Predigt: Shalom – Gottes Geschenk für Dich

Predigt vom 13. Dezember 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona Thun
Predigt: Shalom – Gottes Geschenk für Dich
Wir alle mögen es, wenn das Leben ruhig und friedlich verläuft. Leider ist das aber nicht immer so.
Ich nehme an, dass die meisten von uns Situationen erlebt haben, in denen sie wütend geworden sind.
Ich bin jetzt neugierig und möchte von Dir wissen: Was macht Dich wütend oder sogar aggressiv?
[Beispiele aus dem Publikum]
Wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, wenn mir im Strassenverkehr jemand den Verkehr
abschneidet oder wenn meine Kinder zum zweiten oder dritten Mal in mein Büro platzen, während
ich am Predigtschreiben bin: solches macht mich wütend. Es entsteht eine Unruhe, eine innere
Spannung, die mich auch mal aus dem inneren Gleichgewicht bringen kann. Es baut sich eine Energie
auf, die raus muss und dazu ein Ventil sucht. Und es in irgendeiner Form auch findet.
Sehnsucht nach Frieden
Vermutlich kennst Du das auch. Die Situation, die da entstanden ist, beschreibe ich mit dem Stichwort
«Unfriede». Der Friede wurde verdrängt, es ist Unfriede geworden. Wenn ich solche Situationen in
meinem persönlichen Leben revue passieren lasse, dann werde ich auch mal traurig. Eigentlich hätte
ich das alles doch anders gewollt. Hätte doch viel lieber den Frieden gehabt, aber nun ist Unfriede
entstanden. Das soll sich doch wieder ändern! Ich sehne mich nach dem Frieden! Und ich weiss: Ich
bin mit dieser Sehnsucht nicht allein. Ich denke, dass tief im Innersten jeder Mensch sich sehnt nach
«Frieden».
«Sehnsucht nach Frieden»: Wenn ich über diese Worte nachdenke, merke ich, dass ganz vieles in mir
anklingt. Friede gibt es auf ganz vielen verschiedenen Ebenen: Friede in meinem Herzen. In meinen
Beziehungen, Ehe, Familie, Freunde, Arbeitskollegen, Nachbarn. Friede in der Gesellschaft. Friede
im Land. Friede aber auch weltweit. Wenn ich diese verschiedenen Ebenen für mich
übereinanderlege, dann stelle ich fest: Es gibt eine ganze Menge an Konflikten. Nicht auf jeder Ebene
gleichviele und gleich schwere – glücklicherweise. Aber das ist insgesamt ein eher schwacher Trost.
Denn alles in allem scheint der Wunsch vom umfassenden Frieden unerfüllbar, ein schier
unerreichbares Ziel. Die Sehnsucht nach Frieden wird nicht gestillt. Manche Menschen zünden eine
Friedenskerze an. Sie wollen damit ein Zeichen setzen für den Frieden. Leider bleibt aber auch da die
gewünschte Wirkung oftmals aus. Nichts desto trotz: Die Sehnsucht nach dem Frieden bleibt.
Wir wollen Frieden stiften
Im Film «Miss Undercover» (Komödie) findet die Wahl zur «Miss United States» statt. Die
Kandidatinnen werden gefragt, was denn das Wichtigste für die Welt sei. [Videoclip] Die Antwort:
«Weltfrieden». Viele Menschen bemühen sich stark um diesen Frieden. Präsidenten und Diplomaten
reisen in Krisengebiete (z.B. nach Syrien) und versuchen, die sich bekämpfenden Parteien zum
Frieden zu bewegen. Manchmal mit Erfolg, oftmals jedoch nicht. Und wenn es gelingt, bedeutet der
Friede häufig «nur» das Ende oder die Abwesenheit des Krieges. Es bräuchte jedoch noch viel mehr:
Echte Versöhnung, Wiederherstellung nicht nur von materiellen Dingen, sondern auch von
Beziehungen, Heilung der Herzen und Seelen. Ich finde es beeindruckend, was Menschen hier
manchmal hinkriegen. Doch letztlich können wir Menschen die Herzen anderer nicht grundlegend
«ins Positive» verändern, was für einen umfassenden Frieden jedoch nötig wäre. Wir stossen da an
Grenzen.
Wenn wir auf die persönliche Ebene schauen, sehen wir auch da vielerorts das menschliche Bemühen
um Frieden. Es gibt zwar auch da unzähliche Misserfolge (bleibend verfeindete Nachbarn,
abgebrochene Ehetherapien, usw.). Doch glücklicherweise gibt es immer wieder Geschichten, die gut
ausgehen. Versöhnung, die geschieht, Streit, der auf eine gute Weise beigelegt werden kann.
