4. Sonne und Sonne-Erde Beziehung 4.1 Die Sonne 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 1 4.1.1 Sonnen-Schichten: Übersicht d= 700‘000 km dJupiter ≈ 70‘000 km dErde ≈ 7‘000 km 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 2 4.1.2 Die Sonne in Zahlen • • • • • • • Masse = 1.99 1030 kg ( = 1 M) Effektive Temperatur = 5772 K (G2 V) Temperatur im Kern= 15 106 K Oberflächen-Gravitations-Beschleunigung g = 274 m/s2 Alter = 4.55 109 Jahre (von Meteoriten Isotopen) Radius = 6.96 105 km, ca. 700 Mm Distanz = 1 AU = 149.597871 106 km ca. 150 Mio km • Rotationsperiode = ≈27 Tage (Carrington Rotation) 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 3 4.1.3 Die Solar-Konstante Die seit 1979 gemessene über alle Wellenlänge integrierte Einstrahlung bei Erddistanz (ausserhalb der Atmosphäre) von der Sonne, die sogenannte Totale Sonneneinstrahlung, relativ zu 1361 W/m2. Die farbigen Bereiche zeigen die Unsicherheiten des jeweiligen Instrumentes. Die Einstrahlung variiert um in Phase mit der Sonnenaktivität. 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 4 4.1.4 Sonnenoberfläche Ruhige Sonne: OberflächenTemperatur +- ca. 150 K um die effektive Temperatur, d.h. 5650 – 5900 K Granulen = Konvektionszellen = Ende der Aufwärtsbewegung – in der Zelle mehr oder weniger wagrechte Strömung - Absinkende Bereiche zwischen den Zellen. Typische Grösse 700 km. Lebensdauer ca. 15 min. • • • • • Sonne ist kein Festkörper, sondern ist ein Gasball (Plasma) Keine scharfe Oberfläche Die Oberfläche als die Region definiert, bei der das Licht entweicht Üblicherweise wird τ = 1 bei λ=5000 Å (=500 nm) als Sonnenoberfläche definiert (andere Definitionen kommen auch vor) Optische Tiefe ist wellenlängenabhängig 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 5 4.1.5 Temperatur-Struktur der Sonnen Atmosphäre (nicht-aktive Sonne) Hier ist die Höhe h der innere Rand der Modellatmosphäre. Die Photosphäre ist bei ca. 50 km in dieser Graphik. Die Chromosphäre ist die Region mit einem flachen Temperaturverlauf von ca 6-7000 K. 7.10.2015 Die bezeichneten Spektral-Linien werden im angegebnen Höhenbereich in der Atmosphäre geformt. Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 6 4.1.6 Sonnenflecken Umbra ca. 4000 K Penumbra ca. 5500 K Ruhige Sonne 5770 K Flecken (Mini Version: Poren): Typische Grösse 10-20‘000 km (Poren 1000 km). Lebensdauer Tage bis typisch knapp einen Monat; grosse Gruppen auch länger. Magnetfeldstärke in den Flecken typisch 2-3 kGauss. 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 7 4.1.7 Fackeln Helle Gebiete (= wärmer als ruhige Sonne) in der Photosphäre: Fackeln. Gebiete mit höherer Magnetfeld Konzentration; typisch 400 Gauss. 7.10.2015 Helle Gebiete (= wärmer als ruhige Sonne) in der Chromospäre: Plages. Lebensdauer wie Sonnenflecken, Tage bis typisch ein Monat; grosse Gebiete auch länger. Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 8 4.1.8 Sonnenrotation Während die äußeren Bereiche der Sonne mit 25 Tagen am Äquator und 36 Tagen an den Polen um die Sonnenachse rotieren, rotiert das Sonneninnere wie ein starrer Körper mit einer Rotationsperiode von etwas weniger als 27 Tagen. Die Tachocline ist der Übergang von der starren zur differenziellen Rotation. In der gleichen Region beginnt auch die Konvektionszone. 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 9 4.1.9 Fleckenzyklus Der Fleckenzyklus dauert im Durchschnitt 11.2 Jahre. Starke, grossflächige Magnetfelder sind mit den Flecken assoziiert. Die Polaritäten sind ost-westlich gerichtet. Das Vorzeichen ist für eine bestimmte Halbkugel einheitlich, aber dem der anderen Halbkugel entgegengesetzt. Das Vorzeichen wechselt alle 11 Jahre. Am Anfang des Zyklus erscheinen die Flecken bei ca. 30-40o Breite; am Ende bei ca. 8o. Die typische Lebenszeit eines Flecks liegt etwas unter einem Monat, sie kann aber einige Monate oder nur einen Tag betragen. 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 10 4.1.10 Ursache des 11-Jahre Zyklus Die differentielle Sonnenrotation formt den Magnetzyklus. Bei a) ist die ganze Sonne im Wesentlichen nicht aktiv und das dominierende Magnetfeld bipolar. Bei d) erscheinen die Flecken an der Oberfläche. Nach einem Zyklus von ca. 11 Jahren ist die Polarität umgekehrt f). 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 11 4.1.11 Magnetischer 22-Jahre Zyklus Orts- und zeitaufgelöste Variation des Magnetfeldes auf der Sonnenoberfläche (magnetisches Schmetterlingsdiagramm). Die über eine Sonnenrotation gemittelte magnetische Sehlinen-Komponente als Funktion der Zeit: Gelbe und blaue Farben zeigen positive bzw. negative Magnetfelder. Alle ca. 22 Jahre wiederholt sich die magnetische Konfiguration. Die neuen magnetischen Gebiete entstehen wie die Sonnenflecken bei ca. 300 Breite. Die Anti-Pol-Polarität wandert gegen die Pole, die andere gegen den Äquator. Sonnenflecken wandern nicht gegen die Pole. 