12.11.2015 Pro Senectute Thurgau Symposium: Hochaltrigkeit als Lebensmodell Weinfelden, 11. 11. 2015 Beitrag von Urs Kalbermatten Positive Werte aus einer Studie und der Literatur Negative Werte Grenzsituationen im hohen Alter Herausforderungen in der Lebensphase „Hochaltrigkeit“ 1 12.11.2015 In dieser Studie wurden vor allem ideelle, spirituelle und soziale Werte als Grund für Lebenszufriedenheit im hohen Alter genannt. Hochaltrigkeit hat einen Wert und Akzeptanz bei Individuum und Gesellschaft: Gegenseitiges Lernen (Intergenerativität) und Weitergabe; Wissen wird vergrössert durch Auseinandersetzung mit Werden und Vergehen; Erfahrungsaustausch und Auseinandersetzung mit Lebenslage. Musse, Entschleunigung Erweiterung der Alltagsgestaltung Neue Interessen Persönlichkeitsentwicklung nutzen Lebenszeit nutzen Herausforderungen begegnen Menschlichkeit und Zwischenmenschlichkeit Auseinandersetzung mit Sterben und Tod Normalität, Gleichbehandlung aller Achtung der Würde 2 12.11.2015 Weisheit, Sicht des Wesentlichen, Weitsicht Gelassenheit, Verträglichkeit, Offenheit Spiritualität, Lebenssinn, positive Lebensbewertung Adaptativer Umgang mit Verlusten, Erfahrung mit Härten des Lebens, robuste Person Emotionale Reifung: Güte, Abgeklärtheit Selbstvergewisserung was gut ist, Lebenswille Selektionsprozesse zur Optimierung Rückgriff auf Ressourcen, Aktivitäten Weitergabe (Wissen, Werten, Unterstützung) Generativität, Verlässlichkeit, Bindung 1. These: Hochaltrige Menschen sind Individuen und nicht alle sind weise, gelassen, reif usw. 2. These: Der Kern der Persönlichkeit kommt akzentuiert (positiv/negativ) zur Geltung 3. These: Grund dafür: Soziale Normen und Abhhängigkeiten entfallen, keine Sanktionen, „Narrenfreiheit“ 3 12.11.2015 Staunen über das Leben und eigenes Unwissen Schätzen von Schönheiten, kleinen Sachen Lebensphilosophie, Träume, Ideen Bereitschaft auch die Schwere zu akzeptieren Durchhaltevermögen, Beharrlichkeit Mitverantwortung, Unterstützung annehmen Die Einfachheit der Existenz (echte Werte) begreifen ohne Beruf, Status, Geld, Vermögen Sinnfindung und Begeisterung (Liebe zu Erkenntnis, eigene Person, Mitwelt, Geistiges) Entschleunigung, Faulenzen, Naturerleben, ohne Stress, Meditieren Das hohe Alter hat in der Gesellschaft keinen hohen Stellenwert und bringt nicht erstrebenswerte Zustände wie: Abbauprozesse, chronische Krankheiten Pflegefall, Unselbständigkeit Kostenfaktor Krankenkassen, Rentensystem Unsicherheit, Ängste Hohes Alter als gesellschaftliche Belastung Multimorbidität, Sterbephase Leiden zu ertragen hat keinen Sinn 4 12.11.2015 4. These: Körperliche und materielle Werte haben in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert, die letzte Lebensphase wird weitgehend darauf reduziert und wird dadurch wie entwertet. 5. These: Geistige Werte werden weniger thematisiert. Hochaltrigen werden Zukunft, Kreativität und Potenziale abgesprochen. 6. These: Defizite gehören zum hohen Alter geistige, psychische Prozesse aber auch, ihnen sollte mehr Beachtung geschenkt, da hier die hochaltrigen Menschen gefördert werden können. Hochaltrigkeit bringt die Menschen oft an Lebensübergänge wie Verwitwung, chronische Krankheit, Abbau, Heimeintritt, Sterben und Tod. Diese können zu Grenzsituationen werden, wo man sich der Grenzen des Lebens bewusst wird, aber auch an seine Grenzen stossen kann. 7. These: Hochaltrigkeit erfordert eine kreative Auseinandersetzung mit Grenzen und Stärken und stellt eine anspruchsvolle Lebensphase dar, die es nach subjektiven Kriterien zu gestalten gilt. 5 12.11.2015 1981 2001 2014 Männer 72.4 J 77.4 J 81.0 J Frauen 79.2 J 83.1 J 85.2 J Die Lebenswartung ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Heute kommen gut die Hälfte der Menschen ins hohe Alter. Hochaltrigkeit ist keine Ausnahme mehr sondern ist Normalität geworden. Sie wird zur bewussten gesellschaftlichen Auseinandersetzung. – Ihr Wert und Beitrag für die Gesellschaft wird aber zu wenig thematisiert. Hochaltrige haben die gleichen Rechte. 