Abschlussbericht für das Pilotprojekt „Fang von Blankaalen in der

Abschlussbericht für das Pilotprojekt
„Fang von Blankaalen in der Saar“
Erstellt von:
Dipl.-Biol. Sebastian Hoffmann
Im Langgarten 1
66687 Büschfeld
Tel. 0176-63009605
Email: [email protected]
Sebastian Hoffmann
Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ............................................................................................................... 1
2. Gefährdung und Bestandssituation ........................................................................ 2
3. Situation im Saarland ............................................................................................. 3
4. Projektinhalt und Zeitraum ...................................................................................... 3
5. Durchführung ......................................................................................................... 4
5.1. Reusenfischerei ............................................................................................... 4
5.2. Elektrofischen .................................................................................................. 7
5.3. Kombination und Vergleich der Methoden ........................................................ 8
6. Beifang ................................................................................................................... 8
7. Fazit/ Ausblick ...................................................................................................... 10
8. Literatur ................................................................................................................ 12
9. Anhang ................................................................................................................. 13
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Sebastian Hoffmann
Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“
1. Einleitung
Wanderfische sind Arten, die zum Laichen die Gewässer wechseln. Während die
meisten wandernden Arten zur Fortpflanzung ins Süßwasser zurückkehren
(anadrom), vollzieht der europäische Aal (Anguilla anguilla) als einzige einheimische
Art den umgekehrten Weg (katadrom). Sein Laichgebiet liegt vor der Küste
Zentralamerikas, im Golf von Mexiko (Sargasso-See). Aus den dort abgelegten Eiern
schlüpfen weidenblattförmige Aallarven, die in einer bis zu dreijährigen Wanderung
über viele tausend Kilometer an die Küsten Mitteleuropas gelangen. Aus den
Küstengebieten steigen die vormals an ein Leben im Salzwasser angepassten Tiere,
nach zahlreichen physiologischen Anpassungen, in unsere heimischen Flüsse auf.
Im Süßwasser wachsen die Tiere heran und fressen sich große Fettreserven an, die
bis zu 30 % ihres Körpergewichtes ausmachen können. Dieser Prozess des
Heranwachsens bis zum Erreichen der Geschlechtsreife dauert je nach Geschlecht
ca. 5- 12 Jahre. Ist das Wachstum abgeschlossen ergreift der Wandertrieb Besitz
von den Tieren. Als so genannte Blankaale (Abbildung 1) wandern diese Tiere
zurück ins Salzwasser und schwimmen aktiv und ohne jegliche Nahrungsaufnahme
die vielen tausend Kilometer zu ihrem Geburtsort zurück, wo sie laichen und sterben.
Dieser unglaublich komplexe Fortpflanzungszyklus vollzieht sich mindestens seit der
frühen Kreidezeit, seit über 100 Millionen Jahren.
Abbildung 1: Typischer Blankaal; zu erkennen an der hellen Bauchseite, der dunklen
Oberseite und den stark vergrößerten Augen.
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Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“
Sebastian Hoffmann
2. Gefährdung und Bestandssituation
Während der Aal noch im letzten Jahrhundert absolute Massenfischart war (Löns
1907, Schiemenz 1952, Tesch et al. 1967; von dem Borne 1882, Lohmeyer 1909),
nimmt ihr Bestand in den letzten Jahrzehnten drastisch ab (Laves & Bra 2008).
Schätzungen zufolge wird die Art eine solch rapide Abnahme noch 20-30 Jahre
verkraften können, bevor ein Aussterben wahrscheinlich wird. In der derzeitigen
IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) Red
List, der weltweit größten Inventur für gefährdete Tier und Pflanzenarten wird der Aal
deshalb bereits als „critically endangered“, als vom Aussterben bedroht geführt. Die
Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) haben
2007 die Aufnahme des Europäischen Aals in den Anhang II (schutzbedürftige Arten)
des Übereinkommens beschlossen. Hauptgefährdungsursachen für die Aalbestände
sind Überfischung (z.B. durch den Menschen, Kormorane) (Nielsen & Prouzet 2008,
Dekker 2004), eingeschleppte Krankheiten (Herpes-Viren, Schwimmblasenwurm)
(Lehmann et al. 2005, Belyanecz & Brämick 2009, Knösche et al. 2004), Schadstoffe
(Palstra et al. 2005) und der starke Querverbau unserer Fließgewässer, zum Beispiel
durch Schleusen, Wehre und Kraftwerke, der die Wanderung der Tiere unterbindet.
