Taschen-Messer

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Taschen-Messer
Fritz Fey
Fotos: Dieter Kahlen
NTI Acoustilyzer AL1
In Zeiten des naiv-intuitiven Umgangs mit selbst komplexester Produktionstechnik verliert die Messtechnik in der Audioproduktion zumindest auf der Anwenderseite zunehmend an Bedeutung. Väterchen
Zufall ist oft für das Gelingen einer
Aufnahme verantwortlich, und nur
wenige interessiert noch der Weg,
der zum Ziel geführt hat, es sei denn,
man kann ihn als Preset speichern.
Es gibt aber nach wie vor Menschen
in unserem schon recht betagten Gewerbe, die sich mit Zufälligem nicht
zufrieden geben und den Dingen lieber auf den Grund gehen möchten.
Ein weites Feld bietet uns da neben
der elektrischen vor allem die akustische Messtechnik, die eigentlich zu
den elementarsten Grundlagen gehören sollte, sind wir doch von Berufs wegen davon abhängig, was
wir hören. Wie genau oder entscheidungssicher wir hören, hängt von
den Eigenschaften des Raums ab, in
dem wir arbeiten. Da nicht für jedes
Studio ein aufwändiges akustisches
Meßsystem Sinn macht, sollte man
als Tonschaffender alternativ zumindest über ein kleines, kompaktes
System nachdenken, das die wichtigsten Erkenntnisse über akustische
Eigenschaften eines Raumes liefert,
deren Ermittlung keiner großen Mühe und keines komplizierten technischen Aufbaus bedarf. Regelrecht
in den Vordergrund schiebt sich dieser Aspekt, wenn man häufig unter widrigen räumlichen Bedingungen Live-Mitschnitte machen oder aber als Live-Ingenieur permanent neue Clubs
und Hallen beschallen muss. Mit dem Acoustilyzer AL1 hat der in Liechtenstein ansässige Hersteller NTI ein sehr kompaktes Messsystem vorgestellt,
das ohne großen Aufwand die wichtigsten akustischen Eckdaten erfass- und
auswertbar macht.
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Vor noch nicht allzu langer Zeit waren akustische Messungen aufgrund fehlender Rechenleistung nur mit Hilfe meist mehrerer
komplizierter Arbeitsschritte denkbar, vor allem aber nicht mit einem Gerät, das nur unwesentlich größer als die Fernbedienung eines Fernsehers ist und dabei auch noch viel
mehr Funktionalität in sich vereinigt.
das Umschalten, etwa der Darstellung der
Messergebnisse (numerisch oder grafisch),
noch schneller machen. Das Ganze ist im
Prinzip für jeden, der ein gewisses Gefühl
für Displaymenüs entwickelt hat, ohne jede weitere Erklärung unmittelbar zu durchschauen.
Technischer Überblick
Die in der Praxis wahrscheinlich am häufigsten verwendete Funktion ist die Schallpegelmessung in numerischer oder grafischer Darstellung. Sie kann in Echtzeit, aber auch mit
Minimal- und Maximalwert innerhalb eines
voreinstellbaren Zeitfensters durchgeführt
werden. Die Messergebnisse lassen sich zur
weiteren Auswertung im Speicher des Gerätes ablegen. Ermittelt werden können der
integrierte gemittelte Schallpegel (dBLeq),
der Schallpegel in Echtzeit (dBSPL), sowie
SPL/RTA-Schallpegelmesser
Der AL1 Acoustilyzer ist ein kompakter Analysator zur Messung verschiedenster akustischer Parameter wie zum Beispiel Schalldruckpegel, durchschnittlich integrierter
Schallpegel (LEQ), jeweils in Breitband, Oktav oder 1/3-Oktav-Darstellung, Nachhallzeit
oder Laufzeit. Dazu gesellen sich weitere
Funktionen wie eine Echtzeit-FFT, Sprachverständlichkeitsmessungen nach STI-PA (als
Option), aber auch elektrische Messmöglichkeiten wie Polaritäts-, Pegel- und Verzerrungsmessungen, die besonders im Bereich der Beschallung bei der Überprüfung
der Leitungsqualität hilfreich sind. Mit einer
Kalibrierungsfunktion erfolgt die Einrichtung
des angeschlossenen Messmikrofons. Je ein
XLR- und RCA-Eingang ist zum Anschluss
des Messmikrofons oder externer Signale
vorhanden, dazu ein Miniklinken-Kopfhöreranschluss, mit dem das Eingangssignal
abgehört werden kann, außerdem ein internes Mikrofon, das allerdings nur für Polaritäts- und Laufzeitmessungen herangezogen
werden kann. Die beiden Eingänge können
nicht parallel betrieben werden.
