Empfehlungen zum umweltschonenden Bauen

Empfehlungen
zum
umweltschonenden Bauen
Gemeinde Niederwerrn
in Zusammenarbeit mit der Lokalen AGENDA 21
Niederwerrn
Empfehlungen zum umweltschonenden Bauen in der Gemeinde Niederwerrn
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Liebe Bauherrin, lieber Bauherr,
1992 haben sich bei der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen
die Mitgliedsstaaten zu einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet. Zur Bewältigung di eser Zukunftsaufgabe wurde als weltweites Aktionsprogramm die „AGENDA 21“ b eschlossen. Länder, Städte, Gemeinden und jeder Einzelne von uns sind aufgefordert, die
Lebensgrundlagen für unsere Kinder und nachkommenden Generati onen zu bewahren.
Die Gemeinde Niederwerrn hat als eine der geplanten Aktionen die vor Ihnen liegenden
Empfehlungen zum Thema „umweltschonendes Bauen und Renovieren“gestaltet.
Aktuell ist der hohe Preis für Rohöl und Erdgas. Die Vorkommen dieser Energieträger
sind beschränkt und werden sicher auch zukünftig teuer bleiben. Versuchen Sie deshalb
Ihren Energiebedarf durch entsprechende Bauweise möglichst niedrig zu halten und nu tzen Sie erneuerbare Energieträger.
Abzusehen ist auch, dass der Trinkwasserpreis und die Abwassergebühren steigen we rden.
Wir hoffen, dass wir Sie mit unseren Anregungen zum Nachdenken und möglichst auch
zum Umsetzen der aufgezeigten Alternativen bewegen können.
Scheuen Sie sich nicht, sich eingehend beraten zu lassen!
Nutzen Sie die Förderungen, die Bund, Land, Landkreis und die Gemeinde Niederwerrn
gewähren!
Wir wünschen Ihnen zu Ihrem Vorhaben gutes Gelingen
Ihre Gemeinde Niederwerrn
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Energiesparend Bauen
Besonderes Augenmerk sollte der Bauherr auf eine energiesparende Bauweise richten. Diese beginnt b ereits bei der Auswahl von Bauplatz und Baukörper. Wesentliche Elemente sind im fo lgenden beschrieben:
Gebäudehülle:
Je größer das Haus, desto größer auch die Oberfläche und damit auch die Energieverluste. Zu klein sollte
man freilich nicht bauen. Ein möglichst quadratischer Grundriß bietet hingegen ein günstiges Verhältnis
zwischen Wohnfläche und Gebäudehülle.
Ein zerklüfteter Baukörper mit vielen Mauervor- und rücksprüngen vergrößert die Außenfläche des Hauses
und sollte ebenfalls vermieden werden.
Solararchitektur:
Wer die Erkenntnisse der Solararchitektur berücksichtigt, kann erhebliche Energieme ngen einsparen.
Ideal in dieser Beziehung ist ein Haus mit Pultdach, das nach Süden große Fensterfl ächen zur passiven Nutzung der Sonnenenergie ermöglicht und sich nach Norden ve rjüngt um die Energieverluste gering zu halten.
Die ästhetischen Wünsche des Bauherren und die Vorgaben der Baubehörden verlangen jedoch meist
nach dem klassischen Satteldach. In diesem Fall sollte die eine Giebelseite mit großen Fensterflächen
nach Süden weisen, die gegenüberliegende nach Norden möglichst kleine Fensterfl ächen aufweisen.
Wärmedämmung:
Elementare Bedeutung hat auch die Wärmedämmung der Gebäudehülle, bei der wir im wesentlichen zw ischen zwei verschiedenen Bauweisen entscheiden können: der Holzbauweise und der Massivbauweise,
bei der die Außenwände aus Mauerwerk errichtet werden.
Die Holzbauweise lässt sich nochmals grob in Holzrahmen- und Blockbohlenbauweise unterteilen. Beiden
ist eine erfreuliche Eigenschaft gemein. Mit einem K-Wert um 0,2 bieten sie eine sehr gute Wärmedä mmung und der verwendete Baustoff ist sehr umweltfreundlich.