Eine zunehmende Gefahr, besonders für die laichreifen, abwandernden Tiere stellen
Turbinen von stromerzeugenden Kraftwerken dar. Durch die ständig steigende
Nutzung der Wasserkraft als regenerative Energie, hat sich die Zahl dieser Betriebe
stetig erhöht. Die durch den Fluss angetriebenen Turbinen stellen für die
abwandernden Aale nahezu unüberwindbare und tödliche Hindernisse dar. Die
ausgewachsenen Aale lassen sich zu bestimmten Zeiten im Jahr passiv die Flüsse
hinuntertreiben,
um
so
möglichst
schnell
und
energiesparend
in
die
Mündungsbereiche zu gelangen. Aufgrund ihrer Körperform und Länge schaffen es
nur die wenigsten unbeschadet durch die sich drehenden Turbinen. Bei den
momentan zum Einsatz kommenden Turbinentypen werden Schädigungsraten von
30-40% bei den abwandernden Individuen pro Kraftwerk erreicht (Belyanecz &
Brämick 2009, Dwa 2005, Lecour & Rathcke 2006). Da viele dieser Anlagen passiert
werden müssten, ist die Wahrscheinlichkeit das Meer zu erreichen annähernd bei
null. Die Wasserkraft vernichtet damit Schätzungen zufolge derzeit mehr Aale, als die
kommerzielle Fischerei entnimmt.
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Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“
Sebastian Hoffmann
Während viele andere Fischarten durch Rechen teilweise aufgehalten werden
können, versagt dieses System beim Aal, da selbst große Individuen enge
Zwischenräume
durchschwimmen.
Außerdem
lässt
sich
der
der
Aal,
als
artspezifische Besonderheit im Gegensatz zu den meisten anderen Arten gegen
Hindernisse treiben, um sich dann entgegengesetzt von ihnen zu entfernen (Adam
1999). Deshalb kann eine Rückkehr laichreifer Tiere aus Flüssen, die weit vom Meer
entfernt sind, momentan als ausgeschlossen angesehen werden.
Auch die derzeit in saarländischen Gewässern beheimateten Aale können nur mit
einer verschwindend geringen Wahrscheinlichkeit unbeschadet bis ins Meer
gelangen.
3. Situation im Saarland
Sowohl in den saarländischen Still- als auch Fließgewässern ist von einem gewissen
Aalbestand auszugehen. Obwohl eine Besiedlung auf natürlichem Wege über Rhein,
Mosel und Saar ausgeschlossen werden kann, sind dennoch Aale durch vielfältige
Besatzmaßnahmen, insbesondere durch Angler, in einigen Gewässern vertreten.
Besonders die Saar, als größter Fluss des Saarlandes wird seit 2009 mit Satzaalen
besetzt (ca. 14.000-15.000 Stück/Jahr). Diese Farmaale werden neben dem
saarländischen Teil der Saar auch im rheinland-pfälzischen Teil sowie in der Mosel
besetzt. Da der Aufstieg für diese Tiere in die saarländische Saar über Fischtreppen
und Fischaufstiegsanlagen möglich ist, kann die Populationsgröße durch diese
Individuen zusätzlich erhöht werden. Prinzipiell bieten die Saar und ihre
Nebengewässer gute Lebens- und Wachstumsbedingungen für Aale, dennoch ist
eine Rückkehr laichreifer Tiere ins Meer zum derzeitigen Zeitpunkt aus oben
genannten Gründen fast ausgeschlossen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die
meisten Tiere auf ihrem Weg Opfer von Turbinen sein werden und so nichts mehr
zum Erhalt ihrer Art beitragen können.
4. Projektinhalt und Zeitraum
Da die gefahrlose Durchgängigkeit der Fließgewässer und Passierbarkeit der
Turbinen in den nächsten Jahren nicht gewährleistet werden kann, sollten im
vorliegenden Projekt abwandernde Aale (sogenannte Blankaale, Abbildung 1)
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Sebastian Hoffmann
Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“
abgefangen und in den durchgängigen Rhein gebracht werden. Da der erste Besatz
mit jungen Aalen in der Saar nun sechs Jahre zurückliegt, war bereits in diesem
Herbst mit den ersten Rückkehrern zu rechnen. Offizieller Projektstart war der
16.10.2015, offizielles Projektende der 09.12.2015.
Ziel dieses Pilotprojektes war es, mit einer geringen Anzahl Reusen (3 sogenannte
Ketten zu je 10 Einzelreusen) zu überprüfen, ob der Fang von Blankaalen mit dieser
Methode in der Saar überhaupt praktikabel ist. Da professionelle Reusenfischerei in
der Saar in der Vergangenheit noch nie durchgeführt wurde, liegen hier keinerlei
Erfahrungswerte vor.
