Interview zum Ausscheiden von Reiner Niessen aus dem

Interview zum Ausscheiden von Reiner Niessen aus dem Kassiereramt
Reiner, nach 23 Jahren im Minox-Club als Kassierer hast Du zur MGV 2015 in Oberursel angekündigt,
dem Club „nur“ noch als „normales“ Mitglied anzugehören. Selbstverständlich möchten wir vom
Vorstand und ich denke auch, dass ich für die Mitglieder sprechen darf, uns in aller Form für die von
Dir geleistete Arbeit bedanken.
Auch wenn Dir an „sichtbaren“ Auszeichnungen per se nicht viel liegt, so möchte ich Dir gernsozusagen als Zeichen unserer guter Zusammenarbeit die Sonderversion der letztjährigen Jahresgabe
– allerdings in schwarz und mit Steinen (einen für jedes volle Jahrzehnt Deiner Tätigkeit als Kassierer)
überreichen.
Ich habe (und schätze immer noch) die Zusammenarbeit mit Dir, welche wir krönend in 2012 mit
dem Einrichten der Minox Vitrine des Deutschen Film + Fototechnik Museums (dftm) in Deidesheim
öffentlich machen konnten. Auch die letzten Jahresgaben wurden von uns maßgeblich mitgestaltet.
Wenn ich mich recht entsinne, ist ein großer Teil Deiner Minox Sammlung jetzt im dftm in
Deidesheim, denn viele, auch wertvolle und seltene Stücke waren nicht von Club gestiftet, sondern
von Dir als Privatperson, aber das nur nebenbei.
Reiner Niesen neben der von ihm maßgeblich gestalteten Minox Vitrine 2012 im dftm in Deidesheim
Ich könnte mir vorstellen, dass unsere Mitglieder Lust haben, etwas mehr über Dich zu erfahren,
denn vielen bist Du zwar persönlich und durchaus als streitbarer Geist bekannt, aber viele werden
Dich auch nur 1x jährlich beim Abbuchen der Beträge wahrnehmen, daher ein paar persönlichere
Fragen an Dich als Person, weniger als Vereinsfunktionär:
Frage (Dr. Markus Schrötz, ms): Wie hast Du zur Marke Minox gefunden- oder hat die Marke Dich
gefunden?
Antwort (Reiner Niessen, rn): Zu Minox habe ich schon als Kind gefunden, allerdings mehr virtuell.
Meine Mutter hatte „Das Beste aus Reader's Digest" abonniert und ich habe dann immer die
schönen, außergewöhnlichen, meist witzigen Werbeanzeigen von Minox bewundert. Ich bin dann
allerdings als Kind mal in ein Fotogeschäft in Aachen gegangen und habe mir eine Minox A zeigen
lassen. Zu einer Kamera bin ich allerdings erst mit 40 Jahren gekommen, es war eine sehr schöne B,
die ich auf dem Flohmarkt für etwa 150 DM erworben habe; die Kamera habe ich viel benutzt und
besitze sie heute noch.
Frage ms: Wie bist Du zum Minox-Club gelangt?
Antwort rn: Zum Minox-Club bin ich zunächst über das Minox -Journal des Armin Lange gekommen,
am 02.08.1991 trat ich dieser Initiative bei, das ging aber nach etwa einem Jahr zu Ende. Ich lernte
dann bei einer Auktion im Hause Cornwall Hubert Heckmann kennen, wir haben dann gemeinsam
mit Siegfried Jaedike und anderen am 23.10.1992 einen e.V., den Ersten Deutschen Minox-Club
gegründet und den Minox-Freund, die frühere Werkszeitung wiederbelebt.
Frage ms:Was war Dein schönstes Erlebnis rund um das Thema Minox?
Antwort rn: Das schönste Erlebnis mit Minox war der Besuch des alten Minox Werkes in
Heuchelheim kurz vor der Schließung, das meiste war noch in Betrieb beziehungsweise vorhanden.
Ich habe dort auch viele schöne Fotos gemacht, natürlich mit der Minox.
