BEST PRACTICE | KAY-CHRISTIAN SCHERSICH | LATERAL THINKER & MANAGER HR SOLUTIONS HR – ein Relikt aus der Vergangenheit? HR – a relic of the past? Wie sich das Personalwesen neu erfinden sollte How personnel management should reinvent itself Kay-Christian Schersich gilt als Querdenker. Der ausgebildete Experimentalphysiker und HR-IT-Experte ist überzeugt: Unternehmensführung muss neu gedacht werden und für das Personalwesen gilt, es muss sich neu erinden, wenn es nicht als Relikt aus der Vergangenheit abgeschrieben werden will. Wie das aussehen kann, beschreibt Schersich in seinem Gedankenexperiment, dem „CORE“-Modell. Kay-Christian Schersich is something of a maverick. The qualiied experimental physician and HR IT expert is convinced: corporate leadership must be rethought and as for personnel management it must reinvent itself if it is not to be written of as a relic of the past. Schersich described how that might look in his thought experiment, the “CORE” model. New developments demand new thinking In fact many organizations are still a long way from seeing personnel management as a (business) partner. Generally speaking, just one reason applies where business partners have established themselves: personnel management has laid of personnel, in that it has transferred activities and performance to a service center and thereby contributed to increased eiciency. Personnel development, in terms of the development of personality and competences, which are coincidentally regarded as extremely important, have nothing to do with this. Instead of this it is always about staf reduction and improving eiciency. Where technolization, automation and robotics have gone strongly marching on, parts of the workforce could be reduced. Where the organization, for example through supply chain management, has been optimized, there is likewise less need for staf. But is that the sole route to success? Neue Entwicklungen fordern neues Denken Tatsächlich seien viele Unternehmen immer noch weit davon entfernt, das Personalwesen als (Business-) Partner zu sehen. Wo sich Business-Partner etabliert hätten, gebe es dafür in der Regel nur einen Grund: Das Personalwesen habe Personal eingespart, indem es Tätigkeiten und Leistungen in Service Center überführte und damit einen Beitrag leistete, die Kosteneizienz zu steigern. Personalentwicklung im Sinne von Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung, übereinstimmend als äußerst wichtig betrachtet, habe damit nichts zu tun. Stattdessen gehe es immer wieder um Personalreduktion und Eizienzsteigerung. Wo Technisierung, Automatisierung und Robotik verstärkt Einzug hielten, hätten Teile der Belegschaft reduziert werden können. Wo die Organisation, beispielsweise durch das Supply Chain Management, optimiert würde, brauche man ebenfalls weniger Personal. Aber ist das der alleinige Weg zum Erfolg? 23 BEST PRACTICE | KAY-CHRISTIAN SCHERSICH Kay-Christian Schersich ist davon nicht überzeugt. Es sei wichtiger, sich mit neuen Beschäftigungsmodellen zu befassen, die eine Lösung für den entstehenden Fachkräftemangel bieten und Unternehmen helfen, innovativ zu bleiben. Das führe zu den heute schon häuigen Projektarbeitsverträgen, die Mitarbeiter nicht länger als zwei bis drei Jahre an ein Unternehmen binden. Warum also, so Schersich, könne man den Bedarf an Skills nicht einfach über den Einkauf decken, der über Vertragslieferanten dafür sorge, dass genau die Arbeitskräfte mit den benötigten Skills zeitnah im Unternehmen erschienen, anstelle auf die langwierigen Beschafungsprozesse des Personalwesens zu setzen? Mit einer ausgewogenen Kombination ließe sich auf diese Weise eine luide Workforce schafen, eine Art Netzwerk, über die man sich zur richtigen Zeit die passenden Skills beschafen könne. einander gingen verloren, wenn Unternehmen nicht die Aufgabe übernähmen, Mitarbeiter mit diesen Wertemodellen zu führen und zu entwickeln − anstatt sie nur als Ressource zu sehen. Dafür seien Führungskompetenz und Persönlichkeitsentwicklung sehr wichtig. Das CORE-Modell als Lösungsansatz Allein aus dem Personalbereich und mittels Talent Management ließen sich diese Aufgaben nicht bewältigen, ist Schersich überzeugt. Es sei ein Thema der Unternehmensführung, wie schnell eine Organisation äußere Einlüsse adaptieren könne. Heute gründeten Unternehmen ihre Unternehmensführung auf die klassischen vier Säulen: Strategie, Management, Controlling und Führung. Eine zukunftsfähige, agile und veränderungsfähige Organisation, die it genug sei, am Markt zu überleben, könne auf das von Schersich entworfene Gedankenexperiment, das „CORE“-Modell, aufbauen. Die Säulen der Unternehmensführung, für die HR als Treiber wirken könne, würden ersetzt durch Enterprise Innovation and Strategy, Organisational Health, Change Agency sowie Resource and Change Management, kurz: CORE. Unternehmensstrukturen stehen vor einem Umbruch Dass Unternehmen zukünftig ganz anders organisiert würden als heute, dazu trage auch die Digitalisierung bei. Traditionelle Hierarchien würden ebenso abgelöst wie ganze Unternehmensbereiche durch das Internet und soziale Medien ersetzt oder ergänzt würden. Am Beispiel eines Unternehmens im Konsumgütereinzelhandel lasse sich heute schon erkennen, wie Produktentwicklung morgen aussehe. Das Unternehmen habe eine Plattform geschafen, über die sich seine Kunden aktiv daran beteiligten, Ideen für das zukünftige Angebot des Unternehmens zu entwickeln. Enterprise Innovation and Strategy Wie erfolgreich ein Unternehmen sei, entscheide seine Innovationsfähigkeit, nicht das Controlling. Extrinsische Innovationen, die zum Beispiel über soziale Netzwerke entstehen, sollten ernst und angenommen werden und es sollte darauf reagiert werden. Zukünftig treibe Innovation die Strategie und nicht umgekehrt. Aus der Innovation werde die Unternehmensstrategie abgeleitet. Werte vermitteln als unternehmerische Aufgabe „Ich bin überzeugt“, sagt Kay-Christian Schersich, „dass aufgrund des technischen Fortschritts bei allen ein Gefühl der Angst mitschwingt, morgen nicht mehr gebraucht zu werden.