10. Leipziger Narrenpredigt 2016

10. Leipziger Narrenpredigt 2016
Über den Teufel wird nicht mehr gepredigt.
Hat sich der Schurke denn wirklich erledigt?
Sonntag Estomihi, 7. Februar 2016,
11.15 Uhr in St. Nikolai
1
Predigttext:
Zuletzt: Seid stark in dem Herrn
und in der Macht seiner Stärke.
Zieht an die Waffenrüstung Gottes,
damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des
Teufels. (Epheser 6,10-11)
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Text der Predigt:
Ach ja, ihr Lieben, man hat euch aufgeklärt,
nüchtern seid ihr, skeptisch und modern.
Alte Mythen hat man euch zerstört,
ohne Götter lebt ihr, ohne Zauberstern.
Die Wissenschaft ist euer Gott.
Ihr kniet vor ihr, und sie verspricht nicht wenig.
Mit den Göttern treibt ihr Spott,
Handy und Computer, sie sind König.
Was euch stört, das Unberechenbare,
wird verdrängt, verteufelt, schnell vergessen.
Das Schicksal wird zur Handelsware,
ihr seid vom Sichtbaren besessen.
Der Fortschritt jubelt: Hurra, hurra −
Wir lassen den Teufel sterben!
Der Teufel feixt: Wer jubelt denn da?
Sind das nicht all meine Erben?
Jeder bekommt seinen Teil,
von mir, dem Verwalter des Bösen,
ich verderbe das himmlische Heil,
will die Welt durch das Chaos erlösen.
2
Ich, ein Sohn der Söhne des Schöpfers,
ein Dissident unter den Engeln,
ich störe die Arbeit des Töpfers,
an all seinen dümmlichen Bengeln.
Er hat sie geformt aus Lehm und aus Dreck.
Er baute Eva aus Adams Rippe.
Er legte ihr auf die Hüfte den Speck
und ihm in den Mund eine Kippe.
Da fiel Adam in große Verzückung,
gierig sog er am göttlichen Joint.
Ja, Eva, seine wahre Beglückung,
ersetzte ihm jedweden Freund.
Doch liegen sich zwei in den Armen,
hängt einer dem andern am Munde,
da kommt er und kennt kein Erbarmen,
da macht auch der Teufel die Runde.
Der Satan liebt nicht die Eins und den Einen,
der die Erde erschuf, den Mops und die Maus,
er liebt die Zwei und sonst liebt er keinen,
denn wo zwei sind, kommt auch Zwietracht heraus.
Als Sämann des Zankes ist er bekannt,
streut täglich üble, verderbliche Saat,
beschmutzt den Himmel, die Erde, das Land,
er, der Meister unsäglicher Tat.
Heut schleicht der Unhold durch Leipzig-Grünau,
sucht seine Opfer unter den Braven.
Kehrt ein bei Unglaub, dem Heinz, seiner Frau,
die friedlich im Bette noch schlafen.
3
Die Strahlen der Sonne kitzeln den Schläfer,
Unglaub erwacht, muss nießen und gähnen.
Auf seiner Nase krabbelt ein Käfer.
Und was für ein Schmerz in den Zähnen?
Heinz flucht: Zum Teufel, der Zahn bringt mich um!
Er stößt den Mops von der Kante des Bettes,
betäubt den Schmerz mit Schnaps und mit Rum,
sagt seiner Rosa am Morgen nichts Nettes.
Sie knurrt: Hör auf zu jammern, zu fluchen!
Lass ab von Sokrates, meinem Mops.
Du solltest lieber den Doktor besuchen,
deine Backe ist ja so dick wie ein Klops.
Der zieht dir den Zahn, dann ist es vorbei.
Schnaps heilt ihn nicht, sei nicht so feige!
Seit Tagen isst du lauwarmen Brei,
jaulst wie der Nachbar auf seiner Geige.
