Bäume für Generationen 150 Jahre Baumschule Lorenz von Ehren 1865–2015 Bäume für Generationen 150 Jahre Baumschule Lorenz von Ehren 1865–2015 < 1 Hoch hinaus – Metasequoia glyptostroboides 2 Bernhard von Ehren (Geschäftsführender Gesellschafter, links) und Konrad Parloh (Geschäftsführer) < 1 Metasequoia glyptostroboides 2 Bernhard von Ehren (Managing Director, left) and Konrad Parloh (CFO ) 2 Vorwort Wer Bäume pf lanzt, wird den Himmel gewinnen. Konfuzius In diesem Jahr wird das Unternehmen Lorenz von Ehren 150 Jahre alt. Angefangen hat alles mit einer kleinen Baumschule, 1865 gegründet von Johannes von Ehren I in Nienstedten. Dass daraus heute, anderthalb Jahrhunderte später, eine der größten Produktionsbaumschulen Europas geworden ist, darauf sind wir stolz. Damals wie heute sind wir bekannt für unsere Produktion von Laub- und Alleebäumen, Solitärs, Nadelund Formgehölzen sowie Immergrünen. In unserer langen Firmengeschichte haben wir – so hoffen wir jedenfalls – mit jedem Baum, der von uns verschult, verladen und an einen neuen Bestimmungsort gebracht wurde, zu einem kleinen Stück mehr Lebensqualität beigetragen. Bis es soweit ist, braucht es viele Hände, enorm viel Pflege, eine große Portion Geduld und na- türlich auch die entsprechenden Aufträge. Deshalb möchten wir diese Gelegenheit nicht ungenutzt lassen und all jenen danken, die uns in den vielen Jahren begleitet haben: Unseren Kunden und Geschäftspartnern für ihre Treue. Unseren Mitarbeitern für ihren unermüdlichen Einsatz. Unseren Freunden und Wegbegleitern für immer guten Rat zur richtigen Zeit. 150 Jahre Baumschule. 150 Jahre Produktion und Handel mit Gehölzen. Wir können uns kein schöneres Produkt vorstellen. Bernhard von Ehren 3 Konrad Parloh Wüsst’ ich genau, wie dies Blatt aus seinem Zweig herauskam, schwieg ich auf ewige Zeit still: denn ich wüsste genug. Hugo von Hofmannsthal 4 5 150 Jahre Baumschulgeschichte 2015 ist ein besonderes Jahr für die Baumschule Lo- << 3 Im Frühling vielleicht am schönsten: blühende Kirschbäume in den Baumschulquartieren renz von Ehren. In diesem Jahr kann sie auf eine inzwischen 150 -jährige Geschichte zurückblicken, eine lange Zeit. Die ältesten Parkbäume in den Quartieren sind beinahe so alt. Schade, dass Bäume keine Geschichten erzählen können … So wie Bäume Jahr um Jahr wachsen, hat sich auch die Baumschule Lorenz von Ehren mit jedem Jahr ihres Bestehens weiterentwickelt. Der berühmte »grüne Daumen« hat sich dabei von Generation zu Generation weitervererbt. Und jede hat ihren entscheidenden Anteil daran, dass die Baumschule Lorenz von Ehren über die Jahre zu ei- 4 Die ältesten Bäume der Baumschule sind viele Jahrzehnte alt. Wenn Bäume Geschichten erzählen könnten … 5 Drei Generationen vereint: Johannes von Ehren (sitzend) mit Sohn Lorenz (vorn rechts) und seinem Enkel Johannes im Kreise seiner Mitarbeiter, um 1902 << 3 In full blossom: Cherry trees 4 If ancient trees could tell their stories … Wie alles anfing ner der größten Produktionsbaumschulen Europas geworden ist. Heute setzt Bernhard von Ehren die Familientradition in fünfter Generation fort. Die Baumschulkulturen sind auf eine Gesamtfl äche von über 550 Hektar angewachsen. Kunden können ihre Pfl anzen aus einem Sortiment von rund 1000 Arten und Sorten in 7500 verschiedenen Größen und Formen aussuchen – da bleibt kein Wunsch offen. All dies wirkt heute, im Jahr 2015, ganz selbstverständlich. Dabei hat auch die Baumschule Lorenz von Ehren einmal ganz klein angefangen … Die Keimzelle der Baumschule lag in Nienstedten. Bernhard von Ehrens Ururgroßvater, Johannes von Ehren I (1832–1906), hatte in dieser schönen Elbgemeinde ab 1847 bei der dort ansässigen berühmten Baumschule James Booth eine Gärtnerlehre absolviert, und so lag es nahe, sich hier auch mit seiner eigenen Baumschule niederzulassen. Bereits während seiner Lehrzeit hatte Johannes wertvolle Kontakte zu seiner zukünftigen Klientel knüpfen können. Die Baumschule James Booth lag nahe der Elbchaussee und damit sozusagen Tür an Tür mit einer kaufkräftigen Kundschaft. Ringsum auf den Elbhängen hatten 5 Johannes von Ehren (sitting) with his son Lorenz (front right) and his grandson Johannes among the employees, around 1902 6 7 6 7 8 Kartoffeln & Co sich wohlhabende Bürger prächtige Refugien errichtet. Bedarf an Bäumen und anderen Pfl anzen gab es also mehr als genug. Nicht nur die Baumschulen, auch der Gartenbau profitierte von der regen Nachfrage. Die »Johs. von Ehren Baumschulen«, so der ursprüngliche Name von Johannes’ 1865 gegründeter Baumschule, erstreckten sich über rund 5 Hektar entlang der Kanzleistraße, die der Firmengründer von verschiedenen Landwirten gekauft hatte. 6 Die seinerzeit berühmte Baumschule James Booth in Flottbek, um 1855. Hier hatte Firmengründer Johannes von Ehren ab 1847 seine Gärtnerlehre absolviert 7 Firmengründer Johannes von Ehren (1832–1906) 8 Die Baumschulquartiere heute: Über 500 000 Pflanzen wachsen auf den Kultur- flächen in Hamburg und Bad Zwischenahn 6 Founder Johannes von Ehren completed his apprenticeship at James Booth’s nursery in Flottbek, one of the most famous nurseries at that time. 7 Founder Johannes von Ehren (1832–1906) 8 The Lorenz von Ehren Nursery today: more than 500 000 plants growing in the nursery fields in Hamburg and Bad Zwischenahn 8 Das Kerngeschäft, für das die Baumschule heutzutage steht, der Verkauf von Groß- und Alleebäumen sowie erlesenen Solitärs, sollte sich erst einige Jahre nach der Firmengründung herauskristallisieren. Zu Anfang handelte Johannes von Ehren hauptsächlich mit Obst und Ziersträuchern – und mit so ziemlich allem, wonach eine Nachfrage bestand, darunter saisonale Blühpfl anzen und Gemüse, besonders gefragt waren Kartoffeln. Ein Faible hegte die damalige Klientel für exotisches Kernobst wie Pfi rsiche, Nektarinen und Aprikosen, und auch diese konnte man in Johannes’ Betrieb bekommen. Der Geschäftserfolg ließ angesichts der Pfl anzenliebe der Landschaftsgartenbesitzer und des langsam einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwungs nicht lange auf sich warten. Der Krieg zwischen Deutschland und Dänemark hatte endlich ein Ende gefunden, und mit der deutschen Reichsgründung im Jahr 1871 erfuhr das Land insgesamt einen immensen Aufschwung. Parallel dazu entwickelte sich eine rege Bautätigkeit, mit der auch die Nachfrage nach seltenen und kostbaren Gehölzen wuchs. Woher stammten die Pfl anzen, die Johannes in seiner Baumschule aufschulte? Erhalten geblieben ist ein handschriftliches Verzeichnis für den Pfl anzeneinkauf aus den Jahren 1882 bis 1889. Es gibt Auskunft darüber, woher Johannes von Ehren seine Pfl anzen bezog. Auf regionaler Ebene arbeitete er mit Baumschulen aus der Umgebung zusammen, darunter die Forstecker Baumschulen in Kiel, die Firma Pein in 9 9 Ein ebenso markanter wie imposanter Baum: die afrikanische Flusszeder (rechts im Bild), die Johannes von Ehren von der Weltausstellung in Paris 1889 mitbrachte – damals noch ein kleiner getopfter Baum … 10 Einer der frühen Kataloge (Anfang 20. Jh.) 11 Ansicht des Elbufers (um 1850). Nienstedten gehörte damals noch nicht zu Hamburg 9 10 11 Platzprobleme Halstenbek und Johs. Wortmann in Osdorf. Es wurde aber auch in großem Umfang Aufschulware aus dem Ausland bezogen, hauptsächlich aus den Niederlanden (u. a. bei Ottolander & Hoofman oder Jan Boer in Boskoop), Belgien (bei Charles van Gent in Antwerpen) und Frankreich (u. a. bei den Firmen Transon Frères, D. Dauvesse und Hemeray-Gauguin Fils, alle ansässig in Orléans). Ein ganz besonderes Exemplar steht übrigens bis heute auf dem Privatgrundstück der Familie von Ehren, eine afrikanische Flusszeder (Libocedrus decumbens). Johannes von Ehren hatte den Baum 1889 auf der Weltausstellung in Paris erworben, damals war die Zeder gerade einmal zehn Jahre alt … Das Gelände an der Kanzleistraße wurde bald zu klein. Johannes benötigte dringend neue Flächen, er fand sie in der Nähe des heutigen Jenisch-Parks. Bei diesen neuen, 7 Hektar großen Kulturfl ächen, die Johannes von Baron Jenisch gepachtet hatte, handelte es sich um ehemalige Ländereien, die gut zu den bereits bestehenden Flächen passten. Sie erstreckten sich über das obere Feld des heutigen »Westerparks«, ein Gelände in der Nähe des Nienstedtener Marktplatzes. Und sie waren verkehrstechnisch optimal an Hamburg und Altona angebunden, Nienstedten gehörte damals noch nicht zum Territorium der Hansestadt. Eine PferdeOmnibus-Linie verband Nienstedten seit 1846 mit Al- 10 tona und Blankenese. 1867 wurde die Altona-Blankeneser Eisenbahn eingeweiht (heute die S-Bahn) und ab 1899 fuhr dort auch die Altona-Blankeneser Straßenbahn. Einer der frühen Baumschulkataloge lädt seine potenziellen Besucher herzlich ein und weist ausdrücklich darauf hin, wie einfach die Quartiere zu erreichen seien, nämlich »mit der elektrischen Schnellbahn von Hamburg in 20 Min., von Altona Hauptbahnhof in 10 Min. […]. Auch die elektrische Straßenbahn hält an der Baumschule.