fall betraut. „Es ist
unser erster realistischer Film“, behaupteten
die Coen-Bros. damals, „daher ist es eine
Komödie.“ Jessas! So 19.7., 21.00 (OmU)
Das finstere Tal (D/Ö 2013) R: Andreas Prochaska D: Sam Riley, Paula Beer, Tobias Moretti,
Hans-Michael Rehberg, Clemens Schick, Florian
Brückner (114 min) Das finstere Tal wird Ende
des 19. Jahrhunderts von einem finsteren
Clan beherrscht. Kurz vor Einbruch des
Winters reitet ein Fremder aus Amerika ein,
der sich Greider nennt, einen fotografischen
Apparat und (versteckt) eine Winchester mit
sich führt, und der schon lang eine Rechnung
mit dem alten Brenner und seinen sechs
Söhnen zu begleichen hat. Straight erzählter
Spätwestern aus den Alpen, der mehr auf die
klassischen Tugenden des Genres als auf Zitate und Ironie hält. Schon recht so. (Michael
Omasta) Sa 4.7., 21.00
Fitzcarraldo (BRD 1981) R: Werner Herzog D:
Klaus Kinski, Claudia Cardinale, José Lewgoy,
Miguel Ángel Fuentes, Paul Hittscher (158 min)
Der blonde Titelheld, „ein Eroberer des Nutzlosen“, der um jeden Preis die große Oper
ins unberührte Amazonasgebiet bringen
möchte und dafür schon auch einmal ein
Schiff quer durch den Dschungel ziehen lässt,
scheitert in seinem Bemühen letztlich an der
Natur und den Indios. Während des Drehs zu
diesem genialischen Opus magnum lieferten
sich Filmemacher Werner Herzog und der
manische Klaus Kinski einen Kampf bis aufs
Messer. So 28.6., 21.00 (OmU)
Foxcatcher (USA 2014) R: Bennett Miller D:
Channing Tatum, Mark Ruffalo, Steve Carell,
Vanessa Redgrave, Sienna Miller (134 min) Auf
uramerikanische Weise quasi amerikakritisches Sportlerdrama rund um Mark und
Dave Schultz, die Wrestling-Olympia-Sieger
von 1984, die für das Team eines spinnerten
Fotos: Tobis, Rise and Shine, Thimfilm
SPECIAL
Milliardärs und Patrioten noch einmal in den
Ring steigen sollen, doch korrumpiert das
Kapital die familiären Verhältnisse genauso
wie den Sport. Sehenswert vor allem wegen
Channing Tatum und Mark Ruffalo als ringendem Brüderpaar. Mo 20.7., 21.00
Frances Ha (USA 2012) R: Noah Baumbach
D: Greta Gerwig, Mickey Summer, Michael
Esper, Adam Driver, Michael Zegen, Charlotte
d’Amboise (86 min) Brooklyn. Frances. Tanz.
Sie ist Ende 20, will immer weitertanzen,
am liebsten mit Sophie, am liebsten auch
beruflich. Dann taucht Benji auf. Alles könnte
anders werden, aber soll es das? Schwarzweiß, irgendwie Nouvelle Vague. Großartig
Greta Gerwig! In einer ihrer aller schönsten
Szenen tänzelt sie zu Bowies „Modern Love“
den Gehsteig entlang wie einst Denis Lavant
in Leos Carax’ poetischem Kultfilm „Mauvais
sang – Die Nacht ist jung“. Do 9.7., 21.00 (OmU)
Frühstück bei Tiffany / Breakfast at
Tiffany’s (USA 1961) R: Blake Edwards D:
Audrey Hepburn, George Peppard, Patricia Neal,
Buddy Ebsen, Martin Balsam, Mickey Rooney
(115 min) Den Joghurtbecher in der Hand, die
Augen hinter der Sonnenbrille verborgen,
wirft Holly Golightly begehrliche Blicke in
das funkelnde Schaufenster von New Yorks
größtem Juweliergeschäft: Tiffany. Eine
Romantic Comedy avant la lettre, welche die
bezaubernde Audrey Hepburn auf dem Höhepunkt ihrer Karriere zeigt und den Beginn
der Beatnik-Ära im Hollywoodkino markiert.
So 6.9., 20.00 (OmU)
A Girl Walks Home Alone at Night (USA
2014) R: Ana Lily Amirpour D: Sheila Vand,
Arash Marandi, Dominic Rains, Mozhan Marno
(99 min) Bad City, eine Geisterstadt im Iran,
ist Schauplatz dieses Horrorfilms, der auf
Schwarzweiß, Retro-Styling und SpaghettiWestern-Musik setzt. Niemand kennt das
bedrohliche Geheimnis jenes Orts: Es lauert
im Dunkel der Nacht, ist einsam und trinkt
menschliches Blut. Do 3.9., 20.00 (OmU)
Good Morning, Vietnam (USA 1987) R: Barry
Levinson D: Robin Williams, Forest Whitaker, Tung Thanh Tran, Chintara Sukapatana,
Bruno Kirby, Robert Wuhl, J.T. Walsh (121 min)
Goooooooood morning, Vietnam! Adrian,
der neue DJ eines US-Soldatensenders
in Saigon 1965, handelt sich mit seinen
frechen Sprüchen schnell Ärger mit seinen
Vorgesetzten ein und wird zum Liebling
des GI-Publikums. Angesichts der ständigen Todesgefahr sind Adrians zynische
Wortsalven eine willkommene Abwechslung
zu den MG-Salven des Vietcong. Im Part des
anarchischen Dauerquatschers brilliert Robin
Williams. Sa 8.8., 20.30
Der Gott des Gemetzels / Carnage (F/D/
PL/E 2011) R: Roman Polanski D: Jodie Foster,
Kate Winslet, Christoph Waltz, John C. Reilly
(79 min) Wer nicht raus kann, lässt viel raus –
Klaustrophobie ist ein Ort der Wahrheit: eine
Binsenweisheit. An der ist so viel gar nicht
dran, aber sie ist dankbar darzustellen. Darin
brilliert Roman Polanski seit jeher, zuletzt mit
„Der Ghostwriter“; sein neuer Film „Carnage“
(nach dem Bühnenstück von Yasmina Reza,
die das Skript mitverfasste) hat eine New
Yorker Mittelklassewohnung zum einzigen
Schauplatz. Dort einigen zwei Ehepaare Mitte vierzig sich zu Beginn über den Wortlaut
einer Sachverhaltsdarstellung, nachdem der
Filius des einen dem des anderen im Park
einen Zahn ausgehaut hat; eben will das
eine Paar gehen, da setzt ein Prozess ein, der
KINO AM DACH
Gaunerkomödie ohne Genierer: „American Hustle“ mit Christian Bale
Da fliegt mir doch das Blech weg! Premiere der Doku „Brasslands“
Heimischer Western: „Der Grenzgänger“ in memoriam Florian Flicker
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in Echtzeit auf schiefer Ebene abläuft. (Dr.