Rosa, vergib, wenn ich’s nochmals erwähne,
ich bitte, erbarm’ dich, hab Mitleid mein Weib,
dieser Teufel ist ja der letzte der Zähne.
Was bleibt mir denn sonst im Maul und am Leib?
Noch schlag ich den Zahn in Schnitzel und Würste,
beiß in das Eisbein, benage die Knochen,
pflege ihn stets mit elektrischer Bürste.
Was, Weib, willst du dem Zahnlosen kochen?
Es half aber nichts, kein Jammern, kein Klagen,
bis ins Stammhirn bohrte der Schmerz.
Es ließ die Tortur sich nicht länger ertragen.
Drum fasste sich Unglaub ein männliches Herz.
4
Nur Mut, sprach der Doktor, wir müssen bohren,
die Ruine von Zahn, sie lässt sich erhalten.
Doch Unglaub, dem Armen, schwollen die Ohren,
sie glühten als wollten sie nie mehr erkalten.
Es rann der Schweiß von der Stirne in Bächen,
das Tattoo auf der Brust, es verblasste,
als wolle an ihm der Teufel sich rächen,
der Leibhaftige, den er doch hasste.
Es holte der Doktor den Bohrer von Bosch,
den mit dem Schlagwerk für harte Männer.
Das Licht in den Augen von Unglaub erlosch,
unter den Heimwerkern war er ein Kenner.
Wir schaffen das, Unglaub, sprach Doktor Murzel,
was die Kanzlerin kann, kann ich schon lange.
Ich packe das Übel an seiner Wurzel.
Heinz, alter Kumpel, sei nicht so bange.
Die Maschine, sie kreischte, der Bohrer, er brach,
dem Patienten, ihm schwanden die Geister.
Als er erwachte, hörte er einen, der sprach:
Mit der Bosch ist der Klempner ein Meister.
Toi, toi, toi, Unglaub, es ist überstanden,
gerettet der Zahn, betoniert und verschraubt.
Es ist ja im Baumarkt alles vorhanden,
woran der Teufel als Heimwerker glaubt.
Da ächzte Heinz: Murzel, du Satansbraten!
Was ist mit dem Bohrer? Er brach doch entzwei.
Ja, lieber Unglaub, ich will’s dir verraten,
Zuweilen steckt der Teufel, halt im Detail.
5
Drei Tage später war alles vergessen.
Ein Wetter so schön wie von Göttern geschickt.
Heut braucht mein Zahn was zu essen,
den Meister Murzel mit der Schraube geflickt.
Rosa stand, umflort von feinen Gewändern
und sang ihrem Heinz zum Geburtstag ein Lied.
Es jaulte der Mops, das ließ sich nicht ändern.
In Leipzig-Grünau herrschten Freude und Fried.
Heimlich verdrückte sich Heinz eine Träne.
Ja, Rosa, das Leben meint’s mit uns gut.
Und wenn mir auch fehlen fast alle Zähne,
der Appetit ist noch da und auch der Mut.
Heute vor sechzig Jahren kam ich zur Welt
mit einem Schrei, den Vater niemals vergaß.
Die Mutter, sie hatte ein Mädchen bestellt,
es wurde ein Knabe, der brüllte und fraß.
Sie nahm’s, wie es kam. Was sollte sie machen?
Rote Haare, krumme Beine, sonst aber schmuck.
Als Vater mich sah, da musste er lachen.
Nun Berta, sei nicht verzagt, gib dir nen Ruck!
Ein rechter Teufelsbraten ist dieser Bube,
der geht nicht unter, das seh’ ich schon heute.
Er bringt uns Leben und Spaß in die Bude,
und passt scho zur vorhandenen Meute.
Wenn du meinst, Alois, dann soll es so sein.
Wir nennen den Knaben, Heinz Stalin Walter.
Doch Alois sprach: Nein und abermals nein,
kein Stalin, kein Ulbricht in seinem Alter.
6
Wer weiß denn, was aus uns wird hier im Osten?