« 9 A souvenir from the Paris World Exhibition 1889: Libocedrus decumbens (right), still growing at the von Ehren garden 10 A catalogue from the beginning of the 20 th century 11 The Elbe and surrounding communities (around 1850). Nienstedten was not part of Hamburg at that time 11 Bäume sind Heiligtümer. Hermann Hesse << 12 Formgehölze in den Baumschulquartieren 13 + 15 Die Auftragsbücher aus den Anfangsjahren 14 Im März 1880 wurden Pflanzen bis nach Wladiwostok geliefert 13 14 15 Von Nienstedten in die Welt Johannes von Ehren konnte mit der Auftragslage zufrieden sein, dies zeigen die noch heute erhaltenen Auftragsbücher. In diese Bücher wurden von der ersten Stunde an alle Verkäufe minutiös eingetragen. Die vielleicht erstaunlichste Entdeckung darin ist, dass der Kundenkreis von vornherein nicht auf die regionale Kundschaft beschränkt war. Der gute Ruf der Baumschule hatte sich schnell herumgesprochen, und Lieferungen nach Berlin, Dresden, Nürnberg oder Wien waren nichts Ungewöhnliches. Bereits drei Jahre nach der Gründung, 1868, konnte die Baumschule ihr Liefergebiet bis nach Kopenhagen ausdehnen und 1875 sogar bis nach Russland. Auch das dänische Königshaus wurde mit Pfl anzen aus Johannes’ Baumschule beliefert. Die erste Bestellung ging am 13. Februar 1869 ein: Rosen für den Schlossgarten von Schloss Frederiksborg. Zum dänischen Kundenkreis zählte auch die Kopenhagener Baumschule Hirschholm Planteskole, und so gehörten Lieferungen nach Kopenhagen bald zum Arbeitsalltag. Nicht ganz so alltäglich waren die Bestellungen aus Russland. Die erste ist am 28. April 1875 verzeichnet. »1 Colli Rosen« ging als Eilgut nach Tilsit, bestimmt für die »Generalin von Kaisarow«, ansässig im Gouvernement Kowno. Im März 1880 ging eine Lieferung sogar bis in das weit entfernte Wladiwostok. Zwölf Apfel- und Birnbäume sowie je sechs Kirsch- und Pfl aumenbäume wurden in die Stadt am Pazifi schen Ozean geschickt. 14 Auch andere internationale Kunden wurden auf Johannes’ Baumschule aufmerksam. Im März 1881 wurden 200 Carpinus betulus nach Breslau geliefert, im April 1883 diverse Pfl anzen in die englische Grafschaft Derbyshire. Von 1882 bis 1894 belieferte die Baumschule die Güter Nathaniels von Rothschild aus dem Wiener Zweig der Bankendynastie, u. a. mit Nadelgehölzen für die damals weltberühmten »Rothschildgärten auf der Hohen Warte bei Wien«. Von Ehren-Eiben und -Lebensbäume verschönerten 1884 auch die Grünfl ächen der damals neu errichteten Wiener Hofmuseen und die Anlagen von Schönbrunn. Auftraggeber von Finnland bis Kroatien und von Norwegen bis in die USA bestellten ihre Pfl anzen bei Johannes von Ehren. << 12 Topiary in the nursery fields 13 + 15 Order books from the early years of the nursery 14 A plant delivery to Wladiwostok, March 1880 15 16 Der Potsdamer Hofgärtner Emil Sello bestellte regelmäßig Pflanzen für Schloss Sanssouci 17 Johann Wilhelm Cordes (1840–1917), Direktor des Ohlsdorfer Friedhofs in Hamburg, heute der größte Parkfriedhof der Welt 18 Tausende von Gehölzen wurden an den Ohlsdorfer Friedhof geliefert. Die damals gelieferten Bäume sind heute zu Baumriesen herangewachsen. 16 17 16 Head gardener Emil Sello ordered plants for ‘Sanssouci Castle’ on a regular basis 17 Johann Wilhelm Cordes (1840–1917), Director of the ‘Ohlsdorfer Friedhof’ (Hamburg), today the largest park cemetery in the world 18 Thousands of trees were supplied to the ‘Ohlsdorfer Friedhof’ – today they are giant trees 16 18 Die heimische Klientel Königliche Dienste Stadtpflanzen Die heimische Klientel rekrutierte sich aus Bankiers und Reederfamilien, Unternehmern, Kaufleuten, städtischer »Prominenz« und alteingesessenen Familien aus dem Umkreis der Baumschule, darunter so bekannte Namen wie die Familien Baur, Blohm, Campe, Godeffroy, Jenisch, Laeisz, Merck, Münchmeyer oder Warburg. Aufträge von großen Unternehmen ließen nicht lange auf sich warten. Firmen wie Kühne – Kunden seit 1870 –, die Elbschloss-Brauerei (ab 1884) oder Dralle (ab 1890) wurden über viele Jahre regelmäßig von Johannes’ Baumschule beliefert. Auch andere Baumschulen wurden von ihm mit Gehölzen versorgt, darunter seit 1866 sein ehemaliger Lehrbetrieb, die Flottbeker Baumschule James Booth & Söhne, aber auch Firmen wie Späth, Timm oder die Forstecker Baumschulen in Kiel. Dass man in Nienstedten Qualitätspfl anzen kaufen konnte, blieb auch dem königlichen Hofgärtner in Potsdam, Emil Sello, nicht verborgen, und so gab er im Oktober 1870 eine erste Bestellung auf: Rosen für das Neue Palais, das letzte Schloss, das Friedrich der Große am westlichen Ende der Hauptallee des Parks von Sanssouci errichten ließ. An Schloss Sanssouci sollten auch in den Folgejahren viele Pfl anzen geliefert werden, darunter Weißdorn, Rosen, Topfweinreben und Birnen. Andere Hofgärtner wandten sich ebenfalls in Pfl anzenfragen an Johannes von Ehren. Der größte Auftrag aus den Gründerjahren kam aus Hannover: 5 000 Stück Weißdorn für die Anlagen in Herrenhausen, im Oktober 1871 persönlich bestellt durch den Hofgärtnermeister Borchers. Das Stadtbauamt Hannover, Kunde seit März 1880, war nicht nur einer der frühesten städtischen Auftraggeber, es gehörte auch zu den wichtigsten Kunden. Tausende von Pfl anzen wurden an ihre neuen Bestimmungsorte geliefert, um in Hannoveraner Grünanlagen, Friedhöfen und Parks Wurzeln zu schlagen. Es versteht sich von selbst, dass auch Hamburg und Altona mit von Ehren-Pfl anzen bestückt wurden. Vom Botanischen Garten bis hin zum Krankenhaus Eppendorf ließ man sich gerne mit von Ehren-Pflanzen beliefern. Eines der wichtigsten Großprojekte war der Hamburger Friedhof Ohlsdorf. Er wurde von Anfang an nicht nur als Begräbnisort, sondern auch als Naherholungsraum und »grüne Lunge« für die Bevölkerung konzipiert. In großem Stil kaufte der spätere Friedhofsdirektor Johann Wilhelm Cordes ab April 1881 Pfl anzen aus Johannes’ Baumschule – eine Zu- 17 19 Fürs Foto ausnahmsweise mit Hut und Weste: Vorbereitung der Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung in Hamburg, 1897 20 Lorenz von Ehren I (1867–1948) übernahm die Baumschule 1898 von seinem Vater 21 Blick in die Quartiere 19 20 sammenarbeit, die Jahrzehnte bestehen sollte. Ungeheure Mengen an Pfl anzen wurden an diesen heute größten Parkfriedhof der Welt geliefert, vom Bodendecker bis zur Strauchrose und von Taxus über Thuja bis zum Großbaum. Die damals gelieferten Bäume sind heute zu Baumriesen herangewachsen. 18 21 Leistungsschau Die nächste Generation Auch in Fachkreisen konnte sich Johannes von Ehren früh einen guten Ruf erwerben. 1869 wurde ihm für seine »besonderen Leistungen« die erste Medaille auf der Internationalen Gartenbauausstellung verliehen – der Anfang einer langen Kette von Auszeichnungen, auf die Johannes und seine Mitarbeiter mit Recht stolz sein konnten. Als Johannes’ einziger Sohn Lorenz von Ehren I (1867–1948) die Baumschule 1898 übernahm, war der 19 The employees of the nursery preparing the horticultural exhibition ‘Allgemeine Gartenbau-Ausstellung’ in Hamburg, 1897 Betrieb bestens eingeführt und der Handel mit Pflanzen aller Art florierte. Von klein auf in den Baumschulquartieren aufgewachsen – sein Elternhaus stand ja mitten auf dem Betriebsgelände –, stand fest, dass auch Lorenz einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Unter Lorenz’ Regie wurden die Geschäftsbeziehungen zur internationalen Kundschaft kontinuierlich ausgebaut. Als überaus hilfreich erwiesen sich seine zahlreichen Kontakte, die Lorenz auf vielen Auslandsreisen im Anschluss an seine Gärtnerausbildung in den Forstecker Baumschulen geknüpft hatte. 20 Lorenz von Ehren I (1867–1948) took over from his father in 1898 21 The nursery fields in former times 19 Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt. Khalil Gibran << 22 Im Herbst ist das Farbenspiel in der Baumschule besonders reizvoll 23 Die Belegschaft der Firma um das Jahr 1902 24 Preise und Trophäen gab es viele (Ausschnitt aus einem frühen Katalog) 25 Der Handel mit großen Solitärgehölzen und Großbäumen wurde schnell zu einer »Spezialität« der Baumschule 23 24 Begehrte Pflanzen Eine von Ehren-»Spezialität« Anfang des 20. Jahrhunderts wies das Pfl anzensortiment der Baumschule schon eine große Bandbreite auf: Nadelhölzer, Immergrüne und Moorbeet-Pfl anzen wurden um Obstbäume ergänzt – von Äpfeln, Birnen und Kirschen über Pfi rsiche, Nektarinen, Aprikosen und Mandeln bis hin zu Walnüssen, essbaren Kastanien und Quitten – sowie um Beerenobst, Rosen, Ziergehölze und vor allem »Straßen- und starke Einzel-Bäume« und Heckenpfl anzen. In einem der frühen Baumschulkataloge stellt Lorenz die zahlreichen Auszeichnungen vor, die seine Baumschule mit diesem Sortiment für sich bisher verbuchen konnte. Die Liste der Trophäen ist lang, obwohl der Katalog nur die wichtigsten Auszeichnungen aus den Jahren 1876 bis 1904 nennt – sie allein nehmen darin gut anderthalb Seiten ein. Lorenz von Ehren äußert sich darin auch über seine Koniferen-Produktion: »Die Anzucht schöner Koniferen ist stets eine Hauptaufgabe meiner Baumschule und daher fortwährend Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Ich war stets bemüht, sowohl in Betreff der Sorten-Auswahl alle vorzüglichsten in unserem Klima ausdauernden Arten zu erwerben und zu erproben, als auch durch zweckmässige Kultur in freier Lage, durch öfteres Verpfl anzen, die Exemplare so vorzubereiten, daß das Anwachsen derselben unter einigermaßen günstigen Verhältnissen bestens gesichert ist und sie einen längeren Transport sehr wohl vertragen.