8. These: Die Hochaltrigkeit lernt uns, dass Grenzen und Leid zu unserer Existenz gehören. Sie können in jeder Lebensphase auftreten! 9. These: Der Mensch ist sowohl Individuum wie soziales Wesen. Wir sind bei der Geburt und mit hoher Wahrscheinlichkeit im hohen Alter von Mitmenschen abhängig. Unser Leben bedingt soziales Getragensein, lernen abhängig zu sein. (Auch wenn wir dies als Erwachsene oft vergessen.) 10. These: Hochaltrigkeit konfrontiert uns mit einer Existenzform, bei der übliche Werte wie Beruf, Geld, oder Gesundheit nicht mehr zentral sind und andere Werte in den Vordergrund treten. 11. These: Als geistige Wesen werden selbstschöpferische Werte und Selbstkreativität gefragt in der Lebensgestaltung gefragt. 6 12.11.2015 Kann schwierig sein, da man den gesellschaftlichen Idealvorstellungen nicht entspricht: Ideale Ältere Menschen Arbeit haben (grösster Wert) Jung sein Gesund sein Unabhängig sein Nicht gebraucht werden Sind hochaltrig Abbauprozesse Abhängigkeit 13 Ressourcen nutzen, Potenziale entfalten, Aufgaben, Lebensziele, Sinnfindung Neue Alterskultur schaffen – Hochaltrigkeit muss differenzierter und ganzheitlicher wahrgenommen werden. Als Option gehört Hochaltrigkeit in die Lebensplanung des Einzelnen und der Gesellschaft: Vorhersehbarkeit, Planung, Strategien, Vorsorge und Vorbereitung für den Umgang mit Grenzsituationen. 7 12.11.2015 13. These: Menschen gestalten ihre hohes Alter sehr unterschiedlich und begegnen Grenzen sehr verschieden. 14. These: Folglich sind selbstschöpferische Kräfte sehr gefragt, um auch im hohen Alter seine Potenziale auszuschöpfen. 15. These: Zentraler Zugang zur Sinnfindung besteht darin Begeisterung für Handlungen und Beziehungen zu entfachen. Sich annehmen und sich auf die jetzige Lebenslage einzulassen sind Bedingung dazu. Sich mit Neuem befassen, ausprobieren. Kreativer Umgang mit dem Reichtum des Denkens, der Wünsche, Pläne, Sehnsüchte, Visionen, Sinnangebote. Mit Liebe seine Lebenswelt sich schaffen. Liegt hier ein zentraler Wert des hohen Alters? 8 12.11.2015 Neue Facetten zur Person integrieren. Wie gestalte ich mein Leben unter der neuen Bedingung als Kranker, Sterbender? (Jeder reagiert anders. Kaum vorhersagbar, wer sich gut in seinen Grenzen akzeptieren wird.) Der Einzelne schafft seine Gestalt, was er aus dem hohen Alter macht. Wir haben eine Vielfalt der Lebensgestaltung im hohen Alter. Von Selbstaufgabe, Gleichgültigkeit zur Lebenskunst trotz der Schwere, Schönes und Gutes nutzen. – Im hohen Alter zeigt sich, zu was der Mensch fähig ist. Meisterstück des Lebens? 16. These: Die Gesellschaft kann mit ihren Werten fördernd oder hindern sein das hohe Alter zu gestalten und nicht sich fremd fühlen in der Gesellschaft. 17. These: Zur Hochaltrigkeit gehört soziales Getragensein vorzubereiten und zulassen. Jemand haben, der sich um einen kümmert. Welche gesellschaftlichen Bilder des hohen Alters übernehmen wir: Ruhestand, Leidensszenarien, Angstszenarien oder Angebote zur Reifung? Wir alle sind gefordert zu neuen Formen der Lebensgestaltung und Partizipation im hohen Alter. 9 12.11.2015 Was bleibt? Was weglassen? Was ändern? Was neu? Literatur Haushalt Wohnung Malen Naturerleben Bergwandern Spaziergänge Philosophie Beziehungen Freiwilligenarbeit Engagement Enkelkind Neugierde Reisen Mobilität Fotobearbeitung Das Leben ist unser höchster Wert und den haben wir auch in der Hochaltrigkeit! 10
© Copyright 2024 ExpyDoc