Anders sieht es bei der Massivbauweise aus. Gleichgültig welchen Baustoff Sie wählen: ohne zusätzliche
Dämmstoffe lässt sich bestenfalls ein K-Wert von 0,4 erzielen. Damit wird zwar der lasche, gesetzliche
Grenzwert von 0,5 erreicht oder geringfügig unterschritten, von einer zeitgemäßen Wärmedämmung kann
jedoch keine Rede sein.
Auch wenn es sich in der Praxis anders präsentiert, die Massivbauweise ist nur mit einer angemessenen
Außendämmung, umgangssprachlich als „Vollwärmeschutz“ bezeichnet, akzeptabel. Dabei werden
Dämmplatten auf das Mauerwerk geklebt und abschließend verputzt.
Häufig wird behauptet, dass diese Maßnahme negativen Einfluss auf das Raumklima hat, weil die Wand
nun nicht mehr „atmen“ könne. Das ist falsch! Durch keine Außenwand findet ein relevanter Luftaustausch
statt. Die Durchlässigkeit für Wasserdampf, der sog. Diffusionswiderstand, ist hingegen bauphysikalisch
wichtig und entgegen der landläufigen Meinung auch beim „Vollwärmeschutz“ in vollem Umfang gewäh rleistet. Auf Grund der geringen Mengen kommt er allerdings nur im Jahresrhythmus zwischen Sommer
und Winter zum Tragen und hat keinen unmittelbaren Einfluss auf die Luftfeuchtigkeit im Raum. Damit ist
auch das Gerücht von verstärkter Schimmelbildung widerlegt.
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Ganz erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden hat hingegen die Oberflächentemperatur der Wand. Sie
sollte im Sommer höchstens ein Grad Celsius über und bei strengem Frost ein Grad unter der Raumte mperatur liegen. Dies ist nur mit einem K-Wert der Außenwand unter 0,25 zu erreichen.
Umgang mit Wasser- Regenwassernutzung
Wasser ist der wichtigste Rohstoff auf unserer Erde. Es ist die unentbehrliche Grundlage des
Lebens. Deswegen sind Gewässerschutz und ein sorgsamer Umgang mit unserem Lebensmittel Nr. 1 zwingend notwendig.
Jeder von uns verbraucht täglich etwa 150 Liter Trinkwasser. Nur ein kleiner Teil davon wird zum Trinken
und Kochen verwendet.
Durch einfache Verhaltensregeln und Maßnahmen wie:
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das Wasser nicht unnötig laufen lassen beim Zähneputzen, Einseifen und Rasieren
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die Armaturen auf ihre Dichtigkeit prüfen
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den Einbau von Spartasten in Spülkästen
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Verwendung von Einhandmischern statt Zweigriffarmaturen
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Autos in der Waschanlage waschen
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Wasch- und Geschirrspülmaschinen nur voll beladen laufen lassen
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Setzen von Durchlaufbegrenzern und Sparduschköpfen
leisten wir Beiträge zum Schutz unseres „Umweltgutes“Wasser.
Sie als Bauherr/in haben die Möglichkeit durch den Einbau einer Regenwassernutzung sanlage bis zu 50 Prozent des häuslichen Trinkwasserbedarfs einzusparen. Mit der Ei nrichtung eines Regenwassersammeltanks (Zisterne) können Sie das kostenlose Regenwasser sammeln
und es zur Toilettenspülung, Gartenbewässerung und auch zum Wäsche waschen ve rwenden.
Die Technik und der Einbau von Regenwassernutzungsanlagen sind relativ einfach und so ausgereift,
dass Sie beruhigt davon ausgehen können, jederzeit mit Wasser versorgt zu werden.
Wenden Sie sich an einen Fachbetrieb und lassen Sie sich eingehend beraten.
Denken Sie an die Umwelt und auch an Ihren Geldbeutel:
Mit Regenwasser waschen:
Ein kleines Gerät, das Ihrer Waschmaschine vorgeschaltet wird (es passt zu jedem Waschmaschinenm odell) regelt den Zulauf von Trink- und Regenwasser während des Waschvorganges. Die Wäsche wird i mmer mit Leitungswasser nachgespült. Dadurch können Sie Waschmittel einsparen – Regenwasser ist sehr
viel weicher als unser Trinkwasser. Die Verkalkungsgefahr für die Waschmaschine reduziert sich auch e rheblich.