5. Durchführung
5.1. Reusenfischerei
In Ermangelung von Erfahrungswerten wurden zwei verschiedene Reusengrößen
verwendet. Zum einen eine zweikehlige Reuse mit einem Durchmesser von 45 cm,
zum anderen eine größere dreikehlige Reuse mit 60 cm Durchmesser (Abbildung 2).
Ziel der Befischung mit diesen beiden unterschiedlichen Reusentypen ist es,
herauszufinden ob ein bestimmter Typus präferiert wird, um so im Folgejahr mit einer
größeren Anzahl Reusen möglichst effektiv Blankaale abzufangen.
Abbildung 2: Verwendete Reusentypen. Im Hintergrund die grüne, dreikehlige Reuse mit 60
cm Durchmesser, im Vordergrund die schwarze zweikehlige Reuse mit 45 cm Durchmesser.
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Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“
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Zehn
dieser
Einzelreusen
ergeben
zusammengebunden
eine
Reusenkette.
Insgesamt wurden drei dieser Ketten verwendet, zwei Ketten mit 45 cm Reusen, eine
Kette mit 60 cm Reusen. Die Reusen werden am Gewässerboden verankert und
wöchentlich kontrolliert (Abbildung 3)
.
Abbildung 3: Heben der Reusen unterhalb der Schleuse Güdingen im Rahmen der
wöchentlichen Reusenkontrolle.
In der ersten Projektwoche (16.10.2015) wurde eine Kette probeweise in Dillingen
gesetzt und die restlichen zwei Reusenketten fertig gestellt. Da in Dillingen beim
Heben der Reuse am 23.10.2015 keine Aale gefangen wurden, wurde die Reuse
gehoben um an anderer Stelle wieder eingesetzt zu werden.
Von vorherigen Bestandsaufnahmen mittels Elektrofischerei war bekannt, dass die
Saar-Strecke unterhalb der Güdinger Schleuse einen guten Aal-Bestand aufweist.
Deshalb wurden am 31.10.2015 die drei Ketten unterhalb der Güdinger Schleuse
ausgelegt. Wegen anhaltend hohen Luft - und auch Wassertemperaturen wurden die
Reusen relativ ufernah im flachen Wasser ausgelegt. Der Aal ist durchaus als
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wärmeliebende Art zu bezeichnen und sucht bei Tagestemperaturen die die
Wassertemperaturen
überschreiten
gerne
flache
sich
erwärmende
Gewässerabschnitte auf.
Beim Heben der Reusen am 06.11.2015 konnten so die ersten Blankaale (3
Individuen) sowie 5 weitere noch abwachsende Gelbaale gefangen werden. Wegen
deutlich kühlerer Witterung als in der Vorwoche wurden die Reusen an gleicher
Position, allerdings weiter Richtung Flussmitte, an den Fuß der Fahrrinne und somit
im tieferen Wasser wieder ausgebracht.
Dies stellte sich als richtige Vorgehensweise dar, in der nächsten Kontrolle
(13.11.2015) wurden insgesamt 37 Aale gefangen, wobei 23 Blankaale mit einem
Gesamtgewicht von 13,5 kg gefangen wurden. Ein erneutes Stellen an derselben
Position ergab in der Folgewoche (21.11.2015) nochmal 9 Aale (5 Blankaale).
Aufgrund
starker
Regenfälle
und
kommenden
Hochwassers
musste
die
Reusenfischerei am 21.11.2015 eingestellt werden (Abbildung 4). Die lange milden
Temperaturen und der bisher trockene Herbst führten dazu, dass das Hochwasser
wie auch der Laubfall spät und sehr parallel eintraten. Durch die hohe Menge an
Treibgut wäre eine weitere Fischerei ohne großen Materialverlust unmöglich
gewesen.
Anzahl gefangener Aale
25
20
15
Gelbaale
10
Blankaale
5
0
06.11.15
13.11.2015
Datum
21.11.2015
Abbildung 4: Anzahl der in den Reusen gefangenen Gelb- und Blankaale.
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Vergleicht man die Menge der in den zwei verschiedenen Reusengrößen
gefangenen Aale (Abbildung 5) fällt auf, dass deutlich mehr Aale in den großen
Reusen gefangen wurden. Pro große Reuse (60 cm Durchmesser) wurden im
Projektzeitraum 2,6 Aale gefangen, während in den kleineren Reusen (45 cm) nur
1,4 Aale pro gestellter Reuse gefangen werden konnten. Entgegen Erfahrungen in
anderen Flüssen deutet in der Saar alles auf eine höhere Fängigkeit der großen
Reusen hin.
