„Ich habe nicht geglaubt, mit 43 einen Herzinfarkt zu bekommen“

HANNOVER
NR. 275 | MITTWOCH, 25. NOVEMBER 2015
HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG |
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„Ich habe nicht geglaubt, mit 43 einen Herzinfarkt zu bekommen“
Thomas Düsterdiek überlebte, weil er den Notruf wählte und schnell ins Krankenhaus kam / HAZ-Telefonaktion: Morgen beantworten Experten Fragen von Lesern
Von BärBel hilBig
Z
wei Tage vor dem Herzinfarkt fühlt
sich das Leben von Thomas Düsterdiek noch ganz vertraut an. Mit seiner Frau hat er an einem Sonnabend Anfang Oktober in der Swiss-Life-Hall über
den Komiker Kaya Yanar gelacht. Beide
freuen sich auf die bevorstehende, lange
geplante Reise in die Karibik. Eine Art
Flitterwochen, denn erst im Mai hat das
Paar geheiratet. Doch auf dem Heimweg
von der Halle bekommt Thomas Düsterdiek plötzlich Schweißausbrüche. „Wenn
ich stehen blieb, war das wieder weg.“ Im
Nachhinein betrachtet ist es das erste Anzeichen für den lebensbedrohlichen Einbruch der Krankheit in den Alltag.
Am nächsten Morgen, einem Sonntag,
will der stets energiegeladene Mittvierziger sein Auto waschen, es gehört zu den
Dingen, die er in seiner Freizeit wirklich
gerne macht. Er muss abbrechen, in Brust,
Kopf, linker Schulter und Arm spürt Düsterdiek Schmerzen. Den Sonntag verbringt er auf dem Sofa, fühlt sich dabei
besser. Abends brechen die Düsterdieks
mit ihren Hunden zu einem Spaziergang
auf. Die stechenden Schmerzen melden
sich zurück. „Aber auch das habe ich
noch nicht für bare Münze genommen.
Ich habe einfach nicht geglaubt, mit 43
einen Herzinfarkt zu bekommen.“ Ein
Satz, den Düsterdiek noch häufig ins Gespräch einfließen lässt.
Auch Sabine Feise-Düsterdiek, von
Beruf medizinische Fachangestellte,
denkt an dem Abend noch nicht so weit.
Sie will ihren Mann aber ins Krankenhaus bringen. Er weigert sich: Am Wochenende geschehe dort doch nichts. Am
Montag geht Düsterdiek wie gewohnt zur
Arbeit. Er leitet die Flughafenmeisterei
mit 42 Mitarbeitern am Flughafen Langenhagen, organisiert für das gesamte
Areal Straßen- und Flugfeldreinigung,
Grünflächenpflege und Abfallentsorgung.
Ein Stressjob, vor allem im Winter. Vom
Zustand der Landebahnen hängt die Sicherheit der Passagiere ab. „Wenn die
ersten Schneeflocken fallen, werde ich
elektrisch“, beschreibt es Düsterdiek.
An dem Montag ist an Winter noch
nicht zu denken. Doch er schleppt sich,
anders als gewohnt, durch den Arbeitstag
im Büro. Zu Hause vertreibt er sich die
Zeit mit Holzhacken, während er auf die
Heimkehr seiner Frau wartet. Da bricht
der Schmerz über ihn herein, fünf, vielleicht zehn Minuten. „Diese Schmerzen
kann man sich vorher nicht vorstellen. Ich
weiß nicht, ob der Tod sich so anfühlt.“
Düsterdiek schafft es, in dieser Zeit mit
seiner Frau zu telefonieren. Dieses Mal
Vorher
nachher
Fotos: Kutter (3)
1
2
1 Der Blutfluss endet abrupt, die Arterie ist verstopft. 2 Nachdem eine Gefäßstütze gesetzt wurde, fließt das Blut wieder ungehindert in den Herzmuskel.
besteht sie darauf, dass er den Notruf
wählt. Es gelingt ihm noch, einen Schuh
in die Haustür zu klemmen. Kurze Zeit
später stehen Arzt, Polizisten, die notfalls
die Tür aufgebrochen hätten, und Rettungssanitäter auf dem Wohnzimmerteppich um ihn herum. Diagnose: schwerer
Herzinfarkt.
