Ann-Sophie Griebel - Hunde

Hundetrainer
Ann-Sophie Griebel
Mit dem Clicker kann man
die meisten Hunde erreichen
von Johanna Esser
Der Liebe wegen in Deutschland geblieben. Geboren und aufgewach-
„Halbe Sachen gibt es bei mir nicht.
Im Training achte ich darauf, dass die
Hundebesitzer sich auch an meine
Übungsanweisungen halten“, sagt AnnSophie Griebel deutlich.
Ein Herz für Hunde
aus zweiter Hand
„Bereits in meiner Kindheit habe ich in
Schweden immer mit Hunden aus zweiter
Hand zusammengelebt. Der Umgang mit
Am Ende der Trainingsstunde lasse ich
die Hunde miteinander spielen, dass entspannt Zwei- und Vierbeiner“, erläutert die
Hundetrainerin aus Münster.
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Das Deutsche Hunde Magazin 1/2008
sen ist Ann-Sophie Griebel in Schweden, wo sie allerdings nur bis zu ihrem
achtzehnten Lebensjahr auch wirklich lebte. Gerade volljährig, reiste die
heute 45-jährige Schwedin damals nach Deutschland, um dort als AupairMädchen zu arbeiten. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Bereits ein
Jahr später lernte sie hier in Deutschland den Mann ihres Lebens kennen
und heiratete ihn. Eine Rückkehr nach Schweden war von diesem Moment
an ausgeschlossen. Als junge Frau aus Schweden hatte Ann-Sophie Griebel
es hier zunächst jedoch nicht leicht. Ihr schwedisches Abitur wurde in
Deutschland nicht anerkannt, ein Ausbildungsplatz war schwer zu bekommen. Mit diversen Nebenjobs aller Art und der Unterstützung ihres Mannes
bestritt sie daher zunächst ihren Lebensunterhalt. Ihre kleine Familie, bestehend aus Ehemann, Sohn und drei Hunden, ist der resoluten Schwedin
das Wichtigste in ihrem Leben. „Meine Familie ist mir wichtiger als alles
andere, dafür nehme ich mir bewusst Zeit“, sagt Ann-Sophie Griebel ohne
zu zögern. Seit 1996 ist sie erfolgreiche Inhaberin der Hundeschule HundeAlltag in Münster bei Frankfurt.
Ann-Sophie Griebel und ihre
eigenen Hunde, wobei zwei der
Vierbeiner Hunde aus zweiter
Hand sind.
Ein Hund darf erst dann
ohne Leine laufen, wenn er nahezu
perfekt auf seinen Besitzer hört.
Ausnahmen gibt es bei Ann-Sophie
Griebel in dieser Beziehung nicht.
schwierigen Hunden ist für mich daher ganz
normal und nichts Besonderes. Auch von
meinen eigenen Hunden kommen zwei aus
dem Tierheim oder hatten vor mir schon
einen anderen Besitzer“, erzählt die Hundetrainerin. „Tierheimhunde liegen mir besonders am Herzen, um sie kümmere ich mich,
wann immer ich es kann. Leider haben viele
Menschen eine sehr fatale Einstellung zu
Tierheimhunden. Viele sind der Meinung,
dass man einen Tierheimhund zu
sich holen kann, ihn aber auch
genauso einfach wieder abgeben
kann. Ganz nach dem Motto: Es
ist ja nur ein Tierheimhund! Der
Grund für das Zurückbringen der
Hunde liegt fast immer in der
falschen Einschätzung der Vierbeiner.
Ein Tierheim ist ein Niemandsland für Hunde, sie haben dort
kaum Bindung an einen Menschen, keine wirkliche Bezugsperson. Im eigenen Zuhause können sich solche Hunde dann ganz
anders entwickeln. Gerade solche
Hunde brauchen sehr deutliche
Grenzen, besonders am Anfang.
Vielen Menschen ist das aber
nicht bewusst, sie denken genau
andersherum. Der ach so arme
Hund aus dem Tierheim bekommt
meist zunächst gar keine Grenzen,
darf alles und wird mit Samthandschuhen angefasst. Viele Hunde
haben so die Möglichkeit, sich
innerhalb kürzester Zeit sämtliche
Privilegien innerhalb der Familie
zu erarbeiten. Und diese Privilegien will der Hund dann, aus seiner Sicht verständlich, nach einer
bestimmten Zeit natürlich nicht mehr abgeben. Konflikte sind da natürlich vorprogrammiert“, weiß die erfahrene Hundetrainer zu
berichten.
Hundeschule Hunde-Alltag
Seit über zehn Jahren ist Ann-Sophie Griebel
stolze Inhaberin ihrer eigenen Hundeschule,
der Hundeschule Hunde-Alltag. Zwar hat
Technische Exaktheit im Training
und jede Menge Einfühlungsvermögen
für Menschen und Hunde gehören zu den
Stärken von Ann-Sophie Griebel.
sie keinen eigenen Hundeplatz, doch trainiert sie ohnehin am liebsten im wirklichen
Leben. „Ich trainiere immer dort, wo die
wirklichen Probleme auch im Alltag auftreten. Je nach Trainingssituation suche ich die
passende Ablenkung. Natürlich sichere ich
jede Trainingssituation immer so ab, dass
keine Gefahren für andere Menschen oder
Hunde entstehen können“, sagt Ann-Sophie
Griebel unmissverständlich.
