Ein paar Tage „Einzelhaft“ sind notwendig für das Überleben aller Eine strikte Quarantane-Fuhrung im Tierheim rettet Tierleben Der aktuelle Fall eines erkrankten Fundhundes hat uns einmal mehr daran erinnert, wie wichtig eine strikte Quarantäneführung ist. Tiere, die ins Tierheim kommen, haben erst einmal eine schwierige Zeit: Nicht nur, daß sie aus ihrer gewohnten Umwelt hinausgerissen wurden und in einer für sie fremden Umgebung leben müssen. In den ersten Wochen müssen sie mit einer recht sterilen Umgebung, wenig Umgang mit dem Menschen und ohne Auslauf außerhalb des Zwingers leben. Ihre „Quarantänezeit“ ist hart. Warum das Ganze? In vielen Tierheimen wird bedauerlicherweise die Quarantäneführung bei Katzen und Hunden nur mangelhaft geführt. Man argumentiert, daß die Isolationshaft gerade für das soziale Wesen Hund eine Quälerei sei. Auch Katzen leiden unter den relativ kleinen Boxen. Auf den ersten Blick gut gemeint ist diese Vorstellung eine tödliche Gefahr für alle Tiere im Tierheim. Eine Tierpflegerin kümmert sich im Vollschutzanzug um Mabo, der in strikter Isolation leben mußte. Ohne diese Sicherheitsmaßnahme wäre das Leben aller Hunde im Tierheim in Gefahr gewesen. Denn viele Krankheiten zeigen sich nicht sofort, weil die Tiere noch in der sogenannten Inkubationszeit sind, bevor die Krankheit ausbricht, oder sie zeigen zwar keine Symptome, können aber die Erreger ausscheiden. Wenn nun kranke Tiere oder Tiere, die Infektionen in sich tragen, Kontakt zu anderen Tieren erhalten, kann sich eine Infektion durch den ganzen Tierbestand ziehen. Das Problem ist dabei, daß die Tiere nicht einmal direkten Kontakt haben müssen, es reicht auch, wenn die Tierpfleger durch Anfassen der Tiere oder über das Schuhwerk Erreger aus Urin, Kot, Erbrochenem, Blut oder Nasenausfluß von einem Tier zum nächsten tragen. Wer nun argumentiert, daß man z. B. gegen viele gefährliche Erkrankungen impfen kann, der hat zwar recht, verkennt aber, daß bei Tieren, ebenso wie beim Menschen übrigens auch, eine Impfung keine Garantie für einen Impfschutz gibt. Wissenschaftliche Studien haben gerade in Tierheimen gezeigt, daß die Impfsicherheit aufgrund der für die Tiere stressigen Lebenssituation eingeschränkt ist. So können also auch geimpfte Tiere, die mit den Erregern in Kontakt kommen, erkranken und sterben. Mabo wurde in Leipzig gefunden und von den Findern zunächst mit nach Hause genommen, welche die Dramatik der Situation zwei Tage verkannten. Der Hund litt an starkem Durchfall und brach auf dem Weg vom Parkplatz zur Tierheimtür zusammen, Tierpfleger brachten in sofort in stationäre Behandlung. Der Parvovirose-Test war positiv. Dort konnte er nochmals stabilisiert werden, danach verschlechterte sich sein Zustand zusehends. Trotz aller Bemühungen erbrach er am Ende selbst Wasser und konnte nur noch erlöst werden. Ein tragisches Ende für ein noch junges Leben. Aber durch die sorgsame Arbeit der Tierpfleger konnte verhindert werden, daß andere Hunde erkrankten. cr Mabo, erkrankt an der Hundeseuche Das Bild entstand einen Tag vor seinem Tod. Bommel an der Mütze und Pelzbesatz an der Jacke tragen den Tod Viele Fellbesatze an Textilien bestehen aus Echt-Fell—viele Kaufer wissen das nicht! Wer glaubt, daß das schlechte