Das Familiengeheimnis_Daniela Gaigg

Stadtmama.at Geschichten Adventkalender
1. Dezember
Das Familiengeheimnis
von Daniela Gaigg
Xaver ich muss jetzt weg
„Ich komm ja schon“ Xaver stapfte wütend die Treppen herunter. Er brachte noch kaum
die Augen auf, außerdem blendete ihn die Morgensonne durchs Küchenfenster, das
machte ihm zusätzlich schlechte Laune. Die Alte ging ihm manchmal gehörig auf die Nerven mit ihrem Stress, besonders in der Früh.
Xavers Mutter Pauline wartete am Küchentisch mit dem Frühstück und dem Handy in der
Hand. Die Firma hatte schon zweimal angerufen und es wurde Zeit, sie musste los.
„Morgen Xaver, auch schon munter? Hast du deine Schulsachen schon gepackt?“
„Beeil dich, wir müssen los“
„mrhgmgmgmgm“ Pauline hatte keine Ahnung, was Xaver da murmelte, aber sie wusste,
sie hatte es eilig und ihr Sohn offenbar nicht.
„Mach dich bitte jetzt fertig, sonst musst du halt alleine fahren“
Xaver zischte ein genervtes „fahr doch“
Pauline drehte sich um und ging aus der Küche und schüttelte den Kopf: „was war nur los
mit dem Kind?“.
Xaver drehte das Radio auf und strich sich ein Marmeladebrot. Er hörte die Tür ins
Schloss fallen. „Wann hatte Mama eigentlich zum letzten Mal mit mir einen normalen Satz
gesprochen?“ Er hatte das Gefühl, dass sich seine Mutter überhaupt nicht für ihn interessierte, sie arbeitete nur oder stresste ihn. Plötzlich fiel ihm ein, dass er vergessen hatte,
sie nach Geld zu fragen. Mist. Er ging zur Garderobe und durchwühlte die Jacken und Taschen. „Irgendwo wird sie wohl Geld haben“. In einer von Paulines alten Taschen wurde er
fündig: Fünf Euro. Er zog sie heraus und mit dem Schein fielen ein paar grellrosa Bohnen
aus der Tasche.
„Warum hat sie Bohnen in der Tasche?“ Ehe Xaver den Satz zu Ende denken konnte,
fingen die Bohnen an auszutreiben, im Highspeedtempo schossen aus den Bohnen WurDiese Geschichte ist das geistige Eigentum von Daniela Gaigg vom Blog die kleine Botin (http://diekleinebotin.at). Habt ihr Interesse an
der Verwendung dieser Zeilen abseits vom privaten Gebrauch, ist dies nur unter Zustimmung des Urhebers gestattet! Kontakt:
info(ät)diekleinebotin.at
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1. Dezember
zeln, doch was auf den ersten Blick wie Wurzeln aussah, fing sich an zu winden und zu zischen und binnen Sekunden war der Vorraum voller Schlangen, die sich bedrohlich in
Richtung Xaver aufrichteten. Er wollte schreien, aber kein Laut kam aus seinem Mund und
wer hätte ihn schon gehört, er hatte seine Mutter ja fortgeschickt.
Da hörte Xaver den Schlüssel im Schloss drehen, seine Mutter öffnete die Tür, „Xaver,
hab ich mein Telefon verg…?“
„Xaver?!?!“
In einer blitzschnellen Bewegung hechtete Pauline über die Schlangen, zog eine kleine
Phiole aus der Tasche und bespritze die Tiere mit einer leuchtend gelben Flüssigkeit. Die
Schlangen verwandelten sich zurück und übrig blieben sechs mickrige Bohnen.
Xaver wurden die Knie weich, er setzte sich auf den Boden und kämpfte mit den Tränen:
„Was, war das?“ Mehr brachte er nicht hinaus.
Pauline legte ihm die Hand auf die Schulter: „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst nicht in
meinen Sachen kramen?“ und zwinkerte ihm zu, dann sagte sie lächelnd: „Ich glaube, du
bist jetzt alt genug, dass ich es dir erzählen kann.“
Pauline nahm Xaver an der Hand, half ihm auf und führte ihn auf den Dachboden. Aus einem alten Schrank ganz hinten fischte sie eine verstaubte Truhe heraus. Sie öffnete sie
und darin befanden sich allerhand alte Bücher, Tränke mit Totenkopfsymbolen und anderen Zeichen, es waren Bohnen in verschiedensten Formen und Farben zu sehen, sowie
Gläser mit Pulver und leuchtende Steine.
„Das ist es. Unser Familiengeheimnis“
Xaver hatte immer noch keine Ahnung, wovon seine Mutter da sprach.
„Wir stammen aus einer Familie berühmter Zauberer und Zauberinnen und heute fängt
dein Unterricht an“
„Aber keine Sorge. Wir starten mit den blauen Bohnen.“
Diese Geschichte ist das geistige Eigentum von Daniela Gaigg vom Blog die kleine Botin (http://diekleinebotin.at). Habt ihr Interesse an
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