Praktikumsbericht Konrad-Adenauer-Stiftung Philippinen vom 01. Juni bis 31. Juli 2015 Die Suche nach einem Auslandspraktikum folgte dem relativ späten Entschluss, ein solches in meinem letzten „Gap-Semester" vor dem Master überhaupt anzugehen, sprich im Herbst 2014. Was, alles in allem, noch im Rahmen ist, betrachtet man den Beginn des Praktikums im Juni. Mein Ziel war es, ein Auslandspraktikum bei einer politischen Stiftung zu machen, weder das konkrete Land noch die Stiftung waren also in dieser Hinsicht in Stein gemeißelt. Die Entscheidung für das Land fiel ein wenig leichter: Die Region wiederum stand fest, und letzten Endes fiel meine Wahl auf die Philippinen vor allem aus sprachlichen Gründen. Denn Englisch ist dort Amtssprache, wovon ich mir einen einfacheren Umgang mit meinen Aufgaben erhoffte (was sich bestätigte). Von verschiedenen Seiten wurde mir davon abgeraten, ein Praktikum in der politischen Bildungsarbeit in einem Land zu unternehmen, in dem Englisch zwar nicht vollkommen unbekannt ist, dessen eigene Sprache allerdings nicht beherrscht wird, wie es zum Beispiel in Indonesien der Fall war. Zweitens allerdings haben mich auch inhaltliche Gründe auf die Philippinen gebracht, wahrscheinlich waren sie am Ende ausschlaggebender als der sprachlich-formale Grund. In Kürze wären diese Gründe umrissen mit den Stichworten Verfassungs- und Parteienreformen, Fragen der regionalen Autonomie und das Verhältnis zwischen Religion und Staat bzw. Religion im weiteren Sinne. Da ich keiner Partei angehöre war ich dahingehend relativ offen und konnte mich nach den Themen der jeweiligen Stiftung auf den Philippinen richten. Hier sagte mir die KonradAdenauer Stiftung (KAS) am ehesten zu, weil eben jene oben aufgezählten Schwerpunkte dort vor allem von ihr behandelt werden. Außerdem hatte ich die Hoffnung, dass eine ideologische Färbung bei der Auslandsarbeit der deutschen Parteienstiftungen keine allzu große Rolle spielen würde, da die Ziele im weitesten Sinne korrelierten, sprich die Förderung von demokratischen und rechtsstaatlichen Strukturen, in welcher konkreten Ausführung nun auch immer genau. Auch diese Hoffnung wurde durchaus bestätigt, wie sich im Verlauf des Praktikums (glücklicherweise) herausstellte. Der Bewerbungsprozess war dann, zugegeben, wenig aufwendig. Nach einer formalen Anfrage mit einem Lebenslauf im Anhang, ob denn zu diesem Zeitpunkt noch ein Platz frei wäre, worauf ich dann selbstverständlich eine umfassendere Bewerbung nachschicken wollte, kam prompt die Antwort, dass mein Profil für die dortige Arbeit gut passen würde und ich den Platz haben könne. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob das eine normale Herangehensweise der KAS in diesem Land ist, allerdings schien mir die Vergabe von Praktikumsplätzen nicht allzu kompetitiv oder selektiv, vor allem, wenn ich das vergleiche mit der GIZ vor Ort, mit der ich aufgrund meiner sozialen Kontakte immer wieder zu tun hatte und wo die Erwartungshaltung an Bewerber oder vielmehr der Auswahlprozess etwas anspruchsvoller waren. Keinesfalls ändert das etwas an der Qualität der KAS vor Ort, aber ehrlicherweise muss man sagen, dass die Bewerbung eine recht einfache Hürde war. Was weitere Vorbereitungen angeht kann ich mich kurz halten, denn diese waren kaum vorhanden. Konkrete inhaltliche Voraussetzungen wurden nicht gestellt. Vielmehr blieb, in meiner ersten Woche vor Ort, ausreichend Raum, um sich in die Materie einzulesen bzw. über Gespräche mit den neuen Kollegen Fuß zu fassen in der neuen Aufgabe. Auch Formales ist schnell erzählt: Ich habe mir mein Visum im Vornherein bei Konsulat in München beschafft (Kostenpunkt: etwa 50 Euro), allerdings habe ich vor Ort immer wieder von anderen deutschen Praktikanten gehört, dass ein „On-Arrival-Visum" ebenfalls gangbar ist. In jedem Fall reist man als Tourist ein, ein Arbeitsvisum für ein