Leadership am Beispiel von Löwe und Leitwolf

KEYNOTE | DR. MAT THIAS NÖLLKE | KEYNOTE SPEAKER
Leadership am Beispiel von
Löwe und Leitwolf
Leadership based on the lion
and the wolfpack leader
Die Natur als Vorbild für Chefs
Nature as a role model for bosses
„Der Löwe ist ein Beispiel für eiziente Führung und
optimales Selbstmanagement und damit ein Vorbild für
so manche Führungskraft, die aufsteigen will“, erklärte der
Wissenschaftsautor und Bionik-Experte Matthias Nöllke,
München, in seiner Keynote-Rede zum Thema „Was Manager von der Natur lernen können“.
“The lion is a paradigm of eicient leadership and optimized self-management and thus a role-model for so
many managers who want to get promoted,” explained the
scientiic author and bionics expert Matthias Nöllke from
Munich, in his keynote speech on the subject, “What managers can learn from nature”.
Die drei Erfolgsregeln des Löwen
Seit jeher gilt der Löwe als der König der Tiere. Er ist
ein Symbol für Macht, Führungsstärke und Souveränität.
Doch nur wenige Menschen wissen, dass ein männlicher
Löwe bis zu 20 Stunden am Tag schläft. Damit er trotz eines
entspannten Lebenswandels an der Spitze seines Rudels
bleibt, befolgt er drei Regeln:
1. Tue möglichst wenig selbst.
2. Delegiere nur an Prois und kontrolliere
ergebnisorientiert.
3. Wenn es darauf ankommt, zeige Stärke.
The lion’s three rules of success
For time immemorial, the lion has been the king of
the beasts. He is a symbol of power, strong leadership and
authority. Yet few people know that a male lion sleeps for
up to 20 hours a day. In order to stay at the top of his pride,
despite his relaxed lifestyle, he follows three rules:
1. Do as little as possible yourself.
2. Just delegate to professionals and control
according to results.
3. When necessary, show strength.
“There is strength in serenity” seems to be the motto
of the lion. He delegates all tasks that others can do, or can
do even better. Once the work has been distributed, he no
longer meddles, but checks that the objective is achieved,
and ultimately ensures a harmonious overall end result. In
the pride, the position of leader is also iercely contested.
Therefore only those come to the top that can calmly sense
when they must demonstrate their presence and reveal
their strengths – for example, when young lions test out if
one of them can disempower the “old” lion from his position as leader.
„In der Ruhe liegt die Kraft“ scheint das Motto eines
Löwen zu sein. Er delegiert alle Aufgaben, die andere auch
oder sogar besser erledigen können. Wenn die Arbeiten
verteilt sind, mischt er sich nicht mehr ein, kontrolliert
aber, ob das Ziel erreicht wurde, und sorgt letztlich für ein
stimmiges Gesamtergebnis. Um die Position des Anführers wird auch im Löwenrudel sehr hart gekämpft. Deshalb
kommt nur an die Spitze, wer bei aller Gelassenheit ein Gespür dafür hat, wann er Präsenz und Stärke zeigen muss –
zum Beispiel dann, wenn junge Löwen testen, ob nicht
einer von ihnen den „alten“ Löwen an der Spitze entmachten könnte.
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KEYNOTE | DR. MAT THIAS NÖLLKE
Auch erfolgreiche Strategien müssen
regelmäßig überdacht werden
„In der Natur existiert eine unglaubliche Vielfalt von
Strategien, wie man an die Spitze einer Herde kommt oder
wie man die größte Beute macht“, erklärte Nöllke. Auf einer
übergeordneten Ebene könnten Manager von Tieren insbesondere zum Thema „Beute machen“ noch Folgendes
lernen: Jede noch so erfolgreiche Strategie muss regelmäßig überprüft und modiiziert werden, denn sie hat
nur eine begrenzte Gültigkeit. Die Konkurrenten oder die
potenziellen Beutetiere passen sich nach einer gewissen
Zeit an jede Erfolgsstrategie ihrer Gegner an und entwickeln Wege, sie geschickt auszuhebeln.
Befragt nach seinen Lieblingstieren, meinte Nöllke,
dass ihm die Zwergmungos gut geielen. Das seien kleine
katzenartige Raubtiere, die ein bisschen an einen Marder
erinnerten. Sie lebten in Gruppen von bis zu 30 Tieren
zusammen. An der Spitze der Sippe stehe ein Alpha-Weibchen. Und wenn ein Tier aus der Sippe erkranke oder verletzt werde, dann kümmere sich das Alpha-Weibchen
persönlich um den Betrefenden. In anderen Tiergemeinschaften werde man nach einer Verletzung häuig ausgestoßen. Die Zwergmungos müssten aber unter sehr harten Bedingungen überleben und können auf niemanden
verzichten.