Ein Rettungshubschrauber, der mitten
auf der Dorfkreuzung landet, bringt Düs-
Schleichende Erkrankung
Risikofaktoren für eine koronare Herzkrankheit sind Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Stress sowie fette,
süße und fleischlastige Mahlzeiten. Erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes und
Bluthochdruck tragen dazu bei, dass
sich Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen festsetzen. Die Gefäßverkalkung
(Arteriosklerose) entwickelt sich über
Jahre und kann die Durchblutung des
Sabine Feise-Düsterdiek ist dankbar,
dass ihr Mann Thomas den Herzinfarkt
überstanden hat. Der 44-Jährige geht
nur mit Patientenkarte aus dem Haus
(o.). Vom zweiten Eingriff ist noch ein
Einstich am Handgelenk sichtbar.
Herzmuskels stören. Bei körperlicher Anstrengung treten Druck oder Brennen im
Brustkorb ein (Angina pectoris). Beim
Herzinfarkt schließt sich das verengte
Gefäß. Symptome sind schwere, länger
als fünf Minuten anhaltende Schmerzen
im Brustkorb, oft auch in Armen, Schulter, Hals, Schweißausbrüche, Übelkeit
und Atemnot. In diesem Fall sollte sofort
der Notruf 112 gewählt werden.
bil
terdiek von Wedemark-Resse sofort in
die Medizinische Hochschule Hannover.
Dort kommt der Patient ohne Umweg
über die Notaufnahme auf den Behandlungstisch im Herzkatheter-Labor. Seine
rechte Herzkranzarterie, durch die Blut
und damit Sauerstoff in den Herzmuskel
gelangen soll, ist verschlossen. Bei örtlicher Betäubung geht ein Arzt mit einem
Röhrchen, das er über einen Draht einführt, über die Leiste in die Schlagader
und das verschlossene Kranzgefäß. „Das
tut nicht weh, aber als er beim Herzen
ankam, fühlte sich das wie ein Infarkt
an.“
Düsterdiek bekommt einen Stent, eine
Gefäßstütze aus Metall, gesetzt. Seitdem
nimmt er eine ganze Batterie von Tabletten, darunter Blutverdünner. Da die Ärzte
bei der Notfallbehandlung auch eine Verengung in der linken Kranzarterie festgestellt haben, hat Düsterdiek dort ebenfalls
einen Stent erhalten. Bei diesem Eingriff
führte der Arzt den Katheter über das
Handgelenk ein. „In jeder Minute, in der
der Herzmuskel nicht mit Sauerstoff versorgt wird, stirbt ein
Telefon
Teil des Gewebes“, erläutert
Rufen Sie moRgen an
a k T io n
Professor Johann Bauersachs,
Direktor der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie. Daher
werde eine leichte Einschränkung der
Pumpleistung des Herzens bleiben. „Und
leich drei Fachärzte stellen sich am
freigeschaltet. Die Telefonate werden
der Patient muss sein Leben lang Medimorgigen Donnerstag zwei Stunnicht aufgezeichnet, die Fragen der
kamente nehmen.“
den lang den Fragen von HAZ-Lesern
Leser aber protokolliert. Eine AuswerThomas Düsterdiek ist entschlossen,
und beraten fachkundig zum Ortstarif.
tung finden Sie am Sonnabend in der
mit seinem Körper künftig vorsichtiger
Die Telefone sind von 15 bis 17 Uhr
HAZ. Das sind die drei Experten:
umzugehen. In der ambulanten RehaTherapie, die jetzt ansteht, will er gegen
sein Übergewicht angehen. Und lernen,
wie er Sport und Ernährung umstellt. Die
Lust auf Zigaretten ist dem bisher starken
Raucher bereits vergangen. Nur der Arbeitsstress, der fehlt ihm. Es wurmt ihn
geradezu, während der Krankheitsphase
keine beruflichen E-Mails zu bekommen.
■ Professor Dr. Andreas
■ Dr. med. Jörn Tongers
PD Dr. med. Christian
„Er kann ohne Arbeit nicht sein“, stellt
Kühn ist Oberarzt der
Franke ist Chefarzt und
ist Oberarzt der Klinik
Sabine Feise-Düsterdiek fest.
Klinik für Herz-, ThoFacharzt für Innere Mefür Kardiologie und AnDoch bei Düsterdiek hat gleichzeitig
rax-, Transplantationsdizin und Kardiologie.
giologie der Mediziniein Umdenken eingesetzt. Er hat auf seiund
Gefäßchirurgie
Er ist auch Experte für
schen Hochschule Hannen Hausarzt gehört und zwischen den
(HTTG) der MediziniErwachsene mit angenover.