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 12 4.1.12 Sonnenaktivität Die Aktivität der Sonne variiert auf auf verschiedenen Skalen: räumlich, zeitlich, energetisch Die Aktivitäts-Regionen erscheinen in verschiedenen Schichten Photosphäre: Sonnenflecken, Fackeln Chromosphäre: Plage, Flares Korona: koronale Massenauswürfe, Protuberanzen Erscheinung als: Heizung, Teilchenbeschleunigung, Wellenausbreitung und Schocks Emission von Strahlung Ursache: Bewegung des Plasmas Interaktion des Magnetfeldes 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 13 4.1.13 Sonnenkorona und Sonnenwind Der ausserhalb der Erde gemessene Sonnenwind zeigt, dass die Sonne einen ständigen Massenverlust erleidet. Die bei der Erde beobachteten Geschwindig-keiten liegen typisch bei v = 400 km/s. Mit den bei der Erde gemessenen Teilchendichte im Wind von n=1-10 cm-3 bzw. Massendichte 1.7-17 10-24 g/cm3. Damit ist der Massenverlust der Sonne Der Sonnenwind ist Temperatur- bzw. Druck getrieben und fliesst aus der Korona mit einer geringen Teilchendichte (n < 108 cm-3 und sehr hoher Temperatur von 1-2 106 K. 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 14 4.2 Weltraumwetter „Weltraumwetter bezeichnet den physikalischen und phänomenologischen Zustand des natürlichen Umfeldes im Weltraum“ Durch Beobachtung, Überwachung, Analyse und Modellierung ... - soll der Zustand der Sonne verstanden bzw. vorhergesagt werden; - die planetare/interplanetare Umgebung sowie Störungen auf diese beschrieben werden. Weltraumwetter beinhaltet verschiedene Phänomene, abhängig von der Aktivität: • auf der Sonne • im inter-planetarischen Raum • in der (Erd-)Magnetosphäre • in Ionosphere und Thermosphäre (der Erde) Einfluss durch: Strahlung, hochenergetische Teilchen, Störungen des Erdmagnetfeldes Diese Phänomene beeinflussen u.a. die nähere Umgebung der Erde, inklusive der Erdoberfläche und mit Einfluss auf die Technologie 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 15 4.2.1 Phänomene des Weltraumwetters Sonnenwind: Strom bestehend aus Gas und energiereichen geladenen Teilchen (Plasma), hauptsächlich Protonen und Elektronen, welche der Sonne entweichen, Geschwindigkeiten typisch 350 km/s Flares: Eine plötzliche Eruption auf der Sonnenscheibe, welche von einigen Minuten bis zu Stunden Dauern kann. Es hat eine erhöhte Emission von Strahlung und Teilchen zur Folge Koronale Massenauswürfe (CME) (mit oder ohne Flares): Ausbruch einer Meteriewolke von der Sonne – manche, aber nicht alle CMEs gehen mit einem Flare einher Geomagnetische Stürme: Störung/Rekonfiguration des Erdmagnetfledes aufgrund des Auftreffen eines CMEs Fluktuationen der Strahlung im extremen EUV aufgrund von Sonnenaktivität und Flares 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 16 4.3 Sonne-Erde-Beziehung Vergleich der nördlichen Sommer Einstrahlung mit Eiszeiten (Wikipedia). Starke Einstrahlung im Juli auf 65o nördlicher Breite verursachen eine Warmzeit. 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 17 4.3.1 Drei Parameter bestimmen die Variation der Bestrahlungsstärke Position des sonnennächsten Punkts der Erdbahn Ellipse: Achsenverhältnis (Sonne im Brennpunkt) Neigung der Erdachse 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 18 4.3.2 Strahlungs-“Forcing“ Betrachtet man die Einstrahlung im Juli auf 65o nördliche Breite erhält man das sogenannte „StrahlunsForcing“. Die Überlagerung vieler Perioden lassen die Bestrahlungsvariation chaotisch erscheinen. Die wesentlichste Periode ist um 100‘000 Jahre von der Variation der Bahnexzentrizität. 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 19 4.3.3 Klima-Anomalien (letzten 400 Jahre) Kleine Eiszeit Klima-Anomalien sind mit der Variation der Sonnenaktivität korreliert 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 20 4.3.4 Sonne-Erde Beziehung: Einfluss auf das Klima Gesichert: • Strahlungseinfluss durch Schwankungen der Erdbahn-Parameter bei Eiszeiten ist unbestritten Warmperioden während der letzten Eiszeit (Wie genau ist noch nicht vollständig erforscht) Spekulativ: • Ein Strahlungseinfluss in den letzten 1000 Jahren? • Um wie viel die Sonnenausstrahlung schwanken kann ist offen • in Zukunft, innerhalb 20 bis 100 Jahren, wird eine Reduktion der Sonnenaktivität erwartet: Wie immer der Einfluss funktioniert: Ein Dalton- oder Maunder-Type Minimum könnte die globale Erwärmung um ca. 0.5 oC verringern 7.10.2015 Astronomie 4. Kapitel: Sonne und Sonne-Erde Beziehung W. Schmutz 21
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