1 Was versteht man unter Impressionismus ? Der Impressionismus

Was versteht man unter Impressionismus ?
Der Impressionismus[von frz. impression = „Eindruck“] - den man als eine Revolution in der
Malerei bezeichnen darf - hat sich in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20.
Jahrhunderts zunächst in Frankreich und später in anderen Ländern entwickelt. Er ist eine
Kunstrichtung, die auf der Leinwand schlicht die Impression wiedergeben will, wie sie
materiell empfunden wurde. Der Impressionist ist ein Maler, der die Gegenstände seinen
persönlichen Eindrücken gemäss festhalten will, ohne sich an die überkommenen Kunstregeln
zu halten. Er malt draussen in der Natur, fraktioniert und fragmentiert die Pinselstriche,
verwendet ausschliesslich die reinen Farben des Prismas, bemüht sich um die grösstmögliche
Lichtintensität. Er will die Lichtwirkungen und das Leben in seiner Augenblicklichkeit
erfassen.
Impressionismus ist in der Malerei der Begriff für den "Malstil der unmittelbaren
Wahrnehmung", das heißt, es wird nur das gerade Gesehene gemalt. Im Gegensatz zur
Ateliermalerei des 19. Jahrhunderts wurden im Impressionismus Inhalt, Aufbau und
Komposition des Bildes zugunsten der Wiedergabe einer subjektiv empfundenen Wirklichkeit,
bzw. einer in Farbe ausgedrückten Atmosphäre aufgegeben. Die Impressionisten machten es
sich zum Ziel, den vergänglichen Augenblick festzuhalten, den visuellen Eindruck eines
realen Motivs in Farbe und Licht in einem ganz bestimmten Moment zum Ausdruck zu bringen.
Woher stammt die Bezeichnung „Impressionismus „ ?
Das Wort Impressionismus geht auf einen unbedeutenden Journalisten, Louis Leroy, zurück.
Anlässlich der Ausstellung im Jahre 1874, die die Sociéte Coopérative d'artistes peintres,
sculpteurs, graveurs etc. (Genossenschaft der Kunstmaler, Bildhauer, Graveure usw.) vom
15. April bis zum 15. Mai in den Räumen des Photographen Nadar, 35, Boulevard des
Capucines, veranstaltete, veröffentlichte er einen Artikel in der Zeitschrift Charivari, dem er
den Titel L'exposition des Impressionnistes gab.
Er hatte das Wort im Anklang an das Bild von Claude Monet Impression, Sonnenaufgang
(1872, Musée Marmottan, Paris) geprägt: Es stellt den Hafen von Le Havre im Morgennebel
dar. Leroy wollte durch diese Wortschöpfung seiner Verachtung für eine Künstlergruppe
Ausdruck geben, die unter Verzicht auf alle herkömmlichen Mittel der Malerei nur ihre
visuelle Impression (Eindruck) wiedergeben wollte.
Was interressiert Impressionisten bei ihrer Malerei ?
Alles, was das Licht zurückwirft - an erster Stelle natürlich das flüssige Element - fesselt die
Aufmerksamkeit dieser Künstler: alles ist für sie Nuance und Andeutung. Sie versuchen das
Unfassbare des Windes wiederzugeben, der das Wasser kräuselt, der in den Blättern raschelt,
der das hohe Gras zum Wogen bringt. Sie wollen nicht wie ihre Vorgänger nur eine Jahreszeit
malen: Ihr Bestreben ist es, im Wechselspiel des Lichts und der Luft eine Örtlichkeit, einen
Monat, eine Stunde des Tages erstehen zu lassen. Das veranlasst einige dieser Künstler,
insbesondere Claude Monet, ein und dasselbe Motiv mehrmals in Serien wiederzugeben. Die
Maler pflanzen ihre Staffelei immer wieder an derselben Stelle vor der selben Gegenständen
auf (Heuhaufen, Pappeln, Kirchen, Seerosen) und verfolgen das Motiv im Tagesablauf,
Stunde um Stunde, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, um so zu zeigen, dass
sich die Formen und Farben im Wechsel der Lichtspiegelungen und der durchsichtigen,
farbgetränkten Schatten unaufhörlich erneuern.
Um es kurz zu sagen, das impressionistische Auge ist in der menschlichen Entwicklung das
vollkommenste, das Auge, das bis jetzt am besten sogar die kompliziertesten Kombinationen
der bekannten Farbtöne erfasst und wiedergegeben hat
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Maler des Impressionismus:
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Paul Cézanne (1839-1906)
Edgar Degas (1834-1917)
Paul Gauguin (1848-1903)
Edouard Manet (1832-1883)
Claude Monet (1840-1926)
Berthe Morisot (1841-1895)
Pierre-Auguste Renoir (1841-1919)
Alfred Sisley (1839-1899)
Camille Pissarro (1830-1903)
Vincent van Gogh (1853-1890)
Fragen zum Thema Impressionismus :
1) Welche ästhetische Norm gilt für das Kunstpublikum im Jahr 1855 ?
Für das Kunstpublikum gilt immer noch der Klassizismus als ästhetische Norm
2) Welche neue Mode gibt es bei den Malern um 1850 ?