Schallpegelmessung mit numerischer
Messwertanzeige
Bedienung und Display
Das verhältnismäßig große, gut ablesbare LC-Display dient zur Darstellung der Menüstruktur und natürlich der Messergebnisse. Die Bedienung erfolgt prinzipiell über einen Cursorblock mit in der Mitte liegender
Enter-(Eingabe)-Taste und dem Display. Darüber hinaus sind nur noch zwei weitere Bedienelemente vorhanden: Die Ein/Aus- und
die Escape-Taste. Die Menüleiste am oberen
Displayrand beinhaltet mehrere ‚Pull-Down’Menüs, mit denen sich die Messfunktionen,
die Darstellung der Messung, gegebenenfalls die Messfilter, grundsätzliche Systemeinstellungen und der Speicher- und Kalkulationsbereich aufrufen lassen. In der Regel
wird man den einzustellenden Parameter mit
dem Cursor anfahren und justieren, dabei
wird der betreffende Bereich oder Wert negativ dargestellt. Es gibt aber, wie in jeder
guten Menüstruktur auch Tastenkürzel, die
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Echtzeitanalysator mit Balkendarstellung
in 1/3-Oktav-Auflösung
Echtzeitanalysator mit Balkendarstellung
in Oktav-Auflösung
der minimale (dBSPL min) und der maximale (dBSPL max) Schallpegel. Der eingebaute automatische Timer hilft dabei, einen
Messzeitraum zeitlich genau zu begrenzen,
oder das automatische Starten zyklischer
Messperioden auszulösen. In diesem Funktionsblock findet sich auch ein Echtzeitanalysator, die grafische Form der Schallpegelmessung in 1/3- oder 1/1 Oktave. Alle Werte,
also Echtzeit-, Minimal- und Maximalresultat sowie der LEQ-Messwert werden für jedes Band angezeigt. Speichert man mehrere Ergebnisse im Gerät ab, die beispielsweise verschiedene Messpositionen in einem
Raum repräsentieren, können diese arithmetisch gemittelt werden und ermöglichen
so eine sehr repräsentative Beurteilung eines Raums. Für diese Messungen steht eine Reihe von Bewertungsfiltern zur Verfügung, die bei der Umschaltung im laufenden Messvorgang diesen jeweils neu starten. Vier Bewertungsfilter plus Linearstellung
können eingesetzt werden. Messungen ohne Bewertungsfilter, das heißt, ohne Gewichtung, sind nur in speziellen Fällen von Bedeutung, etwa bei Schallpegeldifferenzmessungen im Bereich tiefer Frequenzen oder
aber bei der Ermittlung des Wiedergabefrequenzgangs von Lautsprecheranlagen oder
Regielautsprechern. Das A-Bewertungsfilter
ist bei Schallpegelmessungen das am meisten verwendete, weil es sich am ehesten
an das menschliche Hörempfinden annähert. Die C-Bewertung wird besonders in
Beschallungsanwendungen bei sehr hohen
Pegeln verwendet, oder wenn außerordentlich hohe Amplitudenwerte im Bereich tiefer
Frequenzen vorliegen. Das Bewertungsfilter
‚X-Curve’ dient zur Messung von Kinoinstallationen. Bei eingeschaltetem Filter muss
der Übertragungsfrequenzgang exakt linear sein. Schließlich ist auch noch ein RLBFilter im Angebot (Revised Low Frequency
B-curve), für die Anwendung bei Lautheitsmessungen von Rundfunk- und Fernsehprogrammen. Das Filter simuliert eine sehr gute
Übereinstimmung mit dem Lautheitsempfinden des menschlichen Ohres. Kein Bewertungsfilter, aber eine zeitliche Gewichtung
ist in zwei Betriebsarten (Slow/Fast) mit langen oder kurzen Anstiegs- und Rückstellzeiten möglich, damit etwa kurzzeitige Hochpegelstörungen nicht das gesamte Messergebnis verfälschen. Zur besseren Übersicht springt ein kleiner Cursor immer auf