« 22 25 Die Nachfrage nach Koniferen, Bäumen, Sträuchern und Solitärs war seit der Jahrhundertwende kräftig gestiegen, je größer das Gehölz, desto begehrter. Auf diese Pfl anzen lenkte Lorenz sein besonderes Augenmerk. Der Handel mit großen Solitärgehölzen und Großbäumen wurde zu einer »Spezialität« der Baumschule Lorenz von Ehren, die auch heute noch von großer Bedeutung ist. Durch die Erweiterung seines Angebots um besagte Großgehölze gelang es Lorenz, einen erlesenen Kundenkreis zu rekrutieren. Ab Mai 1901 wurden über viele Jahre große Mengen an Pfl anzen an die Kruppsche Gartenverwaltung geliefert, um u. a. den Park der Villa Hügel, 1870 bis 1873 von Alfred Krupp erbaut, zu verschönern. Die Baronin von Donner wünschte << 22 Autumn in the nursery 23 The staff around 1902 24 The nursery earned many prizes and trophies (extract from an early catalogue) 25 Solitary and large trees and shrubs became an important selling feature of the nursery 23 26 27 28 Schwer beladen sich große Paulownien für ihr hauseigenes Arboretum, Edmund Siemers war seit März 1912 Kunde der Baumschule und Max Warburg begrünte seinen privaten »Römischen Garten« am Hamburger Elbhang u. a. mit Thujen aus der Baumschule von Ehren. Zum Kundenkreis gehörte auch der Hamburger Bankier und Politiker John von Berenberg-Goßler, der sein Anwesen in Niendorf ab 1906 mit Hunderten von Eichen, Buchen und anderen Gehölzen aus der Baumschule von Ehren verschönerte. In Hamburg gibt es heute kaum eine öffentliche Grünanlage, die nicht mit Gehölzen aus der Baumschule Lorenz von Ehren beliefert wurde. Ob Stadtpark, Jenisch-Park oder Hammer Park, Stadtpark Altona, Hirschpark oder die Hamburger Friedhöfe, sie 26 Baumpflanzwagen mit Platane im Hügelpark der Villa Hügel (um 1900). Die Kruppsche Gartenverwaltung zählte ab 1901 zu den Kunden der Baumschule 27 Handschriftliche Rechnung von 1907 28 Transport einer Hängebuche, um 1904 26 The planting of a huge plane tree at the ‘Villa Hügel’ park (around 1900). The horticulturists of the Krupp family were clients of the nursery since 1901. 27 A handwritten invoice from 1907 28 Transportation of a weeping beech, around 1904 24 alle haben eines gemeinsam: in ihnen standen und stehen von Ehren-Pfl anzen. Zu den vielen Gärten und Parkanlagen zählte auch Hagenbecks Tierpark. Die ersten Pfl anzenlieferungen für den berühmten Tierpark gehen auf das Jahr 1897 zurück, und in den darauffolgenden Jahrzehnten sollten regelmäßig Lieferungen an den illustren Zoo folgen. Ob Japaninsel, Flamingowiese oder Tiergehege – sie alle wurden mit von Ehren-Gehölzen bepfl anzt. Die Verschulung von Großbäumen war damals mit großem Aufwand verbunden. Die schwere gärtnerische Arbeit musste ohne Hydraulik oder Motortechnik auskommen und die viele Tonnen schweren Bäume allein mit Dreibock, Pferd und Muskelkraft aus der Erde geholt werden. Der Transport der Pfl anzen von der Baumschule an ihren jeweiligen neuen Bestimmungsort gestaltete sich als noch schwieriger. Aus dem Jahr 1904 sind Fotos erhalten, die eindrucksvoll dokumentieren, was es damals bedeutete, einen alten Charakterbaum zu transportieren: Eine 40 -jährige Hängebuche sollte von Nienstedten nach Rissen transportiert werden – eine Strecke von »nur« gut neun Kilometern, die aber seinerzeit einen logistischen Kraftakt darstellte. 25 Glaube mir, denn ich habe es erfahren, du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern. Bäume und Steine werden dich lehren, was du von keinem Lehrmeister hörst. Bernhard von Clairvaux 30 31 Pflanzen auf See Groß, größer am größten Die Baumschulerzeugnisse aus Nienstedten erfreuten sich auch über die Landesgrenzen hinaus großer Beliebtheit. So bestellte eine Baumschule aus Illinois im Februar 1910 testweise drei Juniperus virginiana 'Pyra miden' und eine Abies douglasii glauca. Die Ware passte laut Auftragsbuch noch in »eine Kiste« und fand offenbar Anklang, denn nur ein knappes Jahr später bestellte derselbe Kunde 100 Juniperus virginiana 'Pyra miden', im Folgejahr weitere 50 Stück. Ein Kunde in New York bestellte Vergissmeinnicht, eine Larix europea sowie Ilex, Taxus, Juniperus und Picea in Lorenz’ Baumschule. Die Transportkisten und ihr verderblicher Inhalt wurden seefest mit Latten, Bandeisen, Matten und Torfmull gesichert. Ein aufwendiges Un- terfangen. Allein die Arbeitsleistung für die Versandvorbereitung wird im Auftragsbuch vom 6. Oktober 1910 mit »1 ½ Tag, 3 Mann« angegeben. Auch Pfl anzenlieferungen bis nach Südamerika gab es. 1913 wurden acht Kisten Obst, darunter 675 Apfelbüsche und 500 Birnen, nach Buenos Aires verschifft. 1926 gingen Pyramidenpappeln und andere Pfl anzen auf dem Seeweg nach Sao Paulo. 1929 wurden Rosen-Halbstämme nach Maracaibo in Venezuela verschifft, Rosen, Weiden und Obst nach Guatemala. Im Jahr 1935 wurden von Ehren-Pfl anzen auf dem Seeweg sogar bis nach Shanghai gebracht, ihre lange Reise nach Asien traten sie in einer 86 Kilo schweren Kiste an. 28 Um das Jahr 1912 wurde der Verkauf von Großgehölzen immer wichtiger. Ablesen kann man dies anhand der in den Verkaufsbüchern eingetragenen Stückpreise für die Gehölze. Aber auch die dort vermerkten umfangreichen Notizen zum Personaleinsatz lassen Rückschlüsse zu. Bei einer Lieferung für einen Kunden in Lehmrade, der u. a. große Eichen, Ulmen und Ahorn bestellt hatte, wurden zum Beispiel »2 Mann à 9 Tage« berechnet, und auch »persönliche Bemühungen« für »3 Fahrten nach Lehmrade« schlugen zu Buche. Bei einem anderen Auftrag für das Versetzen eines Baumes von Dockenhuden nach Rissen wurden u. a. »4 Mann à 5 Std., 1 Gespann 5 Std., 5 Mann 11 Std. und 1 Gespann 11 Std.« in Rechnung gestellt. << 29 Die Baumschulquartiere im Frühling 30 Das Gründerhaus in Nienstedten, um 1900 31 Fuhrpark und Ackergeräte um die Jahrhundertwende << 29 Spring at the nursery 30 The residence of the company founder, around 1900 31 Horticultural equipment around the turn of the century 29 32 33 34 die Baumschule ab 1914 den Titel eines »Königlichen Hofl ieferanten« tragen. 1932 wurde schließlich ein weiterer royaler Kunde auf Lorenz’ Baumschule aufmerksam, die Königliche Hofverwaltung in Belgrad. In den königlichen Gärten besonders beliebt: Ulmen, Lärchen, Eiben, Rhododendren, Azaleen und Zedern. Alle Pfl anzen wurden seinerzeit vom königlichen Hofgartendirektor persönlich in der Baumschule ausgesucht. Als Dank für die Aufträge überraschte Lorenz seinen Auftraggeber, König Alexander I., zu dessen Geburtstag mit einem kleinen Präsent in Naturalien: Birnen der Sorte Vereinsdechant, verschickt per Postpaket. Und mitten in der Weltwirtschaftskrise ernannte auch König Alexander I. die Baumschule zu ihrem »Königlichen Hofl ieferanten«. Die Auftraggeber der öffentlichen Hand blieben ein wichtiges Standbein der Baumschule. In großem Stil bestellten u. a. die Städte Essen, Hamburg und Hannover Gehölze für ihre Grünanlagen. Auch als Experte und Gutachter war Lorenz von Ehren gefragt. Ein Eintrag im Auftragsbuch des Jahres 1911 beziffert Gebühren für die Ausarbeitung eines Gutachtens und das »Durchsehen der Akten«, in Auftrag gegeben durch das Königliche Landgericht in Altona. Medaillen wurden der Baumschule weiterhin zuteil, z. B. anlässlich der Internationalen Kunst- und Großen Gartenbauausstellung in Düsseldorf 1904, bei der die Baumschule für ihre Koniferen die höchste Auszeichnung, die »Große Silberne Staatsmedaille« erhielt. Angesichts seiner geschäftlichen Erfolge benannte Lorenz seine Baumschule selbstbewusst um in »Lorenz von Ehren, Johs. von Ehren Nachf.« Königlicher Hoflieferant 1912 ist auch das Jahr, in dem erstmals der Hof des Großfürsten Paul von Russland in St. Petersburg beliefert wurde. Im April bestellte die dortige Hauptverwaltung die ersten 300 Prunus triloba. Fortan gingen viele weitere begehrte Gehölze an den Hof des Großfürsten. Und auch die Königliche Hofgartendirektion in Potsdam rekrutierte ihre Gehölze weiterhin aus den Beständen der Baumschule von Ehren. Für die Zeit nach der Jahrhundertwende sind zahlreiche Lieferungen belegt, bestimmt für die Gartenanlagen von Schloss Sanssouci und das Neue Palais. Auch andere Hofgärtner wussten die Qualität der von Ehren-Pfl anzen zu schätzen. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurde Lorenz’ Baumschule zum Hofl ieferanten für die Königshäuser von England und Dänemark ernannt. Und in Potsdam seit vielen Jahren als verlässlicher Pfl anzenlieferant eingeführt, durfte 30 32 Großfürst Paul von Russland zählte ab 1912 zum Kundenkreis 33 Die Ernennungsurkunde zum »Königlichen Hoflieferanten«, 1914 34 Mit dem Bund deutscher Baumschulen (BdB) unterwegs, 1921 32 Grand Duke Paul of Russia was part of the clientele from 1912 33 Appointment as ‘Royal Warrant holder’ by the Royal Household in Potsdam, 1914 34 A journey with the Federation of German Nurseries (Bund deutscher Baumschulen (BdB)), 1921 31 Die Natur ist das einzige Buch, das auf allen Blättern großen Gehalt bietet. Johann Wolfgang von Goethe << 35 Ein Baum mit Charakter: Parrotia persica aus der Lorenz von Ehren-Produktlinie »Unikate« 36 Wohnhaus, Gewächshäuser und angrenzende Quartiere der Baumschule in Nienstedten 37 Der Packschuppen auf dem Baumschulgelände 38 Arbeit in den Baumschulquartieren 36 37 360 Erdbeeren für 52 Millionen Nadelbäume und Gemüse Die Zeiten waren jedoch insgesamt gesehen alles andere als einfach: Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 brach der Handel mit dem Ausland völlig zusammen. Auch regional ging nicht mehr viel, hauptsächlich wurden Obstgehölze verlangt. Einträge aus den Auftragsbüchern des Jahres 1918, die Gehölzlieferungen an eine Pulverfabrik in Düneberg und eine Sprengstofffabrik bei Büchen dokumentieren, legen die Vermutung nahe, dass diese Pfl anzen als Sichtschutz dienen sollten. Nur die wertvollsten Gehölze konnten in diesen Zeiten überhaupt weiter kultiviert werden. Erst nach Kriegsende konnte die Baumschule ihren Betrieb wiederaufnehmen – allerdings nicht wie gewohnt, denn es mussten stattliche Reparationsleistungen erbracht werden. Die Währung: Pfl anzen. Die Infl ation und die allgemeinen Krisenjahre nach dem Ersten Weltkrieg brachten auch die Baumschule in eine schwierige Situation. Die explosionsartig an- steigenden Preise sind auch in den Auftragsbüchern dokumentiert. Fünf- oder sechsstellige Beträge für ganz durchschnittliche Bestellungen waren an der Tagesordnung, bis schließlich die Preise für Baumschulprodukte und -dienstleistungen in Millionenbeträgen gipfelten. Die Arbeitsleistung für Baumschularbeiten bei einem Kunden – berechnet wurden »1 Gespann für 1/ 2 Tag« – beliefen sich im März 1923 auf 40 000 Mark. Nur wenige Tage später wurden die Kosten für eine Verpackung Stroh mit 168 000 Mark angegeben. Und im September des gleichen Jahres musste ein Kunde für 360 Erdbeerpfl anzen bereits 52 334 000 Mark bezahlen. Auch auf die Produktion wirkten sich die schwierigen Zeiten aus. Die Kataloge der Baumschule aus den Jahren 1935 bis 1938 verzeichnen als Sortimentsschwerpunkte Obstbäume und Fruchtsträucher, Rosen, Laubgehölze, Schlingpfl anzen, Freilandfarne, Koniferen, Buxus sowie Schnitt- und Blütenstauden. 