statistik Ausgabe 2015 Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern in Baden-Württemberg Im Jahr 2014 waren nach den Ergebnissen des Mikrozensus rund 5,6 Mill. Baden-Württemberger erwerbstätig1, davon knapp 2,6 Mill. Frauen und rund 3,0 Mill. Männer. Seit 1990 ist die Zahl der erwerbstätigen Frauen in Baden-Württemberg um gut 637 000 angestiegen, was einem stattlichen Zuwachs von fast 33 % entspricht2. Die Zahl der erwerbstätigen Männer erhöhte sich im gleichen Zeitraum lediglich um rund 180 000, das heißt um rund 6 %. Aufgrund der steigenden Zahl berufstätiger Frauen hat sich seit Anfang der 1990er Jahre der Frauenanteil an allen Erwerbstätigen von annähernd 41 % auf nunmehr gut 46 % erhöht. Überdurchschnittlich hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen Die gestiegene Erwerbsbeteiligung der badenwürttembergischen Frauen spiegelt sich im Anstieg der Erwerbstätigenquote, dem Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung derselben Altersgruppe, wider3. Der Anteil der erwerbstätigen Frauen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren an allen Frauen dieser Altersgruppe stieg seit Anfang der 1990er Jahre deutlich von 58,7 % auf 72,1 % im Jahr 2014 an. Der Trend bei den Männern verlief gegenläufig: Hier sank die Erwerbstätigenquote leicht von 81,9 % auf jetzt 81,3 %. Im Bundesländervergleich liegt Baden-Württemberg in Sachen Erwerbsbeteiligung von Frauen auf Platz 5 hinter den Ländern Thüringen und Bayern (jeweils 72,9 %), Brandenburg (72,6 %) und Sachsen (72,4 %) und deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 69,5 %. Auch im europäischen Vergleich weist Baden-Würt‑ temberg mit einem Anteil von 72,1 % eine überdurchschnittliche Frauenerwerbstätigenquote auf. 1) Erwerbstätige sind Personen im Alter von 15 Jahren und mehr, die im Berichtszeitraum wenigstens 1 Stunde gegen Entgelt irgendeiner beruflichen Tätigkeit nachgehen bzw. in einem Arbeitsverhältnis stehen. Im Rahmen des Mikrozensus werden Erwerbstätige am Wohnort erfasst. – 2) Die Hochrechnung der Ergebnisse des Mikrozensus 2014 erfolgte anhand der vorläufigen Bevölkerungsfortschreibung auf Basis Zensus 2011, im Jahr 1990 anhand der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis der Volkszählung 1987. – 3) Erwerbstätigenquote in Abgrenzung nach Eurostat-Definition. Die Erwerbstätigenquote von Frauen in der EU-27 lag im Jahr 2014 bei 59,6 %. Frauen-Erwerbstätigenquote 2014*) – 15- bis unter 65-jährige Frauen – Anteile in % Thüringen Bayern Brandenburg Sachsen Baden-Württemberg Sachsen-Anhalt Hamburg Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vorpommern Rheinland-Pfalz Niedersachsen Hessen Berlin Nordrhein-Westfalen Bremen Saarland Deutschland EU-27 72,9 72,9 72,6 72,4 72,1 71,1 71,1 70,2 69,4 69,2 68,8 68,2 66,8 65,3 65,2 64,3 69,5 59,6 *) Erwerbstätigenquoten in Abgrenzung nach der Eurostat-Definition. Datenquelle: EU-Arbeitskräfteerhebung, Stand: August 2015. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 737 15 Boom der Teilzeitarbeit Die positive Bilanz bei der Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen und speziell bei der Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit beruht vor allem auf der starken Zunahme der Teilzeitbeschäftigung4. Während im Jahr 1990 knapp 17 % aller erwerbstätigen Männer und Frauen in Teilzeit arbeiteten, waren es 2014 mit fast 1,6 Mill. bereits rund 29 %. Teilzeit zu arbeiten ist auch heute noch eine Domäne der Frauen, denn 2014 waren fast 81 % der Teilzeiterwerbstätigen Frauen. Gut 28 % der in Teilzeit erwerbstätigen Frauen gaben an, wegen der Betreuung von Kindern einer zeitlich reduzierten Tätigkeit nachzugehen, 26 % nannten familiäre oder sonstige persönliche Verpflichtungen als Grund. Männer sind unter den Teilzeiterwerbstätigen mit einem Anteil in Höhe von knapp 20 % nach wie vor in der Minderzahl. Gegenüber 1990 hat jedoch auch die Zahl der männlichen Teilzeitbeschäftigten mit einem Plus von fast 232 000 Personen (+ 271 %) massiv zugenommen. Frauen dominieren nicht nur unter den Teilzeitbeschäftigten, sondern sie haben auch den Großteil der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse5 in BadenWürttemberg inne. Rund 69 % der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse wurden im Jahr 2014 von Frauen ausgeübt. Die durchschnittlich normalerweise geleistete Arbeitszeit lag deshalb im Jahr 2014 bei Frauen mit rund 29 Stunden pro Woche deutlich unter der durchschnittlichen Arbeitszeit der Männer (knapp 40 Stunden). Teilzeitquote von Müttern nimmt mit steigender Kinderzahl zu Im Jahr 2014 gab es in Baden-Württemberg knapp 1,1 Mill. Mütter von minderjährigen Kindern im erwerbsfähigen Alter6. Gut 514 000 Mütter (rund 48 %) hatten ein minderjähriges Kind, gut 426 000 bzw. fast 40 % der Mütter hatten zwei und 128 000 Mütter (12 %) drei und mehr Kinder unter 18 Jahren. Mütter-Erwerbstätigenquote in Baden-Württemberg 2014*) Anteile in % 64,6 ein Kind 62,7 zwei Kinder drei und mehr Kinder 50,5 Die Anzahl der zu betreuenden Kinder hat einen großen Einfluss auf die Erwerbsbeteiligung der Mütter. Je mehr Kinder zu betreuen sind, desto seltener sind Mütter aktiv erwerbstätig7. Ins‑ gesamt gingen im Jahr 2014 in Baden-Württemberg 664 000 Mütter, d.h. 62,2 % aller Mütter minderjähriger Kinder, aktiv einer Erwerbstätigkeit nach. Von den Frauen mit einem minderjährigen Kind waren 64,6 % aktiv erwerbstätig, bei Frauen mit zwei Kindern lag die Erwerbstätigenquote bei 62,7 %. Ab dem dritten Kind im Haushalt unterbrechen Mütter verstärkt ihre Erwerbstätigkeit. Von den Müttern mit drei oder mehr Kindern war rund jede zweite Mutter aktiv erwerbstätig (50,5 %). Während 71 % der Mütter eines Kindes unter 18 Jahren im Jahr 2014 teilzeitbeschäftigt waren, lag die Teilzeitquote bei Müttern zweier Kinder bereits deutlich höher bei rund 84 %. Mütter von drei und mehr Kindern waren zu gut 86 % teilzeitbeschäftigt. Erwerbstätige Mütter gehen zu einem erheblichen Teil einer Arbeit mit reduzierter Stundenzahl nach. Im Jahr 2014 waren fast 78 % der aktiv erwerbs‑ tätigen Mütter in Teilzeit beschäftigt, lediglich rund 22 % der Mütter in Vollzeit. Der Anteil der aktiv erwerbstätigen Mütter, die einer Teilzeittätigkeit nachgehen, nimmt ab dem zweiten Kind deutlich zu. 4) Teilzeittätigkeit 1990 bis einschließlich 35 normalerweise geleistete Wochenarbeitsstunden, 2014 bis einschließlich 31 normalerweise geleistete Arbeitsstunden pro Woche. – 5) Eine geringfügige Beschäftigung liegt dann vor, wenn der Verdienst nicht mehr als 450 Euro im Jahresdurchschnitt pro Monat beträgt (Mini-Job). Auch Beschäftigungsverhältnisse, die auf höchstens zwei Monate oder 50 Arbeitstage im Jahr begrenzt sind, gelten als geringfügige Beschäftigungen. Einschließlich Beschäftigte in Ein-Euro-Jobs. – 6) Mütter im Alter von 15 bis unter 65 Jahren. – 7) Ohne Erwerbstätige, die vorübergehend beurlaubt sind. Mütter mit Kind(ern) insgesamt 62,2 *) Aktiv erwerbstätige Mütter im Alter von 15 bis unter 65 Jahren nach Anzahl der ledigen Kinder unter 18 Jahren. Bevölkerung in Familien/Lebensformen am Hauptwohnsitz. Datenquelle: Mikrozensus 2014. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 738 15 Junge Akademikerinnen auf dem Vormarsch Vergleicht man die beruflichen Ausbildungsabschlüsse der erwerbstätigen Frauen und Männer in Baden-Württemberg über alle Altersgruppen, so zeigt sich auch heute noch ein Vorsprung der Männer hinsichtlich des erreichten Bildungsniveaus. Es bestehen allerdings gute Chancen, dass sich dieser Unterschied im Zeitverlauf weiter verringern wird. Denn die baden-württembergischen Frauen haben seit Beginn der 1990er Jahre spürbar aufgeholt: So hat sich der Anteil der erwerbstätigen Frauen ohne Berufsausbildung seit 1990 von rund 32 % auf knapp 21 % im Jahr 2014 merklich reduziert. Der Anteil der Akademikerinnen wiederum hat sich in dieser Zeit von knapp 8 % auf fast 18 % mehr als verdoppelt. Getragen wird diese Entwicklung vor allem von den jüngeren Frauen, die von den bildungspolitischen Bemühungen der letzten Jahrzehnte offensichtlich zu profitieren wussten. So haben die Frauen in dieser Altersgruppe ihre männlichen Altersgenossen in Sachen akademische Abschlüsse im Jahr 2014 bereits eingeholt: Fast 29 % der erwerbstätigen Frauen im Alter von 30 bis unter 35 Jahren konnten im Jahr 2014 einen akademischen Aktiv erwerbstätige Mütter in Baden-Württemberg 2014*) nach Anzahl der Kinder und Vollzeit/Teilzeit Anteile in % Ausbildungsabschluss vorweisen, bei den jungen Männern waren dies rund 28 %. Einen Meister-/ Technikerabschluss bzw. einen Fachschulabschluss konnten fast 12 % der jungen Männer und knapp 14 % der Frauen vorweisen. Eine Lehrausbildung hatten fast 49 % der Männer und knapp 48 % der Frauen vorzuweisen. Der Anteil an den Erwerbstätigen ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss ist bei Männern etwas höher als bei den Frauen: rund 11 % der erwerbstätigen Männer bzw. knapp 10 % der Frauen im Alter von 30 bis unter 35 Jahren gaben an, (noch) keinen beruflichen Abschluss erlangt zu haben. Erwerbstätige in Baden-Württemberg 2014 nach beruflichen Bildungsabschlüssen*) Anteile in % 28,9 Fachhoch-/Hochschulabschluss1) 13,8 Meister-/Technikerausbildung2) 47,6 Lehrausbildung3) 11,3 9,6 ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss4) Männer Frauen 28,4 11,8 Teilzeit Vollzeit 86,1 84,2 77,7 48,5 71,0 29,0 22,3 15,8 ein Kind zwei Kinder 14,0 drei und mehr Kinder insgesamt *) Aktiv erwerbstätige Mütter im Alter von 15 bis unter 65 Jahren mit ledigen Kindern unter 18 Jahren. Bevölkerung in Familien/Lebensformen am Hauptwohnsitz. Datenquelle: Mikrozensus 2014. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 739 15 *) Erwerbstätige im Alter von 30 bis unter 35 Jahren mit Angaben zum Vorhandensein und zur Art des beruflichen Bildungsabschlusses. – 1) Einschließlich Ingenieurabschlusses, Verwaltungsfachhochschule, Promotion. – 2) Einschließlich Fachschulabschlusses, Abschlusses einer 2- oder 3-jährigen Schule des Gesundheitswesens, einer Fach- oder Berufakademie bzw. der Fachschule der ehemaligen DDR. – 3) Lehre/Berufsausbildung im dualen System, einschließlich eines gleichwertigen Berufsabschlusses, Vorbereitungsdienstes für den mittleren Dienst in der öffentlichen Verwaltung, Anlernausbildung, Abschlusses einer 1-jährigen Schule des Gesundheitswesens. – 4) Einschließlich Berufsvorbereitungsjahres und beruflichen Praktikums. Datenquelle: Mikrozensus 2014. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 740 15 MINT-Berufe nach wie vor eine klassische Männerdomäne Obwohl mittlerweile alle Ausbildungen und Berufe Männern und Frauen gleichermaßen offenstehen, gibt es bei der Berufsausübung weiterhin unterschiedliche Schwerpunkte. Insbesondere bei den sogenannten MINT-Berufen sind Frauen weiterhin unterrepräsentiert. gut 87 % im Bereich der Technik tätig. Hierzu zählen u.a. Berufe in der Produktionstechnik, der Bauund Gebäudetechnik sowie der Verkehrs-, Sicherheits- und Veranstaltungstechnik. Knapp 119 000 erwerbstätige Männer waren im Bereich der Informatik (fast 10 %), rund 3 % im Bereich der Mathematik und Naturwissenschaften beschäftigt. Als MINT-Berufe werden Berufsfelder bezeichnet, deren Tätigkeits- und Qualifikationsprofil naturwissenschaftlich-technisch geprägt ist. Zu den MINTBerufen zählen technische Berufe wie Ingenieure, Chemiker, Physiker, Mathematiker, Techniker und technische Sonderfachkräfte, aber auch IT-Berufe und Naturwissenschaftler. Der Anteil der erwerbstätigen Frauen in einem MINT-Beruf fiel vergleichsweise gering aus. Im Jahr 2014 arbeiteten nur rund 226 000 bzw. knapp 9 % aller erwerbstätigen Frauen in einem MINTBeruf. Wie auch bei den Männern waren die meisten Frauen in einem technischen Beruf beschäftigt (knapp 185 000 bzw. 82 %). Knapp 8 % der Frauen waren im Bereich Informatik, jede Zehnte im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften tätig. Damit spielte der Bereich Mathematik und Naturwissenschaften bei den Frauen eine wesentlich bedeutendere Rolle als bei den Männern. Im Jahr 2014 arbeiteten knapp 1,5 Mill. Erwerbs‑ tätige in Baden-Württemberg in einem MINT-Beruf8. Damit war rund jeder vierte Erwerbstätige in einem MINT-Beruf tätig (gut 26 %). Die große Mehrheit der Erwerbstätigen in MINT-Berufen waren Männer (fast 85 %), nur gut 15 % waren Frauen. Von den insgesamt gut 3,0 Mill. männlichen Erwerbstätigen waren rund 1,2 Mill. in MINT-Berufen beschäftigt (42 %). Davon waren fast 1,1 Mill. bzw. 8) MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) auf Basis der Klassifikation der Berufe (KldB) 2010 der Bundesagentur für Arbeit. Erwerbstätige in MINT-Berufen in Baden-Württemberg 2014*) nach Berufsgattungen und Geschlecht Anteile in % Männer 3,2 9,6 10,3 Frauen 87,2 7,9 Berufsgattung Mathematik/ Naturwissenschaften 81,8 0 250 500 Berufsgattung Informatik in Tsd. 750 Berufsgattung Technik 1 000 1 250 *) MINT-Berufe auf Basis der Klassifikation der Berufe (KIdB) 2010 der Bundesagentur für Arbeit. Datenquelle: Mikrozensus 2014. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 741 15 Weitere Informationen: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Böblinger Straße 68, 70199 Stuttgart [email protected], www.statistik-bw.de Telefon: 0711/641 - 25 13 (Fachauskünfte) 0711/641 - 28 66 (Vertrieb) 8034 15003 © Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2015. Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.
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