Praktikum gibt es nicht. Weitere Informationen möchte ich dazu aber auch gar nicht streuen, weil die ganze Angelegenheit um das Visum für mich eine einzelne Erfahrung war, die kaum verallgemeinerbar ist. Kurz und gut: Probleme sollte es damit auf den Philippinen nicht geben. Für meinen zehnwöchigen Aufenthalt bin ich außerdem untergekommen in einer Art Praktikanten-WG in Makati (dem Stadtteil, in dem die meisten deutschen Stiftungen und NGOs angesiedelt sind, so auch die KAS); den Kontakt stellte eine Bekannte her, die dort zur gleichen Zeit gewohnt hat. Preislich war das wohl am oberen Ende angesiedelt (knapp 400 Euro pro Monat), was an der sehr günstigen Lage lag; man kann in Manila durchaus günstiger unterkommen. Allerdings sind die Preise in Makati generell hoch. In Sachen Versicherung habe ich mich an die Tipps der LMU gehalten und die DAAD Auslandsversicherung abgeschlossen für den Zeitpunkt des Praktikums. Günstiger geht es wohl auch kaum (Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung für 30 Euro pro Monat). Die Ankunft in Manila war wenig aufregend. Es stimmt, dass Manila an manchen Ecken und Enden nicht der sicherste Ort der Region ist, allerdings wird, meiner Meinung nach, im Großen und Ganzen zu viel Aufheben um den Gefährlichkeitsgrad der Stadt gemacht. Ich will hier nicht allzu tief ins Detail gehen, das sprengt den Rahmen eines solchen Berichts. Aber ich habe in meiner Zeit vor Ort niemals eine schlechte Erfahrung gemacht. Stimmt: Wenn das anders gewesen wäre, würde ich das an dieser Stelle nicht so nebensächlich formulieren. War es aber nicht. Und wieder spreche ich ausschließlich vom Einzelfall. Wichtiger erscheint mir eine Übersicht über das Praktikum selbst. Zugegeben: Meine Erwartungen hielten sich in Grenzen, was keinerlei negative Konnotation haben soll, es war nur einfach so. Es ging mir darum, in einem nicht-akademischen Kontext an den Themen zu arbeiten, die mich fachlich interessieren (siehe oben). Kurz und gut: Diese eher schwache Erwartung wurde erfüllt, in Maßen. In Maßen, weil politische Bildungsarbeit im Ausland recht viel des altbekannten akademischen Betriebes in sich aufnimmt, vor allem, was Konferenzen und Diskussionsrunden angeht. Diese könnte man dann auch als Hauptmetier der KAS in Manila ansehen. Mit Konferenzen im Rahmen der verschiedenen Projekte und in Kooperation mit den lokalen Partnern wird ein Großteil des Programms vor Ort gefüllt. In meinem Fall allerdings traf das nur teilweise zu, da etwa die Hälfte meines Praktikums von der politischen Sommerpause auf den Philippinen abgedeckt wurde, in dem die KAS keinerlei Veranstaltungen anbietet (da die Zielgruppe pausiert) und der Leiter des Büros auf Deutschlandreise war, zwar beruflich, aber dennoch. Es wäre dies auch der wohl negativste Teil einer (im Endeffekt sehr positiven) Zeit in Manila. Denn zu dieser Zeit war ich weitgehend unterbeschäftigt, was mir zwar viele Stunden (Tage) Raum für wissenschaftliche Lektüre verschafft hat (deren Effekt natürlich nicht zu unterschätzen ist), letztendlich aber nicht Idee eines Praktikums sein kann. Allerdings hatte ich noch Glück: Denn die Jungendorganisation der Partei, mit der die KAS vor Ort kooperierte, suchte in der Zeit meiner Unterbeschäftigung einen Workshopleiter für deren Teambuilding-Seminare, auch außerhalb Manilas. Und da ich in Deutschland lange Jahre in diesem Bereich gearbeitet habe, konnte ich diese Arbeit als Teil meines Praktikums verrichten. Da es sich hier um eine der spannendsten Aufgaben meiner Zeit auf den Philippinen gehandelt hat, versöhnte mich das weitgehend mit den Teilen des Praktikums, in denen es einfach wenig zu tun gab. Allerdings rate ich davon ab, ein Stiftungspraktikum während der politischen Sommerpause vor Ort anzugehen. Eben das habe ich der KAs auch rückgemeldet, denn ich selbst wusste das im Vornherein natürlich nicht. Ich