34 38 Das Jahr 1938 – Nienstedten war inzwischen zu einem Hamburger Stadtteil geworden – wartete mit einem Großauftrag auf. Für die Hamburger Flugzeugwerft auf Finkenwerder wurden Bäume mit einer Höhe von jeweils 25 Metern im Hafen auf Schuten verladen, vor Ort mittels eines Spezialkrans ausgeladen und als Sichtschutz vor große Hallen gepfl anzt. Sichtschutz sollte – unfreiwillig – das große Produktionsthema der Baumschule während des Zweiten Weltkriegs werden. Denn das Militär benötigte Laub- und Nadelgehölze in großer Menge und allein zu einem Zweck: dem der Tarnung. Die Baumschule wurde gezwungen, diesem Bedarf gerecht zu werden und ihre Kulturen darauf abzustellen. Nach Kriegsende 1945 sollten sich die Baumschulkulturen abermals grundlegend verändern. Lebensmittel waren knapp, und so wurden auf Anordnung der britischen Besatzungsmächte die Produktionsfl ä- << 35 Parrotia persica from the Lorenz von Ehren unique and distinctive plant range 36 Residence, greenhouses and nursery fields in Nienstedten 37 Packing shed at the nursery 38 Working in the nursery fields 35 39 40 Eine echte Herausforderung chen fast komplett gerodet. Es wurde nur noch angepfl anzt, was so dringend gebraucht wurde: Gemüse. Wo früher unterschiedlichste Gehölze gezogen wurden, wuchs nun Blumenkohl. Erst Jahre später konnte das ursprüngliche Sortiment wiederhergestellt werden. Lorenz von Ehren I hat die Phase dieses Aufschwungs nicht mehr miterleben können. Er starb 1948, vier Wochen nach seinem 50 -jährigen Geschäftsjubiläum. 39 Die dritte Generation: Lorenz von Ehren II (links) mit seinem Bruder Johannes von Ehren II (Aufnahme von 1965) 40 Johannes von Ehren II (4. v. l.) mit seinen Mitarbeitern 39 The third generation: Lorenz von Ehren II (left) with his brother Johannes von Ehren II (1965) 40 Johannes von Ehren II (4th from left) with his employees 36 Die dritte Generation, die Brüder Johannes von Ehren II (1899–1982) und Lorenz von Ehren II (1906– 1982), teilte sich von nun an die Verantwortung für »militärisch wichtig« eingestufte Baumschulerzeugnisse – wie die bereits erwähnten Laub- und Nadelgehölze, die als Sichtschutz eingesetzt werden konnten – durften während des Zweiten Weltkriegs noch gezogen werden. Diese Gehölze waren es letztlich, die Johannes II überhaupt die Rückkehr in den elterlichen Betrieb ermöglicht hatten, denn für die »SichtschutzProduktion« musste es in der Baumschule einen Verantwortlichen geben. Die Quartiere fast von Null nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufbauen zu müssen, stellte die Brüder vor immense Probleme. Zwar war der Bedarf an Pfl anzen in Deutschland wieder vorhanden, das Angebot blieb dahinter allerdings weit zurück. Bei der Suche nach geeigneten Gehölzen für die Aufschulung spielte die internationale Vernetzung der Baumschulen untereinander eine maßgebliche Rolle. Die Zusammen- das Unternehmen. Lorenz’ Söhne, beide nach guter alter Familientradition ausgebildete Gartenexperten, waren schon früh im elterlichen Betrieb aktiv, Johannes II seit 1925, sein jüngerer Bruder Lorenz II seit 1930. In den Folgejahren hatten sie sukzessive die Aufgaben ihres Vaters in der Geschäftsführung übernommen. Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs setzte dem ein jähes Ende. 1939 wurde Johannes II als Soldat eingezogen, kurz danach auch Johannes’ Bruder. Er sollte seine Heimat erst 1945 wiedersehen. Johannes II durfte dagegen nach wenigen Monaten nach Hamburg zurückkehren und konnte ab 1940 den elterlichen Betrieb weiterführen. Die Baumschule hatte sich inzwischen stark verändert. Nur noch als 37 41 Packschuppen und Quartiere in Hamburg-Nienstedten 42 45 42 Verladung von Hand 43 Beim Ballenstechen 44 Damals unverzichtbar: Pferdestärken 45 Eine Fräse im Einsatz 46 Der erste Traktor, 1952 41 43 44 46 Die Baumschule um 1948 arbeit hatte ja schon – lässt man die Kriegsjahre einmal außer Acht – teilweise seit dem 19. Jahrhundert Bestand gehabt. Doch das Image der Deutschen im Ausland war stark angeschlagen, und die Anknüpfung von Geschäftsbeziehungen gestaltete sich als schwierig. Johannes II und Lorenz II ließen sich hiervon nicht beirren. Als einer der ersten Betriebe in Deutschland nahmen die Brüder wieder Kontakt zu ihren ausländischen Berufskollegen auf. Ab 1949 war der Handel mit dem benachbarten Ausland wieder möglich und damit auch die Aufstockung des Pfl anzensortiments. Der Kundenkreis wuchs schnell. Nach kurzer Zeit konnten neben der einheimischen Klientel auch wieder Kunden aus Schweden, Frankreich, Italien und der Schweiz bedient werden. 41 Packing shed, surrounded by the nursery fields 42 Manual loading 43 Hands on … 44 Horsepower was essential at that time 45 Agricultural machines facilitated work 46 The first tractor, 1952 38 Nach dem Tod ihres Vaters war das Unternehmen 1948 in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt worden und Johannes II und Lorenz II damit persönlich haftende Gesellschafter der »Lorenz von Ehren/Johs. von Ehren Nachf. Baumschulen«. Zu diesem Zeitpunkt gehörte die Baumschule bereits zu den größten und bekanntesten in Hamburg. Auf rund acht Hektar eigenen Flächen und gepachtetem Grund gleicher Größe befanden sich die Baumschulquartiere und Gewächshäuser mit den Wirtschaftsgebäuden. Neben zwei Wohnhäusern und den Wohnhäusern für Obergärtner und Gehilfen gehörten u. a. auch ein Kontorgebäude, ein Gebäude mit Packschuppen, ein Pferdestall, eine Kutscherwohnung und ein Rosenüberwinterungsraum dazu. Ein 80 m² großes, beheiztes Gewächshaus und ein kleiner Maschinen- und Gerätepark machten die täglich anfallenden Arbeiten nicht nur leichter, sondern vor allem effi zienter. In einer Bestandsaufnahme der Baumschule vom Juni 1948 werden neben einem »elektrischen Motor 2, 5 PS und Kreissäge« u. a. auch eine Häcksel-, eine Rübenschneide- und eine Rosenentblätterungsmaschine aufgeführt, eine Packmaschine, eine Bodenfräse sowie ein LK W mit diversen Anhängern. Interessant ist auch der in der Bestandsaufnahme erwähnte Pfl anzenvorrat. Neben Obstveredelungen und -büschen, Laub- und Nadelgehölzen, Heckenpfl anzen und Alleebäumen wird dort auch das angebaute Gemüse aufgeführt: 8 700 qm Kartoffeln, 3 700 qm Blumenkohl, 2 000 qm Futterrüben sowie Wurzeln, Erbsen, Bohnen und Rhabarber. 39 47 48 49 Es geht weiter In den Nachkriegsjahren gelang es Johannes und Lorenz von Ehren II bald, mit ihren Gehölzen erneut Maßstäbe zu setzen. Nur sechs Jahre nach Kriegsende belieferte die Baumschule Lorenz von Ehren 1951 die Erste Bundesgartenschau in Hannover mit Pfl anzen, zwei Jahre später waren von Ehren-Erzeugnisse auf der Ersten Internationalen Gartenbauausstellung nach dem Krieg zu sehen. Die Solitärgehölze und Großbäume wurden direkt auf dem Baumschulgelände mit hohen Auszeichnungen prämiert. Der Baumschulkatalog aus dem Jahr 1951/52 stellt die Kernkompetenz des Betriebes heraus, nämlich die »Anzucht von besonders gut verschulten Solitärpfl anzen«. Daneben umfasste das Angebot auch Obstbäume, Rosen, Schling- und Kletterpfl anzen sowie Koniferen. Der 47 Großbaumverladung per Bahn 48 Eine besondere Auszeichnung: Das Verdienstkreuz Erster Klasse für Johannes von Ehren II 49 Obergärtner Karl Bläsi (vorn, 3. v. l.) und seine Mannschaft (1949) 47 Loading a huge tree for transportation by rail 48 Johannes von Ehren II was awarded the first-class order of the Federal Republic of Germany 49 Head gardener Karl Bläsi (front, 3rd left) and his team (1949) 40 erste Traktor wurde 1952 angeschafft – eine immense Erleichterung der Arbeit in den Baumschulquartieren. Eine immer wichtigere Rolle beim Transport der Pfl anzen spielte seit Ende des 19. Jahrhunderts die Bahn. Auch die Brüder von Ehren nutzten diesen Transportweg. Praktischerweise lag ihre Baumschule gleich neben der Bahnstation Hamburg-Klein Flottbek, die früher auch als Güterbahnhof genutzt wurde, und so konnten die Bäume direkt vom Betrieb auf die Schiene gebracht werden. Eigens von der Baumschule entwickelte Rampen sorgten dafür, dass die Gehölze sozusagen »auf Augenhöhe« auf den Zug geladen werden konnten. Jahrzehntelang war dies der übliche Lieferweg zum Kunden. Zwar überwiegen heutzutage deutlich die Transporte per LK W, doch wird so man- che Pfl anzenlieferung – nicht zuletzt aus Gründen der Ökobilanz – noch immer per Bahn an ihren neuen Bestimmungsort gebracht. Seit 1950 hatte Johannes II das Amt des Präsidenten des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) e. V. inne. Er begründete damit eine Familientradition, die bis heute Bestand hat. Wie ihr Vater, haben sich auch die Söhne mit vollem Einsatz der Baumschule und der grünen Branche gewidmet. Der Einsatz wurde belohnt. Am 18. März 1959 wurde Johannes von Ehren II für seine Verdienste und besonderen Leistungen im Gartenbau von Bundespräsident Theodor Heuss mit dem »Verdienstkreuz Erster Klasse« ausgezeichnet. 