Mit Stalin macht er Karriere in der Partei,
bekommt auf Teufel komm raus einen Posten,
aber mit vierzig ist alles vorbei.
Denn das sah ich in meiner Kugel aus Glas,
es kommt eine Zeit, da wendet sich alles.
Da verdirbt das Volk den Genossen den Spaß.
Drum Vorsicht, Berta, für den Fall jenes Falles.
Heinz soll er heißen, ohne Schnörkel, ganz schlicht.
Mit Unglaub ist er ohnehin schon geschlagen.
Durch’s Bad der Taufe muss noch der Wicht.
Wer kann denn all diese Heiden ertragen?
So war es am Anfang des Lebens.
Nun aber schau ich dem Ende entgegen.
Rosa, es war nicht alles vergebens,
noch immer ist Unglaub verwegen!
Heut aber geht es zum Grillen ins Grüne.
Im Verein der Gärtner ›Zum Grünen Sachsen‹,
gibt es am Abend Musik auf der Bühne,
und Tanz für Rentner mit Schweinehaxen.
Die werden gesotten, gebraten, gegrillt.
Nein, nicht die Rentner, die Würste, die Schnitzel.
Der Durst wird mit Schnaps und mit Bier gestillt,
eine Freude dem Leib, ein Gaumenkitzel!
Beeil dich, pack ein, das Fleisch, die Getränke,
ich hole den Trabi aus der Garage.
Es warten die Kumpels schon in der Schenke,
Erwin und Kalle, die ganze Bagage.
7
Der Trabi knattert durch Leipzig-Grünau.
Heinz gibt Gas, die Reifen quietschen, sie rauchen,
auf der Rückbank der Mops neben der Frau.
Ja, Freunde, noch ist der Trabi zu brauchen!
Er fährt wie der Teufel, die Pappe, sie dröhnt,
das Getriebe, es rasselt, die Kolben glühn.
Kinder, der Ossi, er ist nicht verwöhnt,
hart ist er im Nehmen, manchmal auch kühn.
Doch wer steht da vorne und winkt mit der Kelle,
dieses schwankende Rohr, der Vopo am Rand?
Heinz, halt lieber an, du warst wohl zu schnelle,
das grüne Elend ist mir bestens bekannt.
Na, Bürger, sprach der Verkehrspolizist,
sind wir denn nüchtern und noch ganz dicht?
Ich bin es schon, sprach Heinz voller List,
dich aber, Genosse, dich kenne ich nicht.
Vorsicht, Bürger, und komm mir nicht dumm,
Fahrerlaubnis, Papiere, das ganze Programm.
Da murmelt Heinz: Nimm’s nicht so krumm!
Er zeigte Reue, wurde fromm wie ein Lamm.
Unglaub, sie fuhren mit Tempo hundert
ungebremst durch die Zone mit dreißig.
Solch Rowdytum, Bürger, verwundert,
und dafür löhnst du heute mal fleißig.
Zum Teufel, sprach Heinz, ich hab es gewusst,
an meinem 60. geht etwas schief.
Rosa sekundierte: Was für ein Frust!
Und der Mops fraß den Fahrzeugbrief.
8
In Flensburg drei Punkte, dreihundert Euro,
sprach Wachtmeister Ronny Williger.
Unglaub stöhnte: Meister, das ist aber teuro!
Geht es nicht auch etwas billiger?
Zahlst du gleich, ohne Quittung in bar,
sprach Williger, dann zweihundertzwanzig.
Da sträubte sich Unglaub das Haar;
Es roch nach Schwefel, brenzlich und ranzig!
Das Geschäft war besiegelt, er zahlte und fuhr.
Zwei Hörner hoben des Wachtmeisters Mütze.
Der Pferdefuß hinterließ im Sand eine Spur,
und Sokrates machte vor Angst eine Pfütze.
Zwischenspiel I: Üb immer Treu und Redlichkeit
In der Gartensparte herrschte lauter Jubel,
Girlanden, Luftballons und Blaskapelle.
