Zerstörung und Wiederaufbau in Soest

Zerstörung und Wiederaufbau in Soest
St. Petri
St. Petri ist die älteste Pfarrkirche in Soest, bereits Ende des 8. Jahrhunderts
wurde an dieser Stelle ein Kirchenbau errichtet. Heute weist St. Petri Spuren
der Romanik, der Gotik und des Barocks auf.
Am 28. Februar 1945 explodierte eine
schwere Fliegerbombe neben der
Sakristei von St. Petri in der Rathausstraße. Dadurch stürzten der Chor
und die Gewölbe des Kreuzschiffes
ein. Teile der Chorwände und die
Nord- und Südwand des Kreuzschiffes blieben erhalten. Zerstört wurden
auch die Chormalereien und der
barocke Hochaltar.
Ab 1947 wurde die Kirche wieder
aufgebaut. Um die Kirche für den
Gottesdient nutzen zu können, zog
man1948 eine provisorische Mauer
zwischen dem zerstörten Chor und
dem Hauptschiff hoch.
1955 konnte schließlich der wiederhergestellte Chor geweiht werden.
Damit waren die Hauptschäden beseitigt.
Eine Ausstellung des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Soest unterstützt durch
die Bürgerstiftung Hellweg-Region und den Verein Soester Wirtschaft e.V.
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St. Patrokli
Das bis heute von der Patrokli-Gemeinde genutzte Bauwerk wurde 1166 vollendet, das Westwerk mit dem 82 Meter hohen Turm um 1200 errichtet. St.
Patrokli war lange Zeit mit den Reliquien des hlg. Patroklus der katholische
Mittelpunkt der Region. Der spätromanische Bau ersetzte eine einschiffige
Saalkirche. Sie entstand, nachdem Erzbischof Bruno von Köln 954 in Soest ein
Kollegiatstift gegründet hatte.
Im Zweiten Weltkrieg wurde sie stark
beschädigt. Schon am 5. Dezember
1944 richteten Bomben erhebliche
Schäden an der Nordwand des Westwerks an. Am 7. März 1945 wurden
die Chorapsis und Teile des Chors
mit den romanischen Wandmalereien zerstört. Bei der Besetzung Soests
durch amerikanische Truppen Anfang
April 1945 rissen Granaten Löcher in
die Bleiabdeckung des Turmhelms.
Der Wiederaufbau begann 1945. Der
Grundstein von Chor und Apsis wurde 1946 gelegt, und seit Mai 1948
konnten in der Kirche wieder Gottesdienste gefeiert werden. Die Ausmalung des Chors nach dem Vorbild der
romanischen Fresken erfolgte 1955.
Und neu gestaltete Glasfenster ersetzten ab 1976 die Notverglasung.
Statische Schäden wurden durch eine
grundlegende Sanierung von 1974
bis 1978 beseitigt.
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St. Thomä
Die ersten Franziskanermönche sollen sich ab 1232/33 in Soest niedergelassen haben. Ihre Kirche als Zentrum eines Klosters wurde schon für das Jahr
1259 erwähnt. Aber der komplette Bau, eine dreischiffige Hallenkirche, ist
wohl erst 1295 vollendet worden.
Am 5. Dezember 1944 stürzten durch
Bombentreffer alle Gewölbe des Mittelschiffs und auch einige der beiden
Seitenschiffe ein. Die Kirche und das
Klostergebäude brannten vollständig
aus. Ein Volltreffer am 7. März 1945
brachte auch die restlichen Pfeiler
und Gewölbe zum Einsturz. Schließlich wehte am 28. Dezember 1945 ein
schwerer Südweststurm das Giebeldreieck der Westwand um. Nur die
Außenmauern blieben stehen.
Der Wiedererrichtung der Kirche begann 1954. Nachdem 1963 die Choranlage wieder aufgebaut worden
war, wurde sie durch eine Mauer vom
Kirchenschiff abgetrennt, sodass der
Chorraum für den Gottesdienst genutzt werden konnte. 1966 war dann
der gesamte Kirchenbau wiederhergestellt.
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Zum Kuhfuß
Ein Vorläuferbau des Anwesens Marktstraße 7 war schon seit dem 12. Jahrhundert als der „Kuhfuß“ bekannt. 1540 wurde ein Neubau mit spätgotischem
Laubengang angelegt. Das Renaissancegebäude galt als eines der schönsten
Patrizierhäuser in Soest.
In der Nacht vom 11. zum 12. Juni
1940 wurde es durch britische Fliegerbomben stark beschädigt. Als eines der wenigen Häuser in Deutschland baute man es noch während des
Krieges wieder auf – in Anlehnung an
seine ursprüngliche Architektur. Dadurch wollte man auch den Aufbauwillen Deutschlands demonstrieren.
