Hier wird gespielt …

Hier wird gespielt …
… weil es für Kinder nichts Besseres gibt.
Die Welt der Regelspiele
Inforeihe für Erzieherinnen / Erzieher und Eltern
DIE WELT
DER
REGELSPIELE
Eine spielerische Möglichkeit,
für soziale Spielregeln Verständnis zu erwecken
Zu Beginn des Kindergartenalters sind ungebundene Formen des Spiels,
wie das Rollenspiel, von Bedeutung. Später, im Alter von vier bis sechs
Jahren, beginnen sich Kinder für Spiele zu interessieren, die durch Regeln
geprägt sind.
Im geregelten Spiel wird zum einen ohne Material, wie bei Singspielen oder
Abzählreimen, zum anderen mit unterschiedlichen Hilfsmitteln wie Ball,
Murmeln, Karten und Brettspielen gespielt.
Brettspiele fordern von Kindern soziale Leistungen und Fähigkeiten. Die
Regel ist eine soziale Vereinbarung, die das Spiel erst ermöglicht. Solche
Vereinbarungen kennen die Kinder aus ihrer Lebenswelt. Trotzdem können
sie sich manchmal schwer damit tun – vor allem am Anfang ihrer Bekannt­
schaft mit dieser neuen Spielform.
Das liegt daran, dass drei­ und vierjährige Kinder sich in einer Entwick­
lungsphase befinden, in der sie noch sehr selbstbezogen sind. Diese Tatsa­
che und die Lust nachzuahmen prägen auch manches mal das Brettspiel:
Da kann der Würfel dann schon dreimal hintereinander über den Tisch
klackern oder eine Spielfigur, anstatt über zwei Felder, gleich über das
ganze Spielbrett eilen. Erwachsene sollten solches Spielverhalten nicht als
Regelwidrigkeit ahnden, sondern Tipps und Unterstützung geben, bis das
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Kind fähig ist, Regeln als gültige Spielvereinbarung anzuerkennen und um­
zusetzen.
Die Drei­ und Vierjährigen brauchen noch die Mithilfe der Großen, um
nacheinander reihum den Spielablauf organisieren zu können. Denn dazu
müssen sie lernen sich abzuwechseln. Das ist eine wichtige Grundfähigkeit
fürs Miteinanderspielen. Als Fünf­ und Sechsjährige können sie dann schon
selbst untereinander darauf achten, dass die Reihenfolge und die Spielre­
geln eingehalten werden.
Zusammen zu spielen steigert die Freude an der Gemeinschaft. So wird
bei Kindern die Bereitschaft erhöht, sich in eine Gruppe zu integrieren.
Teamfähigkeit ist auch eine Kompetenz, die später in der Schule und im
beruflichen Leben vorausgesetzt wird.
Regelspiele sind somit eine Spielform, bei der Kinder wichtige grundlegen­
de soziale Verhaltensweisen erproben: sich auf Mitmenschen einzulassen,
Konflikte auszutragen, sich in Gruppen ein­, über­ oder unterzuordnen.
Sie sind eine spielerische Möglichkeit, bei Kindern Verständnis für die Not­
wendigkeit sozialer Spielregeln zu erwecken.
Welche Brettspiele brauchen Kinder?
Die ersten Regelspiele für Kinder ab drei Jahren sind Bilder­ und Legespiele
wie Bilderlotto oder Bilderdomino und unkomplizierte Puzzles. Sie bereiten
den Weg für einfach strukturierte Brettspiele, die die Vier­ bis Sechsjährigen
spielen. Für dieses Spielalter müssen die Spielregeln eindeutig, muss der
Spielablauf überschaubar und das Spielziel klar erkennbar sein.
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Im Spiel auf dem Brett wollen Kinder das beweisen und zeigen, was sie
können: Farben unterscheiden, sortieren, ordnen, zählen oder sich an et­
was erinnern. Die eigenen Fähigkeiten werden mit denen der mitspielenden
Kinder verglichen.
Brettspiele, die in diesem Alter Spaß machen und den Kindern Spiellust
verschaffen, brauchen Spielstrukturen, die so angelegt sind, dass das Spiel­
ziel auch ohne genau geplante Verfahrensweise erreicht werden kann. Das
Ziel des Brettspiels muss so klar sein, dass es auch durch Nebenhandlungen
nicht verzerrt und aus den Augen verloren wird.
Die Spieldauer sollte sich auf zwanzig Minuten beschränken, länger kön­
nen Kinder im Kindergartenalter sich nicht konzentrieren. Je aktiver sie
beim Brettspiel sein können, desto eher kommt diese Art von Regelspiel
ihrem Bewegungsbedürfnis entgegen: würfeln, setzen, schieben, Teile ein­
ordnen, etwas umräumen oder hinzufügen, kurzum: aktive Möglichkeiten
machen das Spiel auf dem Brett zusätzlich interessant.
