11. Fachsymposium im Landkreis Fürth: „Notlagen“ früh erkennen und wirksam handeln Herzlich willkommen zum Workshop „Schwierige“ Elterngespräche erfolgreich gestalten Referent: Jörn Harms Dipl.-Päd. (Univ.) Systemischer Therapeut / Familientherapeut (DGSF) www.systemisches-institut.de 1 Ausgangsfrage: Wie kann es gelingen, aus einer wertschätzenden Haltung heraus „schwierige“ und „unangenehme“ (Tabu-) Themen rechtzeitig transparent zu besprechen und gleichzeitig den konstruktiven Kontakt zu den Eltern aufrechtzuerhalten? 2 Mögliche Fragen „zuvor“: - Wer definiert „schwierig“ bzw. „unangenehm“? Wer entscheidet über „Tabus“? Was bedeutet „konstruktiver Kontakt“? Wozu könnte dieser dienlich sein? Wie kann ich als Fachkraft Kooperation begünstigen? Annahme: Wenn ich eine tragfähige Kooperations-Beziehung mit Eltern aufgebaut habe, dann kann ich auch offen über „schwierige“ Themen sprechen! 3 Aus systemischer Sicht… … haben wir keinen instruktiven Einfluss auf das Denken / Fühlen / Verhalten eines anderen Menschen, denn: Jeder Mensch ist ein autonomes Wesen und entscheidet gemäß seiner inneren Selbstorganisation. 4 Aus systemischer Sicht… … ist es sinnvoll, den Kontext der Beziehungen zu berücksichtigen, in dem Veränderung stattfinden soll, denn: Jeder Mensch trifft seine Entscheidungen unter Einbezug seiner sozialen Umwelt. 5 Aus systemischer Sicht… … macht jegliches menschliches Verhalten Sinn, wenn man es in dem jeweils „passenden“ Kontext betrachtet. … sind Symptome und „problematische“ Verhaltensweisen immer auch Lösungsversuche, die wertgeschätzt werden können. 6 Die Triangulation Eltern Fachkraft Kind 7 Wie kann ein Bündnis mit den Eltern für das Kind gefördert werden? Frühzeitiger Kontaktaufbau Klärung des Auftrags Klärung der eigenen Rolle Hoffnungen / Befürchtungen der Eltern abfragen Notwendigkeit der Zusammenarbeit verdeutlichen bzw. negative Konsequenzen der Nicht-Kooperation benennen - Ressourcenorientierte Feedbackschleifen - Über Erfolge / Fortschritte sprechen und den Eltern das „Beteiligt Sein“ unterstellen - 8 Exkurs: Rangfolge von Anforderungen an Fachkräfte Aus der Sicht von befragten Eltern sollten Fachkräfte... • • • • • • Verständnis für ihre Lebenssituation haben Respekt vor ihrer Autonomie zeigen ehrlich, klar und transparent sprechen Persönliche Themen vertraulich behandeln Lockerheit und Humor an den Tag legen Fachwissen zur Verfügung stellen Quelle: Marie-Luise Conen: „Wo keine Hoffnung ist, muss man sie erfinden – Aufsuchende Familientherapie“, 2002 www.systemisches-institut.de 9 Unterschiedliche Kooperationsbeziehungen Um Eltern „ins Boot zu holen“, ist es aus systemischlösungsorientierter Sicht hilfreich, deren Eigenmotivation zu klären: Lösungs- und ressourcenorientierte Konzepte unterscheiden im Sinne von Steve deShazer / Insoo Kim Berg: 1. „Berater-Kunden-Beziehungen“ 2. „Berater-Klagende-Beziehungen“ 3. „Berater-Besucher-Beziehungen“ www.systemisches-institut.de 10 Kooperative Beziehungsgestaltung aus systemisch-lösungsorientierter Perspektive Von einer Berater-Kunden-Beziehung geht man aus, wenn Eltern • ein eigenes Anliegen haben • bereit sind, Schritte zur Lösung des Problems zu unternehmen • sich als Teil des Problems und der Lösung begreifen • sich (wieder) als (selbst-) wirksam erleben wollen • meist sehr motiviert sind 11 Kooperative Beziehungsgestaltung aus systemisch-lösungsorientierter Perspektive Strategien • Direkte Arbeit mit ihnen an der Lösung oder an Lösungsschritten • Nutzen von Frageformen aus der Lösungsorientierung (Zielfragen, Ausnahmefragen, Bewältigungsfragen, Sabotagefragen, Skalierungen etc.) 12 Kooperative Beziehungsgestaltung aus systemisch-lösungsorientierter Perspektive Eine Berater-Klagende-Beziehung liegt vor, wenn Eltern • eine Beschwerde über etwas/einen Anderen haben • die sich selbst (noch) nicht als Teil der Problems und/oder auch nicht (mehr) als Teil der Lösung sehen • die mit der Vorstellung kommen, dass eine andere Person sich ändern müsse 13 Kooperative Beziehungsgestaltung aus systemisch-lösungsorientierter Perspektive Strategien • Erteilung von