Gegen das Vergessen

Gegen das
Vergessen
Horst Bernard und Helmut Becker
sprachen am 23. März 2016 vor
Schülerinnen
und
Schülern
der
Klassenstufe 9 an der Schule am
Rastbachtal.
Lebensdaten zu Horst Bernard
Horst Bernard emigrierte zusammen mit
seiner Familie nach der Saarabstimmung 1935
nach Frankreich. Seine Eltern sahen sich
gezwungen zu fliehen, war sein Vater doch
aus einer jüdischen Familie und beide Eltern
Gegner des Naziregimes. Die Flucht bedeutet
für sie eine ungewisse Zukunft. Familie
Bernard traf in Frankreich auf große
Hilfsbereitschaft, sowohl bei der Suche nach
Arbeit als auch bei der Wohnungssuche
wurden sie unterstützt. Sie konnten in
Frankreich ein normales Leben bis zum
Ausbruch des zweiten Weltkrieges führen.
Doch dann wurde Horst Bernards Vater verhaftet und in ein Lager gebracht, da er als
Staatsfeind galt. Die Mutter wurde nicht verhaftet, weil sie zwei Kinder zu versorgen hatte.
Mit der Geburt des dritten Kindes kam der Vater frei, da das Bodenrecht galt und das Kind als
französischer Staatsbürger anerkannt wurde.
Doch auch nach der Entlassung kam es zu Übergriffen der Nazis. Während der Besetzung
Frankreichs war die Gestapo auf der Suche nach Nazigegnern, um diese zu verhaften und
somit war die Familie erneut zur Flucht gezwungen. Horst Bernard kam damals zu einem
älteren Ehepaar und er wurde nur bei heimlichen Treffen mit seinem Vater über das
Wohlergehen der Familie unterrichtet. Um sich zu schützen, änderten Horst und sein Vater
ihre Vornamen.
Erst 1944 wurde die Familie wieder zusammengeführt. Nach dem Krieg kehrten die Bernards
nach Saarbrücken in die französische Besatzungszone zurück. Die Eltern waren schockiert, da
sie das Ausmaß der Zerstörung nicht erwartet hätten.
Seit vielen Jahren besucht Horst Bernard als Zeitzeuge Schulen, um über sein Schicksal zu
berichten und den Schülern vor Augen zu führen, wie die Zeit damals war.
Er vertritt den Standpunkt, dass die Vergangenheit immer noch Gegenwart sei. Er will, dass
die Gräuel der NS-Zeit nie in Vergessenheit geraten, und mit solchen Veranstaltungen helfen,
Erinnerungsarbeit zu leisten.
Lebensdaten zu Helmut Becker
Dieser Vortrag wurde mit einem
Film „Helmut Becker – Kindheit
und Jugend in der NS-Zeit“
begonnen.
Der Film über den ehemaligen
Häftling
des
Jugend-KZs
Moringen entstand auf Initiative
des Adolf-Bender-Zentrums in St.
Wendel und wurde von der
Filmemacherin Susanne Haake
verwirklicht. Die rund 45minütige Dokumentation befasst
sich mit dem Leben von Helmut
Becker.
In dem chronologisch aufgebauten Film erzählt Herr Becker zuerst von seiner Zeit als
erfolgreicher Ringer und Skispringer und erläutert, warum er von der Gestapo verhaftet
wurde: Er hatte lediglich einen Sonderurlaub während seiner Goldschmiedelehre nicht
ordnungsgemäß beantragt. Da sein Betrieb 1942 als Rüstungsbetrieb galt, war diese
Belanglosigkeit bereits ein Verhaftungsgrund. Er landete zunächst in verschiedenen
Gefängnissen, dann im Konzentrationslager in Sachsenhausen und letztlich im Jugend-KZ in
Moringen. Dort herrschten menschenunwürdige Zustände und die Bestrafungen durch die
Wärter waren willkürlich und brutal. Als er zum Beispiel einen Gefängniswärter
„anstandshalber“ mit dem Hitlergruß begrüßte, schlug dieser ihm zwei Zähne aus. Nach seiner
Entlassung aus dem KZ in Moringen wurde er in Südfrankreich in einer Strafeinheit eingesetzt
und war Funker während der Invasion in der Normandie. Kurz darauf geriet er in englische
Kriegsgefangenschaft und es folgten Gefangenenlager in Kanada und den USA. Nach Ende des
Krieges nahm er an einer Schulung zum Thema „Demokratie“ teil. Er arbeitete bis 1973 als
Koch in den Vereinigten Staaten und kehrte dann wieder nach Deutschland zurück. Dort
arbeitete er ebenfalls wieder als Küchenchef, unter anderem im alten Krankenhaus in
Göttschied.
Beide Vorträge waren sehr interessant und zugleich auch nachdenklich stimmende
Erfahrungen. Zeitzeugenberichte sind etwas ganz anderes als ein authentischer Text im
Geschichtsbuch. Die Lebensgeschichten der beiden Männer haben sehr oft zum Nachdenken
angeregt und den Schülern verdeutlich, wie wichtig Toleranz und Meinungsfreiheit sind.
Frau Backes möchte sich an dieser Stelle von ganzem Herzen nochmals für die
Zeitzeugengespräche und die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Adolf-Bender-Zentrum
bedanken. Seit vier Jahren sind die Zeitzeugengespräche fester Bestandteil im Schuljahr.
Bericht: Myriam Backes