Die Gemeinde Niederwerrn fördert den Einsatz von Regenwasser dadurch, dass sie beim Bau von Zisternen mit einem Fassungsvermögen von mindestens 5 m³ einen Zuschuss von 500,00 DM gewährt. A ußerdem wird bei der Berechnung der Abwassergebühren nur die Menge des bezogenen Frischwassers
berücksichtigt. Wenn Sie also einen Teil Ihres Wasserbedarfes mit Regenwasser decken, sparen Sie nicht
nur Brauchwasser sondern auch Abwassergebühren.
Wir müssen davon ausgehen, dass die Wasser- und Abwassergebühren in Zukunft erheblich steigen we rden.
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Prüfen Sie, wie Sie sinnvoll und naturnah mit dem Niederschlagswasser umgehen können!
Mit fortschreitender Bebauung steigt der Versiegelungsanteil durch Gebäude und Verkehrsflächen. Die
zunehmende Bodenversiegelung trägt mit dazu bei, dass das Niederschlagswasser (Regen und Schnee)
nicht mehr in ausreichendem Maß versickern und verdunsten kann.
Dadurch wird der ökologische Wasserkreislauf gestört, die Hochwassergefahr in unserer Gemeinde ve rschärft, die gemeindliche Kanalisation und die Kläranlage übermäßig belastet.
Schaffen Sie deshalb Möglichkeiten zum Verdunsten, Versickern und Sammeln der Niederschläge!
Versickern:
Flächen zum Versickern des Wassers bleiben dann erhalten, wenn Sie flächensparend bauen. Wege,
Stellplätze und Zufahrten sollten mit wasserdurchlässigen Oberflächen gestaltet werden. So kann ein Teil
des Niederschlagswasser ungehindert in den Boden sickern.
Verdunsten:
Eine weitgehende Verdunstung führt das Regenwasser unmittelbar dem natürlichen Wasserkreislauf zu
und vermindert die Mengen, die gesammelt, versickert und abgeleitet werden müssen. Um dieses Ziel zu
erreichen, muss der Abfluss verzögert und das Wasser so lange wie möglich an der Oberfläche gehalten
werden.
Überlegen Sie, ob Sie durch Dachbegrünungen oder das Anlegen eines Gartenteiches Verdunstungsmö glichkeiten schaffen können.
Ein Gründach (auch auf Garagen und Nebengebäuden) kann durchschnittlich 5 bis 12 Liter Niederschlag
pro Quadratmeter aufnehmen. Bei günstigen Bedingungen können damit zwischen 60 und 90 Prozent des
Niederschlages wieder an die Umgebung abgegeben werden.
Ein Gartenteich stellt nicht nur eine
optische Bereicherung Ihres
Gartens dar, sondern bietet vielen Leb espeichert er Regenwasser und gibt es
wesen ein Quartier. Außerdem
durch Verdunsten wieder ab.
Niederschlagswasser kann bei der
Arten effektiv und sinnvoll eingesetzt
Gartengestaltung auf
werden. Lassen Sie
viele
Ihrer
Fantasie freien Lauf oder erkundigen Sie sich bei Gartengestaltern. Auch hier können Sie „zwei Fliegen mit
einer Klappe schlagen“. Sie fördern den natürlichen Wasserkreislauf und gewi nnen an Lebensqualität.
Sammeln:
Durch den Bau eines Regenwassersammeltanks werden bei Niederschlägen gleich größere Mengen
Wasser „eingesammelt“. Bei Bedarf wird dieses Wasser in geringeren Mengen in die Kanalisation weite rgeleitet. (Siehe auch unser Kapitel zur „Regenwassernutzung“)
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Holzverwendung – heimisch und umweltschonend
Zum Umweltschutz werden Tausende von Vorschlägen gemacht, zum Teil durchgeführt und auch zum Teil
verworfen. Ein ganz wichtiger Schritt auf dem Weg zum ökologischen Leben wird oft übersehen, nämlich
die Verwendung von Holz aus heimischen Wäldern.
