Alex Rübel - Ars Biographica

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Alex Rübel
Zoodirektor und unternehmerischer Naturschützer
(BR) Beim Naturschutz hört für viele der Unternehmergeist auf. Der Zoo Zürich
beweist, dass es auch anders geht: Alex Rübel (*1955) hat den Zoo zu einem
führenden Naturschutzzentrum in Europa entwickelt.
FAKT 1 1971 begegnet der Gymnasiast Alex Rübel dem renommierten Direktor des Zoo
Zürich, Heini Hediger. Als Hediger den aufgeweckten Burschen fragt, was er denn einmal
werden wolle, antwortet dieser: «Tierarzt». Hediger hakt nach: «Warum nicht Zoologe?»
Rübel kontert: «Pädagoge will ich nicht sein, und die Chancen, dass ich Direktor des
Zürcher Zoos werde, sind ja relativ klein.» Wie das Leben so spielt – 20 Jahre später wird
der Tierarzt Dr. Alex Rübel zum fünften Direktor des Zoo Zürich ernannt. Der damals 36-
Jährige soll einen Generationenwechsel einleiten und das vordringliche Projekt einer
Zooerweiterung vorantreiben.
FAKT 2 Die Wurzeln der Familie Rübel liegen im Rheinland. Alex Rübels Urgrossvater
August Rübel-Däniker stammt als deutsch-amerikanischer Doppelbürger aus einer
alteingesessenen Familie im heutigen Wuppertal. Der Seidenhandel bringt ihn 1850 nach
Zürich, wo er mit dem Textilfabrikanten Carl Abegg eine Handelsfirma für Rohseide
gründet. Die Geschäfte florieren und August Rübel wird eine landesweite Autorität in
Sachen Seide. Als Verwaltungsrat nimmt er u.a. Einsitz bei der Zürcher Bank Leu (heute
Credit Suisse) und ist einer der Gründer, Financiers und erster Verwaltungsratspräsident
der Nahrungsmittelfabrik von Julius Maggi (heute Nestlé).
FAKT 3 1874 erwirbt August Rübel den Platanenhof in Zürich-Fluntern, der zum
Stammsitz der Familie wird. Sein Sohn, Eduard August Rübel-Blass, macht sich als
Gründer des Instituts für Geobotanik an der ETH Zürich sowie als Familienforscher einen
Namen. Hans Ulrich Rübel-von Schulthess, der Vater von Alex Rübel, ist Lehrer und
Internatsleiter am «Lyceum Alpinum Zuoz» und später Deutschlehrer am «Freien
Gymnasium Zürich». Sein Sohn Alex baut in der Waschküche des Elternhauses eine
kleine Volière und funktioniert auch das Gewächshaus im Garten entsprechend um. Mit
seinem Sackgeld kauft er Bücher von Bernhard Grzimek oder die Zeitschrift «Das Tier».
Als Schüler besitzt er ein Abonnement für den Zoo und notiert von den «Hediger-Tafeln»
an den Tiergehegen allerlei Interessantes. Ausserdem ist er begeisterter Pfadfinder.
FAKT 4 Während des Studiums arbeitet Alex Rübel als Vertretung in Gross- und
Kleintierpraxen und leistet seinen Militärdienst, zunächst beim Train und schliesslich als
Tierarzt im Grad eines Majors. Ab 1980 arbeitet Rübel als Stellvertreter des Zootierarztes
Ewald Isenbügel. So wird auch der Vorstand des Zoo Zürich auf ihn aufmerksam: Als der
amtierende Direktor Weilenmann pensioniert wird, sieht man Rübel als den richtigen
Mann, um die seit Jahrzehnten stockende Erweiterung des Zoos endlich voranzutreiben:
Zwar gehört der Zoo Zürich mit seinen wissenschaftlichen und züchterischen Aktivitäten zu
den anerkannten Institutionen in Europa, ist aber flächenmässig nach wie vor ein kleiner
Tiergarten.
FAKT 5 Bei seinem Amtsantritt steht Alex Rübel vor einer grossen Herausforderung: Es
gilt, das für 1992 prognostizierte Defizit abzuwenden. Daher muss er einen Weg finden,
um die Besucherzahl zu steigern. Die allgemeine «Dinosaurier»-Euphorie der 1990er
Jahre, die sich in Filmen wie «Jurassic Park» niederschlägt, verspricht die Rettung. Binnen
kurzer Zeit wird die attraktive Dinosaurier-Ausstellung «Dinamation» auf die Beine gestellt
und im Zoo gezeigt.Sie erweist sich als riesiger Erfolg und bringt dem Zoo nicht nur eine
rekordhohe Besucherzahl von über 900‘000 Personen und damit auch einen
Rekordgewinn, sondern sorgt auch bei den Mitarbeitenden für Aufbruchstimmung.
FAKT 6 1993 verleiht Alex Rübel dem Zoo Zürich mit dem Masterplan 2020 ein visionäres
strategisches Konzept. möglichst originalgetreu den Herkunftslandschaften nachgebildet
sind. Dieser Aufbau soll das ganzheitliche Verständnis der Besucher für die Tiere, ihren
angestammten Lebensraum und den Naturschutz unterstützen. Seit über 20 Jahren setzt
Rübel nun die einzelnen Etappen konsequent um: Angefangen mit dem
südamerikanischen Bergnebelwald für Brillen- und Nasenbären (1995), über die HimalayaAnlage für Schneeleoparden (2001), den spektakulären Masoala-Regenwald (2003), den
Kaeng Krachan-Elefantenpark (2014) bis zur noch geplanten Afrikanische Savanne
«Lewa» für Giraffen und Breitmaulnashörner im 2020. Weitere Projekte wie die ZooSeilbahn oder eine neues Menschenaffenhaus sind in Vorbereitung: Der weitere
Ausbauplan reicht bereits bis ins Jahr 2030.
FAKT 7 Beim Naturschutz hört für viele der Unternehmergeist auf. Der Zoo Zürich beweist,
dass ein moderner Tiergarten sehr wohl nach unternehmerischen Grundsätzen geführt
werden kann, ohne an wissenschaftlicher Reputation einzubüssen oder auf einen
pädagogischen Anspruch zu verzichten. Das hängt auch mit der Geschichte zusammen:
Der Zoo Zürich wird 1928 nicht auf staatliche Initiative ins Leben gerufen, sondern als
Genossenschaft von Tierfreunden. Sie möchten den Zoo möglichst als privates
Unternehmen führen und nur begrenzt um öffentliche Gelder nachsuchen. 1999 wird die
Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft sowie eine Zoo-Stiftung umgewandelt. Die
Umwandlung erweist sich als Inkubator für das Unternehmen, das bei der Finanzierung
von Grossprojekten durch Donatoren nun noch flexibler wird. Seit 2010 ist der Zoo
schuldenfrei, die Eigenfinanzierungsquote liegt heute bei rund 75 Prozent. Dies verleiht
dem Zoo, so VR-Präsident Martin Naville, langfristige Sicherheit und Planbarkeit und
ermöglicht eine freie Entwicklung in alle Richtungen ohne Altlasten. Alex Rübel sieht den
Zoo Zürich unter den 20 besten der Welt und kann stolz sein, dass dieser im europäischen
Zooranking von 2015 mittlerweile nach Wien und Leipzig den Platz 3 erreicht hat.
Die Renaissance der Biographie.
Festhalten, was wichtig ist. Fakten sammeln. Zeitzeugen befragen. Archive
auswerten. Leistungen einordnen und Zusammenhänge herstellen: die
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