den Balken der Echtzeitanalyse, der gerade das Frequenzband mit dem höchsten Pe-
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Die Messung der Nachhallzeit
Schallpegelmessung mit Balkenanzeige,
hier: LEQ
gel repräsentiert. Der entsprechende Wert
und die Frequenz werden oberhalb des RTAFensters angezeigt. Die Verweildauer des
Cursors lässt sich einstellen, etwa um besser Rückkopplungsfrequenzen beim LiveBetrieb ausfindig machen zu können. Mit
einer Pausen-Funktion, kann die Messung
zur besseren Beurteilung eingefroren werden. Selbstverständlich lässt sich die Skalierung der Y-Achse (Empfindlichkeit) manuell auf die jeweiligen Pegelverhältnisse
anpassen. Mit der Logging-Funktion lassen
sich Messwertaufzeichnungen über mehrere
Stunden, zum Beispiel während einer kompletten Veranstaltung, im Gerät abspeichern.
Mit Hilfe der im Lieferumfang enthaltenen
PC-Verbindungssoftware können später die
Messwerte in den PC übertragen werden,
um zum Beispiel eine aussagekräftige Excel-Grafik zu erzeugen. Bei der Anwendung
im Studio ist die Echtzeitanalyse schon immer von nachhaltiger Bedeutung gewesen,
zum Beispiel, um das generelle Spektrum
einer Mischung auf Leitungspegelniveau zu
untersuchen oder aber den Übertragungsfrequenzgang eines Monitorsystems an der
Abhörposition zu überprüfen. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass ein Echtzeitanalysator blind für die Zeit ist, er also
alle spektralen Anteile misst, die er empfängt, ohne zwischen direktem und reflektiertem Schall zu unterscheiden. Dennoch
ist gerade in unbekannter Umgebung eine
überschlägige Prüfung der Übertragungseigenschaften eines Monitorsystems eine
große Hilfe, um Fehleinschätzungen bei einer Aufnahme oder Mischung zu vermeiden.
Die Breitband-Schallpegelmessung als solche ist ohnehin kaum verzichtbar, um eine
definierte Abhörlautstärke zu ermitteln, die
in bestimmten Situationen unabdingbar ist,
auch wenn es nur das Schonen der eigenen Ohren ist und man nicht lauter als 85
dB abhören mag.
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Früher war die Messung der frequenzabhängigen Nachhallzeit mit kompakten Messgeräten überhaupt nicht möglich, und wenn,
musste für jedes Frequenzband eine separate Messung erfolgen. Der Acoustilyzer ermöglicht nun diese Art der Messung in einem einzigen Durchgang, und zwar für sechs
Bänder in Oktavbreite (125 Hz bis 4 kHz). Der
Messvorgang als solcher läuft weitestgehend
automatisch ab, wird selbsttätig getriggert,
gemittelt und in den richtigen Messbereich
verschoben. Die Nachhallzeit RT 60, um es
kurz noch einmal in Erinnerung zu rufen,
ist die Zeitspanne, die verstreicht, während
der Schallpegel in einem Raum um 60 dB
abfällt, nachdem der Stimulus (das Messsignal) unterbrochen wurde. Im Acoustilyzer, wie auch in anderen Systemen, wird,
um die Messung zu vereinfachen, die Dauer des Pegelabfalls um 20 dB gemessen
und daraus für 60 dB mathematisch abgeleitet. Der Grund für diese Methode ist der
hierfür erforderliche, wesentlich geringere
dynamische Messbereich von vielleicht 35
dB. Der Hersteller empfiehlt für die Messung der Nachhallzeit rosa Rauschen. Eine Auswahl von Messsignalen befindet sich
auf der dem Gerät beiliegenden Audio-CD.
