Abschlussbericht für das Pilotprojekt „Fang von Blankaalen in der Saar“ Erstellt von: Dipl.-Biol. Sebastian Hoffmann Im Langgarten 1 66687 Büschfeld Tel. 0176-63009605 Email: [email protected] Sebastian Hoffmann Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................................... 1 2. Gefährdung und Bestandssituation ........................................................................ 2 3. Situation im Saarland ............................................................................................. 3 4. Projektinhalt und Zeitraum ...................................................................................... 3 5. Durchführung ......................................................................................................... 4 5.1. Reusenfischerei ............................................................................................... 4 5.2. Elektrofischen .................................................................................................. 7 5.3. Kombination und Vergleich der Methoden ........................................................ 8 6. Beifang ................................................................................................................... 8 7. Fazit/ Ausblick ...................................................................................................... 10 8. Literatur ................................................................................................................ 12 9. Anhang ................................................................................................................. 13 ii Sebastian Hoffmann Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ 1. Einleitung Wanderfische sind Arten, die zum Laichen die Gewässer wechseln. Während die meisten wandernden Arten zur Fortpflanzung ins Süßwasser zurückkehren (anadrom), vollzieht der europäische Aal (Anguilla anguilla) als einzige einheimische Art den umgekehrten Weg (katadrom). Sein Laichgebiet liegt vor der Küste Zentralamerikas, im Golf von Mexiko (Sargasso-See). Aus den dort abgelegten Eiern schlüpfen weidenblattförmige Aallarven, die in einer bis zu dreijährigen Wanderung über viele tausend Kilometer an die Küsten Mitteleuropas gelangen. Aus den Küstengebieten steigen die vormals an ein Leben im Salzwasser angepassten Tiere, nach zahlreichen physiologischen Anpassungen, in unsere heimischen Flüsse auf. Im Süßwasser wachsen die Tiere heran und fressen sich große Fettreserven an, die bis zu 30 % ihres Körpergewichtes ausmachen können. Dieser Prozess des Heranwachsens bis zum Erreichen der Geschlechtsreife dauert je nach Geschlecht ca. 5- 12 Jahre. Ist das Wachstum abgeschlossen ergreift der Wandertrieb Besitz von den Tieren. Als so genannte Blankaale (Abbildung 1) wandern diese Tiere zurück ins Salzwasser und schwimmen aktiv und ohne jegliche Nahrungsaufnahme die vielen tausend Kilometer zu ihrem Geburtsort zurück, wo sie laichen und sterben. Dieser unglaublich komplexe Fortpflanzungszyklus vollzieht sich mindestens seit der frühen Kreidezeit, seit über 100 Millionen Jahren. Abbildung 1: Typischer Blankaal; zu erkennen an der hellen Bauchseite, der dunklen Oberseite und den stark vergrößerten Augen. 