Komplimenten für ihre Motive wie z.B. die Sorge, das Engagement oder die Entschlossenheit, den Dingen eine Wende zu geben • Respektvoller und anerkennender Umgang mit dem Problem (Würdigung des Leids; Keine Schuldvorwürfe!!) • Gespräche über Umgangsmöglichkeiten mit der Problematik Aufgaben bieten sich allenfalls im Rahmen von „Nachdenken“ und „Beobachten“ an. 14 Kooperative Beziehungsgestaltung aus systemisch-lösungsorientierter Perspektive Eine Berater-Besucher-Beziehung liegt vor, wenn Eltern • im Auftrag von Dritten (z.B. Jugendamt, Arbeitgeber, Ehepartner, Gericht, Arzt) kommen • einer Auflage, Aufforderung oder Empfehlung folgen, selbst jedoch keine Problemeinsicht haben. 15 Kooperative Beziehungsgestaltung aus systemisch-lösungsorientierter Perspektive Strategien • Herausfinden, was sie wollen bzw. vermeiden wollen. Richte die Aufmerksamkeit auf bereits vorhandene Kooperationsbestandteile, z.B. dass er überhaupt da ist. Er hätte sich auch anders entscheiden können 16 Kooperative Beziehungsgestaltung aus systemisch-lösungsorientierter Perspektive • Gespräche über ihre Erklärungen darüber, weshalb andere sie geschickt haben • Fragen nach den Perspektiven, Meinungen und Einstellungen dieser anderen Eröffne eine Reflexion über „gute Gründe“ der anderen, die Dinge so zu sehen, wie sie sie sehen. Bleibe dabei neutral. • Erkunde die subjektive Gewinnabsicht einer Kooperation 17 Kooperative Beziehungsgestaltung aus systemisch-lösungsorientierter Perspektive Achte die Entscheidungen des Klienten als Autonomiehinweise. Spreche mit ihm über seine schon vorhandene Verantwortungsübernahme und gehe davon aus, dass der Klient sowieso schon verantwortlich für sich handelt. Zu vermeiden: • Ihm sagen, was er unserer Meinung nach tun sollte • Keine Aufgaben anbieten, lediglich einen Termin zur weiteren „Klärung“ 18 Kooperative Beziehungsgestaltung aus systemisch-lösungsorientierter Perspektive • Gut für Kooperation: Die „richtigen Fragen“ • Merke: Die Energie folgt der Aufmerksamkeit (c) 2013 Volkmar Abt www.systemisches-institut.de 19 Kooperative Beziehungsgestaltung aus lösungsorientierter Perspektive • Mit einer Frage drücke ich nicht nur den Wunsch nach Information aus, sondern gleichzeitig teile ich meinem Gegenüber mit, was ich über ihn denke. • Fragen spiegeln unsere innere Haltung. Ich kann dem/der Gesprächspartner/in dann implizit mitteilen, dass ich an seine Fähigkeiten und Kompetenzen glaube und dass ich glaube, dass nur er selbst letztlich entscheidet, was für ihn gut ist, was für ihn realistisch ist und was sich in seinem Kontext von Wirklichkeit lohnt auszuprobieren. (c) 2013 Volkmar Abt www.systemisches-institut.de 20 Kooperative Beziehungsgestaltung aus lösungsorientierter Perspektive • Wir lösen mit unseren Fragen innere Suchprozesse aus und wir werden in der Regel dort fündig, wo wir hingeleitet werden: Bei den Defiziten oder bei den Ressourcen. • Unsere Aufmerksamkeitsfokussierung entscheidet darüber, was wir wahrnehmen • Nach dieser Logik besteht die Hauptaufgabe einer lösungs- und ressourcenorientierten Fachkraft eher darin aktivierende Fragen zu stellen, als Antworten zu geben. (c) 2013 Volkmar Abt www.systemisches-institut.de 21 10 systemische Prämissen 1. Jeder Mensch ist ein autonomes Wesen 2. Jeder Mensch entscheidet gemäß seiner inneren Selbstorganisation 3. Jeder Mensch bildet kontinuierlich Sichtweisen über die Wirklichkeit 4. Jeder Mensch trifft zu jeder Zeit genau die für ihn in diesem Moment richtige Entscheidung 22 10 systemische Prämissen 5. Jeder Mensch trifft seine Entscheidungen unter Einbezug seiner sozialen Umwelt 6. Jeder Mensch besitzt Potenziale zur inneren Umstrukturierung 7. Jeder Mensch hat die Fähigkeit zu innerem Wachstum © Volkmar Abt 2004 23 10 systemische Prämissen 8. Jeder Mensch besitzt Erfahrungen im Lösen von Problemen 9. Jeder Mensch ist in der Lage, für ihn nützliche Erfahrungen zu integrieren 10. Jeder Mensch ändert sich, wenn es sich subjektiv für ihn lohnt 24 Dankeschön! (c) 2013 Volkmar Abt www.systemisches-institut.de 25
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