Meinungsverschiedenheiten, die geklärt werden können. Seelische Verletzungen, die heilen. Auch
da: Manchmal können Menschen viel Gutes zum Frieden beitragen. Doch wenn er wirklich eintritt,
ist es oftmals ein Wunder aus menschlicher Sicht. Denn Menschen haben sich für einen anderen Weg
entschieden als den bisherigen, was vielleicht niemand für möglich gehalten hätte. Verbrecher wollen
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sich versöhnen. Zerstrittene Ehepartner finden wieder zurück auf ihren gemeinsamen Weg, obwohl
sie bereits geschieden waren.1 Betrüger werden ehrlich (so auch in der Bibel, vgl. Zachäus, Lk 19).
Wenn solches geschieht, ist es irgendwie geheimnisvoll. Ein aussergewöhnlicher Friede! Ein Friede,
den kein Mensch einfach so machen kann. Ja, wenn wir Menschen versuchen, Frieden zu machen,
dann kann es sein, dass es manchmal ziemlich gut herauskommt. Doch es gibt einen Frieden, den
kein Mensch dieser Welt machen kann. Einen Frieden, den wir Menschen aber wie nichts anderes
nötig haben. Es ist ein Friede, der weit mehr bedeutet als das Ende von Krieg (sei es ein Krieg mit
Waffen oder mit Worten).
«Shalom» – mehr als menschlicher Friede
«Shalom» - der Friede Gottes! Es ist ein Friede, der unseren Verstand übersteigt. Wenn dieser Friede
eintritt, können wir das nicht vollends fassen. Es ist etwas geschehen, das immer ein Stück weit
geheimnisvoll ist. Deshalb kann man auch sagen, dass es ein Friede ist, der nicht von dieser Welt ist.
Ja: «Shalom» ist göttlich. Dieser göttliche «Shalom» ist so umfangreich, dass er nicht durch ein
einziges Wort wiedergegeben werden kann.
Am Bekanntesten ist wohl das Shalom beim Grüssen. Als wir mit dem Unti in der Synagoge waren,
wurden wir mit einem «Shalom» begrüsst und auch verabschiedet. Es ist der Wunsch nach
Gesundheit und Wohlergehen, aber auch nach dem Hingehen in Frieden.
Wenn wir in den Psalmen darauf stossen, dass Jahwe Frieden schenkt, ist viel mehr gemeint als Friede
als Gegensatz von Krieg oder Hass. Jahwes Shalom zu erhalten bedeutet auch, dass das Land
fruchtbar wird (Ps 37,11), man gesund ist (Ps 38,4; vgl. auch Jes 38,17) und es einem wohl ergeht
(Ps 73,3). Das Wohlergehen finden wir auch in einem bekannten Vers aus Jeremia 29. Ich lese ihn
euch zuerst in der bekannten Version vor:
LUT Jeremia
29:7 Suchet der Stadt Bestes, … denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's auch euch wohl.
Vom Hebräischen abgeleitet steht dort eigentlich:
"Suchet den Shalom des Landes, denn durch seinen Shalom wird euch Shalom."
Shalom hängt auch eng mit Segen zusammen. Der sog. aaronitische Segen («Der Herr segne und
behüte dich…») endet mit den Worten: «Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden
(Shalom).» Dieser zugesprochene Frieden ist eine Folge davon, dass sich der, der den Segen
empfängt, Jahwe zugewandt hat (so auch Jes 27,5). Man wendet sich auch darin Jahwe zu, dass man
nach seinen Ordnungen lebt. Der Zustand, der in der Folge eintritt, wird auch mit «Shalom»
bezeichnet. Es ist deshalb auch für uns persönlich wie auch für unser Land wichtig, dass wir nach
Jahwes Ordnungen leben. Die Grundlage bilden die 10 Gebote. Sie ermöglichen ein gutes Leben und
wenn wir nach ihnen streben, wird Jahwe Shalom schenken.
Vielleicht ist Euch aufgefallen: Bisher habe ich vom Shalom nicht als von dem Frieden im Gegensatz
zum Krieg gesprochen. In unserem Verständnis ist dieses Gegensatzpaar ja stark verankert. Wir
finden solche Stellen zwar auch in der Bibel. Aber diese von uns erwartete Bedeutung folgt in der
Aufzählung erst weit hinten. Das liegt daran, dass Shalom eher ein sozialer als ein politischer Begriff
ist. Er wird dort verwendet, wo es um Beziehungen geht. So meint Shalom auch, dass die Beziehung
zwischen zwei Parteien «in Ordnung» ist. Dies gilt für die Beziehung zwischen zwei Menschen, aber
auch ganz stark für jene zwischen dem Menschen und Jahwe. Da liegen für mich die kraftvollsten
Bedeutungen von Shalom! Die begeistern mich! So heisst Shalom immer auch «unversehrt sein»,
«ganz sein», «heil sein». Schaut, Jahwe hat uns Menschen ursprünglich zu seinem Ebenbild
geschaffen. Wunderbar und vollkommen hat er uns gemacht! Wir aber haben dies verspielt, dort im
Paradies beim Sündenfall. Wir haben die Herlichkeit verloren, die Jahwe uns geschenkt hatte (vgl.