Trainiert wird nur in kleinen Gruppen bis zu
maximal acht Mensch-Hund-gespannen.
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Hundetrainer
„Meine Hundeschule besteht aus mir und
meinen zwei Mitarbeiterinnen. Es ist eine
kleine, aber dafür sehr feine Hundeschule.
Die individuelle Beratung und Betreuung
von Menschen und ihren Hunden ist mir
sehr wichtig, eine Massenabfertigung gibt
es hier nicht. Das bedeutet, dass hier außer
den Einzelstunden auch nur in sehr kleinen
Gruppen trainiert wird. Zwei, vier, sechs
oder acht Teilnehmer – größere Gruppen
gibt es in meiner Hundeschule nicht“, erklärt
die Hundetrainerin ihre Arbeitseinstellung.
„Besonders viel Freude bereitet mir die
Arbeit mit den Hundebesitzern von morgen
- mit unseren Kindern. Ich gehe regelmäßig
mit meinen Hunden in Schulen und Kindergärten, um Kindern den richtigen Umgang
mit Hunden näherzubringen. Die Kinder
erfahren hier durch hören, sehen und fühlen
alles über Hunde und deren Verhalten. Das
Ziel dieser Arbeit ist, dass Kinder ein normales Verhältnis zu Hunden entwickeln. Ich
liebe Kinder über alles, daher ist mir diese
Arbeit besonders wichtig“, gesteht die sympathische Schwedin.
Hundeerziehung ohne Gewalt
„Hundeerziehung ohne Gewalt bedeutet
für mich keine antiautoritäre Erziehung. Es
bedeutet lediglich, dass ich in der Erziehung,
Ausbildung und Korrektur von Hunden ohne
schmerzverursachende Hilfsmittel arbeite. Mit
einem Sprühgerät oder einem Stachelhalsband
würde ich also niemals arbeiten. Auch würde
ich niemals körperlich Gewalt anwenden, das
heißt, ich würde Hunde niemals schlagen oder
treten“, sagt sie sehr deutlich. „Mit Halti, 5Meter-Leine, Schleppleine und wenn es nicht
anders geht mit der Disc, arbeite ich hingegen
sehr häufig und gerne. Gerade aufgrund der
heutigen Lebenssituation vieler Hunde, bin ich
bei meiner Arbeit mit Menschen und Hunden
sehr genau und penibel. Hunde, die nicht
hören, dürfen auch nicht ohne Leine laufen.“
„Gewalt gibt es bei mir
nicht in der Hundeerziehung
- darauf lege ich allergrößten Wert!“
„Gemeinsam mit meiner betagten Lady
habe ich schon vielen Kindern die Angst vor
Hunden nehmen können“, sagt Ann-Sophie
Griebel mit einem stolzen Blick auf ihre alte
Retriever-Hündin.
Clicker als vielseitiges Hilfsmittel
„Mit dem Clicker arbeite ich besonders
gerne. Mit diesem Hilfsmittel kann man die
meisten Hunde erreichen, vorausgesetzt, man
beherrscht das richtige Timing. Gerade bei
meiner Arbeit mit problematischen Tierheimhunden, hat sich die Arbeit mit dem Clicker
sehr bewährt. Und auch mit meinen Kunden
und deren Hunden, arbeite ich Anfangs sehr
viel mit dem Clicker. Die Menschen sollen
dabei mit dem Clicker zunächst ihre Stimme
ersetzen. Erst wenn sie die Kommunikation
mit diesem Hilfsmittel richtig beherrschen,
leite ich sie dazu an, ihre Stimme korrekt
und mit dem richtigen Timing einzusetzen.
Der Vorteil des Clickers ist, dass er immer
gute Laune hat, Stimmungsschwankungen
oder Erregungszustände kennt er nicht. Für
viele Menschen ist es auf diesem Wege
zunächst einfacher, eine möglichst saubere
und genaue Kommunikation mit dem Hund
aufzubauen. Anfängliche Fehler im Training
können so bereits im Keim erstickt werden“,
erläutert die engagierte Hundetrainerin ihre
Arbeitsmethode.
Für Ann-Sophie Griebel gibt es keine halben Sachen. Ihre Arbeit mit Menschen und
Hunden basiert auf einer Mischung aus technischer Exaktheit und viel Einfühlungsvermögen. Vorurteilsfrei begegnet die Hundetrainerin aus Münster jedem Menschen und
nimmt sich dessen Problemen an. „Wenn
ich am Ende einer Trainingsstunde merke,
dass Mensch und Hund einander nähergekommen sind, dann bin ich zufrieden“,
beschließt sie dieses Gespräch.
Weitere Informationen:
www.hunde-alltag.de
Fotos: Esser
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