41 Holz ist ein einsilbiges Wort, aber dahinter verbirgt sich eine Welt der Märchen und Wunder. Theodor Heuss << 50 Fagus sylvatica, in Form gebracht 51 Vier Generationen auf einen Blick: Lorenz III (links) und Bernd von Ehren vor der »Ahnengalerie« (Aufnahme von 1990) 52 Die Auffahrt zum Firmensitz der Baumschule in Hamburg-Nienstedten 53 Die Baumschulquartiere aus der Vogelperspektive 51 52 Die vierte Generation Frischer Wind Das A und O 1970 schien es Johannes von Ehren II an der Zeit, sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurückzuziehen und die Geschäftsleitung mit den Worten »So, jetzt seid ihr dran« an die vierte Generation zu übergeben. Damals eine Überraschung für alle, auch für seine Söhne Lorenz von Ehren III (* 1937) und Bernd von Ehren (* 1938). Zwar waren beide schon seit den 1960er Jahren im Unternehmen und echte Baumschul-Profi s, doch mit solch einer spontanen Entscheidung hatte dann doch niemand gerechnet. Am 3. Dezember wurde die Baumschule auf die Brüder übertragen. Ihr Onkel, Lorenz von Ehren II , blieb noch bis 1976 im Unternehmen tätig. Hatte sich die Baumschule in den Jahrzehnten zuvor eher stetig entwickelt, ging das Unternehmen jetzt auf Expansionskurs. In den Jahrzehnten, in denen Lorenz III und Bernd von Ehren die Firma leiteten, hat sich das Gesicht der Baumschule entscheidend verändert. Die Brüder setzten einen Meilenstein nach dem anderen: Die Produktionsfl ächen wurden vervielfacht, 1965 die Niederlassung in Bad Zwischenahn gegründet, immergrüne Trends kreiert und baumschultechnische Spezialgeräte erfunden, wie zum Beispiel Ballenstecher, Pfl anzmaschinen oder Hubbühnen. Sie haben neue Absatzmärkte erschlossen und den Firmensitz von der einen auf die andere Elbseite verlegt. Aber der Reihe nach. Lorenz III und Bernd von Ehren erkannten, dass der persönliche Kontakt zur Kundschaft essenziell war. Sie bereisten einen Kundenkreis in ganz Europa, der damals wie heute anspruchsvoll war: renommierte Landschaftsarchitekten und Architekten, Garten- und Landschaftsbauunternehmen, Gartenbaubehörden, Wohnungsbaugesellschaften und Besitzer von Privatgärten, die die Lorenz-von-Ehren-Qualität zu schätzen wussten. Mitte der 1960 er Jahre, als beide Brüder bereits voll im Baumschulbetrieb mitarbeiteten, waren manche Pfl anzen allerdings noch Mangelware. Um allen Kundenwünschen begegnen zu können, mussten manchmal weite Wege zurückgelegt werden. Auf der Suche nach Raritäten war den Brüdern keine Rei- 44 53 << 50 Fagus sylvatica 51 Lorenz von Ehren III (left), Bernd von Ehren and their ancestors (1990) 52 The entrance to the head office in Hamburg-Nienstedten 53 A bird’s eye view of the nursery fields 45 54 55 se zu weit. In Kanada wurden Linden eingekauft, Aufschulware wie z. B. Platanen und andere Jungpfl anzen in den USA . Containerweise wurde der kostbare »Rohstoff« nach Deutschland verschifft und durch Schnittmaßnahmen zu erstklassiger Baumschulware gezogen. Hierfür sorgte nicht zuletzt auch die moderne Betriebsausstattung: Der Katalog von 1967/68 präsentiert u. a. ein neues Kühlhaus mit »erprobter Mantelkühlung«, das dafür sorge, die Winterruhe zu verlängern und die darin eingebrachten Pfl anzen bis zu einem Zeitpunkt, »der selbst bestimmt werden kann«, einzulagern. Ein guter Ansatz – der Katalog aus dem Folgejahr verzeichnet bereits drei Kühlhäuser. 46 Die Nase vorn Das Ammerland ist immergrün Know-how ist das eine, mindestens ebenso wichtig ist aber das Gespür für Trends. In dieser Hinsicht kann man Lorenz III und Bernd von Ehren als echte »Pfl anzen-Visionäre« bezeichnen. Vieles, das uns heute selbstverständlich erscheint, gab es erst durch die Baumschule Lorenz von Ehren zum ersten Mal. Ob es sich um die Kultivierung von Heckenelementen handelt, die Gestaltung der ersten schirmförmigen Gehölze oder um die Aufnahme von nach japanischem Vorbild geschnittenen Gartenbonsais in das Sortiment. Als erste Baumschule setzte Lorenz von Ehren in den 1970 er Jahren auf die Verschulung immergrüner Formgehölze. Lorenz III und Bernd von Ehren waren überzeugt, dass diese in den kommenden Jahren das Pfl anzenthema sein würden – sie sollten Recht behalten. Die Böden in Hamburg-Nienstedten waren nicht für alle Pfl anzen gleichermaßen geeignet. Deshalb machte man sich schon in den 1960 er Jahren auf die Suche nach geeigneten Ausweichfl ächen außerhalb der Stadt. Optimale Kulturfl ächen entdeckten Lorenz III und Bernd von Ehren im Baumschulgebiet der Region Bad Zwischenahn. Die Ammerländer Böden waren wie geschaffen für den neuen »immergrünen« Trend. Und auch unter dem logistischen Aspekt bot die Lage ausgezeichnete Möglichkeiten. Nach dem Standort Halsbek bei Westerstede zog der Zweigbetrieb schließlich um nach Bad Zwischenahn. Unter der Leitung von Lorenz III und Bernd von Ehren wuchsen die dortigen Quartiere auf stattliche 140 Hektar Fläche heran. 54 Das Baumschulgelände in HamburgNienstedten. Die Baumschulflächen wurden nach dem Umzug renaturiert und in den heutigen »Westerpark« integriert. 55 Formgehölze in der Niederlassung in Bad Zwischenahn 54 The nursery fields in HamburgNienstedten. After Lorenz von Ehren nursery moved to the south of Hamburg, this area was recultivated and is used today as a public park, the ‘Westerpark’. 55 Topiary in Bad Zwischenahn 47 56 57 58 Expansion Anfang der 1980 er Jahre boten sich die Flächen der Elmshorner Baumschule Timm & Co., einer der führenden Baumschulen Europas, zum Kauf an. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Unternehmen bestand schon seit Jahrzehnten – Lorenz III hatte dort volontiert –, und so zögerten die Brüder nicht lange, denn die Gehölze passten perfekt in das Sortiment. Der Timm’sche Katalog ging in der erweiterten Ausgabe des Lorenz von Ehren-Gesamtkatalogs auf, der 1983 erschien. Die zusätzlichen Quartiere bedeuteten eine beträchtliche Expansion der Baumschule, die seit 1983 unter dem Namen »Lorenz von Ehren OHG « fi rmierte. Doch obwohl die Übernahme der Solitär- und Exportbaumschule Timm eine deutliche Erweiterung der Produktpalette bedeutet hatte, besonders im Hinblick auf mehrfach verpfl anzte Alleebäume und Solitärgehölze, wurden die neuen Areale nach einiger Zeit aus logistischen Gründen wieder aufgegeben. 56 Die Niederlassung in Bad Zwischenahn 57 Einfahrt zu Timm & Co., damals eine der führenden Baumschulen Europas 58 Lorenz von Ehren III im Gespräch mit Hamburgs damaligem Ersten Bürgermeister, Klaus von Dohnanyi (links), der sich maßgeblich für den Umzug der Baumschule in den Hamburger Süden einsetzte 56 The Bad Zwischenahn branch 57 Timm & Co., one of the leading nurseries in Europe at that time 58 Lorenz von Ehren III with Klaus von Dohnanyi (left; Mayor of Hamburg 1981–1988) who played a key-role in bringing about the relocation of the nursery 48 So wie auch die Ende der 1980 er Jahre gegründete Lorenz von Ehren-Niederlassung in Italien. Hier wurden Alleebäume, Immergrüne und Solitärgehölze zur Vorproduktion kultiviert. Schon nach wenigen Jahren erstreckten sich die Quartiere in der Emilia Romagna über rund 60 Hektar. Doch die Verschulung und logistische Abwicklung erwiesen sich als schwierig, und man gab den Standort nach gut zehn Jahren wieder auf. Am Firmensitz in Hamburg lief der Betrieb auf Hochtouren. Die Hamburger Flächen rund um das Quellental platzten aus allen Nähten, und der Baumschulbetrieb wurde mehr und mehr zu einer logistischen Herausforderung. Ab 1965 hatte man im Raum Schenefeld und Schnelsen weitere Flächen gepachtet, doch auch sie reichten bei weitem nicht aus, um die große Nachfrage nach Gehölzen zu bewältigen. Die Lösung: Die Verlegung des Betriebs in den Hambur- ger Süden. Das Wunschgrundstück lag direkt an der Autobahn A7, im Stadtgebiet von Hamburg. Durch den Bau des Elbtunnels 1975 war es nun endlich an den Rest der Hansestadt angebunden. Eines der ersten neuen Quartiere – der erste Spatenstich war im Januar 1975 – lag in Rosengarten. Das Quartier existiert noch heute. Nach und nach pachteten Lorenz III und Bernd von Ehren weiteres Land. Wie ein Mosaik setzten sich die vielen Parzellen langsam zu einer zusammenhängenden Kulturfl äche zusammen. Maßgebliche Unterstützung erhielt die Baumschule dabei von Seiten der Politik. Insbesondere Klaus von Dohnanyi, von 1981 bis 1988 Erster Bürgermeister Hamburgs, setzte sich für die Verlagerung des Standortes auf die andere Seite der Elbe ein. Auch sein Amtsnachfolger Henning Voscherau, Erster Bürgermeister von 1988 bis 1997, begleitete die Durchführung des Projektes intensiv. 49 Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder ... Alexander Freiherr von Humboldt 61 60 62 63 65 64 66 te sich der Neubau des Firmensitzes nach dem ersten Spatenstich am 1. Juli 1992 immer wieder. Naturschützer und Denkmalpfleger zwangen die Baumaßnahmen wiederholt zum Stopp. Historische Funde, die man auf dem neuen Baumschulgelände entdeckt hatte, können heute übrigens im Helms-Museum in Hamburg-Harburg besichtigt werden. Fast 160 000 m² Boden wurden bewegt, 10 000 Meter Rohrleitungen verlegt, über 100 Schächte und gut 80 Hydranten gesetzt, über 1 000 m³ Holz für die drei neuen Hallen verbaut, 50 km Elektrokabel verlegt, dann waren die Betriebsgebäude auf dem 17 Hektar großen Neubaugelände fertiggestellt. Im Oktober 1993 war der Umzug in die neue Zentrale in Hamburg-Marmstorf geschafft – an nur einem Wochenende. Der Betrieb konnte mit voller Kraft aufgenommen werden. Gefeiert wurde aber erst nach der ersten Baumschul-Saison. Am 6. Oktober 1994 wurde der neue Firmensitz, im Jahr 2000 als weltweites EXPO -Projekt anerkannt, mit einem Festakt feierlich eingeweiht. Die ehemaligen Baumschulfl ächen in Nienstedten wurden renaturiert und in den heutigen Westerpark integriert. In den Hamburger Süden Der Umzug von Nienstedten nach Marmstorf war ein logistischer Kraftakt, den die Brüder stemmen mussten. Denn alle Gehölze aus den Nienstedtener Quartieren mussten mitten im laufenden Betrieb nach Hamburg-Marmstorf verpfl anzt werden. Das Projekt erforderte eine langfristige strategische Planung. Ab Ende der 1980 er Jahre, also lange vor dem Umzug des Betriebes, seit 1985 unter dem Namen »Pfl anzenhandel Lorenz von Ehren GmbH« eingetragen, begann man mit dem Umsiedeln der Pfl anzen. Das Grundstück lag mitten in einem Landschaftsschutzgebiet, in unmittelbarer Nähe zu den Baumquartieren. Dadurch verzöger- << 59 Die Baumschulquartiere aus der Luft 60–66 Baubeginn für den Neubau in Hamburg-Marmstorf war am 1. Juli 1992, im Oktober 1993 war der Umzug geschafft. Hamburgs Bürgermeister Henning Voscherau hatte die Durchführung des Projektes engmaschig begleitet und war Ehrengast auf der Eröffnungsfeier 1994. Im Jahr 2000 wurde der Lorenz von EhrenFirmensitz als EXPO -Projekt anerkannt. << 59 The nursery fields viewed from above 60–66 Construction works for the new head office started on 1st July 1992 and in October 1993 the nursery moved to Hamburg-Marmstorf. The Mayor of Hamburg, Henning Voscherau was among the guests at the opening ceremony in 1994. In 2000 the new Lorenz von Ehren head office was recognized as an international EXPO -project. 