1 Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ Sebastian Hoffmann 2. Gefährdung und Bestandssituation Während der Aal noch im letzten Jahrhundert absolute Massenfischart war (Löns 1907, Schiemenz 1952, Tesch et al. 1967; von dem Borne 1882, Lohmeyer 1909), nimmt ihr Bestand in den letzten Jahrzehnten drastisch ab (Laves & Bra 2008). Schätzungen zufolge wird die Art eine solch rapide Abnahme noch 20-30 Jahre verkraften können, bevor ein Aussterben wahrscheinlich wird. In der derzeitigen IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) Red List, der weltweit größten Inventur für gefährdete Tier und Pflanzenarten wird der Aal deshalb bereits als „critically endangered“, als vom Aussterben bedroht geführt. Die Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) haben 2007 die Aufnahme des Europäischen Aals in den Anhang II (schutzbedürftige Arten) des Übereinkommens beschlossen. Hauptgefährdungsursachen für die Aalbestände sind Überfischung (z.B. durch den Menschen, Kormorane) (Nielsen & Prouzet 2008, Dekker 2004), eingeschleppte Krankheiten (Herpes-Viren, Schwimmblasenwurm) (Lehmann et al. 2005, Belyanecz & Brämick 2009, Knösche et al. 2004), Schadstoffe (Palstra et al. 2005) und der starke Querverbau unserer Fließgewässer, zum Beispiel durch Schleusen, Wehre und Kraftwerke, der die Wanderung der Tiere unterbindet. Eine zunehmende Gefahr, besonders für die laichreifen, abwandernden Tiere stellen Turbinen von stromerzeugenden Kraftwerken dar. Durch die ständig steigende Nutzung der Wasserkraft als regenerative Energie, hat sich die Zahl dieser Betriebe stetig erhöht. Die durch den Fluss angetriebenen Turbinen stellen für die abwandernden Aale nahezu unüberwindbare und tödliche Hindernisse dar. Die ausgewachsenen Aale lassen sich zu bestimmten Zeiten im Jahr passiv die Flüsse hinuntertreiben, um so möglichst schnell und energiesparend in die Mündungsbereiche zu gelangen. Aufgrund ihrer Körperform und Länge schaffen es nur die wenigsten unbeschadet durch die sich drehenden Turbinen. Bei den momentan zum Einsatz kommenden Turbinentypen werden Schädigungsraten von 30-40% bei den abwandernden Individuen pro Kraftwerk erreicht (Belyanecz & Brämick 2009, Dwa 2005, Lecour & Rathcke 2006). Da viele dieser Anlagen passiert werden müssten, ist die Wahrscheinlichkeit das Meer zu erreichen annähernd bei null. Die Wasserkraft vernichtet damit Schätzungen zufolge derzeit mehr Aale, als die kommerzielle Fischerei entnimmt. 2 Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ Sebastian Hoffmann Während viele andere Fischarten durch Rechen teilweise aufgehalten werden können, versagt dieses System beim Aal, da selbst große Individuen enge Zwischenräume durchschwimmen. Außerdem lässt sich der der Aal, als artspezifische Besonderheit im Gegensatz zu den meisten anderen Arten gegen Hindernisse treiben, um sich dann entgegengesetzt von ihnen zu entfernen (Adam 1999). Deshalb kann eine Rückkehr laichreifer Tiere aus Flüssen, die weit vom Meer entfernt sind, momentan als ausgeschlossen angesehen werden. Auch die derzeit in saarländischen Gewässern beheimateten Aale können nur mit einer verschwindend geringen Wahrscheinlichkeit unbeschadet bis ins Meer gelangen. 3. Situation im Saarland Sowohl in den saarländischen Still- als auch Fließgewässern ist von einem gewissen Aalbestand auszugehen. Obwohl eine Besiedlung auf natürlichem Wege über Rhein, Mosel und Saar ausgeschlossen werden kann, sind dennoch Aale durch vielfältige Besatzmaßnahmen, insbesondere durch Angler, in einigen Gewässern vertreten. Besonders die Saar, als größter Fluss des Saarlandes wird seit 2009 mit Satzaalen besetzt (ca. 14.000-15.000 Stück/Jahr). Diese Farmaale werden neben dem saarländischen Teil der Saar auch im rheinland-pfälzischen Teil sowie in der Mosel besetzt. Da der Aufstieg für diese Tiere in die saarländische Saar über Fischtreppen und Fischaufstiegsanlagen möglich ist, kann die Populationsgröße durch diese Individuen zusätzlich erhöht werden. Prinzipiell bieten die Saar und ihre Nebengewässer gute Lebens- und Wachstumsbedingungen für Aale, dennoch ist eine Rückkehr laichreifer Tiere ins Meer zum derzeitigen Zeitpunkt aus oben genannten Gründen fast ausgeschlossen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die meisten Tiere auf ihrem Weg Opfer von Turbinen sein werden und so nichts mehr zum Erhalt ihrer Art beitragen können. 