Robnik) Di 4.8., 20.30
Gott verhüte! / Svećenikova djeca (CRO/
SRB 2013) R: Vinko Brešan D: Krešimir Mikić,
Nikša Butijer, Marija Škaričić, Inge Appelt, Petar
Atanasoski, Ana Begić (93 min) Fabian soll auf
einem dalmatischen Inselchen die Nachfolge
des alten Dorfpfarrers antreten. Als ihm die
geringe Geburtenrate auf dem Eiland auffällt,
hat der junge Geistliche seine Bestimmung
gefunden: Gläubigervermehrung statt Beerdigungsalltag! Ein himmlischer Spaß quasi.
Mo 13.7., 21.00
Grenzgänger (Ö 2012) R: Florian Flicker
D: Andreas Lust, Andrea Wenzl, Stefan Pohl
(88 min) Karl Schönherrs „Weibsteufel“ im
österreichischen Grenzland kurz nach der
Jahrtausendwende. Im wilden Sumpfgebiet
der March-Au haben sich Hans und Jana eine
kriminelle Idylle eingerichtet, die kippt, als
ein junger Wehrdiener dem Paar das Handwerk legen soll. Eine straighte, sehens- und
auch hörenswerte Angelegenheit – das Score
zum Film stammt von Eva Jantschitsch (aka
Gustav)! Mo 29.6., 21.00
Gruber geht (Ö 2015) R: Marie Kreutzer D:
Manuel Rubey, Bernadette Heerwagen, Doris
Schretzmayer, Harald Windisch, Pia Hierzegger (104 min) Werbefuzzi Johnny Gruber
– glatte Schale, hohler Kern – erfährt seine
Menschwerdung: Jobverlust, Krebsdiagnose,
schwangere Zufallsbekannte und ein paar
Bob-Dylan-Songs helfen dabei. Routiniert in
Szene gesetzte Verfilmung des Debütromans
von Doris Knecht, an der vor allem Manuel
Rubeys entspannte Vorstellung in der Rolle
des Titel-Ekels überzeugt. Do 18.6., 21.00
Guardians of the Galaxy (USA 2014) R:
James Gunn D: Chris Pratt, Zoe Saldana,
Michael Rooker, John C. Reilly, Glenn Close,
Benicio Del Toro (121 min) Nachdem er eine
geheimnisvolle Kugel gestohlen hat, wird
Peter Quill zum Opfer einer intergalaktischen
Kopfgeldjagd und haut sich mit vier anderen
Marvel-Figuren auf ein Packl: darunter – als
größtes Plus des ganzen Tschingbums – ein
gewitzter Waschbär mit der Stimme von
Bradley Cooper! Der Blockbuster des Sommers 2014. Sa 18.7., 21.00
La Guarimba Short Film Night (I 2013) R:
diverse (85 min) Komödien, große Namen,
kleine Dramen: kurzweiliges, abwechslungsreiches Programm mit einigen Favorites des
Guarimba Festivals in Amantea, Kalabrien.
Gezeigt werden rezente Kurzfilme von Dario
Samuele Leone: „Dreaming Apecar“ (mit
Lorenza Indovina und Mircea Andreescu),
Angelo Cretella: „Emilio“ (mit Nandu Popu als
schwergewichtigem Buben), Vito Palmieri:
„Matilde“ (mit der kleinen Matilde da Silva
und Luca Di Costanzo als ihrem schnurrbärtigem Lehrer), Gerard Monaco: „Gli zii“ (mit
Natasha Coppola-Shalom und Nick Haverson)
sowie Benedetta Panissons dokumentarischer Essay „Come to Venice“. Fünf Österreichpremieren! Mi 22.7., 21.00 (OmenglU)
Hallam Foe – This Is My Story (GB 2007) R:
David Mackenzie D: Jamie Bell, Sophia Myles,
Ciarán Hinds, Jamie Sives, Maurice Roeves,
Ewen Bremner (96 min) Jamie Bell, der sich
vor ein paar Jahren als „Billy Elliot“ in die
Herzen des Arthauspublikums tanzte, ist
inzwischen groß genug für die Darstellung
eines ödipalen Cross-Dressers und Voyeurs.
Drehbuch und Regie von David Mackenzie allerdings führen, von 31 Pop-Tracks
untermalt, die komplexe Persönlichkeit nur
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allzu geflissentlich der Seelenheilung zu:
Vom widerspenstigen Baumhausbewohner
er/wächst Hallam zum beziehungsfähigen
Großstadtdandy. Do 25.6., 21.00 (OmU)
Harold and Maude (USA 1972) R: Hal Ashby
D: Bud Cort, Ruth Gordon, Ellen Geer, Cyril
Cusack, Vivian Pickles (91 min) Der mindestens
so wohlhabende wie depressive Harold
findet durch seine Freundschaft zu der
steinalten, lebensfrohen Maude (umwerfend: Ruth Gordon!) zurück ins Leben. Sanft
anarchischer Komödienklassiker, der die
verträumte Lebenslust der Blumenkinder der
späten 1960er beschwört und mit seinem ungleichen Paar das Glück einer unangepassten
Existenz feiert. So 2.8., 20.30 (OmU)
The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben (GB 2014) R: Morten Tyldum
D: Benedict Cumberbatch, Keira Knightley,
Matthew Goode, Charles Dance, Roroy Kinnear
(113 min) Unter der Führung des grenzgenialen Mathematikers Alan Turing tüftelt
1940 in Bletchley Park nahe London ein
Wissenschaftlerteam daran, Enigma, die
Chiffriermaschine der Nazis, zu knacken.