52 53 67 68 Vier Jahrzehnte für die Baumschule Lorenz III und Bernd von Ehren haben zwischen 1970 und 2013, dem Jahr, in dem sie sich aus dem Geschäftsleben zurückzogen, Tausende von Bauvorhaben begleitet und mit von Ehren-Pfl anzen bestückt. Ihre Pfl anzen gingen von Hamburg in die Welt. Schwer zu sagen, welches der Bauvorhaben wohl ihr heimlicher Favorit ist. Die Canary Wharf in London, wo seit Herbst 1989 über 350 Lorenz von Ehren-Solitärbäume wie z. B. Tilia tomentosa und Platanus acerifolia wachsen, die schon zur Zeit der Pfl anzung vor Ort Stammumfänge bis 100 cm hatten? Oder die Formgehölze für das DisneyLand in Paris? Vielleicht die Bepfl anzung der Alten Oper in Frankfurt am Main mit siebenmal verpfl anzten Solitärbäumen? Oder die 120 großen Linden für die Orangerie in Kassel, die zur dortigen Bundesgartenschau restauriert wurde? Vielleicht machen die Formgehölze für die Gartenanlagen von Versailles das Rennen? Die Begrünung des Bundeskanzleramtes und die Alleebäume für den Reichstag in Berlin? Das 67 Die Lorenz von Ehren-Firmenzentrale in Hamburg-Marmstorf 1999 eröffnete Bluewater Shopping Centre, östlich von London gelegen, bei dem 5 000 Solitärbäume aus den 68 Selbst der Bürgermeister packt mit an: Lorenz von Ehren III (links) und Bernd von Ehren (rechts) pflanzen zusammen mit dem damaligen Ersten Bürgermeister Hamburgs, Henning Voscherau (2. v. l.), einen Baum im Rahmen der BILD -Aktion »Bäume für die Stadt«. Lorenz von Ehren-Quartieren gepfl anzt wurden? Vielleicht aber auch die vielen Hamburger Projekte, wie die Begrünung des Jungfernstiegs, des Fischmarkts, der HafenCity oder des Domplatzes? Oder vielleicht die Begrünung der Avenue Hoche in Paris, in der fünfmal verschulte Aesculus hippocastum 'Baumannii' ge- 67 The new headquarters in HamburgMarmstorf 68 Lorenz von Ehren III (left) and Bernd von Ehren (right) planting a tree with Henning Voscherau (2nd left), former Mayor of Hamburg, within the initiative ‘Trees for the City’. 54 55 69 70 71 72 pfl anzt wurden? Die vielen unglaublich schönen Privatgärten in England? Oder die Flughafenbegrünungen in Tegel oder München? Vielleicht sind es die über viele Jahre in der Baumschule Lorenz von Ehren aufgeschulten Ableger der Linden, die ursprünglich aus den Parkanlagen von Schloss Drottningholm stammten und später, als sie groß genug waren, wieder zurück an ihren heimischen Standort in Schweden verpfl anzt wurden? Schwer zu sagen, aber man muss sich ja auch gar nicht entscheiden, denn eines steht fest: Alle diese Projekte sind auf ihre Art herausragend. Nach der Jahrtausendwende zogen sich Lorenz III , seit 2000 Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, und Bernd von Ehren allmählich aus dem Tagesgeschäft zurück. Mit Lorenz’ und Bernds Kindern standen die Familienmitglieder der fünften Generation bereit für die Führung der Geschäfte. Lorenz’ Sohn Johannes und Tochter Katharina sollten jeweils eine Zeitlang die Geschäfte der Baumschule Lorenz von Ehren mit verantworten, bevor sie sich eigenen Unternehmungen zuwandten. 69 Von Ehren-Gehölze säumen den Hamburger Fischmarkt 70 Viele Formgehölze der prächtigen Gartenanlagen von Schloss Versailles stammen aus der Baumschule Lorenz von Ehren 71 Formgehölze für das DisneyLand, Paris 72 Auch vor dem Berliner Reichstag stehen Bäume aus der Baumschule Lorenz von Ehren 69 Trees from Lorenz von Ehren at the ‘Fischmarkt’ in Hamburg 70 Much of the topiary at Versailles comes from the Lorenz von Ehren nursery 71 Topiary for DisneyLand, Paris 72 Lorenz von Ehren trees in front of the ‘Reichstag’ in Berlin 56 57 Nichts ist für mich mehr Abbild der Welt und des Lebens als der Baum. Vor ihm würde ich täglich nachdenken, vor ihm und über ihn … Christian Morgenstern 73 74 75 Die Baumschule heute Der Name verpflichtet Die Baumschulquartiere im Hamburger Süden sind inzwischen auf rund 380 Hektar, die in der Bad Zwischen ahner Niederlassung auf 170 Hektar Fläche angewachsen – zusammen ergibt das eine Kulturfl äche etwa so groß wie der Hamburger Flughafen. Aus der kleinen Nienstedtener Baumschule von damals ist heute ein moderner Produktionsbetrieb und Dienstleister mit einem umfangreichen Portfolio geworden, bei dem die Kundenberatung im Mittelpunkt steht. Denn Bauvorhaben werden immer anspruchsvoller, und damit auch die Ansprüche an die Pfl anzen. Ein professioneller Pre- und After-Sales-Service ist deshalb selbstverständlich, z. B. die Bebilderung der angebotenen Pflanzen oder die kompetente Beratung auf der Baustelle. Darüber hinaus ist ein Teil des Vertriebsteams direkt im jeweiligen Vertriebsgebiet ansässig – ein weiteres Plus für die schnelle und zügige Beratung vor Ort. Insgesamt sind rund 170 Mitarbeiter in Produktion und Vertrieb im Einsatz. 60 Mit Bernds Sohn Bernhard von Ehren (* 1972), seit 2005 in der Geschäftsleitung und seit 2013 geschäftsführender Gesellschafter, zeichnet heute die fünfte von Ehren-Generation verantwortlich für das Unternehmen. Unterstützt wird er dabei seit 2007 vom zweiten Geschäftsführer des Unternehmens, Konrad Parloh (* 1958). Auch Bernhard von Ehren ist mit Bäumen groß geworden und hat das grüne Handwerk von der Pike auf gelernt. Nach seiner Gesellenzeit in Baumschulen in Deutschland und den USA und einem Dualen Betriebswirtschaftsstudium fernab der grünen Branche zog es ihn 2001 zurück ins elterliche Unternehmen. Denn Bäume gehören nun mal zu den schönsten Produkten, die es gibt. »Gerade in der heutigen Zeit << 73 Formgehölze im Schaugarten der Niederlassung in Bad Zwischenahn 74 Heute sind die Kultur flächen im Hamburger Süden auf rd. 380 Hektar, die Quartiere in Bad Zwischenahn auf rd. 170 Hektar Fläche angewachsen 75 Konrad Parloh (links), Simone und Bernhard von Ehren << 73 Topiary at the Bad Zwischenahn branch 74 The nursery fields in Hamburg cover approx. 380 hectares, those at the Bad Zwischenahn branch approx. 170 hectares 75 Konrad Parloh (left), Simone and Bernhard von Ehren 61 76 Das Lorenz von Ehren-Team in Hamburg 76 78 77 Das Lorenz von Ehren-Team in Bad Zwischenahn 78 Ein Ballenstecher im Einsatz 79 Verladung von Großbäumen in den Baumschulquartieren 80 Auch alte Bäume können noch verpflanzt werden! 77 79 80 Die Auswahl macht’s sind sie immens wichtig. Die Städte werden immer enger, die Luft immer schlechter – und wir haben genau das Produkt, mit dem man entgegenwirken kann«, so Bernhard von Ehren, für den Pfl anzen mehr als eine bloße Ware sind, sondern Individuen. Die Schönheit eines Baumes wächst für ihn von Jahr zu Jahr. Diese Einstellung spiegelt auch die neue, aus Anlass des Firmenjubiläums etablierte Produktlinie »Unikate« wider. »Unikate«, das sind Lorenz von EhrenGehölze mit Charakter, unverwechselbare Prachtstücke, die durch ihren Wuchs und ihr beachtliches Alter überzeugen. Dabei werden die »Unikate« zusätzlich von den Schnittmeistern der Baumschule von Hand gestaltet, und dieser letzte Schliff macht nicht zuletzt den Charme dieser besonderen Gehölze aus, die im Wortsinn einmalig sind. 76 The Lorenz von Ehren team in Hamburg 77 The Lorenz von Ehren team in Bad Zwischenahn 78 A typical rootball lifter 79 Loading of large trees at the nursery 80 Even magnificent old trees can still be transplanted! 