4. Projektinhalt und Zeitraum Da die gefahrlose Durchgängigkeit der Fließgewässer und Passierbarkeit der Turbinen in den nächsten Jahren nicht gewährleistet werden kann, sollten im vorliegenden Projekt abwandernde Aale (sogenannte Blankaale, Abbildung 1) 3 Sebastian Hoffmann Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ abgefangen und in den durchgängigen Rhein gebracht werden. Da der erste Besatz mit jungen Aalen in der Saar nun sechs Jahre zurückliegt, war bereits in diesem Herbst mit den ersten Rückkehrern zu rechnen. Offizieller Projektstart war der 16.10.2015, offizielles Projektende der 09.12.2015. Ziel dieses Pilotprojektes war es, mit einer geringen Anzahl Reusen (3 sogenannte Ketten zu je 10 Einzelreusen) zu überprüfen, ob der Fang von Blankaalen mit dieser Methode in der Saar überhaupt praktikabel ist. Da professionelle Reusenfischerei in der Saar in der Vergangenheit noch nie durchgeführt wurde, liegen hier keinerlei Erfahrungswerte vor. 5. Durchführung 5.1. Reusenfischerei In Ermangelung von Erfahrungswerten wurden zwei verschiedene Reusengrößen verwendet. Zum einen eine zweikehlige Reuse mit einem Durchmesser von 45 cm, zum anderen eine größere dreikehlige Reuse mit 60 cm Durchmesser (Abbildung 2). Ziel der Befischung mit diesen beiden unterschiedlichen Reusentypen ist es, herauszufinden ob ein bestimmter Typus präferiert wird, um so im Folgejahr mit einer größeren Anzahl Reusen möglichst effektiv Blankaale abzufangen. Abbildung 2: Verwendete Reusentypen. Im Hintergrund die grüne, dreikehlige Reuse mit 60 cm Durchmesser, im Vordergrund die schwarze zweikehlige Reuse mit 45 cm Durchmesser. 4 Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ Sebastian Hoffmann Zehn dieser Einzelreusen ergeben zusammengebunden eine Reusenkette. Insgesamt wurden drei dieser Ketten verwendet, zwei Ketten mit 45 cm Reusen, eine Kette mit 60 cm Reusen. Die Reusen werden am Gewässerboden verankert und wöchentlich kontrolliert (Abbildung 3) . Abbildung 3: Heben der Reusen unterhalb der Schleuse Güdingen im Rahmen der wöchentlichen Reusenkontrolle. In der ersten Projektwoche (16.10.2015) wurde eine Kette probeweise in Dillingen gesetzt und die restlichen zwei Reusenketten fertig gestellt. Da in Dillingen beim Heben der Reuse am 23.10.2015 keine Aale gefangen wurden, wurde die Reuse gehoben um an anderer Stelle wieder eingesetzt zu werden. Von vorherigen Bestandsaufnahmen mittels Elektrofischerei war bekannt, dass die Saar-Strecke unterhalb der Güdinger Schleuse einen guten Aal-Bestand aufweist. Deshalb wurden am 31.10.2015 die drei Ketten unterhalb der Güdinger Schleuse ausgelegt. Wegen anhaltend hohen Luft - und auch Wassertemperaturen wurden die Reusen relativ ufernah im flachen Wasser ausgelegt. Der Aal ist durchaus als 5 Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ Sebastian Hoffmann wärmeliebende Art zu bezeichnen und sucht bei Tagestemperaturen die die Wassertemperaturen überschreiten gerne flache sich erwärmende Gewässerabschnitte auf. Beim Heben der Reusen am 06.11.2015 konnten so die ersten Blankaale (3 Individuen) sowie 5 weitere noch abwachsende Gelbaale gefangen werden. Wegen deutlich kühlerer Witterung als in der Vorwoche wurden die Reusen an gleicher Position, allerdings weiter Richtung Flussmitte, an den Fuß der Fahrrinne und somit im tieferen Wasser wieder ausgebracht. Dies