“ Das führe in ein Verhalten der Egozentrik und Konkurrenz. Werte wie Loyalität und Verantwortung für- Organisational Health – die Gesundheit des Unternehmens Zu dieser Säule gehöre es zu wissen, wo man stehe und wie das Ziel aussehe, in luiden Unternehmensorganisationen zu denken, eine Aufbau- und Ablauforganisation zu erstellen. Vor allem aber müssten Unternehmen die Anforderungen erkennen, die von außen an sie gestellt würden, und verstehen, welche Bedarfe und Bedürfnisse die eigenen Mitarbeiter haben. „Ich bin überzeugt, dass aufgrund des technischen Fortschritts bei allen ein Gefühl der Angst mitschwingt, morgen nicht mehr gebraucht zu werden. “ Change Agency Diese Säule bedeute, sich der permanenten Veränderung zu stellen. HR könne als aktiver Veränderungsmotor für alle Bereiche tätig werden. Wichtig sei, Veränderungsbereitschaft in allen Bereichen zu fördern, Altes loszulassen und Neues auszuprobieren. Resource and Change Management Diese Säule betrefe das operative Geschäft, die Ermittlung und Umsetzung eines sinnvollen Sourcing Mix, die Identiikation und Umsetzung von IT-Projekten sowie die Verlagerung und Steuerung von Leistungen nach außen, aber sie beinhalte auch, Family- und andere Services bereitzustellen und die Bedarfe der Mitarbeiter in den Fokus zu rücken. 24 BEST PRACTICE | KAY-CHRISTIAN SCHERSICH “I am convinced, that as a result of technical advances, feelings of anxiety are reverberating through everybody’s mind, that tomorrow they will no longer be needed.” Kay-Christian Schersich is not convinced of this. It is more important to consider new patterns of employment that ofer a solution to the emerging lack of qualiied personnel and to help the company to remain innovative. This is leading to today’s already massive number of project work contracts, which tie employees to a company for no longer than two to three years. Also why, Schersich asks, is it not possible to cover the need for skills via purchasing, which ensures, through contract suppliers, that exactly the right manpower with the required skills appears in the company at the right moment, rather than relying on the tiresome procurement processes of personnel management? With a balanced combination this approach allows the creation of a luid workforce, a kind of network, through which you can get hold of suitable skills as and when they are needed. Company structures face a sea change Digitalization is also contributing to the fact that companies will in future be quite diferently organized compared to today. Traditional hierarchies would be equally abolished alongside entire company functions being substituted or supplemented by the internet and social media. An example of this is a company in consumer goods retailing, which already today recognizes how product development will look tomorrow. The company has created a platform on which its customers actively contribute ideas for developing the company’s future oferings. Enterprise Innovation and Strategy The success of a company depends not on controlling, but rather its ability to innovate. Extrinsic innovations, which come about for example via social networks, should be taken seriously and the company should respond to them accordingly. In future, innovation will drive strategy and not the other way round. The right corporate strategy will be deduced from innovation. Imparting values as an entrepreneurial task “I am convinced,” says Kay-Christian Schersich, “that as a result of technical advances, feelings of anxiety are reverberating through everybody’s mind, that tomorrow they will no longer be needed.” This results in an attitude of egocentricity and competition. Values such as loyalty and responsibility for one another go out the window if companies do not take it upon themselves to lead and develop employees with these value-models – rather than simply seeing employees as a resource. Competent leadership and personality development are very important for this purpose. Organizational Health This pillar is about knowing where you stand and how the objective appears, thinking in terms of luid company organizations, and creating the organizational structure and worklow. Above all, however, companies must recognize the requirements that are placed before them from the outside, and understand what are the needs and requirements of their own employees. The CORE model as a solutions approach Schersich is also convinced that these tasks cannot be mastered in the personnel function and by means of talent management alone. How quickly an organization can adapt to external inluences is a matter for corporate management to decide. Today, companies base their corporate leadership on the four classic pillars: Strategy, Management, Controlling and Leadership. Schersich can build a future-ready and agile organization that is able to adapt to change and is it enough to survive in the market place using the CORE thought experiment model, which he designed himself. The pillars supporting company leadership, for which HR can act as a driver, are replaced by Enterprise Innovation and Strategy, Organizational Health, Change Agency and Resource and Change Management. In short: CORE. Change Agency This pillar means embracing permanent change. HR can engage as an active motor of change in all areas. It is important to support change-readiness in all areas, to let go of the old and try out the new. Resource and Change Management This pillar relates to the operational business, the determination and implementation of a meaningful sourcing mix, the identiication and implementation of IT projects as well as the outsourcing and management of services, but it also covers the provision of family and other services and putting the needs of employees in focus 25
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