Man kann allerdings, um sich den Einsatz
eines CD-Players zu sparen, auch einen Signalgenerator verwenden, etwa den Minirator MR1 aus der Gerätefamilie des Acoustilyzers. Allerdings muss man dann für einen schlagartigen Abbruch des Testsignals
selbst sorgen. Im dem Moment, in dem das
Testsignal abreißt, wird die Messung automatisch getriggert. Die Durchführung der
Messung gestaltet sich extrem einfach: Zunächst ermittelt man das Ruhegeräusch des
Raumes, aus dem das Gerät nach Bestätigung durch den Anwender den Messbereich
automatisch ableitet. Entsprechend werden
auf dem Display die unteren und oberen
Messmarkierungen gesetzt. Man wählt nun
ein Testsignal aus (größerer Raum = längere Signalsequenz) und wählt die Lautstärke des Testsignals so, dass die oberen Bereichsmarkierungen für alle sechs Oktavbänder überschritten werden. Nun schaltet man die Messung ‚scharf’, startet das
Messsignal und nimmt mehrere Messzyklen auf, um eine größtmögliche Messsicherheit zu erreichen. Das Display zeigt kleine
OK-Häkchen an allen Bändern, wenn die
Messungen in Ordnung waren. Nun können
die Ergebnisse einzeln ausgelesen werden.
Für jedes Band wir die ermittelte Nachhallzeit in Sekunden dargestellt. Die Messzyklen werden vom Acoustilyzer automatisch
durchnummeriert. Rechts neben dem Anzeigebalken für das jeweilige Band erscheint
ein Wert für den Korrelationsfaktor in Prozent. Er liegt bei gelungener Messung im
Bereich von um die 90 Prozent. Alle Testergebnisse eines Messdurchlaufs können nun
vom Gerät automatisch gemittelt werden.
Der Korrelationsfaktor wird in diesem Moment durch den Messgenauigkeitsfaktor ersetzt und bewegt sich in der Regel im Bereich von weniger als 15 Prozent, und zeigt
damit an, dass das Messergebnis als zuverlässig angesehen werden kann. Je kleiner
der Wert, desto besser die Messzuverlässigkeit. Mit Fehlern behaftete Messungen eines
kompletten Durchlaufs werden automatisch
aus der Mittelung herausgenommen, um
das Messergebnis nicht zu verfälschen. Bei
der Durchsicht der Einzelmessungen werden
Messfehler angezeigt (zum Beispiel zu wenig Pegel in einem oder mehreren Bändern).
Solche Messungen können, obwohl sie ohnehin nicht bei der Mittelung berücksichtigt
werden, auch einzeln manuell gelöscht werden. In der Praxis gestaltet sich das Messen der Nachhallzeit wesentlich einfacher,
als es hier in der detaillierten Beschreibung
vielleicht den Anschein erwecken mag. Es
ist wirklich kinderleicht und eine Sache von
vielleicht ein oder zwei Minuten.