Der Trabi knatterte hinein in den Trubel,
dann stand er still, und das auf der Stelle.
Denn jetzt kam Heinz, des Geburtstags Kind.
Händeschütteln, gute Wünsche, Schulterklopfen.
Die Blasmusik, sie machte reichlich Wind,
und in der Schenke floss ein starker Tropfen.
Als Redner erwählt zum Fest war Kalle,
treuer Freund seit Kindertagen.
Der kannte Heinz besser als alle,
das Geschick, den Mut, sein Versagen.
Er hob an und sprach voller Rührung:
Heinz, in der Krippe saßen wir Topf an Töpfchen,
dass ich dich traf, war Gottes Führung,
die Mädels zogst du gern an den Zöpfchen.
9
Später bei den Thälmann-Pionieren
haben wir den Klassenkampf geprobt.
Du sprachst: Den werden wir verlieren.
Genossin Pimpf hat fürchterlich getobt.
Gemeinsam trugen wir das Ehrenkleid der NVA.
Hielten Wacht für Sozialismus und für Frieden.
Die NVA, sie ist, mein Gutster, nicht mehr da,
und der Sozialismus, er ist mit ihr verschieden.
Drei Dinge aber sind dir, mein Heinz, geblieben,
dein Trabi, deine Treue und dein Mut.
Noch wohnst du in Grünau, Block Nummer sieben,
straff, in alter Frische, und das tut gut!
Ein Viertes soll nicht vergessen werden,
Rosamunde, deine fest dir Anvertraute.
Wunderbar ist solch ein Weib auf Erden,
das der Herrgott für dich alleine baute!
Ein Tusch auf Rosa, Heinz und euern Mops.
Und weil du uns so wertvoll bist wie nie,
drum schenken wir dir mehr als einen Drops,
ein Jahreslos der Fernsehlotterie!
Es hat die Nummer 22 06 73 93
Bewahrt es gut, merkt euch die Nummer.
In jeder Woche ist das Los dabei,
es bring euch Glück und keinen Kummer.
Die Tuba schmetterte auf ihre Weise!
Es sang der Männerchor ein Lied von Welt.
Voll Wehmut klang es an der Pleiße:
»Rosa von Grünau, sie ist’s, die mir gefällt«.
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Zwischenspiel II: Ännchen von Tharau
Tränen flossen, Sekt und danach Wein,
der Grill, er glühte ohne Unterlass,
belegt mit Haxen und mit Kamm vom Schwein.
Auf die Wiese rollte Heinz ein Fass
Reudnitzer Bier, er füllte selbst die Gläser.
Der fixe Sachse, stand schon Schlange.
Freunde, ein Bier für unsern Tubabläser,
der Gutste wartet schon recht lange.
Das Fest, es rauschte, spät bis in die Nacht,
Heinz und Rosa tanzten Schieber, Polka, Twist.
Da geschah es, liebe Freunde, jetzt gebt Acht!
Der letzte Zahn fiel raus, und das war Mist.
Betüttelt, verstört, bestieg er seinen Trabi.
Doch Rosa warnte: Lass die Pappe stehn!
Sie barmte: Sei vernünftig, lieber Papi,
willst du den Teufel nochmals sehn?
Doch Unglaub war nicht mehr zu halten,
er schoss davon, schnell wie ein Pfeil.
Da wollte ihr das Herz erkalten:
Hauptsache, der Mops bleibt heil!
Heinz zog Schlangenlinien, rund, elegant,
er fuhr mit Schmackes und mit Grimm.
Als Slalomfahrer war er gut bekannt.
Doch diesmal war es halt zu schlimm.
Viel zu spät sah er das rote Blinken,
die Signale, das Leuchten der Laterne.
Es krachte, qualmte und begann zu stinken,
dann sah Unglaub nur noch Sterne.
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Durch die Scheibe war der Mops geflogen,
er jaulte auf, laut wie am Spieß.
Um die Trümmer machte Heinz nen Bogen,
und sammelte, was sich noch brauchen ließ.