Morten Tyldum, dessen englischsprachiges
Debüt für ganze acht Oscars nominiert
wurde, kann sich nicht nur auf eine außergewöhnliche Erzählung verlassen, die Turings
lang verheimlichte Homosexualität mit den
gesellschaftlichen Restriktionen der damaligen Zeit kurzschließt. „The Imitation Game“
profitiert vor allem vom Spiel seines smarten
Hauptdarstellers Mr. Cumberbatch. Do 30.7.,
21.00 (OmU)
Inside Llewyn Davis (USA 2013) R: Joel und
Ethan Coen D: Oscar Isaac, Carey Mulligan, John
Goodman, Garrett Hedlund, Justin Timberlake,
Max Casella (105 min) In Greenwich Village
anno 1961 sucht der junge Folksänger
Llewyn Davis nach Anerkennung. Er ist
mittel- und erfolglos, man könnte es aber in
einem Film der Coen-Brüder auch wesentlich
schlimmer erwischen. Die gemeinen
Gebrüder scheinen diesmal eher melancholisch als maliziös gestimmt. Im besten Sinn
traditionsbewusstes Schauspielerkino. Mo
17.8., 20.30
The Interview (USA 2014) R: Evan Goldberg,
Seth Rogen D: James Franco, Seth Rogen,
Randall Park, Lizzy Caplan, Tommy Chang (109
min) Dave und Aaron, zwei Late-Night-Talker,
kriegen ein Interview mit Kim Jong-un – und
von der CIA den Auftrag, den nordkoreanischen Diktator um die Ecke zu bringen.
Dass diese Komödie, deren brachialer Humor
wie gewohnt unter die Gürtellinie zielt, ums
Haar sogar eine internationale Krise verursacht hätte, ist freilich der mit Abstand beste
Gag von allen. Di 1.9., 20.00
Das Leben des Brian / Monty Python’s
Life of Brian (GB 1979) R: Terry Jones D:
Terry Gilliam, John Cleese, Eric Idle, Michael
Palin, Terry Jones, Graham Chapman (94 min)
Ein Nachbar Jesu wird von dessen wilden
Jüngern zum Märtyrer gemacht. „Ein kalauerndes Wechselbad von kecken Gags und
degoutanten Einfällen, zum Schluss offen
zynisch und in manchen Szenen, wohl nicht
nur für christliches Empfinden, sehr befremdlich“, so die katholische Filmkommission über
dieses absolute Meisterwerk der britischen
Filmkomödie. Jessasna! (Michael Omasta) So
21.6., 21.00 (OmU)
Das Leben ist ein Wunder / Život je čudo
(F/Serbien 2004) R: Emir Kusturica D: Slavko
Štimac, Nataša Šolak, Vesna Trivalić, Vuk Kostić
(154 min) Ein serbischer Eisenbahningenieur, seine Frau, eine Opernsängerin,
und ihr gemeinsamer Sohn werden 1992
mitten in der bosnischen Provinz vom
Ausbruch des Krieges überrascht. – „Was
sich während des Krieges ereignete, war von
Shakespeare’schen Ausmaßen, aber ich habe
versucht, die Dinge aus meinem Blickwinkel
zu betrachten, was bedeutet, dass dabei
KINO AM DACH
auch viele Aspekte des Lebens eine Rolle
spielen, die lustig oder ironisch sind“ (Kusturica). Di 30.6., 21.00 (OmU)
Love Steaks (D 2013) R: Jakob Lass D: Lana
Cooper, Franz Rogowski, Maik Riedel, Kerstin
Abendroth, Eric Popp, Daniela Adenauer (89
min) Drehbuch gab’s keines, nur Plotsituationen, um die herum improvisiert wurde.
„Love Steaks“ erzählt die Geschichte einer
Amour fou – zwischen Clemens, dem schüchternen Masseur in einem Wellnesshotel an
der Küste, und der ungestümen Lara, die
Köchin ist und ein Alkoholproblem hat.
Stilistisch schaut der Film von Szene zu Szene
anders aus, aber die Darsteller überzeugen
– selbst wenn sie im Kühlraum nackt über
die Phänomenologie diverser Schwänze
diskutieren. (Michael Omasta) Di 11.8., 20.30
Madame Mallory und der Duft von Curry
/ The Hundred-Foot Journey (USA 2014) R:
Lasse Hallström D: Helen Mirren, Rohan Chand,
Manish Dayal, Amit Shah, Farzana Dua Elahe,
Dillon Mitra, Charlotte Le Bon (122 min) In
der französischen Kleinstadt bahnt sich ein
Kleinkrieg zwischen der Inhaberin eines bekannten Gourmetrestaurants und dem Koch
eines indischen Lokals an. – „Französischindische Aromen umwölken appetitliche
Nahrungsmittel-Close-ups und die Besetzung ist erfreulich. Selbst das superkitschige
Ende passt zu diesem Küchenmärchen wie
Mousse au Chocolat auf die Dessertkarte.“
(Sabina Zeithammer) Mo 27.7., 21.00
Die Mafia mordet nur im Sommer / La
mafia uccide solo d’estate (I 2013) R: Pif (d.i.
Pierfrancesco Diliberto) D: Cristiana Capotondi,
Pif, Ginevra Antona, Alex Bisconti, Claudio Gioè,
Ninni Bruschetta (90 min) Eine bitterböse
Komödie um den aufstrebenden Journalisten
Arturo, der in Palermo aufgewachsen ist.