FFT-Analyzer
RT60 Nachhallzeitmessung
mit numerischer und Balkenanzeige
Zur Erkennung von Kammfilter- und anderen schmalbandigen Effekten oder zur exakten Frequenzgangmessung eines Audiosystems ist der FFT-Analysator das ideale
Hilfsmittel. Mit dem Acoustilyzer lässt sich
eine FFT-Analyse über den gesamten Frequenzbereich in Echtzeit durchführen, wobei
das LC-Display die gleichzeitige Darstellung
von 93 Frequenzbins oder Frequenzbalken
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Polarität, Laufzeit
und elektrische Messungen
FFT-Analyse mit gleichzeitig angezeigten
93 Frequenzbins
Polaritätsmessung
an einem Lautsprecher
ermöglicht. Neben der grafischen Darstellung des gemessenen Audiospektrums zeigt
uns das Display das Messdatenfeld mit Frequenz und Pegel der gerade gemessenen
Frequenz, im unteren Bereich verschiedene
Angaben über die Start- und Endfrequenz
des angezeigten Spektrums, sowie die Größe des angezeigten Bereichs. Mit dem ‚Set’Befehl erfolgt die automatische Kalibrierung
des Eingangsbereichs, mit ‚Show’ die Anzeige des Messresultats (LEQ oder SPL). Man
kann mit dem ‚Pause’-Befehl die Messung
zur genaueren Betrachtung jederzeit einfrieren und wieder nach Belieben fortsetzen. Der kleine Markierungspfeil im grafischen Display folgt automatisch dem höchsten Pegelwert und kann auch manuell zur
Ermittlung des Pegels anderer Frequenzen
bewegt werden. Mit den Auf/Ab-Pfeiltasten
kann man sozusagen mit der Lupe in die
Frequenzanzeige hineinzoomen. Die Skalierung der Y-Achse lässt sich manuell einstellen, also verschieben, aber auch ein- und
auszoomen. Die Navigation im Anzeigebereich erfolgt mit Hilfe des Bandbreite-Feldes
unterhalb der grafischen Anzeige. Die gewählte Bandbreite und die maximal anzeigbare untere Grenzfrequenz funktionieren in
Abhängigkeit voneinander: Bei etwa 500 Hz
Bandbreite reicht die Anzeige bis 10 Hz hinunter, bei 1 kHz Bandbreite bis 23 Hz, bei
2 kHz bis 46 Hz, bei 4 kHz bis 93 Hz, bei 8
kHz bis 190 Hz und schließlich bei 17 kHz
nur noch bis 375 Hz. Ist das Bandbreitenfeld
aktiviert, zeigt der kleine Cursor auf die Mitte des gewählten Frequenzbereichs, deaktiviert man es, springt er auf die Frequenz mit
dem höchsten Pegel. Das tut er aber nur,
wenn manuell der richtige Frequenzbereich
gewählt wurde, das heißt, er springt nicht
auf den höchsten Pegel des Spektrums und
der Bereich schaltet sich automatisch um,
sondern er springt auf den höchsten Pegel
des gerade manuell gewählten Anzeigebereichs. Obwohl man auch den Umgang mit
dem FFT-Analyzer schnell erlernt, muss man
etwas länger üben, bis die Handgriffe richtig sitzen. Bei einem so ‚mächtigen’ Werkzeug in einem derart kompakten Gehäuse
sehr leicht zu verschmerzen.
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Die Polaritätsmessfunktion kann in Verbindung mit einem geeigneten Testsignal (von
der CD oder aus dem Minirator MR1) angewendet werden, um die korrekte Beschaltung von Lautsprechersystemen und Kabeln
zu überprüfen. Zur Messung an Lautsprechern kann sowohl das integrierte, als auch
das externe Messmikrofon eingesetzt werden. Unterschieden wird bei der Messung
zwischen Breitband- und Basslautsprechern.
Die Polarität auf ‚positiv’ oder ‚negativ’ zu
simplifizieren ist natürlich eine sehr starke
Vereinfachung eines komplexen Phasenzusammenhangs und deshalb auch keine Kenngröße für gutes oder schlechtes Produktdesign. Daher eignet sich diese Messung auch
nur dafür, eine korrekte Verkabelung zwischen gleichartigen Lautsprechersystemen
zu überprüfen. Anders verhält es sich beim
Bildschirmdarstellung MiniLINK-Software mit angeschlossenem Gerät - das
Gerät ist in diesem Betriebszustand angeschlossen
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Test eines Kabels. Hier lassen sich Verdrahtungsdreher, unterbrochene Leitungen bei
einem symmetrischen Kabel oder bestimmte Formen von Übersprechen leicht feststellen. Mit Hilfe der kleinen numerischen Pegelanzeige können auch ganze Leitungsbündel auf ihre Übertragungseigenschaften hin
geprüft werden.