Und die Familie Husemeyer, Eigentümer seit 1863, konnte schon am 17.
Juli 1941 wieder in ihr Haus zurückkehren.
Der Balkenfries mitsamt seinen Konsolen und die Giebelseiten wurden
vom Soester Künstler Fritz Viegener gestaltet. Er schmückte sie mit
Schnitzereien aus verschiedenen Themenbereichen. Einige davon weisen
auf die Familie Husemeyer und die
Metzgerei hin, die sie in dem Haus
betrieb. Andere Symbole machen
auf die Soester Hansegeschichte aufmerksam und die Bombardierung des
Gebäudes. Umstritten sind vor allem
die Schnitzereien, die auf die nationalsozialistische Ideologie verweisen.
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Kreishaus
Das Foto zeigt den zerstörten Eingangsbereich des Kreishauses nach dem
schweren Bombenangriff vom 5. Dezember 1944. Er befand sich nach der Erweiterung des Verwaltungsgebäudes 1936 an der Osthofenstraße 60.
Wegen der schweren Beschädigungen wurden die Geschäftsräume in
die Landwirtschaftsschule an der Niederbergheimerstraße 24 bis 26 verlegt. Nach dem Wiederaufbau 1945
kehrte die Kreisverwaltung an die
Osthofenstraße zurück.
Auch die Stadtverwaltung arbeitete
wegen der Schäden am Rathaus nach
dem 5. Dezember 1944 bis zum 23.
August 1946 in der Patroklischule.
Diese hieß damals nach dem Gründer
und zeitweiligen Führer des Nationalsozialistischen Lehrerbundes HansSchemm-Schule.
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Hotel zur Börde
Im Gebäude Nöttenstraße 1 befand sich früher das Hotel zur Börde. Das Haus
wurde am 5. Dezember 1944 stark zerstört und ab Juli 1951 vollständig wiederaufgebaut.
Es wurden aber nicht nur die einzelnen Häuser wiederhergestellt. Schon
vor Kriegsende machte man Pläne für
den Aufbau der gesamten Stadt. Der
erste Bebauungsplan wurde am 7.
Dezember 1945 der Gemeindevertretung vorgestellt und im Wesentlichen
von den denkmalpflegerischen Vorstellungen von Hubertus Schwartz
beeinflusst. Danach sollte die Innenstadt von Soest auf altem Grundriss
und im alten Stil wiederaufgebaut
werden, allerdings unter Berücksichtigung der neuzeitlichen Verkehrsentwicklung.
Vor allem die romantischen Blickachsen sollten nicht verbaut werden. Der
Wiederaufbau in diesem Sinne wurde durch die 1946/47 und 1949 gezeigte Ausstellung „Soest baut auf“
gefördert und von der „Notgemeinschaft Soest baut auf“. Sie finanzierte
mit dem von ihr gesammelten Geld
denkmalpflegerische Maßnahmen bis 1954 für 217 Gebäude.
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Von Köppenscher Hof
Das Haus, ein Patrizier- und Adelssitz, lag unmittelbar am nördlichen Rand des
großen Teichs. Dass das Grundstück schon im Mittelalter bebaut war, belegt
die erste urkundliche Erwähnung eines Anwesens „op dem groten Dyke“ aus
dem Jahr 1418.
Es war ein zweigeschossiger Steinbau
mit einem vorspringenden, turmähnlichen Anbau. Wie es für einen Patrizier- und Adelssitz in Soest üblich war,
befanden sich auf der großen Hofstelle ursprünglich auch eine Scheune,
Stallungen, mindestens ein weiteres
kleines Haus (Gadum) sowie ein Brunnen. Der „Von Köppensche Hof“ wurde am 5. Dezember 1944 stark zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Er verfiel, und die Ruine wurde später abgerissen. Nach dem Krieg kaufte die Stadt Soest das Gelände und
richtete dort den Theodor-Heuß-Park
ein. Auf einem Teil der früheren Hausfläche wurde 1957 der Kunstpavillon
gebaut. Diesen integrierte man 1999
in den Gebäudekomplex eines Restaurants, das bis 2011 bestand.
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Ulricherstraße
Wie auf der Ulricherstraße sah es ab
Dezember 1944 an vielen Stellen der
Soester Innenstadt aus. Vorher hatte es nur vereinzelte Bombenschäden gegeben. Die 34 Bombenangriffe ab Mai 1940 galten neben dem
kriegswichtigen Batteriewerk Hagen
(Akku Hagen) vor allem dem Soester
Güter- und Rangierbahnhof, einem
der größten und bedeutensten in
Deutschland.
Allein durch den schweren Angriff am
5. Dezember 1944 kamen 220 Menschen ums Leben. Weitere Zerstörungen richtete vom 4. bis zum 6. April
der Artilleriebeschuss amerikanischer
Truppen vor der Einnahme der Stadt
an. Am Ende des Krieges waren ca.