Holz wächst mit Nährstoffen des Bodens, mit Wasser aus den Wolken, Sonnenwärme und Sonnenstra hlung. Wo bekommt man einen Rohstoff günstiger und ökologischer?
Die Entstehung des nachwachsenden Rohstoffes Holz verbessert die CO 2-Bilanz unserer Atmosphäre, er
sichert die Sauerstoffbilanz der Wälder für unser Leben, er erfreut uns in Form malerischer Bäume beim
Spazieren gehen – wo gibt’s das sonst noch?
Holz aus heimischen Wäldern ist ein idealer Baustoff für Häuser und Schuppen, für Werkstätten und ö ffentliche Gebäude, für Zäune und Freiland-Bänke. Sein Isolierverhalten und „Gemütlichkeitsindex“ sind
sagenhaft und die Bearbeitung „vor Ort“ ermöglicht den Einsatz von Profis und Hobbyarbeitern – und s ichert dadurch auch Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Holz(Haus)Bau gibt es in vielen Varianten - Fac hwerk, Ständerbau, Bohlenbau – individuell geplant, abwechslungsreich gestaltet, wohnlich auszustatten.
Bei richtigem Gestalten braucht es nicht einmal Schutzmittel – das ist gesund, und wenn das Gebäude
oder Zaun oder der Steg „abgewohnt“ ist, kann man das Material gar noch verheizen! Gut, was?
Beim Verheizen denken wir ebenfalls auch noch an Holz. Vorbei die Zeit rußiger, qualmender Küchenöfen
– die Technik macht heute den Einsatz sparsamer, „hochintelligenter“ Heizsysteme mit geringerem eig enen Aufwand möglich. Feuerungsanlagen für Mehrfamilienhäuser und öffentliche Gebäude mit geregeltem
Ablauf des Abbrandes des Holzes sind heute verbreitet und kein Geheimnis. Aber auch Kleinanlagen für
Einzelhäuser und Kachelöfen für einzelne Zimmer sind heutzutage „benutzerfreundlich“, sauber und u mweltschonender. Lassen Sie sich informieren was es da alles gibt!
Die Bereitstellung des Brennmaterials ist heute auch einfacher, zum Beispiel bei Belieferung durch Wal dbesitzer oder die Waldbesitzervereinigung – Adressen bekommen Sie beim Städt. Forstamt Schweinfurt,
Galgenleite 1, oder Bayer. Forstamt, Cuspinianstr. 9, Schweinfurt.
Oder wie wär’s mit Selbstaufarbeitung, im Staatsforst oder bei privaten Waldbesitzern? Zugegeben, eine
harte Arbeit, aber zufriedenstellend in frischer Luft mit dem angenehmen Bewusstsein, schweißtreibend für
den kalten Winter vorgesorgt zu haben.
Fragen Sie doch mal nach!
Sie sehen, Holz hat Charakter, Wärme und Freude. Schauen Sie auf unser heimisches Holz – die Umwelt
wird es Ihnen danken.
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Nachhaltige Entwicklung durch Verwendung von Regenerativen Energien im Neubau von Wohnhäusern.
Vorbemerkung: Etwa 90% der gesamten benötigten Energie eines Hauses innerhalb seiner „Lebensdauer“
benötigen Sie für den Bau. Einen Altbau aus- oder umzubauen ist wesentlich energiesparender. Alles was
Sie innerhalb der Bauphase an Energie einsparen können, geht um ein Vielfaches in die GesamtEnergiebilanz Ihres Hauses ein.
Überlegen Sie deshalb gut:
Ø Wieviel Energie wird beim Bauen, beim Herstellen der Materialien und während des Bewohnens
benötigt?
Ø Wo kommen Ziegel, Zement, Holz etc. her?
Ø Wie viel Energie ist notwendig für die verschiedensten Materialien. Aluminium-Fensterbänke sind
um ein Vielfaches mehr im Energieinhalt als Fensterbänke aus heimischem Naturstein!