hatte Glück durch die besagte Workshop-Erfahrung. Ansonsten wäre es im zweiten Teil etwas einschläfernd geworden, so spannend das Team und die Arbeit auch waren. Sommerpause ist Sommerpause. Zu meinen weiteren Aufgaben gehörte im weitesten Sinne die Unterstützung der jeweiligen Projekte vor Ort. Das bedeutete vor allem die Vorbereitung der Konferenzen und Workshops (in meinem Fall, wie gesagt, kaum vorhanden, aber das wäre die Hauptaufgabe unter besseren Umständen gewesen). Außerdem das inhaltliche Zuarbeiten des Büroleiters in Sachen Recherche für Reden oder Artikel und außerdem gelegentliche Übersetzungsaufgaben. All das mag wenig aufregen klingen, und warum das zum Teil zutrifft, habe ich bereits geschildert. Allerdings lassen solche Beschreibungen außer acht, dass ich über das Umfeld der KAS, intern und extern, die Möglichkeit hatte, außerordentlich viel über die Philippinen und ihre politische Struktur zu lernen. An Tagen, an denen wenig los war, hatte ich Zeit, viel, sehr viel zu lesen, was im Endeffekt immer noch eine der produktivsten Wege ist, sich Wissen anzueignen. Außerdem nahm sich der Leiter des Büros, Benedikt Seemann, viel Zeit für inhaltliche Gespräche, in denen er über Land und Leute (und über weite Felder darüber hinaus) berichtete, für mich eine ausgesprochen bereichernde Erfahrung. Außerdem besuchte ich Seminare an den Universitäten Manilas, wenn Zeit dafür war (und speziell im zweiten Teil meines Praktikums gab es diese Zeit). Wie ließe sich also das Praktikum selbst zusammenfassen? Wenn die Erwartung war, einerseits Einblicke in die Auslandsarbeit einer deutschen politischen Stiftung zu bekommen, dann wurde diese erste Erwartung durchaus erfüllt. Selbst, wenn nicht jede Woche eine Veranstaltung stattfand, so habe ich doch einen umfassenden Begriff davon bekommen, wie sich die politische Bildungsarbeit vor Ort gestaltet, was Themen und Projekte sind und wie diese angegangen werden, um in dieser Hinsicht ein Land wie die Philippinen zu unterstützen (was, übrigens, meiner Meinung nach immer angenehm unideologisch stattfand, also im Sinne eines Dialoges, bei dem nicht westliche Werte mit der Brechstange vorangebracht wurden, sondern bei dem sehr fachkundige Mitarbeiter der KAS sich den jeweiligen Themen widmeten und diese gemeinsam mit der lokalen Zielgruppe behandelten). Die zweite erfüllte Erwartung war ein tiefer Einblick in das Land selbst, vor allem in politischer Hinsicht. Das war zwar kaum vermeidbar, ist aber wohl einer der bereicherndsten Aspekte meiner Zeit auf den Philippinen. Den größten Wehmutstropfen sehe ich in der immer wieder eklatanten Unterbeschäftigung, die für mich nur deshalb wenig dramatisch war, weil ich mich ganz gut selbst beschäftigen konnte. Allerdings war ich durchaus nicht ausgelastet, und das liegt sicherlich nicht daran, dass ich „schon alles konnte", sondern vielmehr wirklich komplexe Aufgaben ausblieben und die Komfortzone innerhalb des Büros selten verlassen wurde. Wie gesagt: Das mag vor allem „saisonal" bedingt gewesen sein, außerdem könnte ich mir vorstellen, dass ein längeres Praktikum die Möglichkeit eröffnet, tiefergehend mit Projekten vertraut zu werden, in die man sich dementsprechend komplexer einarbeiten könnte. Am Ende aber blicke ich dankbar zurück auf gut zwei Monate in einem Land, in dem ich eine in vielerlei Hinsicht aufregende Zeit verlebt habe und dem ich nun, nach der Arbeit für die KAS, sehr viel näher gekommen bin. Die Arbeit bei einem Auslandsbüro einer politischen Stiftung empfehle ich allen, die Einblicke gewinnen wollen in die jeweiligen politischen Strukturen, die sich interessieren für die Kooperation mit lokalen Partnern und für die Think- Tank-ähnliche Zusammenarbeit mit diesem Partnern. Nur vor der politischen Sommerpause, vor der sollten sich Bewerber und -innen hüten.
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