62 Die Palette an Pfl anzen reicht bei Lorenz von Ehren vom Jungbaum über Alleebäume mit 14 bis 16 Zentimeter Stammumfang bis zum 15 Tonnen schweren Großbaum mit über 160 Zentimeter Stammumfang, vom Heckenelement bis zum exklusiven Formgehölz und vom Großbonsai bis zum Solitär. Die wichtigsten »Zutaten« für einen Lorenz von Ehren-Baum sind dabei immer noch Zeit und viel Know-how, denn Pfl anzen sind anspruchsvoll. Die ältesten Parkbäume in der Baumschule sind bis zu 100 Jahre alt und dabei unzählige Male gewässert, gedüngt, geschnitten und alle vier Jahre verschult worden. Deshalb können auch sie noch an einen anderen Standort überführt werden. Das gute alte Sprichwort vom alten Baum, der nicht mehr verpfl anzt werden kann, gilt also nicht für einen Baum aus den Quartieren der Baumschule Lorenz von Ehren. Grenzen werden eher durch die erlaubte Höchstbreite für den Transport per LK W gesetzt. Üblicherweise sind das 2, 50 Meter, mit Ausnahmegenehmigung dürfen auch noch Bäume von 4 Metern Breite transportiert werden. In der Produktion richtet man sich bei Lorenz von Ehren von jeher streng nach den Qualitätsrichtlinien der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) und den Empfehlungen des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) e. V. Die Gehölze werden auf Böden kultiviert, die den Baumschulpfl anzen optimale Bedingungen garantieren. Qualität zahlt sich eben langfristig aus. 63 81 In Jute verpackt: ein Ballen wird präpariert 82 82 Formschnitt ist Handarbeit 83 Gehölzschnitt in den Quartieren 84 Cole Park Residence, Wiltshire, U. K. Über 20 Jahre Planung verwandelten diesen Landsitz in einen perfekten englischen Landschaftsgarten. Alle Pflanzen wurden von Lorenz von Ehren geliefert (Foto: Anouska Hempel, www.anouskahempeldesign.com) 81 83 84 Nachhaltigkeit Bäume sind die umweltfreundlichsten Produkte der Welt. Sie verbessern das Mikroklima, binden CO 2, fi ltern Feinstaub, produzieren Sauerstoff und steigern so unsere Lebensqualität. Schon lange steht das Unternehmen Lorenz von Ehren für Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Amtlich wurde dies u. a. im Jahr 2011, dem Jahr, in dem Hamburg die Umwelthauptstadt Europas 2011 (»European Green Capital 2011«) wurde und die Baumschule ihr offi zieller Partner. Seit Januar 2014 ist Lorenz von Ehren auch nach dem Hamburger Umwelt- und Klimaschutzprogramm »Ökoprofit« zertifi ziert. So setzt man bei den Verpackungsmaterialien auf Jute, unverzinkten Draht, Band und umweltneutrale Produkte. In der Produktion werden mechanische Methoden zur Bodenbearbeitung und -pflege genutzt. Modernste GPS -gesteuerte Baumschultechnik sorgt dafür, dass ebenso effi zient wie nachhaltig produziert werden kann. 81 A root ball, wrapped in jute 82 Perfect shaping 83 Pruning at the nursery 84 Cole Park Residence, Wiltshire, UK . More than 20 years of planning transformed this residence into a perfect landscape garden. All plants were supplied by Lorenz von Ehren (picture: Anouska Hempel, www.anouskahempeldesign.com) 64 in der Baumschule stattfi nden, bieten ein Forum für das interessierte Fachpublikum. Engagement hat eine lange Tradition in der Familie von Ehren. Neben ihrer Tätigkeit in der Baumschule hat die Familie von Ehren es immer als ihre Verpfl ichtung angesehen, sich über das eigene Unternehmen hinaus für die Belange der Baumschulwirtschaft und der grünen Branche einzusetzen. Schon 1950 hatte Johannes von Ehren II das Amt des Präsidenten des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) e. V. inne, ein Beispiel, das Schule machte. Lorenz von Ehren III , von 1989 bis 1993 Präsident, später Ehrenpräsident des BdB, war u. a. über vier Jahrzehnte lang Vorsitzender des BdB-Landesverbandes Hamburg. Heute engagiert sich Bernhard von Ehren als Vizepräsident im BdB und ist u. a. Vorsitzender des BdB-Landesverbandes Hamburg. Angesichts eines immer deutlicher in Erscheinung tretenden Klimawandels investiert die Baumschule Lorenz von Ehren verstärkt auch in die Forschung. Die aus der Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten gewonnen Erkenntnisse fl ießen wiederum in die Baumschulkulturen ein, wie z. B. beim »Stadtbaum«-Sortiment. Dies sind Bäume, die sich den verändernden Umweltbedingungen am besten anpassen können. Verschiedene Ahorn- oder Felsenbirnen-Arten gehören dazu, aber z. B. auch Purpur-Erle, Kornelkirsche, Gleditschie oder Hopfenbuche. Daneben engagiert sich die Baumschule Lorenz von Ehren für die grüne Branche insgesamt, unterstützt Institutionen wie z. B. den vom European Garden Heritage Network (EGHN ) ins Leben gerufenen »European Garden Award« und viele andere grüne Berufsverbände. Und die seit vielen Jahren initiierten »Lorenz von Ehren-Symposien«, die alle ein bis zwei Jahre 65 85 Die Bäume der »Allee der Welten« im Thyssen Krupp Quartier (Essen) stammen aus fünf Kontinenten 86 Bis zu 50 -jährige Platanen und Eichen von rund 11 m Höhe schmücken die Deutsche Bank, Frankfurt 87 150 Kaiserlinden begrünen den Uferweg in Bad Ischl 85 86 87 Gehölze mit Bestnote Bei so manchem Pfl anzvorhaben ist es schon jetzt wichtig, die Herkunft eines Gehölzes nachweisen zu können – ein Thema, das in den kommenden Jahren, spätestens aber im Jahr 2020, wenn das entsprechende Bundesnaturschutzgesetz in Kraft tritt, an Bedeutung gewinnt. Hierbei geht es um die lückenlose Zurückverfolgung der Herkunft eines Gehölzes – von der Saatguternte über die Produktion bis zum Verkauf –, mit dem Ziel, die biologische Vielfalt zu erhalten. Auch solche so genannten »gebietseigenen Gehölze« werden in den Quartieren der Baumschule kultiviert. 2014 wurden die Lorenz von Ehren-Kulturen von der Zertifi zierungsgemeinschaft gebietseigener Gehölze zertifi ziert – mit Bestnote. 85 The trees planted for the ‘Allee der Welten’ at the Thyssen Krupp Quarter in Essen come from fi ve continents 86 50 -year-old plane trees and oak trees of 14 m height for the Deutsche Bank in Frankfurt 87 150 Lime trees at the promenade of Bad Ischl 66 20 Jahren u. a. Weißdorn-Kastenbäume, Kugel-Trom- Bäume aus der Baumschule Lorenz von Ehren stehen in den Metropolen Europas, in Gärten, Parks und privaten Traumgärten, und sie werden gerne für prestigeträchtige Großprojekte eingesetzt. Bis zu 50 -jährige Platanen und Eichen von rund elf Metern Höhe begrünen die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt und schaffen einen eindrucksvollen grünen Rahmen im Häusermeer. 150 rund neun Meter hohe Kaiserlinden rahmen beidseitig den Uferweg im österreichischen Bad Ischl. Die 68 Bäume für die »Allee der Welten« im Essener Thyssen Krupp Quartier stammen aus fünf Kontinenten und kreieren ein abwechslungsreiches Ensemble. Im englischen Cole Park Estate in Wiltshire wurden über einen Zeitraum von petenbäume und Ligusterkugeln angepfl anzt, die einen perfekten englischen Landschaftsgarten entstehen ließen. Über 70 doppelreihig gepfl anzte KastenLinden schufen einen dichten grünen Rahmen am neu gestalteten Platz an der Uferpromenade in Rathenow an der Havel. Handgeformte Groß-Bonsais, Lindenspaliere und schirmförmig gezogene Felsenbirnen machen »Angel Field«, den neu gestalteten Campus der Liverpool Hope University, zu einem »Renaissance-Garten des 21. Jahrhunderts«. Und die Formgehölze, die das moderne Einkaufszentrum »Eurovea« in Bratislava, Slowakei, verschönern, nehmen die Symmetrie der Gebäudestruktur in perfekter Weise auf. 67 88 89 Fit für die Zukunft Lorenz von Ehren-Gehölze erfreuen sich im gesamten osteuropäischen Raum großer Beliebtheit und verschönern von Russland bis Aserbaidschan so manches grüne Repräsentationsprojekt. Jedes Jahr verlassen rund 1,5 Millionen Pfl anzen die Baumschule Lorenz von Ehren und werden an ihre neuen Bestimmungsorte geliefert. Auch kleinere Bestellungen können dabei europaweit versendet werden. 88 Jedes Jahr werden rund 1,5 Millionen Pflanzen an ihre neuen Standorte geliefert 89 Großbäume wie diese Thujen sind seit vielen Jahren eine Spezialität der Baumschule Lorenz von Ehren 88 Every year, up to 1.5 million plants are delivered to their new location 89 For many years Lorenz von Ehren nursery has specialised in the transplantation of large trees like these Thujas 68 Einen wichtigen Schritt markierte das Jahr 2013. Lorenz III und Bernd von Ehren zogen sich zu diesem Zeitpunkt aus der Firma zurück, als neuer Partner stieg ein Darmstädter Family Office in die Baumschule ein. Das operative Geschäft liegt dabei weiterhin unverändert in den Händen von Bernhard von Ehren, geschäftsführender Gesellschafter, und Konrad Parloh, Geschäftsführer. Seitdem ist die Baumschule weiter gewachsen: Im März 2014 wurde eine weitere Niederlassung in Rellingen eröffnet, die Baumschule hat damit wieder ein Standbein in Schleswig-Holstein. In Rellingen soll zukünftig das Container-Sortiment für den Sommerversand ausgebaut werden. Auch unter dem logistischen Aspekt bietet der Standort Vorteile, denn Kunden können ihre Bestellungen dort selbst abholen – und umfahren die täglichen Staus im und um den Elbtunnel. 2014 wurden auch Bürogebäude, Verladehof und Schaugarten der Niederlassung in Bad Zwischenahn umgestaltet und erweitert. Und das Pfl anzensortiment wird laufend ergänzt, u. a. um alte Obstsorten, original japanische Großbonsai oder neue Schnittformen. Vor allem aber um neue robuste Gehölze, Gattungen, Arten und Sorten, die dem Klimawandel trotzen können. Die Zukunft kann kommen! 69 Bäume für Generationen – 150 Jahre Baumschule Lorenz von Ehren 1865–2015 Gründung der Baumschule durch Johannes von Ehren I (1832 –1906) in Nienstedten; der Kundenkreis ist 1865 1959 Johannes von Ehren II erhält für seine Verdienste und besonderen Leistungen im Gartenbau das »Verdienstkreuz Erster Klasse«. 1965 Gründung der Lorenz von Ehren-Niederlassung in Bad Zwischenahn. Die dortigen Flächen wachsen in den Folgejahren unter der Leitung der Brüder Lorenz III und Bernd von Ehren auf 140 Hektar Fläche heran. 1970 Lorenz von Ehren III (*1937) und Bernd von Ehren (*1938) übernehmen den Betrieb, nachdem sich ihr Vater Johannes von Ehren II aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hatte. Lorenz von Ehren II blieb noch bis 1976 im Unternehmen tätig. 1970 –80 Ausweitung der Produktionsfl ächen in Hamburg und Bad Zwischenahn. Kreation von Pfl anzentrends: Kultivierung von Heckenelementen, Gestaltung erster schirmförmiger Gehölze, Aufnahme von nach japanischem Vorbild geschnittenen Gartenbonsais, Verschulung immergrüner Formgehölze. Erfi ndung baumschultechnischer Spezialgeräte (z. B. Ballenstecher) 1975 Erster Spatenstich für eines der ersten Baumschulquartiere im Hamburger Süden (Rosengarten), der durch den Elbtunnel nun gut an die Stadt angebunden war. 1982–83 Übernahme der Baumschulfl ächen der Elmshorner Baumschule Timm & Co. Einige Jahre später wurden die Flächen aus logistischen Gründen wieder aufgegeben. ab 1988 Sukzessive Umsiedlung der Pfl anzen vom Betrieb in Nienstedten in den Hamburger Süden 1992 Baubeginn für den neuen Firmensitz 1993 Umzug der Baumschule von Hamburg-Nienstedten nach Hamburg-Marmstorf 1994 Einweihung des neuen Firmensitzes in HamburgMarmstorf 2000 Lorenz von Ehren III erhält das Bundesverdienstkreuz am Bande. Der Neubau des Unternehmens in HamburgMarmstorf wird als weltweites EX PO 2000 -Projekt anerkannt. 