Eine wichtige Messung im Bereich der Beschallung ist die Laufzeitermittlung, zum Beispiel bei der Positionierung und korrekten
elektrischen Verzögerung von Lautsprecher-
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Gruppen. Die Messung als solche ist recht
simpel aufgebaut, da das System zwischen
dem per Kabel an das Messgerät übertragenen Testsignal und dem vom Mikrofon
empfangenen unterscheidet. Als Stimulus
dient ein schneller Sinus-Sweep, der auf
der mitgelieferten Audio-CD zur Verfügung
steht. Der Messwert kann entweder in Millisekunden oder in Metern (alternativ: Fuß)
angezeigt werden. Basis für die Berechnung
ist die Schallgeschwindigkeit bei einer bestimmten Temperatur, deren Wert angepasst
werden kann. Um die Laufzeit mehrerer kaskadierter Lautsprechergruppen zu messen,
kann eine vergleichende Messung durchgeführt werden, mit dem am nächsten stehenden Lautsprecher als Bezugspunkt.
Die elektrischen Messfunktionen wurden so
gewählt, dass eine Überprüfung der Leitungsqualität in Übertragungssystemen möglich
wird. Gemessen werden können der Pegel
RMS (in dBu, dBV, dBSPL und V), Verzerrungen (THD+N), angezeigt in dB oder Prozent (10 Hz bis 20 kHz) und schließlich die
Signalsymmetrie zwischen Pin 2 und Pin 3
in Prozent.
Sprachverständlichkeitsmessung
Selbstverständlich geht es hier nicht um
die inhaltliche, sondern um die durch die
technische und akustische Übertragungsqualität gegebene und gelieferte Sprachverständlichkeit eines Lautsprechersystems.
Der Hersteller NTI hat sich für ein Messverfahren mit der Bezeichnung STI-PA entschieden (Speech Transmission Index), mit
Messergebnissen in dBAS (A-Bewertung und
langsame (Slow) Zeitgewichtung). Die Messung erfolgt unter Zuhilfenahme eines speziellen tonalen Sinus-Mischsignals, das auf
einer Audio-CD mitgeliefert wird. Die Messung dauert in der Regel 15 Sekunden und
das Ergebnis gibt unmittelbar Aufschluss
über die Übertragungsqualität auf einer Skala von ‚schlecht’ (0.00 bis 0.30 STI) bis ‚exzellent’ (0.75 bis 1.00 STI). Eine detaillierte
Auswertung ist mit Hilfe der tabellarischen
Darstellung der Messresultate möglich, in
insgesamt sieben Frequenzbändern mit individuellen Modulationsindizes und Schalldruckpegeln. Da Sprachverständlichkeitsmessungen einen sehr komplexen theoretischen
Hintergrund widerspiegeln, der den Rahmen
dieses Beitrags deutlich sprengen würde,
möchte ich es bei dieser etwas sehr verallgemeinerten Darstellung belassen.
MiniLINK – die PC-Software
MiniLINK ermöglicht die Speicherung von
mit dem Acoustilyzer ermittelten Messdaten auf einem PC. Die Installation ist Minutensache. Über das beiliegende USB-Kabel
war die Herstellung der Kommunikationsverbindung überhaupt kein Problem. Optisch präsentiert sich MiniLINK mit einem
Messdatenfenster, den üblichen WindowsMenüs und einer grafischen Abbildung des
Acoustilyzers, dessen LC-Display-Inhalt dem
des angeschlossenen Gerätes entspricht. Alle im AL1 gespeicherten Mess-Screenshots
werden auch im Messdatenfenster auf dem
PC angezeigt. Mit einem Doppelklick vergrößert man die Messdatenanzeige am Bild-
schirm und das direkte Drucken, Speichern
oder Kopieren wird möglich. Die vorhandenen Messdaten werden zusätzlich unterhalb der Grafik numerisch-tabellarisch angezeigt. Die Messgrafik wird auf dem PC im
BMP-Format, die numerischen Daten werden
als Textdatei abgespeichert. Wenn man es
so einrichtet, werden die Daten im Messgerät nach der Speicherung im PC automatisch gelöscht. Langzeitüberwachungen mit
einem an den PC angeschlossenen AL1 werden durch die MiniLINK-Software unterstützt.
