Die Schwächsten erhalten eine Perspektive

4.12.2015
Die Schwächsten erhalten eine Perspektive
Die Schwächsten erhalten eine
Perspektive
◆ Obdachlosensiedlung soll Stück für Stück kleiner werden.
◆ GBE gibt 50 000 Euro für Lebensmittelentsorgung im Jahr 2014 aus.
MARTINA SCHAEFER | PFORZHEIM
Feiern im Zelt: Musikant David Marienhagen
bringt die Bewohner und Gäste der Siedlung
Eutinger Tal in Stimmung. Die dritte
Weihnachtsfeier des Wichernhauses fand
gestern mit Andacht und Essen im
Wendehammer statt. Foto: Ketterl
Gemeinsames Singen, eine Andacht
und Bescherung samt
Weihnachtsessen: Seit einigen Jahren
organisiert das Wichernhaus –
anfangs zusammen mit der
Bürgerbewegung „Wir in Pforzheim“ –
für die rund 100 Bewohner des
östlichen Teils im Eutinger Tal eine
Weihnachtsfeier. Rund 20 Frauen und
Männer kommen in die Sprechstunde,
die Sozialarbeiter Gieso Wege
zweimal in der Woche zusammen mit
seiner Kollegin Katrin Ronge im
Beratungstreff am Wendehammer
anbietet. Er wurde vor einigen Jahren
mit Hilfe der PZ­Aktion „Menschen in
Not“ ins Leben gerufen.
Trotz des Grundsatzbeschlusses, die Notunterkünfte ganz aufzulösen, existieren
sie. Doch die Stadt versucht in kleinen Schritten, den Obdachlosen eine dezentrale
Unterbringung zu ermöglichen. Vier Wohnungen der Stadtbau sollen künftig dafür
zur Verfügung stehen. Die Verwaltung schlägt deshalb dem Gemeinderat vor, der
Anmietung und dem damit verbundenen Erwerb von Belegungsrechten
zuzustimmen. Dafür haben gestern die Mitglieder im Ausschuss für Soziales und
Beschäftigung einstimmig grünes Licht gegeben.
Pro Wohnung an der Luisen­, Pfälzer­ und Kreuzstraße muss die Stadt je 30000
Euro aufbringen. Die Laufzeit für die Belegungsrechte beläuft sich auf 20 Jahre.
Die Kaltmiete soll nach dem Umbau 5,50 Euro je Quadratmeter im Monat betragen.
Für die vertragliche Regelung von Belegungsrechten soll die Stadtbau einmalig
120000 Euro erhalten.
Tafelläden brauchen Geld
Für die Menschen im Eutinger Tal kann der nahegelegene Tafelladen der
Gesellschaft für Beschäftigung un berufliche Eingliederung (GBE) an der
Zeppelinstraße überlebenswichtig sein. Laut Geschäftsführer Matthias Kremer
versorgen die beiden Pforzheimer Tafelläden 140 bedürftige Haushalte (400 bis
500 Menschen) mit Lebensmitteln von 55 Spendern. Dabei nahm er zwar 167000
Euro bis Ende 2014 ein, musste aber für die Entsorgung von verdorbenen
Lebensmitteln 50000 Euro zahlen. Es entstand ein Defizit von 120000 Euro, das
die Stadt als Zuschussgeber noch nicht beglichen habe, sagte Kremer. Den Grund
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Die Schwächsten erhalten eine Perspektive
nannte Bürgermeisterin Monika Müller in der Sitzung auf Nachfrage von Caritas­
Chef Frank Johannes Lemke: Es gebe noch kein Wirtschaftsplan für 2014. In der
nächsten Woche will der GBE­Aufsichtsrat über die künftige Strategie des Trägers
entscheiden (die PZ berichtete).
CDU­Stadträtin Anneliese Graf wies darauf hin, dass immer wieder Lebensmittel im
Oststadtpark landeten. SPD­Stadträtin Jacqueline Roos gab ein Votum für die
Tafelläden ab. „Die Entsorgungskosten müssen optimiert werden.“ Für zwei
Projekte der (GBE), die Menschen auf den Weg in den Arbeitsmarkt bringen sollen,
gab der Fachausschuss ebenfalls grünes Licht. Die Projekte „Jobcoach“ und
„Jugendscouts“ sollen über den Topf der kommunalen Beschäftigungsförderung
bezuschusst werden.
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