Image von Pelzmänteln ein Aus für die Qualen von Pelztieren bedeutet hätte, täuscht sich. Es besteht wohl Einigkeit darüber, daß kein Tierfreund sich jemals einen Nerzmantel anziehen oder einen Kragen aus Luchsfell tragen möchte. Doch meistens kommt Pelz an der Kleidung viel unauffälliger daher: Als Bommel auf Mützen, als Kragen an Kapuzen oder als Fellbesatz an Stiefeln sind Pelze gerade wieder absolut in! Während ein Pelzmantel der Inbegriff von teurem Luxus ist, finden sich solche Fellaccessoires auch an Billigprodukten. Die quäle- Kampagnen-Motiv unseres Dachverbandes, des Deutschen Tierschutzbundes. rische Haltung in Pelztierfarmen sowie der Fang von Wildtieren, häufig mit Fallen, in denen sich die Tiere tagelang quälen, kann tatsächlich billiger sein als die Produktion von Kunstpelz. Der Blick auf das Etikett hilft häufig auch nicht, Echtpelzprodukte vom Einkauf auszuschließen, denn Etikettenschwindel ist nicht selten. Selbst wenn man mit viel Übung einen Echtpelz von einem Kunstpelz unterscheiden kann, sollte man generell auf Textilien mit Pelzbesatz verzichten und damit ein deutliches Zeichen setzen: Tierfelle sind keine Dekoration. Auch in Deutschland gibt es noch Nerzfarmen, in denen die Tiere in kleinen Gitterkäfigen mit Gitterboden gehalten werden. Die Tiere entwickeln Verhaltensstörungen und ha- ben häufig Verletzungen an den empfindlichen Pfoten. Um bei der Schlachtung das wertvolle Fell nicht zu beschädigen, werden die Tiere in Deutschland vergast, in anderen Ländern werden den Tieren Dioden in Maul und After gesteckt und die Tiere durch Elektroschocks getötet. Filme von Tieren, die bei lebendigem Leib gehäutet wurden, sind in Internet zu sehen und sprechen nur eine Sprache: Finger weg von Pelz an der Kleidung! cr Mehr Infos: www.tierschutzbund.de/ kampagne-pelz.html Statistik Notfä(e)lle TIERHEIM LEIPZIG—in Zahlen Wir suchen dringend ein Zuhause! 2015 in Tier-Zahlen: Tieraufnahmen Jan.2008—Dez. 2015 Hunde: Neuaufnahmen: Rückgabe an Halter: Vermittlung: 352 205 129 Katzen: Neuaufnahmen: Rückgabe an Halter: Vermittlung: 377 48 301 Kleinsäuger: Neuaufnahmen: Rückgabe an Halter: Vermittlung 170 9 183 Vögel: Neuaufnahmen: Rückgabe an Halter: Vermittlung: 69 3 49 Reptilien/Exoten: Neuaufnahmen: Rückgabe an Halter: Vermittlung: 174 7 28 Hunde Katzen Kleinsäuger Vögel Reptilien / Exoten Gesamt 3.577 4.269 2.230 586 478 11.140 2015 lagen die Neuaufnahmen mit 1.142 Tieren auf einem im Vergleich zu 2008/2009 sehr niedrigem Niveau. Der Trend, dass in absoluten Zahlen immer weniger Tiere ins Tierheim kommen, die aber wesentlich mehr Probleme mitbringen, setzt sich also fort, ebenso wie die steigenden Reptilienaufnahmen. ms Santo ist ein SchäferhundRüde, tätowiert (unleserlich), und mindestens acht Jahre alt. Er kam Ende Januar als Fundtier zu uns und es gab keine Suchanfragen oder andere Hinweise. Er ist sehr schwach auf der Hinterhand, hat sicher auch erhebliche Hüft– und/oder Wirbelsäulenschäden und er verträgt sein Futter nicht gut. Leider mag er auch den Tierarzt nicht, was die Untersuchungen erschwert. Er müsste unbedingt das Tierheim verlassen, Vertrauen fassen. Moki, Mischlingsrüde, ca. sieben Jahre alt, ist ein sehr tragischer Fall. Sein Frauchen ist nach einem Schlaganfall