Grußwort "200 Jahre Kreis Borken" von Bürgermeister Dr. Christoph Holtwisch, Vreden, Sprecher der Bürgermeister im Kreis - Es gilt das gesprochene Wort Sehr geehrter Herr Dr. Zwicker, sehr geehrter Herr Dr. Kirsch, meine sehr geehrten Damen und Herren, als Sprecher der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Kreis Borken freue ich mich sehr, Ihnen und uns allen im Rahmen dieser Jubiläumsfeier zu 200 Jahren Kreis Borken gratulieren zu können! Ein runder Geburtstag, der beeindruckt, aber ich habe mich zunächst gefragt, ob ich überhaupt die richtige Person bin, um unseren alten Jubilar zu würdigen? Als vor einiger Zeit Franz Müntefering in Vreden zu 150 Jahren SPD gesprochen hat, konnte er das mit einem Augenzwinkern noch als Zeitzeuge tun, aber sollte ich das jetzt zu 200 Jahren Kreis Borken wagen, wäre das doch etwas vermessen. Ich selbst bin Jahrgang 1974. Und der Altkreis Borken, dessen Geburtstag wir heute feiern, bestand eigentlich von 1816 nur bis einschließlich 1974 und ging dann im heutigen Kreis Borken auf. Verkürzt ausgedrückt: Ich kam auf die Welt und mit dem Altkreis Borken ging es zu Ende - da besteht aber kein kausaler Zusammenhang! Vielmehr war es die kommunale Neugliederung, die zum neuen Kreis Borken geführt hat. Und insofern schlabbern wir natürlich etwas, wenn wir jetzt einfach von 200 Jahren Kreis Borken sprechen, aber bei Geburtstagen ist man ja großzügig. Das führt mich wieder dazu, ob ich überhaupt die richtige Person bin, um das heutige Grußwort zu halten. Schließlich war der alte Kreis Borken ab 1816 nur das, was wir heute als "Südkreis" bezeichnen, und als Bürgermeister von Vreden bin ich gerade definitiv von Norden nach Borken gefahren. Trotz aller Änderungen des Kreisgebietes im Detail war Vreden niemals Teil des Altkreises Borken, sondern gehörte immer zum hübscheren Zwillingsbruder, dem Altkreis Ahaus, der ebenfalls von 1816 bis 1974 bestand. Aber nun ja, zum einen sind diese Zwillinge durch die kommunale Neugliederung inzwischen siamesische Zwillinge geworden und zum anderen spreche ich ja weniger als Vredener Bürgermeister zu Ihnen, sondern stellvertretend für all meine Kolleginnen und Kollegen im neuen Kreis Borken. Aber ob ich wirklich für alle sprechen kann? Bei Bocholt z. B. hat man da ja so manchmal seinen Zweifel! Das ist aber ja auch kein Wunder, denn schließlich schied Bocholt schon 1923 aus dem Altkreis Borken aus und kam erst 1975 im neuen Kreis Borken wieder dazu. Dieser neue Kreis Borken setzt sich damit zusammen aus der ehemaligen kreisfreien Stadt Bocholt, den ehemaligen Kreisen Ahaus und Borken, jedoch ohne Dingden, aber mit Einschluss der früher zum Kreis Coesfeld gehörenden Stadt Gescher, der zuvor zum Kreis Kleve zählenden Stadt Isselburg und der ehemals zum Kreis Recklinghausen gerechneten Ortschaft Erle. Ein kompliziertes Gebilde also. Wie der ehemalige Oberkreisdirektor Pingel 1982 im Buch "Der Kreis Borken" schrieb, lag dieser Gebietsabgrenzung "der Gedanke zugrunde, diesen im Verhältnis zum Land Nordrhein-Westfalen [damals] insgesamt wirtschaftsschwachen Grenzraum zu einer Einheit zusammenzufassen und ihn dadurch zu stärken, dass auch wirtschaftlich stärkere, besser strukturierte Bereiche einbezogen wurden, um so einen gewissen internen Ausgleich zu ermöglichen. Dieses Ziel, sodann die Ausrichtung an Hauptverkehrs- und Entwicklungsachsen [...] haben letztlich den Ausschlag dafür gegeben, dass der Kreis seinen heutigen Gebietszuschnitt erhielt." Insofern ist auch die Bezeichnung als WestmünsterlandKreis absolut passend, aber als Vredener mit zwei Dritteln niederländischer Grenze hielte ich auch Oost-Gelderland für durchaus geeignet. Zu letzterem passt, dass Herr Dr. Terhalle - der für mich natürlich die Autorität in diesem Bereich ist - im selben Buch schreibt, dass die erste Gemeindestraße im Altkreis Ahaus von Zwillbrock nach Vreden und von da aus weiter führte. Das Thema Verkehr scheint also zu allen Zeiten für das Gebiet des heutigen Kreises Borken ein sehr zentrales Thema gewesen zu sein, und wenn wir unsere heutigen Diskussionen betrachten, ist es das - natürlich neben vielen anderen wichtigen Themen - auch weiterhin. Lassen Sie mich deshalb mit einer Anekdote schließen, die Dr. Terhalle in dem Buch ebenfalls anführt. Er schreibt: "Im Kreis Ahaus schlug 1855 die Geburtsstunde der Kreis-Chausseen. Das hatte u. a. seine Ursache darin, dass der ehemalige Landrat von Hyden [ - mit y -] auf "Haus Wohnung" zu Nienborg wohnte, wo sich bei dem damals noch geringen Verwaltungsaufwand auch die Geschäftsräume des Landratsamtes befanden. Bei der nicht gerade günstigen Lage Nienborgs und den schlechten Wegen war der Verkehr zwischen den Kreisorten, vor allem aber zwischen dem Landratsamt und der Kreisstadt recht schwierig und umständlich. Die zweckmäßigste Lösung wäre freilich die Verlegung des Landratsamtes [...] gewesen, doch wählte man einen anderen Weg: Man baute zwischen Nienborg und Ahaus die erste Kreischaussee, damit der Herr Landrat eine bequemere Reise [...] hätte." Und davon profitiert unser Landrat Kai Zwicker heute immer noch... Ein gutes Beispiel für die immer weit vorausschauende Kreispolitik... Was sonst von 1816 bis heute im Westmünsterland-Kreis Borken alles geschehen ist und wie er sich gewandelt hat, davon berichtet gleich Herr Dr. Kirsch in seiner Festansprache. Ich bin schon sehr gespannt darauf, gratuliere im Namen der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und damit im Namen aller seiner Kommunen dem heutigen Kreis Borken noch einmal zu seinem 200-jährigen Jubiläum und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
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