Anzahl gefangener Aale/ Reuse
3
2,5
2
1,5
1
0,5
0
60 cm
45 cm
Reusendurchmesser
Abbildung 5: Anzahl der im Projektzeitraum gefangenen Individuen pro Reuse für die
verschiedenen Reusengrößen.
5.2. Elektrofischen
Neben der Reusenfischerei wurde an drei Projekttagen (22.10.2015, 06.11.2015,
07.11.2015) zusätzlich versucht Blankaale mittels Elektrofischerei zu fangen. Der
erste Fangversuch in den Saaraltarmen bei Wadgassen und Wallerfangen verlief mit
nur einem gefangenen Blankaal relativ unerfolgreich. Wie bereits oben erwähnt,
bevorzugt der Aal sich schnell erwärmende Teile des Gewässers. Anscheinend
waren die Wassertemperaturen bereits so weit gesunken, dass die Altarme den Fluß
nicht mehr an Temperatur überstiegen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass in den
Reusen im Fluss im tiefen Wasser deutlich mehr Aale gefangen wurden als im
flachen Uferbereich. Dennoch gehe ich davon aus, dass zum Beispiel im Frühjahr
wenn sich die Altarme schneller erwärmen können als der Hauptstrom, in diesen
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Bereichen mit guten Fängen zu rechnen ist. Die beiden nächsten ElektrofischfangAktionen im Fluss (Güdingen) waren mit 83 beziehungsweise 103 gefangenen Aalen
sehr
erfolgreich.
Leider
war
die
Durchschnittsgröße
eher
gering
und
dementsprechend auch die Anzahl der gefangenen Blankaale (insgesamt 14
Individuen).
5.3. Kombination und Vergleich der Methoden
Im Vergleich der Methoden (Abbildung 6) fällt die deutlich höhere Anzahl gefangener
Aale mittels Elektrofischerei auf. Ganz anders stellt es sich jedoch dar, wenn man
das Verhältnis der gefangenen Blankaale zu Gelbaalen zwischen den Methoden
vergleicht. So ist der Anteil der in Reusen gefangenen Blankaale mit 57% um ein
vielfaches höher als bei der Elektrofischerei mit nur 8%. Die Reusenfischerei fängt
somit deutlich selektiver abwandernde Blankaale, während bei der Elektrofischerei
sehr unselektiv ein Großteil der sich am Ufer befindenden Individuen gefangen wird.
200
Anzahl gefangener Aale
180
160
140
120
100
Gelbaal
80
Blankaal
60
40
20
0
Reuse
Elektrofischen
Fangmethode
Abbildung 6: Vergleich der Anzahl an gefangenen Gelb- und Blankaalen zwischen den
beiden verwendeten Fangmethoden (Reuse und Elektrofischerei).
6. Beifang
Auch
das
Thema
Beifang
sollte
beim
Reusenfischen
erwähnt
werden.
Selbstverständlich fangen sich nicht nur Aale in den ausgelegten Reusen, sondern
auch andere Fischarten. Da diese Daten mitprotokolliert werden, können sie eine
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Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“
sehr interessante Datengrundlage für die bewirtschaftenden Angelvereine, aber auch
für Artenschutzzwecke und Bestandsaufnahmen sein. In der kurzen Projektlaufzeit
konnten so zum Beispiel junge, einjährige Zander (Stizostedion lucioperca), Groppen
(Cottus gobio) und auch eine Aalrutte (Lota lota) in der Saar nachgewiesen werden
(Abbildung 7). Diese Fischart galt im Saarland lange Zeit als ausgestorben/
verschollen und wird seit mehreren Jahren in größere Nebengewässer der Saar
besetzt (Blies, Prims). Obwohl es immer wieder mündliche Nachweise gegeben hat,
handelt es sich bei diesem 35 cm langen Exemplar nach meinem Wissen um den
ersten Fotonachweis dieser Art in der Saar seit vielen Jahren.
Abbildung 7: Unterhalb der Staustufe Güdingen gefangene Rutte (Lota lota) (21.11.2015)
Neben Mühlkoppe, Zander und Rutte, konnten auch Kaulbarsch, Flussbarsch,
Rotauge, Wels, Güster und Gründling nachgewiesen werden. Eine Aufstellung aller
gefangenen Arten mit den jeweiligen Individuenzahlen zeigt Abbildung 8.
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Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“
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Anzahl Individuen
25
20
15
10
5
0
Fischart
Abbildung 8: Artnamen und Individuenzahlen der Beifänge beim Reusenfischen.