Hochwertige Polyurethan-Isolierungen sind um ein Vielfaches energetisch aufwändiger als Wärm edämmung mit Zellulose aus Altpapier usw.
Merke: Die Auswahl der Baustoffe bestimmt den Gesamtenergieinhalt des Hausneubaus.
Für den Energiehaushalt eines Wohngebäudes gilt:
1.
Bestimmen Sie die Größe Ihres Hauses. Davon hängt im wesentlichen der Energieverbrauch ab.
Wenn Sie 100 m² Wohnfläche haben, dann verbrauchen Sie nur die Hälfte des Brennstoffes als wenn
Sie 200 m² zur Verfügung haben. Achtung: Denken Sie nicht nur an Zuwachs (Kinder), sondern auch
an Ihr ALTER!
LASSEN Sie sich einen Energiepass Ihres Gebäudes anfertigen!
(Das ist so ähnlich wie beim Auto: Wie viel Liter Benzin brauche ich für 100 km?).
2.
Versuchen Sie möglichst viele Verglasungselemente nach Süden anzuordnen. Im Süden erhalten Sie
im Winter den meisten Energieeintrag, im Sommer den geringsten (Sonne steht sehr hoch). Der No rden sollte sehr gut wärmegedämmt werden. Denken Sie an den so genannten temporären Wärm eschutz für Ihre Fenster. Das Bad sollte der wärmste Raum sein und das benötigte Warmwasser den
kürzesten Weg von der Warmwasserzentrale haben.
3.
Versuchen Sie jenseits der gültigen Wärmeschutzverordnung 1995 zu bauen. Ihr Architekt oder
Hausplaner kann Ihnen genau sagen, welchen k- Wert die Wände, das Dach und die Fenster haben
müssen und wieviel Sie für die Überschreitung dieser Grenzen brauchen.
4.
Erst wenn Sie wissen, dass Ihr Haus im Niedrigenergiebereich liegt (unter 50 kWh/m² und Jahr oder
max.5 l Heizöl pro qm und Jahr) können Sie an die direkte Nutzung von Sonnenenergie gehen.
Merke: Erst wenn Sie konsequent Ihr Haus gut wärmegedämmt haben, ist die Nutzung regenerativer Energien sinnvoll.
Die derzeit weitverbreitetste Nutzung ist der Einbau von Warmwasser-Kollektoren. Für die Monate Mai bis
Oktober bereitet Ihnen eine richtig dimensionierte Solaranlage (Richtwert : 2 m² Flachkollektoren pro Pe rson und 100 Liter Speicher) genügend Warmwasser. Sie sollten sich gleichzeitig informieren wie Sie die
überschüssige Wärme, z.B. zur Heizungsunterstützung oder für die Spül- und Waschmaschine, nutzen
können. Je mehr „Verbraucher" an einer thermischen Solaranlage hängen, desto wirtschaftlicher ist eine
solche Anlage.
Wichtig ist in erster Linie nicht der Wirkungsgrad und die Leistungsfähigkeit der Kollektoren, sondern die
gute Abspeicherung in den Solar- Schichtspeichern und die Regelung der Anlage.
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Lassen Sie sich nicht beirren, dass eine solche Anlage nicht wirtschaftlich wäre. Sie brauchen: Dachfläche,
2 Leitungen und einen etwas größeren Speicher.
Achtung: Bei vielen Anlagen findet während des Gebrauchs keine Funktionskontrolle oder gar eine Me ssung der Wärmemenge statt. Außerdem werden günstige Angebote nur über den Preis gemacht. Stiftung
Warentest und auch Ökotest machen jedes Jahr umfangreiche Tests. Lesen Sie nach.
Eine Heizungsunterstützung mit Solarkollektoren ist in unseren Breiten eine sehr interessante Sache. Gr oße Kollektorflächen bringen allerdings zuviel Überschußwärme im Sommer. Die Kollektorausrichtung sollte
deshalb bei über 60 Grad Dachneigung liegen und mindestens 15 m² Flachkollektoren oder 10 m² Vak uumkollektoren betragen.