stellte sich als richtige Vorgehensweise dar, in der nächsten Kontrolle (13.11.2015) wurden insgesamt 37 Aale gefangen, wobei 23 Blankaale mit einem Gesamtgewicht von 13,5 kg gefangen wurden. Ein erneutes Stellen an derselben Position ergab in der Folgewoche (21.11.2015) nochmal 9 Aale (5 Blankaale). Aufgrund starker Regenfälle und kommenden Hochwassers musste die Reusenfischerei am 21.11.2015 eingestellt werden (Abbildung 4). Die lange milden Temperaturen und der bisher trockene Herbst führten dazu, dass das Hochwasser wie auch der Laubfall spät und sehr parallel eintraten. Durch die hohe Menge an Treibgut wäre eine weitere Fischerei ohne großen Materialverlust unmöglich gewesen. Anzahl gefangener Aale 25 20 15 Gelbaale 10 Blankaale 5 0 06.11.15 13.11.2015 Datum 21.11.2015 Abbildung 4: Anzahl der in den Reusen gefangenen Gelb- und Blankaale. 6 Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ Sebastian Hoffmann Vergleicht man die Menge der in den zwei verschiedenen Reusengrößen gefangenen Aale (Abbildung 5) fällt auf, dass deutlich mehr Aale in den großen Reusen gefangen wurden. Pro große Reuse (60 cm Durchmesser) wurden im Projektzeitraum 2,6 Aale gefangen, während in den kleineren Reusen (45 cm) nur 1,4 Aale pro gestellter Reuse gefangen werden konnten. Entgegen Erfahrungen in anderen Flüssen deutet in der Saar alles auf eine höhere Fängigkeit der großen Reusen hin. Anzahl gefangener Aale/ Reuse 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 60 cm 45 cm Reusendurchmesser Abbildung 5: Anzahl der im Projektzeitraum gefangenen Individuen pro Reuse für die verschiedenen Reusengrößen. 5.2. Elektrofischen Neben der Reusenfischerei wurde an drei Projekttagen (22.10.2015, 06.11.2015, 07.11.2015) zusätzlich versucht Blankaale mittels Elektrofischerei zu fangen. Der erste Fangversuch in den Saaraltarmen bei Wadgassen und Wallerfangen verlief mit nur einem gefangenen Blankaal relativ unerfolgreich. Wie bereits oben erwähnt, bevorzugt der Aal sich schnell erwärmende Teile des Gewässers. Anscheinend waren die Wassertemperaturen bereits so weit gesunken, dass die Altarme den Fluß nicht mehr an Temperatur überstiegen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass in den Reusen im Fluss im tiefen Wasser deutlich mehr Aale gefangen wurden als im flachen Uferbereich. Dennoch gehe ich davon aus, dass zum Beispiel im Frühjahr wenn sich die Altarme schneller erwärmen können als der Hauptstrom, in diesen 7 Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ Sebastian Hoffmann Bereichen mit guten Fängen zu rechnen ist. Die beiden nächsten ElektrofischfangAktionen im Fluss (Güdingen) waren mit 83 beziehungsweise 103 gefangenen Aalen sehr erfolgreich. Leider war die Durchschnittsgröße eher gering und dementsprechend auch die Anzahl der gefangenen Blankaale (insgesamt 14 Individuen). 5.3. Kombination und Vergleich der Methoden Im Vergleich der Methoden (Abbildung 6) fällt die deutlich höhere Anzahl gefangener Aale mittels Elektrofischerei auf. Ganz anders stellt es sich jedoch dar, wenn man das Verhältnis der gefangenen Blankaale zu Gelbaalen zwischen den Methoden vergleicht. So ist der Anteil der in Reusen gefangenen Blankaale mit 57% um ein vielfaches höher als bei der Elektrofischerei mit nur 8%. Die Reusenfischerei fängt somit deutlich selektiver abwandernde Blankaale, während bei der Elektrofischerei sehr unselektiv ein Großteil der sich am Ufer befindenden Individuen gefangen wird. 200 Anzahl gefangener Aale 180 160 140 120 100 Gelbaal 80 Blankaal 60 40 20 0 Reuse Elektrofischen Fangmethode Abbildung 6: Vergleich der Anzahl an gefangenen Gelb- und Blankaalen zwischen den beiden verwendeten Fangmethoden (Reuse und Elektrofischerei). 