Da stand, Williger, der Ronny,
das rote Licht, es blinkte, warnte.
Verdammt, mich tritt ein Ponny,
dieser Teufel, der als Polizist sich tarnte!
Der Schurke sprach: Unglaub, das wird teuer!
Blas erst mal kräftig in die Röhre.
Die Ohren brannten Heinz wie Feuer.
Nüchtern bin ich, Williger, ich schwöre!
Schwör’s lieber nicht, sprach jener heiter.
Dreieinhalb Promille hast du im Blut.
Mit einem Meineid kommst du hier nicht weiter,
vor deiner Dummheit ziehe ich den Hut.
Ein Rabatt, mein Freund, ist da nicht drin.
Tausend Euro, plus Mehrwertsteuer.
Der Teufelstrabi, Unglaub, der ist hin,
dein Mops er lebt, das Ungeheuer.
Sei dankbar, zahl’ gleich, dann sind wir quitt,
nimm den Mops und deine Knochen,
fahr mit der Bimmel heim nach diesem Ritt,
dann ist’s vorbei, es sei versprochen!
Greif in die Tasche einem nackten Mann,
sprach Heinz, ich habe nichts, bin pleite.
Ronny griff zu, noch ehe Unglaub sich besann
und zog ein Zettelchen auf seine Seite.
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Was ist denn das, sprach Williger?
Ein Los der Fernsehlotterie, wie fein!
Unglaub, dafür mach ich’s billiger.
Du bist ja doch kein armes Schwein.
In Zahlung nehme ich das Los des Glücks.
Her damit, dann bist du aus dem Schneider.
Man sah darauf den Teufel hinterrücks.
Heinz stöhnte: Geblieben sind mir nur die Kleider.
In der Trambahn hockte unser Unglücksrabe,
der Trabi war im Eimer, der Mops war ganz.
Heinz dachte, na Sokrates, du alter Knabe,
wuchs dir heut Nacht ein Teufelsschwanz?
Und wo blieb meine Schiebermütze,
die seit dreißig Jahren mich behütet,
den Kopf mir wärmte und die Grütze,
mit der ich manches ausgebrütet?
Elend wankte er im Morgengraun der Heimat zu,
schmiss sich aufs Bett, den Mops daneben,
drei Tage pflegten sie den Schmerz, die Ruh,
dann wollten beide wieder leben.
Zwischenspiel III: Trauermarsch
Rosa stand erregt an ihrem Bette.
Dem lauten Schnarchen machte sie ein Ende.
Auf, auf, ihr Schläfer, Heinz, ich wette:
Der Sonntagabend brachte uns die Wende.
Wieso denn das, sprach Heinz verdrießlich.
Wer soll uns helfen? Mit mir ist’s aus, vorbei.
Doch Rosa, säuselte recht süßlich
die Zahlenreihe 22 06 73 93.
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Eben lief die Sonntagsziehung in der Lotterie.
Die Million, der Hauptgewinn, wir sind dabei!
Reich sind wir, mein Heinz, ich liebe sie,
die Wunderzahlen 22 06 73 93.
Schnell, gib mir das Los, ich will es sehn.
Endlich lacht auch uns einmal das Glück.
Da musst, Rosa, du zum Teufel gehn,
sprach Heinz, doch der gibt nichts zurück.
Die Stunde war’s der großen Beichte.
Tränen flossen, Heinz zeigte Reue.
Alles, Rosa, was ich bisher erreichte,
war unnütz, falsch und für die Säue.
Nur Unglück bring ich dir, mein Herz.
Ich stürz mich aus dem Fenster.
Dann ist’s aus mit all dem Schmerz.
Herbei mit euch, Dämonen und Gespenster.
Heinz, versündige dich nicht, rief Rosa.
Das Geld ist futsch, jedoch wir leben.
Und sie fuhr fort und textete in Prosa:
Es ging halt wieder mal daneben.
Doch das kann uns nicht schrecken,
denn im Scheitern sind wir geübt.