Spielfiguren sollen groß und attraktiv sein, dann animieren sie zum
Spielen als auch zu sprachbegleitenden Aktivitäten und besitzen Auffor­
derungscharakter, auch für andere Spiele.
„Wer WoHnt Wo“, das dreidimensionale Gedächtnisspiel aus edlem Holz mit
handgesägten Figuren, eignet sich beispielsweise in besonderer Weise zur
Sprachbildung und Sprachförderung, da das Bewegen der Figuren und das
Sprechen gleichzeitig und sinnzusammenhängend geschieht.
Kinder brauchen Brettspiele, die ihrer Entwicklungssituation entsprechen
und die das spiegeln, was sie in ihrem Leben bewegt. Wenn Brettspiele
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eine Handlung umsetzen, wenn man spielerische Herausforderungen er­
leben kann und die Geschichte stimmig in einen übersichtlichen Spielplan
umgesetzt worden ist, dann haben sie all das, was Kinder zum Spielen mo­
tiviert: eine Botschaft und eine Atmosphäre, die Spielfreude, Lernerlebnis
und Spaß entstehen lässt.
In solchen Spielsituationen lernen Kinder, denn Spielen ist die ihnen ent­
sprechende Form des Lernens. Wer als Kind zu spielen gelernt hat, besitzt
die besten Voraussetzungen für das Lernen in der Schule.
Kinder brauchen Eltern, Erwachsene oder die Erzieherin als Spielpartner
Brettspiele sind kommunikative Übungsfelder, in denen Kinder erproben,
die Differenz zwischen Erwartungen und eigenen Bedürfnissen zu ertragen
und Frustrationstoleranz zu erwerben.
Das Kind bringt sich mit seinen ganzen Fähigkeiten, mit seiner ganzen
Kraft ins Spiel ein.
Es versucht, das Beste zu geben. Von seiner Entwicklung her hat es aber
noch Mühe mit dem Verlieren. Das wird manchmal als persönliche Nieder­
lage erlebt und empfunden, die schwer zu verkraften ist.
In solchen Situationen sind erwachsene Spielpartner besonders gefragt:
Das Kind braucht ihr mitfühlendes Verständnis, damit es seine Ich­Stärke
aufbauen und auch in jungen Jahren das Verlieren oder eine Pechsträhne
im Spiel wegstecken kann, ohne sich als Versager zu empfinden. Kritik und
Tadel beim gemeinsamen Spiel sind in diesem Alter genauso unangebracht
wie der Zwang, ein Spiel zu Ende zu spielen.
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Eine Anmerkung zum Sprachgebrauch beim Spielen:
In Brettspiel­Runden werden manchmal unbedacht harte Worte wie „Raus­
hauen“ oder „Umnieten“ gebraucht. Für die Gefühle von jüngeren Kindern
aber ist es nicht unbedeutend, ob man beim Zurücksetzen von Spielfiguren
vom „Rausschmeißen“ oder vom „Nachhausegehen“ spricht.
Das richtige Brettspiel zum richtigen Zeitpunkt
Kinder bis sechs Jahre brauchen Brettspiele, die mehr von Glück und
Zufall bestimmt sind, als von Wissen und Können.
Erst im Schulalter kommen Brettspiele in Frage, die taktische Überlegungen
erfordern.
Spielen Sie auch solche Spiele, bei denen junge Kinder oft besser sein
können als Erwachsene: Brettspiele, die intensive Erinnerungsleistungen
erfordern wie beispielsweise „ZICKE ZACKE IGELKACKE“,
„ZICKE ZACKE HÜHNERKACKE“ oder „WER WOHNT WO“.
Das meist bessere Bildgedächtnis der Kinder macht es
den mitspielenden Erwachsenen nicht so einfach,
auch als Gewinnerin oder Gewinner aus einer Spiel­
runde hervorzugehen.
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Mit Kindern spielen, heißt mit Herz und Verstand spielen
Erwachsene sollten sich darüber klar sein, dass es in einem Kinderspiel auf
dem Brett nicht darum gehen kann, ihre persönlichen, meist eher taktik­
orientierten Spielansprüche auszuleben. Dafür gibt es genügend exzellente
Brettspiele für Erwachsene - die man am besten im Freundes- und Bekann­
tenkreis spielt - oder familientaugliche Brettspiele, bei denen ältere Kinder
und Erwachsene gleichermaßen gefordert sind, wie beispielsweise “Dicke
Luft in der Gruft”, “Bamboleo” oder “Niagara”.
Wenn wir mit jungen Kindern Brettspiele spielen, geht es vielmehr darum,
dass wir uns mit Herz und Verstand in die für das Kind angelegte Spiel­
handlung einlassen.
Und bei guten Kinderspielen schließt das Spaß und Spannung nicht aus.
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UNSERE KINDERSPIELE:
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