Wichtigste Voraussetzung ist ein Pufferspeicher der nicht nur Warmwasser speichert, sondern auch
gleichzeitig das Heizung swasser abpuffert.
Achtung: Lassen Sie sich solche Anlagen mittels eines sog. Simulationsprogrammes berechnen. Lassen
Sie sich keine 08/15 Solaranlage einbauen.
Merke: Mit thermischen Solarkollektoren lassen sich schon heute über 70% des benötigten Warmwassers erzeugen und über 50% der Heizenergie bereitstellen, wenn das Haus besser als die Wärmeschutzverordnung 1995 wärmegedämmt ist.
Eine weitere Möglichkeit "regenerative Energie" zu nutzen ist den Brennstoff Holz zu verwenden. Hier gibt
es zwei Möglichkeiten: Einmal die bekannten Kachelöfen oder Kaminöfen als Einzelfeuerung zu nutzen
oder einen zentralen Holzkessel.
Achtung: Bei der zentralen Holzfeuerung werden Sie einen Feuermeister benötigen, der das Feuer unter
Kontrolle hält und ständig für Holznachschub sorgen muss. Besser sind die kontinuierlichen Holzfeueru ngen wie zum Beispiel sog. Holzpelletöfen, die den Kessel mit kleinen Holzpellets versorgen, genau dosi eren und eine optimale Verbrennung des nachwachsenden Rohstoffes erre ichen.
Bei allen zentralen Holzkesseln sollte an einen Pufferspeicher gedacht werden, der die Wärme genauso
weitergibt wie ein ganz normaler Ölkessel. Besonders die Unterstützung mit Solarwärme ist elegant zu l ösen.
Merke: Bei allen Holzfeuerungen muss der Brennstoff besorgt, hergerichtet und gelagert werden.
Holz das weniger als 2 Jahre gelagert ist, sollte wegen der hohen Restfeuchte nicht verbrannt werden (schlechter Wirkungsgrad).
Die Heizung im Niedrigenergiehaus sollte so geplant sein, dass auf der Basis von niedrigen Vorlauftemp eraturen die Nutzung von Sonnenenergie möglich ist. Das geht u.a. mit großflächigen Heizflächen. Fußb odenheizung, Wand- oder Deckenheizung. Temperierung in ungenutzten Räumen.
Noch vor Jahren wurde man belächelt als es um eine 100%ige Beheizung mit Sonnenenergie für
einen Neubau ging.
Inzwischen werden Niedrigenergiehäuser zum Standard und der Heizwärmebedarf kommt so unter 50
kWh/ Jahr und m².
Das bedeutet, dass nur noch 1/4 der Heizenergie wie noch vor 20 Jahren aufgewendet werden muss. Zwei
Heizquellen stehen zur Verfügung:
Energie aus Holz und direkte Sonnenenergie.
Hocheffiziente Solarsysteme erreichen auch im Winter eine Heizungsunterstützung von bis zu 25%.
Als zusätzliche Heizquelle dient ein sog. Holzofen, der den solaren Schichtspeicher einmal hoch heizt und
dann je nach Witterung die Wärme an das Heizsystem abgibt.
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Der Pufferspeicher, sozusagen das Herz einer solchen Anlage, speichert Warmwasser- und Heizung swasser in einem und gibt je nach Außentemperatur die Wärme an das Heizungssystem ab.
Ganz modern sind sog. Pelletöfen. Hier kommt zum ersten mal ein Heizungskessel mit kontinuierlicher
Holzbeschickung zur Anwendung. Die Sonnenheizung ist perfekt.
Merke: Eine Sonnenheizung ist nur so gut wie die abgebenden Heizkörper und die Regelung. Hier
gilt je geschlossener ein Konzept vom Hersteller angeboten wird, desto wahrscheinlicher ist es,
dass es tatsächlich auch funktioniert.
Da der Lüftungsbedarf in einem gut wärmegedämmten Haus wesentlich höher ist als der Transmissionswärmebedarf sollte an eine zentrale kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gedacht we rden. Achtung: Auf den Energieverbrauch der Lüftermotoren achten. Durch eine gut dimensionierte Anlage
können bis zu 20% der Heizenergie eingespart werden.