6. Beifang Auch das Thema Beifang sollte beim Reusenfischen erwähnt werden. Selbstverständlich fangen sich nicht nur Aale in den ausgelegten Reusen, sondern auch andere Fischarten. Da diese Daten mitprotokolliert werden, können sie eine 8 Sebastian Hoffmann Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ sehr interessante Datengrundlage für die bewirtschaftenden Angelvereine, aber auch für Artenschutzzwecke und Bestandsaufnahmen sein. In der kurzen Projektlaufzeit konnten so zum Beispiel junge, einjährige Zander (Stizostedion lucioperca), Groppen (Cottus gobio) und auch eine Aalrutte (Lota lota) in der Saar nachgewiesen werden (Abbildung 7). Diese Fischart galt im Saarland lange Zeit als ausgestorben/ verschollen und wird seit mehreren Jahren in größere Nebengewässer der Saar besetzt (Blies, Prims). Obwohl es immer wieder mündliche Nachweise gegeben hat, handelt es sich bei diesem 35 cm langen Exemplar nach meinem Wissen um den ersten Fotonachweis dieser Art in der Saar seit vielen Jahren. Abbildung 7: Unterhalb der Staustufe Güdingen gefangene Rutte (Lota lota) (21.11.2015) Neben Mühlkoppe, Zander und Rutte, konnten auch Kaulbarsch, Flussbarsch, Rotauge, Wels, Güster und Gründling nachgewiesen werden. Eine Aufstellung aller gefangenen Arten mit den jeweiligen Individuenzahlen zeigt Abbildung 8. 9 Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ Sebastian Hoffmann Anzahl Individuen 25 20 15 10 5 0 Fischart Abbildung 8: Artnamen und Individuenzahlen der Beifänge beim Reusenfischen. 7. Fazit/ Ausblick Im Zeitraum des Pilotprojektes wurden insgesamt 240 Aale in der Saar gefangen, wobei sich diese Zahl aus 195 Gelbaalen und 45 Blankaalen zusammensetzt. Das Gewicht dieser Blankaale betrug insgesamt 31,5 Kilogramm. Angesichts des späten Projektstarts und der warmen und trockenen Witterung stellt das ein sehr gutes Fangergebnis dar. Die im Projektzeitraum herrschenden sehr konstanten Bedingungen bezüglich Wassertemperatur, Wassermenge und auch Trübung ließen zu keiner Zeit eine erhöhte Abwanderung der Blankaale erwarten. Obwohl sämtliche abiotische Faktoren wie Wassertemperatur, Trübung, Pegelstand, Mondphase usw. (siehe Anhang, Tabelle A1) mitprotokolliert wurden, konnte leider aufgrund der gleichmäßigen Bedingungen kein Faktor identifiziert werden, der sich positiv auf das Wanderverhalten ausgewirkt haben könnte. Bekanntlich wirkt sich ein hoher Wasserstand positiv aus, da der abwandernde Aal auf hohen Durchfluss und Strömung wartet, die ihm ein energiesparendes, passives Verdriften ermöglichen. Diesbezüglich herrschten diesen Herbst schwierige Bedingungen, da, wie oben erwähnt, nach fast permanentem Niedrigwasser, der Laubfall und das erste Hochwasser sehr spät (20.11.2015) und sehr parallel einsetzten. Wegen einer zu großen Menge an Laub und Treibgut mussten die 10 Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ Sebastian Hoffmann Reusen aus dem Fluss entfernt werden, obwohl sicherlich noch mit guten Fängen zu rechnen gewesen wäre. Beim Vergleich der zum Aalfang verwendeten Methoden fällt die hohe Anzahl Gelbaale auf, die mittels Elektrofischerei gefangen werden konnte. Dennoch hat auch diese Methode ihre Berechtigung, da die Zahl an gefangenen Blankaalen sicherlich starken jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt, was es in den Folgejahren auszuprobieren gilt. Ausserdem kann das Elektrofischen wichtige Erkenntisse über den Aalbestand in den verschiedenen Abschnitten der Saar liefern und auch einen Eindruck über den Altersaufbau der Population geben. Der hohe Anteil junger Aale zeigt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für