60% der Gebäude zerstört oder stark
beschädigt.
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Rathausstraße 6
Nach dem Soester Häuserbuch befand sich das Gebäude an der Rathausstr. 2
(6) 1789 im Bau. Man nutzte es als Wohn- und Geschäftshaus. Am 5. Dezember 1944 wurde es zerstört und ab dem Herbst 1949 vollständig wiederaufgebaut.
Durch den schwersten Bombenangriff auf Soest sind auch einige für
die Geschichte der Stadt bedeutende Häuser in der Nachbarschaft zerstört worden, und zwar das Haus zum
„Stern“ und zum Löwen. Der „Stern“
lag an der Ecke Rathausstraße/Am
Seel. Er war lange Zeit ein Versammlungshaus der Soester Patrizier.
Das Haus zum Löwen schloss sich die
Straße hinab an. Es war seit dem Mittelalter bis ins 18. Jahundert sowohl
Weinhaus der Stadt wie zeitweiliges
Tagungslokal des Soester Rates. Vom
Hotel „Deutsches Haus“ auf der gegenüberliegenden Straßenseite von
Nr.2 (6) blieb nur die Fassade stehen.
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Brüderstraße 14
Auf dem Grundstück Brüderstraße 14 stand schon 1757 ein Haus. Das Gebäude mit dem Uhrmachergeschäft Hoischen wurde am 5. Dezember 1944 zerstört und ab dem Herbst 1949 vollständig wiederaufgebaut.
Die Bombenangriffe forderten nicht
nur Menschenleben und zerstörten
Wohnungen, Geschäfte, Fabriken, Kirchen und andere Gebäude, sondern
schränkten die Versorgung der Bevölkerung stark ein. Z. B. wurden am 5.
Dezember 1944 alle acht Uhrmacherbetriebe in der Soester Innenstadt
beschädigt, manche schwer.
Drei von ihnen blieben eine Zeitlang geschlossen. Hoischen eröffnete
nach dem Angriff das Geschäft in einem anderen Gebäude an der Straße
der SA., wie die Brüderstraße damals
hieß. Einige der Uhrmacherläden
wurden bei den Folgeangriffen 1945
erneut beschädigt.
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Brüderstraße 10
An der Stelle des Wohn- und Geschäftshauses Brüderstraße 10 gab es nach
dem Soester Häuserbuch schon 1757 ein Gebäude. Wie viele andere in der
Brüderstraße wurde es am 5. Dezember 1944 zerstört.
Durch die 34 Bombenangriffe ab
1940, den Beschuss durch Tiefflieger
ab 1944 und durch Artillerie vom 4.
bis zum 6. April 1945 starben in Soest
– urkundlich belegt – 446 Menschen,
wahrscheinlich also mehr. Unter den
Toten waren Soester, deutsche Soldaten aus den Soester Kasernen, Reisende in Zügen und auf dem Bahnhof,
Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus der ehemaligen Sowjetunion,
Polen, Frankreich, den Niederlanden
und Belgien.
Bis 1950 wurden 826 gefallene Wehrmachtsangehörige aus Soest beurkundet. Der Zweite Weltkrieg kostete also mehr als 1300 Menschen aus
und in Soest das Leben. Beschränkt
man sich nur auf die Bürger der Stadt,
so waren das bei einer Einwohnerzahl
von 23 016 im Jahr 1943 mehr als 5%.
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Wiesenstraße 6
Das Wohnhaus Wiesenstraße 6 ist nach einer Datierungsinschrift 1585 errichtet worden. Von Beginn bis Mitte des 18. Jahrhunderts befand sich in dem Gebäude die Wirtschaft „Im König von Preussen“. Am 5. Dezember 1944 wurde
das Haus stark beschädigt.
Ab dem Juni 1949 baute man das
Vorderhaus in Fachwerkbauweise
wieder auf, zum „Damm“ hin allerdings nur in vereinfachter Weise. Den
rückwärtigen Teil des Hauses errichtete man erst 1968, in Massivbauweise und in der Breite etwas schmaler.
Schon am 13. Juni 1941 zerstörte eine
Luftmine in der Nachbarschaft eine
Anzahl von Gebäuden, darunter das
markante „Bügeleisenhaus“. Im Haus
Wiesenstraße 5. (s. unteres Foto) starben dabei vier der Bewohner. Einige
der Häuser wurden nicht wieder aufgebaut. So entstand eine große Freifläche. Sie vergrößerte sich noch, als
das Hallenbad und das alte Wasserwerk abgerissen wurden. Heute wird
sie als Parkplatz genutzt. Auch konnte die Wiesenstraße verbreitert werden, z. B. an der Einmündung in den
„Damm“.
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