Eine weitere Energiesparvariante wären sog. Luftkollektoren. Durch eine solche Anlage wird erwärmte
Kollektorluft zurückgewonnen, die im Winter die Heizung direkt unterstützt und im Sommer warmes Wa sser erzeugt.
Achtung: Viele Haushandwerker kennen diese Variante der Sonnenenergienutzung überhaupt nicht.
Weiterfragen und mindestens Lüftungsrohre vorsehen.
Merke: In Niedrigenergiehäusern benötigen Sie einen höheren Luftwärmebedarf. Den 2-fachen
Luftwechsel in der Stunde können sie energiesparend nur mit einer automatischen Vorrichtung
steuern.
Schließlich gehören alle verglasten Hausflächen zur Nutzung von Sonnenenergie.
Achten Sie auf den Eingangsbereich. Eine Luftschleuse hilft Energie zu sparen. Das bedeutet: Planen Sie
einen kleinen Windfang. Machen Sie die Nordfenster klein und möglichst in Dreifachverglasung oder
überlegen Sie dort ein Vorfester im Winter zu installieren. Bei den übrigen Fenstern, besonders den West und Ostfenstern lassen Sie die Sonne herein. Achtung: Gardinen sind Sonnenschutz und im Süden ist
besonders in den Winterzeiten viel Sonnenenergie zu gewinnen. Durch eine temporäre Wärmedämmung,
d.h. gut schließende Fensterläden, ergeben sich zusätzliche Energieeinsparungen. Im Winter können Sie
so fast 12 Stunden ähnlich gute K-Werte wie vom Mauerwerk erhalten.
Merke: Nur eine gut gedämmte Nordfassade ergibt eine optimale Nutzung der Südfassade.
Durch temporäre Wärmedämmung (gut schließende Fensterläden) an der Südfassade kann erhebliche Energie eingespart werden.
Das Dach kann zusätzlich zur Gewinnung von Elektrizität verwendet werden. Heute gibt es schon fotovo ltaische Elemente, die wie Ziegel zu verlegen sind. Das Dach wird so zu einem Kraftwerk und sie können
nicht nur Geld sparen, sondern bekommen pro eingespeister Kilowattstunde fast 1.- DM.
Achtung: Lassen Sie gleich genügend Leerrohr vom Elektroverteiler zum Dach legen und denken Sie an
einen zusätzlichen Zä hlerplatz.
Merke: Lassen Sie Dachflächen nach Süden orientieren - das könnte eine Geldquelle werden.
NACHWORT: Was noch vergessen wurde?
Zum Beispiel die Wärmepumpe. Solange 1/3 der Antriebsenergie als Strom für ein solches Aggregat g ebraucht werden, rate ich davon ab.
Zum Beispiel transparente Wärmedämmung. Eine besondere Art Sonnenenergie an ein Massivbauwerk
zu lassen. Allerdings noch genauso teuer wie herkömmliche Wärmeschutzverglasungen.
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Zum Beispiel Wärmekraftkopplungen auf Rapsölbasis. Das wäre sehr interessant wenn im Baugebiet
sich mindestens 5 Häuser eine Wärmezentrale einrichten würden. Nur Mut!
Gestaltung von Außenanlagen:
Jedes neue Gebäude stellt durch die Bodenversiegelung einen Eingriff in den Naturhaushalt
und in das Orts- und Landschaftsbild dar. Sie verhindert die Versickerung von Regenwasser,
verringert die natürliche Verdunstung und zerstört Lebensräume für Tiere und Pflanzen. D aher sollten gerade im privaten Bereich nur dort Flächen versiegelt werden, wo eine unb edingte Notwendigkeit dazu besteht.
Ein wichtiges Anliegen bei der Gartengestaltung ist es aber auch, die Bebauung natürlich in das Orts- und
Landschaftsbild einzubinden. Dazu ist es notwendig, Vielfalt in unsere Gärten einkehren zu lassen und L ebensräume für Tiere und Pflanzen entstehen zu lassen.
