26 Schulaufgabe: Selbstwert stärken Gefühle erleben und verstehen Christina Krause In Heft 5/1999 thematisierten wir die „Schulaufgabe: Gesundheit fördern“. In diesem Schwerpunkt geht es um eine damit eng zusammenhängende Aufgabe: Selbstwertstärkung. Will man sich „seines Wertes bewusst werden“, muss man auch die eigenen Gefühle kennen und lernen, mit ihnen umzugehen. Wir haben in einem Projekt zur Gesundheitsförderung versucht, die Gefühle der Kinder, insbesondere ihr Selbstwertgefühl, in den Mittelpunkt zu stellen und dabei ihren Selbstwert zu stärken. Darüber soll in diesem Heft berichtet werden, und es sollen ausgewählte Beispiele der unterrichtlichen Umsetzung angeboten werden. Es können natürlich nur Anregungen sein. Foto: Frank Vinken K inder erleben Gefühle intensiv und spontan. Mehr als Erwachsene sind sie ihnen ausgeliefert, das heißt, sie haben weniger Kontrollmechanismen und weniger Erfahrung, damit umzugehen. Oft können sie nicht erklären, was mit ihnen passiert. Die pädagogische Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist, ob Gefühle entwickelt bzw. verändert – pädagogisch beeinflusst – werden können. Damit stellt sich auch die Frage, welche Kompetenzen notwendig sind, um einerseits die eigenen Gefühle verstehen und bewältigen und andererseits die Gefühle anderer erkennen und nachvollziehen zu können. Es ist schwer – und oft auch nicht erwünscht – über eigene Gefühle zu sprechen. Ja, man soll sie nicht einmal zeigen („Hör auf zu heulen“, „Jungen weinen doch nicht“, „So eine Heulsuse“, „Weichling“). Manche Eltern wollen, dass ihre Kinder „stark“ sind, sich durchsetzen lernen und Erfolg haben. In der Schule steht die kognitive Entwicklung im Mittelpunkt. Wo also lernen Kinder, ihre Gefühle zu verstehen, wo lernen sie Mitgefühl, Empathie, Akzeptanz und Zärtlichkeit? Sie haben ein Recht darauf, Gefühle zu zeigen, sich von ihnen überwältigen zu lassen und Unterstützung beim Umgang mit der Macht ihrer Gefühle zu erhalten. Nur so können sie gesund bleiben: körperlich und psychisch. Angst macht Bauchschmerzen, Wut erzeugt Herzschmerzen, Traurigkeit macht müde, bereitet Kopfweh und Magenschmerzen. Gesundheit ist immer etwas Ganzheitliches, die Gefühle gehören dazu. Wir können und dürfen sie bei der Erziehung unserer Kinder nicht als selbstverständliche und schicksalhafte Begleiterscheinung betrachten. Jede Lehrerin kann Geschichten darüber erzählen, wie die Gefühle ihrer Schülerinnen und Schüler das Unterrichtskonzept durcheinander bringen und zerstören können. Wenn wir die plötzliche Wut des Kindes nicht verstehen können oder wollen, sind wir ihr ausgeliefert und letztendlich hilflos. aber auch, die eigenen Stimmungen nicht auf Kosten der anderen auszuleben, sondern damit umgehen zu lernen. Wie wichtig die Information an die Eltern ist, wurde uns besonders deutlich, als wir in einem Gespräch von Eltern erfuhren, dass sie befürchten, das Behandeln von Angst und Angstbewältigung während des Gesundheitstages würde die Angst erst auslösen. Trotz der Probleme, die während dieser Arbeit mit den Kindern gelöst werden mussten, können wir heute nach fast vierjähriger Zusammenarbeit mit 20 Schulklassen auf eine schöne und wichtige Zeit zurückschauen. Unsere wichtigste Erkenntnis: Ein gesundheitsförderndes Klima in der Schule brauchen alle Kinder, denn es löst positive Gefühle aus, und positive Emotionen för- Kinder müssen ihre Gefühle erkennen und damit umgehen Auch wir könnten viele Geschichten erzählen, die sich im Zusammenhang mit diesen „Gesundheitstagen“ abgespielt haben. Ein erster wichtiger Schritt war es zum Beispiel, den eigenen Körper wahrzunehmen, ihn zu fühlen und zu akzeptieren. Das fiel einigen Kindern doch recht schwer. Noch schwerer war es, über Gefühle zu sprechen und zu klären, dass wir die eigenen Gefühle und die anderer akzeptieren sollten. Dazu gehört dern die Lernfreude und Lernleistung des Kindes. An den Gefühlen der Kinder und ihrer Lehrerinnen, die sich ebenso wie ihre Schüler und Schülerinnen über gemeinsame Erfolge freuen, kommen wir nicht vorbei, wenn wir die Gesundheit fördern und psychosoziale Kompetenzen zum Umgang mit dem Schul- und Alltagsstress entwickeln wollen. ●
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