Schon seit dem Tag seiner Geburt, an dem –
ausgerechnet – ein Mafioso zum Bürgermeister der Stadt gewählt wurde, ist ihm
die Allmacht und Allgegenwart der Mafia
bewusst. Als sich Arturos düstere Theorien
bewahrheiten, droht er Flora, seine große
Liebe, zu verlieren – dass die Mafia nur im
Sommer mordet, erweist sich als frommer
Wunsch und bloßer Kinderglaube. Österreichpremiere! Mi 8.7., 21.00 (OmU)
Maman und Ich / Les garçons et Guillaume, à table! (F 2013) R: Guillaume Gallienne D:
Guillaume Gallienne, André Marcon, Françoise
Fabian, Diane Kruger, Nanou Garcia (85 min)
Guillaume fühlt sich als das Mädchen, das
seine Mutter nach zwei Söhnen bekommen
wollte: Er treibt den Vater durch seine Unsportlichkeit und seine Verkleidungen als Sisi
zum Wahnsinn und ist ständig auf der Suche
nach seiner (sexuellen) Identität. „Galliennes
Lebensrevue spielt unerschrocken mit
Klischeebildern. Sie zu unterlaufen, bereitet
dem Schauspieler-Regisseur ein diebisches
Vergnügen. Sein Plauderton ist verführerisch.
Auch als Autor ist er ein Chamäleon, versucht
sich mit Einzeilern à la Woody Allen (‚Spanien
ist hässlicher als Le Havre – so das möglich
ist‘) und wiegt das Publikum in der Gewissheit, dass keine Lebenssituation so kompliziert sein kann, dass ihr mit boulevardeskem
Elan nicht beizukommen wäre.“ (Gerhard
Midding) Mi 26.8., 20.30 (OmU)
The Master (USA 2012) R: Paul Thomas
Anderson D: Joaquin Phoenix, Philip Seymour
Hoffman, Amy Adams, Ambyr Childers, Laura
Dern (138 min) Philip Seymour Hoffman gibt
den lose an Scientology-Gründer L. Ron Hubbard angelehnten charismatischen Meister,
Joaquin Phoenix seinen unberechenbaren
Schüler: Zwei einander ergänzende Pole,
die je nach Zeitpunkt und Zustand einander
anziehen oder abstoßen. Zusammen verkörpern sie all das, was Autor und Regisseur
Anderson unter der gesellschaftspolitischen
Decke Nachkriegsamerikas zu finden vorgibt:
Obrigkeitsglaube und Rebellentum, echte
Zukunftsängste und falsche Propheten,
Gemeinschaftsdenken und Individualistenwahn. (Michael Pekler) Sa 11.7., 21.00
Mommy (CAN/F 2014) R: Xavier Dolan D:
Antoine-Olivier Pilon, Anne Dorval, Suzanne
Clément, Patrick Huard (138 min) Ein schwererziehbarer Teenager namens Steve, seine
resolute Mutter Diane und eine stotternde
Lehrerin sind die Hauptfiguren dieses familiären Dramas von Xavier Dolan, das beim
Festival in Cannes den Preis der Jury erhielt.
Dabei lässt „Mommy“, in dem der Regisseur
erstmals nicht auch selbst die Hauptrolle
spielt, den jungen Kanadier als etwas zu sehr
von seiner Genialität überzeugten Filmemacher erkennen. Sa 22.8., 20.30
Monsieur Claude und seine Töchter /
Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu? (F 2014)
R: Philippe de Chauveron D: Christian Clavier,
Chantal Lauby, Ary Abittan, Medi Sadoun,
Frédéric Chau (97 min) Seine drei Schwiegersöhne bekommen Monsieur Claude gar nicht
gut: Ein Araber, ein Jude und der Chinese
stürzen den konservativ-katholischen Franzosen ins Unglück, aber dass seine Jüngste
einen katholischen Nigerianer ehelichen will,
ist dann doch zu viel. Regisseur de Chauveron inszeniert mit Wortwitz und Tempo und
blickt dabei immer gerade so weit über den
Tellerrand der Political Correctness, dass ihm
nie die Gefahr eines Absturzes droht. Ein
wahrer Kassenhit. Mi 24.6., 21.00 (OmU)
Moonrise Kingdom (USA 2012) R: Wes Anderson D: Bruce Willis, Edward Norton, Bill Murray,
Tilda Swinton, Harvey Keitel, Frances McDormand, Jason Schwartzman (95 min) Neuengland anno 1965. Ein zwölfjähriger Pfadfinder
brennt mit seiner Freundin durch. Bald steht
der ganze Ort Kopf und eine fieberhafte
Suche nach den Ausreißern beginnt, bei der
sich die Erwachsenen kindischer aufführen
als das romantisch veranlagte junge Paar.
Very, very tweet! Di 23.6., 21.00
Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit /
Still Life (GB/I 2013) R: Uberto Pasolini D: Eddie
Marsan, Joanne Froggat, Karen Dury, Andrew
Buchan (92 min) Mr. May ist ein akribischer Beamter, dessen Aufgabe es ist, Hinterbliebene
von vereinsamt verstorbenen Menschen ausfindig zu machen. Als sein Arbeitsplatz einer
Strukturreform zum Opfer fällt, muss er noch
einen letzten Fall abschließen. – Kauzige britische Tragikomödie, in der Hauptrolle glänzt
Mr. Marsan. Do 27.8., 20.30 (OmU)
My Old Lady (GB/F/USA 2014) R: Israel
Horovitz D: Kevin Kline, Maggie Smith, Kristin
Scott Thomas, Dominique Pinon (107 min)
Das hat Mathias Gold gerade noch gefehlt:
Eine 92-jährige Englischlehrerin, die auf
Leibrente das luxuriöse Anwesen bewohnt,
das ihm sein Vater vererbt hat, und die gute
Aussichten hat, noch zehn oder mehr Jahre
weiterzuleben. – Theaterautor Horovitz hat
für sein Regiedebüt „My Old Lady“ sein Stück
gleichen Titels gewählt, an dem v.a. der Dauerclinch amüsiert, in dem der abgebrannte
Autor (Kline) und die sture Lebenskünstlerin
(Smith), einst Geliebte des Vaters, miteinander liegen. Eine Tragikomödie mit Ibsen’scher
Grundierung quasi. (Michael Omasta) Mo
3.8., 20.30
Obvious Child (USA 2014) R: Gillian Robespierre D: Jenny Slate, Jake Lacy, Gaby Hoffmann, Gabe Liedman (84 min) Donna Stern
nimmt das Leben mit Humor und baut ihre
Erfahrungen im Alltag auch immer wieder
in ihre Auftritte als Stand-up-Comedian
ein – ausgerechnet am Valentinstag und den
folgenden Tagen jedoch erlebt die junge
Frau mit schönem One-Night-Stand, ungewollter Schwangerschaft und Entschluss zur
Abtreibung so viel, dass es gleich für eine
ganze Reihe von Bühnenprogrammen ausreichen dürfte! Dramödie, geschrieben von
Robespierre, Anna Bean und Karen Maine. Do
2.7., 21.00 (OF)
Oh Boy (D 2012) R: Jan Ole Gerster D: Tom
Schilling, Friederike Kempter, Michael Gwisdek,
Justus von Dohnányi, Ulrich Noethen (82 min)
Niko ist Mitte 30, nicht gerade wild entschlossen, einen Job zu finden; ein Slacker halt, der
mit sich und der Welt ziemlich im Reinen ist.