Auch Verluste können Hoffnung wecken,
alter Kater, sei nicht mehr betrübt.
So legten beide sich zur Ruh.
Der Schlaf, er war ihr letztes Glück.
Der Mops, er legte sich dazu,
und leckte Heinz die Füße Stück für Stück.
14
Im Traum sah er den Himmel offen.
Der Herrgott thronte über allen.
Die Engel schauten recht betroffen,
denn einer fehlte, er war tief gefallen.
Der Satan war’s, er stürzte wie ein Blitz,
auf unsre treue, gute, alte Erde.
Dieses Sturzes wegen, das ist kein Witz,
führte Unglaubs Heinz Beschwerde.
Ewiger, warum ließest du ihn fallen,
den Satansbraten, deinen ungeratnen Sohn?
Nimm ihn zurück mit seinen Teufelskrallen,
er quält uns arg, und das zu lange schon.
Er kriecht in jede fromme Seele,
frisst sich hindurch durch Mark und Bein,
er schnürt uns ab die Kehle,
verbreitet nichts als Angst und Pein.
Das Aas, es ist hier unten nicht zu brauchen,
schick in die Hölle deinen Lucifer,
da soll er wie ein Schornstein rauchen,
braten soll der Satan kreuz und quer.
Viele Masken trägt der Teufel, viele Namen.
Mal heißt er Ronny, mal Heinz, mal Peter,
doch immer fällt er aus dem Rahmen,
er stellt sich ein, ob früher oder später.
Und manchmal bleibt er namenlos,
das Rabenaas, der Himmelhund,
dann ist bei uns die Hölle los,
und das ist schlimm und ungesund.
15
Da sprach der Ewige zu Heinz, dem Kämpfer:
Ja, Unglaub, die ungeratnen Söhne,
oft hilft bei ihnen auch kein Dämpfer,
sie spucken lauter große Töne,
sind ein Ärgernis für jeden treuen Vater.
Ach, wie bin ich’s leid, wie schmerzt es mich,
das Satanstreiben, dieses Staatstheater,
versetzt auch mir ins Herz nen Stich.
Allein wurd’ ich nicht fertig mit dem Bengel,
er war zu frech, zu dreist, zu ungezogen.
Ich schmiss ihn aus dem Kreis der Engel,
der Satan hat auch mich belogen und betrogen.
Ich brauche euch, Heinz, Erwin oder Kalle,
dass wir zusammen ihn bezwingen,
ich brauch die Menschen und zwar alle,
gemeinsam muss uns das gelingen.
Und, Unglaub, bedenke weiter,
Ein starker Helfer steht auf deiner Seite.
Der stimmt den Satan gar nicht heiter,
weil er ihn schlug, auf ganzer Breite.
Der Mann aus Nazaret hat ihn bezwungen,
dem Versucher widerstand er mutig,
hat wie Hiob einst mit ihm gerungen,
da ward des Teufels Nase blutig.
Behalt im Herzen Jesum Christ,
sei stark in deinem Herrn,
der nimmt dich an, so wie du bist,
und hilft den Sündern gern.
16
Er ist dein Gefährte im Kampf des Lebens,
dein Schutz, dein Schirm, dein Mut.
Kämpft er mit dir, ist nichts vergebens,
dann, alter Adam, wird das Ende gut.
Unglaub erwachte, es schien die Sonne.
in der Küche wirkte Rosamunde.
Der Kaffee dampfte, oh, welch Wonne,
geschlossen hatte sich die Wunde.
Heinz, dein 60., er war durchwachsen.
Mach dir nichts draus, bleib heiter,
heut Mittag gibt es Schweinehaxen,
denn auch mit 60 geht das Leben weiter.
Da gab ihr Heinz nen dicken Kuss.
Deine Güte, Rosa, fällt aus jedem Rahmen.
Der Vorhang schließt, das ist ein Muss,
es kläfft der Mops, und ich sag »Amen«!
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