ein Pflegefall und sein Herrchen wird im Hospiz betreut. Dem Hund wurde 2015 ein bösartiger Tumor entfernt, der bereits gestreut hatte. Eine zweite Operation ist laut Aussage des behandelnden Tierarztes nicht möglich. Je nach Tumorentwicklung hat er noch maximal zwei Jahre zu leben. Wer gibt dem freundlichen Hund solange ein gutes Zuhause? ms Tragödie mit Happy End Nika darf im Seniorenrudel ihren Lebensabend genießen Die kleine Mischlingshündin wurde im November 2015 vom Veterinäramt Nordsachsen aus einer Wohnung befreit. Ihr Zustand war sehr bedenklich, hochgradig abgemagert, fast verdurstet, große Tumore an der Gesäugeleiste und Hautläsionen am ganzen Körper. Nach ihrer Einweisung in unser Tierheim begannen die Behandlungen. Nika beim Probeliegen auf dem Sofa im neuen Zuhause Die Zähne wurden saniert, Flohekzeme behandelt, mit Spezialfutter Körpergewicht und Hautzustand wieder normalisiert und es wurden die Mamatumore operiert, was in diesem Fall bedeutete, dass die rechte Gesäugeleiste komplett entfernt wurde. Bei diesen Behandlungen wurde noch ein Beugesehnenriss hinten rechts festgestellt und eine kleine Verkalkung im Lungenbereich. Das führte zu einem Hustenreiz, welcher ebenfalls erfolgreich behandelt wurde. Einer unserer engagiertesten Tierfreunde , Herr Dr. Hirsch, wurde auf das Schicksal von Nika aufmerksam und Familie Hirsch entschloss sich, Nika einen Platz in ihrem „Seniorenrudel“ anzubieten. Wir haben uns darüber sehr gefreut und haben die Daumen gedrückt. Und es hat geholfen! Nika lebt nun seit einigen Wochen bei Familie Dr. Hirsch und wir sind überzeugt, das ist das Beste, was der Hündin passieren konnte. ms Nika, erste von links, in ihrem neuen Rudel—gleich gibt es Futter! Santo (links) und Moki (rechts): Zwei alte Hunde mit erheblichen körperlichen Problemen, für die wir uns ganz besonders ein neues Zuhause wünschen. Aktion Flauschi Neue Verträge Im Tierheim wird es jetzt richtig flauschig und das liegt daran, dass unser Weihnachtsspendenaufruf 2015 sehr erfolgreich war. Insgesamt gingen fast 4.000,Euro an Spendengelder für die Drybeds ein-Danke! Die Decken wurden jetzt in den Liegeschalengrößen bestellt und bald wird es richtig flauschig! Aufgrund des Spendenerfolgs werden wir von dem Geld auch noch DoggyBeds kaufen und so haben alle bedürftigen Hunde etwas von den Zuwendungen. Damit der notwendig Hygienestandard erhalten bleibt, wurde mit der Anschaffung einer zweiten Industriewaschmaschine 2015 dafür die notwendigen Voraussetzungen für die zusätzliche Wäsche geschaffen. ms Seit Januar 2016 hat sich der Kreis unserer kommunalen Vertragspartner erweitert. Bereits 2013 erfolgte ein Zusammenschluss unseres langjährigen Vertragspartners Neukyhna und Wiedemar zur Einheitsgemeinde Wiedemar. Seitdem gab es zwei zuständige Tierheime. Nunmehr hat uns Wiedemar die Zuständigkeit für die gesamte Gemeinde übertragen. Die Stadt Delitzsch hatte 2015 die Leistungen für die Verwahrung von Fund– und Einweisungstieren neu ausgeschrieben und mehrere Tierschutzvereine, so auch unseren Verein, zur Abgabe eines Angebotes aufgefordert. Unser Angebot hat die Stadtverwaltung überzeugt, ab Januar mit dem Tierheim Leipzig zu arbeiten. ms
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