2005 Bernd von Ehrens Sohn Bernhard von Ehren (*1972), seit 2001 im Unternehmen, tritt in die Geschäftsleitung ein. 2007 Konrad Parloh (*1958) tritt als zweiter Geschäftsführer in die Geschäftsleitung ein. 2011 Die Baumschule Lorenz von Ehren ist offi zieller Partner der Stadt Hamburg als »European Green Capital 2011« 2013 Lorenz III und Bernd von Ehren ziehen sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurück. Seitdem ist ein Darmstädter Family Office Partner der Baumschule. Bernhard von Ehren wird geschäftsführender Gesellschafter. 2014 Gründung der Lorenz von Ehren-Niederlassung in Rellingen (Schleswig-Holstein). Umgestaltung der Niederlassung Bad Zwischenahn: Bürogebäude, Verladehof und Schaugarten erhalten ein neues Gesicht. Zertifi zierung mit Bestnote durch die Zertifi zierungsgemeinschaft gebietseigener Gehölze. Zertifi zierung des Unternehmens nach dem Umwelt- und Klimaschutzprogramm »Ökoprofit«. Einführung der Lorenz von Ehren-Produktlinie »Unikate« zunächst regional: Hamburger Familien und ortsansässige Unternehmen 1868 Erste Pfl anzenlieferungen nach Kopenhagen 1869 Erste Pfl anzenlieferung an Schloss Frederiksborg. Johannes von Ehren I erhält die Erste Medaille auf der Internationalen Gartenbauausstellung in Hamburg – Beginn einer langen Reihe von Auszeichnungen ab 1870 Erste Pfl anzenlieferungen an die königlichen Hofgärten in Potsdam (Neues Palais) und Schloss Sanssouci 1875 Erste Pfl anzenlieferungen nach Russland ab 1881 Große Pfl anzenlieferungen an den Friedhof Ohlsdorf (Hamburg), den heute größten Parkfriedhof der Welt 1898 Johannes’ Sohn Lorenz von Ehren I (1867–1948) übernimmt die Baumschule von seinem Vater. Der Handel mit Großbäumen wird in den Folgejahren zu einer »Spezialität« der Baumschule. Umfangreiche Pfl anzenlieferungen an öffentliche Hamburger Parkanlagen und private Gärten 1904 Die Baumschule erhält die »Große Silberne Staatsmedaille« anlässlich der Internationalen Kunst- und Großen Gartenbauausstellung in Düsseldorf 1912 Erste Pfl anzenbestellung des Großfürsten Paul von Russland (St. Petersburg) 1914 Ernennung zum »Königlichen Hofl ieferanten« durch den königlichen Hof in Potsdam 1914 –18 Erster Weltkrieg. Der Handel mit dem Ausland bricht zusammen. Nur wertvollste Gehölze können weiter verschult werden. 1918 Nach Kriegsende sind Reparationsleistungen zu zahlen – die Währung: Pfl anzen. 1932 Pfl anzenlieferungen an König Alexander I., Belgrad 1938 Nienstedten, Standort der Baumschule, wird zu einem Stadtteil von Hamburg 1939– 45 Zweiter Weltkrieg. Die Baumschule ist in diesen Jahren gezwungen, ihre P roduktion auf Laub- und Nadelgehölze zu Sichtschutzzwecken umzustellen. Wegen der Lebensmittelknappheit veranlassen die Besatzungsmächte nach Kriegsende die Rodung großer Teile der Baumschulfl ächen. Wo in früheren Zeiten unterschiedlichste Gehölze gezogen wurden, wächst nun Gemüse. 1948 Die Brüder Johannes von Ehren II (1899 –1982) und Lorenz von Ehren II (1906 –1982) übernehmen die Baumschule nach dem Tod ihres Vaters. Beide Brüder waren schon lange im Unternehmen tätig (Johannes II seit 1925, Lorenz II seit 1930). Johannes II leitet den elterlichen Betrieb von 1940 an, ab 1945 unterstützt durch seinen Bruder. Größe der Baumschule damals: ca. 16 Hektar 1949 Der Handel mit dem benachbarten Ausland war wieder möglich. Als einer der ersten Betriebe nahm die Baumschule Kontakt zu ihren internationalen Berufskollegen auf. 1952 Anschaffung des ersten Traktors – eine immense Erleichterung bei den Arbeiten in der Baumschule 1953 Pfl anzenlieferungen an die Erste Internationale Gartenbauausstellung in Hamburg 70 Trees for generations to come – 150 Years of nursery history 1865–2015 1865 Johannes von Ehren I (1832 –1906) established the Lorenz von Ehren Nursery in Nienstedten. At that time customers were wealthy families and companies from the Hamburg area. 1868 Plant deliveries to Copenhagen 1869 First delivery to Frederiksborg Castle. Johannes von Ehren I received the Gold Medal at the garden exposition in Hamburg. This was the beginning of a successful series of awards. from 1870 First deliveries to the New Palais and Sanssouci in Potsdam 1875 First plants were delivered to Russia from 1881 Plants for the Ohlsdorf Cemetery, the biggest rural cemetery in the world. 1898 Lorenz von Ehren I (1867–1948), Johannes’ son, took over the business. The cultivation and sale of large specimen trees and shrubs becomes a speciality of the von Ehren Nursery. Supply of plants for parks and private gardens in Hamburg. 1904 The nursery received the Silver State Medal at garden and art exposition in Düsseldorf. 1912 Initial order by the Grand Duke Paul of Russia (St. Petersburg) 1914 Appointment as ‘Royal Warrant holder’ by the Royal Household in Potsdam 1914 –18 World War I Foreign trade collapses. Only some of the most valuable shrubs and trees were kept cultivated. 1918 After World War I the nursery had to pay war reparations. The currency: Plants. 1932 First shipment to Alexander I, Belgrad 1938 Nienstedten became a Hamburg district. 1939– 45 World War II The nursery was forced to cultivate deciduous and coniferous plants for screening protection purposes. Due to food shortages the nursery was forced to clear the fields. Instead of precious trees and shrubs they had to grow vegetables. 1948 After the death of their father, the brothers Johannes von Ehren II (1899 –1982) and Lorenz von Ehren II (1906 –1982) took over the business. Both of them had been in the nursery business for years (Johannes II from 1925, Lorenz II from 1930). From 1940 Johannes II managed his parents’ business; from 1945 he was supported by his brother. Size of the nursery at that point in time: 16 hectares 1949 Trade with neighbouring countries started to flourish again. The nursery was one of the fi rst businesses to contact their international nursery partners. 1952 Purchase of the fi rst tractor. This was a huge simplification for the nursery workers. 1953 Deliveries to the fi rst international garden exposition in Hamburg 1959 For his horticultural excellence Johannes von Ehren II was awarded the fi rst-class order of the Federal Republic of Germany. 1965 A branch of the nursery was established in Bad Zwischenahn. Under the management of the brothers Lorenz III and Bernd von Ehren the area was extended to 140 hectares 1970 Lorenz von Ehren III (*1937) and Bernd von Ehren (*1938) took over the business, after their father Johannes von Ehren II retired from business life. Lorenz von Ehren II stayed in the nursery until 1976. 1970 –80 Expansion of the production area in Hamburg and Bad Zwischenahn. Plant innovations: Cultivation of hedging elements, umbrella-shaped topiaries, Japanese style bonsais, evergreens. Invention of nursery equipment and machinery (e. g. tree spades) 1975 After the opening of the ‘Elbtunnel’ the fi rst nursery sites south of the river Elbe were cultivated 1982–83 Acquisition of the ‘Timm & Co. Nursery’ production fields. A few years later these production fields were abandoned for logistic reasons. from 1988 Plants were moved from Nienstedten to the south of Hamburg. 1992 Building of the new headquarters 1993 The nursery moved to Marmstorf 1994 Official opening of the new headquarters in HamburgMarmstorf 2000 Lorenz von Ehren III was awarded the Order of Merit of the Federal Republic of Germany. The new headquarters in Hamburg-Marmstorf were officially recognised as an international EX PO project. 2005 The management was passed to Bernd von Ehren’s son Bernhard von Ehren (*1972), who has been in the company since 2001. 2007 Konrad Parloh (*1958) joined the board of directors. 2011 The Lorenz von Ehren Nursery was announced an official partner of the city of Hamburg as ‘European Green Capital 2011’ 2013 Lorenz III and Bernd von Ehren transferred their company shares. A family from Darmstadt became partners of the nursery. Bernhard von Ehren is now Managing Director of the company. 2014 New branch opened in Rellingen (Schleswig Holstein). Refurbishment and reorganisation of the Bad Zwischenahn office building, loading area and display garden. Award of excellence by the certification body for native plants. Award from ‘Ökoprofit’ – an environmental protection programme. Introduction of the Lorenz von Ehren unique and distinctive plants assortment (‘Unikate’). 71 Dank Abbildungsnachweis Ein herzlicher Dank gilt allen, die mit ihren Informationen und Anregungen zu dieser Chronik beigetragen haben, allen voran natürlich unseren beiden Senioren Lorenz von Ehren III und Bernd von Ehren. Sehr danken möchten wir auch Kerstin Aasland (Handelskammer Hamburg), Heino Grunert (Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Gartendenkmalpflege, Hamburg) und Christian Hlavac (Gartenhistoriker, Wien), deren Recherchen eine große Hilfe waren. Abb. 1, 35, 50, 79, 80: © Anna Mutter Abb. 2, 3, 55, 66, 75, 76, 78, 82: © Arnt Haug Abb. 4, 81: © Frank P. Wartenberg Abb. 6: © Hamburg Museum Abb. 8, 9, 12, 53, 56, 59, 67, 69, 74, 88: © Tim C. Kraus Abb. 17, 18: © Hamburger Friedhöfe-AöR-2015 Abb. 26: © Historisches Archiv Krupp Abb. 72: © Andreas Burkhardt Abb. 73, 89: © Bernd Eylers Abb. 77: © Fotostudio Scheiwe Abb. 83: © Stephanie Brinkkoetter Abb. 84: © Anouska Hempel, www.anouskahempeldesign.com Abb. 86: © Michael Paul Abb. 87: © Landesgartenschau Bad Ischl Alle anderen Abbildungen: Baumschule Lorenz von Ehren, Hamburg Impressum © Baumschule Lorenz von Ehren, Hamburg 2015 Alle Rechte vorbehalten Gestaltung: Farnschläder & Mahlstedt, Hamburg 72
© Copyright 2024 ExpyDoc