Das Einzige, was er an jenem Morgen wirklich
möchte, ist Kaffee. Kriegt er aber nicht, und
das ist der Running Gag in dieser Berliner
Ballade über das leicht prekäre Lebensgefühl
eines ziellosen Jugendlichen mit eh schon
längst überschrittenem Ablaufdatum. Hat
was, Empfehlung! (Michael Omasta) Di 28.7.,
21.00
The One I Love (USA 2014) R: Charlie McDowell D: Mark Duplass, Elisabeth Moss, Ted
Danson, Marlee Matlin (91 min) Sophie und
Ethan stehen vor den Scherben ihrer Ehe. Um
ihre Beziehung zu retten, suchen sie einen
Therapeuten auf, der ihnen zu einer Wochenendreise rät, um dem Stress zu entfliehen
und sich neu kennenzulernen. Dann jedoch
hebt Charlie McDowells witziges Regiedebüt
unerwartet ins Surreale ab. Österreichpremiere! Fr 31.7., 21.00 (OF)
Pan’s Labyrinth / El laberinto del fauno
(E/MEX 2006) R: Guillermo del Toro D: Ivana Vaquero, Sergi López, Maribel Verdú, Ariadna Gil,
Doug Jones, Alex Angulo (118 min) Opulente,
bildmächtige Gothic Fantasy vom Kampf
gegen imaginäre (menschenfressende
Fabelwesen) und wirkliche Monster (die
Ewiggestrigen aus dem Spanischen Bürgerkrieg): Die zwei Handlungsstränge kommen
auf – unvermeidlich – tragische Weise zusammen, aber del Toro bekennt sich letztlich
zur Utopie – in Sachen Mythos genauso wie
in der Politik. Do 6.8., 20.30 (OmU)
Philomena (GB 2013) R: Stephen Frears D:
Judi Dench, Steve Coogan, Sophie Kennedy
Clark, Anna Maxwell Martin, Ruth McCabe, Kate
Fleetwood, Barbara Jefford (98 min) Philomena
Lee, die im streng katholischen Irland einst
gezwungen wurde, ihr uneheliches Kind zur
Adoption freizugeben, macht sich zusammen
mit dem früheren BBC-Journalisten Martin
Sixsmith in den Vereinigten Staaten auf die
Suche nach ihrem lange verlorenen Sohn.
Das Schöne an dem Film ist die Art, wie
leichthändig Stephen Frears die Erzählung
mit Potenzial zum Rührstück in der Schwebe
hält und wie die großartige Judi Dench und
der Komiker Steve Coogan gerade wegen
ihres unterschiedlichen Stils harmonieren.
(Michael Pekler) Do 20.8., 20.30 (OmU)
The Place Beyond the Pines (USA 2012)
R: Derek Cianfrance D: Ryan Gosling, Bradley
Cooper, Eva Mendes, Rose Byrne, Ray Liotta,
Ben Mendelsohn (140 min) Motorradstuntman
auf Abwegen: Bei einem Wiedersehen mit
One-Night-Stand Romina erfährt Luke, dass
er Vater eines kleinen Buben ist, und beginnt
Banken auszurauben, um für seinen Sohn zu
sorgen – bis eines Tages ein Coup schiefläuft
und er von einem ehrgeizigen Kleinstadtcop gestellt wird. Bisserl sehr ausführliches
Drama von Regisseur und Koautor Derek
Cianfrance, dessen „Blue Valentine“ (2009)
noch in guter Erinnerung ist. Sa 29.8., 20.30
Plötzlich Gigolo / Fading Gigolo (USA
2013) R: John Turturro D: Woody Allen, John
Turturro, Sharon Stone, Liev Schreiber (98
min) Ein Eitelkeitsprojekt der charmanteren
Sorte: Charakterdarsteller John Turturro
spielt in seiner zweiten Regiearbeit einen
Blumenhändler in New York, der zum Callboy
wird. Woody Allen gibt seinen Freund und
Zuhälter (Nom de guerre: Dan Bongo), seine
illustren Kundinnen werden gespielt von
Sofia Vergara, Sharon Stone und Vanessa
Paradis. Fr 19.6., 21.00 (OmU)
Pride (GB 2014) R: Matthew Warchus D: Bill
Nighy, Dominic West, Andrew Scott, George
MacKay, Faye Marsay, Freddie Fox (120 min) Um
die Schließung ihrer Zeche durch Margaret
Thatchers Regierung zu verhindern, treten
Fotos: Constantin, Filmladen, B24
SPECIAL
auch die Bergarbeiter in einem walisischen
Dorf in den Streik. Unterstützung in ihrem
Kampf erhalten sie – oh, wie peinlich! – von
einer schwul-lesbischen Aktivistengruppe
aus London, die Spenden zu sammeln beginnt. Sehenswert. Fr 4.9., 20.00 (OmU)
Pulp Fiction (USA 1994) R: Quentin Tarantino
D: John Travolta, Uma Thurman, Samuel L.