dieses Projekt gekommen ist, da noch viele abwachsende Gelbaale im Gewässer vorhanden sind, die in den nächsten Jahren abwandern werden. Bei der Reusenfischerei war das Verhältnis der gefangenen Blankaale (57%) zu gefangenen Gelbaalen (43%) enorm gut. Obwohl insgesamt viel weniger Individuen mit der Reuse gefangen wurden, war die Zahl der Blankaale in den Reusen deutlich höher als bei der Elektrobefischung (31 zu 14 Tiere). Dies belegt die Kenraussage des hier durchgeführten Pilotprojektes, nämlich dass die Reusenfischerei als selektive Fischerei auf Blankaale in der Saar funktioniert. Wenn in den Folgejahren mit einer größeren Anzahl Reusen gefischt wird, ist sicherlich von guten Fangergebnissen auszugehen, wovon diese stark gefährdete Art profitieren wird. Interessant für die Folgejahre wird es auch sein, die abiotischen Faktoren weiter zu protokollieren und zu untersuchen. Durch das Wissen und durch das Verständnis der Einflussfaktoren auf die Wanderung des Aals in der Saar, kann die Effektivität dieser Maßnahme sicherlich von Jahr zu Jahr sukzessive gesteigert werden. Mehr als nur ein positiver Nebeneffekt kann auch die Protokollierung der Beifänge werden, da so sowohl seltene Arten nachgewiesen werden (Rutte), als auch die Populationsentwicklung invasiver Arten (Schwarzmundgrundel) dokumentiert werden kann. 11 Sebastian Hoffmann Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“ 8. Literatur Adam, B. (1999). "Aalabwanderung – Ergebnisse von Versuchen in Modellgerinnen." Arbeiten des Deutschen Fischereiverbandes 70: 37-68. Belyanecz, H. & U. Brämick (2009): Der Aal, Fisch des Jahres 2009. – Verband Deutscher Sportfischer (Hrsg.), Offenbach. Dekker, W. (2004): Slipping through our hands. Population dynamics of the European Eel. – Dissertation, Universität Amsterdam. DWA (2005): Fischschutz- und Fischabstiegsanlagen. Bemessung, Gestaltung, Funktionskontrolle. – Hrsg.: Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, Hennef. Knösche, R., K. Schreckenbach, J. Simon, T. Eichhorn, M. Pietrock & C. Thürmer (2004): Aalwirtschaft in Brandenburg. Entwicklung der Aalbestände, Schadfaktoren und nachhaltige Aalwirtschaft. – Schriftenreihe des Instituts für Binnenfischerei, Heft 15, Potsdam- Sacrow. Laves & Bra (2008): Aalbewirtschaftungsplan für das Flusseinzugsgebiet der Ems. – Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit – Dez. Binnenfischerei (Hannover) und Bezirksregierung Arnsberg. Lecour, C. & P.C. Rathcke (2006): Abwanderung von Fischen im Bereich von Wasserkraftanlagen. – Binnenfischerei in Niedersachsen Heft 8. Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Hannover. Lehmann, J., F.J. Stürenberg, Y. Kullmann & J. Kilwinski (2005): Umwelt- und Krankheitsbelastungen der Aale in Nordrhein-Westfalen. – LÖBF-Mitteilungen 2: 35-40. Löns, H. (1907): Beiträge zur Landesfauna; 4. Hannovers Süßwasserfische. – Jahrb. Prov. Mus. Hannover, 88-94. Lohmeyer, C. (1909): Übersicht der Fische des unteren Ems-, Weser- und Elbegebietes. – Abh. Naturw. Ver. Bremen, XIX, 149-180. Myers, G. S. (1949). Usage of Anadromous, Catadromous and allied terms for migratory fishes. Copeia 1949: 89–97. Nielsen, T. & P. Prouzet (2008): Capture-based aquaculture of the wild European eel (Anguilla anguilla). – In: A: Lovatelli & P. F. Holthus (eds.) Capture-based aquaculture. 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Reusenkontrolle Datum: Uhrzeit: Ort: Stromkilometer: Landmarke: Wasserstand: Sichttiefe: Tiefe der Reuse: Entfernung zum Ufer: Uferbeschaffenheit: Wassertemperatur: Mondphase: FischartGröße Reuse groß klein Aal 13
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