„Manager können von einem Löwen in erster Linie den
Nutzen einer umfassenden Delegation von Aufgaben lernen“, so Nöllke, der sich seit über 20 Jahren mit Managementbionik befasst – also mit der Frage, was Führungskräfte und Organisationen von der Natur lernen können.
Dabei behauptet der Experte nicht, dass die Bionik die
„ewigen Gesetze der Natur“ verkünde. Die Beispiele aus
dem Tierreich seien nur Metaphern, die man als Denkanstoß nutzen solle. Natürlich gebe es einen Unterschied
zwischen einer Business-Organisation und einem Ameisenhaufen. Tiere hätten zum Beispiel keine diferenzierte
Sprache, aber Beispiele aus der Natur seien oft einleuchtend einfach und könnten komplexe Probleme begreilich
machen.
„Manager können
von einem Löwen in erster Linie
den Nutzen einer
umfassenden Delegation von
Aufgaben lernen.“
Wolfsrudel: Die unangenehmen Arbeiten
übernimmt der Stellvertreter
Führungskräfte könnten aber auch etwas von einem
Wolfsrudel lernen, so Nöllke. Der Alpha- oder Leitwolf teilt
sich nämlich die Führungsaufgabe mit einem Stellvertreter,
dem sogenannten Beta-Wolf. Beta kümmert sich darum,
dass die Gruppenregeln eingehalten werden. Der Leitwolf
hält sich aus gutem Grund heraus, wenn Disziplinlosigkeit
bestraft werden muss, denn das würde nur seiner Beliebtheit schaden. Jemandem an der Spitze sollten positive Gefühle entgegengebracht werden. Der Stellvertreter muss
deshalb jemand sein, der kein Problem damit hat, gehasst
zu werden. Der Beta-Wolf ist als humorloser Bad Boy quasi
der „Controller im Wolfspelz“.
Damit das Modell „Führen mit verteilten Rollen“ klappt,
ist es notwendig, dass Chef und Stellvertreter an einem
Strang ziehen und nicht gegeneinander arbeiten. Der
Stellvertreter sollte sich laut Nöllke aber im Klaren darüber sein, dass er nie der Nachfolger des Chefs werden könne, weil ihm niemand den für einen Leitwolf notwendigen
ausgleichenden Führungsstil zutraue.
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Successful strategies must also be reviewed on a
regular basis
“In nature there is an incredible variety of strategies for
rising to the top of the herd, or how you capture the best
prey,” Nöllke explained. At a higher level, managers could
in particular learn the following from animals on the subject of hunting: each strategy that has proved successful
to date must be regularly reviewed and modiied, as it will
only work for so long. The competition, or the potential
prey, will adjust to each success strategy of their opponents after a while and develop ways to counter it.
Asked to name his favorite animals, Nöllke said that he
liked the dwarf mongoose. These are small feline beasts of
prey, rather like a marten. They live together in groups of
up to 30 creatures. At the head of the clan is an alpha female. And when an animal in the clan gets sick or injured,
the alpha female takes care of those afected in person. In
other animal communities those that sufer an injury are
often excluded. But the dwarf mongooses must survive in
very harsh conditions and cannot do without any of their
family members.
“First and foremost, managers can learn the beneit of
comprehensive task delegation by observing the lion,” according to Nöllke, who has been focusing on management bionics for more than 20 years, as well as the question, what management and organizations can learn from
nature. In this regard Nöllke does not assert that bionics
proclaims “eternal laws of nature”. The examples from the
animal kingdom are only metaphors that one should use as
an impulse for further thought. Of course, there is a diference between a business organization and an anthill. Animals, for example, do not have nuanced languages, but examples from nature are often simply enlightening and can
make it easier to grasp the essence of complex problems.
Wolfpacks: the lieutenant takes care of the
unpleasant tasks
Managers could however also learn something from a
wolfpack, according to Nöllke. In particular, the alpha wolf
or leader of the pack shares the leadership task with a “lieutenant”, the so-called beta wolf. The beta ensures that the
group rules are adhered to. The leader of the pack keeps
out of this for the good reason that if he had to punish lack
of discipline himself, this would only damage his popularity. The person at the top should only meet with positive sentiments. Therefore the lieutenant must be someone who has no problem with being hated. The beta wolf
is, as the humorless controller, the “wolf in wolf’s clothing”.
For the leadership with distributed roles model to
work, it is necessary that the boss and his lieutenant act
in concert and do not work against one another. It should
however be clear to the lieutenant, according to Nöllke,
that he will never be able to become the boss’s successor,
because nobody will entrust him with the boss’s necessary
but countervailing leadership style.
“First and foremost,
managers can learn the benefit
of comprehensive
task delegation by observing
the lion.”
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