Jackson, Bruce Willis, Harvey Keitel, Tim Roth,
Amanda Plummer, Ving Rhames (154 min)
Episoden aus der Unterwelt von Los Angeles:
Zwei Killer müssen eine Leiche loswerden,
ein Pärchen überfällt ein Restaurant und
ein alternder Boxer riskiert sein Leben für
seine vom Vater vererbte Uhr. „The thing is
that I steal from every movie ever made“,
bekennt Quentin Tarantino. Pulp, das ist
jenes billige Papier, auf dem die Geschichten
von Chandler und Hammett in den 1920ern
gedruckt wurden: „Pulp Fiction“, endlose
Spaßmaschine und wahrer Kultfilm, ist auch
und vor allem ein Fest für John Travolta und
seine Fans. Fr 26.6., 21.00 (OmU)
Die Reifeprüfung / The Graduate (USA
1967) R: Mike Nichols D: Anne Bancroft,
Dustin Hoffmann, Katharine Ross, William
Daniels, Elizabeth Wilson (102 min) Ben, ein
naiver Collegeboy, lernt dank der deutlich
älteren Mrs. Robinson nicht nur die Liebe
kennen, sondern gewinnt auch genügend
Selbstbewusstsein, um sich auch noch in
deren Tochter zu verlieben. Der Sensationserfolg des Jahres 1967, in dem der beinah
noch unbekannte Dustin Hoffman zum
Sprachrohr der rebellischen Jugend wurde.
Modisch-schick in Szene gesetzt, mit einigen
berühmten Songs von Simon & Garfunkel. Fr
7.8., 20.30 (OmU)
Requiem for a Dream (USA 2000) R: Darren
Aronofsky D: Jared Leto, Jennifer Connelly,
Marlon Wayans, Ellen Burstyn, Christopher
McDonald (102 min) Coney Island. Die mehr
halluzinierte als erzählte Geschichte eines
kleinen Dealers namens Harry, der mit seinen
Kumpanen unablässig auf der Suche nach
dem nächsten Schuss ist. – Aronofsky, bedeutendster Manierist des US-Kinos unserer
Tage, setzt Hubert Selbys Jrs. gleichnamigen
Roman unter Dauereinsatz von Weitwinkeloptik und extremen Close-ups zu den beunruhigenden Klangskulpturen des Kronos
Quartets in Szene. Fr 28.8., 20.30 (OmU)
Selma (USA 2014) R: Ava DuVernay D: David
Oyelowo, Carmen Ejogo, Tim Roth, Lorraine
Toussaint, Giovanni Ribisi, Alessandro Nivola,
Cuba Gooding Jr., Oprah Winfrey, Tom Wilkinson (127 min) Packendes, nüchternes Period
Picture, welches die Durchsetzung der
Bürgerrechte anno 1965 in Alabama zum
Inhalt hat. An der Spitze der Bewegung:
David Olelowo alias Dr. Martin Luther King.
Ava DuVernay verzichtet auf Großfilmattitüden, inszeniert ganz entscheidende Szenen
lieber als ein Kammerspiel und versteht sich
auf politische Analyse genauso wie auf die
Darstellung rassistisch motivierter Gewalt. Fr
24.7., 21.00 (OmU)
Snowpiercer (Südkorea/CZ/F/USA 2013) R:
Joon-ho Bong D: Chris Evans, Kang-ho Song,
Tilda Swinton, Jamie Bell, John Hurt, Octavia
Spencer, Ed Harris (126 min) Klassenkampf
nach der Apokalypse: Ein gigantischer Zug
mit den Resten der Menschheit an Bord jagt
ohne Unterlass durch die globale Eishölle.
„Snowpiercer beschreibt ein totalitäres
System, das sich aus den Widerstandsbewegungen heraus erneuert“, so Andreas Busche
im „Freitag“: „Wenn das mal keine Aktualität
besitzt.“ In jeder Hinsicht cooler Film! Sa 27.6.,
21.00
South is Nothing / Il sud è niente (I/F
2013) R: Fabio Mollo D: Vinicio Marchioni,
Miriam Karlkvist, Valentina Lodovini, Andrea
Bellisario (90 min) Grazia lebt mit ihrem
Vater und ihrer Großmutter an der Küste
von Sizilien. Eines Tages beim Tauchen
KINO AM DACH
Ein falscher Prophet: Philip Seymour Hoffman (re.) als „The Master“
„Oh Boy“, eine Berliner Ballade mit Michael Gwisdek und Tom Schilling
Grazia (Miriam Karlkvist) sucht ihren Bruder Pietro: „South is Nothing“
13
erscheint ihr unter Wasser wie im Traum ihr
Bruder Pietro, der vor einiger Zeit spurlos
verschwunden ist. Angeblich soll er zur
Arbeit nach Deutschland gegangen sein,
doch Grazia, die seither härtere, androgyne
Züge angenommen hat, ahnt, dass er Opfer
eines Verbrechens geworden ist, und macht
sich auf die Suche nach ihrem Bruder – eine
körperliche wie auch geistige Suche, die
sie ihre Weiblichkeit neu entdecken lässt.
Österreichpremiere! Mi 15.7., 21.00 (OmenglU)
La Strada – Das Lied der Straße (I 1954) R:
Federico Fellini D: Giulietta Masina, Anthony
Quinn, Richard Basehart, Aldo Silvani (105 min)
Zampano und Gelsomina, zwei Figuren, die
sozusagen Filmgeschichte schrieben. Mit
diesem Blick auf das Leben der Straßengaukler hat sich Fellini auch von seinen Wurzeln
im Neorealismus verabschiedet – und
begonnen, „eine eigenständige, persönliche
Schrift des Films“ zu entwickeln. Klassiker der
Filmkunst. Mi 1.7., 21.00 (OmU)
St. Vincent (USA 2014) R: Theodore Melfi D: Bill
Murray, Melissa McCarthy, Naomi Watts, Jaeden
Lieberher, Chris O‘Dowd, Kimberly Quinn (102
min) Unlängst in Brooklyn. Grumpy old
Vincent freundet sich widerwillig mit dem
zwölfjährigen Sohn seiner alleinerziehenden
neuen Nachbarin Maggie an. Den mürrischen
Trinker hätte Bill Murray auch noch im Schlaf
drauf, aber Naomi Watts in der Rolle des
schwangeren russischen Callgirls und LoveInterest des Titelhelden ist gleich doppelt
gestraft! Sa 20.6., 21.00
Superclassico ... Meine Frau will heiraten!
