Schulleiter Mispagel interviewt Melissa Rupp - RvD

Melissa Rupp erzielt die magische 1,0 als Zeugnis-Durchschnitt
Die Versetzungskonferenzen an der Rainald-von-Dassel-Schule (RvD) sind gelaufen, alle Noten sind beschlossene
Sache. Wenn die Klassenlehrer am kommenden Mittwoch die Zeugnisse austeilen, werden viele Schüler sich
freuen und glücklich mit den Ergebnissen sein, andere zufrieden, wieder andere werden sich ärgern, weil sie
vielleicht sogar das Schuljahr wiederholen müssen. – So weit ist das alles normal, wie in vielen Jahren.
Was aber nicht normal und so seit Beginn der Aufzeichnungen an der RvD noch nicht vorgekommen ist, wird das
Zeugnis von Melissa Rupp aus der Klasse 8b sein: Melissa hat in allen Fächern, egal ob es Haupt- oder
Nebenfächer waren, ob natur- oder geisteswissenschaftliche, ob Sport oder Kunst die Bestnote „1“ erzielt, sie
war also überall „sehr gut“! Und damit nicht genug, Melissa hat auch im Arbeitsverhalten die „Note“ 1, also
„verdient besondere Anerkennung“, und genau dieses Prädikat bekommt sie auch im Sozialverhalten! Dass sie
darüber hinaus auch in der Rubrik „Fehltage“ eine 1 stehen hat, ist ein witziger Zufall.
Wie kommt es, dass ein 14jähriges Mädchen aus Sievershausen so ein außergewöhnlich gutes Zeugnis
erreichte? Wer ist diese Melissa, die ihre Mitschüler kurz „Milli“, nennen? Melissa soll selbst zu Wort kommen:
Frage: Melissa, du hattest am Ende der Grundschulzeit eine Empfehlung zum Besuch des Gymnasiums. Warum
bist du auf die Oberschule RvD gegangen?
Melissa: Ich habe mir gedacht, dass ich am Gymnasium bis in den Nachmittag Unterricht habe und dann
vielleicht nur mittelmäßige Noten bekomme. Ich wollte lieber nachmittags frei haben und eine gute Schülerin
mit guten Noten sein.
Frage: Du konntest eigentlich jedes Jahr wählen, ob du auf das Gymnasium überwechselst. Deine Noten hätten
das ermöglicht. Du hast es aber nicht getan. Hast du das nicht schon einmal bereut?
Melissa: Nein, das wollte ich nie. Ich fühle mich sauwohl an meiner Schule, weil ich da meine Freunde habe,
weil ich gut mit dem Unterricht mitkomme und gute Zeugnisse kriege.
Frage: Du hattest jedes Jahr super Zeugnisse – aber dieses Mal übertriffst du dich selbst. Hast du das geplant,
war das dein Ziel oder hat sich das einfach so ergeben?
Melissa: Nein, das war kein Zufall. Ich möchte gern nach der Schule zur Kriminalpolizei gehen, und die
verlangen eben gute Noten. In Englisch und Politik hatte ich bisher noch keine Einsen. Die wollte ich dieses Mal
kriegen, weil ich mich ja im nächsten Jahr bewerben muss. Tja, und es hat geklappt!
Frage: Das sagst du so einfach. So leicht ist das doch sicher auch nicht, sondern man muss sicher ganz viel dafür
büffeln, oder?
Melissa: Natürlich tue ich eine ganze Menge. Aber mehr als eine Stunde pro Tag ist es nicht. Ausnahmen sind
natürlich die Zeiten vor Klassenarbeiten, aber auch da sind es nur 10 -15 Minuten vor dem Fernseher. Oder
wenn mich ein Thema richtig packt, dann gucke ich auch nicht auf die Uhr. Wir haben z.B. in diesem Schuljahr
in Biologie ein Herbarium selbst hergestellt, das hat mich schon ziemlich viel Zeit gekostet, aber es hat auch
wahnsinnig viel Spaß gemacht – und die Lehrer waren hinterher ganz begeistert.
Frage: Apropos Spaß – hast du Lieblingsfächer und solche, die du nicht so magst?
Melissa: Ja, Geschichte, Sport und Technik mag ich besonders gern, manchmal auch Mathe, je nach Thema.
Aber Englisch und Erdkunde sind nicht so „mein Ding“. Aber eigentlich kommt es immer auf das Thema an.
Frage: Das ist ja verrückt: Trotzdem hast du auch in diesen beiden Fächern eine 1 bekommen. Wie geht das?
Melissa: Ich weiß eben, dass kein Weg dran vorbeiführt. Ich muss es halt machen – dann mache ich es eben
richtig und gründlich.
Frage: Wie muss man sich dein Lernen vorstellen, Melissa ganz verbissen am Schreibtisch, grübelnd und
brütend?
Melissa (lacht): Na, manchmal schon. Aber etliche Sachen lerne ich auch beim Fernsehen, z.B. Vokabeln.
Frage: Was? So leicht und nebenbei?
Melissa: Ja, oft. Mir fällt das Lernen ziemlich leicht. Ich verstehe die Sachen meistens ganz gut und schnell, und
ich kann mir vieles merken.
Frage: So jemand wie du kann ganz bestimmt keine Freunde haben und hat auch außer Schule nichts im Kopf,
oder?
Melissa (lacht wieder): Waaas? – So ein Quatsch! Ich habe viele Freundinnen und Freunde, mit denen ich mich
super verstehe. Sonst würde man mich in der Klasse doch wohl auch nicht zur Klassensprecherin und
Konferenzvertreterin wählen, oder? Und Hobbies habe ich natürlich auch: Ich reite, spiele mit meinem Hund
Fußball, ich lese viel, höre Musik und sitze gern vorm Fernseher.
Frage: Du bist also eigentlich ein ganz normales Mädchen?
Melissa (schüttelt sich fast vor Lachen): Na klar! Bloß, weil ich ein tolles Zeugnis bekommen habe, bin ich doch
nicht unnormal! Kann ja auch sein, dass ich nächstes Mal nicht mehr 1,0 habe. Das fänd´ ich auch nicht
schlimm. Na ja - ´ne 5 auf dem Zeugnis möchte ich natürlich nicht!
Frage: Die wirst du schon nicht bekommen. Also, noch einmal: Herzlichen Glückwunsch, viel Spaß weiterhin
beim Lernen! Dass man dich eines Tages mit Kusshand bei der Polizei nehmen wird, scheint uns jedenfalls
heute schon ganz klar zu sein!
Klassenlehrerin Frau Brockmann und Schülerin Melissa Rupp