Ein seltenes Stück aus der Gründungszeit des heutigen Minox-Clubs
Frage ms: Dein interessantestes Bild mit einer Minox ist welches-und welche Geschichte steckt
dahinter?
Antwort rn: Die interessantesten Minox-Fotos habe ich 1998 mit der LX in New York gemacht,
hinsichtlich der versteckten Schnappschüsse konnte ich das Potenzial der Minox gut ausnutzen.
Heute mache ich das allerdings besser mit dem iPhone™, so ist es nun mal!
(Anm.: iPhone™ ist eine eingetragene Marke von Apple Corp.)
Frage ms: Du hast mir mal erzählt, dass du auch Kunst sammelst.
Antwort rn: Ja, ich sammele moderne Kunst seit über 40 Jahren. Angefangen hat das Anfang der
Siebziger Jahre mit Druckgrafik, das war damals die große Zeit der Grafikeditionen. Ich habe damals
mangels Geld auch bei einer Galerie in Braunschweig Kunst auf Raten gekauft. Später habe ich dann
auch Malerei und Skulpturen gesammelt. Ich bin immer noch der Meinung, dass man mit etwas
Sachverstand und einem gewissen Fingerspitzengefühl und natürlich etwas Glück auch heute noch
mit überschaubaren finanziellen Mitteln gute Kunst sammeln kann, natürlich nicht die große Namen.
Ich habe aber auch schon mal einzelne Bilder mit Gewinn verkauft und den Erlös wieder in neue
Kunst umgesetzt.
Frage ms:Hat Dein Berufsleben damit zu tun, dass Du so lange unser Kassierer warst?
Antwort rn: Nein, ich war zwar bei der Deutschen Bundesbank als Bankenaufseher beschäftigt aber
meine Tätigkeit dort hatte kaum etwas mit Buchhaltung zu tun. Aber weil ich damals halt als
"Banker" galt, hat man mir den Job angehängt. Ich hätte lieber etwas anderes gemacht, ich habe
mich dann allerdings im Laufe der Jahre immer wieder in andere Dinge, zum Beispiel bei den
Jahresgaben eingemischt, ich hab mich also nie nur als Kassierer gefühlt.
Frage ms: Du bist viel belesen, reist gern und bist kunstinteressiert. Daher mag es die Leser, also
größtenteils unsere Mitglieder interessieren, was Dein(e/r)
-interessantestes Reiseziel und warum?
-wichtigster Bildender Künstler des 20. Jhdt. und warum?
-herausragenste Buch des 20. Jhdt. und warum?
Antwort rn: Ich reise gerne, vor allem in die großen Metropolen um mir dort die Kunstmuseen
anzusehen. Meine große Leidenschaft gilt jedoch New York, dorthin fliege ich regelmäßig, vor allem
wegen des MoMA und des Metropolitan. Im kommenden Frühjahr werde ich erstmals meinen Enkel
mitnehmen.
Mein Lieblingskünstler ist Kurt Schwitters, den habe ich immer bewundert.
Einen Lieblings Schriftsteller kann ich nicht benennen ich bevorzuge meist die amerikanische
Literatur des 20. Jahrhundert. Dann lese ich auch noch gerne Romane von Wilhelm Genazino. Und...
Martin Walser hat mich nie enttäuscht!
Frage ms:Was wünscht Du Dir für die Zukunft, den Minox-Club, das Weltgeschehen und vielleicht
auch privat?
Antwort rn: Dem Minox-Club wünsche ich ein langes Leben, ich glaube aber, dass es künftig
schwerer wird, die Vereinsziele zu erreichen als vor 20 Jahren. Es ist nun mal so, dass kaum noch mit
8 × 11 fotografiert wird, wer hat denn noch auf unserer Mitgliederversammlung eine Minox dabei?
Aber vielleicht........?
ms: Reiner, Vielen Dank für Deine Ausführungen.
Wir wünschen Dir von Herzen Gesundheit und Zufriedenheit, allzeit „Gut Licht“, auch wenn Du
mittlerweile gern mit dem Smartphone fotografierst.
Das Interview führte Dr. Markus Schrötz, stellv. Vorsitzender des 1. Dt. Minox-Club e.V., im Juni 2015