Die aktuellen Messwerte können in beliebigen Zeitabschnitten protokolliert und direkt
auf den PC geschrieben werden. Natürlich
lässt sich das Messgerät auch über den PC
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bedienen und die aktuelle Messgeräteanzeige kann am PC-Bildschirm in voller Größe abgebildet werden. Ein vor dem Test erforderliches Firmware-Upgrade via PC verlief völlig störungsfrei und sicher. Da sich
der AL1 Acoustilyzer und der ML1 Minilizer
einer identischen Hardware-Plattform bedienen, lässt sich auch ein bereits vorhandener Minilizer zu einem Acoustilyzer machen – und umgekehrt. Die Durchführung
eines Crossgrades haben wir nicht ausprobiert, doch sind hier aller Voraussicht nach
keine Überraschungen zu erwarten.
Zubehör
Unverzichtbar ist der Kauf eines Messmikrofons, am besten des aus gleichem Hause
angebotenen MiniSPL-Mikrofons, das ohne
Phantomspeisung auskommt, die der Acoustilyzer nicht bietet. Es handelt sich um ein
Messmikrofon mit Kugelcharakteristik, einer -Zoll-Membran, eingebautem Impedanzumsetzer, Vorverstärker und Stromversorgung durch zwei Mignon-Zellen. Zu den Optionen gehört auch die Sprachverständlichkeitsmessung mit entsprechender CD, die
unserem Testset beilag. Weiterhin zu nen-
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nen wäre das ML1-AL1-Crossgrade-Paket auf
CD, ein -20 dB Mikrofonadapter für sehr hohe Schalldruckpegel, eine Gürteltasche beziehungsweise ein Systemkoffer, der Platz
für einen Acoustilyzer oder Minilizer, einen
Minirator und ein Messmikrofon mit einem
zusätzlichen Fach für Kabel, Stecker und anderem Zubehör bietet.
Fazit
Mit dem Acoustilyzer AL1 ist dem in Liechtenstein ansässigen Hersteller NTI ein sehr
gutes, kompaktes Messgerät mit umfangreicher Funktionalität gelungen, das der erfolgreichen Familie von Miniaturinstrumenten, den ‚Minstruments’, wirklich alle Ehre
macht. Der Preis von rund 800 Euro plus
Zubehör ist absolut angemessen und macht
elementare akustische Messtechnik für jedermann erschwinglich. Die Option STI-PA
kostet praktisch noch einmal so viel wie das
Gerät, nämlich knapp 800 Euro; wer bereits
einen Minilyzer besitzt, kauft das Crossgrade für 348 Euro. Die Bedienung ist sehr einfach und durch ein kurzes Studium des ausführlichen Handbuches schnell zu erlernen.
Nachhallzeitmessungen, Schalldruckpegel-
messungen, Echtzeitanalysator, Langzeitpegelmessungen, FFT-Analysator und viele andere Messmöglichkeiten machen den
Acoustilyzer zu einem unverzichtbaren Werkzeug, vor allem im Bereich der Beschallung
und Festinstallation. Aber auch im Studio
lassen sich ohne großen Aufwand schnelle
Erkenntnisse über den Abhörraum und die
Qualität eines Abhörsystems gewinnen, neben der eigentlich immer wieder benötigten
Überprüfungsmöglichkeit des Abhörpegels,
oder etwa des Abgleichs eines Surround-Abhörsystems. Die Anwendung eines solchen
Messgerätes bringt schnell Sicherheit hinsichtlich der Arbeitsbedingungen und entscheidet in vielen Situationen vielleicht sogar
über Erfolg oder Misserfolg eines Projektes.
Von besonderem Vorteil ist, dass man keine übermäßig detaillierten Kenntnisse haben muss, um mit dem Acoustilyzer zielgerecht arbeiten zu können. Messungen, die
ich während der gesamten Testphase immer wieder durchführte, zeigten eine extrem hohe Wiederholgenauigkeit und stellten das schlüssige Konzept der gewählten
Menüstruktur immer wieder unter Beweis.
Ein ausgezeichnetes Produkt!
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