7. Fazit/ Ausblick
Im Zeitraum des Pilotprojektes wurden insgesamt 240 Aale in der Saar gefangen,
wobei sich diese Zahl aus 195 Gelbaalen und 45 Blankaalen zusammensetzt. Das
Gewicht dieser Blankaale betrug insgesamt 31,5 Kilogramm. Angesichts des späten
Projektstarts und der warmen und trockenen Witterung stellt das ein sehr gutes
Fangergebnis
dar.
Die
im
Projektzeitraum
herrschenden
sehr
konstanten
Bedingungen bezüglich Wassertemperatur, Wassermenge und auch Trübung ließen
zu keiner Zeit eine erhöhte Abwanderung der Blankaale erwarten. Obwohl sämtliche
abiotische Faktoren wie Wassertemperatur, Trübung, Pegelstand, Mondphase usw.
(siehe Anhang, Tabelle A1) mitprotokolliert wurden, konnte leider aufgrund der
gleichmäßigen Bedingungen kein Faktor identifiziert werden, der sich positiv auf das
Wanderverhalten ausgewirkt haben könnte.
Bekanntlich wirkt sich ein hoher Wasserstand positiv aus, da der abwandernde Aal
auf hohen Durchfluss und Strömung wartet, die ihm ein energiesparendes, passives
Verdriften
ermöglichen.
Diesbezüglich
herrschten
diesen
Herbst
schwierige
Bedingungen, da, wie oben erwähnt, nach fast permanentem Niedrigwasser, der
Laubfall und das erste Hochwasser sehr spät (20.11.2015) und sehr parallel
einsetzten. Wegen einer zu großen Menge an Laub und Treibgut mussten die
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Reusen aus dem Fluss entfernt werden, obwohl sicherlich noch mit guten Fängen zu
rechnen gewesen wäre.
Beim Vergleich der zum Aalfang verwendeten Methoden fällt die hohe Anzahl
Gelbaale auf, die mittels Elektrofischerei gefangen werden konnte. Dennoch hat
auch diese Methode ihre Berechtigung, da die Zahl an gefangenen Blankaalen
sicherlich starken jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt, was es in den
Folgejahren auszuprobieren gilt. Ausserdem kann das Elektrofischen wichtige
Erkenntisse über den Aalbestand in den verschiedenen Abschnitten der Saar liefern
und auch einen Eindruck über den Altersaufbau der Population geben. Der hohe
Anteil junger Aale zeigt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für dieses Projekt
gekommen ist, da noch viele abwachsende Gelbaale im Gewässer vorhanden sind,
die in den nächsten Jahren abwandern werden.
Bei der Reusenfischerei war das Verhältnis der gefangenen Blankaale (57%) zu
gefangenen Gelbaalen (43%) enorm gut. Obwohl insgesamt viel weniger Individuen
mit der Reuse gefangen wurden, war die Zahl der Blankaale in den Reusen deutlich
höher als bei der Elektrobefischung (31 zu 14 Tiere). Dies belegt die Kenraussage
des hier durchgeführten Pilotprojektes, nämlich dass die Reusenfischerei als
selektive Fischerei auf Blankaale in der Saar funktioniert. Wenn in den Folgejahren
mit einer größeren Anzahl Reusen gefischt wird, ist sicherlich von guten
Fangergebnissen auszugehen, wovon diese stark gefährdete Art profitieren wird.
Interessant für die Folgejahre wird es auch sein, die abiotischen Faktoren weiter zu
protokollieren und zu untersuchen. Durch das Wissen und durch das Verständnis der
Einflussfaktoren auf die Wanderung des Aals in der Saar, kann die Effektivität dieser
Maßnahme sicherlich von Jahr zu Jahr sukzessive gesteigert werden. Mehr als nur
ein positiver Nebeneffekt kann auch die Protokollierung der Beifänge werden, da so
sowohl
seltene
Arten
nachgewiesen
werden
(Rutte),
als
auch
die
Populationsentwicklung invasiver Arten (Schwarzmundgrundel) dokumentiert werden
kann.
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Sebastian Hoffmann
Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“
8. Literatur
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Hofbuchdruckerei, Berlin, 1-304.
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Pilotprojekt: „Fang von Blankaalen in der Saar“
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9. Anhang
Tabelle A1: Zettel für die Reusenkontrolle zur Protokollierung der abiotischen Faktoren und
der Fänge.
Reusenkontrolle
Datum:
Uhrzeit:
Ort:
Stromkilometer:
Landmarke:
Wasserstand:
Sichttiefe:
Tiefe der Reuse:
Entfernung zum Ufer:
Uferbeschaffenheit:
Wassertemperatur:
Mondphase:
FischartGröße
Reuse
groß
klein
Aal
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