Die wichtigsten Strukturen, die für die naturnahe Gestaltung eines Gartens sorgen, sind:
v Hecken, Bäume und Sträucher: Die Verwendung heimischer Laubgehölze sichert ein gutes Anwac hsen und Widerstandskraft gegen Witterungseinflüsse. Auch profitiert der Gartenbesitzer von der
Schönheit der Blüten und durch Früchte für die Küche.
v Ein Laubbaum als Hausbaum macht das Haus unverwechselbar und verleiht jedem Gartengrundstück
einen besonderen Reiz. Bei geringem Raumangebot eignen sich vor allem kleinkronige Bäume oder
Obstbäume. Verwendet werden sollten vor allem die für die Gegend typischen Obstsorten, die an Kl ima und Boden angepaßt und dadurch weniger anfällig gegenüber Schädlingen sind.
v Kletterpflanzen sind ein grünes Kleid für das Haus. Sie verschönern und vergrößern den Gartenraum,
dämmen die Wände, schützen das Mauerwerk vor Witterungseinflüssen und sind ein zusätzlicher L ebensraum für Tiere. Es gibt sowohl für sonnige als auch für schattige Bereiche geeignete Arten.
v Garagen und Nebengebäude mit ebenen oder nur gering geneigten Dachflächen bieten die Möglic hkeit einer Dachbegrünung. Diese filtert Luftverunreinigungen, gibt gleichzeitig Sauerstoff ab, hält das
Regenwasser und reinigt es, wirkt temperaturausgleichend und wirkt als Lärmschutz. Begrünte Dächer
eröffnen außerdem Pflanzen und Tieren neue Lebensräume.
v Eine bunte Blumenwiese entsteht bei Verwendung von für die Gegend geeigneten Samenmischungen
mit einer Vielzahl an Blütenpflanzen, durch Verzicht auf Düngung des Rasens und nur zwei- bis dreimaliger Mahd pro Jahr. Sie bietet sehr vielen Tieren einen Lebensraum.
v Ein naturnaher Gartenteich mit unregelmäßigem Uferverlauf, verschiedenen Wassertiefen, Flach- und
Steilufern und geeigneter Bepflanzung ist das Herz jedes Gartens und beherbergt reiches L eben.
v Trockenstandorte wie Steinhaufen an einem sonnigen Platz sind Lebensräume für Tiere wie zum Be ispiel Echsen und durch die Blütenpracht von Polsterpflanzen usw. zugleich ein optischer Blickfang.
v Verwilderte Ecken im Garten wie ein Reisighaufen sind Lebensraum für den Igel als Helfer gegen
Gartenschädlinge. Auch eine kleine Brennesselecke ist nicht nur Raupenfutterplatz vieler Schmette rlinge, sondern auch Lieferant eines biologischen Düngemittels oder von Tees für die Frühjahrskur.
v Auch Mauem und Bodenbeläge sollten in den Lebensraum Garten einbezogen werden. Anstelle von
Beton und verfugtem Mauerwerk bieten Natursteine und Mauerritzen Ansatzpunkte für lebende Ma uern und grüne Beläge. Als Belag für Eingang, Terrasse und Gartenwege eignen sich vor allem Granit,
Holz, Kies und Sand.
v Eine Gestaltungsform für den Hausgarten ist auch der Bauerngarten mit seinem Nebeneinander von
Gemüse, Kräutern, Blumen und Wildstauden. Diese Lebensgemeinschaft ist optisch ansprechend,
Nahrungsquelle für viele Insekten und trägt zur natürlichen Schädlingsbekämpfung bei.
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Ansprechpartner:
Förderung von Zisternen:
Gemeinde Niederwerrn, Herr Illing, Zimmer 21:
Tel. 09721/4999-19, Fax. 09721/4999-919, e-mail: [email protected]
Förderprogramme Bund und Land:
Landratsamt Schweinfurt, Herr Schorr
Tel. 09721/55-522, Fax. 09721/55-594, e-mail: [email protected]
Literatur:
40.000 DM für Ihr Haus oder Ihre Wohnung – Die Bauförderpr ogramme für Bayern
Rot-Gelb-Verlag
Postfach 13 10
82524 Geretsried
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