Röm 3,23). Unsere Ebenbildlichkeit haben wir – wenigstens teilweise – zerstört. Unsere Beziehung
zu Jahwe ist zerbrochen. Und was zerbrochen ist, ist auseinandergefallen, beschädigt, nicht mehr
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ganz. Es ist nicht mehr heil, sondern benötigt Heilung. Die frohe Botschaft ist, dass diese benötigte
Heilung tatsächlich kommt! Jahwe schafft sie, denn es steht da in Jesaja 53 als Prophetie über Jesus:
Jesaja 53:5 … Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden [Shalom] hätten, und durch seine
Wunden sind wir geheilt.
LUT
Jesus trägt die Strafe für unsere Sünden, für all das, womit wir unsere Beziehung zu Jahwe zerstört
haben. Indem Jesus das alles trägt, heilt er uns, heilt er diese zerbrochene Beziehung. Durch Jesus ist
nun wieder Shalom – Frieden! Jahwe will, dass wir wieder unversehrt sind. Er will, dass wir
wiederhergestellt, wieder ganz sind – so, wie er uns ursprünglich geschaffen hat. Er schenkt uns volles
Heil, er macht uns heil – was wir spätestens dann voll und ganz erleben werden, wenn wir in seiner
neuen Schöpfung und Herrlichkeit ankommen.
Ich habe vorhin von dem Frieden gesprochen, der aus menschlicher Sicht unerklärlich ist, wenn er
eintritt. Es ist der Friede Jahwes, der Shalom, der die Herzen von uns Menschen derart heil macht,
dass wir uns echt mit anderen Menschen versöhnen können. Jahwe vermag unsere zerstörten
Beziehungen zu erneuern, weil er unsere Herzen, all unsere tiefen seelischen Wunden, heilen kann.
Wir Menschen können diese Ganzheit niemals wiederherstellen. Vieles, was wir zerstört haben,
können wir nicht reparieren. Jahwe jedoch kann es! Und er tut es auch! Er kommt mit seinem Shalom
und schafft Neues. In einem Interview hat eine Frau von ihrer Arbeit in südamerikanischen
Gefängnissen berichtet. Ihre Aufgabe ist es zu helfen, dass «Schäden», welche durch Verbrechen
begangen worden sind, «repariert» werden können. Es wurde ihr einer der gefährlichsten Verbrecher
des Landes zugeteilt. Dieser wollte anfangs gar nichts wissen von ihrem Programm. Doch dann kam
er zum Glauben an Jesus Christus. Das veränderte ihn grundlegend, sodass er mit der Frau
zusammenarbeitete und auch von sich aus begann, im Gefängnis die Versöhnung mit anderen
Gefangenen zu suchen! In diesem Mann ist der Shalom Jahwes sichtbar geworden. Er hat «repariert»
bzw. erneuert, was keinem Menschen möglich gewesen wäre.
Shalom – Gottes Geschenk für Dich
Was gibt es besseres als ein heiles Herz zu haben? Was gibt es besseres, als dass es einem wohl
ergeht? Was gibt es besseres als in echtem Frieden leben zu können, gegen über Menschen und
natürlich auch gegenüber Jahwe? Was gibt es besseres, als Jahwes Freundlichkeit zu erleben, sorglos
und ruhig durchs Leben zu können, weil Jahwe eben dafür sorgt, dass «alles gut ist»? Was gibt es
besseres als zu wissen: ‘Jahwe gibt mir umfassendes Heil’? Was gibt es somit besseres als den
Shalom, den Jahwe uns schenkt? Für mich gibt es nichts Besseres!
Jahwe schenkt uns seinen Shalom! Er tut dies v.a. in Jesus, deshalb heisst es:
LUT Epheser
2:14 Denn Er [Jesus] ist unser Friede …
Jesus ist der Retter und Erlöser und eben auch der Friede. Durch den Heiligen Geist wohnt er in uns.
So wird es verständlich, wie es dazu kommt, dass wir diesen echten, tiefen, unfassbaren Frieden, den
«Shalom», in unserem Herzen haben können. Frieden im Herzen – ein Geschenk unseres dreieinen
Gottes!
Weihnachten ist in unserer Kultur immer auch die Zeit der Geschenke. Wie gut aber, dass Jahwe uns
den Shalom nicht nur an Weihnachten schenkt, sondern täglich. «Danke von Herzen, Jahwe!»
Amen.
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Predigt vom 13. Dezember 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona Thun
Einige Fragen, z.B. für den Hauskreis:
In welchen Situationen Deines Lebens wünschst Du Dir Frieden?
Wo hast Du schon versucht, Frieden zu stiften? Wo ist es gelungen, wo nicht? Was hat gefehlt?
Welcher Aspekt des «Shalom» spricht Dich nach dieser Predigt am meisten an? Weshalb?
In welchen Situationen Deines Lebens erlebst Du den «Shalom» besonders? Wo wünschst Du Dir
mehr davon?
Was bedeutet es Dir, dass Jahwe Dir seinen «Shalom» täglich schenkt?
Wie könntest Du ein Botschafter des «Shalom» sein, ihn in Dein Umfeld hineintragen und ihn
bekannt machen?
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