Tongers
ist
beiden Eingriffen nicht gearbeitet. Sonnschen Hochschule Hanborenen
Herzfehlern
während unserer Teletag hat er seinen 44. Geburtstag gefeiert.
nover. Kühn ist erreichdes Klinikums Siloahfonaktion erreichbar unAls draußen der erste Schnee fiel, reichte
bar unter:
Oststadt-Heidehaus:
ter der Telefonnummer:
es ihm, dass seine Mitarbeiter sich kümmern. Er will erst im Januar nach der
(05 11) 52 27 90
(05 11) 52 27 91
(05 11) 52 27 92
Reha wieder arbeiten. Und im nächsten
März in die Karibik.
Diese Experten wissen Rat
G
Gelungenes Experiment
Die Waldorfschule am Maschsee feiert ihr 90-jähriges Bestehen
Von SaSkia Döhner
D
ie Freie Waldorfschule am Maschsee feiert im kommenden Jahr ihr
90-jähriges Bestehen und ist damit
die drittälteste Waldorfschule Deutschlands – nach Stuttgart und HamburgWandsbek. Bundesweit gibt es gut 230
Waldorfschulen, weltweit sogar das
Fünfache. Ein anderes Jubiläum hat die
Schule am Maschsee schon in diesem
Jahr: Sie war 1945 die erste Schule im
Stadtgebiet, die nach dem Zweiten
Weltkrieg wieder mit dem Unterricht
begann. Die Genehmigung wurde von
der britischen Militärverwaltung in englischer Sprache erteilt und ist heute
noch gültig, wie Detlev Schiewe, Geschäftsführer der Schule, sagt.
Lehrerin Astrid Homeyer hat die historische Entwicklung der Schule zusammengestellt: Zuerst ist es ein Experiment der Lehrerin Mathilde Hoyer, die
Ostern 1926 mit 51 Erstklässlern eine
Versuchsklasse in der Bürgerschule an
der Friesenstraße startet, schon ein Jahr
später zieht die Schule, die stetig
wächst, in die Garvens-Villa in der
Nordstadt. 1936 verhängt die nationalsozialistische Schulbehörde einen Aufnahmestopp, zwei Jahre später wird die
Waldorfschule ganz verboten. Nach
1945 dann der Neubeginn in der zerbombten Jugendherberge am Maschsee: Zehn Lehrer starten mit rund 150
Schülern in sechs provisorischen Klassenräumen.
„Es fehlte alles“, sagt Jörg Dernedde,
der am 1. Oktober 1945 eingeschult wurde. „Schulbücher und Hefte gab es nicht.
Das Einzige, was wir hatten, waren eine
Schiefertafel, ein Griffel und ein
Schwamm. Tische waren notdürftig aus
breiten Brettern zusammengezimmert.
Wir saßen auf Brettern, die durch Ziegelsteine auf Sitzhöhe gebracht waren. Im
Türrahmen hingen lange Kartoffelsäcke,
die die fehlenden Türen ersetzten.“
Heute besuchen mehr als 830 Kinder
die Waldorfschule am Maschsee, die im
Schnitt- zwei- und nur im ersten Jahrgang dreizügig ist. Rund 50 bis 60 Abi-
turienten legen alljährlich ihre Abschlussprüfung ab, darunter sind auch
Waldorf-Schüler aus Göttingen oder der
Lüneburger Heide. Laut Schiewes Angaben machen bis zu 70 Prozent der
Schüler am Ende auch das Abitur.
In der Region ist die Schule, die auch
ein Lehrerseminar und einen Kindergarten auf dem Gelände hat, nicht die einzige Waldorfschule. Mit Konkurrenz hat
das „Waldorfgymnasium“, wie die Schule genannt wird, aber kein Problem. Im
Gegenteil, sagt Schiewe. Mit der Waldorfschule in Bothfeld, die für ihren
kreativen Schwerpunkt bekannt ist, und
der Waldorfschule Sorsum in Wennigsen am Deister arbeite man sehr eng zusammen. Seit 2013 hat die Schule am
Maschsee sogar einen Nobelpreisträger:
den Mediziner Thomas Südhof, Abiturient des Jahrgangs 1975. Im April 2016
will die Schule ihr Jubiläum mit einer
Gala feiern, eingeladen sind auch Kultusministerin Frauke Heiligenstadt
(SPD) und Oberbürgermeister Stefan
Schostok (SPD).
Unterricht im
Blockmodell
und mit viel
Platz für
Bewegung –
das ist die
Waldorfschule am Maschsee heute. Der
Neustart nach
dem Zweiten
Weltkrieg
begann recht
spartanisch
und mit vielen
Kindern.
Fotos: Kutter/
privat (2)
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