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es zunehmend Mode im Freien zu malen. In manchen
europäischen Hauptstädten gab es regelrechte Wanderungsbewegungen der Künstler aufs
Land..
Die gerade erfundene Eisenbahn ermöglichte dazu unkompliziertes Reisen.
3) Was entwickelte sich in den Metropolen den Jahren um 1870 ?
In den Metropolen entwickelte sich eine Boheme , die sich meist in bestimmtem Lokalen und
Cafés trafen. Dort traf man Gleichgesinnte, diskutierte Skandale rund um den Salon (Öffentliche
Kunstmuseen ) , gründete Künstlervereine und organisierte Ausstellungen.
Bohème (französisch: bohème, aus mittellaterlich: bohemus der Böhme) bezeichnet eine
unkonventionelle, oft "wilde" Lebensform vor allem in Künstlerkreisen, die häufig Malern,
Dichtern und Literaten nachgesagt wird. Aber auch bürgerliche Söhne verweigerten sich oft den
Normen und Gepflogenheiten ihres Elternhaus und ihrer Klasse und lebten das Leben eines
Bohemiens. Einer der bekanntesten vielleicht Oscar Wilde oder gar der adlige Lord Byron.
Die Bezeichnung Bohème stammt aus Henri Murgers Roman: "Scènes de la vie de
Bohème" 1851. - "La Bohème", Opern nach diesem Roman von Giacomo Puccini (1896) und
Riggiero Leoncavallo (1897) La Bohème – ein besonders beliebtes Thema des "Fin de sciecle",
in einer Gesellschaft voller Normen und Vorschriften und voller Sehnsüchte, diese abzulegen.
Die Stadt Paris gilt als eine der Hauptstädte des "vie Bohème". Noch heute zeugen die Fotos in
den vielen Cafés von der einstigen Kunstsinnigkeit der Generation der Jahrhundertwende
4) Was sucht der Impressionist im Gegensatz zum Historienmaler ?
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Der Historienmaler sucht das ideale Thema , das dem Betrachter z.B. eine historische
Begebenheit
mit einem moralischen Anspruch zeigt.
Der Impressionist sucht das eindrucksvolle Motiv, die Atmosphäre eines Augenblicks, Formen
und Farben im Wechsel des Tageslichtes.
5) Welche Voraussetzungen außerhalb des Malerei sind maßgeblich für das Entstehen des
Impressionismus?
a) die Erfindung der Fotografie 1835 : Festhalten eines Augenblicks
b) Farbtheorie des Chemiker Chereul :
Jede Farbe hat die Neigung, dem umliegenden Raum die Tönung ihrer
Komplementärfarbe mitzuteilen. Daraus folgt, dass der Schatten eines Gegenstandes
immer ein wenig die Tönung der Gegenfarbe annimmt: Der Schatten eines roten
Gegenstandes hat einen Stich ins Grüne, wobei das Grün je nach dein Rot des
Gegenstandes verschieden ist.
Im Falle von zwei Komplementärfarben, grün und rot z. B., wirkt die Komplementärfarbe von
rot - nämlich grün - auf das Grün ein und verstärkt seine Leuchtkraft, während die
Komplementärfarbe von grün - nämlich rot - auf das Rot eine ähnliche Wirkung ausübt. Bei
zwei zusammengesetzten Komplementärfarben, violett und grün zum Beispiel, wirkt die
Komplementärfarbe von grün - nämlich rot - auf das Violett ein, das nun röter erscheint,
während aus dem gleichen Grunde die Komplementärfarbe von violett - nämlich gelb - das
Grün nach gelb hin verändert. Violett und grün, die beide blau enthalten, verlieren etwas von
ihrer Bläue: Zwei Farbtöne, die dieselbe reine Farbe enthalten, werden durch
Nebeneinanderstellung abgeschwächt.
6) Wieviel Ausstellungen der sogenannten Impressionisten gab es ?
Von 1874 bis 1886 gab es 8 gemeinsame Gruppenausstellungen der sog. Impressionisten, doch
die Teilnehmer verloren mit der Zeit den gemeinsamen Konsens ihrer Malerei.
7)Welches Kunstverständnis hatten die Impressionisten ?
Das Kunstverständnis der Impressionisten zerstört den Kunstbegriff seit der Renaissance:
"Die Geschichte der Moderne, die Ende der 80er Jahre des letzten(19.) Jahrhunderts begann,
ist die Geschichte der Dekonstruktion eines Kunstbegriffs mit einer mehr als
fünfhundertjährigen Entwicklung. Kunst mußte nicht mehr schön sein; sie brauchte nicht
mehr anzustrengen, ... sie brauchte kein malerisches Sujet mehr; mußte ihre Formen nicht
mehr im Bildraum entfalten; brauchte nicht länger das magische Produkt der künstlerischen
Berührung sein."(Danto)
Realismus und Impressionismus brechen auf eine radikalere Weise als je zuvor seit der
Renaissance mit der Vorstellung vom Künstler und dem Begriff der Kunst. Aber sie stehen an
der Schwelle zur Moderne und bereiten erst einen Prozeß vor, dessen Radikalität noch kaum
sichtbar wird.
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