/ SuperClásico (DK 2011) R: Ole Christian
Madsen D: Anders W. Berthelsen, Paprika
Steen, Sebastián Estevanez, Adriana Mascialino
(99 min) Christian, bankrotter Weinhändler
aus Kopenhagen, fliegt mit Oscar, dem
16-jährigen Filius, nach Buenos Aires, um
sich von Anne scheiden zu lassen: Diese lebt
seit zehn Monaten in Argentinien, hat sich
als Fußballmanagerin selbstständig gemacht
und in ihren Schützling, den katholischen
Goalgetter Juan Diaz, verliebt, den sie
ehestbald zu ehelichen gedenkt. Bravourös
gespielte Culture-Clash-Comedy. (Michael
Omasta) Mo 10.8., 20.30
Die süße Gier / Il capitale umano / Human
Capital (I/F 2013) R: Paolo Virzì D: Fabrizio
Bentivoglio, Valeria Bruni Tedeschi, Matilde
Gioli, Fabrizio Gifuni, Valeria Golino (110 min)
Am Weihnachtsabend wird ein Radfahrer
von einem teuren Geländewagen von der
Straße gedrängt. Rund um diesen Fall von
Fahrerflucht entwirft Virzìs verschachteltes
Erzähltriptychon ein Sittenbild der norditalienischen Gesellschaft. „Die süße Gier“, gedreht nach einem Roman noir des US-Autors
Stephen Amidon, darf gern als freundliche
Ermunterung zum Klassenkampf verstanden
werden. Mi 19.8., 20.30 (OmU)
Eine Taube sitzt auf einem Zweig und
denkt über das Leben nach / En duva satt
på en gren och funderade på tillvaron
(SWE/NOR/F/D 2014) R: Roy Andersson D:
Holger Andersson, Nils Westblom, Charlotta
Larsson, Viktor Gyllenberg, Lotti Törnros (100
min) Alle sieben Jahre macht Roy Andersson einen Film, mit diesem nun beschließt
er seine „Trilogie über das Menschsein“.
Das titelgebende Motiv der Taube und
der Satz „Es freut mich zu hören, dass es
euch gut geht“ ziehen sich quasi als roter
Faden durch den Film. Wollte man die 39
versammelten Szenen in ihrer Gewichtung
dem Bild gleichsetzen, das der schwedische
Regisseur von seiner Spezies hat, wäre es
ein erbärmliches: Drei kleinen Geschichten
über den Tod folgt die Erzählung erfolglosen
Strebens, einsamen Trinkens, enttäuschter
Liebe, von Krieg und der Grausamkeit des
Homo sapiens. In kleinen Dosen mischen sich
zwischenmenschliche Nähe, Leidenschaft
und Freude darunter. All das zeigt Andersson
mit traumhaft-gleichmütiger Distanz. Ein
Augenschmaus ist das Raumkonzept mit
wunderbarer Tiefenschärfe und an Gemälde
erinnernden Sets, die jeweils in einer statischen Einstellung gefilmt wurden. (Sabina
Zeithammer) Sa 5.9., 20.00
Taxi Driver (USA 1976) R: Martin Scorsese D:
Robert De Niro, Cybill Shepherd, Jodie Foster,
Peter Boyle, Albert Brooks (114 min) Von
einem, der Taxi fährt – in der Welt, in der er
lebt, aber nicht leben kann, weil das, was er
von ihr sieht, nicht mit seinem Bild von der
Welt, wie sie sein sollte, übereinstimmt. –
Travis Bickle, als Vietnamveteran der personifizierte Antiheld der 1970er, jagt im Neuen
Babylon (vulgo Manhattan) nach „Reinheit“.
Eine metaphysische Fallstudie über die
Einsamkeit und unerfüllte Sehnsüchte, übers
Streben nach Ruhm und die Pornografie des
Erfolgs. Drehbuch von Paul Schrader, Klassiker. (Michael Omasta) So 12.7., 21.00 (OmU)
Die Tiefseetaucher / The Life Aquatic
With Steve Zissou (USA 2005) R: Wes Anderson D: Bill Murray, Owen Wilson, Cate Blanchett,
Anjelica Huston, Willem Dafoe, Jeff Goldblum,
Michael Gambon (119 min) Nach dem Tod seines alten Partners macht sich der Ozeanograf
Zissou auf die Jagd nach dem berüchtigten
Jaguar-Hai. – Ausstattungsverliebtes, visuell
auf Jacques Costeau anspielendes Tiefseetauchermelodram mit großer Besatzung,
oder wenn man mag: „Moby Dick“ à la
Anderson. Sa 1.8., 20.30
Und wenn wir alle zusammenziehen? /
Et si on vivait tous ensemble? (F/D 2011)
R: Stéphane Robelin D: Pierre Richard, Jane
Fonda, Claude Rich, Geraldine Chaplin, Guy
Bedos, Daniel Brühl (96 min) Annie und Jean
sind noch recht fit, Jeanne hingegen ist unheilbar krank und die Demenz ihres Gatten
Albert wird schlimmer. Als eines Tages aber
Claude, der mit beiden Paaren seit Urzeiten
befreundete Single, von seinem Sohn ins
Altersheim abgeschoben wird, beschließen
die fünf Freunde kurzerhand zusammenzuziehen. Was das Drehbuch an Originalität
vermissen lässt, macht das Ensemble mit
seinem Charme mehr als wett. Mi 29.7., 21.00
(OmU)
Verstehen Sie die Béliers? / La famille Bélier (F 2014) R: Eric Lartigau D: Louane Emera,
Karin Viard, Francois Damiens, Éric Elmosnino,
Luca Gelberg, Roxane Durand (105 min) Paula
ist die Tochter gehörloser Eltern. Sie hilft,
wenn die Familie am Markttag selbstgemachten Käse verkauft, dolmetscht, wenn
Gigi und Rodolphe wegen ihres regen Ehelebens mit Pilzerkrankung zum Arzt müssen,
und sie übersetzt, wenn das Lokalfernsehen
anrückt, um Papa zu interviewen, der fürs
Amt des Bürgermeisters kandidiert. Doch als
Paula die Musik und der Chorleiter ihr Talent
entdeckt, gerät das Familiengefüge plötzlich
ins Wanken. Unterhaltsame, formelhafte
Komödie, die sich ganz auf den Charme ihrer
Darsteller und die Chansons von Michel
Sardou verlässt: Das melodramatische Finale,
wo beides zusammenkommt, verfehlt seine
Wirkung nicht. (Michael Omasta) Mi 2.9., 20.00
(OmU)
Viva la libertà (I 2013) R: Roberto Andò D:
Toni Servillo, Valerio Mastandrea, Valeria Bruni
Tedeschi, Michela Cescon, Anna Bonaiuto (94
min) Nachdem sich der Oppositionsführer
Enrico Oliveri mitten im Wahlkampf entnervt
von den politischen Intrigen zu seiner
ehemaligen Geliebten nach Paris abgesetzt
hat, soll dessen Zwillingsbruder seine Stelle
einnehmen. Giovanni findet bald Spaß an
der Sache. Gelungene Satire. „Manchmal gibt
es gute Nachrichten aus der italienischen
Politik.“ (Gerhard Midding) Mi 12.8., 20.30
Wenn die Gondeln Trauer tragen / Don’t
Look Now (GB/I 1973) R: Nicolas Roeg D:
Donald Sutherland, Julie Christie, Hilary Mason, Massimo Serato, Renato Scarpa (110 min)
KINO AM DACH
Skandinavisch skurrile Stilübung: „Eine Taube sitzt auf einem Zweig ...“
Wes Andersons kultige „Tiefseetaucher“ Owen Wilson und Bill Murray
Bobo, Klara und Hedvig gründen eine Girl-Punkband: „Wir sind die Besten!“
Nach einer Vorlage von Daphne du Maurier:
Die todtraurige, gruselige Geschichte des
englischen Ehepaares Baxter, das nach dem
Verlust seiner kleinen Tochter in Venedig
allerhand Mysteriöses durchlebt. „Regisseur Nicolas Roeg verbindet englischen
Pragmatismus, Schauerromantik, William
Blake’sche Mystik und seine eigene gelassene Grandezza mit dem Wahnsinn der
italienischen Horror-Giallos. Ein unsagbar
schöner, kluger Film.“ (Dominik Graf) So 9.8.,
20.30 (OmU)
Whiplash (USA 2013) R: Damien Chazelle D:
Miles Teller, J.K. Simmons, Paul Reiser, Melissa
Benoist (106 min) Andrew studiert an einer
Musikhochschule in Manhattan. Malträtiert
von Terence, seinem Mentor, kämpft er sich
den Weg nach oben zum Top-Jazz-Schlagzeuger: bis das Fleisch aufreißt, die Trommel
platzt. Ein echter Kriegsfilm eigentlich. Mo
24.8., 20.30
Who Am I – Kein System ist sicher (D
2014) R: Baran bo Odar D: Tom Schilling, Elyas
M’Barek, Hannah Herzsprung, Wotan Wilke
Möhring, Trine Dyrholm (103 min) Schüchti
Benjamin und Charismatiker Max gründen
in Berlin die subversive Hackergruppe CLAY
(Clowns Laughing @ You) und geraten bald
ins Visier junger attraktiver Frauen und hartnäckiger Fahnder. Der Titel dieses Krimis
leitet sich vom Unix-Kommando whoami ab,
das auf Betriebssystemebene den Namen
des Benutzerkontos ausgibt. Di 21.7., 21.00
Wir sind die Besten! / Vi är bäst! / We Are
the Best (SWE/DK 2013) R: Lukas Moodysson
D: Mira Barkhammar, Mira Grosin, Liv LeMoyne,
Mattias Wiberg, Jonathan Salomonsson (102
min) Drei befreundete Teenager gründen in
den tiefsten 1980ern eine Girl-Punkband:
Bei einem Konzert zu Weihnachten sollen
Bobo, Klara und Hedvig erstmals vor der
ganzen Schule auftreten! Als Vorlage für
diese humorvolle und typisch schwedische
Geschichte übers Erwachsenwerden diente
Regisseur Moodysson die Comic-Erzählung
„Never Goodnight“ (2008) seiner Ehefrau
Coco. Do 23.7., 21.00 (OmU)
Withnail & I (GB 1987) R: Bruce Robinson D:
Richard E. Grant, Paul McGann, Richard Griffiths,
Ralph Brown, Michael Elphick (107 min) Wer die
Untertitel lesen muss, kriegt vom Schmäh
dieser bitterbösen Komödie, die in England
ihre eigenen Fanklubs hat, leider nur einen
Bruchteil mit. Zwei angehende Schauspieler
in Kreativpause (lies: arbeitslos) entfliehen
ihrem chaotischen, wildbewegten Dasein
im ungemütlichen Nord-London des Jahres
1969 und machen Urlaub auf dem Land – der
erst recht zum totalen Desaster wird. Schöne
Rarität! Do 13.8., 20.30 (OmU)
Zeit der Kannibalen (D 2014) R: Johannes
Naber D: Devid Striesow, Sebastian Blomberg,
Katharina Schüttler (93 min) Der moderne
Raubtierkapitalismus am Beispiel dreier
Unternehmensberater, die um die Welt
jetten. Doch mit der Zeit wird die Monotonie
des abgeschotteten Luxushotellebens durch
näherkommendes Gewehrfeuer gestört:
Draußen in den Straßen von Lagos tobt der
Taliban. Versuch einer Kapitalismuskritik in
Form der Komödie. Mi 5.8., 20.30
Zurück in die Zukunft II / Back to the Future Part II (USA 1989) R: Robert Zemeckis D:
Michael J. Fox, Christopher Lloyd, Lea Thompson, Thomas F. Wilson, Elisabeth Shue (120
min) Erneut begibt sich der 17-jährige Marty
mit seinem Freund Doc Brown und dessen
genialer Maschine auf Zeitreise: diesmal ins
Jahr 2015 und dann zurück nach 1955, wo er
ein Ereignis zu verhindern suchen muss, das
die Zukunft aller Beteiligten negativ beeinflussen würde. In der Vergangenheit freilich
wird er mit sich selbst konfrontiert, was zu
einer Reihe aberwitziger und vor allem sehr
amüsanter Komplikationen führt. So 30.8.,
20.30 (OmU)
Fotos: Polyfilm, Touchstone Pictures, TrustNordisk
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STUMM & LAUT
03.-05. Sept. 2015
FILMFEST AM COLUMBUSPLATZ
Filmbeginn ab ca. 20 Uhr | Eintritt frei! | Info: www.stummundlaut.at
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